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Die Erfindung betrifft einen in sich zusammenfaltbaren Rollstuhl mit klappbaren gepolsterten Sitzelementen für gehbehinderte Menschen.
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[Stand der Technik]
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Im Alltag sind unzählige zusammenklapp- oder faltbare Rollstühle zur Fortbewegung insbesondere für gehbehinderte Menschen in verschiedenen Ausführungsformen bekannt. Im Allgemeinen besitzen diese Rollstühle im zusammengeklappten Zustand bei Verwendung hochwertiger Polsterungen der Sitzelemente keinen ausreichenden Schutz gegen äußere Einwirkungen.
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Gerade ein durchgehendes Sitzpolster, welches ein angenehmes ergonomisches Sitzen ermöglicht, ist für einen zusammenfaltbaren Rollstuhl problematisch. So kann es beim Transport bzw. Rangieren von einem Ort zum nächsten oder beim Transport im Kofferraum eines Pkw zu Beschädigungen der Polster kommen.
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Für diesen Umstand sind zwar externe Schutzelemente bekannt, welche jedoch zusätzlich mitgeführt werden müssen.
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Die Patentschrift
AT 37 140 E beschreibt einen faltbaren Rollstuhl mit einem Tragegestell, lenkbaren Vorderrädern und zwei Antriebsrädern, wobei das Tragegestell aus zwei rechteckigen Seitenrahmen besteht, die über Verbindungselemente und eine Gelenkanordnung in einem Abstand zueinander gehalten werden, wobei Sitz und Rückenlehne aus aufgespannten Tüchern bestehen. Mit dieser Anordnung sind keine bequemen und ergonomisch geformten Sitze ausführbar.
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Ein weiterer zusammenklappbarer Rollstuhl mit einem Scherengittermechanismus ist aus der
DE 43 15 740 A1 bekannt, wobei auch hier als Material für den Sitz und die Lehne ein flexibles Gewebe verwendet wird. Dieses ermöglicht zwar einen platzsparenden Faltzustand, trägt aber nicht zu einem angenehmen Sitzgefühl bei. Aber gerade gehbehinderte Menschen verbringen den größten Teil ihres Tages sitzend im Rollstuhl.
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Die Lösung aus der
DE 297 18 534 U1 stellt einen zusammenklappbaren Rollstuhl vor, bei dem nach dem Auseinanderfalten Sitz und Rückenlehne in Form einer Sitzschale über Schnellkupplungsmittel in den Fahrwerksrahmen eingesetzt werden. Da die Sitzschale komplett gesondert verstaut werden muss, ist ein hoher Transportbedarf erforderlich.
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Der zusammenklappbare Rollstuhl gemäß der
EP 0 561 774 B1 (
DE 689 18 465 T2 ) beschreibt eine Lösung, bei der die Seitenteile des Rollstuhls durch das Zusammenwirken von Sitzfläche, Rückenlehne und Fußauflage erfolgt, welche jeweils ein Stück oder zwei gelenkig miteinander verbundene Stücke umfassen, wobei die Sitzfläche und die Rückenlehne aus zwei starren miteinander verbundenen Halbstücken bestehen, die entlang der Mittelachse gelenkig verbunden sind. Bei dieser Lösung weist das Sitzpolster immer nach außen und es ist ohne besondere Schutzmaßnahmen kein Schutz gegen äußere Einflüsse gegeben.
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In der Erfindung
US 4 477 098 A wird ein über ein Scherengitter zusammenklappbarer Rollstuhl vorgestellt, bei dem Sitz- und Rückenlehne über einen Halterahmen aufgespannt wird. Auch bei dieser Lösung wird der Sitz und die Rückenlehne beim Klappen gefaltet und kann somit kein ergonomisch geformtes Polster aufweisen.
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Schließlich beschreibt die
US 5 904 398 A einen zusammenklappbaren Rollstuhl mit einer ergonomisch geformten Sitzeinheit, bestehend aus Sitz- und Rückenlehne. Die gesamte Sitzeinheit wird nachträglich in das Faltgestell eingesetzt und muss im zusammengeklappten Zustand des Rollstuhls separat mitgeführt werden.
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[Aufgabe der Erfindung]
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Aufgabe der Erfindung ist es, einen in sich zusammenfaltbaren Rollstuhl zu schaffen, der schnell, platzsparend, leichtläufig und unkompliziert einschließlich der Sitzelemente zusammenklappbar ist. Es sollen hochwertige, ergonomisch geformte Polster an Sitz und Lehne eingesetzt und die Sitzelemente ohne Demontage in den gefalteten Zustand des Rollstuhls einbezogen werden, um diese dabei gleichzeitig gegen äußere Einflüsse zu schützen.
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Die Aufgabe wird mit den Merkmalen des 1. Patentanspruchs gelöst. Vorteilhafte Weiterentwicklungen und Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Der zusammenklappbare Rollstuhl besteht aus zwei Rahmenteilen mit jeweils einem Antriebsrad und einem lenkbaren Rad, die durch ein Scherengitter, einen Sitz, der auf Sitzauflagenstreben längs zur Fahrtrichtung beidseitig in den Rahmenteilen aufliegt, und eine Rückenlehne miteinander verbunden sind, wobei die Verbindung über den Sitz und die Rückenlehne nur im fahrbereiten Zustand des Rollstuhls eine stabile ist.
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Die Rückenlehne, die die beiden Rahmenteile miteinander verbindet, ist über einen Schwenkhebel an einem der Rahmenteile befestigt. Der Schwenkhebel ist sowohl an der Rückenlehne als auch an einem im Wesentlichen vertikal angeordneten Rahmenholm eines der beiden Rahmenteile über ein Drehgelenk gelagert. Dadurch kann die Rückenlehne beim Zusammenklappen des Rollstuhls zunächst nach Hinten vom Sitz weggeschwenkt werden, so dass dieser ebenfalls aus seiner Verankerung gelöst und hochgeklappt werden kann. Nach dem Hochklappen des Sitzes in eine vertikale Lage wird vor dem Zusammenschieben der beiden Rahmenteile des Rollstuhls die Rückenlehne in ihren beiden Gelenken gegenläufig nach vorn geschwenkt, um parallel mit ihrer Polsterfläche gegen die Polsterfläche des Sitzes ausgerichtet werden zu können.
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Der Sitz ist über ein doppelgelenkiges Hebelgestänge, ähnlich einem Kniehebel, mit einer Sitzauflagestrebe in dem Rahmenteil verbunden, das dem Rahmenteil gegenüber liegt, an dem die Lehne schwenkbar angeordnet ist. Um ein Verkanten der Sitzfläche zwischen den beiden Rahmenteilen beim Verschwenken zu vermeiden, sind zwei Hebelgestänge unter dem Sitz angeordnet.
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Mittels dem Hebelgestänge wird der Sitz durch Translation und Rotation zwischen den beiden Rahmenteilen mit seiner Polsterfläche gegen die Polsterfläche der Rückenlehne verschwenkt. Im fahrbereiten auseinandergeklappten Zustand des Rollstuhls liegt der Sitz auf den Sitzauflagestreben in den Rahmenteilen auf und schafft so, wie auch die in den Rahmenteilen verankerte Rückenlehne eine stabile Verbindung zwischen den beiden Rahmenteilen.
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Da die Sitzauflagestreben gleichzeitig mit dem Scherengitter verbunden sind, sind die Sitzauflagestreben in den Rahmenteilen durch Laufbuchsen translatorisch und rotatorisch leicht beweglich angeordnet. Dadurch wird während des Zusammenklappens des Rollstuhls gleichzeitig der angeklappte Sitz aus dem Kreuzungsbereich des Scherengitters herausgehoben.
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[Beispiele]
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An Hand von Zeichnungen werden Aufbau und Wirkungsweise der Erfindung näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 den zusammenklappbaren Rollstuhl in einer Gesamtansicht
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2 einen Klappmechanismus der Rückenlehne
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3 einen Klappmechanismus des Sitzes mit Kniehebel
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4 einen Klappmechanismus des Sitzes mit verkürztem Rahmenhebel
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5 den Rollstuhl mit angeklappten Sitz und Rückenlehne
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1 zeigt eine Ausführung des zusammenklappbaren Rollstuhls in perspektivischer Ansicht. Er besteht hauptsächlich aus zwei Rahmenteilen 1a und 1b mit jeweils einem Antriebsrad 2 und einem lenkbaren Rad 3, die über ein eingelenkiges Scherengitter 4 miteinander zusammenfaltbar verbunden sind, einer Rückenlehne 7 mit einer Polsterung 23, die beidseitig an zwei, im Wesentlichen vertikal ausgerichteten, in Fahrtrichtung hinteren Rahmenholmen 10, die auch als manuelle Rollstuhlschubvorrichtung genutzt werden können, lösbar befestigt ist, und einem Sitz 5 mit einer Sitzfläche 20, der auf, in den beiden Rahmenteilen 1a, 1b angeordneten Sitzauflagestreben 6 aufliegt. Die Sitzauflagestreben 6 sind zwischen den zwei im Wesentlichen senkrecht und parallel angeordneten Rahmenholmen 10, 11 gleitbar und drehbar angeordnet und jeweils mit den oberen Enden, der über ein Scherengelenk gekreuzte Hebel des Scherengitters 4 verbunden. Die Sitzauflagestreben 6 sind dazu jeweils an den Rahmenholmen 10 und 11 durch Laufbuchsen 24 beweglich montiert.
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Die beiden Antriebsräder 2 sind an den Rahmenteilen 1a, 1b in vorteilhafter Weise zwecks Verringerung des Kippmomentes hinter dem Schwerpunkt des Sitzes 5 angebracht. Die beiden lenkbaren Räder 3 befinden sich am vorderen Teil der Rahmenteile 1a, 1b und können beispielsweise durch eine Gabellagerung drehbar befestigt werden. Die Betätigung der Lenkung kann mittels mechanischem oder elektrischem Dazutun über eine Schubstange erfolgen, welche entweder mittels Fuß oder Handbetätigung oder durch vektorielle Kraftänderung externer Personen gewährleistet wird.
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Zur Spurhaltung beim Lenken sind die lenkbaren Räder 3 über eine falt- und arretierbare Spurstange 27 miteinander verbunden.
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2 zeigt den Klapp- bzw. Schwenkmechanismus der Rückenlehne 7. Die Rückenlehne verbindet über eine Haltestrebe 12 die beiden Rahmenteile 1a und 1b an den hinteren Rahmenholmen 10. Für eine bessere Stabilität ist die Rückenlehne 7 in 2 mit zwei Haltestreben 12 ausgerüstet. Zwischen den beiden Haltestreben 12 und einem der Rahmenholme 10 sind Schwenkhebel 8 angeordnet. Die Schwenkhebel 8 sind an den Haltestreben 12 mittels Lehnengelenken 9 und an dem Rahmenholm 10 des Rahmenteils 1b über Rahmenholmgelenke 13 verbunden.
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Um die Rückenlehne 7 von einer Sitzstellung in eine Klappstellung zu bringen, müssen die Arretierungen 25, hier als Steckverbindungen ausgeführt, der Haltestreben 12 an den Rahmenholmen 10 gelöst werden, damit die Rückenlehne 7 zwischen den Rahmenholmen 10 und den Rahmenteilen 1a und 1b heraus geschwenkt werden kann. Über eine leichte Diagonalstellung der Rückenlehne 7 wird mittels einer geringfügigen Drehung an den Drehpunkten 9, 13 der Lehnenschwenkhebel 8, die Rückenlehne 7 zwischen den beiden Rahmenholmen 10 in Fahrtrichtung nach hinten aus dem Bereich des Sitzes 5 heraus bewegt.
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Wenn sich die Rückenlehne 7 weit genug hinter den Rahmenholmen 10 befindet, wird die Rückenlehne 7 mit Ihrer Rückseite an die Schwenkhebel 8 angelegt, um dann, nachdem der Sitz 5 hochgeklappt wurde, die Rückenlehne 7 mittels der Schwenkhebel 8 wieder zurück zu schwenken, um dann die Rückenlehne 7 parallel zu den Rahmenteilen 1a, 1b mit ihrer Polsterseite 23 gegenüber dem Polster 20 des hochgeklappten Sitzes 5 zu platzieren. Die Rückenlehne 7 nimmt dann die in 5 dargestellte Position ein.
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In 3 ist die Klapp- bzw. Schwenkvorrichtung des Sitzes 5 im fahrbereiten Zustand des Rollstuhls dargestellt. Die Polsterfläche 20 des Sitzes 5 befindet sich in Sitzbereitschaft. Über zwei Streben 21 zur Abstützung der Sitzfläche 20 liegt der Sitz 5 auf den Sitzauflagestreben 6 innerhalb der beiden Rahmenteile 1a und 1b auf.
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Unterhalb des Sitzes 5 ist an den beiden dargestellten Streben 21 jeweils ein gelenkiges Hebelgestänge 14, ähnlich einem Kniehebel angelenkt. Eine Ausführung mit nur einem Hebelgestänge 14 ist auch denkbar. Das Hebelgestänge 14 besteht aus einem Sitzhebel 15, der an einer Strebe 21 an der Sitzfläche 20 über ein Sitzgelenk 18 angelenkt ist, und einem Rahmenhebel 16, der über ein Rahmenholmgelenk 19 mit der Sitzauflagestrebe 6 im Rahmenteil 1a verbunden ist.
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Beim Zusammenklappen des Rollstuhls wird, nachdem die Rückenlehne 7 nach hinten ausgeschwenkt wurde, der Sitz 5 angehoben und in eine vertikale Position parallel zu dem Rahmenteil 1a mit der Sitzauflagestrebe 6 gebracht, an der auch ein Hebelende des Scherengitters 4 angelenkt ist. Der Sitz 5 liegt dann mit seinen Streben 21 am Rahmenteil 1a an und weist mit seiner Polsterfläche 20 gegen die Polsterfläche 23 der zuvor eingeschwenkten Rückenlehne 7. Zu sehen in 5.
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Eine gegenüber 3 abgewandelte Form des Sitzhebelmechanismus ist in 4 dargestellt. Der Sitz 5 ist durch eine gestrichelte Linie angedeutet. Jeder der beiden dargestellten gelenkigen Kniehebel 14 besteht ebenfalls aus einem Sitzhebel 15 und einem Rahmenhebel 16, die durch ein Kniegelenk 17 miteinander verbunden sind, wobei in dieser Ausführung der Kniehebel 14 einen verkürzten Rahmenhebel 16 besitzt und das Gelenk 19 (3) des Rahmenhebels 16 direkt an der Sitzauflagestrebe 6 als Drehschellengelenk 28 gelagert ist.
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Die Arretierung der Streben 21 des Sitzes 5 ist an der Sitzauflagestrebe 6 in Form einer Bolzenverankerung 22 zwischen den Sitzflächenstreben 21 und den Sitzauflagestreben 6 ausgeführt.
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Der Vorgang des Zusammenfaltens des Rollstuhls ist in 5 verdeutlicht. Zur besseren Darstellung ist das Scherengitter 4 leicht geöffnet und die Rückenlehne 7 noch leicht nach hinten geschwenkt. Beim weiteren Zusammenschieben der beiden Rahmenteile 1a und 1b mit Hilfe des Scherengitters 4, werden die Polsteroberflächen 20 und 23 des Sitzes 5 und der Rückenlehne 7 schonend gegeneinander gepresst. Die beiden Sitzauflagenstreben 6 gleiten bewegt durch die oberen Hebelenden des Scherengitters zwischen den Holmen 10 und 11 der beiden Rahmenteile 1a und 1b nach oben. Die Sitzauflagenstreben 6 sind dazu an den Rahmenholmen 10 und 11 in Laufbuchsen 24 gelagert.
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In 5 sind die Laufbuchsen 24 schematisch als Hülsen dargestellt. Die Buchsen 24 müssen jedoch, insbesondere an den hinteren Rahmenholmen 10, geöffnet sein, damit sie an den Befestigungspunkten der Schwenkhebel 8 und den Arretierungen 25 (2) vorbei gleiten können.
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Bezugszeichenliste
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- 1a
- Rahmenteil
- 1b
- Rahmenteil
- 2
- Antriebsrad
- 3
- lenkbares Rad
- 4
- eingelenkiges Scherengitter
- 5
- Sitz
- 6
- Sitzauflagestreben
- 7
- Rückenlehne
- 8
- Schwenkhebel
- 9
- Lehnengelenk
- 10
- Hinterer Rahmenholm
- 11
- Vorderer Rahmenholm
- 12
- Haltestrebe Rückenlehne
- 13
- Rahmenholmgelenk
- 14
- Hebelgestänge, Kniegelenk
- 15
- Sitzhebel
- 16
- Rahmenhebel
- 17
- Kniegelenk
- 18
- Sitzgelenk
- 19
- Rahmengelenk
- 20
- Sitzfläche, Polsterfläche Sitz
- 21
- Streben der Sitzfläche
- 22
- Arretierung der Sitzfläche
- 23
- Lehnenfläche, Polsterfläche Rückenlehne
- 24
- Laufbuchsen
- 25
- Arretierung Rückenlehne
- 26
- Vertikalverschiebung Rückenlehne
- 27
- Spurstange
- 28
- Drehschellengelenk