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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Kastenmöbelstücks aus Metallblech.
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Es ist bekannt, solche Kastenmöbelstücke herzustellen, indem einzelne Bleche, die die entsprechenden Wände des Kastenmöbelstücks bilden, aneinander befestigt, insbesondere miteinander verschweißt werden. Solche Kastenmöbelstücke werden daher aus Einzelteilen hergestellt, die über mehr oder weniger aufwendige Verfahren miteinander verbunden werden.
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Maßanfertigungen sind hierbei als Einzelanfertigungen aufwendig und teuer. Wenn man die Tiefe ändern möchte, muss man vier Flächen ändern. Will man die Breite ändern, muss man ebenfalls vier Flächen ändern. Dies trifft auch für eine Änderung der Höhe zu. Will man gar die rechtwinklige Grundfläche verändern, ist der Anfertigungsaufwand zusammen mit den ohnehin aufwendigen, jetzt nicht mehr rechtwinkligen Verbindungen der Flächen miteinander kaum zu bezahlen und wird in der industriellen Fertigung nicht angeboten. In neuerer Zeit haben sich im gewerblichen Bereich und in der Lebensmittelindustrie Kastenmöbel aus gekanteten Blechen durchgesetzt, wobei jedoch das Bauprinzip gleichgeblieben ist. Hier werden fünf gekantete Bleche zusammengesetzt und miteinander verbunden (miteinander verschweißt) und bilden einen Korpus.
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Die bekannten Verfahren dieser Art sind aufwendig und bieten kaum Variationsmöglichkeiten in Bezug auf eine Änderung der Abmessungen der herzustellenden Kastenmöbel.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der angegebenen Art zu schaffen, mit dem sich Kastenmöbel besonders einfach und mit besonders geringem Zeitaufwand herstellen lassen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Herstellung eines Kastenmöbelstücks aus Metallblech gelöst, das die folgenden Schritte umfasst:
Bereitstellen eines Rechteckbleches;
zweifaches Kanten des Rechteckbleches zur Herstellung eines Korpus mit einer Rückwand und zwei Seitenwänden;
Abkanten aller Ränder des Bleches zur Ausbildung von umlaufenden Kantungen für die Befestigung von Bodenwand, Deckwand und ggf. Front mit Ausklinken der Kantungsbereiche des Bleches an den Ecken und Wandübergangsstellen; und
Bereitstellen einer Bodenwand und einer Deckwand und Befestigen derselben am Korpus mithilfe der Kantungen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren verändert das gängige Bauprinzip in der Weise, dass die drei vertikalen Flächen des Korpus aus einem Stück Blech durch bloßes Abkanten hergestellt werden. Nach dem Abkanten aller Ränder mit Ausklinken der Kantungsbereiche des Bleches an den Ecken und Wandübergangsstellen müssen nur noch die Bodenwand und Deckwand mithilfe der Kantungen am Korpus befestigt werden.
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Alle sonst zeitintensiv hergestellten vertikalen Verbindungen werden durch die Kantvorgänge ersetzt. Maßanfertigungen können jetzt ohne großen Mehraufwand angeboten werden. Wird eine andere Tiefe bzw. Breite gewünscht, wird das Blech zweimal an einer anderen Stelle gekantet.
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Die vorstehend wiedergegebenen Verfahrensschritte sind nicht auf die angeführte Reihenfolge festgelegt. So können die Ränder des Korpus auch vor dem zweifachen Kanten des Rechteckbleches abgekantet werden. Dies trifft auch auf das Ausklinken der Kantungsbereiche an den Ecken und Wandübergangsstellen zu. Auch kann vor dem Abkanten der Ränder ausgeklinkt werden. In der Regel muss jedoch beim Kanten von sich treffenden Kantungen vorher ausgeklinkt werden.
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Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird ein Rechteckblech mit normierter Größe bereitgestellt, dessen Breite etwa der Summe aus zwei Tiefen und einer Breite des herzustellenden Kantenmöbelstücks entspricht, so dass sich der Korpus im Wesentlichen verschnittfrei nur durch Kantung herstellen lässt. Dieses Verfahren ist besonders geeignet, da es sich besonders einfach und mit besonders geringem Zeitaufwand durchführen lässt. Das zur Verfügung stehende Material in Form eines Rechteckbleches wird, abgesehen von den Ausklinkungen, vollständig genutzt.
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Bei dieser Ausführungsform lassen sich aus mehreren Rechteckblechen gleicher normierter Größe Korpusse mit unterschiedlicher Breite/Tiefe im Wesentlichen verschnittfrei herstellen. Diese Vorgehensweise ist besonders materialsparend. Aus Blechen gleicher Größe lassen sich somit Kastenmöbelstücke herstellen, die verschiedene Breiten und Tiefen besitzen, ohne dass Verschnitt anfällt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders vorteilhaft, wenn ein bereits oberflächenbehandeltes/veredeltes Rechteckblech gekantet wird. Es kommen daher Bleche zum Einsatz, die bereits vor dem Kanten oberflächenveredelt worden sind, d. h. lackiert, eloxiert, anodisiert, pulverbeschichtet, strukturiert etc., sind. Nach dem Kanten sind dann nicht nur die Korpusse, sondern auch die Oberflächen fertig. Es gibt kein Qualitätsgefälle mehr, weder von vorne nach hinten, noch von außen nach innen. Die entsprechenden Möbelstücke müssen nicht mehr an der Wand stehen, sondern können sich auch mitten im Raum befinden und sind innen so schön wie außen.
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Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Abkantungen sind, abgesehen von den Ausklinkungen, an allen Rändern vorhanden und vorzugsweise gleich dimensioniert. Die Kantungen dienen zur Befestigung von Boden, Deckel und ggf. Front, ferner zur Erhöhung der Steifigkeit, insbesondere im Frontbereich.
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Bodenwand und Deckwand werden vorzugsweise auf ihren Seitenflächen, d. h. auch hinten und ggf. vorne, mit Nuten versehen. Ihre Befestigung am Korpus erfolgt dabei insbesondere durch Einschieben der jeweiligen Abkantungen in diese Nuten. Auf diese Weise wird eine einfache und sichere Befestigung der Boden- und Deckwand am Korpus erreicht.
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Als Boden- und Deckwand werden vorzugsweise solche aus Holz verwendet. Mit diesem Material lässt sich die vorstehend beschriebene Art der Befestigung besonders einfach und zweckmäßig durchführen.
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Zur Anbringung einer Front am Korpus wird vorzugsweise ein eine Befestigungsstruktur aufweisendes Profil an der zur Front benachbarten Umkantung der Seitenwand des Korpus angebracht. Mithilfe eines solchen Profils lässt sich eine entsprechende Front sicher und einfach anbringen. Beispielsweise kann hierbei als Frontelement mindestens eine in einer Nut des angebrachten Profils geführte Schiebetür montiert werden.
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Der Begriff „Rechteckblech” deckt natürlich auch quadratische Bleche ab.
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Vorzugsweise wird das Rechteckblech so gekantet, dass sich ein Kastenmöbelstück im Hochformat oder Querformat ergibt.
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Nur durch die Wahl der Kantung können daher völlig verschiedene Kastenmöbeltypen gefertigt werden. Es lässt sich daher, je nach Wahl der Kantung, entweder ein Hochformat- oder ein Querformatkorpus erstellen.
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Bei einer anderen Ausführungsform der Erfindung werden eine Deckwand und/oder eine Bodenwand, die sowohl seitlich als auch vorne und hinten über den Korpus überstehen, auf die umlaufende Kantung des Korpus aufgelegt und mit dieser verbunden. Diese Ausführungsform kommt insbesondere bei Querformat-Möbelstücken zur Anwendung. Bei dieser Ausführungsform können anders als bei den Hochformatmöbelstücken Boden- und Deckwand nicht identisch sein.
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Eine Stabilisierung des hergestellten Korpus durch Einsatz/Einschubbleche ist möglich.
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Was die Front anbetrifft, so werden bei einer speziellen Ausführungsform zwei Vertikalschiebetüren vorgesehen, die hintereinander in je einer Nut eines Führungsprofils bis zu den vorgesehenen Stabilisierungsflächen (Einsatz/Einschubblechen) über die ganze Front einzeln verschoben werden können. In diesem Fall wird ein Führungsprofil mit der umlaufenden Kantung verbunden.
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Bei einer anderen Ausführungsform werden zwei Drehfalttüren vorgesehen, die an einem von außen nicht sichtbaren Vierkantrohr schwenkbar montiert werden und vorzugsweise von der oberen bis zur unteren Stabilisierungsfläche reichen. In diesem Fall wird das Vierkantrohr mit der umlaufenden Kantung verbunden.
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Vorzugsweise werden bei den Querformatmöbelstücken nur je zwei Drehfalttüren vorgesehen. Hier wird das zu den Drehfalttüren gehörende Vierkantrohr von außen nicht sichtbar an der umlaufenden Kantung der Stabilisierungsflächen vorne rechts und links montiert.
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Bei der Ausführungsform mit zwei Vertikalschiebetüren wird das angebrachte Profil vorzugsweise mit zwei Nuten versehen. Bei der Ausführungsform mit zwei Drehfalttüren wird je Seite und je Drehfalttür zur Stabilisierung der umlaufenden Kantung vorzugsweise ein Quadratrohr angebracht, an dem die zweiteilige Drehfalttür schwenkbar montiert wird.
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Bei den Kastenmöbelstücken handelt es sich vorzugsweise um Schränke oder Regale.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles in Verbindung mit der Zeichnung im Einzelnen erläutert. Es zeigen:
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1 eine Ansicht eines Rechteckbleches für den Korpus eines Kastenmöbelstücks; und
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2 eine räumliche Ansicht des aus dem Rechteckblech der 1 hergestellten Korpus mit hiervon getrennter Deck- und Bodenwand (Hochformat);
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3 eine räumliche Ansicht wie 2 eines Korpus im Querformat;
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4 eine schematische Draufsicht auf einen Teil eines Korpus mit angedeuteter Front; und
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5 eine Ansicht wie 4 einer anderen Ausführungsform.
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Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird von einem Rechteckblech ausgegangen, das beispielsweise die Abmessungen 1.000 mm × 2.000 mm besitzen kann. Das Rechteckblech besteht aus Edelstahl oder Aluminium, das entsprechend oberflächenveredelt, beispielsweise lackiert, ist. Das Rechteckblech 1 wird parallel zu seiner Längserstreckung zweifach gekantet, wie bei 2 gezeigt, so dass sich entsprechende Flächen für zwei Seitenwände 3 und eine Rückwand 4 ergeben. Ferner werden alle Ränder des Bleches abgekantet, so dass umlaufende Kantungen 5 entstehen, wobei die Kantungsbereiche des Bleches an den Ecken und Wandübergangsstellen ausgeklinkt werden, wie beispielsweise bei 6 in 1 gezeigt.
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Das auf diese Weise vorbereitete Rechteckblech 1 wird zu einem Korpus geformt, der in 2 gezeigt ist. Die nach innen weisenden Kantungen 5 am oberen Ende des Korpus dienen zur Befestigung einer Deckwand 8, die an ihren Seitenwänden mit Nuten 10 versehen ist, in welche die Kantungen 5 eingeschoben werden. Auf entsprechende Weise wird die Bodenwand 9 am Korpus befestigt.
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Die an den Seitenwänden 3 vorgesehenen Kantungen 5 dienen zur Versteifung des hergestellten Korpus 7 und der Anbringung eines eine Befestigungsstruktur aufweisenden Profils (nicht gezeigt), das eine Nut aufweist, in der eine Schiebetür (nicht gezeigt) an der Front geführt wird.
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Bei der hier dargestellten Ausführungsform bestehen Bodenwand 9, Deckwand 8 sowie die nichtgezeigte Front (Schiebetür) aus Holz. Das fertige Kastenmöbelstück stellt einen Schrank dar, der beispielsweise zur Aufbewahrung von CDs, Büchern etc. verwendet werden kann. Weitere Einzelheiten dieses Schrankes (eingesetzte Böden, Bodenträgersystem, Seilzüge etc.) sind hier nicht dargestellt.
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Mit 11 sind Bohrungen bezeichnet, die zur Befestigung eines entsprechenden Führungsprofils für die Front dienen.
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3 zeigt einen entsprechenden Korpus wie 2, der jedoch hier nicht als Korpus im Hochformat, sondern als Korpus im Querformat ausgebildet ist. Der dargestellte Korpus unterscheidet sich ferner gegenüber dem der 2 dadurch, dass hierbei die Kantungen 5 der Seitenwände 3 länger ausgebildet sind und weiter vorstehen. Auch hier sind entsprechende Bohrungen 11 zur Befestigung von Führungsprofilen für die Front vorgesehen.
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4 zeigt eine schematische Draufsicht auf einen Teil eines Korpus mit angedeuteter Front. Über eine Schraubverbindung 13 ist ein Führungsprofil (Rechteckprofil) 12 an der vertikalen Kantung 5 der Seitenwand 3 befestigt. Das Führungsprofil 12 besitzt zwei Führungsnuten 14, in denen entsprechende Falttüren 15 geführt sind.
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5 zeigt eine entsprechende Ansicht wie 4 einer anderen Ausführungsform. Hierbei ist ein Quadratprofil 16 an der Kantung der Seitenwand 3 befestigt. Die Verbindung zwischen Kantung und Profil 16 ist bei 23 dargestellt. Eine Falttür besitzt eine linke Hälfte 18 und eine rechte Hälfte 21, die über ein Scharnier 20 miteinander verbunden sind. An der linken Hälfte 18 der Falttür ist ein Rechteckprofil 17 befestigt, wie bei 19 gezeigt, dass einen Drehpunkt 22 besitzt.