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Die Erfindung betrifft ein Streckwerk für eine Vorspinnmaschine, das wenigstens eine Arbeitsstelle zum Verzug eines Faserbands (Streckenbands) mit einer Verzugszone und einer dieser Verzugszone nachgeschalteten Verdichtungszone aufweist. Die Erfindung betrifft ferner eine Vorspinnmaschine mit einem solchen Streckwerk.
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In einer Vorspinnmaschine (Flyer) wird ein aus Fasern bestehendes Streckenband (hierin allgemein als Faserband bezeichnet) zu einem Vorgarn (Lunte) verarbeitet und auf eine Spule (Flyer-Spule) aufgewickelt. Das erzeugte Vorgarn kann dann von der Spule abgewickelt und auf einer Spinnmaschine zu einem Garn weiterverarbeitet werden. Im Streckenwerk der Vorspinnmaschine wird das Streckenband zunächst auf die gewünschte Feinheit des Vorgarns verzogen. Eine Vorspinnmaschine mit einem Streckwerk ist z. B. aus der
DE 39 36 518 C2 bekannt.
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Die in dem durch das Streckwerk geführten verzogenen Faserband enthaltenen Fasern neigen dazu, sich abzuspreizen, wodurch ein sehr haariges Vorgarn entsteht. Dies ist unerwünscht, da sich beim Aufwickeln des Vorgarns auf eine Spule die Oberflächen benachbarter Windungen verhaken. Dies ist umso problematischer, da das Vorgarn häufig möglichst hart auf die Spule aufgewickelt wird, um ein hohes Gewicht und dadurch große Lauflängen des Vorgarns zu erhalten. Die Neigung des haarigen Vorgarns zum Verhaken wird dadurch noch verstärkt. Beim späteren Ablaufen (Abwickeln) des Vorgarns von der Spule können die Verhakungen zum Bruch des der Flyer-Lunte, d. h. des Vorgarns führen.
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Um die oben genannten Nachteile zu mindern ist es heute üblich, der Verzugszone des Streckwerks eine Verdichtungszone nachzuschalten. In dieser Verdichtungszone kann dann z. B. ein sogenanntes Kondenserbauteil angeordnet werden. Das Kondenserbauteil weist eine Durchgangsöffnung (Kondenseröffnung) auf, durch welche das Faserband hindurchgeführt wird, wobei das Faserband zur Verringerung der Haarigkeit sanft zusammengeführt und verdichtet wird. Es ist jedoch beobachtet worden, dass der Einsatz eines solchen Kondenserbauteils zu einer höheren Ungleichmäßigkeit des erzeugten Vorgarns führt.
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Es ist eine Aufgabe der Erfindung, eine Lösung aufzuzeigen, wie die mit dem Stand der Technik einhergehenden Nachteile vermieden oder zumindest stark vermindert werden können.
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Diese Aufgabe wird durch ein erfindungsgemäßes Streckwerk für eine Vorspinnmaschine mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Bevorzugte und vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben. Mit den nebengeordneten Ansprüchen erstreckt sich die Lösung der Aufgabe auch auf eine Vorspinnmaschine mit wenigstens einem solchen Streckwerk und auf ein Kondenserbauteil, das für den Einsatz in einem solchen Streckwerk ausgebildet ist.
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Das erfindungsgemäße Streckwerk weist wenigstens eine Arbeitsstelle zum Verzug eines Faserbands (Streckenbands) mit einer Verzugszone und einer dieser Verzugszone nachgeschalteten Verdichtungszone auf, wobei in der Verdichtungszone ein Kondenserbauteil mit einer Durchgangsöffnung, durch die das verzogene Faserband zur Verringerung seiner Haarigkeit hindurchgeführt wird, angeordnet ist. Es ist vorgesehen, dass das Kondenserbauteil an der Lieferunterwalze und/oder an der Lieferdruckwalze des die Verdichtungszone abschließenden Lieferwalzenpaares anliegt und dass die Durchgangsöffnung zumindest an ihrem dem Lieferwalzenpaar zugewandten Ausgang bzw. am Auslauf des Faserbands wesentlich höher als breit ausgebildet ist.
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Die Erfindung basiert auf der Erkenntnis, dass die Unregelmäßigkeit im erzeugten Vorgarn auf eine dem Lieferwalzenpaar vorausgehende ungleichmäßige Verdichtung des Faserbands, aufgrund einer unzureichenden Führung des Faserbandes, zurückzuführen ist. Andererseits ist eine kleine Durchgangsöffnung im Hinblick auf eine geringe Haarigkeit von Vorteil. Für die Gestaltung der Durchgangsöffnung im Kondenserbauteil bestehen somit gegensätzliche Anforderungen. Ist die Durchgangsöffnung groß gewählt, so wird das erzeugte Vorgarn zwar gleichmäßig, dafür aber haarig. Ist die Durchgangsöffnung klein gewählt, so wird das erzeugte Vorgarn zwar weniger haarig, dafür aber ungleichmäßig.
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Die Erfindung geht hier nun einen ganz anderen Weg. Indem das Kondenserbauteil in unmittelbarer Nähe zum Lieferwalzenpaar angeordnet wird und die Durchgangsöffnung zumindest an ihrem dem Lieferwalzenpaar zugewandten Ausgang wesentlich höher als breit ausgebildet ist, kann im Betrieb das hindurch geführte Faserband zunächst ohne Beeinträchtigungen nach oben (bezogen auf eine typische Einbaulage bzw. Betriebslage des Kondenserbauteils) ausweichen, bis es von der Lieferdruckwalze des Lieferwalzenpaares erfasst und auf die verhältnismäßig geringe Breite am Ausgang der Durchgangsöffnung zusammengedrückt wird. Auf diese Weise wird eine optimale Verdichtung und eine geringe Haarigkeit des Faserbands ohne eine unzulässige Beeinträchtigung der Gleichmäßigkeit erreicht.
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Typischerweise ist die Durchgangsöffnung an ihrem Ausgang sehr hoch und sehr schmal ausgebildet. Bevorzugt weist die Durchgangsöffnung an ihrem Ausgang eine Höhe auf, die mindestens dem 2,5-fachen, bevorzugt mindestens dem 5-fachen, besonders bevorzugt mindestens dem 7,5-fachen und insbesondere mindestens dem 10-fachen der Breite entspricht. Ferner ist bevorzugt vorgesehen, dass die Durchgangsöffnung über ihre gesamte axiale Länge mit konstanter Breite oder aber mit einer sich in Durchlaufrichtung verringernden Breite ausgebildet ist. Im Querschnitt ist der Ausgang der Durchgangsöffnung und/oder die gesamte Durchgangsöffnung typischerweise rechteckig ausgebildet, wobei z. B. im unteren Bereich eine Verrundung vorgesehen sein kann. Bevorzugt ist ferner vorgesehen, dass die Durchgangsöffnung über ihre gesamte axiale Länge nach oben offen bzw. geöffnet ist, wodurch das Faserband einfacher eingelegt und im Betrieb ohne nennenswerte Beeinträchtigungen nach oben ausweichen kann.
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Bevorzugt ist vorgesehen, dass das Kondenserbauteil mechanisch und/oder magnetisch an die Lieferunterwalze des Lieferwalzenpaares angedrückt und gegen einen ortsfesten Anschlag abgestützt wird. Als ortsfester Anschlag, gegen den das Kondenserbauteil abgestützt wird, ist insbesondere die Lieferdruckwalze vorgesehen. Ebenso ist denkbar, das Kondenserbauteil an die Lieferdruckwalze anzudrücken und gegen die Lieferunterwalze abzustützen. Um eine optimale Anlage und/oder Abstützung zu ermöglichen, ist das Kondenserbauteil insbesondere mit einem an die Rundung der Lieferunterwalze angepassten Anlageabschnitt und/oder mit einem an die Rundung der Lieferdruckwalze angepassten Anlageabschnitt ausgebildet.
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Bevorzugt ist ferner vorgesehen, dass das Kondenserbauteil mehrteilig ausgebildet ist. Zur mehrteiligen Ausbildung gehört ein die Durchgangsöffnung aufweisender Grundkörper und wenigstens eine Lagerschale zur Anlage an die Lieferunterwalze und/oder Lieferdruckwalze, die auswechselbar am Grundkörper befestigt ist. Der Grundkörper kann aus einem bezüglich des Faserbands reibungsarmen Material gebildet sein. Ein solches Material ist z. B. ein Kunststoffmaterial, wodurch auch ein geringes Gewicht für den Grundkörper ermöglicht wird. Die Lagerschale kann aus einem verschleißarmen Material, wie z. B. einem Keramikmaterial, gebildet sein. Zur mehrteiligen Ausbildung kann auch wenigstens ein permanentmagnetisches Magnetelement gehören, mit dem eine Andrückkraft zum Andrücken des Kondenserbauteils an die Lieferunterwalze, ggf. auch an die Lieferdruckwalze, erzeugt werden kann. Ein solches Magnetelement könnte auch im Material eines einstückig ausgebildeten Kondenserbauteils eingearbeitet sein.
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Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft mit Hilfe der in der Zeichnung dargestellten Figuren näher erläutert.
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1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Streckwerks in einer schematischen Seitenansicht.
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2 zeigt das Kondenserbauteil aus 1 in einer Vorderansicht.
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3 zeigt die Verdichtungszone eines zweiten Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Streckwerks in einer schematischen Seitenansicht.
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4 zeigt das Kondenserbauteil aus 3 in einer Vorderansicht.
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1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Streckwerks 1 für eine Vorspinnmaschine. Auf dem Streckwerk 1 wird ein in der Richtung D durchlaufendes Faserband bzw. Streckenband F verzogen. Das Streckwerk 1 umfasst vier Walzenpaare 21/22, 31/32, 41/42 und 51/52, zwischen denen das Faserband F geklemmt ist. Zwischen dem Eingangswalzenpaar 21/22 und dem Ausgangswalzenpaar 41/42 befindet sich die Verzugszone, die in dem gezeigten Beispiel aus einer Vorverzugszone V und einer Hauptverzugszone H besteht. In der Hauptverzugszone H befinden sich zwei Verzugsriemchen 61 und 62, die in bekannter Weise die Unterwalze 32 und die Druckwalze 31 des mittleren Walzenpaares 31/32 umschlingen. Der Hauptverzugszone H ist in Durchlaufrichtung D des Faserbands F eine Verdichtungszone N nachgeschaltet, die sich vom Ausgangswalzenpaar 41/42 zum Lieferwalzenpaar 51/52 erstreckt.
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In der Verdichtungszone N ist ein Kondenserbauteil 7 angeordnet, das eine Durchgangsöffnung 74 aufweist, durch welche das Faserband F hindurchgeführt ist. Das Kondenserbauteil 7 wird an die rotierende Lieferunterwalze 52 angedrückt und gegen die rotierende Lieferdruckwalze 51 abgestützt. Aufgrund des Mitnahmeeffekts durch die Lieferunterwalze 52 ist im Betrieb eine exakte Position des Kondenserbauteils 7 in der Verdichtungszone N vorgegeben.
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Um eine optimale Anlage an der Lieferunterwalze 52 und an der Lieferdruckwalze 51 zu erhalten ist das Kondenserbauteil 7 mit einem an die Rundung der Lieferunterwalze 52 angepassten Anlageabschnitt 73 und mit einem an die Rundung der Lieferdruckwalze 51 angepassten Anlageabschnitt 72 ausgebildet. Ferner ist das Kondenserbauteil 7 auch in den zum Ausgangswalzenpaar 41/42 benachbarten Abschnitten mit Verrundungen ausgebildet.
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Das Kondenserbauteil 7 bewirkt eine Verringerung der Haarigkeit des Faserbands F. Typischerweise würde die durch das Kondenserbauteil 7 herbeigeführte Verdichtung des Faserbands F, bevor dieses das Lieferwalzenpaar 51/52 erreicht, zu hoher Ungleichmäßigkeit im erzeugten Vorgarn führen, wie obenstehend erläutert. Da der Abstand zwischen den Klemmlinien des Ausgangswalzenpaares 41/42 und des Lieferwalzenpaares 51/52 aus konstruktiven Gründen meist größer eingestellt ist als die mittlere Faserlänge des Faserbands F, kommt es zu axialen Verschiebungen im Faserband F, was Ungleichmäßigkeiten im erzeugten Vorgarn begünstigt.
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Um eine optimale Verdichtung und Haarigkeit des Faserbands F ohne wesentliche Beeinträchtigung der Gleichmäßigkeit zu erhalten ist vorgesehen, dass die Durchgangsöffnung 74 zumindest an ihrem dem Lieferwalzenpaar 51/52 zugewandten Ausgang wesentlich höher als breit ausgebildet ist. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Durchgangsöffnung 74 nach oben offen. Im Betrieb kann das durch die Durchgangsöffnung 74 hindurch geführte Faserband F zunächst ohne Beeinträchtigungen nach oben ausweichen, bis es von der Lieferdruckwalze 51 erfasst und auf die verhältnismäßig geringe Breite am Ausgang der Durchgangsöffnung 74 zusammengedrückt wird. Die ausgangsseitige Unterkante 75 der Durchgangsöffnung 74 befindet sich in nächster Nähe zur Klemmlinie des Lieferwalzenpaares 51/52 und in etwa auch auf derselben Höhe.
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2 zeigt das Kondenserbauteil 7 in einer Vorderansicht mit Blick auf den lieferwalzenseitigen Ausgang der Durchgangsöffnung 74. Die nach oben offene Durchgangsöffnung 74 ist sehr hoch und sehr schmal ausgebildet und weist eine rechteckige Kontur auf. Die Unterkante 75 kann verrundet ausgebildet sein.
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3 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Streckwerks für eine Vorspinnmaschine, wobei hier nur die Verdichtungszone N dargestellt ist. Abweichend zum ersten Ausführungsbeispiel ist das Kondenserbauteil 7a mehrteilig ausgebildet und weist einen die Durchgangsöffnung 74 umfassenden Grundkörper 71 auf, an dem, austauschbar, eine Lagerschale 76 befestigt ist. Die z. B. aus einem Keramikmaterial gebildete Lagerschale 76 dient zur Anlage des Kondenserbauteils 7a an die Lieferunterwalze 52, wozu diese entsprechend geformt und an die Rundung der Lieferunterwalze 52 angepasst ist.
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4 zeigt das Kondenserbauteil 7a in einer Vorderansicht mit Blick auf den lieferwalzenseitigen Ausgang der Durchgangsöffnung 74. Die Lagerschale 76 wird mit einer Schraube 77 am Grundkörper 71 festgehalten. Mit 78 sind zwei Magnetelemente bezeichnet, die so angeordnet sind, dass das Kondenserbauteil 7a in seiner Betriebsstellung satt gegen die Lieferunterwalze 52 angedrückt wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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