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Die
Erfindung bezieht sich auf eine Mischung amphipathischer Moleküle
und ein Verfahren zur Zellmembranmodifikation durch Fusion mit diesen
Molekülen.
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Stand der Technik
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Aus
der Veröffentlichung von Simberg et al. (D. Simberg,
Weisman S., Talmon, Y, Barenholz (2004) DOTAP (and Other Cationic
Lipids): Chemistry Biophysics, and Transfection. Crit. Reviews in
Therap. Drug Carr. Systems, 2004, 21, 257–317.)
ist bekannt, dass kationische Lipide, wie z. B. DOTAP gemischt mit
anderen Phospholipiden, wie z. B. DOPE (S. W. Hui, M. Langner,
Y. Zhao, P. Ross, E. Hurley, and K. Chan (1996) The Role of Helper
Lipids in Cationic Liposome-Mediated Gene Transfer. Biophysical
Journal, 1996, 71, 590–599.) für das
Einschleusen von DNA in Zellen (Transfektion) verwendet werden können.
Der Weg, wie diese Partikel durch die Zellen aufgenommen wird, ist
die Endozytose, wie aus Weijun et al. bekannt (Weijun Li
and Francis C. Szoka Jr. 2007. Lipid-based Nanoparticles for Nucleic
Acid Delivery. Pharmaceutical Research, 24, 438–449.).
Dieser Weg erweist sich als besonders ineffizient, da nur 1 bis
10% der in Liposomen eingeschlossenen DNA durch die Zellen aufgenommen
werden.
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Eine
Modifizierung dieser Mischungen mit weiteren Proteinen, wie z. B.
Transferrin ist aus Sakaguchi et al. bekannt (N. Sakaguchi,
Ch. Kojima, A. Harada, K. Koiwai and K. Kono, 2008. The correlation
between fusion capability and transfection activity in hybrid complexws
of lipoplexes and pH-sensitive liposomes. Biomaterials 29, 4029–4036).
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Eine
weitere Modifikation einer Fusionsmischung erfolgt durch die Bindung
viraler Komponenten auf der Oberfläche der Carrierpartikel.
Nachteilig an diesem Verfahren ist der Aufwand und Kosten mit der
die Komplexe hergestellt werden müssen.
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Ein
weiteres Fusionssystem ist aus Gopalakrishnan et al. (G.
Gopalakrishnan, C. Danelon, P. Izewska, M. Prummer, P.-Y. Solinger,
I. Geissbühler, D. Demurtas, J. Dubochet, and H. Vogel
(2006) Multifunctional Lipid/Quantum Dot Hybrid Nanocontainers for
Controlled Targeting of Live Cells. Angew. Chem. Int. Ed. 2006, 45,
5478–5483.) bekannt. Die Autoren beschreiben die
Fusion einer lebenden Zellmembran mit einer Vesikelstruktur aus
DMPE, DOTAP, DPPE-PEG2000 und Quantum-Nanodots. Der Nachteil des
Verfahrens ist, dass biologisch nicht abbaubare Teilchen (Quantum-Nanodots)
verwendet werden. Dadurch sind weitere medizinische oder pharmazeutische
Verwendungen ausgeschlossen.
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Somit
sind die Verfahren nach dem Stand der Technik nachteilig ineffizient
oder für die Zellen mit hohem Stress verbunden. Zusätzlich
müssen sie für jeden Zelltyp optimiert werden
und sind dadurch arbeits- und kostenintensiv.
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Aufgabe und Lösung
der Erfindung
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Aufgabe
der Erfindung ist es daher, eine Molekülmischung bereit
zu stellen, die zu einer effizienten Fusion mit Zellmembranen auch
in vivo führt. Ferner ist es die Aufgabe der Erfindung,
ein Verfahren zur effizienten in vivo Zellmembranmodifikation durch
Fusion mit einer Molekülmischung bereit zu stellen. Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist es, Verwendungsmöglichkeiten
für die Molekülmischung bei der Modifikation von Zellen
aufzuzeigen.
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Die
Aufgabe wird durch eine Mischung nach Anspruch 1 und durch das Verfahren
zur in vivo Zell(membran-)modifikation und durch die auf diese Weise
bereitgestellten Zellen gemäß Nebenansprüche
gelöst. Das Verfahren basiert auf einer Membranfusion zwischen
einer beliebigen Zellmembran mit einer erfindungsgemäßen
Mischung amphipathischer Moleküle. Hierdurch können
biologisch oder pharmazeutisch relevante Moleküle in das
Zellinnere und/oder in die Zellmembran mittels Fusion eingebaut
und/oder auch auf deren Oberfläche an sie angekoppelt werden.
Die Mischung ist an Einzelzellen als auch vorteilhaft an Geweben
oder Gewebeschnitten einsetzbar.
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Die Fusionsmischung
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Die
Mischung amphipathischer Moleküle weist eine amphipathische
Molekülsorte A, welche im hydrophilen Bereich eine positive
Gesamtladung trägt, auf, und eine amphipathische Molekülsorte
B, welche im hydrophilen und/oder im hydrophoben Bereich ein delokalisiertes
Elektronensystem ausbildet.
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Eine
Molekülsorte B mit einem delokalisierten Elektronensystem
umfasst daher erfindungsgemäß mindestens ein (oder
auch mehrere) zyklisches Strukturmotiv, welches durch konjugierte
Doppelbindungen und/oder freie Elektronenpaare und/oder unbesetzten
p-Orbitale ausgebildet werden. Diese folgen der Hückel-Regel.
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Besonders
vorteilhaft weisen kovalent gebundene Nachbaratome der Molekülsorte
B im delokalisierten Elektronensystem einen Elektronegativitätsunterschied
(Δλ) von größer oder gleich
0,4 auf. Eine Molekülsorte B, die diesen Regeln genügt
steigert die Fusionseffizienz.
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Ferner
ist es vorteilhaft, dass in der Molekülsorte B am hydrophoben
oder hydrophilen Bereich eine Gruppe R gebunden ist, welche das
delokalisierte Elektronensystem ausbildet.
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In
einer Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Mischung 1,2-Dioleoyl-3-Trimethylammonium-Propan
(DOTAP) als Molekülsorte A.
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Die
Molekülsorte B wird in einer weiteren Ausgestaltung der
Erfindung durch ein Phospholipid, an dem ein Fluoreszenzfarbstoff
mit delokalisiertem Elektronensystem gebunden ist, ausgebildet.
Es kann aber auch ein anderer Farbstoff, z. B. ein Azofarbstoff,
an einem Phospholipid gebunden sein.
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Als
Phosholipid der Molekülsorte B ist in der Mischung insbesondere
1-Hexadecanoyl-2-Dodecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphocholin oder 1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamin,
oder 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamin vorgesehen.
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Das
delokalisierte Elektronensystem in der Molekülsorte B wird
vorteilhaft durch eine Gruppe R ausgebildet, wie nachfolgend angegeben:
2-(4,4-Difluoro-5-Methyl-4-Bora-3a,4a-Diazas-Indacene-3-Dodecanoyl)
oder N-(4,4-Difluoro-5,7-Dimethyl-4-Bora-3a,4a-Diaza-s-Indacene-3-Propionyl)
oder Lissamine Rhodamine B Sulfonyl oder (5-(Chlorosulfonyl)-2-(1H,2H,3H,5H,6H,7H,11H,12H,13H,15H,16H,17H-pyrido[3,2,1-ij]quinolizino[1',9':6,7,8]chromeno[2,3-f]quinolin-4-ium-9-yl)benzenesulfonate
oder 7-Nitro-2-1,3-Benzoxadiazol-4-yl oder Carboxyfluorescein oder
1-Pyrensulfonyl.
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Die
angegebenen Grundbestandteile der Molekülsorte B, das heißt
z. B. die Phospholipide und die genannten Gruppen R sind frei miteinander
kombinierbar, das heißt, dass jeder der Farbstoffe an einem
Phospholipid gebunden werden kann.
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Die
Fusionsmischung hat weit reichende Vorteile gegenüber den
bisher bekannten Fusionsmischungen. So ist die Mischung bei allen
(Säugetier-)Zelltypen, und somit ubiquitär anwendbar.
Die Mischung ist dabei hocheffizient (> 50%), und es treten durch die Fusion
auch keine Schädigungen an den Zellen auf. Die Zellen sind
daher nach der Fusion uneingeschränkt teilungsfähig.
Die Mischung ist dabei auch an Gewebeschnitten anwendbar. Weitere
Vorteile werden durch die Funktionalisierung der Zellmembran mit
spezifischen Molekülen erzielt, wie unten z. B. im Weg
3. angegeben.
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In
der erfindungsgemäßen Mischung kann eine weitere
amphipathische Molekülsorte C als Helfermolekül
vorgesehen sein.
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Hierzu
kann insbesondere 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamin (DOPE)
als Molekülsorte C vorliegen.
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Das
bevorzugte Verhältnis zwischen den Molekülsorten
A, B und C liegt bei etwa 1:0,05–0,2:1 wt/wt.
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Die
Mischung umfasst bis zu 99% wt amphipathische Molekülsorte
A, 40% wt amphipathische Molekülsorte B (mit Gruppe R),
und bis zu 70% wt amphipathische Molekülsorte C.
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Für
das erfindungsgemäße Verfahren werden beliebige
Mischungen in einem organischen Lösungsmittel gelöst
und gut homogenisiert (z. B. Vortex, Ultraschall). Das Lösungsmittel
wird entfernt, z. B. im Vakuum, und die getrocknete Mischung an
Molekülsorten in einem wässrigen Puffer gelöst.
Diese Mischung ist dauerhaft haltbar unter Kühlung.
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Besonders
bevorzugt liegen die Molekülsorten A, B und C als Lipide
vor. Dann bilden diese bei der Aufnahme in einem wässrigen
Puffer ein Liposom aus. Liposome sind bevorzugt, da in hervorragender
Weise weitere Molekülsorten in und an die Zellmembran angeordnet
werden können und auch in das Liposom eingeschlossene Moleküle
während der Fusion des Liposoms mit der Zellmembran in
das Zellinnere eingebracht werden können.
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Ganz
besonders bevorzugt liegt die Mischung daher als Liposom vor. Das
erfindungsgemäße Liposom bewirkt besonders vorteilhaft,
dass in diesem weitere Moleküle angeordnet werden können,
die zu bevorzugten Modifikationen der Zellen führen können.
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Es
ist aber denkbar, Polymere an Stelle der Lipide als Molekülsorte
A und/oder B und/oder C anzugeben.
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Für
das erfindungsgemäße Verfahren zur in vivo Zellmodifikation
wird die ausgewählte Zelle mit seiner Zellmembran mit einer
vorzugsweise gepufferten Mischung, bzw. Liposom, in Kontakt gebracht.
Der Vorgang des in Kontaktbringens dauert vorteilhaft nur wenige
Minuten, z. B. 1 bis 120, bevorzugt 10 bis 30 Minuten, während
der Fusion. Einzelzellen werden vorteilhaft in kürzester
Zeit nach dem Kontakt mit der Mischung, bzw. dem Liposom, hiermit
fusioniert. Zellgewebe benötigen unter Umständen
etwas länger, das heißt bis zu etwa 120 Minuten.
Von der Fusion ist die Endozytose des Liposoms strikt zu unterscheiden.
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Das
Verfahren weist im Vergleich zum Stand der Technik und für
die Kürze der Kontaktzeit einen hohen Anteil an mit der
Mischung oder dem Liposom fusionierten Zellen auf. Die Effizienz
liegt daher vorteilhaft über 50%.
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Während
des Verfahrens können verschiedene weitere Moleküle
der erfindungsgemäßen Mischung zugeführt
werden. Das erfindungsgemäße Verfahren erweist
sich diesbezüglich als vielseitig und robust. Damit ist
gemeint, dass eine Vielzahl an verschiedenen funktionalen Molekülsorten
einzeln oder auch gleichzeitig beigemischt werden können
und so zur gewünschten Modifikationen der Zelle und nicht
nur der Membran führen. Da es sich um ein vivo-System handelt,
bleibt die Zelle funktionstüchtig.
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Beispielhaft
kann eine amphipatische Molekülsorte D mit einer Funktionsgruppe
im hydrophilen Bereich, insbesondere mit einer Chelatgruppe als
Funktionsgruppe, der erfindungsgemäßen Mischung
mit Molekülsorten A, B und gegebenenfalls C zugeführt
werden.
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Dann
umfasst die Mischung z. B. die Molekülsorten A, B, D und
optional C. Die Funktionsgruppe wird während der Fusion
der Mischung, bzw. des Liposoms, mit der Zellmembran der Zelle auf
der Oberfläche der Zellmembran angeordnet.
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Mit
diesem Ansatz kann die Oberfläche der Zellmembran spezifisch
modifiziert und funktionalisiert werden. Die Funktionsgruppe ragt
hierzu aus der Oberfläche der Zelle nach außen
heraus und ist durch weitere chemische Gruppen gezielt modifizierbar.
Dies kann in einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
zur erfolgreichen Krebstherapie führen.
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Eine
erfindungsgemäße Mischung umfasst daher zu diesem
Zweck z. B. 1,2-Dioleoyl-3-Trimethylammonium-Propan als Molekülsorte
A und N-(4,4-Difluoro-5,7-Dimethyl-4-Bora-3a,4a-Diaza-s-Indacene-3-Propionyl)-1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
als Molekülsorte B und Triethylammonium Salz/1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamin
als Molekülsorte C und 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-[(N-(5-Amino-1-Carboxypentyl)IminodiaceticAcid)Succinyl]
(Nickelsalz) als Molekülsorte D, z. B. in einem Mischungsverhältnis
von 1:0,1:1:0,002 wt/wt.
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Die
genannte, weitere Zellmodifikation erfolgt dann durch Zugabe von
tumor necrosis factor (TNF)α, gebunden an ein 6 × Histidin
repeat. Dies führt zur erfolgreichen Therapie von Krebs,
wie unter Weg 3 (siehe unten) angegeben.
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Es
kann eine amphipathische Molekülsorte E der Mischung zugeführt
und während der Fusion in der Membran der Zelle angeordnet
werden, insbesondere Bacteriorhodopsin oder Glycophorin A oder Integrin
als Molekülsorte E.
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Ferner
kann eine auch nicht amphipathische, hydrophile Molekülsorte
F in einer gepufferten Lösung einer vorab getrockneten
Mischung zugeführt und während der Fusion in das
Lumen der Zelle abgegeben werden. Mit Molekülsorte F sind
insbesondere RNA, DNA, Ca2+, Peptid, Protein
oder ein Arzneimittel, wie Azetylsalicylsäure, umfasst.
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Eine
nicht amphipathische, hydrophobe Molekülsorte G kann ebenfalls
gleichzeitig der Mischung zugeführt und während
der Fusion in der Membran der Zelle angeordnet werden.
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Hiermit
sind insbesondere Cholesterin, Vitamin A, D, E und K oder Arzneimittel,
wie Kortison, umfasst.
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Alle
Moleküslsorten A, B, C, D, gegebenenfalls G können
in einem organischen Lösungsmittel gelöst und
homogenisiert werden. Sodann können sie getrocknet, und
in einem wässrigen Puffer gelöst und gelagert werden.
Bei der Lösung im wässrigen Puffer können
die genannten Molekülsorten E und/F zugemischt werden.
Je nach Art der Molekülsorte können dabei vorteilhaft
Liposome aus den Molekülsorten A, B, C, D, E, F, G gebildet
werden.
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Folgende
Moleküle zur Herstellung einer Fusionsmischung zur Zellmembranmodifizierung
durch Fusion mit der Membran können verwendet werden. Die
nachfolgende Aufzählung ist nicht abschließend
bzw. einschränkend.
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Ausführungsbeispiele zu Molekülsorte
A:
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Die
Kriterien zum Molekül A sind, dass (a) das Molekül
einen hydrophilen Bereich mit mindestens einer oder mehreren positiven
Ladungen aufweist, so dass die Gesamtladung des hydrophilen Teils
des Moleküls positiv ist. Die Aufgabe dieses Moleküls
ist es, die Fusionsmischung durch elektrostatische Kräfte
in der Nähe der negativ geladenen Zellmembran zu bringen.
(b) Es weist zudem einen hydrophoben Bereich auf, vorzugsweise C10-C30-Anteil mit
oder ohne Doppelbindungen. Doppelbindungen bewirken vorteilhaft,
dass die Membran des entstehenden Liposoms elastisch wird, so dass
die Fusion des Liposoms mit der Zellmembran erleichtert wird. (c)
Der Anteil der Molekülsorte A in der erfindungsgemäßen
Mischung kann bis zu 99 wt/wt% betragen.
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Geeignet
sind Moleküle, wie z. B. 1,2-Dioleoyl-3-Trimethylammonium-Propane
(DOTAP), N-(2,3-Dioleyloxypropyl)-N,N,N-Trimetylammonium Chlorid
(DOTMA), Dimetyl-Dioctadecyl Ammonium Bromid (DDAB), oder (1-[2-(Oleoyloxy)Ethyl]-2-Oleyl-3-(2-Hydroxyethyl)Imidazolinium
Chloride (DOTIM).
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Als
ein erstes Beispiel wird DOTAP (1,2-Dioleoyl-3-Trimethylammonium-Propan
(Chloride Salz)) genannt.
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Ausführungsbeispiele zu Molekülsorte
B:
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Die
Kriterien zur amphiphatischen Molekülsorte B als erfindungsgemäße
Fusion induzierende Moleküle sind wie folgt. (a) Es muss
einen hydrophilen Bereich mit oder vorzugsweise ohne Ladung haben.
(b) und es muss einen hydrophoben Bereich, vorzugsweise C10-C30-Anteil mit
oder ohne Doppelbindungen aufweisen. Zur Funktion der Doppelbindungen
siehe Sorte A. (c) Das Molekül weist eine Gruppe (R), entweder
im hydrophoben und/oder im hydrophilen Bereich auf, die ein delokalisiertes
Elektronensystem aufweist. Damit ist ein zyklisches Strukturmotiv
aus konjugierten Doppelbindungen und/oder freien Elektronenpaaren
und/oder unbesetzten p-Orbitalen, gemeint.
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Besonders
bevorzugt ist in Gruppe R ein großer Elektronegativitätsunterschied
zwischen kovalent verbundenen Nachbaratomen. Dieser kann besonders
vorteilhaft mindestens 0,4 (Δχ ≥ 0,4)
betragen. Dies dient einer erhöhten Polarisierbarkeit und
beeinflusst die Fusion auf positive Weise. (d) Der Anteil der Fusion
induzierenden Molekülsorte B in der Mischung kann bis zu
40 wt/wt% eingestellt werden.
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Die
nachfolgende Tabelle fasst einige relevante Gruppen R für
die Moleküle der Sorte B zusammen. Tabelle 1: Zusammenfassung der Eigenschaften
von Fusion induzierenden und nicht Fusion induzierenden Gruppen
R gebunden an amphipatischen Molekülen B (z. B.: Phospholipiden,
wie z. B. DHPE oder DOPE).
Fusion-induzierende
Gruppe (R) | Zahl der Ringe | Zahl der delokalisierten Elektronen | Größtes Δχ | Kovalent gebunden an
Lipid- | Fusionsqualitäta
|
BODIPY | 3 | 10 | F – B
(4 – 2 = 2) | Kette
von C12HPC | 1 |
BODIPY | 3 | 10 | F – B
(4 – 2 = 2) | Kopf
von DHPE | |
DiO
perse | 2 × 2 | 2 × 8 | O – C
(3,4 – 2,5 = 0,9) | - | 1 |
LR | 3
+ 1 | 12
+ 6 | O – C
(3,4 – 2,5 = 0,9) | Kopf
an DHPE/DOPE | 1 |
Texas-Red | 7 + 1 | 14 + 6 | O – C
(3,4 – 2,5 = 0,9) | Kopf
an DHPE | 1 |
NBD | 2 | 8 | N – C
(3 – 2,5 = 0,5) | Kopf
an DOPE | 2 |
Fluorescein | 3 + 1 | 12 + 6 | O – C
(3,4 – 2,5 = 0,9) | Kopf
an DHPE | 3 |
Pyren | 4 | 16 | C – H
(2,5 – 2,1 = 0,4) | Kette
an C10HPC | 5 |
Pyren | 4 | 16 | C – H
(2,5 – 2,1 = 0,4) | Kopf
an DOPE | 5
(toxisch) |
capBiotin | 2 | 0 | N – C
(3 – 2,5 = 0,5) | Kopf
an DOPE | 6 |
Inositol | 1 | 0 | O – C
(3,4 – 2,5 = 0,9) | | 6
(toxisch) |
PEG(2000) | 0 | 0 | O – C
(3,4 – 2,5 = 0,9) | Kopf
an DOPE | 6
(toxisch) |
- a 1-sehr gut, 2-gut,
3-befriedigend, 4-ausreichend, 5-funktioniert kaum, 6-funktioniert
nicht
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Erstes Beispiel zu Molekülsorte
B (β-BODIPY-C12-HPC):
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2-(4,4-Difluoro-5-Methyl-4-Bora-3a,4a-Diaza-s-Indacene-3-Dodecanoyl)
ist β-BODIPY und stellt die Gruppe R dar. Diese Gruppe
R ist gebunden an 1-Hexadecanoyl-2-Dodecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphocholine (C
12-HPC). Beide zusammen ergeben die folgende
Strukturformel:
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Zweites Beispiel zu Molekülsorte
B (BODIPY FL DHPE):
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N-(4,4-Difluoro-5,7-Dimethyl-4-Bora-3a,4a-Diaza-s-Indacene-3-Propionyl)
ist BODIPY-FL. Diese Gruppe R ist gebunden an DHPE (1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(Triethylammonium Salz)). Beide zusammen ergeben nachfolgende Strukturformel:
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Drittes Beispiel zu Molekülsorte
B (’DiO’):
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DiOC
18(3)3,3'-Dioctadecyloxacarbocyanine Perchlorate.
Dieses Molekül ist kein lipidgebundener Farbstoff wie die
ersten beiden Moleküle B, sondern ein amphiphatisches Molekül
per se der Strukturformel:
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Viertes Beispiel zu Molekülsorte
B (LR-DOPE):
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Lissamine
Rhodamine B Sulfonyl ist Gruppe R. Diese ist gebunden an 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(DOPE) als amphiphatisches Molekül. Beides ergibt die Strukturformel:
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Fünftes Ausführungsbeispiel
zu Molekülsorte B (Texas Red®-DHPE):
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Texas
Red ist (5-(Chlorosulfonyl)-2-(1H,2H,3H,5H,6H,7H,11H,12H,13H,15H,16H,17H-pyrido[3,2,1-ij]quinolizino[1',9':6,7,8]chromeno[2,3-f]quinolin-4-ium-9-yl)benzenesulfonate
also Gruppe R. Dieses ist gebunden an 1,2-dihexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamine
und ergibt gemeinsam die Strukturformel:
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Sechstes Beispiel zu Molekülsorte
B (NBD-DOPE):
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NBD
ist (7-Nitro-2-1,3-Benzoxadiazol-4-yl) also Gruppe R. Dieses ist
gebunden an 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine mit Strukturformel:
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Siebtes Beispiel zu Molekülsorte
B (Fluorescein-DOPE):
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Carboxyfluorescein
ist Gruppe R und gebunden an 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine mit
der Strukturformel:
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Achtes Beispiel zu Molekülsorte
B (Pyrene-DOPE)
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1-Pyrenesulfonyl
ist Gruppe R und gebunden an 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
mit der Strukturformel:
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Neuntes Beispiel zu Molekülsorte
B (β-py-C10-HPC)
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Pyrenedecanoyl
ist Gruppe R gebunden an 1-Hexadecanoyl-2-sn-Glycero-3-Phosphocholine
mit der Strukturformel:
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Alle
Gruppen R weisen eine delokalisierte Elektronenstruktur im Sinne
der Erfindung auf. Auf Grund der Delokalisierung liegt die Gruppe
R in Molekülsorte B häufig als Farbstoff vor.
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Es
ist denkbar, dass die Gruppe R selbst durch einen hydrophoben Teil
eines amphipathischen Moleküls und durch delokalisierte
Doppelbindungen gebildet wird.
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Wie
der Tabelle 1 zusätzlich zu entnehmen ist, ist die Fusionsqualität
umso besser, je stärker die Unterschiede unmittelbar benachbarter
Atome bezüglich ihrer Elektronegativität ist.
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Nicht
funktionieren tun hingegen nachfolgende Moleküle, wie z.
B. capBio-DOPE:
cap Biotinyl wäre Gruppe R gebunden
an 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine mit der Strukturformel:
Ebenfalls
nicht funktionieren tut P1: L-α-Phosphatidylinositol (Natrium
Salz)
und
Methoxy(Polyethylene
Glycol)-2000 wäre Gruppe R gebunden an 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(PEG2000-DOPE) mit der Strukturformel:
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Den
drei letztgenannten Molekülen fehlt es an einer Delokalisierung
der Elektronenstruktur. Dies zeigt, dass die erfindungsgemäße
Mischung diese aufweisen muss.
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Wie
beschreiben ist es denkbar, die positiven Eigenschaften der Molekülsorte
A in Bezug auf die positive Ladung und die der Molekülsorte
B in Bezug auf das delokalisierte Elektronensystem, bzw. in Bezug
auf die Unterschiede in der Elektronnegativität in einem
chemisch synthetisierten Molekül zu vereinigen. Dieses, den
Erfindern bisher nicht bekannte Molekül, soll daher ebenfalls
Gegenstand der Erfindung sein.
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Optional
und zur weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Mischung sind folgende
weitere Moleküle zur Herstellung einer Fusionsmischung
bzw. für die Zellmembranmodifizierung möglich.
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Ausführungsbeispiele zu Molekülsorte
C als Helfermolekül
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Die
Kriterien zum Helfermolekül/Trägermolekül
C sind: (a) Das Molekül muss einen hydrophilen Bereich
sowie (b) einen hydrophoben Bereich (insbesondere C10-C30) mit oder ohne Doppelbindungen aufweisen. Zur
Funktion der Doppelbindungen siehe Sorte A und/oder B. (c) Beide
Bereiche sollen einen neutralen Charakter aufweisen, um die große
Ladungsdichte und die abstoßenden Kräfte zwischen
positiv geladenen Molekülen von Molekülsorte A
zu neutralisieren. Dieser Effekt führt zur Stabilisierung
des Systems. (d) Der Anteil des Trägermoleküls
kann bis maximal 70% wt/wt eingestellt werden. Geeignet sind Moleküle,
wie z. B. Phosphatidylethanolamine, Phosphatidylcholine (1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine,
1,2-Dipalmitoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine, 1,2-Dimiristoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine,
1,2-Dielaidoylsn-Glycero-3-Phosphoethanolamine, 1,2-Diphytanolsn-Glycero-3-Phosphoethanolamine,
1,2-Dilinoleoylsn-Glycero-3-Phosphoethanolamine oder 1,2-Dioleoylsn-Glycero-3-Phosphatidylcholine).
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Als
ein erstes Beispiel wird 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(DOPE) genannt.
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Vorteilhaft
ist es möglich, die Molekülsorten A, B und C als
Lipide oder als Polymere auszubilden. Im Fall von amphipathischen
Lipiden werden bei der Herstellung der fertig einsetzbaren Mischung
Liposomen gebildet.
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Das
Gewichtsmischungsverhältnis (wt/wt) liegt vorteilhaft bei
1:0,05–0,2:1 zwischen den Molekülsorten A, B und
C.
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Molekülsorte D (amphipatisch
mit Funktionsgruppe)
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Die
Kriterien zur amphiphatischen Molekülsorte D sind: (a)
Das Molekül muss einen hydrophilen Bereich sowie (b) einen
hydrophoben Bereich (insbesondere mit C10-C30) mit oder ohne Doppelbindungen aufweisen.
Zur Funktion der Doppelbindungen siehe Sorte A, B, oder C. (c) Das
Molekül muss eine Funktionsgruppe im hydrophilen Bereich
aufweisen, die weitere chemische Bindungen auf der Zelloberfläche
nach der Fusion ermöglichen.
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Geeignet
sind Moleküle, wie z. B. langkettige Fettsäuren
und Alkohole, Chelat-Komplex modifizierte Lipide, z. B. 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-[(N-(5-Amino-1-Carboxypentyl)Iminodiacetic
Acid)Succinyl] (Nickel salt), Biotin modifizierte Lipide (1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine-N-cap-Biotin),
oder PEG modifizierte Lipide (1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine-N-[Methoxy(Polyethylene
Glycol)-2000] (Ammonium Salz) oder auch Arzneimittel.
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Ein
erstes Ausführungsbeispiel hierzu ist (Iminodiacetic Acid)succinyl
(Nickel Salz) als Funktionsgruppe, hier in Form einer Chelatgruppe,
gebunden an 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-5-Amino-1-carboxypentyl. Dies
ergibt die Strukturformel:
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Molekülsorte E (amphipatisch):
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Die
Kriterien zur Molekülsorte E sind ferner: (a) Sie sind
amphiphatisch. (b) Dies können Membranproteine, Peptide,
Oberflächenrezeptoren, wie z. B. Bacteriorhodopsin, Integrin,
Glycophorin A und viele andere sein. (c) Molekülsorte E
kann wie die übrigen Bestandteile A, B, C, D künstlich
synthetisiert oder von Zellen gewonnen werden. (d) Modifikation
dieser Moleküle, wie z. B. Fluoreszenz oder Radioaktive
Markierung können vorhanden sein. (e) Molekülsorte
E kann der Mischung bis zu 20% wt/wt zugefügt werden.
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Die
amphiphatische Molekülsorten E wird bei der Nutzung von
Lipiden als Sorte A–D mit in die Liposommembran eingebaut.
Nicht-amphiphatische Molekülsorten E werden bei Nutzung
von Lipiden als Sorte A–D auf der Liposommembran gebunden
eingebaut.
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Molekülsorte F (wasserlöslich
oder hydrophil)
-
Die
Kriterien zur Molekülsorte F sind: (a) Die Moleküle
sollen wasserlöslich sein. Folgende Beispiele sind gegeben:
Ionen, Peptide, Proteine, Arzneimittel, DNA oder RNA.
-
Molekülsorte
F wird bei der Nutzung von Lipiden als Molekülsorten in
das Lumen des Liposoms eingebaut.
-
Molekülsorte G (nicht wasserlöslich
oder hydrophob)
-
Die
Kriterien zur Molekülsorte G sind: (a) Die Moleküle
weisen hydrophoben Charakter auf und sind in organischem Lösungsmittel
gut löslich. Folgende Beispiele sind gegeben: Cholesterol,
Vitamin B. Zusammen mit den Molekülsorten A, B, C, und
D werden diese in einem organischen Lösungsmittel gemischt.
-
Das Fusionsverfahren
-
Die
Bestandteile der erfindungsgemäßen Mischung mit
den Molekülsorten A und B werden zusammen mit den optional
weiteren, hinzu gemischten Molekülen C, gegebenenfalls
D und gegebenenfalls G gleichzeitig in einem organischen Lösungsmittel,
vorzugsweise in Chloroform, Methanol, Ethanol, Propanol, Hexan,
Heptan oder einer Mischung hieraus, im gewünschten Gewichtsverhältnis
aufgenommen. Nach der Homogenisierung im organischen Lösungsmittel
soll das organische Lösungsmittel entfernt werden.
-
Die
eingetrocknete Mischung wird in einer wässrigen Pufferlösung,
vorzugsweise mit einem pH-Wert um 7, aufgenommen, und wieder homogenisiert.
Dann bildet sich vorteilhaft ein Liposom aus, das die zugefügten
Molekülsorten umfasst. Dabei können Moleküle
der Molekülsorte E und F ebenfalls zugemischt werden. In
dieser Form liegen die Mischungen haltbar vor, beispielsweise bei
4°C für mindestens einen Monat. Diese Schritte
dienen zur Vorbereitung des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
-
Das
eigentliche Verfahren sieht vor, dass die Fusionsmischung mit einem
Zellmedium z. B. 1:100 (Mischung: Zellmedium v/v) verdünnt,
erneut homogenisiert und auf die Zellen gegeben wird.
-
Durch
Zugabe der erfindungsgemäßen Fusionsmischung zu
lebenden Zellen wird vorzugsweise in vivo die Fusion erzeugt. Hierzu
ist es ausreichend, dass die Zellen mit der Mischung etwa 1 bis
60 Minuten, bei Gewebeproben z. B. 60 bis 120 Minuten in Kontakt
gebracht werden. Ein Waschschritt der Zellen sollte dann eingefügt
werden.
-
Das
Verfahren ist vorteilhaft durch eine besonders hohe Fusionseffizienz
von mindestens 50%, vorzugsweise mehr als 70%, insbesondere mehr
als 90%, gekennzeichnet.
-
Die
Membranfusion ist besonders vorteilhaft nicht auf einzelne Zelltypen
beschränkt, sondern stellt einen fast universellen Mechanismus
dar, wie in Tabelle 2 darlegt. Sogar dichte Gewebeproben können
durch einer verlängerten Inkubationszeit erfolgreich behandelt
werden. Das Verfahren ist daher besonders vorteilhaft sehr vielseitig
verwendbar.
-
Bei
der Fusion der erfindungsgemäßen Mischung mit
einer Zellmembran werden die vesikulären Volumina in Form
von Molekülsorte F in die Zelle eingeschleust, was vorteilhaft
zur Einbringung von löslichen Molekülen, Ionen,
Proteinen oder DNA in das Zytoplasma der Zelle genutzt werden kann.
Molekülsorte F ist daher im eigentlichen Sinn kein Bestandteil
der Mischung amphipathischer Molekülsorten.
-
Während
des Fusionsverfahrens können die biologisch oder die pharmazeutisch
relevanten Molekülsorten D, E, oder G in intakte Zellmembranen
inkorporiert werden. Die in der Zellmembran eingebrachten reaktiven
Gruppen der Molekülsorte D können z. B. für
Kopplungsreaktionen eingesetzt werden. Es können zusätzliche
membraneigene Moleküle der Sorte E in die Zellmembran eingebaut
werden, wie Peptide oder Proteine.
-
Die
erfindungsgemäße Mischung und das erfindungsgemäße
Verfahren ermöglichen Wege zur Durchführung von
Analysen auf einer Vielzahl von Gebieten der Grundlagenforschung,
wie etwa der Diffusionsanalyse von Molekülen eingebaut
in intakten Zellmembranen, der Charakterisierung von Lipidmikro-
und nanodomänen, in der Literatur auch als Lipid rafts
bekannt, oder der Untersuchung der Regulation sowie der Transportwege
von Membranmolekülen in der Zelle.
-
Gleichzeitig
kann das System, beispielsweise zur medizinisch hochrelevanten,
gezielten Markierung bestimmter Zelltypen z. B. zur Markierung von
Krebszellen, zur Unterstützung von Wundverschluss mittels
Induktion von Zellwanderung, zur Ausbildung von Zell-Zellkontakten,
von Zellausläufern oder der Proliferationsinduktion oder
Zell-Zellfusion genutzt werden.
-
Bestimmte
erfindungsgemäße amphiphatische Mischungen der
Molekülsorten A, B, (C), D mit TNFα können
daher als Medikamente und gleichzeitig bei der gezielten Markierung
und Behandlung von Krebszellen eingesetzt werden.
-
Eine Übersicht
einiger Verfahren zur Zellmembranmodifikation zeigt Tabelle 2. Tabelle2: Zusammenfassung von Zellmodifizierungsexperimenten
mittels der Fusionsmischung.
Nr | Fusionsmischung | Methode | Zelltyp | Anwendung |
Sorte C | Sorte A | Sorte Ba
| Sorte D–G |
1 | DOPE | DOTAP | LR-DOPE | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
2 | DOPE | DOTAP | Texas-Red-DHPE | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
3 | DOPE | DOTAP | NBD-DOPE | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
4 | DOPE | DOTAP | BODIP Y FL DHPE | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
5 | DOPE | DOTAP | B-BODIP Y C12-HPC | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
6 | DOPE | DOTAP | Fluorescein-DHPE | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
7 | DOPE | DOTAP | DiO | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
8 | DOPE | DOTAP | Pyren-DOPE | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
9 | DOPE | DOTAP | β-Pyren C10-HPC | - | 1 | HEK | Zellmembranfärbung |
10 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | PId
| 2 | HEK | PI Funktionsuntersuchungen |
11 | DOPE | DOTAP | LR-DHPE | CaCl2
| 3 | HEK | Drug
delivery |
12 | DOPE | DOTAP | BODIP
Y FL DHPE | BR-TRITCb
| 4 | HEK | Prot. Funktionsuntersuchungen |
13 | DOPE | DOTAP | BODIP
Y FL DHPE | GPA-TRITCb
| 4 | HEK | Prot. Funktionsuntersuchungen |
14 | DOPE | DOTAP | β-BODIP
Y C12-HPC | DOGS-NTAc
| 2 | HEK | His-Tag-Bindung |
15 | DOPE | DOTAP | LR-DOPE | DOGS-NTAc
| 2 | HEK | Aktivierung
der Makroph. durch TNF-Bindung |
16 | DOPE | DOTAP | BODIP
Y FL-DHPE | DOGS-NTAc
| 2 | HEK | Aktivierung
der Makroph. durch TNF-Bindung |
17 | DOPE | DOTAP | LR-DOPE | - | 1 | Myofibroblasten | Zellmembranfärbung |
18 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | - | 1 | Myofibroblasten | Zellmembranfärbung |
19 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | DOGS-NTAc
| 2 | Myofibroblasten | His-Tag-Bindung |
20 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | DOGS-NTAc
| 2 | Myofibroblasten | Aktivierung
der Makroph. durch TNF-Bindung |
21 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | BR-TRITCb
| 4 | Myofibroblasten | Prot.
Funktionsuntersuchungen |
22 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | GPA-TRITCb
| 4 | Myofibroblasten | Prot. Funktionsuntersuchungen |
23 | DOPE | DOTAP | LR-DOPE | - | 1 | Keratinozyten | Zellmembranfärbung |
24 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | - | 1 | Keratinozyten | Zellmembranfärbung |
25 | DOPE | DOTAP | LR-DOPE | DOGS-NTAc
| 2 | Keratinozyten | His-Tag-Bindung |
26 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | DOGS-NTAc
| 2 | Keratinozyten | His-Tag-Bindung |
27 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | - | 1 | R37 | Zellmembranfärbung |
28 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | DOGS-NTAc
| 2f | R37 | His-Tag-Bindung |
29 | DOPE | DOTAP | LRDHPE | - | 1 | BSMC | Zellmembranfärbung |
30 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | - | 1 | BSMC | Zellmembranfärbung |
31 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | BR-TRITCb
| 4 | BSMC | Prot. Funktionsuntersuchungen |
32 | DOPE | DOTAP | LR-DHPE | - | 1 | ESMC | Zellmembranfärbung |
33 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | - | 1 | ESMC | Zellmembranfärbung |
34 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | BR-TRITCb
| 4 | ESMC | Prot. Funktionsuntersuchungen |
35 | DOPE | DOTAP | LR-DHPE | - | 1 | h. Fibroblasten | Zellmembranfärbung |
36 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | - | 1 | h. Fibroblasten | Zellmembranfärbung |
37 | DOPE | DOTAP | LR-
DHPE | - | 1 | Makrophagen | Zellmembranfärbung |
38 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12- HPC | - | 1 | Makrophagen | Zellmembranfärbung |
39 | DOPE | DOTAP | β-BODIP
Y C12-HPC | BR-TRITCb
| 4 | Makrophagen | Prot.
Funktionsuntersuchungen |
40 | DOPE | DOTAP | LR-DHPE | - | 1 | Neuronen | Zellmembranfärbung |
41 | DOPE | DOTAP | β-BODIP
Y C12-HPC | - | 1 | Neuronen | Zellmembranfärbung |
42 | DOPE | DOTAP | β-BODIP Y C12-HPC | BR-TRITCb
| 4 | Neuronen | Prot. Funktionsuntersuchungen |
43 | DOPE | DOTAP | BODIP
Y FL-DHPE | | 1 | Herzbeutel | Zellmembranfärbung |
- a Molekülsorte
C1 Molekülsorte A Molekülsorte B = 1/1/0,1 wt/wt
in jedem durchgeführten Experiment.
- b für die genaue Zusammensetzung
siehe Weg 2 unten.
- c für die genaue Zusammensetzung
siehe Weg 3. unten.
- d DOPE/DOTAP/β-BODIPY C12-HPC/PI = 1/1/0,001/0,1
-
Abkürzungen zu Tabelle 2:
-
- Methode 1: Zellmembranfärbung; Methode 2: Zelloberflächenmodifizierung;
Methode 3: Zelllumenmodifizierung; Methode 4: Proteinrekonstruktion
in der Zellmembran
- Zu Molekülsorte C: DOPE = 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
- Zu Molekülsorte A: DOTAP = 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-(Trimethylammonium-Propane
(Chloride salt)
- Zu Molekülsorte B:
β-BODIPY C12-HPC: 2-(4,4-Difluoro-5-Methyl-4-Bora-3a,4a-Diaza-s-Indacene-3-Dodecanoyl)-1-Hexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphocholine
β-Pyrene
C10-HPC: 1-Hexadecanoyl-2-(1-Pyrenedecanoyl)-sn-Glycero-3-Phosphocholine
BODIPY
FL DHPE: N-(4,4-Difluoro-5,7-Dimethyl-4-Bora-3a,4a-Diaza-s-Indacene-3-Propionyl)-1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine,
(Triethylammonium salt)
DiO: DiOC18(3)3,3'-Dioctadecyloxacarbocyanine
Perchlorate
Fluorescein-DHPE: 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine-N-(Carboxyfluorescein)
(Ammonium salt)
LR-DHPE: Lissamin Rhodamine B 1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine,
(Triethylammonium salt)
LR-DOPE: Lissamin Rhodamine B 1,2-Diolenoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine,
(Triethylammonium salt)
NBD-DOPE: N-(7-nitrobenz-2-oxa-1,3-diazol-4-yl)-1,2-Diolenoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(Triethylammonium salt)
Pyrene-DOPE: 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine-N-(1-pyrenesulfonyl)
(Ammonium salt)
Texas Red-DHPE: Texas Red 1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(Triethylammonium salt)
- Zu Molekülsorten D–G:
BR-TRITC: Bacteriorhodopsin
aus Halobacterium salinarum gelabeled mit Tetramethylrhodamin isothiocyanat gemischte
Isomere als Molekülsorte E
DOGS-NTA: 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-[(N-(5-Amino-1-Carboxypentyl)Iminodiacetic
Acid)Succinyl] (Nickelsalz) als Molekülsorte D.
GPA-TRITC:
Glycophorin A (MNS blond group) gelabeled mit Tetramethylrhodamine
isothiocyanate mixed isomers als Molekülsorte E.
PI:
L-α-Phosphatidyl-Inositol (Sodium salt) als Molekülsorte
E.
CaCl2 × H2O
als Molekülsorte F.
- Zelltypen und Zelllinien:
BSMC: Bronchial smooth muscle
cells
ESMC: Embryonal smooth muscle cells
HEK: Human Embryonic
Kidney, HEK293
h. Fibroblasten: human fibroblasts
Keratinozyten:
human keratinocytes
Makrophagen: human makrophage
Myofibroblasten:
cardiac fibroblasts of rat
Neuronen: embryonal cortical neurons
of rat
R37: breast cancer cell line
Herzbeutel: rat embryonic
heart bag
- Sonstiges zu Tabelle 2:
TNF: TNFα-His-Tag: Tumor
Necrosis Factor linked with 6 × histidin repeat
-
Im
Weiteren wird die Erfindung an Hand von Ausführungsbeispielen
und der beigefügten Figuren näher erläutert,
ohne dass dies zu einer Beschränkung der Erfindung führen
soll.
-
Es
zeigen:
-
1:
Schematische Darstellung von drei Einsatzmöglichkeiten
des Fusionsreagenzes.
-
2:
Mikroskopische Aufnahmen von in Fluo-4 AM vorinkubierten HEK293
Zellen nach Zugabe der Fusionsmischung (DOPE (Molekülsorte
C)/DOTAP (Molekülsorte A)/LR-DHPE (Molekülsorte
B)= 1/1/0,1 wt/wt) gefüllt mit 1 mM CaCl2 (Molekülsorte
F) Lösung. Die rot markierte Lipidmischung (Molekülsorten
A–C) (LissRhod Kanal) wurde in die Zellmembran eingebaut
während der grüne Ca2+-Indikator
(Fluo-4 Kanal) auf eine erhöhte Ca1+-Konzentration
(Molekülsorte F) im Zellinneren hinweist. (Massstab = 20 μm).
-
3:
Mikroskopische Aufnahmen von Fibroblasten 10 Minuten nach Zugabe
der Fusionsmischung (DOPE (Molekülsorte C)/DOTAP (Molekülsorte
A)/β-Bodipy-C12HPC (Molekülsorte
B)/BR-TRITC (Molekülsorte E) = 1/1/0,1/0,0005 wt/wt). Die
grün markierte Lipidmischung (Molekülsorte A–C)
(β-Bodipy Kanal) sowie das rot markierte Kanalprotein (Molekülsorte
E) (TRITC Kanal) wurden in die Zellmembran eingebaut. (Massstab
= 20 μm)
-
4:
Mikroskopische Aufnahmen von Fibroblasten 4 Stunden nach dem Abwaschen
der Fusionsmischung (DOPE (Molekülsorte C)/DOTAP (Molekülsorte
A)/β-Bodipy-C12HPC (Molekülsorte
B)/BR-TRITC (Molekülsorte E) = 1/1/0,1/0,0005 wt/wt). Die
grün markierte Lipidmischung (Molekülsorte A–C)
(β-Bodipy Kanal), als auch das rot markierte Kanalprotein
(Molekülsorte E) (TRITC Kanal) wurden in der Zellmembran
eingebaut. Die Trennung der zwei Farbstoffe in Abhängigkeit
der Zeit lässt auf einen unterschiedlichen Transportablauf der
Membranlipide und Proteine von der Zellmembran in das Zellinnere
schließen. (Massstab = 20 μm).
-
5:
Mikroskopische Aufnahmen von HEK293 Zellen 10 Minuten nach Zugabe
der Fusionsmischung (DOPE (Molekülsorte C)/DOTAP (Molekülsorte
A)/Bodipy FL-DHPE (Molekülsorte B)/DOGS-NTA (Molekülsorte
D) = 1/1/0,1/0,002 wt/wt). (Massstab = 50 μm)
-
6:
Mikroskopische Aufnahme von TNFα-His-Tag behandelten HEK293
Zellen mit eingebautem DOGS-NTA (Molekülsorte D) in der
Zellmembran und Makrophagen und B: Mikroskopische Aufnahme von TNFα-His-Tag
behandelten HEK293 Zellen ohne DOGS-NTA (Molekülsorte D)
in der Zellmembran und Makrophagen. (Massstab = 50 μm)
-
7:
Mikroskopische Aufnahme von primärem Herzbeutelgewebe (Perikard)
aus embryonalen Ratten (Tag 19) nach einer einstündigen
Behandlung mit der Fusionsmischung (DOPE (Molekülsorte
C)/DOTAP (Molekülsorte A)/Bodipy FL-DHPE (Molekülsorte
B) = 1/1/0,1 wt/wt). Auf der Aufnahme ist deutlich erkennbar, dass
die Fusionsmischung aus Molekülsorten A–C bis
etwa 3–4 Zellschichten tief in die Gewebe eingedrungen ist
und Membranfusion induziert hat. (Massstab = 70 μm).
-
1 zeigt
drei erfindungsgemäße Wege der Zellmembranmodifizierung.
Jeder Weg wird in einem weiteren Ausführungsbeispiel ausgeführt.
-
Weg 1 aus Fig. 1: Zellmembranmodifikation
durch Mischung der Sorten A–C und Einbringung von Ca2+ Ionen als Sorte F in das Lumen von Zellen.
-
Human
Embryonic Kidney (HEK293) (DSMZ Deutschland) Zellen wurden in DMEM
Medium (Sigma Aldrich, St. Luis, MO, USA) in einer Zelldichte von
30.000 Zellen pro Zellkulturschale (Ø 3,5 cm) in Fluo-4 AM-Ca2+-Indikator (Invitrogen, Eugene, OR, USA)
in (1 μg/ml) 30 Minuten inkubiert. Nach der Inkubation
wurden die Zellen mit DMEM Medium gewaschen und mit einer erfindungsgemäßen
Fusionsmischung 30 Minuten inkubiert.
-
Die
erfindungsgemäße Fusionsmischung besteht aus einer
Lipidmischung von 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(DOPE: Molekülsorte C), 1,2-Dioleoyl-3-Trimethylammonium-Propan
(DOTAP: Molekülsorte A) (beide Avanti Polar Lipids Inc.,
Alabama, AL, USA), Lissamine Rhodamine B 1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(LR-DHPE: Molekülsorte B mit Gruppe R) (Invitrogen) im
Gewichtsverhältnis von DOPE/DOTAP/LR-DHPE (1/1/0,1 wt/wt).
-
Die
Lipidkomponenten wurden zunächst in Chloroform (VWR, Darmstadt,
Deutschland) homogen gemischt. Anschließend wurde die Lösung
im Vakuum 30 bis 60 Minuten bei Raumtemperatur eingetrocknet. Die Lipidmoleküle
wurden erneut in einer Pufferlösung von 20 mM (2-[4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl]-ethansulfonsäure)
(HEPES-Puffer) (VWR) und 1 mM CaCl2 als
Molekülsorte F (VWR) in einer Endkonzentration von 2 mg
Lipid/ml Puffer aufgenommen und im Ultraschallbad (80–100
W) 20 Minuten bei Raumtemperatur homogenisiert.
-
Die
Mischung liegt somit als Liposom vor. Diese Mischung ist etwa 1
Monat lang im Kühlschrank bei 4°C haltbar und
nach einem wiederholten Homogenisierungsschritt wieder verwendbar.
-
5 μl
dieser Fusionsmischung werden 100-fach mit DMEM Medium verdünnt
und vor der Zugabe zu einer Zellkulturschale mit Ca2+-Indikator
Fluo-4 AM (Invitrogen) inkubierten HEK293-Zellen erneut 5 bis 10
Minuten mittels Ultraschall homogenisiert.
-
Die
Zellen werden im erfindungsgemäßen Fusionsverfahren
10 bis 30 Minuten mit der erfindungsgemäßen Mischung
bei 37°C und 5% CO2 inkubiert.
Danach wurden die Zellen mit DMEM Medium gewaschen und die Fusion
des Reagenzes mit der Zellmembran am Fluoreszenzmikroskop (LSM 710
von Carl Zeiss Microimaging GmbH, Jena) überprüft
(2).
-
Nach
erfolgreicher Membranfusion sind die rot fluoreszierenden Lipidmoleküle
der Molekülsorte B in die Zellmembran der HEK293-Zellen
eingebaut. Hierdurch ist die Zellmembran unter einem Fluoreszenz
Mikroskop gut erkennbar (siehe 2 – LissRhod
Kanal).
-
Einen
Beweis der Abgabe des Vesikellumens in das Zellinnere, und dadurch
auch der Molekülsorte F, liefert die verstärkte
grüne Fluoreszenzintensität des Ca2+-Indikators
Fluo4 AM, der durch die erhöhte Ca2+ Konzentration
im Zellvolumen nach der Membranfusion hervorgerufen wurde (2 – Fluo-4
Kanal).
-
Die
Aufnahmen und zugehörigen Zählungen zeigen eine
Fusionseffizienz oberhalb von 80%, das heißt mehr als 80%
aller Zellen fusionierten mit der erfindungsgemäßen
Mischung/Liposom.
-
Als
Kontrolle wurden HEK293-Zellen identisch behandelt, nur dass das
Vesikellumen mit 20 mM HEPES anstatt mit 1 mM CaCl2 Puffer
gefüllt wurde. In diesem Fall zeigte der Ca2+-Indikator
eine deutlich geringere Ca2+ Konzentration
in den Zellen (nicht gezeigt).
-
Weg 2 aus Fig. 1: Zellmembranmodifikation
durch Mischung der Sorten A–C und Einbringung von Bacteriorhodopsin
(Molekülsorte E) in die Zellmembran:
-
Kardiale
Fibroblasten wurden aus embryonalen (Tag 19) Rattenherzen isoliert
und in F10 Ham's Medium (Sigma Aldrich, St. Luis, MO, USA) in einer
Dichte von 20.000 Zellen pro Zellkulturschale (Ø 3,5 cm)
bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Über
einen Zeitraum von 6 Tagen differenzierten die kardialen Fibroblasten
zu Myofibroblasten und wurden beim nachfolgenden erfindungsgemäßen
Verfahren eingesetzt.
-
Die
Myofibroblasten wurden in einer Fusionsmischung von 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(DOPE: Molekülsorte C), 1,2-Dioleoyl-3-Trimethylammonium-Propane
(DOTAP: Molekülsorte A) (beide von Avanti Polar Lipids
Inc. Alabama, AL, USA) und 2-(4,4-difluoro-5-methyl-4-borg-3a,4a-diaza-s-indacene-3-dodecanoyl)-1-hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphocholine
(β-BODIPY C12-HPC: Molekülsorte
B von Invitrogen (Eugene, OR, USA) im Gewichtsverhältnis
1/1/0,1 in einer Endkonzentration von 20 μg Lipid/ml Medium
und Fluoreszenz markierten Kanalprotein (Bacteriorhodopsin von Halobacterium
Salinarum(Sigma Aldrich)-Tetramethylrhodamine Isothiocyanat (Sigma
Aldrich)) (BR-TRITC: Molekülsorte E) 0,4 ng/ml) inkubiert.
-
Die
erfindungsgemäße Mischung wurde auf folgende Weise
angefertigt. Die Lipidkomponenten (Molekülsorte A–C)
wurden in Chloroform (VWR) homogen gemischt. Nach der Mischung wurde
die Lösung im Vakuum für 30–60 Minuten
eingetrocknet. Die Lipidmoleküle wurden erneut in einer
Pufferlösung von 20 mM HEPES (2-[4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl]-ethansulfonsäure
(VWR)) in einer Endkonzentration von 2 mg Lipid/ml Puffer aufgenommen
und im Ultraschallbad (80–100 W) 20 Minuten homogenisiert.
Alle Schritte wurden bei Raumtemperatur ausgeführt. Die
Mischung liegt somit als Liposom vor.
-
5 μl
dieser Fusionsmischung wurden mit 0,7 μl einer BR-TRITC
Lösung (Molekülsorte E) (0,06 mg/ml HEPES) 60
Minuten inkubiert, und dabei vorsichtig gerührt. Die Kanalproteine
E werden in die Lipiddoppelschichten des Liposom aufgenommen.
-
Die
Lösung wurde 100-fach mit F10 Ham's Medium (Sigma Aldrich)
verdünnt und vor Zugabe zu einer Zellkulturschale mit Myofibroblasten
ein weiteres Mal für 1 bis 2 Minuten mit Ultraschall (80–100
W) behandelt.
-
Die
Zellen wurden erfindungsgemäß mit der Fusionsmischung
10 bis 20 Minuten inkubiert, dann mit F10 Ham's Medium gewaschen
und analysiert.
-
Nach
dem Waschen konnten etwa 80 bis 100% der Zellen Cytoplasmamembranen
der Zellen im Fluoreszenzmikroskop (grün für Lipide,
rot für Proteine) (LSM 710 von Carl Zeiss Microimaging
GmbH, Jena) nachgewiesen werden, was einen erfolgreichen Membraneinbau
sowohl der Lipidmischung (Molekülsorte A–C) als
auch der Proteinmoleküle (Molekülsorte E) anzeigt
(3 und 4).
-
Weg 3 aus Fig. 1: Zellmembranmodifikation
durch Mischung der Sorten A–D zur Proteinbindung auf der
Zellmembranoberfläche, Grundzüge einer neuartigen
Tumorbehandlung und eines Medikaments hierfür.
-
Human
Embryonic Kidney (HEK 293) (DSMZ, Deutschland) Zellen wurden in
RPMI Medium (Sigma Aldrich, St. Luis, MO, USA) in einer Zelldichte
von 40.000 Zellen pro Zellkulturschale (Ø 3,5 cm) bei 37°C
und 5% CO2 inkubiert und bei einer Konfluenzdichte
von etwa 90% in die nachfolgenden Schritte eingesetzt. HEK293-Zellen
wurden direkt in einer Fusionsmischung, umfassend 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(DOPE: Molekülsorte C), 1,2-Dioleoyl-3-Trimethylammonium-Propane
(DOTAP: Molekülsorte A), (beide von Avanti Polar Lipids
Inc. Alabama, AL, USA), N-(4,4-Difluoro-5,7-Dimethyl-4-Bora-3a,4a-Diaza-s-Indacene-3-Propionyl)-1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine,
Triethylammonium Salz (Bodipy FL-DHPE: Molekülsorte B)
(Invitrogen, Eugene, OR, USA) und 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-[(N-(5-Amino-1-Carboxypentyl)Iminodiacetic
Acid)Succinyl] (Nickel Salz) (DOGS-NTA: Molekülsorte D
Avanti Polar Lipids Inc.) im Gewichtsverhältnis von DOPE/DOTAP/Bodipy
FL-DHPE/DOGS-NTA (1/1/0,1/0,002 wt/wt) in einer Endkonzentration
von 20 μg Lipid/ml RPMI Medium (Sigma Aldrich) 10 bis 20
Minuten lang bei 37°C und 5% CO2 inkubiert.
-
Die
Fusionsmischung wurde auf folgende Weise vorbereitet. Die Lipidkomponenten
(Molekülsorten A bis D) wurden erst in Chloroform (VWR,
Darmstadt, Deutschland) homogen gemischt. Anschließend
wurde die Lösung im Vakuum 30 bis 60 Minuten eingetrocknet.
Die Lipidmoleküle wurden erneut in einer Pufferlösung von
20 mM (2-[4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl]-ethansulfonsäure)
(HEPES-Puffer) (VWR) in einer Endkonzentration von 2 mg Lipid/ml
Puffer aufgenommen und im Ultraschallbad (80–100 W) 20
Minuten homogenisiert.
-
Die
Mischung liegt somit als Liposom vor. Diese Mischung ist etwa 1
Monat lang im Kühlschrank bei 4°C haltbar und
nach einem wiederholten Homogenisierungsschritt wieder verwendbar.
-
5 μl
dieser Fusionsmischung wurden 100-fach mit RPMI Medium (Sigma Aldrich)
verdünnt und vor Zugabe zu einer Zellkulturschale mit HEK293-Zellen
erneut 5 bis 10 Minuten mittels Ultraschall (80–100 W)
homogenisiert. Alle Preparationsschritte wurden bei Raumtemperatur
ausgeführt.
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Anschließend
wurden die Zellen mit RPMI Medium (Sigma Aldrich) gewaschen und
die Fusion des Reagenzes mit der Zellmembran am Fluoreszenzmikroskop
(LSM 710 von Carl Zeiss Microimaging GmbH, Jena) überprüft.
-
5 zeigt
eine derartige Überprüfung und weist auf eine
Fusionseffizienz oberhalb von 80% hin. Diese Effizienz wurde mit
Hilfe der mikroskopischen Aufnahmen durch Zählen festgestellt.
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Um
eine Bindung zwischen der reaktiven Kopfgruppe des verwendeten DOGS-NTA
als Molekülsorte D mit einem Reaktionspartner zu ermöglichen,
wurden die Zellen in einer Lösung von Tumor Necrosis Faktor-α gebunden
an ein 6 × histidin-repeat (TNFα-His-Tag) (ProSpec,
Rehovot, Israel) in der Konzentration von 1 bis 5 ng/ml RPMI Medium
etwa 20 Minuten, bei 37°C und 5% CO2 inkubiert.
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Reste
des Proteins wurden durch einen dreimaligen Waschprozesses mit RPMI
Medium aus der Suspension entfernt. TNFα dient im Körper
als Makrophagen aktivierender Faktor und stellt für das
Immunsystem den Hauptfaktor in der Erkennung und Bekämpfung
von Krebszellen dar. Um die Funktionalität des Systems zu überprüfen,
wurden ausdifferenzierte Makrophagen verwendet. Humane Monocyten
wurden aus Blut mittel Leukoseptsystem (Greiner bio-one, Kremsmünster,
AU) und Biocoll Separationsmedium (Biochrom, Cambridge, UK) gewonnen.
Nach der Zentrifugation mit 1000 g, 10 Minuten wurden Monocyten
aus der gebildeten Interphase geerntet und nachträglich
mit Phosphat-Puffer (PBS von Sigma Aldrich) gewaschen. Monocyten wurden
in RPMI Medium (Sigma Aldrich) aufgenommen und bei 37°C
und 5% CO2 inkubiert. Nach 2 Tagen wurde
0,1 ng/ml Granulocyten Macrophagen Kolonie Stimulationsfaktor (G-MCF
von Sigma Aldrich) zu den Monocyten gegeben. Nach weiteren 3 Tagen
differenzierten sich inaktive Makrophagen aus Monocyten.
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Die
so gewonnenen Makrophagen wurden anschließend auf einem
HEK293-Zell Rasen ausplattiert, die mittels der Fusion und nachfolgender
Inkubation mit TNFα-His-Tag das Erkennungssignal für
Makrophagen tragen sollten. Bei Erkennung sollte die zelluläre
Immunant-Wort in Makrophagen induziert werden und HEK293-Zellen
lysiert werden. Als Kontrolle wurden HEK-Zellen identisch behandelt,
nur dass das amphipatische Molekül mit reaktiver Kopfgruppe
von der Molekülsorte D (DOGS-NTA) aus dem Fusionsansatz
herausgelassen wurde. Beide Ansätze wurden für
24 Stunden inkubiert und nachfolgend lichtmikroskopisch analysiert
(LSM 710 von Carl Zeiss Microimaging GmbH, Jena). zeigt
die Erkennung und Lyse von HEK293-Zellen (Bildung von Plaques) nur
auf den mit DOGS-NTA (Molekülsorte D) im Fusionsansatz
inkubierten Zellen. Dieses Beispiel zeigt, dass mittels Membranfusion
gezielt Zelltypen markiert und beispielhaft für das Immunsystem
sichtbar gemacht werden können.
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Weg 4: Zellmembranmodifikation durch Mischung
der Sorten A–C auf Gewebeproben
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Mit
der Fusionsmischung können nicht nur einzelne Sängerzellen,
sondern auch Zellen im Gewebe und in Gewebeschnitten zur Fusion
gebracht werden. Es wurde primäres Herzbeutelgewebe (Perikard)
aus embryonalen Ratten (Tag 19) isoliert und in F10 Ham's Medium
(Sigma Aldrich, St. Luis, MO, USA) auf einer 3,5 cm Zellkulturschale
mit einer Fusionsmischung von 1,2-Dioleoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine
(DOPE: Molekülsorte C), 1,2-Dioleoyl-3-Trimethylammonium-Propane
(DOTAP: Molekülsorte A), (beide von Avanti Polar Lipids
Inc. Alabama, AL, USA) und N-(4,4-Difluoro-5,7-Dimethyl-4-Bora-3a,4a-Diaza-s-Indacene-3-Propionyl)-1,2-Dihexadecanoyl-sn-Glycero-3-Phosphoethanolamine,
Triethylammonium Salz (Bodipy FL-DHPE: Molekülsorte B)
(Invitrogen, Eugene, OR, USA) in einem Gewichtsverhältnis
von 1/1/0.1 wt/wt, bei 37°C und 5% CO2 1 Stunde inkubiert.
(Molekülsorte C und B wurden von Avanti Polar Lipids Inc.,
Alabama, AL, USA; Molekülsorte B von Invitrogen, Eugen,
OR, USA besorgt). Die Fusionsmischung wurde auf folgende Weise vorbereitet:
Die
Lipidkomponenten (Molekülsorte A bis C) wurden erst in
Chloroform (VWR, Darmstadt, Deutschland) homogen gemischt. Anschließend
wurde die Lösung im Vakuum 30 bis 60 Minuten eingetrocknet.
Die Lipidmoleküle wurden erneut in einer Pufferlösung
von 20 mM (2-[4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl]-ethansulfonsäure) (HEPES-Puffer)
(VWR, Darmstadt, Deutschland) in einer Endkonzentration von 2 mg
Lipid/ml Puffer aufgenommen und im Ultraschallbad (80–100
W) 20 Minuten homogenisiert. Die Mischung liegt wiederum als Liposom
haltbar bei 4°C vor.
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5 μl
dieser Fusionsmischung wurden 100-fach mit F10 Ham's Medium (Sigma
Aldrich) verdünnt und vor Zugabe zur Gewebeprobe erneut
5–10 Minuten mittels Ultraschall (80–100 W) homogenisiert.
Alle Preparationsschritte wurden bei Raumtemperatur ausgeführt.
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Anschließend
wurde das fusionierte Gewebe fluoreszenz-mikroskopisch analysiert
(LSM 710 von Carl Zeiss Microimaging GmbH, Jena). 7 zeigt,
dass sowohl Zellen der äußeren Gewebeschicht als
auch Zellen in tieferen Zellebenen sich erfolgreich fusionieren
bzw. anfärben ließen. Etwa 3–4 Zellschichten
aus Bindegewebszellen sind deutlich erkennbar. Eventuelle Verwendung
in der Gentherapie, Krebsbehandlung und Wundheilung ist hierdurch
denkbar.
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Es
können weitere Ausführungsbeispiele angegeben
werden. Diese sind in Tabelle 2 gezeigt. Die Verfahren zur Herstellung
der Mischungen sind von den hier angegebenen vier Beispielprotokollen
zu entnehmen. Die Zellmembranfusion folgt denen der oben genannten
Verfahren. Im Sinne der Erfindung, sind alle Verfahrensschritte
in den Ausführungsbeispielen in nicht einschränkender
Natur anzusehen. Insbesondere sollen die Fusionsmischungen und deren
Verwendung weit ausgelegt werden. Dies bedeutet, dass die in Ausführungsbeispielen
gezeigte Wege und Fusionsmischungen miteinander kombiniert werden
können um zu neue Mischungen und Ausführungen
zu gelangen.
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Die
vorliegend ausführlich dargestellten vier Wege gehen von
Liposomen aus, da nach Chloroformzugabe und der Aufnahme in Puffer
die amphiphatischen Bestandteile zu Liposomen umformen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
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