DE19736592C2 - Tetraetherlipidderivat, ein oder mehrere Tetraetherlipidderivate enthaltendes Liposom oder Lipidagglomerat und pharmazeutische Zusammensetzung - Google Patents
Tetraetherlipidderivat, ein oder mehrere Tetraetherlipidderivate enthaltendes Liposom oder Lipidagglomerat und pharmazeutische ZusammensetzungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Tetraetherlipidderivate, die erfindungsgemäßen Te
traetherlipidderivate enthaltende Liposomen und Lipidagglomerate und pharmazeutische Zusammensetzung.
In der wissenschaftlichen Forschung besteht ein großer Bedarf an Verfahren zur Trans
fektion von Zellen in Zellkultur und multizellulären Organismen mit Nukleinsäuren. Die
herkömmlichen Verfahren wie Elektroporation, DEAE- und "Calciumphosphat"-
unterstützte Transfektion, Mikroinjektion oder ballistische Methoden haben den Nachteil,
daß sie oft nur geringe Transfektionseffizienzen erreichen, die Zellüberlebensraten sehr
gering sind und/oder, daß sie nicht an Mehrzellern durchführbar sind. Virale und retrovi
rale Transfektionssysteme sind zwar effizienter, bergen aber eigene Risiken, wie z. B.
eine erhöhte Immunantwort oder eine unkontrollierte Integration in das Zielgenom. Die
Transfektion von nicht-viralen Nukleinsäuren mit Hilfe von Liposomen, auch Lipofektion
genannt, stellt daher eine erfolgreiche und bereits häufig angewandte Alternative zu den
oben beschriebenen Verfahren dar.
Liposomen sind künstlich hergestellte uni- oder multilamellare Lipidvesikel, die einen
wäßrigen Innenraum umschließen. Sie sind im allgemeinen biologischen Membranen
ähnlich und werden daher nach Anlagerung an dieselben oftmals leicht in die Membran
struktur integriert. Bei dieser Membranfusion wird, der Inhalt des Liposomeninnenraums
in das von der biologischen Membran umschlossene Lumen entladen. Alternativ werden
die Liposomen durch endocytotische Vorgänge in das Cytosol der zu transfizierenden
Zeile gebracht; sie werden anschließend entweder im Cytosol zerstört oder treten als
solche in Wechselwirkung mit der Kernmembran. Im letzteren Fall sind die im wäßrigen
Innenraum des Liposoms enthaltenen Verbindungen weitgehend gegen proteolytische
oder nukleolytische Angriffe geschützt.
Liposomen können daher als Transportvehikel für Stoffe, wie z. B. Nukleinsäuren und
Pharmazeutika benutzt werden. So stellt z. B. die Kosmetikindustrie Liposomen-haltige
Hautcremes her, die Wirkstoffe zielgerichtet in die Epidermis und tiefer gelegene Zell
schichten transportieren. Zur Herstellung von Liposomen werden hauptsächlich natürliche
Lecithine aus Sojabohnen oder Eigelb bzw. definierte natürliche oder künstliche
Phospholipide, wie Cardiolipin, Sphingomyelin, Lysolecithin und andere verwendet.
Durch Variation der polaren Kopfgruppen (Cholin, Ethanolamin, Serin, Glycerin, Inosit),
der Länge und der Sättigungsgrade der Kohlenwasserstoffketten werden Größe, Stabi
lität und Fähigkeit zur Aufnahme und Freisetzung der assoziierten Moleküle beeinflußt.
Einer der wesentlichen Nachteile der bis heute bekannten Liposomen ist ihre geringe
Stabilität. Aus normalen Doppelschicht-bildenden Phopholipiden gebildete Liposomen
sind auch im gekühlten Zustand nur kurze Zeit haltbar. Ihre Lagerstabilität läßt sich zwar
z. B. durch Einbeziehen von Phosphatidsäure erhöhen, jedoch ist die somit verbesserte
Stabilität für viele Zwecke immer noch unzureichend. Außerdem sind herkömmliche Li
posomen nicht säurestabil und daher weder für den Transport pharmazeutischer Wirk
stoffe geeignet, die nach oraler Verabreichung den Magen passieren, noch für die Lipo
somen-unterstützte DNS-Transfektion unter leicht sauren pH-Bedingungen.
Für wissenschaftliche und medizinische Lipofektionen in Säugerzellen werden Liposo
men-bildende Lipidmischungen, z. B. Lipofectamin®, Lipofectin® oder DOTAP®, häufig
benutzt. Neben den bereits erwähnten Nachteilen ist mit ihrer Anwendung die Notwen
digkeit verbunden, eine Vielzahl von Parametern (z. B. Zelldichte, Nukleinsäuremenge,
Anteil der zugesetzten Lipide, Volumen des Liposomenansatzes etc.) genau zu bestim
men, weil es nur ein sehr enges Parameteroptimum gibt, bei dem ausreichende Trans
fektionseffizienzen erreicht werden können. Dadurch werden Transfektionen unter Ver
wendung kommerzieller Lipofektionsreagenzien sehr aufwendig und kostenintensiv.
Desweiteren sind bei den obengeannten Produkten große Variationen zwischen den
einzelnen Chargen zu beobachten, was sie in der Praxis wenig verläßlich macht.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, Lipofektionsmittel mit größerer mecha
nischer und chemischer Stabilität und damit verlängerter Lagerfähigkeit herzustellen, die
eine einfache und verläßliche Anwendbarkeit ermöglichen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch das Bereitstellen von Tetraetherlipid
derivaten (im folgenden auch als "TEL-Derivate" abgekürzt) mit der allgemeinen For
mel (I):
wobei S1 und S2 gleich oder verschieden sein können und jeweils die folgende
Bedeutung haben:
und
Y kann -NR2R3 oder -N⊕R4R5R6 bedeuten;
X1 und X2 können gleich oder verschieden sein und sind jeweils unabhän gig voneinander ausgewählt aus der Gruppe, die ein verzweig tes oder unverzweigtes Alkylen oder Alkenylen mit 2 bis 20 Koh lenstoffatomen umfaßt;
R1 bis R6 können gleich oder verschieden sein und sind jeweils unabhän gig voneinander ausgewählt aus der Gruppe, die umfaßt: Wasserstoff, verzweigte oder unverzweigte Alkyl-, Alkenyl-, Aralkyl- oder Arylgruppen mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen, wobei jeweils einer der Reste R2 bis R6 weiter einen Antikörper gegen Zelloberflächenmoleküle oder einen Liganden für Zelloberflä chen-Rezeptoren umfassen kann; und
n kann eine ganze Zahl zwischen 0 und 10 bedeuten,
sowie durch Bildung von Pentazyklen im Tetraethergrundgerüst gebildete Modi fikationen davon.
Y kann -NR2R3 oder -N⊕R4R5R6 bedeuten;
X1 und X2 können gleich oder verschieden sein und sind jeweils unabhän gig voneinander ausgewählt aus der Gruppe, die ein verzweig tes oder unverzweigtes Alkylen oder Alkenylen mit 2 bis 20 Koh lenstoffatomen umfaßt;
R1 bis R6 können gleich oder verschieden sein und sind jeweils unabhän gig voneinander ausgewählt aus der Gruppe, die umfaßt: Wasserstoff, verzweigte oder unverzweigte Alkyl-, Alkenyl-, Aralkyl- oder Arylgruppen mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen, wobei jeweils einer der Reste R2 bis R6 weiter einen Antikörper gegen Zelloberflächenmoleküle oder einen Liganden für Zelloberflä chen-Rezeptoren umfassen kann; und
n kann eine ganze Zahl zwischen 0 und 10 bedeuten,
sowie durch Bildung von Pentazyklen im Tetraethergrundgerüst gebildete Modi fikationen davon.
Das Lipidgerüst der erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivate besteht aus einem 72-
gliedrigen Makrotetraetherzyklus, dessen Grundgerüst ein Dibiphytanyl-diethyl-tetra
etherheterozyklus ist. In diesem sind die ω-Kohlenstoffatome der Phytanylketten von je
weils 2 Diethermolekülen kovalent miteinander verbunden. Tetraetherlipide sind bereits
bekannt und bisher ausschließlich in Archaebakterien nachgewiesen worden. In Abhän
gigkeit z. B. von der Züchtungstemperatur können sich innerhalb der Dibiphytanylketten
Pentazyklen ausbilden, die dem Lipid einen spezifischen physiko-chemischen Charakter
geben. Mit jeder Pentazyklisierung verliert das Grundgerüst zwei Wasserstoffatome. Ei
ne Zusammenfassung aller bisher bekannten Basisstrukturen archaebakterieller Lipide
ist in Langworthy und Pond (System Appl. Microbiol. 7, 253-257, 1986) enthalten.
Das natürlich vorkommende Lipidgerüst ist nunmehr erfindungsgemäß derivatisiert wor
den, um für den Einbau in zur Transfektion vorgesehene Liposomen oder Lipidagglome
rate geeignet zu sein. Dazu werden Seitenketten eingeführt, die entweder per se durch
Ausbildung quaternärer Ammoniumsalze oder unter physiologischen Bedingungen, d. h.
bei einem pH-Wert von 7,35 bis 7,45, positiv geladen sind. Solcherart derivatisierte Lipide sind
besonders gut geeignet, mit negativ geladenen Molekülen, beispielsweise Nukleinsäu
remolekülen, in Kontakt zu treten und sie z. B. in Liposomen einzuschließen. Da ein mög
licher Verwendungszweck der erfindungsgemäßen Lipide in der Bildung von Liposomen
oder Lipidagglomeraten für gentherapeutische Anwendungen liegt, können die erfin
dungsgemäßen Lipide zusätzlich mit Molekülen gekoppelt werden, die das spezifische
Andocken der Lipide an spezielle Zellen ermöglichen. Beispiele dafür sind Antikörper
gegen Zelloberflächenantigene, insbesondere solche, die selektiv auf den Zielzellen ex
primiert werden. Möglich sind weiter Liganden für Rezeptoren, die auf der Oberfläche
bestimmter Zellen selektiv anzutreffen sind, sowie biologisch aktive Peptide, die ein Or
gan- bzw. Zell-spezifisches Targeting in vivo ermöglichen (Ruoslati, Science 1997,
276(5317): 1345-6). Letztere wurden für die Zwecke dieser Anmeldung ebenfalls als Li
ganden bezeichnet.
Der besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivate liegt darin, daß ihr
Lipidgerüst keine Doppelbindungen enthält und daher unempfindlich gegen Oxidation ist.
Weiterhin enthält es statt der in Lipiden aus Eubakterien und Eukaryonten enthaltenen
Lipidesterbindungen nur Lipidetherbindungen, die auch bei hohen Protonenkonzentra
tionen, wie sie z. B. im Magen auftreten, nicht angegriffen werden.
In bevorzugten Ausführungsformen sind die Substituenten S1 und S2 an beiden Enden
des Tetraetherlipidgrundgerüstes gleich. Dies ermöglicht, ausgehend von natürlichen
Tetraetherlipiden, die Synthese ohne zwischenzeitliche Verwendung von Schutzgruppen.
Die Identität der Substituenten S1 und S2 ist besonders bevorzugt in solchen Fällen, in
denen keiner der Reste R1 bis R6 einen Antikörper oder Liganden für einen Zelloberflä
chenrezeptor darstellt.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivates
stellt die Gruppe X1 sowohl in S1 als auch in S2 ein Alkylen oder Alkenylen mit 2 bis 10,
bevorzugt mit 3 bis 6 Kohlenstoffatomen dar. In ganz besonders bevorzugten Ausfüh
rungsformen handelt es sich bei X1 um Propylen.
Die Gruppe X2 ist ebenfalls bevorzugt ein Alkylen oder Alkenylen mit 2 bis 10, bevorzugt
mit 3 bis 6 Kohlenstoffatomen. Auch für X2 sind Propylenreste besonders bevorzugt.
n kann 0 bis 10 bedeuten. In bevorzugten Ausführungsformen ist n 0 bis 3, ganz beson
ders bevorzugt 0.
Die erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivate werden bevorzugt aus natürlichen Te
traetherlipiden hergestellt, die z. B. aus Archaebakterien isolierbar sind. Wie oben bereits
erwähnt, treten in den aus natürlichen Quellen isolierten Tetraetherlipiden in einem ge
wissen Umfang Pentazyklen innerhalb der Dibiphytanylketten auf. Das Ausmaß der
Pentazyklisierung kann durch die Züchtungstemperatur beeinflußt werden. Normalerwei
se finden sich 0 bis 8 Pentazyklen pro Tetraethergrundgerüst, wobei bei einer Züch
tungstemperatur von 39° die meisten Lipidmoleküle zwischen 1 und 5 Pentazyklen auf
weisen, während bei einer Züchtungstemperatur von 59° überwiegend 3 bis 6 Pentazy
klen beobachtet werden. Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Verteilung der Pen
tazyklisierung bei einer Züchtungstemperatur von 39°C bzw. 59°C:
In weiteren Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivates bedeu
tet Y sowohl in S1 als auch in S2 -NR2R3. Dabei sind R2 und R3 bevorzugt Wasserstoff,
verzweigte oder unverzweigte Alkyl-, Alkenyl-, Aralkyl- oder Arylgruppen besonders be
vorzugt Wasserstoff-, Methyl-, Ethyl- oder Propylgruppen. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform bedeutet Y sowohl in S1 als auch in S2 ein quaternäres Ammoniumsalz,
dessen Reste R4, R5 und R6 ebenfalls bevorzugt Wasserstoff-, verzweigte oder unver
zweigte Alkyl-, Alkenyl-, Aralkyl- oder Arylgruppen mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen, be
sonders bevorzugt Wasserstoff, Methyl, Ethyl oder Propyl sind. Jeweils einer der Reste
R2 bis R6 kann einen Antikörper gegen Zelloberflächenmoleküle oder einen Liganden für
Zelloberflächen-Rezeptoren umfassen.
In besonders bevorzugten Ausführungsformen hat das erfindungsgemäße Tetraetherli
pidderivat die allgemeine Formel (I) mit den nachstehend angegebenen Substituenten
S1 und S2:
Verbindung A:
S1 und S2: -CO-NH-(CH2)3-NH2;
Verbindung B:
S1 und S2: -CO-NH-(CH2)3-N(CH3)2;
Verbindung C:
S1 und S2: -CO-NH-(CH2)3-N⊕(CH3)3
Verbindung A:
S1 und S2: -CO-NH-(CH2)3-NH2;
Verbindung B:
S1 und S2: -CO-NH-(CH2)3-N(CH3)2;
Verbindung C:
S1 und S2: -CO-NH-(CH2)3-N⊕(CH3)3
Die erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivate können z. B. aus dem Gesamtlipidextrakt
von Archaebakterien, z. B. dem Gesamtlipidextrakt des Archaebakteriums Thermoplas
ma acidophilum gewonnen werden. Thermoplasmen wachsen zwischen pH 1 und 4 und
bei Temperaturen von 33 bis 67°C. Thermoplasma acidophilum kann, wie in Beispiel 1
wiedergegeben, kultiviert werden. Üblicherweise wird eine bis zu einer OD578 von ca. 0,6
gezüchtete Kultur des Mikroorganismus geerntet und die geernteten Mikroorganismen
entweder direkt zur Lipidgewinnung eingesetzt oder gefriergetrocknet und gelagert. Für
die Gewinnung der Tetraetherlipide aus dem Gesamtlipidextrakt von Thermoplasma aci
dophilum wird dieser einer Säurehydrolyse unterzogen, um Tetraether zu produzieren
(Beispiel 2 und Abb. 7). Oxidation der freien Hydroxylgruppen am Tetraether zu Dicar
bonsäureverbindungen, Reaktion dieser Dicarbonsäureverbindungen mit SOCl2 und
Umsetzung der entstandenen Carbonsäurechloride mit Aminen resultiert in der Bildung
verschiedener Tetraetherlipidderivate (Beispiel 3 und Abb. 7).
Die erfindungsgemäßen TEL-Derivate können zum Herstellen von Lipofektionsmitteln
verwendet werden. Lipofektionsmittel sind z. B. Liposomen oder Lipidagglomerate.
Verfahren zum Herstellen von Liposomen sind allgemein bekannt. Generell wird dabei
das zur Präparation der Liposomen vorgesehene Lipid zunächst in einem organischen
Lösungsmittel gelöst und durch Evaporation ein Lipidfilm gebildet. Der Lipidfilm wird gut
getrocknet, um sämtliche Lösungsmittelreste zu entfernen. Anschließend werden die
Lipide dieses Filmes in einem geeigneten Puffersystem resuspendiert. Für medizinisch-
pharmazeutische Zwecke eignet sich z. B. physiologische Kochsalzlösung, pH 7,4, je
doch sind andere Puffersysteme (z. B. Mcllvaine-Puffer), oder ungepufferte Lösungen,
wie z. B. ungepufferte Kalium- oder Natriumchloridlösungen, ebenfalls verwendbar. Die
Puffermenge sollte so berechnet sein, daß sie später eine Liposomendispersion mit ma
ximal 15-20 mg Lipid/ml Puffer ergibt. Durch Schütteln mit der Hand können zunächst
große multilamellare Vesikel mit einer Größenverteilung im µm-Bereich gebildet werden.
Die Bildung dieser Vesikel kann durch Verwendung von zwei Glaskügelchen und/oder
eines Ultraschallbades mit geringer Schallintensität erleichtert werden. Für die eigentli
che Präparation von unilamellaren Liposomen definierter Größe wurden folgende Me
thoden getestet und als für die Herstellung von Liposomen aus erfindungsgemäßen
Tetraetherlipidderivaten geeignet befunden:
- a) Ultraschallbehandlung: Die Suspension multilamellarer Liposomen wird bei 20 kHz 5 Minuten beschallt (Branson Sonifer B 15). Es bilden sich Liposomen mit einem Durchmesser um 500 nm.
- b) Extrusion durch eine French Druckzelle: Die Suspension multilamellarer Liposomen wird bei 16000 p. s. i. viermal in der French Druckzelle extrudiert (SLM-Aminco Inc., Urbana IL, USA). Es bilden sich Liposomen mit einem Durchmesser um 120 nm.
- c) Extrusion durch Polycarbonatfilter: Die Suspension multilamellarer Liposomen wird
durch Polycarbonatfilter definierter Porengröße extrudiert (LiposoFastm, Avestin,
Ottawa, Kanada). Bei Verwendung von Filtern mit einer Porengröße von 100 oder
200 nm entstehen Liposomen, die in der Größenverteilung geringfügig oberhalb
der Porengröße liegen. Die Extrusion durch Filter dieser geringen Porengröße
kann gleichzeitig als Sterilfiltration dienen, sofern alle sonstigen Voraussetzungen
für eine Sterilfiltration (z. B. exakte Trennung der unsterilen und sterilen Seiten der
Filtrationsapparatur) eingehalten werden. Um die eigentliche Filtration zu erleich
tern, können einige Vorbereitungen getroffen werden:
- a) Die Suspension multilamellarer Liposomen wird bei 20 kHz zwischen 1 und 5 Minuten beschallt (s. (a))
- b) Die Suspension multilamellarer Liposomen wird 1-3 mal gefroren und wieder aufgetaut.
- c) Die Suspension multilamellarer Liposomen nach (ca) oder (cb) wird durch ei nen Polycarbonatfilter von 600 bis 800 nm Porengröße vorfiltriert.
Im Anschluß an die Ultraschallbehandlung bzw. Extrusion können die Liposomen in einer
Eppendorfzentrifuge 3200 10 Minuten zentrifugiert werden, um nichtliposomales Mate
rial zu entfernen. Intakte, geschlossene Vesikel bleiben im Überstand.
Liposomen können weiter durch Detergenzsolubilisierung mit anschließender Deter
genzdialyse hergestellt werden. Dazu wird zunächst wie oben beschrieben ein Lipidfilm
gebildet. Dieser wird in einem detergenzhaltigen Puffersystem suspendiert (Beispiele
dialysierbarer Detergenzien: Octyl-β-D-Glucopyranosid oder Octyl-β-D-
Thioglucopyranosid). Das molare Verhältnis (TEL-Derivat: Detergenz) sollte bei den ge
nannten Detergenzien zwischen 0,05 und 0,3 liegen und die Puffermenge so berechnet
sein, daß sich später eine Liposomendispersion mit maximal 15-20 mg Lipid pro ml Puf
fer ergibt. Durch Schütteln mit der Hand werden Mischmizellen aus Detergenz und
TEL-Derivat gebildet.
Die Suspension der Mischmizellen wird nun in Dialyseschläuche, z. B. in eine Lipoprep®-
Dialysezelle oder in eine Mini-Lipoprep® Dialysezelle (Diachema AG, Langnau, Schweiz)
übertragen und bei RT 24 Stunden dialysiert. Bei Entzug des Detergenz durch die Dialy
se bilden sich aus den Mischmizellen Liposomen von etwa 400 nm Durchmesser.
Die Liposomen-Präparation kann in einer Eppendorfzentrifuge 3200 10 Minuten zentri
fugiert werden, um nichtliposomales Material zu entfernen. Intakte, geschlossene Vesikel
bleiben im Überstand.
Die erfindungsgemäßen Lipidagglomerate bestehen aus einer oder mehreren Schichten
der erfindungsgemäßen TEL-Derivate. Zwischen jeweils zwei solcher Schichten können
sich negativ geladene Moleküle, z. B. Nukleinsäuremoleküle, einlagern.
Lipofektionsmittel, die zu 100% aus erfindungsgemäßen TEL-Derivaten bestehen, haben
sich dabei als außergewöhnlich stabil, nahezu unbegrenzt lagerfähig und protonenun
durchlässig erwiesen. Für viele Anwendungen, darunter die Formulierung von Pharma
zeutika mit säurelabilen Wirkstoffen, und die Transfektion von Eukaryontenzellen stellen
reine TEL-Derivat-Lipofektionsmittel daher das Mittel der Wahl dar.
Als vorteilhaft hat sich auch die Herstellung von Lipofektionsmitteln erwiesen, die neben
einem Anteil von TEL-Derivat übliche Doppelschicht-bildende Phospholipide enthalten,
wobei dieser Gewichtsprozentanteil auf das Gesamtlipid bezogen ist (Mischliposomen
bzw. Mischlipidagglomerate). Die Herstellung von Mischlipofektionsmitteln erfolgt analog
der Herstellung von reinen TEL-Derivat-Lipofektionsmitteln.
Bei diesen Doppelschicht-bildenden Phospholipiden kann es sich beispielsweise han
deln um Sphingomyeline, Cephaline, Lecithine und Cardiolipin. Besonders bevorzugt ist
der Zusatz von kationischen Lipiden wie DOTMA (N-[1-(2,3-Dioleyloxy)propyl]-N,N,N-
trimethylammoniumchlorid) (Life Technologies, Gaithersberg, USA) oder DOTAP (N-[1-
(2,3-Dioleoyloxy)propyl]-N,N,N-trimethylammoniumchlorid) (Boehringer Mannheim, FRG)
oder DOSPER (1,3-Di-oleoyloxy-2-(6-carboxyspermyl)-propylamid) (Boehringer Mann
heim). Zur Unterstützung der Transfektionseffizienz können auch neutrale Lipide wie z. B.
DOPE (Dioleoylphosphatidylethanolamin) (Sigma) in die Herstellung der TEL-
Derivatliposome einbezogen werden (Beispiel 5). In einer weiteren bevorzugten Ausfüh
rungsform werden Cholesterin und/oder seine Derivate in die Membran eingebaut. Dar
über hinaus kann jedes weitere für die Bildung von Liposomen oder Lipidagglomeraten
geeignete Lipid herangezogen werden. Der besondere Vorteil der erfindungsgemäßen
Mischlipofektionsmittel ist ihre durch den TEL-Derivatanteil verbesserte (erhöhte) Stabi
lität, verglichen z. B. mit Liposomen ohne TEL-Derivatanteil.
In den erfindungsgemäßen Mischlipofektionsmitteln beträgt das Verhältnis von Tetrae
therlipidderivat zu weiteren Lipiden bevorzugt 5 : 1 bis 1 : 5. In besonders bevorzugten
Ausführungsformen beträgt das Verhältnis 1 : 2 bis 1 : 0,5, besonders bevorzugt 1.1. Alle
Angaben beziehen sich auf Gewichtsverhältnisse.
Im folgenden beziehen sich die Ausdrücke "TEL-Derivatliposom", "Liposom aus reinem
TEL-Derivat" etc. auf Liposomen, deren Lipidanteil zu 100% aus erfindungsgemäßen
TEL-Derivaten, bevorzugt TEL aus Thermoplasma acidophilum besteht. Gleiches gilt für
die Ausdrücke "Tetraetherlipidderivatagglomerat " und verwandte Ausdrücke.
"Mischliposomen" und "Misch-Lipidagglomerate" umfassen zusätzlich herkömmliche
Phospholipide, und die Ausdrücke "Liposom" bzw. "Lipidagglomerat" umfassen sowohl
Liposomen bzw. Lipidagglomerate aus reinen TEL-Derivaten als auch Mischliposomen
bzw. Misch-Lipidagglomerate.
Die erfindungsgemäßen Liposomen einschließlich der Mischliposomen sowie die Li
pidagglomerate einschließlich der Mischagglomerate können als Transportvehikel für
Nukleinsäuren und/oder kosmetische, pharmazeutische Wirkstoffe dienen. Die erfin
dungsgemäßen Liposomen und Lipidagglomerate ermöglichen darüber hinaus einen
zielgerichteten Gentransfer. Dazu werden Nukleinsäuren, z. B. DNS- oder RNS-
Sequenzen, die Gene oder Genfragmente enthalten und in linearer Form oder in Form
von circulär geschlossenen Vektoren, die weiteres genetisches Material enthalten kön
nen, vorliegen, in reine TEL-Liposomen oder Mischliposomen, reine Lipidagglomerate
und Mischagglomerate verpackt und den zu transfizierenden Zellen in vitro oder in vivo
zugesetzt. Wenn die Liposomenmembran bzw. Agglomeratoberfläche darüber hinaus
Antikörper enthält, für die entsprechende Proteine oder Peptide auf den mit der Genthe
rapie zu erreichenden Zellen vorhanden sind, so wird durch den Kontakt zwischen Anti
gen auf der Zielzelle und Antikörper in der Membran des erfindungsgemäßen Liposomes
bzw. Agglomeratoberfläche ein Kontakt zwischen Liposom- bzw. Agglomeratoberfläche
und Zielzelle gefördert.
Die Erfindung betrifft weiterhin eine pharmazeutische Zusammensetzung, die die erfin
dungsgemäßen Liposomen oder Lipidagglomerate enthält.
Die erfindungsgemäßen Liposomen und/oder Lipidagglomerate werden bevorzugt bei
solchen Wirkstoffen als Transportvehikel eingesetzt, bei denen eine orale Applikation
nicht möglich ist, weil diese Wirkstoffe in der sauren Magenflüssigkeit inaktiviert oder
durch Lipasen oder Peptidasen im Dünndarm abgebaut werden würden. Die erfindungs
gemäßen Liposomen und Lipidagglomerate sind jedoch säurestabil und können deshalb
ungehindert durch den Magen z. B. in den Dünndarm gelangen und eingeschlossene
Wirkstoffe, die nach oraler Applikation normalerweise nicht in die Blutbahn gelangen
können, dort zur Resorption bringen. Die Wirkstoffe können im wäßrigen Lumen des
Liposoms enthalten sein, zwischen den Schichten der Lipidagglomerate vorliegen oder
in diese integriert sein. Sofern es sich bei dem zu transportierenden Wirkstoff um Nu
kleinsäuren handelt, ist dieser meistens geschützt im Liposom oder zwischen den Ag
glomeratschichten. In einer weiteren Ausführungsform ist der Wirkstoff kovalent an das
im Liposom enthaltene TEL gebunden. Bevorzugte Wirkstoffe sind z. B. Cytostatika, Im
munsuppressiva, Immunstimulanzien oder Impfstoffe sowie Hormone. Die Lokalisierung
des Wirkstoffes im Lumen oder in der Membran ist abhängig von seiner Wasser- bzw.
Lipidlöslichkeit und wird vom Öl/Wasser-Verteilungskoeffizienten bestimmt. Viele Wirk
stoffe haben eine intermediäre Verteilung, d. h. sowohl eine gewisse Wasser- als auch
Lipidlöslichkeit, gemäß derer sie sich innerhalb eines Liposomes auf Lumen und Mem
bran verteilen. Weitere Beispiele für im Lumen gelöste Wirkstoffe sind Impfstoffe, Hor
mone und wasserlösliche Anteile bzw. Derivate von Daunorubicin und Doxorubicin bzw.
von Methylprednisolon. Ein bevorzugtes Methylprednisolonderivat ist dabei das Natrium
salz des Methylprednisolon-Hydrogensuccinats. Bevorzugte kovalent gebundene Wirk
stoffe sind dagegen beispielsweise Antikörper, Hormone, Lectine und Interleukine oder
aktive Fragmente dieser Stoffgruppen.
Es konnte gezeigt werden, daß die erfindungsgemäßen Liposomen bzw. Lipidagglome
rate besonders gut mit Zellmembranen wechselwirken können. Nachgewiesen wurde
z. B. die Aufnahme von mit dem lipophilen Fluoreszenz-Farbstoff Rhodamin gekoppelten
Tetraetherlipidderivaten durch die Zellmembran von Baby Hamster Kidney (BHK)-Zellen
(s. Abb. 1 und Beispiel 5.2).
Mit den erfindungsgemäßen Liposomen oder Lipidagglomeraten könnten daher auch
Tumoren gezielt bekämpft werden, indem z. B. tumorspezifische Antikörper bzw. Antikör
perfragmente in die Liposomenmembran eingebaut werden, die die mit Wirkstoffen ge
füllten Liposomen der Lipidagglomerate zielgerichtet in Tumorzellen lotsen. Eine chemo
therapeutische Behandlung mit zielgerichtet wirkenden Chemotherapeutika trägt dazu
bei, unerwünschte Nebenwirkungen drastisch zu reduzieren.
In einer weiteren erfindungsgemäßen Ausführungsform dienen die erfindungsgemäßen
TEL-Derivate in reiner Form oder als Bestandteil von reinen oder gemischten Liposomen
oder Lipidagglomeraten als Grundlage für die Herstellung medizinischer Salben oder
Hautcremes.
Ein weiteres mögliches Anwendungsgebiet für die erfindungsgemäßen TEL-Derivate, für
Liposomen oder Lipidagglomerate aus reinen TEL-Derivaten aus Thermoplasma acido
philum oder die diese TEL-Derivate enthaltenden Mischliposomen oder Misch-
Lipidagglomerate ist die Verwendung dieser Substanzen in der medizinischen Diagno
stik. Dabei können z. B. Mikrotiterplatten mit TEL-Derivaten, TEL-Derivatliposomen oder
TEL-Derivatmischliposomen beschichtet werden, die durch Konjugation mit spezifischen
Antikörpern oder Antigenen erhalten worden sind. Solcher Art beschichtete Träger kön
nen z. B. für die immunometrische Bestimmung von Proteinen, Peptiden oder Stoffwech
selprodukten eingesetzt werden.
Die folgenden Abbildungen und Beispiele erläutern die Erfindung.
Abb. 1 zeigt mikroskopische Aufnahmen von BHK-Zellen, die mit Rhodamin
gekoppeltem Tetraetherlipidderivat B (10 µg/ml) 70 Min vorinkubiert
worden sind.
Abb. 1A ist eine Phasenkontrastaufnahme,
Abb. 1B zeigt die Fluoreszenz, aufgenommen mit roten Emissions- und grünen
Extinktionsfiltern.
Abb. 2 zeigt die Ethidiumbromidfluoreszenz von DNS-Tetraetherlipidderivat-
Komplexen bei unterschiedlichen DNS: Lipidverhältnissen. Der der Ab
bildung zugrunde liegende Versuch ist im Beispiel 4.2.2 beschrieben.
Abb. 3 zeigt ein mit Ethidiumbromid angefärbtes Agarosegel (1%), auf dem
DNS/Tetraetherlipidderivat-Komplexe mit unterschiedlichen molaren
Verhältnissen von DNS zu Tetraetherlipid elektrophoretisiert worden
sind. Bei der aufgetragenen DNS handelt es sich um pSV-lacZ, das
verwendete TEL-Derivat war Verbindung B. Mit den Verbindungen A und
C sind gleiche Ergebnisse erhalten worden.
Die Spuren zeigen im einzelnen:
Spur 1: Größenmarker (λHindIII: 23130, 9416, 6557, 4361, 2322, 2027, 5634 und 125 bp)
Spur 2: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 0
Spur 3: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 0,7
Spur 4: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 1,4
Spur 5: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 2,1
Spur 6: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 2,8.
Die Spuren zeigen im einzelnen:
Spur 1: Größenmarker (λHindIII: 23130, 9416, 6557, 4361, 2322, 2027, 5634 und 125 bp)
Spur 2: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 0
Spur 3: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 0,7
Spur 4: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 1,4
Spur 5: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 2,1
Spur 6: molares DNS-Lipidverhältnis von 1 : 2,8.
Abb. 4: zeigt die Effizienz der Transfektion von BHK-Zellen mit dem Tetraether
lipidderivat B bei einer konstanten DNS-Konzentration von 1,4 µg/ml, in
Abhängigkeit von der Lipidkonzentration im Medium. Mit den Verbin
dungen A und C sind gleiche Ergebnisse erhalten worden.
Abb. 5: zeigt den Zeitverlauf der Expression von β-Galactosidase nach Inkuba
tion von BHK-Zellen mit Tetraetherlipidderivat-Komplexen, die das für β-
Galactosidase kodierende Plasmid pSV-lacZ (Promega) enthielten. Es
wurden 1,2 µg DNS und 5 µg Tetraetherlipidderivat B pro Transfekti
onsansatz eingesetzt. Mit den Tetraetherlipidderivaten A und C sind
gleiche Ergebnisse erhalten worden.
Abb. 6: zeigt die Transfektionseffizienz von reinen Tetraetherlipidderivat-
Liposomen im Vergleich zu Mischliposomen mit DOPE (molares Ver
hältnis 1 : 1), PC (molares Verhältnis 1 : 1) und MPL (molares Verhältnis
Tetraetherlipidderivat B zu MPL wie 1 : 2) (MPL: "main phospholipid" aus
Thermoplasma acidophilum, Gesamtphospholipidfraktion, s.
PCT/EP97/01011). Die Ergebnisse mit den Derivaten A und B sind ver
gleichbar.
Abb. 7: zeigt das Reaktionsschema zur Synthese verschiedener TEL-
Derivate. Der Tetraethermakrozyklus ist dabei durch das jeder Formel
zentrale Rechteck dargestellt. Im einzelnen zeigt:
Abb. 7a die Umsetzung eines natürlichen Tetraetherlipides, z. B. isoliert aus Thermo
plasma acidophilum, mit 1 molar Salzsäure in Methanol zur Entfernung der
Zuckerreste zur Dihydroxylverbindung (2). Verbindung (2) wird anschließend
zur Dicarbonsäure (3) umgesetzt.
Abb. 7b zeigt die Umsetzung der Dicarbonsäure (3) zum entsprechenden Dicarbonsäu
rechlorid (4). Das Dicarbonsäurechlorid dient als Edukt für die Umsetzung mit
Aminen. Gemäß Reaktion 4a wird mit 1,3-Diaminopropan zum Tetraetherlipid
derivat (A) umgesetzt. Gemäß Reaktion Nr. 4b erfolgt die Umsetzung des Di
carbonsäurechlorides mit 3-Dimethylaminopropylamin zum Tetraetherlipidderi
vat B.
Abb. 7c Das Tetraetherlipidderivat B reagiert mit Dimethylsulfat zum Tetraetherlipidderi
vat C.
Das Kulturmedium für Thermoplasma acidophilum setzt sich aus Freundt'schem Medium
(Christiansen et al., (1975)), einer 20%igen (w/v) Glucoselösung und einer 20%igen
(w/v Hefeextraktlösung (Difco) zusammen. Das Freundt'sche Medium wird in situ bei
120°C sterilisiert, der 10 l-Fermenter 25 min und der 50 l-Fermenter 45 min. Die Gluco
se- und Hefelösungen werden separat 10 min bei 110°C sterilisiert und erst unmittelbar
vor der Inokulation dem Medium beigefügt.
1.1.1 Für die Inokulation mit Gefrierzellen werden 94 Vol.% Freundt'schem Medium 5 Vol.-% Glucoselösung und 1 Vol.-% Hefeextraktlösung zugefügt.
1.1.2 Für die Beimpfung mit einer Suspensionskultur werden 84 Vol.-% Freundt'sches Medium, 5% Glukoselösung und 1% Difcolösung wie oben vereint.
1.1.1 Für die Inokulation mit Gefrierzellen werden 94 Vol.% Freundt'schem Medium 5 Vol.-% Glucoselösung und 1 Vol.-% Hefeextraktlösung zugefügt.
1.1.2 Für die Beimpfung mit einer Suspensionskultur werden 84 Vol.-% Freundt'sches Medium, 5% Glukoselösung und 1% Difcolösung wie oben vereint.
2.1 Im Fall der Kultur aus Gefrierzellen werden dem in 1.1 beschriebenen Medium 1 ml/l
Gefrierzellen zugesetzt. Die lag-Phase beträgt 2 bis 3 Tage.
2.2 Für Kulturen mit Suspensionskultur-Inokulum werden dem in 1.2 beschriebenen Me dium 10 Vol.-% Suspensionskultur zugesetzt. Die lag-Phase beträgt in diesem Fall nur wenige Stunden.
2.2 Für Kulturen mit Suspensionskultur-Inokulum werden dem in 1.2 beschriebenen Me dium 10 Vol.-% Suspensionskultur zugesetzt. Die lag-Phase beträgt in diesem Fall nur wenige Stunden.
Thermoplasma acidophilum wird bevorzugt in 10 l- oder 50 l-Fermentern gezüchtet. Alle
Fermenterteile müssen aus Schwefelsäure-festern Material sein, z. B. Braun Biostat S (10 l,
Glaskorpus), Braun Biostat 50 D (50 l, Edelstahlkorpus).
Ausgehend von Gefrierzellen, die wie unten beschrieben konserviert worden sind, kann
ein 10 l-Fermenter ohne vorherige Flaschenzucht direkt angeimpft werden. Die Nor
malbedingungen bei der Fermenterzucht sind 59°C und pH 2. Nach Erreichen einer opti
schen Dichte von 0,4 (bei 578 nm) wird das erste Mal 1 Vol.-% Hefeextraktlösung nach
geführt, ein weiteres Mal nach weiteren 8 Stunden. Die Zugabe von Hefeextrakt läßt den
pH-Wert im Medium ansteigen und wird durch Zugabe entsprechender Mengen von 1 M
Schwefelsäure kompensiert. Nach Erreichen einer optischen Dichte (578 nm) von 0,6 bis
0,7 werden 5 l der 10 l-Fermenterkultur als Inokulum für einen 50 l-Fermenter entnom
men. Dieser wird wie üblich kultiviert, wobei nach 20 und 28 Stunden jeweils 1 Vol.-%
Hefeextrakt zugeführt wird. Nach Erreichen der stationären Phase wird 1 Liter als Inoku
lum für einen weiteren 10 l-Fermenter verwendet.
Thermoplasma acidophilum wächst obligat aerob, hohe Sauerstoffkonzentrationen sind
für das Wachstum jedoch nicht vorteilhaft. Die Sauerstoffregulation wird auf 0,02 bis 0,03 vvm
(Volumen Belüftung pro Volumen Medium pro Minute) im 10 l-Fermenter und auf
0,04 vvm im 50 l-Fermenter eingestellt. Während des Wachstums nimmt der Sauerstoff
gehalt des Mediums konstant und rapide bis unter die Grenze der Meßbarkeit ab, muß
aber nicht gegenreguliert werden. Der pH-Wert wird während der Kultivierung laufend gemes
sen und bei pH-Veränderungen reguliert.
Das Wachstum von Thermoplasma acidophilum erreicht die stationäre Phase nach ca.
40 Stunden (OD578 von ca. 0,6). Die Ernte sollte daher nach ca. 40 Stunden bei einer
OD578 von 0,6, maximal 0,7 erfolgen.
Die Zellkultur aus einem 10 l-Fermenter wird in einer Heraeus-Stockzentrifuge 15 Minu
ten bei 3000 × g zentrifugiert, der Überstand wird verworfen, der Niederschlag wird in
Freundt'scher Lösung resuspendiert. Die Suspension wird 10 Minuten in einer Christ
zentrifuge bei maximaler Umdrehungszahl (4500 Upm, entsprechend in etwa 3000 × g)
zentrifugiert, der Vorgang noch mindestens zweimal wiederholt, wobei Freundt'sche Lö
sung durch schwefelsaures Aqua bidest., pH 2, ersetzt wird, bis das Pellet weiß ist.
Schließlich wird die weiße Zellnaßmasse in Aqua bidest. suspendiert, in Metha
nol/Trockeneis eingefroren und bis zur Gewichtskonstanz gefriergetrocknet.
Die Zellkultur des 50 l-Fermenters wird mittels eines Pelicon-Tangentialfluß-Filtersystems
zur Ernte auf ein Volumen von 2 l konzentriert. Dieses Konzentrat wird mit schwefelsau
rem destilliertem Wasser, pH 2, gewaschen, bis das Filtrat klar und ungefärbt ist. Nun
wird die konzentrierte Zellsuspension zentrifugiert (s. o.), das Pellet in Aqua bidest. re
suspendiert, rezentrifugiert, resuspendiert, eingefroren und bis zur Gewichtskonstanz
gefriergetrocknet.
Im Lichtmikroskop erscheint Thermoplasma acidophilum nach obiger Kultur mit einer
Zelldichte von 107 Zellen/ml in meist isodiametrischer Form mit einem Durchmesser zwischen
1 und 3 µm, einige Zellen haben pleiomorphes Aussehen. Nach Laserlicht-
Streumessungen im Malvern particle sizer liegt das Maximum der Größenverteilung bei
2,3 µm. Gefrierbruch-elektronenmikroskopisch erscheinen die Zellen meist rund, pleio
morphe Zellen weisen Längsachsen zwischen 1,1 und 2,7 µm und Querachsen um 0,6 µm
auf. Die Zellen zeigen ein typisches Bruchverhalten, das sie von den meisten ande
ren Zellen unterscheidet: sie brechen senkrecht (quer) zur Membranebene, entlang der
Kohlenwasserstoffketten und nicht entlang der inneren Grenzfläche der Doppelschicht
(tangential).
Bei den gegebenen Wachstumsbedingungen (59°C, pH 2) können nur wenige Organis
men in die Kultur einwachsen, z. B. Bacillus acidocaldarius. Züchtung bei pH 1,5 verhin
dert auch dies, ist allerdings mit einem Ausbeuteverlust hinsichtlich der gewünschten
Lipidkomponente verbunden. Somit liegt das Züchtungsoptimum bei pH 2 unter Einhal
tung möglichst steriler ("keimreduzierter") Bedingungen.
Die Konservierung von Thermoplasma acidophilum erfolgt bei -80°C oder in flüssigem
N2. Zur Konservierung wird eine aktive Kultur (8-10 l) durch Zugabe von Calciumcarbo
nat auf pH 5,0-5,5 eingestellt. Nach Sedimentation von Calciumsulfat und überschüssi
gem Calciumcarbonat (mindestens 30 min ruhig stehenlassen) wird der Überstand ab
gehoben und unter sterilen Bedingungen 15 min bei 3000 × g zentrifugiert. Der Über
stand wird verworfen, und die Thermoplasma acidophilum-Zellen des Pellets werden in
frisch zubereiteten 10 mM Natriumcitratpuffer, pH 5,5, resuspendiert. Die Suspension
wird auf Eis in Cryocups auf 0,5 bis 3,0 ml portioniert, die Cryocups werden eine Stunde
in flüssigem Stickstoff eingefroren und anschließend darin oder bei -80°C aufbewahrt.
Zur Kultivierung werden die Cryocups mit den Zellen im Wasserbad bei 37°C aufgetaut.
Es ist unbedingt notwendig, daß die Konservierungsschritte steril durchgeführt werden,
da der pH-Wert von 1-2, der bei der Kultivierung das Einwachsen der meisten Mikroorganis
men verhindert, nicht eingehalten wird.
Die Extraktion von Gesamt-Lipid wird mit gefriergetrocknetem Material durchgeführt. Da
zu werden 8 bis 10 g gefriergetrocknete Zellmasse mit 300 ml eines Petrolether(Fraktion
60 bis 80°C)/2-Propanol-Gemisches (77 : 23 v/v) in einer Soxhletapparatur
(rekurrierendes, geschlossenes System) 40 Stunden unter Rückfluß kontinuierlich ex
trahiert. Die beschriebene Extraktion ist nahezu quantitativ und führt zu ca. 1 g reiner
Gesamtlipidfraktion.
750 mg der Gesamtlipidfraktion aus Thermoplasma acidophilum werden in 800 ml einer
1 M HCl-Lösung in Methanol 10 h unter Rückflußkühlung gekocht. Nach Verdampfen
des Lösungsmittels wird der Rückstand in 100 ml CHCl3 gelöst und mit H2O gewaschen
(5 × 100 ml). Die CHCl3-Fraktion wird verdampft und der Rückstand chromatographisch
über Kieselgel (Kieselgel, Merck; Elutionsmittel CHCl3) aufgetrennt. Die Fraktionen wer
den gesammelt und auf TLC-Platten analysiert (Laufmittel: CHCl3/Methanol 9 : 1), wobei
bereits isolierte Tetraether als Standard dienen (Freisleben et al., 1993, Appl. Microbiol.
Biotechnol., 40, 745-52). Nach Verdampfen des Elutionsmittels beträgt die Ausbeute ca.
390 mg Tetraetherlipide.
80 mg Tetraetherlipide werden unter Rühren in einer Lösung von 1 mg 4-Methoxy-
TEMPO Radikal in 2 ml CH2Cl2 bei 4°C gelöst (J. Org. Chem., 1985, 50, S. 1332). 5 ml
Natriumhypochlorid (0,35 M, pH 8,6) werden der Lösung zugesetzt und die Mischung für
5 Min bei 4°C kräftig gerührt. Nach Zugeben von 30 ml CHCl3 wird die organische Phase
5 mal mit 30 ml 0,25 M HCl gewaschen. Die organische Phase wird verdampft und der
Rückstand auf Silicagel chromatographisch aufgetrennt (Elutionsmittel: CHCl3/Metha
nol/Essigsäure 100 : 5 : 0,1). Die Fraktionen werden gesammelt und auf TLC-Platte analy
siert (Laufmittel: CHCl3/Methanol/Essigsäure 100 : 5 : 01). Nach Verdampfen des Eluti
onsmittels werden ca. 47 mg Dicarbonsäure-Verbindung aus den entsprechenden Frak
tionen gewonnen (ca. 50% Ausbeute).
45 mg der Dicarbonsäure-Verbindung werden in einer Lösung von Thionylchlorid (100 µl)
in 5 ml trockenem CH2Cl2 gelöst und refluxiert. Nach ca. 6 Stunden ist das Lö
sungsmittel verdampft. Das entstandene Dicarbonsäurechlorid kann ohne weitere Reini
gungsschritte eingesetzt werden.
50 µl 3-Dimethylaminopropylamin werden einer Lösung von ca. 45 mg Dicarbonsäu
rechlorid in 5 ml trockenem CH2Cl2 zugesetzt. Nach 5 Min wird die Mischung fünfmal mit
30 ml Wasser gewaschen, das Lösungsmittel evaporiert und der Rückstand chromato
graphisch auf Kieselgel aufgetrennt (Elutionsmittel: CHCl3/Methanol/Essigsäure,
80 : 20 : 0,5). Die Fraktionen werden gesammelt und auf TLC-Platten mit dem gleichen
Laufmittel wie oben genannt analysiert. Aus den Fraktionen, in denen das Tetraetherli
pidderivat A festgestellt wird, wird das Lösungsmittel verdampft. Das Verfahren führt zu
ca. 35 mg Derivat B.
Derivat A wird durch ein ähnliches Verfahren gewonnen, bei dem anstelle von 100 µl 3-
Dimethylaminopropylamin 100 µl 1,3-Diaminpropan eingesetzt werden.
Derivat C wird gewonnen, indem Derivat B in einer Lösung aus 10 µl Dimethylsulfat in
CH2Cl2 (5 ml) gelöst wird. Nach 20 h wird das Lösungsmittel verdampft, der Rückstand in
10 ml CHCl3 gelöst und dreimal in je 20 ml 0,1 M HCl gewaschen. Nach Evaporieren der
organischen Lösung werden ca. 10 mg Derivat C gewonnen (Ausbeute ca. 95%).
Zur Klärung der Frage, ob die erfindungsgemäßen positiv geladenen Tetraetherlipidderi
vate in Zellen eindringen können, ist ein neues fluoreszierendes Tetraetherlipidderivat
synthetisiert worden.
Fluoreszenz-markiertes Tetraetherlipidderivat wird gewonnen, indem 2 mg Rhodamin
isothiocyanat und 5 µl Triethylamin einer Lösung von 2 mg Derivat A in 2 ml trockenem
CH2Cl2 zugesetzt werden. Nach 15 h wird die Lösung fünfmal mit 30 ml Wasser gewa
schen, das Lösungsmittel evaporiert und der Rückstand chromatographisch auf Kiesel
gel aufgetrennt (Elutionsmittel: CHCl3/Methanol/Essigsäure, 80 : 20 : 0,5). Die Fraktionen
werden gesammelt und Proben davon auf TLC-Platten analysiert. Die Fraktionen, die
das fluoreszierende Lipid enthalten, werden vereint und das Lösungsmittel verdampft.
Das Verfahren führt zu ungefähr 2 mg Tetraetherlipid-Rhodamin.
Für die Herstellung von Lipofektionsmittel werden die Tetraetherlipidderivate A, B oder C
verwendet. Zur Bildung von Lipofektionsmittel wird das Tetraetherlipidderivat jeweils in
Chloroform/Methanol (1/1, v/v) gelöst (2 mg/ml). Durch Verdampfen des Lösungsmittels
entsteht ein Lipidfilm. Der Lipidfilm wird in Puffer A (150 mM NaCl, 50 mM Hepes, pH
7,4) bei Raumtemperatur für 48 h hydratisiert (Endkonzentration 0,5-2 mg Lipid/500 µl
Puffer A), anschließend in einem Ultraschallbad (Branson 1210) 15 Min beschallt und
schließlich 10 Min bei Raumtemperatur mit einer Ultraschallspitze (Branson 815, "cycle
mode", Position 40) beschallt. Die Lipidlösung in Puffer A erscheint trüb ohne Aggregate
oder erkennbare Präzipitate.
Zum Herstellen von DNS-Lipofektionsmittelkomplexen werden 3-5 µl in Puffer A supen
dierte Lipide (1 mg/ml) in 100 µl serumfreiem Medium gelöst. 1-2 µg DNS (1 mg/ml) wer
den in 100 µl serumfreiem Medium verdünnt. Die beiden Lösungen werden vorsichtig
gemischt und 15 Min bei Raumtemperatur inkubiert, um DNS-Lipidkomplexe zu bilden.
Typischerweise treten keine Aggregate bei der Komplexbildung auf. Vor jeder Transfek
tion werden 800 µl serumfreies Medium zugesetzt, so daß ein Endvolumen von 1 ml er
reicht wird.
Die Bildung der DNS-Lipofektionsmittelkomplexe wurde fluorometrisch untersucht. Es ist
bekannt, daß die Bildung von Komplexen aus DNS und kationischen Lipiden die Bin
dung von Ethidiumbromid an DNS verhindert (Gershon et al., Biochemistry 32, 7143-7151,
1993). Da die Fluoreszenz von Ethidiumbromid-DNS-Komplexen der Menge freier
DNS in Lösung proportional ist, kann dieses Verfahren verwendet werden, um DNS-
Lipidkomplexe zu quantifizieren. Dazu wurden DNS-Lipidkomplexe aus Tetraetherlipid
derivat B und pSV-lacZ mit unterschiedlichen Tetraetherlipidderivat : DNS-Verhältnissen
in 1 ml 150 mM NaCl, 50 mM Hepes, pH 7,4, vorgebildet. Anschließend wurde Ethidium
bromid bis zu einer Endkonzentration von 10-7 M zugefügt. Die Fluoreszenz von Ethidi
umbromid-DNS-Komplexen wurde durch Anregen bei 518 nm und Messen der Emission
bei 605 nm verfolgt. Die Ergebnisse sind in Abb. 2 gezeigt und weisen daraufhin,
daß die Bildung von DNS-Tetraetherlipidderivat-Komplexen bei einem molaren Verhält
nis von 1 : 1 auftritt.
Die Bildung der Komplexe wurde außerdem unter Verwendung von 1%-igen Agarose
gelen gezeigt. In diesem unabhängigen Test wird die Bildung von DNS-
Tetraetherlipidderivat-Komplexen durch das Verschwinden freier DNS sichtbar gemacht
(Abb. 3, Spur 4).
Diese Ergebnisse, die mit zwei voneinander unabhängigen Versuchen erhalten worden
sind, weisen darauf hin, daß die Bildung von Tetraetherlipidderivat-DNS-Komplexen bei
einem molaren Verhältnis von 1 : 1 auftritt.
Transfektionen werden mit einem pSV-lacZ-Plasmid (Promega) als Reportergenkon
strukt durchgeführt. 1 × 105 BHK (Baby Hamster Kidney)-Zellen werden auf Platten mit 6
Vertiefungen plattiert. Nach 24 h Inkubation bei 37°C in CO2-begaster Atmosphäre errei
chen die Zellen eine Dichte von 25-50% und können für die Transfektion eingesetzt wer
den. Direkt vor der Transfektion werden die Zellen mit 2 ml serumfreiem Medium gewa
schen. 1 ml der den DNS-Lipidkomplex enthaltenden Lösung (s. Beispiel 4.2) wird zuge
setzt. Nach 5 h wird das die DNS enthaltende Medium durch normales Wachstumsme
dium, das 10% Serum enthält, ersetzt. Kürzere Inkubationszeiten (2-4 h) führen eben
falls zu erfolgreichen Transfektionen.
19 h nach der Transfektion werden die Zellen einmal in PBS gewaschen, mit eiskaltem
Methanol (-20°C) fixiert, dreimal mit PBS gewaschen und für 16 h in einer Lösung aus 4 mM
Ferrycyanid (Hexacyanoferrat (III); Sigma), 1 mM MgCl2, 0,1% X-gal (Roth) in PBS,
pH 7,4 inkubiert, um die Expression von β-Galactosidase nachzuweisen.
Die Transformationseffizienz der Tetraetherlipidderivate A, B und C wurde mit den kom
merziell erhältlichen Transfektionsmitteln Lipofectin® und Lipofectamin® (Gibco/BRL)
verglichen. Die Transfektionseffizienz wurde dabei als Prozentsatz blauer Zellen, bezo
gen auf die Gesamtzellzahl, angegeben. Der Vergleich zeigte, daß die Transformationseffizienz
für alle erfindungsgemäßen Verbindungen in der gleichen Größenordnung wie
für die kommerziellen Agenzien lag.
Unter Verwendung des Plasmides pSV-lacZ wurde ferner das optimale Verhältnis von
DNS zu Lipid bestimmt. Dabei wurden die besten Transfektionsergebnisse mit einem
molaren Verhältnis von 1 : 1 DNS/Lipid erhalten (Abb. 4). Das Maximum der β-
Galactosidase-Expression wurde 19 h nach dem Beginn der gemeinsamen Inkubation
der Zellen mit den DNS-Lipidkomplex beobachtet. Wie in Abb. 5 gezeigt wird, be
trug unter diesen Bedingungen die Transfektionseffizienz 12%, bezogen auf die Ge
samtzahl der eingesetzten Zellen.
Eine Fluoreszenz-markierte Lipofektionsmittelsuspension wird hergestellt durch Be
schallen von 1 mg einer Mischung aus Tetraetherlipidderivat A, B oder C und Tetraether
lipid-Rhodamin (s. Beispiel 3.3) (100 : 1 molares Verhältnis) in 1 ml eines Puffers aus 150 mM
NaCl, 50 mM Hepes, pH 7,4. Die Lipidkonzentrationen von Rhodamin-markierten
Liposomen oder DNS-Lipidkomplexen reicht von 10-100 µg/ml. Die Zellen werden 70
Min bei 38°C mit dem Rhodamin-markierten Lipofektionsmittel inkubiert, dreimal mit PBS
gewaschen und anschließend in einem "reverse fluorescent microscope" analysiert.
Die Analyse zeigte eine diffuse Fluoreszenz, die im Zytoplasma der Zellen zu beobach
ten war (Abb. 1). Dieses Ergebnis erlaubt die Schlußfolgerung, daß die erfindungs
gemäßen Tetraetherlipidderivate die Zellmembran durchqueren.
In der Literatur ist gezeigt worden (Felgner et al., Proc. Natl. Acad. Sci. 84, 7413-7417,
1987), daß durch Mischen von Lipofectin® mit DOPE (Sigma) (1 : 1, w/w) erhöhte Trans
fektionsraten erzielt werden können. Deshalb wurde der Einfluß des Zusatzes verschie
dener Lipide zu den erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivaten auf die Effizienz der
Zelltransfektion untersucht.
Im einzelnen wurde zugesetzt: MPL (Gesamtphospholipidfraktion aus Thermoplasma
acidophilum), PC (Phosphatidylcholin) und DOPE (Dioleylphosphatidylethanolamin). Da
bei wurde beobachtet, daß das Mischen der erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivate
A, B bzw. C mit MPL in einem Verhältnis von 1 : 1 (w/w) die Transfektionseffizienz nicht
beeinträchtigt, während die Mischung der erfindungsgemäßen Tetraetherlipidderivate mit
MPL bei einem Mischungsverhältnis von 1 : 2 (molares Verhältnis Tetraetherlipidderi
vat/MPL) die Transfektionseffizienz stark beeinträchtigt. Eine Mischung aus erfindungs
gemäßen Tetraetherlipidderivaten mit DOPE (molares Verhältnis von 1 : 1) erhöht die
Transfektionseffizienz, während eine Mischung von Tetraetherlipidderivat mit PG
(molares Verhältnis von 1 : 1) sie erniedrigt.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß DOPE ein vielversprechender Zusatz zum
Tetraetherlipidderivat A ist. Die Ergebnisse sind in Abb. 6 graphisch dargestellt.
Claims (22)
1. Tetraetherlipidderivat der allgemeinen Formel I:
wobei S1 und S2 gleich oder verschieden sein können und jeweils die folgen de Bedeutung haben:
Y kann -NR2R3 oder -N⊕R4R5R6 bedeuten;
X1 und X2 können gleich oder verschieden sein und sind jeweils unab hängig voneinander ausgewählt aus der Gruppe, die ein verzweigtes oder unverzweigtes Alkylen oder Alkenylen mit 2 bis 20 Kohlenstoffatomen umfaßt;
R1 bis R6 können gleich oder verschieden sein und sind jeweils unab hängig voneinander ausgewählt aus der Gruppe, die um faßt: Wasserstoff, verzweigte oder unverzweigte Alkyl-, Al kenyl-, Aralkyl- oder Arylgruppen mit 1 bis 12 Kohlenstoffa tomen, wobei jeweils einer der Reste R2 bis R6 weiter einen Antikörper gegen Zelloberflächenmoleküle oder einen Li ganden für Zelloberflächen-Rezeptoren umfassen kann; und
n kann eine ganze Zahl zwischen 0 und 10 bedeuten,
sowie durch Bildung von Pentazyklen im Tetraethergrundgerüst gebildete Modifikationen davon.
wobei S1 und S2 gleich oder verschieden sein können und jeweils die folgen de Bedeutung haben:
Y kann -NR2R3 oder -N⊕R4R5R6 bedeuten;
X1 und X2 können gleich oder verschieden sein und sind jeweils unab hängig voneinander ausgewählt aus der Gruppe, die ein verzweigtes oder unverzweigtes Alkylen oder Alkenylen mit 2 bis 20 Kohlenstoffatomen umfaßt;
R1 bis R6 können gleich oder verschieden sein und sind jeweils unab hängig voneinander ausgewählt aus der Gruppe, die um faßt: Wasserstoff, verzweigte oder unverzweigte Alkyl-, Al kenyl-, Aralkyl- oder Arylgruppen mit 1 bis 12 Kohlenstoffa tomen, wobei jeweils einer der Reste R2 bis R6 weiter einen Antikörper gegen Zelloberflächenmoleküle oder einen Li ganden für Zelloberflächen-Rezeptoren umfassen kann; und
n kann eine ganze Zahl zwischen 0 und 10 bedeuten,
sowie durch Bildung von Pentazyklen im Tetraethergrundgerüst gebildete Modifikationen davon.
2. Tetraetherlipidderivat nach Anspruch 1, wobei S1 und S2 gleich sind.
3. Tetraetherlipidderivat nach Anspruch 1 oder 2, wobei X1 ein Alkylen oder Al
kenylen mit 2 bis 10, bevorzugt mit 3 bis 6 Kohlenstoffatomen ist.
4. Tetraetherlipidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei X2 ein Alky
len oder Alkenylen mit 2 bis 10, bevorzugt mit 3 bis 6 Kohlenstoffatomen ist.
5. Tetraetherlipidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei n 0 bis 3,
bevorzugt 0 ist.
6. Tetraetherlipidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei Y jeweils
-NR2R3 ist und wobei R2 und R3 aus der Gruppe ausgewählt sind, die umfaßt:
-H, -CH3, -C2H5 und -C3H7.
-H, -CH3, -C2H5 und -C3H7.
7. Tetraetherlipidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei Y jeweils
-N⊕R4R5R6 ist und wobei R4, R5 und R6 gleich oder verschieden sein können
und aus der Gruppe ausgewählt sind, die umfaßt:
-H, -CH3, -C2H5 und -C3H7.
-H, -CH3, -C2H5 und -C3H7.
8. Tetraetherlipidderivat nach Anspruch 1 mit der Formel A:
wobei S1 = S2 ist und bedeutet
wobei S1 = S2 ist und bedeutet
9. Tetraetherlipidderivat nach Anspruch 1 mit der Formel B:
wobei S1 = S2 ist und bedeutet
wobei S1 = S2 ist und bedeutet
10. Tetraetherlipidderivat nach Anspruch 1 mit der Formel C:
wobei S1 = S2 ist und bedeutet
wobei S1 = S2 ist und bedeutet
11. Liposom, enthaltend ein oder mehrere Tetraetherlipidderivate gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 10.
12. Liposom nach Anspruch 11, enthaltend weitere Doppelschicht-bildende ka
tionische oder neutrale Lipide.
13. Liposom nach Anspruch 12, enthaltend das kationische Lipid DOTMA (N-[1-(2,3-
Dioleyloxy)propyl]-N,N,N-trimethylammoniumchlorid) und/oder DOTAP (N-[1-(2,3-
Dioleoyloxy)propyl]-N,N,N-trimethylammoniumchlorid)und/oder DOSPER (1,3-Di
oleoyloxy-2-(6-carboxyspermyl)-propylamid) (Boehringer Mannheim).
14. Liposom nach einem der Ansprüche 11 bis 13, enthaltend das neutrale Lipid DOPE
(Dioleoylphosphatidylethanolamin) und/oder Cholesterin.
15. Lipidagglomerat, enthaltend ein oder mehrere Schichten einer oder mehrerer
Tetraetherlipidderivate nach einem der Ansprüche 1 bis 10.
16. Lipidagglomerat nach Anspruch 15, enthaltend weitere Doppelschicht
bildende kationische oder neutrale Lipide.
17. Lipidagglomerat nach Anspruch 16, enthaltend das kationische Lipid DOTMA
und/oder DOTAP und/oder DOSPER.
18. Lipidagglomerat nach Anspruch 16, enthaltend das neutrale Lipid DOPE
und/oder Cholesterin.
19. Liposom nach einem der Ansprüche 11 bis 14 oder Lipidagglomerat nach
einem der Ansprüche 15 bis 18, wobei das Gew.-Verhältnis von Tetraetherli
pidderivat zu weiteren Lipiden 5 : 1 bis 1 : 5 beträgt.
20. Liposom oder Lipidagglomerat nach Anspruch 19, wobei das Gew.-Verhältnis
von Tetraetherlipidderivat zu weiterem Lipid zwischen 1 : 2 und 1 : 0,5, bevor
zugt 1 : 1 beträgt.
21. Liposom nach einem der Ansprüche 11 bis 14 oder Lipidagglomerat nach
einem der Ansprüche 15 bis 18, enthaltend weiterhin Nukleinsäuremoleküle.
22. Pharmazeutische Zusammensetzung, enthaltend Liposomen nach einem der
Ansprüche 11 bis 14 oder Lipidagglomerate nach einem der Ansprüche 15
bis 18, und physiologisch verträgliches Verdünnungsmittel.
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