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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln einer
wiederverwendbaren drucktechnischen Oberfläche mit wenigstens
einer Flüssigkeit mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch
1.
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Im
Bereich der so genannten grafischen Industrie werden Bedruckstoffe,
z. B. Papier, Karton oder Folie, mit Druckbildern versehen, insbesondere bedruckt.
Das Aufbringen der Druckbilder kann mittels Rotationsdruckmaschinen
erfolgen, die zu diesem Zweck Druckformzylinder aufweisen. Die Druckformzylinder
tragen ihrerseits üblicherweise mit dem Druckbild versehene,
d. h. bebilderte und eingefärbte Druckformen, z. B. flexible
Druckplatten. Die Druckformen können entweder einmal oder
mehrmals bebilderbar und somit wiederverwendbar sein.
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Die
Bebilderung der Druckformen kann mittels Lasern erfolgen, welche
die Bildinformation in eine bebilderbare Oberflächenschicht
der Druckform übertragen. Im Falle von wiederbebilderbaren
Druckformen muss diese Schicht nach jedem Druckauftrag und vor dem
erneuten Bebildern aufgefrischt, insbesondere gelöscht
werden.
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Aus
der
DE 102 27 054
A1 ist eine wiederverwendbare Druckform bekannt, deren
nativ oxidierte, hydrophile Titan-Druckfläche z. B. mit
Phosphonsäure oder Hydroxamsäure im nanoskopischen
Maßstab belegt wird. In diese hydrophobe Belegung kann durch
Laserstrahlung ein Bild eingeschrieben werden, wobei die Belegung
an den bestrahlten Punkten entfernt wird. Auf diese Weise wird die
Druckfläche in hydrophile und hydrophobe Bereiche strukturiert.
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Nach
dem Drucken mit einer solchen Druckform wird diese von Druckfarbe
und Belegung gereinigt mit einer neuen Belegung versehen. Aus der
DE 10 2007 057 798
A1 ist ein Verfahren bekannt, mit welchem eine belegte,
drucktechnische Oberfläche mittels einer Tuch-Behandlungs-Einrichtung
gereinigt und belegt wird. Aus der noch unveröffentlichten deutschen
Patentanmeldung mit dem Aktenzeichen
DE 10 2007 038 141.9 ist eine Vorrichtung
zum Behandeln einer drucktechnische Oberfläche mit Prozessflüssigkeiten
bekannt, welche mehre schwenkbare Gruppen von Strahldüsen
und eine Tucheinrichtung umfasst. Die Rotationsgeschwindigkeit der drucktechnischen
Oberfläche ist dabei konstant, ebenso die Vorschubgeschwindigkeit
bzw. -taktung des Tuchs und die Dosiermenge der Flüssigkeit.
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Vor
diesem Hintergrund ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein
gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Verfahren
zu schaffen, welches das optimierte Prozessieren – d. h.
das Behandeln mit wenigstens einer, bevorzugt mehreren Flüssigkeit/-en – einer
drucktechnischen Oberfläche, insbesondere einer Druckform,
ermöglicht. Optimierung bedeutet hierbei: Erhöhung
der Prozessqualität, Minimierung der Verbrauchsmaterialien
(Flüssigkeiten, Tuch), Minimierung der Prozesszeit (Gesamtprozess,
Einzelprozessschritte), Verkürzung der so genannten Rüstzeiten,
Kostenreduzierung (Betriebskosten, Entsorgungskosten) und/oder Senkung
der Umweltbelastungen.
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Diese
Aufgaben werden erfindungsgemäß durch ein Verfahren
mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung ergeben sich aus den zugehörigen Unteransprüchen
sowie aus der Beschreibung und den zugehörigen Zeichnungen.
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Ein
erfindungsgemäßes Verfahren zum Behandeln einer
wiederverwendbaren drucktechnischen Oberfläche mit wenigstens
einer Flüssigkeit, wobei die drucktechnische Oberfläche
um eine Zylinderachse rotiert, die Flüssigkeit strahlförmig
und unter einem sich verändernden Winkel auf die drucktechnische
Oberfläche aufgebracht wird, die drucktechnische Oberfläche
von einem bewegbaren Tuch kontaktiert wird, zeichnet sich dadurch
aus, dass die drucktechnische Oberfläche mit einer sich
verändernden Rotationsgeschwindigkeit rotiert.
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Die
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
erlaubt durch die variable, bevorzugt dem aktuellen Prozessschritt
angepasste Rotationsgeschwindigkeit unter anderem die vorteilhafte
Optimierung der Behandlung der drucktechnischen Oberfläche,
z. B. hinsichtlich der Erhöhung der Prozessqualität,
der Minimierung der Verbrauchsmaterialien (Flüssigkeiten,
Tuch), der Minimierung der Prozesszeit (Gesamtprozess, Einzelprozessschritte),
der Verkürzung der so genannten Rüstzeiten, der
Kostenreduzierung (Betriebskosten, Entsorgungskosten) und/oder der
Senkung der Umweltbelastungen. Die variable Rotationsgeschwindigkeit
kann z. B. an den Flüssigkeitsauftrag angepasst sein, so
dass während des Auftrags mit niedriger und nach dem Auftrag
mit hoher Geschwindigkeit rotiert wird. Die variable Rotationsgeschwindigkeit
kann auch z. B. an die Winkelstellung der drucktechnischen Oberfläche
oder die Anzahl der durchgeführten Rotationen angepasst sein,
so dass z. B. im Vorderkantenbereich langsam und im Bereich zwischen
Vorderkantenbereich und Hinterkantenbereich schnell gedreht wird
bzw. mit zunehmender Anzahl der Drehungen schneller gedreht wird
(z. B. beim Reinigen). Die Variation kann durch Steuerung aufgrund
bekannter und gespeicherter Daten des momentanen Prozessschritts und/oder
der vorangegangenen Prozessschritte erfolgen.
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Eine
aufgrund der erreichbaren Minimierung des Tuchverbrauchs vorteilhafte
und daher bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich dadurch auszeichnen, dass das Tuch mit einer
sich verändernden, bevorzugt dem aktuellen Prozessschritt
angepassten Vorschubgeschwindigkeit bewegt wird. Ferner kann hierdurch
in vorteilhafter Weise eine Erhöhung der Prozessqualität
erzielt werden, da die variable Vorschubgeschwindigkeit die Bereitstellung
von Tuch gewünschter Länge und Aufnahmefähigkeit
(Saubertuch oder bereits verwendetes Tuch) in Abhängigkeit
des momentanen Prozessschritts ermöglicht. Die Variation
kann durch Steuerung aufgrund bekannter und gespeicherter Daten
für den vom Prozessschritt und/oder vom verwendeten Tuch
abhängigen Tuchverbrauch erfolgen.
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Eine
aufgrund der erreichbaren Minimierung der Flüssigkeitsmenge
vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich dadurch auszeichnen, dass die pro Zeiteinheit
auftreffende Flüssigkeitsmenge verändert wird.
Auch in diesem Fall kann in vorteilhafter Weise eine Erhöhung
der Prozessqualität erzielt werden, da die variable Flüssigkeitsdosierung
auf den laufenden Prozessschritt abgestimmt werden kann, so dass eine
für die Prozessierung notwendige und zugleich hinreichende
Flüssigkeitsmenge aufgebracht wird. Die Variation kann
durch Steuerung aufgrund bekannter und gespeicherter Daten für
den vom Prozessschritt und/oder vom verwendeten Tuch abhängigen
Flüssigkeitsdarf erfolgen. Alternativ ist eine Regelung
auf Basis von Sensordaten (z. B. Messung der Flüssigkeitsmenge
auf der drucktechnischen Oberfläche) möglich.
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Eine
aufgrund der damit erzielbaren Optimierung der Prozessqualität
vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich dadurch auszeichnen, dass ein Anpressdruck
des Tuchs an die Oberfläche verändert wird. Der
Anpressdruck kann z. B. in Abhängigkeit der Winkelstellung
der drucktechnischen Oberfläche variiert werden.
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Eine
weitere aufgrund der damit erzielbaren Optimierung der Prozessqualität
vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich dadurch auszeichnen, dass die Rotationsgeschwindigkeit
der drucktechnischen Oberfläche im Wesentlichen stufenweise
verändert wird und in einer ersten Stufe des Verfahrens niedriger
als in einer zweiten Stufe des Verfahrens ist. Die Verfahrensstufen
können dabei mit der jeweiligen Winkelstellung der drucktechnischen
Oberfläche korrespondieren. Die erste Stufe kann z. B.
gewählt werden, wenn sich der Vorderkantenbereich im Wirkbereich
der Strahldüsen und des Tuchs befindet. Die zweite Stufe
kann z. B. gewählt werden, wenn sich der dem Vorderkantenbereich
folgende Bereich der drucktechnischen Oberfläche („Mittenbereich”)
in diesem Wirkbereich befindet.
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Eine
weitere aufgrund der damit erzielbaren Optimierung der Prozessqualität
vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich dadurch auszeichnen, dass die Vorschubgeschwindigkeit
des Tuchs in einer ersten Stufe niedriger als in einer zweiten Stufe
ist. Wie in der vorgenannten Weiterbildung können die Stufen
auch in diesem Fall mit der Stellung der drucktechnischen Oberfläche
relativ zum Wirkbereich korrespondieren.
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Eine
für eine optimierte Prozessierung vorteilhafte und daher
bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich dadurch auszeichnen, dass die erste Stufe (mit
bevorzugt relativ niedriger Geschwindigkeit) gewählt wird,
wenn Flüssigkeit auf die drucktechnische Oberfläche
aufgebracht wird.
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Eine
hinsichtlich der Optimierung des Gesamtprozesses (z. B. Zeitverkürzung)
vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich dadurch auszeichnen, dass bei einer Behandlung
der drucktechnischen Oberfläche ein Zähler erhöht
wird und dass die Rotationsgeschwindigkeit und/oder die Vorschubgeschwindigkeit
und/oder die Flüssigkeitsmenge und/oder der Anpressdruck
in Abhängigkeit des Zählersstands verändert
wird bzw. werden.
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Eine
Bedruckstoff verarbeitende Maschine – z. B. Druckmaschine,
insbesondere Bogen verarbeitende Rotationsdruckmaschine für
den lithographischen Offsetdruck –, insbesondere geeignet
zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahren, zeichnet sich durch eine Steuereinrichtung aus, welche
eine drucktechnische Oberfläche mit einer sich verändernden
Rotationsgeschwindigkeit rotiert und ein Tuch mit einer sich verändernden
Vorschubgeschwindigkeit bewegt.
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Eine
drucktechnische Oberflächen behandelnde Maschine – z.
B. Druckmaschine, insbesondere Bogen verarbeitende Rotationsdruckmaschine für
den lithographischen Offsetdruck, oder z. B. Druckplattenprozessor,
insbesondere Druckplattenbelichter –, insbesondere geeignet
zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahren, zeichnet sich durch eine Steuereinrichtung aus, welche
die Druckform zum Aufbringen eines Druckbildes auf einen Bedruckstoff
mit einer sich verändernden Rotationsgeschwindigkeit rotiert
und ein Tuch mit einer sich verändernden Vorschubgeschwindigkeit
bewegt.
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Die
beschriebene Erfindung und die beschriebenen, vorteilhaften Weiterbildungen
der Erfindung stellen auch in Kombination miteinander vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung dar. Eine besonders bevorzugte Kombination
stellt folgendes Verfahren dar: i) Hoher Flüssigkeitsauftrag
(z. B. wässrige Lösung amphiphiler Moleküle)
bei niedriger Rotationsgeschwindigkeit und langsamen oder keinem Tuchvorschub
im Bereich der Vorderkante und ii) niedriger oder kein Flüssigkeitsauftrag
bei hoher Rotationsgeschwindigkeit im nachfolgenden Bereich.
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Die
Erfindung als solche sowie konstruktiv und/oder funktionell vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung werden nachfolgend unter Bezug auf
die zugehörigen Zeichnungen anhand wenigstens eines bevorzugten
Ausführungsbeispiels näher beschrieben. In den
Zeichnungen sind einander entsprechende Elemente mit jeweils denselben
Bezugszeichen versehen.
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Die
Zeichnungen zeigen:
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1 einen
schematischen Querschnitt eines bevorzugten Ausführungsbeispiels
einer Bedruckstoff verarbeitenden oder drucktechnische Oberflächen
behandelnden Maschine;
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2 Ablaufplan
eines bevorzugten Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen
Verfahrens zum Behandeln einer wiederverwendbaren drucktechnischen
Oberfläche; und
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3 eine
erfindungsgemäß behandelte drucktechnische Oberfläche.
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1 zeigt
einen schematischen Querschnitt einer Bedruckstoff verarbeitenden
oder drucktechnische Oberflächen behandelnden Maschine
1 mit
einer Vorrichtung
2 zum Aufbringen einer oder mehrerer
Flüssigkeiten
3 als Flüssigkeitsstrahl
auf eine rotierbare, wiederverwendbare drucktechnischen Oberfläche
4.
Die Vorrichtung weist Strahldüsen
5 und eine Tuch-Einheit
6 auf.
Eine solche Vorrichtung zum verfahrensgemäßen
Aufbringen von Flüssigkeiten mit Strahldüsen und
Behandeln von drucktechnischen Oberflächen mit einem Tuch
ist z. B. in der noch unveröffentlichten deutschen Patentanmeldung
mit dem Aktenzeichen
DE
10 2007 038 141.9 beschrieben, auf welche hiermit Bezug
genommen wird.
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2 zeigt
einen Ablaufplan eines bevorzugten Ausführungsbeispiels
eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum Behandeln
einer wiederverwendbaren drucktechnischen Oberfläche 4,
bevorzugt einer wiederbebilderbaren Druckform oder einer regenerierbaren
Bedruckstoff kontaktierenden Oberfläche, mit wenigstens
einer Flüssigkeit 3, insbesondere einer so genannten
Prozessflüssigkeit. Das erfindungsgemäße
Verfahren kann einmal oder mehrmals durchlaufen werden. Bei mehrfachem
Verfahrensdurchlauf werden bevorzugt verschiedene Flüssigkeiten
nacheinander aufgebracht. Im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann auch ein Trocknungsverfahrensschritt ohne Flüssigkeitsauftrag
vorgesehen sein.
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Die
Flüssigkeit 3 kann Wasser, eine Reinigungsflüssigkeit,
eine Spülflüssigkeit, eine Lösung amphiphiler
Moleküle, z. B. Phosphon- oder Hydroxamsäure,
oder eine Lösung einer Gummierung, z. B. Carboxy-Methyl-Cellulose
(CMC), sein. Da die eingesetzten Flüssigkeiten unterschiedliches
Benetzungsverhalten zeigen (sowohl auf der drucktechnischen Oberfläche 4 als
auch im Tuch 7) kann in vorteilhafter Weise vorgesehen
sein, die Rotationsgeschwindigkeit der drucktechnischen Oberfläche 4 und
die Vorschubgeschwindigkeit des Tuchs 7 für eine
optimale Behandlung entsprechend anzupassen.
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In
Verfahrensschritt 100 (Bereitstellen) wird die drucktechnische
Oberfläche 4 auf einem rotierenden Zylinder 8 mit
einer Zylinderachse bereitgestellt, insbesondere aufgespannt. Die
drucktechnische Oberfläche 4 kann erfindungsgemäß mit
sich verändernder Rotationsgeschwindigkeit um die Zylinderachse
rotiert werden. Alternativ kann anstelle einer auf einem Zylinder 8 aufgespannten
drucktechnischen Oberfläche (Platte oder Hülse)
die Mantelfläche des Zylinders 8 selbst die drucktechnische
Oberfläche 4 bilden.
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In
Verfahrensschritt 200 (Anstellen Tuch) wird ein bewegbares
Tuch 7, insbesondere ein Abschnitt des Tuchs 7 an
die drucktechnische Oberfläche 4 angestellt und
bildet somit einen Zwickel 9 zwischen der Tuchoberfläche
und drucktechnischen Oberfläche 4. Das Tuch 7 kann
als Tuchwickel in der im Wesentlichen parallel zur Rotationsachse
angeordneten Tuch-Einheit 6 aufgenommen sein. Das Tuch 7 ist
insofern bewegbar, als es zumindest vorgespult, bevorzugt auch rückgespult
werden kann. Das Spulen kann kontinuierlich oder schrittweise erfolgen.
Das Tuch 7 dient der Aufnahme von Flüssigkeit 3,
zum einen um diese dünn, homogen und reproduzierbar auf
der Oberfläche 4 zu verteilen, zum anderen um
diese von der Oberfläche 4 zu entfernen. Das Tuch 7 kann
während des Verfahrensschritts 200 getaktet an-
und abgestellt werden oder z. B. im Dauerwischbetrieb angestellt
bleiben. Sofern der Zylinder 8 einen Kanal 10 aufweist,
kann das Tuch 7 im Winkelbereich des Kanals 10 mit
hoher Geschwindigkeit vor- oder zurückgespult werden.
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In
Verfahrensschritt 300 (Rotation bei erster Rotationsgeschwindigkeit)
wird die drucktechnische Oberfläche 4 in Rotation
versetzt, wobei in dieser ersten Stufe eine erste Rotationsgeschwindigkeit
V1 (Bahngeschwindigkeit der Oberfläche)
gewählt wird. Die erste Rotationsgeschwindigkeit V1 wird niedriger gewählt als eine
zweite Rotationsgeschwindigkeit V2 in einer
zweiten Stufe. Die erste Rotationsgeschwindigkeit V1 kann
sogar nahe Null sein, so dass ein Quasi-Stillstand/Schleichgang
erfolgt.
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In
Verfahrensschritt 400 (Auftrag Flüssigkeit) wird
eine erste Flüssigkeit 3a auf die drucktechnische Oberfläche 4 aufgebracht.
Die erste Flüssigkeit 3a wird strahlförmig
und unter einem sich verändernden Winkel auf die Oberfläche 4 aufgebracht,
insbesondere in den Zwickel 9 eingebracht. Das Aufbringen der
ersten Flüssigkeit 3a erfolgt bevorzugt mit einer Anzahl
von Strahldüsen 5, welche entlang einer zu der
Zylinderachse 11 im Wesentlichen parallelen Gerade schwenkbar
angeordnet sind und welche jeweils um eine zur Rotationsachse 11 im
Wesentlichen senkrechte Achse schwenkbar sind.
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Das
Aufbringen der ersten Flüssigkeit in Verfahrensschritt 400 erfolgt
durch eine im Wesentlichen gleichzeitige Schwenkbewegung der Strahldüsen 5 bei
gleichzeitiger Rotation der drucktechnischen Oberfläche 4 mit
der niedrigen ersten Rotationsgeschwindigkeit V1.
Durch die Überlagerung der der Schwenkbewegung VS der Strahldüsen 5 mit
der ersten Rotationsgeschwindigkeit V1 kommt
es zur Bildung so genannter Belegungsdreiecke 12 (siehe 3).
Im Bereich der Belegungsdreiecke 12, z. B. an der vorlaufenden
bzw. vorderen Kante 12 der drucktechnischen Oberfläche 4,
erfolgt in lateraler Richtung (parallel zur Zylinderachse 11)
keine vollständige Belegung der drucktechnischen Oberfläche 4 mit
der ersten Flüssigkeit 3a. Belegungsdreiecke 12 können
außer an der Plattenkante bzw. am „Plattenanfang” bei
jedem neuen Dosierstoß der Strahldüsen entstehen
(also auch in der „Plattenmitte”).
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Die
erste Rotationsgeschwindigkeit V1 wird bevorzugt
so (niedrig) gewählt, dass bei gegebener Geschwindigkeit
der Schwenkbewegung VS der Strahldüsen 5 die
Belegungsdreiecke 12 genügend klein sind. Die
Belegungsdreiecke 12 werden – wie in 3 gezeigt – bevorzugt
so klein gehalten, dass eine sichtbare negative Auswirkung auf das
mit der drucktechnischen Oberfläche 4 zu erzeugende Druckbild
(im Falle einer Druckform) oder auf den mit der drucktechnischen
Oberfläche 4 zu kontaktierenden Bedruckstoff (im
Falle einer Bedruckstoff kontaktierenden Oberfläche) vermieden
wird.
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In
Verfahrensschritt 500 (Rotation bei zweiter Rotationsgeschwindigkeit)
wird die drucktechnische Oberfläche 4 bei angestelltem
Tuch 7 weiter rotiert. Bevorzugt erfolgt kein weiterer
Auftrag von Flüssigkeit 3 in Verfahrensschritt 500,
stattdessen wird die in Verfahrensschritt 400 aufgetragene
Flüssigkeit auf der Oberfläche der drucktechnischen
Oberfläche 4 verteilt (Alternative: siehe Verfahrensschritt 450).
In dieser zweiten Stufe der Rotation wird eine zweite Rotationsgeschwindigkeit
V2 gewählt. Die zweite Rotationsgeschwindigkeit
V2 wird höher gewählt
als die erste Rotationsgeschwindigkeit V1 (V2 > V1) in einer ersten Stufe. Bevorzugt wird
die zweite Rotationsgeschwindigkeit V2 so
(hoch wie möglich) gewählt, dass die Prozessierung
der drucktechnischen Oberfläche 4 in kürzest
möglicher Zeit erfolgt, wobei jedoch sichtbare negative
Auswirkungen auf das zu erzeugende Druckbild oder auf den zu kontaktierenden
Bedruckstoff vermieden werden.
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In
Verfahrensschritt 600 (Rotationsstopp) wird die Rotation
gestoppt oder alternativ zurück zur ersten Rotationsgeschwindigkeit
V1 gewechselt. Die Rotation umfasst bevorzugt
eine oder mehrere vollständige Umdrehungen der drucktechnischen
Oberfläche 4 um die Zylinderachse 11.
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Betrachtet
man das erfindungsgemäße Verfahren insgesamt,
so wird die drucktechnische Oberfläche 4 mit einer
sich verändernden, insbesondere sich stufenweise verändernden
Rotationsgeschwindigkeit V rotiert: zuerst mit der (niedrigen) ersten
Rotationsgeschwindigkeit V1 in der ersten
Stufe (um die Auswirkungen der Belegungsdreiecke zu verringern) und
dann mit der (hohen) zweiten Rotationsgeschwindigkeit V2 in
der zweiten Stufe (um die Gesamtzeit für das Prozessieren
zu verringern). Das erfindungsgemäße Verfahren
verwendet somit ein zwei- oder sogar mehrstufiges Geschwindigkeitsprofil
der Zylinder-Rotationsgeschwindigkeit. Der Übergang zwischen
den Geschwindigkeitsstufen erfolgt in vorteilhafter Weise im Wesentlichen
sprunghaft. Es kann jedoch auch vorgesehen sein, dass die drucktechnische
Oberfläche 4 mit einer sich in Abhängigkeit
der Winkelstellung der drucktechnischen Oberfläche 4 verändernden
Rotationsgeschwindigkeit rotiert.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren bietet auch die Möglichkeit,
das Tuch 7 mit einer sich verändernden, insbesondere
sich stufenweise verändernden Vorschubgeschwindigkeit VT zu bewegen. Es kann z. B. vorgesehen sein,
das Tuch 7 in Verfahrensschritt 300 mit einer
(niedrigen) ersten Vorschubgeschwindigkeit VT1 und
in Verfahrensschritt 500 mit einer (hohen) zweiten Vorschubgeschwindigkeit
VT2 zu bewegen. Die niedrige Vorschubgeschwindigkeit VT1 in der ersten Stufe gewährt in
vorteilhafter Weise ein ausreichende Verteilung der Flüssigkeit 3 im
Tuch 7, damit ein ausreichendes Tränken des Tuchs 7 mit der
Flüssigkeit 3 und problemloses Behandeln (z. B. Reinigen,
Spülen, Belegen, Gummieren) der drucktechnischen Oberfläche 4.
Es kann jedoch auch vorgesehen sein, dass das Tuch 7 mit
einer sich in Abhängigkeit der Winkelstellung der drucktechnischen Oberfläche 4 verändernden
Vorschubgeschwindigkeit VT bewegt wird.
Es kann ferner auch vorgesehen sein, dass das Tuch 7 mit
einer sich in Abhängigkeit des jeweiligen Prozessschritts
verändernden Vorschubgeschwindigkeit VT bewegt
wird.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren bietet weiterhin die
Möglichkeit, die pro Zeiteinheit auftreffende Flüssigkeitsmenge
M zu verändern (M1, M2),
bevorzugt durch eine Änderung der pro Zeiteinheit erfolgenden
so genannten Dosierstöße der Strahldüsen 5.
Beispielsweise kann in Verfahrensschritt 400 mehr Flüssigkeit 3 pro
Zeiteinheit in den Zwickel 9 dosiert werden als in Verfahrensschritt 450,
so dass eine ausreichende Verteilung der Flüssigkeit 3 im
Tuch 7, damit ein ausreichendes Tränken des Tuchs 7 mit
der Flüssigkeit 3 und problemloses Behandeln (z.
B. Reinigen, Spülen, Belegen, Gummieren) der drucktechnischen
Oberfläche 4 gewährleistet ist. Es kann
jedoch auch vorgesehen sein, dass die pro Zeiteinheit auftreffende
Flüssigkeitsmenge M, bevorzugt die pro Zeiteinheit erfolgenden
Dosierstöße in Abhängigkeit der Winkelstellung
der drucktechnischen Oberfläche 4 verändert
wird.
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Zur
Behandlung der drucktechnischen Oberfläche 4 kann
es erforderlich sein, mehrere Flüssigkeiten 3 nacheinander
auf aufzubringen. Hierzu kann das erfindungsgemäße
Verfahren als Kreisprozess 700 betrieben werden, indem
erneut bei Verfahrensschritt 200 (sofern das Tuch 7 abgestellt
wurde) oder 300 gestartet wird. Anstelle der ersten Flüssigkeit 3a wird
im zweiten Durchlauf eine zweite Flüssigkeit 3b aufgebracht.
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Es
kann vorgesehen sein, den Anpressdruck des Tuchs 7, z.
B. vermittelt durch eine Anpresslippe 14, zu verändern,
insbesondere in Abhängigkeit der Winkelstellung der drucktechnischen
Oberfläche 4. Hierdurch kann der Wischeffekt des
Tuchs 7 erhöht oder erniedrigt werden.
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Die
oben genannten Abhängigkeiten von der Winkelstellung der
drucktechnischen Oberfläche 4 kann z. B. durch
eine Abhängigkeit von Winkelsektoren gegeben sein: Winkelsektor
des Bereichs der (Druckform-)Vorderkante 13, Winkelsektor
des Bereichs des Druckbildes oder der Bedruckstoffkontaktion 15,
Winkelsektor des Bereichs der (Druckform-)Hinterkante 16.
Im Vorderkantenbereich 13 werden hierdurch Belegungsdreiecke 12 reduziert, im
mittleren Bereich 15 erfolgt ein reproduzierbarer und homogener
Flüssigkeitsauftrag (Erzeugung eines dünnen, homogenen
Films) und im Hinterkantenbereich 16 wird eine nahezu rückstandslose
Abnahme von Flüssigkeits- und Schmutzresten durch das Tuch 7 gewährleistet.
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Die
Durchführung des Verfahrens erfolgt bevorzugt mittels einer
Steuereinrichtung 17, welche eine drucktechnische Oberfläche 4 mit
einer sich verändernden Rotationsgeschwindigkeit rotiert
und ein Tuch 7 mit einer sich verändernden Vorschubgeschwindigkeit
bewegt. Die Steuereinrichtung 17 weist bevorzugt verschiedene
Programme auf, die auf die jeweilige zu verarbeitende Flüssigkeit 3 abgestimmte Rotationsgeschwindigkeiten
und Vorschubgeschwindigkeiten erlauben.
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Da
die drucktechnischen Oberflächen 4 (sowohl die
Druckformen als auch die Bedruckstoff kontaktierenden Oberflächen)
mehrfach verwendet werden, kann in vorteilhafter Weise vorgesehen
sein, das Verfahren in Abhängigkeit der Anzahl der durchlaufenen
Zyklen zu verändern, d. h. mit anderen Worten: in Abhängigkeit
des Alterungszustand der drucktechnischen Oberfläche 4.
Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass bei einer (vorzugsweise
bei jeder) Behandlung der drucktechnischen Oberfläche 4 ein
Zähler erhöht wird und dass die Rotationsgeschwindigkeit
und/oder die Vorschubgeschwindigkeit und/oder die Flüssigkeitsmenge
und/oder der Anpressdruck in Abhängigkeit des Zählersstands
verändert wird bzw. werden. Um den Zählerstand
jederzeit, z. B. in einem Plattenbelichter, abfragen zu können, kann
vorgesehen sein, den Zählerstand auf der drucktechnischen
Oberfläche 4 zu vermerken (z. B. Strichkodierung)
oder in einem an der drucktechnischen Oberfläche angebrachten
Speichermedium 18 zu speichern (z. B. RFID). Zudem kann
auch eine Information über den Typ der drucktechnischen
Oberfläche 4, deren gemessener oder aus der Farbbelegung
berechneter Verschmutzungsgrad vermerkt bzw. gespeichert werden.
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Die
Steuereinrichtung 17 erlaubt auch die Anpassung weiterer
Parameter an die aktuell zu behandelnde Oberfläche 4 (Zähler-abhängig)
und/oder die aktuell zu verarbeitenden Flüssigkeiten 3:
- – Start- und Stoppzeitpunkte der Zylinderrotation und/oder
des Tuchvorschubs;
- – Dosierwinkel der Strahldüsen;
- – Anzahl der Schwenkbewegungen der Strahldüsen
pro Zeiteinheit;
- – Wischart (z. B. Dauerwischen, Wischen mit/ohne Schlupf);
- – Anpresswinkel der Anpresslippe;
- – Tuchspannung.
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Im
Folgenden ein konkretes Beispiel für ein erfindungsgemäßes
Verfahren zur Behandlung einer wiederverwendbaren drucktechnischen
Oberfläche 3, insbesondere einer Druckform:
- 1. Grobreinigung der drucktechnischen Oberfläche 4:
1.–6. Zylinderumdrehung, Reinigungsflüssigkeit
I, 3 bar Anpressdruck der Lippe 14, 100 mm/s Rotationsgeschwindigkeit
V1 (V2 = 10 mm/s im
Bereich der Vorderkante), 1 mm/s Tuchgeschwindigkeit VT1 (Dauerwischen);
- 2. Trocknung der drucktechnischen Oberfläche 4: 7.–8.
Zylinderumdrehung, ohne Flüssigkeit, 2 bar Anpressdruck
der Lippe 14, 200 mm/s Rotationsgeschwindigkeit V3, 0,5 mm/s Tuchgeschwindigkeit VT2 (Dauerwischen);
- 3. Feinreinigung A der drucktechnischen Oberfläche 4:
9.–11. Zylinderumdrehung, Reinigungsflüssigkeit
II, 3 bar Anpressdruck der Lippe 14, 100 mm/s Rotationsgeschwindigkeit
V4, Tuch-Spulen im Kanal;
- 4. Trocknung der drucktechnischen Oberfläche 4: 12.–14.
Zylinderumdrehung, ohne Flüssigkeit, 2 bar Anpressdruck
der Lippe 14;
- 5. Feinreinigung B der drucktechnischen Oberfläche 14:
16.–18. Zylinderumdrehung, Reinigungsflüssigkeit
III, 1 bar Anpressdruck der Lippe 14, 400 mm/s Rotationsgeschwindigkeit
V5 (V6 = 10 mm/s
im Bereich der Vorderkante);
- 6. Belegen der drucktechnischen Oberfläche 4 mit amphiphilen
Molekülen: 19.–22. Zylinderumdrehung, Belegungsflüssigkeit
(wässrige Lösung amphiphiler Moleküle), 1
bar Anpressdruck der Lippe 14, 100 mm/s Rotationsgeschwindigkeit
V7 (V8 = 10 mm/s
im Bereich der Vorderkante), Tuch-Spulen im Kanal;
- 7. Trocknung der drucktechnischen Oberfläche 4: 23.–25.
Zylinderumdrehung, ohne Flüssigkeit, 1 bar Anpressdruck
der Lippe 14;
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Im
Folgenden eine Auflistung der möglichen Parameterbereiche:
- 1. Zylinder-Rotationsgeschwindigkeit V1–Vn: 0–etwa
500 mm/s (Schleichgang: etwa 5 mm/s zwischen 0 und etwa 30°);
- 2. Tuch-Vorschubgeschwindigkeit VT1–VTn: 0–etwa 100 mm/s;
a. Dauerwischen
VT1–VTn:
0–etwa 10 mm/s;
b. Schnellspulen VT1–VTn: etwa 70–etwa 100 mm/s;
- 3. Anpressdruck Anpresslippe der Tucheinrichtung: 0–etwa
4 bar;
- 4. Dosierzeit pro Dosierstoß der Strahldüsen 5: etwa
150–etwa 500 ms;
- 5. Dosierdruck der Flüssigkeiten: 0–etwa 2
bar;
-
- 1
- Bedruckstoff
verarbeitenden Maschine
- 2
- Vorrichtung
zum Aufbringen von Flüssigkeiten
- 3
- Flüssigkeiten
- 3a,
3b, etc.
- erste
Flüssigkeit, zweite Flüssigkeit, etc.
- 4
- wiederverwendbare
drucktechnische Oberfläche
- 5
- Strahldüsen
- 6
- Tuch-Einheit
- 7
- Tuch
- 8
- Zylinder
- 9
- Zwickel
- 10
- Kanal
- 11
- Zylinderachse
- 12
- Belegungsdreiecke
- 13
- vorlaufende
Kante
- 14
- Anpresslippe
- 15
- Mittenbereich
- 16
- nachlaufende
Kante
- 17
- Steuereinrichtung
- 18
- Speichermedium
- 100
- Bereitstellen
Oberfläche
- 200
- Anstellen
Tuch
- 300
- Rotation
bei erster Rotationsgeschwindigkeit
- 400
- Auftrag
Flüssigkeit
- 500
- Rotation
bei zweiter Rotationsgeschwindigkeit
- 600
- Rotationsstopp
- 700
- Kreisprozess
- V1, V2, etc.
- erste
Rotationsgeschwindigkeit, zweite Rotationsgeschwindigkeit, etc.
- VS
- Schwenkgeschwindigkeit
der Düsen
- VT, VT1, VT2
- Vorschubgeschwindigkeit
Tuch
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 10227054
A1 [0004]
- - DE 102007057798 A1 [0005]
- - DE 102007038141 [0005, 0025]