-
Bei
der Herstellung von Zellstoff werden ganz überwiegend anorganische Komponenten,
meist Sulfite oder Sulfide in wässriger
Lösung
eingesetzt. In geringeren Mengen zugesetzte organische Komponenten,
z. B. Anthrachinon, können
die Wirkung der anorganischen Komponenten bei der Herstellung von
Zellstoff unterstützen.
Die Aufschlusslösung
wird mittels Zugabe von Säuren
oder Laugen auf vorgegebene pH-Werte eingestellt. Durch die Wirkung
der anorganischen Komponenten wird ein Teil des lignocellulosischen
Rohstoffs in der Aufschlusslösung
gelöst.
Es handelt sich um Ligninbruchstücke
bzw. Abbauprodukte des Lignins und um Kohlenhydrate, Cellulose und
Hemicellulosen, die teils unmittelbar löslich sind und die z. T. als
Abbauprodukte ausgeschwemmt werden oder in Lösung gehen. Das mindestens
teilweise Lösen
des Faserverbunds des lignocellulosischen Rohstoffs führt – ggf. unterstützt durch
mechanische Mahltang nach dem Aufschluss – zu der erwünschten
Vereinzelung von Fasern.
-
Werden
Sulfitlösungen
zum Herstellen von Zellstoff eingesetzt, dann kann es sich um Verfahren
bei niedrigen pH-Werten handeln oder um Verfahren, die bei neutralen
oder alkalischen Bedingungen durchgeführt werden. Klassisch werden
bei alkalischen Sulfitaufschlüssen
Natriumhydroxid oder Natriumkarbonat in der Aufschlusslösung und
auch in der am Ende des Aufschlusses freigesetzten Ablauge als alkalische
Komponente mitgeführt.
-
Die
Ablauge, die am Ende des Aufschlusses von weitgehend delignifiziertem
Faserstoff (sog. Vollzellstoff) freigesetzt wird, verfügt über einen
hohen Heizwert. Die darin enthaltenen anorganischen Komponenten, insbesondere
die zum Aufschluss eingesetzten hohen Chemikalienmengen stellen
einen nicht unbeträchtlichen
Wert dar. Die Ablauge wird deshalb einer Aufbereitung zugeführt. Die
Anlagen zur Aufbereitung von Ablaugen sind aufwändig, da zahlreiche Reaktionsschritte
aufeinander folgen und aufeinander abgestimmt werden müssen. Ziel
der Aufbereitung ist eine möglichst
weitgehende Kreislaufführung
der anorganischen Komponenten. Aus den sulfitierten anorganischen
Komponenten wird daher Frischlauge für den nächsten Sulfit-Aufschluss hergestellt.
-
Bei
der Herstellung von Faserstoffen mit hoher Ausbeute wird dagegen
bei geringem Einsatz von Chemikalien nur ein sehr geringer Teil
des lignocellulosischen Rohstoffs gelöst. Für Faserstoffe mit hoher Ausbeute (z.
B. über
80% bezogen auf otro lignocellulosischen Rohstoff) wird die Ablauge
nicht zwangsläufig
aufbereitet. Ein Grund hierfür
ist der meist geringe Chemikalieneinsatz. Ein anderer Grund ist,
dass die Ablauge nicht genügend
organisches Material als Energieträger oder -quelle enthält, um eine
Eindampfung und Verbrennung der Ablauge zu rechtfertigen. Ohne ein
Verbrennen der Ablauge ist aber eine wirtschaftliche Rückgewinnung der
anorganischen Komponenten nicht möglich. Hinzu kommt, dass die
zur Aufbereitung der Ablauge erforderlichen Anlagen einen hohen
Investitionsaufwand verursachen.
-
Im
Rahmen eines aktuell in der Entwicklung befindlichen Verfahrens
zum Herstellen von Faserstoff nach einem alkalischen Sulfitverfahren,
bei dem Ausbeuten von 75% oder mehr bezogen auf das otro eingesetzte
lignocellulosische Material erzielt werden, erfolgt der Aufschluss
des Rohstoffs unter Einsatz von Sulfiten, insbesondere von Natriumsulfit.
Nach dem Stand der Technik wäre
hier aus wirtschaftlichen Gründen
eine Aufbereitung der Anlagen nicht möglich.
-
Es
ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Aufbereitung von Ablaugen
eines Sulfitaufschlusses vorzuschlagen und Anlagen hierfür bereitzustellen,
die eine einfache Folge von Verfahrensschritten vorsehen.
-
Diese
Aufgabe wird gelöst
durch ein Verfahren zur Aufbereitung einer Sulfitablauge, die weniger
als 5 Gew.-% Alkali, insbesondere Natriumhydroxid (im Folgenden:
NaOH) oder Natriumkarbonat (im Folgenden: Na2CO3) enthält,
mit den Schritten des Separierens von organischen und anorganischen
Komponenten, des Carbonatisierens von anorganischen Komponenten
und des Sulfitierens von anorganischen Komponenten. Zu bevorzugen
ist, dass die regenerierte Kochlauge nur Spuren von Alkali enthält.
-
Die
grundlegenden Schritte des Separierens, des Carbonatisierens und
des Sulfitierens sind aus dem Stand der Technik bekannt. Bei bekannten
Verfahren ist jedoch noch weiter erforderlich, dass der Schritt
des Kaustizierens erfolgt, um das für den Aufschluss erforderliche
NaOH wieder bereitzustellen. Dieser Schritt des Kaustizierens ist
für das
erfindungsgemäße Verfahren
nicht erforderlich. Aus dem Weglassen der Kaustizier-Anlage ergeben sich
erhebliche Einsparungen. Außerdem
wird die Abfolge der Verfahrensschritte stark vereinfacht, wodurch
das Verfahren einfacher und risikoloser in der Handhabung wird.
Bei der Betrachtung der Gesamt-Energiebilanz für eine Aufbereitung von Hochausbeute-Sulfitanlagen
hat sich der Verzicht auf eine Kaustizierung als wesentlicher Schritt
hin zu einer wirtschaftliche Aufbereitung dieser Ablaugen herausgestellt.
-
Nach
einer bevorzugten Ausführung
weist die aufzubereitende Ablauge einen pH-Wert zwischen 5 und 10
auf, bevorzugt einen pH-Wert zwischen 5,5 und 7, besonders bevorzugt
zwischen 6 und 6,5. Damit ist die Ablauge einfach zu behandeln,
Korrosionsprobleme bei der Aufbereitung werden weitgehend vermieden.
-
Die
Ablauge ist bevorzugt arm an Alkali oder – besonders bevorzugt – frei von
Alkali, insbesondere von Alkalihydroxiden oder -carbonaten wie z.
B. NaOH oder Na2CO3.
Es ist vorteilhaft, wenn der Anteil von Alkali weniger als 5 Gew.-%,
besonders vorteilhaft weniger als 2,5 Gew.-%, bevorzugt weniger
als 0,5 Gew.-% beträgt.
Der geringe Alkali-Gehalt
ist wesentlich für
die stark vereinfachte Verfahrensführung, bei der auf die Kaustizierung
verzichtet werden kann. Ein geringer Anteil an Alkali kann in der
Aufbereitung verkraftet werden, ohne dass das für die Aufbereitung erforderliche
Chemikaliengleichgewicht verloren geht. Ggf. kann zusammen mit der
Ablauge eine stöchiometrische
Menge an Schwefel verbrannt werden, um den stöchiometrischen Überschuss
an Natrium auszugleichen.
-
Die
wirtschaftlichen Vorteile der Aufbereitung der Ablauge ergeben sich
vor allem daraus, dass die Ablauge einen hohen Gehalt an Lignin
aufweist. Die Ablauge enthält
weniger Kohlenhydrate als Lignin und weist dadurch einen hohen Brennwert
auf. Dies gilt insbesondere für
die Aufbereitung von Ablaugen aus Sulfit-Hochausbeute-Verfahren.
Dadurch, dass die Kochllauge kaum oder kein Alkali enthält, kann
für die
Aufbereitung auf eine Kaustizierung verzichtet werden. Damit verschiebt
sich das Verhältnis
der Investitionskosten auch bei kleinen Ablauge-Volumina hin zu
einem wirtschaftlich sinnvollen Ergebnis der Aufbereitung.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
setzt voraus, dass die organischen Komponenten, also im wesentlichen
die gelösten
Bestandteile des lignocellulosischen Rohstoffs, von den anorganischen
Bestandteilen, überwiegend
den Sulfiten und den daraus in der Folge des Aufschlusses entstandenen
Verbindungen, getrennt werden. Diese Separation kann mindestens
teilweise durch Filtrieren erfolgen. Das Filtrieren wird vor allem
dann gewählt,
wenn organische oder organisch sulfonierte Komponenten der Ablauge
weiter verwendet werden sollen.
-
Ganz überwiegend
wird die Ablauge jedoch verbrannt. Der Energiegehalt der organischen
Komponenten wird genutzt, um die Aufbereitung der Ablauge und ggf.
Faserstoffherstellung zu betreiben oder zumindest zu unterstützen. Die
anorganischen Komponenten gehen durch die reduktive Verbrennung
in eine wasserlösliche
Schmelze über.
Je nach den Anforderungen an die Verwertung der organischen Komponente
kann auch ein Teilstrom der Ablauge filtriert werden, während die
verbleibende Ablauge verbrannt wird.
-
Um
das Verbrennen energetisch günstig
zu gestalten, wird die Ablauge vor dem Verbrennen nach einer bevorzugten
Ausführung
des Verfahrens eingedampft. Es wird also so viel Flüssigkeit,
vorwiegend Wasser, wie möglich
vorab z. B. in Verdampferkolonnen entfernt, um den Verbrennungsvorgang
möglichst
wirtschaftlich zu gestalten. Dabei hat es sich als besonders vorteilhaft
herausgestellt, dass die Ablaugen von Sulfit-Aufschlüssen, überraschenderweise auch von
Hochausbeute-Sulfit-Verfahren, sich ohne weiteres auf Feststoff-Gehalte
von mehr als 60 Gew.-%, insbesondere auf mehr als 70 Gew.-%, besonders
bevorzugt auf mehr als 80 Gew.-% eindampfen lassen, ohne dass die
Pumpfähigkeit
der Ablauge bei betriebsüblichen
Temperaturen verloren geht. Insbesondere diese Eigenschaft der Pumpfähigkeit
bei hohen Feststoff-Gehalten trägt
zur wirtschaftlichen Aufbereitung der Ablauge bei, da das Verhältnis des
Energiegehalts der nicht-aufbereiteten Ablauge zum Energiebedarf
der Aufbereitung außerordentlich
günstig
ist. Die Verdampfung erfordert im Verhältnis zur Verbrennung einen
geringeren Energieeinsatz, so dass die günstigen Viskositätseigenschaften
von Hochausbeute-Sulfitablaugen
sich besonders auf die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens auswirken.
-
Das
Verbrennen der Sulfit-Ablauge kann unter reduzierenden oder unter
oxidierenden Bedingungen erfolgen; bevorzugt wird zunächst eine
reduzierende Verbrennung durchgeführt, gefolgt von einer oxidierenden
Verbrennung. Typische Zwischenprodukte und Reaktionsprodukte der
reduzierenden Verbrennung von z. B. Natriumsulfit-Ablaugen sind
CO, CO2, SO2, H2, H2S, Na2S, Na2O, Na und
Na2CO3. Typische
Zwischen- und Reaktionsprodukte der oxidierenden Verbrennung sind
CO2, H2O, Na2O, Na2SO4, SO2, Na2S2O7,
Na2CO3, SO3 und NaHSO4. Beispielhafte
Reaktionsgleichungen am Ende dieser Beschreibung erläutern, aufgrund
welcher Bedingungen diese Produkte zustande kommen.
-
Die
am Ende der Verbrennung in Wasser gelöste Schmelze wird als Grünlauge bezeichnet.
Sie enthält vor
allem Na2S, NaHS und Na2CO3. Eine weitere Quelle von Natriumcarbonat
resultiert aus dem Strippen von H2S aus
der Grünlauge.
Durch Einleiten von CO2, das z. B. bei der
Verbrennung frei geworden ist, wird angestrebt, das Reaktionsgleichgewicht
beim Aufbereiten der anorganischen Komponenten möglichst weit zu NaHCO3 zu verschieben, da Natriumhydrogencarbonat
besonders gut zur Sulfitierung geeignet ist. Unerwünschte Oxidationsreaktionen
beim Carbonatisieren können
zur Bildung von Natriumsulfat und Natriumthiosulfat führen.
-
Insbesondere
bei der Aufbereitung von Sulfit-Ablaugen aus Hochausbeute-Verfahren
hat sich ergeben, dass die Aufbereitung der Ablauge sich besonders
günstig
gestaltet, weil ein für
die Chemie der Aufbereitung vorteilhaftes Verhältnis von Natrium zu Schwefel
vorliegt. Insbesondere entsteht während einer reduzierenden Verbrennung
mehr Na2S als H2S.
Auch während
des Sulfitierens stellt sich schnell ein vorteilhaftes Reaktionsgleichgewicht
zugunsten des Na2SO3 ein.
Dies ist auf den geringen Alkali-Gehalt
bzw. die alkalifreie Ablauge sowie vermutlich auf den günstigen
pH-Wert der Ablauge zurückzuführen.
-
Das
Sulfitieren, also das Umwandeln von anorganischen Komponenten in
Sulfit, erfolgt durch Einleiten von SO2 in
die carbonatisierte Lösung.
Als Reaktionsprodukte werden Sulfit, Wasser und Kohlendioxid freigesetzt.
-
Nach
einer weiter bevorzugten Ausführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden unerwünschte gasförmige, flüssige und/oder
feste Bestandteile der Grünlauge
ausgeschleust. Das Ausschleusen kann, je nach den Anforderungen
des Verfahrens, vor, während
und/oder nach den Schritten des Separierens, des Carbonatisierens
und des Sulfitierens erfolgen. Es können auch unterschiedliche
Maßnahmen
zum Ausschleusen von festen, flüssigen
oder gasförmigen
Bestandteilen der Grünlauge
kombiniert werden. Durch das Entfernen von unerwünschten Bestandteilen aus der
Grünlauge
wird eine stabilere Prozessführung
erreicht.
-
Das
Ausschleusen fester Bestandteile erfolgt beispielsweise durch Filtrieren
oder Ausfällen
aus der flüssigen
Grünlauge.
Gasförmige
Bestandteile können
aus der flüssigen
Grünlauge
ausgetrieben werden. Die ausgeschleusten Bestandteile werden vorzugsweise
aufgefangen und ggf. weiter genutzt oder verworfen. Die Aufbereitung
der in der Grünlauge
unerwünschten
Bestandteile kann der einfacheren und risikoloseren Entsorgung dieser
Bestandteile dienen. Bevorzugt wird jedoch, wenn die ausgetriebenen
Bestandteile in der Weise aufbereitet werden, dass sie wieder in
die Aufbereitung der Ablauge eingeschleust werden können. Insbesondere
empfiehlt es sich, ausgetriebenes H2S aufzufangen
und dem Chemikalienkreislauf erneut zuzuführen. Das H2S
wird zu SO2 verbrannt und so genutzt, um
carbonatisierte Natrium-Komponenten wieder zu sulfitieren und so
für die
Herstellung von Frischlauge nutzbar zu machen. Die Rückführung von
SO2 bewährt
sich insbesondere dann, wenn noch ein geringer Anteil von NaOH in
der Ablauge vorhanden ist, beispielsweise wenn Abwässer aus
Bleichstufen zusammen mit der Ablauge des Aufschlusses aufbereitet
werden.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist im Kern darauf ausgerichtet, die Ablauge eines Sulfit-Aufschlusses,
insbesondere eines Hochausbeute-Sulfitaufschlusses aufzubereiten.
Nach einer besonders bevorzugten Ausführung wird die Ablauge zusammen
mit dem Abwasser aus der Bleiche von Zellstoff aufbereitet. Dabei handelt
es sich bevorzugt um das Abwasser chlorfreier Bleichstufen, insbesondere
um das Abwasser der Sauerstoff-, der Peroxid- und der Ozonstufe,
aber auch um das Abwasser von reduzierenden Bleichstufen wie z. B.
Abwasser der Formamidinsulfonsäure-Bleiche
(FAS-Bleiche). Das Ab wasser der Bleiche kann nach Eindampfung und
Verbrennung auf die gleiche Weise aufbereitet werden (Separieren,
Carbonatisieren, Sulfitieren) wie die Ablauge. Auch alle weiteren
Behandlungsmaßnahmen
wie z. B. das Eindampfen oder das Ausschleusen von unerwünschten
Bestandteilen kann in gleicher Weise erfolgen wie bei der Ablauge.
-
Bedingt
durch die pH-Wert-Einstellungen der Bleiche kann durch das Abwasser
Alkali eingetragen werden. Typischerweise werden für die Sauerstoffbleiche
und die Peroxidbleiche alkalische pH-Werte mit NaOH eingestellt.
Bis zu 10 Gew.-% Alkali, bezogen auf den zu bleichenden Faserstoff
können
in dem Gemisch aus Ablauge und Abwasser enthalten sein, ohne dass
an dem Verfahren nach Anspruch 1 wesentliche Änderungen vorzunehmen sind.
Bei dem Alkali handelt es sich insbesondere um NaOH. Für den Fall,
dass im Rahmen der Erfindung z. B. hohe NaOH-Mengen in der Ablauge
oder im Abwasser enthalten sind, kann bei einem Rückgewinnungsprozess
zusätzlich
Schwefel verbrannt werden. Der Schwefel wird so in die Aufbereitung
der Ablauge und ggf. des Abwassers eingeschleust, dass die alkalische
Komponente neutralisiert und zusätzlich
zu Na2SO3 konvertiert
wird. Dies ermöglicht
die Entnahme von Lignosulfonaten aus der Ablauge zur stofflichen
Verwertung ohne für
die Prozessbilanz nennenswerte Verluste an Alkali in Kauf nehmen
zu müssen.
-
Nach
einer bevorzugten Ausführung
der Erfindung wird die aufbereitete Sulfit-Ablauge zur Herstellung von
Frischlauge für
einen Sulfit-Aufschluss eingesetzt. Zur Herstellung kontrollierter
Aufschluss-Bedingungen wird für
die Frischlauge ein Gehalt an anorganischer Komponente von 40 g/l
bis 200 g/l, bevorzugt von 60 g/l bis 180 g/l, insbesondere von
100 g/l bis 150 g/l eingestellt.
-
Im
Rahmen der Aufbereitung der anorganischen Komponenten wird zum einen
als Ergebnis der chemischen Gleichgewichte und zum anderen aufgrund
der nicht ideal zu führenden
Aufbereitungsschritte ein Rest an nicht aufbereiteten Chemikalien
durch die gesamte Aufbereitung bis hin zur Herstellung von Frischlauge
in der wässrigen
Lösung
mitgeführt
werden. Dabei handelt es sich um anorganische Komponenten, die an den
Reaktionen des Sulfit-Aufschlusses nicht teilhaben, beispielsweise
um Thiosulfate oder um Sulfate. Sie werden also als inertes Material
mitgeführt.
Dieses inerte Material wirkt sich jedoch überraschenderweise auf den
Sulfit-Aufschluss nicht störend
aus. Der Anteil inerter anorganischer Komponente an der aufzubereitenden Ablauge
kann bis zu 25 bezogen auf die aktiven Chemikalien betragen. Der
Anteil inerten Materials (anorganische und organische Komponenten)
an der herzustellenden Frischlauge kann bis zu 18% bezogen auf die Flüssigkeitsmenge
betragen.
-
Es
ist weiter Gegenstand der Erfindung, dass eine Anlage zum Aufbereiten
der Ablauge eines Sulfit-Aufschlusses vorgeschlagen wird, wobei
die Ablauge maximal 5 Gew.-% Alkali enthält. Dies Alkali gelangt durch
die Wasserführung
der Bleichereifiltrate in die Ablauge, ohne dass die eigentliche
Aufschlusslösung
dadurch mit Alkali belastet wird. Die erfindungsgemäße Anlage
weist Mittel zum Separieren von organischen und anorganischen Komponenten
der Ablauge auf sowie Mittel zum Carbonatisieren der anorganischen
Komponenten und Mittel zum Sulfitieren der anorganischen Komponenten.
-
Nach
einer bevorzugten Ausführung
der Erfindung ist die Anlage zum Aufbereiten von Sulfitablauge so
ausgelegt, dass je t erzeugten Faserstoffs nicht mehr als 10 m3 Ablauge (ohne Filtrat aus den Bleichstufen) aufzubereiten
sind. Nach einer vorteilhaften Ausführung des Verfahrens sind weniger
als 7 m3, bevorzugt weniger als 6 m3, besonders bevorzugt weniger als 5 m3 Ablauge aufzubereiten.
-
Die
Menge der aufzubereitenden Ablauge hängt unter anderem von dem Flottenverhältnis ab,
das für den
Aufschluss gewählt
wird. Diese Ausführung
ist insbesondere geeignet für
die Aufbereitung von Ablaugen aus Hochausbeute-Sulfitaufschlüssen. Tabelle
1 zeigt einen Datenvergleich zwischen der Ablauge eines Kraft-Vollzellstoffaufschlusses
und der Ablauge eines Hochausbeute-Sulfitaufschlusses (ASA-Hochausbeute-Verfahren). Die Ausbeute
an verwertbarem Faserstoff liegt bei dem ASA-Hochausbeute-Verfahren um ca. 80% über der
Ausbeute eines Kraft-Vollzellstoffaufschlusses.
-
Der
Chemikalieneinsatz beim Kraft-Verfahren beträgt 22,5 Gew.-% und mehr bezogen
auf den otro Rohstoff. Beim ASA-Hochausbeuteaufschluss beträgt der Chemikalieneinsatz
bis zu 20 Gew.-%, was für
ein Hochausbeute-Verfahren neu ist. Bisherige chemimechanische Hochausbeute-Verfahren
setzen in der Regel nicht mehr als 10 Gew.-% Aufschlusschemikalien
ein. Damit liegt der spezifische Chemikalieneinsatz, bezogen auf
eine Tonne erzeugten Zellstoffs für das beschriebene Hochausbeute-Verfahren
bei nur 50% verglichen mit dem Kraft-Verfahren. Das einzudampfende
spezifische Ablaugenvolumen für
das Hochausbeute-Verfahren liegt entsprechend der höheren Ausbeute
niedriger als bei dem Kraft-Vollzellstoff-Verfahren. Tabelle 1 Vergleich der Parameter von
Kraftzellstoff-Ablaugen und der Ablauge eines ASA-Hochausbeute-Aufschlusses
Parameter | Kraftzellstoff | ASA-Hochausbeute-Faserstoff | Verhältnis |
Ausbeute* | 45% | 80% | 1:1,8 |
Chemikalieneinsatz* | 22,5% | 20% | 1:0,7 |
Spezifischer
Chemikalieneinsatz** | Ca.
495 kg | Ca.
250 kg | Ca.
1:0,5 |
Flotte | 1:3,5 | 1:3,5 | |
Volumen
der Ablauge* | ca.
7,8 m3 | Ca.
4,4 m3 | 1:0,56 |
- * bezogen auf otro Rohstoff
- ** bezogen auf t Faserstoff
-
Aus
diesen Verfahrensbedingungen ergibt sich für die Aufbereitung von Ablauge
aus einem Hochausbeute-Sulfitaufschluss folgende Erkenntnis: Zwar
enthält
die Ablauge nur ca. 20% des eingesetzten Rohstoffes. Damit steht
auf den ersten Blick wenig organische Komponente als Energieträger für die Aufbereitung
der Ablauge zur Verfügung.
-
Die
Konzentration der abgebauten organischen Komponente in der Ablauge
ist aber wegen des geringen spezifischen Ablaugenvolumens vergleichbar
derjenigen des Vollzellstoff-Verfahrens. Damit ist auch der Heizwert
der Ablauge vergleichbar. Mit Blick auf eine Aufbereitung sind damit
bereits günstige
Voraussetzungen geschaffen.
-
Berücksichtigt
man dann noch, dass die Ablauge mit wesentlich weniger anorganischen
Chemikalien befrachtet ist als bei einem Vollzellstoffaufschluss,
dann zeigt sich überraschenderweise,
dass in der Tat mit dem Energiegehalt der Ablauge eines Hochausbeute-Aufschlusses die
zum Aufschluss eingesetzten anorganischen Komponenten wirtschaftlich
wiederaufbereitet werden können.
Dass dabei nur ein im Vergleich zu bekannten Aufbereitungs-Verfahren
sehr kleines Ablauge-Volumen aufzubereiten ist, wirkt sich günstig auf
die Investition und damit auf die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens
aus. Es ist als besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
anzusehen, dass aufgrund der durch die Aufbereitung ermöglichten
Kreislaufführung
der Einsatz größerer Chemikalienmengen
für den
Aufschluss von Hochausbeute-Zellstoffen wirtschaftlich und umweltfreundlich
eröffnet
wird. Die Qualität
des so erzeugten Faserstoffs ist gegenüber Faserstoffen, die mit geringem
Chemikalieneinsatz hergestellt werden, deutlich überlegen. Beispiele
für Reaktionen
von Sulfit-Ablaugen bei reduzierenden Verbrennungsbedingungen
C + ½O2 | → CO |
CO2 + C | → 2CO |
H2O + C | → H2 + CO |
Na2SO4 + 2C | → Na2S + 2CO2 |
Na2SO4 + 4C | → Na2S + 4CO |
Na2SO3 | → Na2O + SO2 |
H2 + Na2S | → 2Na + H2S |
Na2S + CO2 + H2O | → Na2CO3 + H2S |
-
Beispiele für Reaktionen von Sulfat-Ablaugen
bei oxidierenden Verbrennungsbedingungen bei hohen und bei niedrigen
Temperaturen
-
Hohe
Temperaturen
2CO
+ O2 | → 2CO2 |
2H2 + O2 | → 2H2O |
4Na
+ O2 | → 2Na2O |
Na2S + 2O2 | → Na2SO4 |
2H2S + 3O2 | → Na2S2O7 |
Niedrige
Temperaturen
Na2O + CO2 | → Na2CO3 |
2Na2CO3 + 2SO2 + O2 | → 2Na2SO4 + 2CO2 |
2SO2 + O2 | → 2SO3 |
Na2SO4 + SO3 + H2O | → 2NaHSO4 |
Carbonatisieren
von Sulfit-Ablauge
2Na2S + CO2 + H2O | → 2NaHS +
Na2CO3 |
2NaHS
+ CO2 + H2O | → Na2CO3 + 2H2S |
Na2CO3 + CO2 + H2O | → 2NaHCO3 |
Na2CO3 + CO2 + H2O | → 2NaHCO3 |
Sulfitieren
von Sulfit-Ablauge
SO2 + 2NaHCO3 | → 2CO2 + Na2SO3 + H2O |
-
Ein
Gemisch aus Fichtenholz- und Douglasienhackschnitzeln (160 kg otro)
wurde nach einer Dämpfung
(30 Minuten bei Sattdampf mit 105°C)
mit einer Natriumsulfit-Aufschlusslösung bei
einem Flottenverhältnis
von Holz: Aufschlusslösung
1:3 versetzt. Der gesamte Einsatz an Chemikalien lag bei 15 Gew.-%
bezogen auf otro Hackschnitzel, also auf Hackschnitzel, die bei
105°C bis
zur Gewichtskonstanz getrocknet wurden. Der pH-Wert zu Beginn des
Aufschlusses wurde durch Zugabe von SO2 auf
pH 6 eingestellt.
-
Nach
der Dämpfung
wurden die mit Chemikalienlösung
imprägnierten
Holz-Hackschnitzel über einen Zeitraum
von 90 Minuten auf 170°C
aufgeheizt und über
60 Minuten bei dieser Maximaltemperatur aufgeschlossen.
-
Anschließend wurde
die freifließende
Flüssigkeit
(300 l mit einem Feststoffgehalt von 10%) durch Zentrifugieren entfernt
und aufgefangen. Die Aufschlusslösung
wurde durch Erhitzen, in einer Verdampferkolonne auf einen Feststoff-Gehalt
von 75% eingedampft. Die nun feststoffreiche aber noch fließfähige Aufschlusslösung wurde
durch Einsprühen in
einen Verbrennungsofen unter reduzierenden Bedingungen bei ca. 1100°C Bedingungen
verbrannt. Freiwerdende Gase z. B. H2S oder
CO2 werden aufgefangen und ggf. gereinigt
und erneut in den Chemikalienkreislauf eingeführt. Die anorganischen Komponenten
der Aufschlusslösung
gehen durch die reduktive Verbrennung in eine wasserlösliche Schmelze über. Entsprechend
wird die Asche nach der Verbrennung mit Wasser vermischt und so
wieder verflüssigt.
Es entsteht die sogenannten Grünlauge.
Die Grünlauge
wird ggf. filtriert, um für
die weitere Wiederaufbereitung der Chemikalien eine gleichmäßige Ausgangslösung zur
Verfügung
zu haben. Die Grünlauge
enthält
Na2S, NaHS, Na2CO3. Der Anteil von Na2CO3, der erwünscht ist, kann durch Einleiten
von CO2 in die Grünlauge gesteigert werden. CO2 steht zur Verfügung aus der Verbrennung der
Aufschlusslösung.
Steigt der Anteil von Na2CO3 in
der Grünlauge,
so verschiebt sich das Reaktionsgewicht vorteilhaft zu NaHCO3.
-
In
einem nächsten
Reaktionsschritt wird zur Sulfitierung der Natriumkomponenten der
Grünlauge
SO2 in die Grünlauge eingeleitet. Als Reduktionsprodukte
entstehen Sulfit (bevorzugt) sowie Wasser und Kohlendioxid. In der
Grünlauge
enthaltenes NaHCO3 wird besonders weitgehend
zu Natriumsulfit umgesetzt.
-
Die
sulfitierte Grünlauge
wird als Weißlauge
bezeichnet. Die chemische Zusammensetzung der Weißlauge,
insbesondere der Sulfit-Anteil wird bestimmt und durch Konzentrieren
oder Verdünnen
wird die Weißlauge
als Aufschlusslösung
für einen
nächsten
Aufschluss lignocellulosischer Rohstoffe wieder eingesetzt. In der
Regel liegt der Anteil des zurückgewonnenen
Sulfits bei ungefähr
85%.
-
Nach
dem vorstehend beschriebenen Beispiel enthält die Aufschlusslösung kein
Alkali. Dies erweist sich insofern als vorteilhaft, weil die verbrauchte
Aufschlusslösung
mit einem verhältnismäßig niedrigen pH-Wert
von 5–7
zur Verbrennung kommt. Gleichzeitig verschiebt sich das Reaktionsgleichgewicht
während des
Sulfitierens bei alkalifreien Ablaugen besonders weit zugunsten
des Natriumsulfit.