DE102007022837A1 - Vorrichtung und Verfahren zur Zugbeeinflussung an einem Bahnübergang - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Zugbeeinflussung an einem Bahnübergang (1), wobei ein Schienenfahrzeug eine ETCS-Fahrzeugeinrichtung aufweist und Bahnübergangssicherungseinrichtungen, insbesondere Bahnschranken (4, 5), von gleisseitigen Einschaltkontakten (8, 9) gesteuert sind. Um ETCS-Zugbeeinflussung auch am Bahnübergang zu ermöglichen, ist vorgesehen, dass eine die Bahnübergangssicherungseinrichtungen überwachende Auswerteeinrichtung (15, 16; 23) mit einer gleisseitigen, hinter dem Einschaltkontakt (8, 9) und mindestens im Bremswegabstand vor dem Bahnübergang (1) angeordneten Schaltbalise (13, 14) verbunden ist, die mit der ETCS-Fahrzeugeinrichtung zusammenwirkt.
Description
- Vorrichtung und Verfahren zur Zugbeeinflussung an einem Bahnübergang
- Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Zugbeeinflussung an einem Bahnübergang, wobei ein Schienenfahrzeug eine ETCS(European Train Control System)-Fahrzeugeinrichtung aufweist und Bahnübergangssicherungseinrichtungen, insbesondere Bahnschranken und Straßensignale, von gleisseitigen Einschaltkontakten gesteuert sind.
- Bei der bisherigen Anwendung von ETCS für die Projektierung von Streckenausrüstungen ist die Einbeziehung der Bahnübergänge nicht vorgesehen. Eine Spezifizierung entsprechender Anforderungen durch das europäische Normungsgremium UNISIG existiert nicht. An Bahnübergängen ist deshalb üblicherweise vorgesehen, dass ein zurückliegendes Hauptsignal ein Geschwindigkeitsprofil in einem Datenpaket SSP (Static Speed Profile) an das Schienenfahrzeug überträgt, wobei aus Sicherheitsgründen davon ausgegangen wird, dass sich der zu befahrende Bahnübergang in einem nicht gesicherten Zustand befindet. Das bedeutet, dass das Schienenfahrzeug über das projektierte SSP vor dem Bahnübergang auf eine deutlich reduzierte Geschwindigkeit abgebremst wird.
- Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Geschwindigkeitsreduzierung vor dem Bahnübergang weitgehend zu vermeiden und eine Einbeziehung des ETCS in die Zugbeeinflussung vor Bahnübergängen auf einfache Weise zu ermöglichen.
- Vorrichtungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass eine die Bahnübergangssicherungseinrichtungen überwachende Auswerteeinrichtung mit einer gleisseitigen, hinter dem Einschalt kontakt und mindestens im Bremswegabstand vor dem Bahnübergang angeordneten Schaltbalise verbunden ist, die mit der ETCS-Fahrzeugeinrichtung zusammenwirkt.
- Ein erfindungsgemäßes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass die Schaltbalise Daten zur korrekten oder nicht korrekten Sicherung des Bahnüberganges an die ETCS-Fahrzeugeinrichtung überträgt, wobei die ETCS-Fahrzeugeinrichtung bei korrekter Sicherung ein Geschwindigkeitsprofil mit Geschwindigkeitsreduzierung vor dem Bahnübergang durch ein Geschwindigkeitsprofil ohne Geschwindigkeitsreduzierung ersetzt und bei nicht korrekter Sicherung das Geschwindigkeitsprofil mit Geschwindigkeitsreduzierung gültig bleibt.
- Auf diese Weise lässt sich das hohe Sicherheitsniveau des ETCS auf sehr unterschiedliche Bahnübergänge übertragen, wobei eine Geschwindigkeitsreduzierung vor dem Bahnübergang nur noch erforderlich ist, wenn die Auswerteeinrichtung unkorrekte Betriebsweise der Bahnübergangssicherungseinrichtungen detektiert hat. Vorteilhaft ist weiterhin die Interoperabilität zu der bestehenden UNISIG-Version, das heißt, europäische Normen und Regeln müssen nicht geändert werden. Darüber hinaus können vorhandene ETCS-Fahrzeugeinrichtungen ohne Hardware- oder Software-Anpassungen verwendet werden.
- Die Auswerteeinrichtung ist gemäß Anspruch 2 vorzugsweise als LEU (Lineside Electronic Unit) ausgebildet. Die LEU ist ein vielfach bewähtes Bindeglied zwischen konventionellen Streckeneinrichtungen, beispielsweise Signalen, und gleisseitigen ETCS-Komponenten, beispielsweise Schaltbalisen. Bei der Überfahrt des mit der ETCS-Fahrzeugeinrichtung ausgerüsteten Schienenfahrzeugs wird von der Schaltbalise ein ETCS-Telegramm übermittelt, das durch die ETCS-Fahrzeugeinrichtung ausgewertet wird. Die LEU erkennt die korrekte oder nicht korrekte Sicherung des Bahnübergangs und übermittelt diese Information via Schaltbalise an die ETCS-Fahrzeugeinrichtung, die daraufhin bei korrekter Sicherung das empfangene Geschwindigkeitsprofil mit Abbremsung durch ein Geschwindigkeitsprofil ohne Abbremsung quasi überschreibt.
- Die Auswerteeinrichtung kann gemäß Anspruch 3 einem Bahnübergangs-Schaltschrank oder gemäß Anspruch 4 einem von den Bahnübergangssicherungseinrichtungen angesteuerten Überwachungssignal zugeordnet sein. Im ersten Fall wird der Ansteuerzustand der Bahnübergangssicherungseinrichtungen und im zweiten Fall der Signalbegriff des Überwachungssignals abgegriffen. Das dazu gehörige Datentelegramm wird selektiert und als Datenstrom laufend über eine standardisierte Schnittstelle an die Schaltbalise gesendet.
- Zur Verbesserung der exakten Anfahrbarkeit des Bahnübergangs wird in einem definierten Abstand vor dem Bahnübergang gemäß Anspruch 5 eine zusätzliche Festdatenbalise als Ortungsdatenpunkt installiert. Auch die Schaltbalise erfüllt insbesondere im Fall einer durch die Auswerteeinrichtung festgestellten nicht korrekten Sicherung des Bahnübergangs eine Ortungsfunktion.
- Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer figürlichen Darstellung näher erläutert.
- Die Figur zeigt die wesentlichen Komponenten einer erfindungsgemäßen Zugbeeinflussung an einem Bahnübergang mit zugeordneten Geschwindigkeitsprofilen.
- Es ist ersichtlich, dass ein Bahnübergang
1 , der zwei Bahngleise2 und3 kreuzt, mittels Bahnschranken4 und5 gesichert ist. Jedes Bahngleis2 und3 ist vor dem Bahnübergang1 mit einem Hauptsignal6 und7 und nachfolgenden Einschaltkontakten8 und9 für die Bahnübergangssicherungseinrichtungen, nämlich die Bahnschranken4 und5 , versehen. Das Hauptsignal6 beziehungsweise7 überträgt ein Datenpaket SSP – Static Speed Profile – mit einem Geschwindigkeitsprofil10 an ein sich dem Bahnübergang1 näherndes Schienenfahrzeug. Dieses Geschwindigkeitsprofil10 weist im Bereich des Bahnüberganges1 eine deutlich reduzierte Geschwindigkeit10a auf, da bei dieser Zugbeeinflussung davon ausgegangen wird, dass sich der Bahnübergang1 in einem nicht gesicherten Zustand befindet. Bei Überfahrung der Einschaltkontakte8 beziehungsweise9 werden die Bahnschranken4 und5 geschlossen. Dabei können drei Fälle unterschieden werden: - a) Der Bahnübergang
1 ist gesichert, wobei ein hinter dem Einschaltkontakt8 beziehungsweise9 angeordnetes Überwachungssignal11 beziehungsweise12 einen zugeordneten Signalbegriff anzeigt, - b) der Bahnübergang
1 ist gesichert, aber die Anzeige am Überwachungssignal11 beziehungsweise12 ist defekt, so dass keine visuelle Information für den Triebfahrzeugführer zur Verfügung steht oder - c) der Bahnübergang
1 ist ungesichert, das heißt, es sind keine Bahnschranken4 und5 vorhanden oder deren Funktion ist unterbrochen. - Damit in den Fällen a) und b) auf eine Geschwindigkeitsreduzierung
10a verzichtet werden kann, wenn das Schienenfahrzeug mit einer ETCS-Fahrzeugeinrichtung ausgestattet sind, sind zusätzliche gleisseitige ETCS-Einrichtungen, nämlich für jedes Bahngleis2 beziehungsweise3 eine Schaltbalise13 beziehungsweise14 und eine den Sicherheitszustand des Bahnüberganges1 überwachende Auswerteeinrichtung15 beziehungsweise16 , welche die Schaltbalise13 beziehungsweise14 ansteuert, vorgesehen. Die Auswerteeinrichtung15 beziehungsweise16 ist mit einer LEU – Lineside Electronic Unit –17 beziehungsweise18 ausgestattet, welche als Bindeglied zwischen dem Steuereingang des Überwachungssignals11 beziehungsweise12 und der Schaltbalise13 beziehungsweise14 fungiert. - Bei Überfahrung der Schaltbalise
13 beziehungsweise14 durch das Schienenfahrzeug wird der ETCS-Fahrzeugeinrichtung in den Fällen a) und b) signalisiert, dass der Bahnübergang1 gesichert ist. Daraufhin erzeugt die ETCS-Fahrzeugeinrichtung ein neues Geschwindigkeitsprofil19 ohne Sicherheitsabbremsung vor dem Bahnübergang1 , welches das Geschwindigkeitsprofil10 ersetzt. Nur bei ungesichertem Bahnübergang1 gemäß Fall c) gilt weiterhin das Geschwindigkeitsprofil10 mit Abbremszwang. Damit der Bahnübergang1 , insbesondere im Fall c), präzise anfahrbar ist, ist zusätzlich zwischen der Schaltbalise13 beziehungsweise14 und dem Bahnübergang1 eine Festdatenbalise20 beziehungsweise21 für Ortungszwecke angeordnet. - Alternativ zu der Auswerteeinrichtung
15 beziehungsweise16 mit LEU17 beziehungsweise18 , die dem Überwachungssignal11 beziehungsweise12 zugeordnet ist, kann auch eine direkt in einem Bahnübergangs-Schaltschrank22 integrierte Auswerteeinrichtung23 mit LEU24 vorgesehen sein. Bei dieser Variante, die auch für Gleise ohne Überwachungssignale geeignet ist, wird das Ansteuersignal der Bahnschranken4 und5 für alle Bahngleise2 und3 , die den Bahnübergang1 kreuzen, verwendet, während bei der ersten Variante für jedes bahngleisspezifische Überwachungssignal11 beziehungsweise12 eine eigene Auswerteeinrichtung15 beziehungsweise16 erforderlich ist. - Selbstverständlich sind die Gleiseinrichtungen zur Steuerung der Bahnübergangssicherungseinrichtungen und zur Zugbeein flussung bei in beiden Richtungen befahrbaren Bahngleisen
2 und3 an beiden Seiten des Bahnübergangs1 vorhanden. - Bei dem in der Figur dargestellten Ausführungsbeispiel ist für jedes Bahngleis
2 und3 ein weiteres, jenseits des Bahnübergangs1 positioniertes Hauptsignal25 beziehungsweise26 vorgesehen, das zum vollständigen Abbremsen zwingt. - Es ist ersichtlich, dass das Geschwindigkeitsprofil
19 bei ETCS-Zugbeeinflussung eine energetisch günstigere Bremskurve als das Geschwindigkeitsprofil10 bei Zugbeeinflussung mittels Hauptsignal6 bzw.7 aufweist. Die erfindungsgemäße ETCS-Tauglichkeit ETCS-projektierter Strecken auch im Bahnübergangsbereich führt zu einer Verringerung von Geschwindigkeitsschwankungen auf der gesamten Strecke.
Claims (6)
- Vorrichtung zur Zugbeeinflussung an einem Bahnübergang (
1 ), wobei ein Schienenfahrzeug eine ETCS (European Train Control System)-Fahrzeugeinrichtung aufweist und Bahnübergangssicherungseinrichtungen, insbesondere Bahnschranken (4 ,5 ) und Straßensignale, von gleisseitigen Einschaltkontakten (8 ,9 ) gesteuert sind, dadurch gekennzeichnet, dass eine die Bahnübergangssicherungseinrichtungen überwachende Auswerteeinrichtung (15 ,16 ;23 ,) mit einer gleisseitigen, hinter dem Einschaltkontakt (8 ,9 ) und mindestens im Bremswegabstand vor dem Bahnübergang (1 ) angeordneten Schaltbalise (13 ,14 ) verbunden ist, die mit der ETCS-Fahrzeugeinrichtung zusammenwirkt. - Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinrichtung (
15 ,16 ;23 ) eine LEU (Lineside Electronic Unit) (17 ,18 ;24 ) aufweist. - Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinrichtung (
23 ) einem Bahnübergangs-Schaltschrank (22 ) zugeordnet ist. - Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Auswerteeinrichtung (
15 ,16 ) einer Signalansteuerung eines von den Bahnübergangssicherungseinrichtungen angesteuerten Überwachungssignals (11 ,12 ) zugeordnet ist. - Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Schaltbalise (
13 ,14 ) und dem Bahnübergang (1 ) eine Festdatenbalise (20 ,21 ) angeordnet ist. - Verfahren zum Betreiben der Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schaltbalise (
13 ,14 ) Daten zur korrekten oder nicht korrekten Sicherung des Bahnübergangs (1 ) an die ETCS-Fahrzeugeinrichtung überträgt, wobei die ETCS-Fahrzeugeinrichtung bei korrekter Sicherung ein Geschwindigkeitsprofil (10 ) mit Geschwindigkeitsreduzierung (10a ) vor dem Bahnübergang (1 ) durch ein Geschwindigkeitsprofil (19 ) ohne Geschwindigkeitsreduzierung ersetzt und bei nicht korrekter Sicherung das Geschwindigkeitsprofil (10 ) mit Geschwindigkeitsreduzierung (10a ) gültig bleibt.
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