-
Die
Erfindung betrifft ein Penetrationsgeschoss mit einem stabförmigen Kern
aus einem im Ziel nahezu ballistisch unwirksamen Werkstoff geringer
Kompressibilität
und wenigstens einer den Kern radial umgebenden Hülle aus
einem im Ziel ballistisch wirksamen weiteren Werkstoff, wobei sich
die Werkstoffe des Kerns und der Hülle bezüglich der Dichte deutlich unterscheiden,
sowie ein Verfahren zur Erzeugung eines aus unterschiedlichen Materialien
bestehenden Penetrationsgeschosses unter Verwendung einer Wirkladung
mit einer geformten Auskleidung, die wenigstens eine Schicht eines
ersten zur Zielpenetration geeigneten ersten Materials aufweist.
-
Geschosse
oder Gefechtsköpfe
werden grundsätzlich
so ausgelegt, dass sie im jeweiligen Ziel eine möglichst große spezifische Wirkung entfalten.
Damit wird je nach Einsatzbereich eine hohe Durchschlagsleistung
oder eine möglichst
flächenhafte
Wirkung zur Steigerung der Effizienz angestrebt. Solange sich Ziele
harten oder leichten Zielklassen zuordnen lassen, genügt es, die
Geschosse oder Gefechtsköpfe
dementsprechend auszulegen.
-
Zunehmend
treten jedoch sogenannte gehärtete
Zielobjekte auf, deren Bekämpfung
eine relativ hohe Durchschlagsleistung erforderlich macht. Im Inneren
des Zieles erzeugt das für
das Durchschlagen der Zielaußenfläche notwendige
Projektil nur in einem räumlich
sehr begrenzten Bereich eine destruktive Wirkung. Hieraus entsteht
die Forderung, dass das Geschoss neben der Durchschlagsleistung auch
im Ziel eine gewisse Lateralwirkung entfalten soll. Dies führte zur
Entwicklung eines neuen Geschosstyps.
-
Aus
der
DE 197 00 349
C2 ist ein Geschoss zur Bekämpfung gepanzerter Ziele bekannt
geworden, welches die vorgenannten Forderungen zu erfüllen vermag.
Das stabförmige
Geschoss besteht aus einer Hülle,
die in vorteilhafter Weise aus Metall oder Schwermetall gefertigt
ist. Der Innenraum wird von einem sogenannten Aufweitmedium (AWM)
ausgefüllt,
welches aus einer Reihe geeigneter Medien ausgewählt wird, die spezifische Eigenschaften
aufweisen. Notwendig ist eine deutlich geringere Dichte als das
Material der Hülle
und zugleich eine geringe Kompressibilität. Als Beispiele für solche
Materialien sind Polyethylen (PE), glasfaserverstärkter Kunststoff
(GFK) und auch Aluminium genannt. Die spezielle Auslegung derartiger
Geschosse hängt
von Parametern wie Zielmaterial und tatsächliche Auftreffgeschwindigkeit,
aber auch vom erwünschten
Aufweitungseffekt ab.
-
Das
Funktionsprinzip eines solchen penetrierenden Geschosses, welches
in der Fachwelt als PELE-Penetrator
bezeichnet wird (Penetrator mit Erhöhtem Lateralen Effekt), ist
in der Druckschrift ausführlich
beschrieben und soll deshalb hier nur kurz erläutert werden. Nach dem Zielaufprall
wird das Penetrationsgeschoss von der Auftreff-Geschwindigkeit auf
die sogenannte Kratergrund-Geschwindigkeit
abgebremst. Diese hängt
bei Auftreff-Geschwindigkeiten ab etwa 2000 m/sec lediglich von
dem Verhältnis der
Dichten von Geschoss- und Zielmaterial ab. Da aber der Kern des
Geschosses aus einem AWM mit geringerer Dichte als die Hülle besteht,
ist die Kratergrund-Geschwindigkeit
des AWM niedriger als die der Hülle.
Dadurch erfolgt eine Verschiebung der beiden Materialien gegeneinander
in der Weise, dass das AWM in die Hülle hinein geschoben wird.
Da das AWM wenig kompressibel ist, baut sich ein hoher Druck auf,
der schließlich
die Zerlegung der Hülle
bewirkt. Bei der Zerlegung wird den erzeugten Splittern zusätzlich eine
laterale Geschwindigkeitskomponente aufgeprägt, welche die Splitter in
radialer Richtung ablenkt.
-
Ein
wesentlicher Nachteil des PELE-Penetrators besteht darin, dass zu
dessen Beschleunigung ein entsprechendes Beschleunigungsgerät wie beispielsweise
eine Kanone notwendig ist. Systembedingt ist dadurch auch die maximal
erreichbare Geschwindigkeit auf Werte in der Größenordnung von etwa 2000 m/sec
nach oben begrenzt.
-
Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein vergleichbares
Penetrationsgeschoss zu entwickeln, das einerseits kein derartiges
Beschleunigungsgerät
benötigt
und das andererseits auf Geschwindigkeiten im Bereich von 1500–9000 m/sec beschleunigt
werden kann.
-
Erfindungsgemäß besteht
die Lösung
dieser Aufgabe gemäß Anspruch
1 darin, dass der Kern des Penetrationsgeschosses aus einem ersten
Teil einer Auskleidung einer Wirkladung und die Hülle des
Penetrationsgeschosses aus wenigstens einem benachbart zum ersten
Teil angeordneten weiteren Teil der Auskleidung mittels der Auslösung der
Wirkladung formbar und miteinander verbindbar sind, wobei der erste
Teil der Auskleidung vollständig
an der Sprengladung der Wirkladung anliegt. Somit wird ein ähnliches
Prinzip wie die Stachelbildung bei einer Hohlladung zur Anwendung
gebracht. Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird mittels der detonativen Auslösung der Wirkladung der Entstehungsprozess des
Penetrationsgeschosses in Gang gebracht, indem die Auskleidung im
zentralen Bereich der Wirkladung beginnend in Schussrichtung beschleunigt
wird, wobei sich aus dem ersten und dem weiteren Teil der Auskleidung
der Kern und die Hülle
des Penetrationsgeschosses bilden und sich gleichzeitig fest miteinander
verbinden. Gleichzeitig wird das Penetrationsgeschoss auf eine Geschwindigkeit
von 1500 m/sec bis zu 9000 m/sec beschleunigt.
-
Eine
Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass wenigstens ein die
Hülle des
Projektils P bildender weiterer Teil der Auskleidung im Ausgangszustand
den ersten Teil der Auskleidung teilweise überdeckt. Damit ist sichergestellt,
dass das Kernmaterial, also das AWM, immer von Hüllenmaterial umschlossen ist.
-
Eine
weitere Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass der weitere
Teil der Auskleidung aus Segmenten oder Sektoren besteht. Somit
kann das Penetrationsgeschoss in vielfältiger Weise hinsichtlich seiner
Gestaltung im Querschnitt variiert werden. Dabei wird die Auswahl
der Varianten dadurch erweitert, dass die Segmente oder Sektoren aus
unterschiedlichen Materialien bestehen.
-
Eine
Variante der Lösung
der Aufgabe ist in Anspruch 5 wiedergegeben, wonach im Ausgangszustand
einer Wirkladung im Zentrum einer Auskleidung der Wirkladung ein
in Ausbreitungsrichtung der detonierenden Wirkladung ausgerichtetes
Bauteil angeordnet ist, welches als Kern im mittels der Auslösung der
Wirkladung geformten Penetrationsgeschoss angeordnet ist und wonach
die Hülle
des Penetrationsgeschosses aus wenigstens einem Teil der Auskleidung
der Wirkladung mittels Auslösung
der Wirkladung formbar und mit dem Kern verbindbar ist. Bei dieser
Variante ist der Kern des Penetrationsgeschosses bereits als Bauteil
vorgegeben und verbindet sich nach erfolgter detonativer Auslösung der Wirkladung
mit den von der Auskleidung stammenden Hüllenmaterial zum gewünschten
Penetrationsgeschoss, das ebenfalls auf eine Geschwindigkeit von
1500 m/sec bis zu 9000 m/sec beschleunigt wird.
-
Das
den Kern des Penetrationsgeschosses bildende Bauteil weist wahlweise
die Form eines Stabes oder einer Platte auf. Damit ist sichergestellt, dass
mittels der Erfindung nicht nur rotationssymmetrische Penetrationsgeschosse
erzeugt werden können,
sondern dass auch mittels einer senkrecht zur Schussrichtung gestreckten
Wirkladung plattenförmige
Penetrationsgeschosse gebildet werden können. Somit lässt sich
das Anwendungsspektrum der Erfindung wesentlich erweitern.
-
Weiterhin
lässt sich
zur Formung des Kerns und der Hülle
des Penetrationsgeschosses wenigstens ein Teil der Wirkladung auslösen. Dies
kann in besonderen Anwendungsfällen
hilfreich sein, insbesondere wenn Teile der Wirkladung zeitversetzt
ausgelöst
werden sollen.
-
Zur
erweiterten Gestaltungsmöglichkeit
des Penetrationsgeschosses dient die Anordnung, wonach wenigstens
ein die Hülle
bildender weiterer Teil der Auskleidung im Ausgangszustand der Wirkladung
benachbart zum ersten Teil der Auskleidung angeordnet ist.
-
Vorteilhaft
ist es, wenn der weitere Teil der Auskleidung aus Segmenten oder
Sektoren gleichen oder unterschiedlichen Materials besteht. Damit
kann das Penetrationsgeschoss dieser Bauart in vielfältiger Weise
hinsichtlich seiner Gestaltung im Querschnitt variiert werden.
-
Eine
interessante Variante des Penetrationsgeschosses entsteht dadurch,
dass die Form der Oberfläche
des den Kern bildenden Bauteils gegengleich wie die mit dem Bauteil
jeweils korrespondierende Kontur der Auskleidung ausgebildet ist.
damit ist es möglich,
die Trennlinie zwischen Kern und Hülle des Penetrationsgeschosses
auch gestuft auszubilden, um damit die Eigenschaften des Penetrationsgeschosses
beim Zielaufprall geschickt anzupassen.
-
Gemäß Anspruch
11 wird ein Verfahren zur Erzeugung eines aus unterschiedlichen
Materialien bestehenden Penetrationsgeschosses unter Verwendung
einer Wirkladung mit einer Auskleidung beansprucht, wobei die Auskleidung
wenigstens zwei Materialschichten aufweist, von denen die der Sprengladung
abgewandte Schicht aus einem zur Zielpenetration geeigneten ersten
Material besteht und die benachbarte Schicht aus einem im Ziel weitgehend
unwirksamen zweiten Material mit geringer Kompressibilität und gegenüber dem
ersten Material niedrigerer Dichte besteht, bei welchem mittels
Initiierung der Wirkladung das Geschoss in der Weise geformt wird, dass
das erste Material das zweite Material umgibt und mit diesem fest
verbunden wird, wobei die Formung des Geschosses vom Zentrum der
Auskleidung beginnend alle Schichten des Auskleidungsmaterials umfasst
und wobei die Ladungsenergie zur Beschleunigung des Geschosses auf
Geschwindigkeiten im Bereich 2000 bis 9000 m/sec verwendet wird.
-
Günstigerweise
wird eine kegel-, pyramiden- oder dachförmige Auskleidung zur detonativen
Formung des Penetrationsgeschosses verwendet wird, so dass das erzeugte
Penetrationsgeschoss vielfältig geformt
sein kann.
-
Bezüglich der
variablen Dimensionierung des Penetrationsgeschosses ist es vorteilhaft,
wenn das erste Material einen Teil des zweiten Materials umgibt.
-
Anspruch
14 betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines aus unterschiedlichen
Materialien bestehenden Penetrationsgeschosses unter Verwendung einer
Wirkladung mit einer geformten Auskleidung, die wenigstens eine
Schicht eines ersten zur Zielpenetration geeigneten ersten Materials
aufweist sowie einen im Bereich der Zentralachse der Auskleidung befestigtes
Bauteil aus einem zweiten im Ziel weitgehend unwirksamen Material,
welches sich durch geringe Kompressibilität und niedrigere Dichte als
das erste Material auszeichnet, bei welchem mittels Initiierung
der Wirkladung das Geschoss in der Weise geformt wird, dass das
erste Material das zweite Material umgibt und mit diesem fest verbunden
wird, wobei die Formung des Geschosses vom Zentrum der Auskleidung
beginnend das gesamte Auskleidungsmaterial umfasst und wobei anteilige
Ladungsenergie zur Beschleunigung des Geschosses auf Geschwindigkeiten
im Bereich 2000 bis 9000 m/sec verwendet wird.
-
Hierbei
ist es vorteilhaft, wenn ein Bauteil in der Form eines Stabes oder
einer Platte verwendet wird. Damit können sowohl rotationssymmetrische als
auch plattenförmige
Penetrationsgeschosse erzeugt werden.
-
Besonders
vorteilhaft ist die Verwendung wenigstens einer weiteren Schicht
aus einem zur Zielpenetration geeigneten weiteren Material, welches
zwischen dem zweiten Material und der Sprengladung eingebracht wird.
dadurch kann ein Penetrationsgeschoss erzeugt werden, welches im
Inneren einen penetrierenden Kern aufweist, der vom Aufweitmaterial
umgeben ist, um das letztlich die Hülle aus einem Material höherer Dichte
als das AWM-Material gelegt wird. Dieses Konzept kombiniert gute
Penetrationseigenschaften mit hoher Lateralleistung.
-
Ausführungsformen
der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden im
Folgenden unter Bezugnahme auf die Ansprüche erläutert. Es zeigen:
-
1:
das Wirkungsprinzip eines gemäß der Erfindung
erzeugten Penetrationsgeschosses,
-
2:
eine Hohlladung (PELE) mit zweischichtiger Auskleidung zur Erzeugung
eines Penetrationsgeschosses,
-
3:
eine Hohlladung (PELE) mit segmentierter Auskleidung,
-
4:
eine Hohlladung (PELE) mit abgewinkelter segmentierter Auskleidung,
-
5:
eine Hohlladung (PELE) mit mehrschichtiger Auskleidung,
-
6:
eine hemisphärische
Ladung (PELE) zur Erzeugung eines Penetrationsgeschosses,
-
7:
eine EFP-Ladung (PELE) zur Erzeugung eines EFP-Projektils,
-
8:
eine EFP-Ladung nach 7 mit mehrschichtiger Auskleidung,
-
9:
eine EFP-Ladung mit in der Auskleidung integrierten Metallstrukturen,
-
10:
ein mittels der Ladung aus 9 erzeugtes
strukturiertes Geschoss,
-
11:
eine Sandwich-Ladung mit zentraler Initiierung und zentralem Bauteil,
-
12:
eine Sandwich-Ladung mit flächiger Initiierung
und zentralem Bauteil,
-
13:
eine Sandwich-Ladung nach 12 mit
mehrschichtiger Auskleidung,
-
14:
eine Sandwich-Ladung mit mehrteiliger, gestufter Auskleidung und
gegengleich geformtem zentralem Aufweitmedium.
-
Das
Funktionsprinzip eines gemäß der vorliegenden
Erfindung erzeugten Penetrationsgeschosses, kurz in der Fachwelt
als PELE-Stab (Penetrator mit Erhöhtem Lateralen Effekt mit der
Form eines Stabes) genannt, wird kurz anhand der 1 erläutert, in
der die Vorgänge
beim Aufschlag eines Penetrationsgeschosses mit der Geschwindigkeit
v auf ein Ziel Z dargestellt ist. Während der Penetration wird
das Geschoss in bekannter Weise auf die Kratergrund-Geschwindigkeit
abgebremst, die im Wesentlichen nur vom Verhältnis der Dichte der Materialien
von Ziel Z und dem Geschoss AWM, M ab. Da aber der Kern des Geschosses
aus einem Aufweitmaterial, kurz AWM genannt, geringerer Dichte als die
Hülle M
besteht, ist auch die Kratergrund-Geschwindigkeit des AWM geringer als
die der Hülle
M. Dadurch wird eine relative Verschiebung zwischen den beiden Materialien,
das bedeutet, dass das AWM in die Hülle M geschoben wird. Da das
AWM aber auch wenig kompressibel ist, baut sich in seinem Inneren
ein hoher (hydrodynamischer) Druck auf, der schließlich die
Zerlegung der Hülle
M in Splitter bewirkt. Die Zerlegung kann in natürliche Splitter mit rein zufälliger Größenverteilung
oder mittels kontrollierter Zerlegung in definierte Splittergrößen erfolgen. Bei
der Zerlegung wird den erzeugten Splittern neben der vorhandenen
axialen Geschwindigkeit vA zusätzlich eine
laterale Geschwindigkeit VL aufgeprägt und somit
ein nicht unerheblicher Lateraleffekt erzielt.
-
Entsprechend
der erfinderischen Lösung wird
ein derartiges Penetrationsgeschosses mit Hilfe der Detonation einer
Wirkladung erzeugt und gleichzeitig auf eine Geschwindigkeit vom
1500 bis 9000 m/sec beschleunigt. Nutzbare Wirkladungstypen sind neben
den Hohlladungen auch EFP-Ladungen
(Explosively Formed Projektile) und hemisphärische Ladungen. Mittels entsprechender
Auslegung der einzelnen Wirkladungstypen können unterschiedliche Projektilformen
und Leistungen erzeugt werden.
-
Entsprechend
der in der Fachwelt üblichen Bezeichnungsweise
werden die in den 2 bis 6 dargestellten
Wirkladungen als Hohlladung mit Erhöhtem Lateralen Effekt, kurz
HELE (= HL-HELE), bezeichnet.
-
Die 2 zeigt
eine HL-HELE-Ladung, die sich von den bekannten Hohlladungen dadurch
unterscheidet, dass die Auskleidung neben dem Material M, das nach
der Detonation der Wirkladung die Hülle M des Geschosses P bildet,
auch das Aufweitmaterial AWM als weitere Schicht der Auskleidung aufweist,
welches sich in diesem Beispiel über
die gesamte Auskleidung M erstreckt und welches zwischen der Auskleidung
M und der Sprengladung HE jeweils flächig anliegend angeordnet ist.
Die Initiierung der Wirkladung erfolgt über die in bekannter Art mehrstufig
ausgeführte
Zündeinrichtung
ZD.
-
Da
die Projektilbildung nach den Prinzipien der bekannten Hohlladung
erfolgt, weisen die nacheinander entstehenden Teile des Geschosses
unterschiedliche Geschwindigkeiten auf. Dies führt dazu, dass im nahen Abstand
das Geschoss P noch homogen ist, sich im mittleren Abstandsbereich
im Bereich seiner Spitze aufzutrennen beginnt und in größerem Abstand
schließlich
als partikuliertes Geschoss PP in Richtung Ziel fliegt. Die Geschwindigkeiten
bewegen sich bei den Geschosspartikeln von bis zu 9000 m/sec bis
zu etwa 2000 m/sec im Heckbereich des Geschosses.
-
Bei
der Dimensionierung einer HL-HELE-Ladung sind im Gegensatz zur konventionellen
Hohlladung andere Parameter prägend.
Gerade der Auskleidungs-Winkel α und
die Wandstärke
der Auskleidung weichen vom klassischen Design ab. Beide Parameter
werden größer gewählt als
bei der konventionellen Hohlladung. Typisch wäre ein Winkel α von 60° und eine
Wandstärke
der Auskleidung von etwa 1,5 mm im Fall einer Kupferauskleidung.
Gegebenenfalls kann auch der gestrichelt eingezeichnete Detonationswellenlenker
D entfallen.
-
Für das Aufweitmaterial
AWM kommen in bekannter Weise Polyethylen, Aluminium oder glasfaserverstärkter Kunststoff
in Frage, aber auch andere Kunststoffe oder Metalle mit niedriger
Dichte und geringer Kompressibilität. Für das Auskleidungsmaterial
M können
bekannte Werkstoffe wie beispielsweise Kupfer, Tantal, Molybdän, Wismut
und auch entsprechende Legierungen verwendet werden. Es muss zu
den konventionellen Auslegungsrichtlinien für Hohlladungen jedoch immer
beachtet werden, dass die Dichte des AWM immer niedriger als diejenige
des Auskleidungsmaterials ist, wobei gleichzeitig niedrige Kompressibilität erforderlich
ist. HL-HELE-Ladungen werden in der Regel nicht für große Tiefenleistungen
ausgelegt sondern eher für
moderate Zieldicken, dafür
aber mit erhöhtem
Lateraleffekt.
-
In 3 ist
eine Variante zu 2 dargestellt, bei der die Auskleidung
der Wirkladung in zwei Segmente M1 und M2 unterteilt ist. Es ist ebenso gut möglich, anstelle
der zwei Segmente auch mehrere zu verwenden. Die einzelnen Segmente
können
sich sowohl hinsichtlich des Materials als auch der Geometrie, insbesondere
der Wandstärke,
unterscheiden. Die Schicht des Aufweitmaterials AWM lässt in diesem
Beispiel den zentralen Bereich der Auskleidung frei. Das bedeutet,
dass sich die Auskleidung in diesem Bereich wie diejenige einer
konventionellen Hohlladung verhält.
Da die Detonationsfront nach der Initiierung der Wirkladung zuerst
auf diesen Bereich trifft, eilt – wie in der rechten Hälfte der 3 gezeigt – der sich
bildende Stachel PS dem eigentlichen Penetrationsgeschoss P voraus.
Der Stachel besteht deshalb nur aus dem Auskleidungsmaterial M1, während
das nacheilende Penetrationsgeschoss aus dem Aufweitmaterial AWM
und dem weiteren Auskleidungsmaterial M2 gebildet
wird. Beide Geschosse können
in ihrer Auslegung auf die zu bekämpfende Zielgattung optimiert
werden. der Stachel PS erzeugt im Ziel einen Krater, der bezüglich des
Durchmessers groß genug
ist, um das nachfolgende Penetrationsgeschoss aufzunehmen, ohne
dass es zu unerwünschten
Wandberührungen
kommt. Das nachfolgende Penetrationsgeschoss durchschlägt die restliche
Zieldicke und erzeugt hinter der Zielwand den gewünschten
lateralen Effekt.
-
Eine ähnliche
Ausgestaltung der Erfindung ist in 4 dargestellt.
Statt der Auskleidungswandstärken
sind hier die Auskleidungswinkel unterschiedlich. Da beide Parameter
Wandstärke
und Winkel die Geschwindigkeit des Stachels und des Penetrationsgeschosses
beeinflussen, bieten beide Parameter für sich getrennt oder kombiniert
eine flexible Möglichkeit, das
erzeugte Projektil in einen vorauseilenden konventionellen Teil
und ein nachfolgendes HL-HELE-Geschoss
zu zerlegen.
-
Zur
Kombination von verstärkter
Tiefenwirkung und lateraler Wirkung kann eine Ausführungsform,
wie dies in 5 anhand einer HL-HELE-Ladung
mit einer mehrschichtigen Auskleidung dargestellt ist. Die Auskleidung
besteht aus zwei etwa parallel zueinander verlaufenden Auskleidungsschichten
M1 und M2 zwischen
denen eine Schicht Aufweitmaterial AWM gelagert ist. Diese Form
ist als Beispiel anzusehen, erweiterte Gestaltungen sind erfindungsgemäß realisierbar.
Infolge der Initiierung der Wirkladung mittels der Zündeinrichtung
ZD ergibt sich dabei ein sich streckendes HL-HELE-Geschoss P mit
zentralem Metallkern M2 und umhüllendem
Aufweitmaterial AWM und darüber
einer weiteren Metallhülle
M1. Vorzugsweise besteht der mittlere Kern
aus einem Material sehr hoher Dichte (beispielsweise Ta oder W-Legierungen) und
er entfaltet damit hohe Tiefenleistung.
-
In
Anlehnung an die Nomenklatur der PELE-Ladung wird unter Zuhilfenahme
der 6 im Folgenden eine Hemisphärische Ladung mit Erhöhtem Lateralen
Effekt, kurz HELE (= Hemi-HELE)
genannt, vorgestellt. Bei dieser ist die Auskleidung wie eine hohle
Halbkugel geformt, eine Auslegung, die bezüglich ihrer Eigenschaften zwischen
der Hohlladung und der EFP-Ladung angesiedelt ist. Die Auskleidung
besteht aus einer später
die Hülle
des Penetrationsgeschosses P bildenden Materialschicht M und dem
daran anliegenden Aufweitmaterial AWM, das wiederum vollständig die
Sprengladung HE kontaktiert. Die Erzeugung des Penetrationsgeschosses läuft in sehr ähnlicher
Weise wie bei der oben beschriebenen HL-HELE-Geschoss. Für die Dimensionierung
gelten die gleichen Richtlinien wie bei einem HL-HELE-Geschoss,
weshalb auf eine detaillierte Beschreibung der Erzeugung und der
Dimensionierung verzichtet wird.
-
Die 7 zeigt
eine weitere Ausführungsform
einer Wirkladung zur Erzeugung eines Penetrationsgeschosses gemäß der Erfindung.
Auch diese erhält
in Anlehnung an die Nomenklatur zur PELE-Ladung eine entsprechende
Bezeichnung. Von der konventionellen EFP-Ladung abgeleitet wird
sie als EFP-Ladung mit Erhöhtem
Lateralen Effekt, kurz EFPELE, bezeichnet. Die EFPELE-Ladung bildet
mit 1500–2000
m/sec das untere Geschwindigkeitssegment der erfindungsgemäßen Penetrationsgeschosse
ab und stellt somit einen Übergang
zu den bekannten PELE-Projektilen dar. Die Realisation einer EFPELE-Ladung,
basierend auf der bekannten EFP-Ladung,
zeigt 7. Der konventionellen EFP-Auskleidung M wurde
erfindungsgemäß die Aufweitmaterial-Schicht
AWM hinzugefügt.
Ein Detonationswellenlenker DWL kann optional eingesetzt werden.
-
Die
Auslegung der Wirkladung muss so erfolgen, dass das Aufweitmaterial
AWM koaxial im erzeugten Projektil P integriert wird. Durch den
aus der EFP-Technologie bekannten Umformungs- oder Umstülp-Prozess bei dieser Ladungsart
bildet sich das gewünschte
EFPELE-Projektil in der Art aus, wie es in 7 zu den
aufeinander folgenden Zeitpunkten t1, t2 und t3 angedeutet
ist.
-
Für die Auslegung
und die Auswahl der Materialien bei der EFPELE-Ladung gilt das bereits oben
gesagte. Die EFP-Auskleidungsmaterialien AWM können analog zur HL unter Beachtung
der EFP- und PELE-Technologie
ausgewählt
werden. Typische EFP-Materialien M sind Rein-Eisen (Armco-Eisen), Kupfer, Tantal,
kombiniert mit oben erwähnten
AWM-Materialien geringerer Dichte und geringer Kompressibilität.
-
Eine
weitere Variante gemäß der Erfindung besteht
entsprechend der Darstellung in der 8 skizziert
darin, dass zwischen Sprengladung HE und dem Aufweitmaterial AWM
eine weitere Auskleidungsschicht M1 eingezogen
wird. Dadurch entsteht nach der Initiierung der Wirkladung ein EFPELE-Projektil,
das zusätzlich
ein Kernprojektil aufweist. Für dieses
wird vorzugsweise ein Material hoher Dichte, wie beispielsweise
Wismut, Depleted Uranium oder entsprechende Legierungen verwendet.
Dadurch wird eine Kombination aus hoher Tiefenleistung mit Hilfe
des Kernprojektils und erhöhter
lateraler Wirkung mittels des umhüllenden PELE-Projektils erreicht.
-
Eine
weitere vorteilhafte Ausgestaltung der EFPELE-Ladung ist in 9 und 10 vereinfacht wiedergegeben.
Der konzentrische Kern des PELE-Penetrationsgeschosses P aus Aufweitmaterial AWM
kann durch weitere Strukturen ergänzt werden. Vorgeschlagen werden
beispielsweise vier Stäbe
S in symmetrischer Anordnung in das Aufweitmaterial AWM eingebettet,
wie dies in der Ansicht A-A in der 9 gut zu
erkennen ist. Diese Strukturen tragen zusätzlich als Subprojektile zur
Tiefenleistung des Penetrationsgeschosses P bei.
-
Durch
Integration derartiger stabförmiger Metall-Strukturen
S in die rückseitige
AWM-Auskleidung,
wie in 10 als Ausführungsbeispiel gezeigt, kann
erreicht werden, dass nach der detonativen Umformung diese Strukturen
ebenfalls in symmetrischer Weise in den Kern des Aufweitmaterials
AWM des EFPELE-Projektils eingebettet sind. Beliebige strukturelle
Ausformungen derartiger Anordnungen sind denkbar, die zur Bildung
von unterschiedlichen Subprojektilen führen.
-
Eine
neue Ausführungsform
einer ein Penetrationsgeschoss erzeugenden Wirkladung ist in den 11 bis 14 anhand
von Ausführungsbeispielen
dargestellt, ohne dass die Realisierung gemäß der vorliegenden Erfindung
sich allein hierauf beschränken
würde.
In Anlehnung an die bisher verwendete Nomenklatur wird die hier
beschriebene Sandwich-Wirkladung als Sandwich Ladung mit Erhöhtem Lateralen
Effekt, kurz SELE, genannt.
-
In
der 11 ist ein erstes Ausführungsbeispiel in der Form
einer Sandwich-Ladung dargestellt. Die zweidimensional gezeichnete
Wirkladung L kann als rotationssymmetrische, ovale, pyramidenförmige oder
auch rinnenförmige,
flächige
Wirkladung ausgestaltet sein. Der Öffnungswinkel α der Auskleidung
M ist in der Regel kleiner als bei den bisher vorgestellten PELE-
oder HELE-Ladungen. Das Aufweitmaterial AWM ist als eigenständiges Bauteil
B auf der Symmetrie- und Schuss-Achse der Auskleidung M angeordnet
und im Zentrum der Auskleidung M befestigt. Das Bauteil B ist je
nach Gestaltung der Wirkladung L als Stab oder als Platte mit endlicher
aber beliebiger Tiefe geformt. Die metallische Auskleidung M ist ebenfalls
entweder als Kalotte oder in Form von zwei Platten ausgeführt. Die
Sprengladung HE erstreckt sich im Wesentlichen parallel zur Auskleidung
M und weist im Scheitelpunkt einen Zünder ZD auf. Nach dessen Auslösung breitet
sich die Detonationsfront, wie in der Figur mit einer gestrichelten
Linie und Pfeilen dargestellt, entlang der Schenkel der Wirkladung aus.
-
Der
Entstehungsprozess eines Penetrationsgeschosses P verläuft anders
als beim Kollaps einer Hohlladung oder bei einer Umformung oder
Umstülpung
wie bei einer EFP-Ladung. Vielmehr wird hierbei der Prozess des
sogenannten Plattierens angewandt, bei dem zwei entsprechende Platten
oder vergleichbare Strukturen mittels Initiierung der Sprengladung
HE unter einem vorgegebenen Winkel mit hoher Geschwindigkeit aufeinander
geschossen werden. Beim Aufeinandertreffen entsteht an der Berührungsfläche eine
enge und gut haftende Verbindung, da aufgrund der erzeugten hohen
Drücke
ein lokales hydrodynamisches Ineinanderfließen der Materialien stattfindet.
Dieser Prozess findet in gleicher Weise beispielsweise auch bei
rotationssymmetrischen Auskleidungen statt.
-
Alternativ
zu der in 11 gezeigten streifenden Ausbreitung
der Detonationsfront entlang der Auskleidung kann auch eine flächige Auslösung ZF einer
Detonationsfront zur Anwendung gebracht werden, wie dies in der 12 dargestellt
ist. Hierfür
ist ein entsprechendes flächiges
Initiierungssystem erforderlich, wie es beispielsweise von dem sogenannten "Plane Wave Generator" bekannt geworden
ist.
-
Durch
das Aufeinandertreffen der Teile des Auskleidungsmaterials auf das
zentrale Bauteil B aus dem Aufweitmaterial AWM werden beide innig
miteinander entweder zu einem stabförmigen SELE-Penetrationsgeschoss
in der rotationssymmetrischen Version oder zu einer SELE-Platte
in der flächigen Version
verbunden und erhalten gleichzeitig mittels der axialen Geschwindigkeitskomponente
eine hohe Geschwindigkeit in Richtung auf das Ziel. Die Höhe dieser
Geschwindigkeit v (vgl. 1) kann über den Winkel α der Sandwich-Ladung
gewählt
und eingestellt werden. Hinsichtlich der Auswahl des Auskleidungsmaterials
M gelten die gleichen Prinzipien wie bei den oben vorgestellten
Varianten.
-
Ein
Beispiel für
eine vorteilhafte Ausgestaltung einer SELE-Ladung ist in der 13 wiedergegeben.
In diesem Fall wird vorgeschlagen, das zentrale Bauteil B aus einem
Material M1 hoher Dichte anzufertigen, um
hiermit beim erzeugten Penetrationsgeschoss P einen Kern zu erhalten,
der eine höhere
Tiefenwirkung im Ziel hat. Das Aufweitmaterial AWM und das Material
M2 für
die Erzeugung der Hülle
des Penetrationsgeschosses P sind als parallel angeordnete Schichten
der Auskleidung der Sandwich-Ladung vorgesehen. Die Wirkladung selbst
wird in vorteilhafter Weise wie das Beispiel in 12 mittels
eines flächigen
Initiierungssystems ZF initiiert.
-
Die 14 zeigt
eine weitere Variante der vorgeschlagenen Sandwich-Ladungen. Hierbei
wird vorgeschlagen, das zentrale Bauteil B in zwei oder mehreren
Bereichen abgestuft auszuführen.
Die Dicke der Auskleidungsschicht wird gegengleich korrespondierend
abgestuft ausgeführt.
In welcher Richtung die Abstufung erfolgt oder welche Materialien
für das
Aufweitmaterial AWM im jeweiligen Fall anzuwenden sind oder ob anstelle
einer Abstufung eine kontinuierliche Dickenänderung günstiger ist, obliegt der Entscheidung
des Fachmannes. Es liegt auch im Rahmen des fachmännischen
Handelns, Details der als Beispiele vorgeschlagenen Ausführungsformen geschickt
miteinander zu kombinieren.