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Die
Erfindung betrifft einen Teststreifen zum störungsfreien Erfassen von in
einem flüssigen
Medium befindlichen Analyten, dem eine Masse mit einem Antiinterferenzmittel
flächenhaft
aufgelagert ist.
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In
der klinischen Chemie können
enzymatische Bestimmungsmethoden mit Oxidasen und Dehydrogenasen
und andere Redoxreaktionen durch Reduktionsmittel wie Ascorbinsäure empfindlich
gestört
werden. Besondere Bedeutung kommt den Schnelldiagnostika zu, die
nach Kontakt mit den Untersuchungsflüssigkeiten konzentrationsabhängige Färbungen
ergeben, die visuell oder mit Reflexionsphotometern ausgewertet werden.
So ist bekannt, daß beim
Nachweis von Glucose mit Schnelldiagnostika, denen die Glucoseoxidase-Peroxidase-Redox-Reaktion
zugrunde liegt, falsch erniedrigte oder falsch negative Befunde
resultieren können
(Kutter, D., Schnelltests in der klinischen Diagnostik, Urban-Schwarzenberg,
München,
Wien, Baltimore 1983, S. 33). Weiter ist bekannt, daß Schnelldiagnostika
im hämoglobinkatalysierten
Nachweis von Blut im Urin ebenfalls in Anwesenheit von Ascorbinsäure falsch
negative Resultate ergeben können
(Kutter, ebenda, S. 112). Im Nachweis von Bilirubin mit trockenchemischen
Testsystemen hemmt Ascorbinsäure
die Reaktion. Um Störquellen,
die durch äußere Einflüsse wie
durch Berührung
mit der Hand, durch Auswascheffekte oder durch starke Benetzung
hervorgerufen werden, auszuschalten, wird gemäß
DE 2 118 455 A die Indikatorschicht
mit einem feinmaschigen Netzwerk abgedeckt.
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Zur
Neutralisation von störenden
Inhaltsstoffen des Urins wie Ascorbinsäure werden den Tränklösungen Eisenkomplexe
(
EP-A 0123 115 )
zugesetzt, die aber wiederum ein weiteres Oxidationsmittel zur Autoxidation
der vom Reduktionsmittel (zum Beispiel Ascorbinsäure) reduzierten Eisenverbindung
erfordern (
EP-A 0 513
594 ). Anstelle des Reduktionsmittels ist nun ein lösliches
Oxidationsmittel im Test, das in der Testreaktion Störungen ergeben
kann. Zur Entstörung
von diagnostischen Mitteln wird gemäß
DE 30 12 368 A1 der Reagenzienzubereitung
mit bekannten Rezepturen zusätzlich
lösliches
Jodat zugegeben. Befindet sich Jodat in den Reagenzienmischungen
so kann es bei der industriellen Herstellung von bestimmten Testpapieren
aufgrund der relativ langen Imprägnierzeiten
schon zu einer partiellen Oxidation des Chromogens während der Fertigung
kommen, und an die Auswahl der Oxidationsindikatoren werden besondere
Anforderungen gestellt. Zur Herstellung von Teststreifen für Blutanalysen
(
DE 39 22 495 A1 )
werden Fällungskoagulationsmembranen mit
integral asymmetrischer Porenstruktur durch direktes Beschichten
des Trägermaterials
mit Polymergießlösungen oder
durch nachträgliches
Tränken
gefertigt, wobei die Probe auf der großporigen Seite aufgetragen wird
und die Farbreaktion und Auswertung auf der gegenüberliegenden
Seite der Membranmatrix erfolgt.
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In
den Patentschriften
DE
35 39 772 A1 und
EP
0 728 843 A1 wird die Verwendung von schwerlöslichen
Jodat- und Perjodatverbindungen beschrieben. Hierbei werden die
schwerlöslichen
Verbindungen direkt auf der Papierfaser erzeugt.
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Der Überschuß an Reaktanden
muß durch
Waschen mit Wasser entfernt werden. Diese im Labor relativ einfach
zu praktizierende Methode stößt in der
industriellen Fertigung von mehreren hundert Meter umfassenden Testpapieren
auf erhebliche Schwierigkeiten. Reste von nicht ausgewaschenen Reaktanden
können
mit den verwendeten Indikatorfarbstoffen zu falsch-positiver Farbanzeige
führen.
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Zur
Vermeidung eines ungleichmäßigen Befeuchtens
von Teststreifen mit der Probe z. B. durch ungenügendes Abstreifen von Probenüberschüssen wird
nach
DE 31 18 381 A1 die
Reagenzschicht mit einer hydrophoben, die flüssige Probe verzögernd aufsaugenden
Schicht unterlegt und über
die saugfähige
Reagenzschicht ein Netz gezogen. Die Herstellung von transparenten
Teststreifen für
die transmissionsphotometrische Bestimmung von Komponenten in Flüssigkeiten,
vorzugsweise in Vollblut erfolgt gemäß
EP 0 226 767 A2 durch Auftragen
von Reagenzien und filmbildenden Komponenten enthaltenden Gießlösungen auf
gut haftende transparente Kunststoff-Folien.
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Masanobu
Shiga et al. (Analyt. Comm. 34, 115–117 (1997)) führen mit
einem Piperidinyloxy-Derivat eine zusätzliche Vorinkubation durch,
um in kolorimetrischen klinischen Testen die Ascorbinsäure zu oxidieren. Für trockenchemische
Tests fand dieses Verfahren noch keine Anwendung.
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Ziel
der Erfindung ist es, die Nachteile des Standes der Technik in der
industriellen Fertigung von Testpapieren zu überwinden und Teststreifen
bereitzustellen, bei deren Anwendung keine Störung durch interferierende
Substanzen eintritt. Durch die räumliche
Trennung von Testreagenzien und Entstörersubstanzen ist eine gute
Langzeitstabilität
der Teststreifen gegeben.
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Bei
dem Teststreifen zum störungsfreien
Erfassen von Analyten in Flüssigkeiten,
bestehend aus einer Tragschicht mit darauf befestigter, mit Reagenzien
imprägnierten
saugfähigen
Testschicht, sieht die Erfindung vor, daß die saugfähige Testschicht mit einem
dünnen
Material überspannt
ist, das Ascorbat oxygen oxidoreductase EC Nr. 1.10.3.3. enthält. Das
zum Überspannen
verwendete Material ist so dünn,
daß es
nach Benetzen mit der Untersuchungsflüssigkeit transparent wird und
somit die Reaktionsfarbe, die sich in der Testschicht bildet, gut
erkennbar und auswertbar ist.
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Es
kann ein Cellulose-Langfaserpapier, ein Kunststoffvlies oder ein
Gemisch aus Cellulose und Kunststoff verwendet werden, das sich
mit Kleber auf der Tragschicht anheften läßt. Es können auch siegelfähige Materialien,
bevorzugt hitzesiegelfähige
Materialien zum Einsatz kommen, zu deren Anheftung kein Kleber erforderlich
ist.
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Technologisch
wird die Aufgabe dadurch gelöst,
daß ein
Schmelzkleber in einer breiten Bahn auf die Tragschicht aufgebracht
wird.
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Während der
Schmelzkleber noch ausreichend heiß ist, um bindefähig zu sein,
werden die saugfähige Testschicht
und das dünne
Material auf der Tragschicht angedrückt. Die Menge aufzutragenden
Schmelzklebers und der Anpreßdruck
sind unter Beachtung der Eigenschaften von beiden Materialien aufeinander
abgestimmt, so daß der
Kleber bei dem dünnen
Material nicht durchschlägt.
Dabei wird das dünne
Material neben der saugfähigen
Testschicht mittels Formrad auf der polymeren Tragschicht angeheftet.
Es ist aber auch möglich,
daß zuerst
die saugfähige
Testschicht auf die polymere Tragschicht geklebt wird, und nach
dem Erkalten des Klebers wird das dünne, Ascorbat Oxygen oxidoreductase
EC Nr. 1.10.3.3 enthaltene Material über die saugfähige Testschicht
geführt
und mittels Schweißrad
oder einer regelbaren Heizspachtel partiell punktuell erhitzt und
durch ein Formrad angedrückt
und so mit der Tragschicht verbunden, daß das dünne Material neben der Testschicht
auf der Tragschicht angeheftet ist.
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Der
Kleber kann aber auch mittels Heißluft erneut bindefähig gemacht
werden.
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Eine
effektive Form des nachträglichen
Auftragens von Kleber stellt ein System dar, bei dem dünne Kleberfäden gebildet
werden, die zur Anheftung des dünnen
Material dienen und so einem „Durchschlagen" des Klebers entgegen
wirken.
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Es
kann als dünnes
Material auch ein siegelfähiges
Material verwendet werden, für
dessen Anheftung auf der Tragschicht kein Kleber erforderlich ist.
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Als
Schmelzkleber können
handelsübliche
Produkte, wie zum Beispiel Ethylen-Vinylacetat-Copolymere, Polyester
oder Polyamide verwendet werden. Derartige Schmelzkleber werden
bereits bei der Fertigung von diagnostischen Teststreifen verwendet.
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In
einer anderen Ausführungsform
der Erfindung wird die saugfähige
Testschicht mit einer dünnen Schicht
versehen, die Ascorbat oxygen oxidoreductase EC Nr. 1.10.3.3. enthält. Die
Lösung
mit der Ascorbat oxygen oxidoreductase EC Nr. 1.10.3.3 wird räumlich getrennt
von den anderen Testreagenzien auf das trockne funktionstüchtige Testpapier
in dünner
Schicht aufgetragen. Das Auftragen der Lösung kann im Sprühverfahren
bei einem Druck von 0,1 bis 0,4 bar in einer Menge von 5 bis 200
g/m2, vorzugsweise von 10 bis 100 g/m2 erfolgen. Eine homogenen Beschichtung wird
auch mit dem Extrusionsverfahren erzielt.
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Besonders
bevorzugt ist ein Auftragsystem mit schnell rotierenden Walzen,
die einen Auftrag von 5 bis 100 g/m2 ermöglichen.
Falls es erforderlich ist, die Viskosität und damit die Auftragsmenge
zu erhöhen,
können der
Lösung
Hydrogelbildner zugesetzt werden. Als Hydrogelbildner werden besonders
organische Stoffe wie wasserlösliche
Celluloseether – bevorzugt
hydroxysubstituierte Celluloseether – in Konzentrationen von 0,1
bis 4% ausgewählt.
Aber auch Alginate, Traganth, Pektin, Polyvinylalkohole oder hochpolmere
Polyvinylpyrrolidone und Polyethylenglykole sind geeignet.
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Beispiele
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Beispiel 1:
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Ein
Teststreifen wird unter Einsatz folgender Materialien gefertigt:
Tragschicht:
Marnot X (Coloprint GmbH, Bundesrepublik Deutschland)
Montageschmelzkleber:
Kömelt
65, weiß,
Offenzeit: 40–120
Sekunden, Dichte: 0,95 g/cm3
Schmelzkleberauftragstemperatur:
160°C, Schmelzkleberspur:
7,5 mm breit, Anpreßdruck:
2 bar
Bahngeschwindigkeit: 5 m/min, Andruck mit Formrad, das
eine Gravur für
die Vertiefung von 300 μm
aufweist;
saugfähige
Schicht: Reaktionsschicht auf Cellulosebasis, imprägniert mit
Reagenzien zum Nachweis von Blut im Harn,
dünnes Material: Dynapore, Long
fibre, naßfest,
Dicke: 55 μm,
getränkt
und getrocknet mit Ascorbat oxygen oxidoreductase EC Nr. 1.10.3.3.
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Auf
dem Teststreifen sind weitere saugfähige Testschichten zum Nachweis
von Bilirubin, Urobilinogen, Nitrit, Glucose, Protein, pH, Keton,
spezifischem Gewicht, Leukozyten, Ascorbinsäure im Harn aufgebracht.
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Der
Teststreifen wird der Prüfung
gemäß Beispiel
3 unterzogen, als Vergleich dient ein Streifen mit dünnem Material
ohne Ascorbat oxygen oxidoreductase EC Nr. 1.10.3.3.
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Beispiel 2:
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Das
saugfähige
Testpapier auf Cellulosebasis, imprägniert mit Reagenzien zum Nachweis
von Glucose im Harn, wird mit einer Lösung Ascorbat oxygen Oxidoreduktase
EC 1.10.3.3 (150 U/ml) und Hydroxypropylcellulose (1 mg/ml) in 1
Teil Ethanol und 9 Teilen Wasser besprüht (20 g Lösung/m2 Druck
0,3 bar). Das Papier wird bei 50°C
getrocknet, in 5 mm breite Streifen geschnitten und in einer Größe von 5 × 5 mm auf
den Träger
geklebt.
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Auf
dem Teststreifen sind weitere saugfähige Testschichten zum Nachweis
von Bilirubin, Urobilinogen, Nitrit, Blut, Protein, pH, Keton, spezifischem
Gewicht, Leukozyten im Harn aufgebracht. Der Teststreifen wird der
Prüfung
gemäß Beispiel
3 unterzogen, als Vergleich dient ein Streifen ohne Ascorbat oxygen
oxidoreductase EC 1.10.3.3.
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Beispiel 3:
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Einfluß von interferierenden
Substanzen auf den Nachweis von Glucose und Blut mit und ohne Ascorbat
oxygen oxidoreductase EC 1.10.3.3.
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Die
nach Beispiel 1 und 2 hergestellten Teststreifen wurden in Urine
getaucht, denen die in der Tabelle aufgeführten Konzentrationen der nachzuweisenden
Analyten (interferierende Substanz: 0 mg/dl) zugemischt waren bzw.
die zusätzlich
die interferierende Substanz (L-threo-Hex-2-enonsäure-gamma-lacton)
enthielten. Mittels Combi-Scan (Analyticon Biotechnologies AG) wurden
die Remissionswerte ermittelt.
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Aus
dem Vergleich der Versuche ohne Ascorbat oxygen oxidoreductase EC
1.10.3.3. und der Versuche mit Ascorbat oxygen oxidoreductase EC
1.10.3.3. läßt sich
aus Tabelle „Einfluß von interferierenden
Substanzen" die
Wirkung der mit Ascorbat oxygen oxidoreductase EC 1.10.3.3. behandelten
Teststreifen erkennen.
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Tabelle: Einfluß der interferierenden Substanzen
L-threo-Hex-2-enonsäure-gamma-lacton
(HSL)
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Auf
den Nachweis von Glucose und Blut – mit und ohne Ascorbat oxygen
oxidoreductase EC 1.10.3.3. (AOO) Beispiel 3a: Nachweis von Glucose
Reflexionsphotometrische
Auswertung mit Combi-Scan (Analyticon Biotechnologies AG)
Remissionswerte |
Glucose
mg/dl | negativ | 50 | 100 | 250 | 500 mg/dl |
Ohne AOO | | | | | |
HSL: 0 mg/dl | 66,6 | 51,1 | 39,5 | 29,6 | 22,5 |
HSL: 40 mg/dl | 67,2 | 66,8 | 48,5 | 32,3 | 23,4 |
HSL: 80 mg/dl | 67,5 | 66,1 | 65,2 | 58,3 | 35,2 |
Mit AOO; | | | | | |
HSL: 0 mg/dl | 67,5 | 50,4 | 37,5 | 27,8 | 20,8 |
HSL: 40 mg/dl | 68,4 | 51,2 | 38,5 | 28,6 | 23,3 |
HSL: 80 mg/dl | 68,9 | 55,2 | 39,9 | 30,4 | 26,5 |
Beispiel 3b: Nachweis von Blut
Remissionswerte |
Blut (Bl) | negativ | 0,2 mg/dl Bl
(10
Ery/μl) | 1,3 mg/dl Bl
(50
Ery/μl) | 6,0 mg/dl Bl
(300
Ery/μl) |
Ohne AOO | | | | |
HSL: 0 mg/dl | 85,8 | 51,2 | 8,9 | 3,2 |
HSL: 40 mg/dl | 85,5 | 86,7 | 81,1 | 8,2 |
HSL: 80 mg/dl | 85,3 | 86,2 | 85,5 | 12,5 |
Mit AOO | | | | |
HSL: 0 mg/dl | 85,1 | 52,3 | 9,3 | 3,3 |
HSL: 40 mg/dl | 86,1 | 55,8 | 10,5 | 3,9 |
HSL: 80 mg/dl | 85,9 | 59,5 | 11,2 | 4,9 |