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Verfahren zur Behandlung von Wolle zum Schrumpffestmachen Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Behand:-lun:g von Wolle zum Schrumpffestmachen, insbesondere
ein verbessertes Verfahren zur überwachtem Chlorirrung von Wolle, bei welchem die
gewünschte Schrumpffestigkeit der Wolle wirksam und wirtschaftlich ohne Einbuße
anderer Eigenschaften der Wolle erzielt wird.
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Man bemüht sich schon seit langem, ein geeignetes Verfahren zur Schru.mpffestmachung
von Wolle zu finden, wobei im Verlaufe dieser Entwicklung die Chlorbehandlung entweder
mit freiem Chlor oder mit einer Lösung von Hypochlorit oder unte-rchloriger Säure
bekanntgeworden ist. Die bekannten Chlorierungsverfahren haben jedoch den Nachteil,
daß die so behandelte Wolle brüchig wird, daß sie ihren -eigentümlichen Griff verliert
und daß ihre Festigkeit und Zähigkeit wesentlich herabgesetzt wird. Ferner sind
die Verfahren sehr schwierig in der Überwachung, und meistens ergibt sich eine fleckige
und ungleichmäßige ChloTierung Es sind auch verschiedene Versuche bekanntgeworden,
andere Mittel als Chlor oder Hypochlorit zu verwenden. So sind Brom, Sulfuryl- und
Nitrosylchlorid sowohl in wäßrigen als auch alkohol-iischen Lösungen vom Soda .oder
Pottasche benutzt worden. Es ist ferner bekannt, verschiedene Harze bei der Wolle
zum Überziehen der Faser mit einer wasserundurchlässigen Schicht anzuwenden, um
den Quelleffekt bei Benetzung der Wolle herabzusetzen und um auch verschiedenartige
Reibungseffekte zu verringern. Ein anderes bekanntes: Verfahren beruht auf der Anwendung
von Chlor oder Brom bei einer Ansäurung bis zu einem PH-Wert von 4 herab und anschließender
Behandlung mit Wasserstoffsuperoxyd. Alle diese Verfahren sind jedoch aus dem einen
oder anderen Grunde unzureichend. Im allgemeinen .ist entweder das Produkt ungewöhnlich
rauh im Griff, die Schrumpffestigkeit ist nicht dauerhaft, oder es sind auch die
verwendeten Mittel zu kostspielig.
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Neuerdings sind Chlorserungsv erfahren mit Chlorgas versucht worden,
da Chlor das billigste und am meisten wirksamste Mittel ist. Jedoch isst man dabei
nicht über das Versuchsstadium heraus und zu keinem in der Praxis durch.führbären
Verfahren gekommen. Insbesondere sind diese Verfahren nicht für eine kontinuierliche
Arbeit geeignet und bzw. oder sind diese Verfahren für das Bedienungspersonal gefährlich,
da große Mengen von giftigem Gas freigesetzt werden.
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Aus weiterem Literaturstellen ist auch die Anwendung einer kurzen
Behandlung mit einer verhältnismäßig starken Lösung des Mittels bekannt, wie z.
B. die Behandlung mit einer Lösung mit einem Gehalt von 0,5 bis 1,5% aktiven Chlors
bei PH 6 bis 7 und einer Temperatur von etwa 20° für etwa 20 Sekunden. Die Behandlung
wird drei- oder viermal wiederholt, um den notwendigen und gewünschten Effekt zu
erreichen. Ein anderes bekanntes Verfahren besteht in der Verwendung einer sehr
verdünnten Lösung des Mittels während einer verhältnismäßig langen Zeit, z. B. mit
einer Lösung mit einem Gehalt vom 0,001 bis 0,05% Brom bzw. von 0,00045 bis 0,022'%
aktivem Chlor bei einem pH-Wert von unter 2 und bei .einer Temperatur von ungefähr
10° während einer Zeit von etwa 40 Minuten. Das erste Verfahren schließt beträchtliche
Gefahren für das Bedienungspersonal ein und ergibt Erzeugnisse von ungleichmäßiger
Chlorirrung. Die lange Berührungszeit des zweiten Verfahrens macht es unwirtschaftlich,
zumal auch eine ungleichmäßige und teilweise zu weitgehende Chlorierumg unter Beeinträchtigung
der Fasereigenschaften erfolgt.
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Demgegenüber betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Behandlung von
Wolle mit überwachter Chlorirrung, bei welchem eine Hypochlori.t enthaltende Lösung
mit 0,035 bis 0,09%. aktivem Chlor bei einem PH-Wert von 2,2 bis 3,5 bei einer Temperatur
von 4 bis 24° und einer Berührungszeit von mindestens etwa 30 Sekumdien zur Anwendung
kommt. Vorzugsweise soll die Ei:ntauchzeit nicht etwa 70 Sekunden überschreiten
und beträgt vorteilhaft etwa 45 Sekunden.
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Zweckmäßig wird die Wolle unter den angegebenen Bedingungen durch
Eintauchen in die das Hypochl.orit enthaltende Lösung behandelt. Nachdem die Wolle
während der genannten Zeitspanne in Berührung
mit der Lösung gehalten
worden ist, wird die Lösung aus der Wolle z. B. durch Spülen entfernt, oder es wird
einem Antichlormittel zugesetzt. Wenn erforderlich, kann die Wolle auch mit einem
Netzmittel behandelt werden, das entweder in die Hypoch,loritlösung gegeben wird
oder wobei. die Wolle vorher durch Eintauchen in ein Netzmittelbad benetzt wird.
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Das vorliegende Verfahren. kann in einem einzigen Behälter unter ständiger
Eintauchung oder durch wiederholtes Tauchen über die bestimmte Zeit durchgeführt
werden,- vorzugsweise wird die Wolle durch drei getrennte Bäder von im wesentlichen
gleicher Zusammensetzung geführt, beispielsweise unter Belassen der Wolle in jedem
Bad für einen Zeitabschnitt von etwa 15 Sekunden. Dem ersten Bad kann ein Netzmittel
zugesetzt sein, oder es kann auch eine vorhergehende Benetzung in einem besonderen
Bad mit dem fraglichen Netzmittel allein erfolgen. Nach dem Verlassen des letzten
Hypochloritbades wird die Lösung aus der Wolle z. B. durch Quetschrollen und anschließend
in einem vierten Bad mit Wasser entfernt.
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Wenn auch vorzugsweise die Wolle in Strähnen behandelt wird, so kann
natürlich auch das Verfahren auf Wolle in anderer Form einschließlich gewebte und
gestrickte Wollerzeugnisse angewendet werden.
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Zur Herstellung der das Hypochlorition enthaltenden Lösung kann jede
wasserlösliche anorganische Verbindung, welche Hypochlorition in Lösung gibt, verwendet
werden, z. B. Natriumhypochlorit, Kaliumhypochlorit, Calciumhypochlorit u. d'gl.
oder auch unterchlorige Säure. LN#Tatriumhypoch@lorit ist vorzuziehen, da es stabil
und keine unerwünschten Niederschläge auf der Wolle verursacht, selbst wenn Carbonat-
und Sulfationen in dem Wasser vorhanden sind.
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Die Menge des angewendeten Hypochlorits muß ausreichen, um einen aktiven
Chlorgehalt in den oben angegebenen Grenzen zu ergeben. Es ist vorteilhaft, mit
etwa 0,05 % aktivem Chlor zu arbeiten..
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Wie erwähnt, hat die angewendete Lösung nach vorliegender Erfindung
einen PH `Vert von 2,2 bis 3,5. Diese Säurebedingungen können zwar durch jede Säure
oder saure Verbindung erzielt werden, jedoch wird im allgemeinen eine starke anorganische
Säure, wie Salzsäure, Schwefelsäure u. d'gl., vorzugsweisse Salzsäure, angewendet.
Dass Netzmittel soll gegen Chlor und Säure beständig sein, geeignet sind z. B. hochsulfonierte
Öle. Die Zusatzmenge ist veränderlich in Abhängigkeit von .der Menge Fett oder Öl
auf der Wolle.
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Die erfindungsgemäß -behandelte Wolle ist gleichförmig in ihren Eigenschaften
und hinsichtlich der Biegsamkeit, dem Griff und der Festigkeit nicht verändert;
-die behandelte Wolle ist schrumpffest und filzfest. Beispielsweise-- werden gestrickte
Socken, welche aus so behandelter Wolle hergestellt sind, beim Waschen nicht unter
ihre Strickgröße schrumpfen. Die kurze Behandlungszeit bedingt zusätzlich, daß das
Verfahren leistungsfähig und wirtschaftlich ist.
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An Hand der nachstehenden Beispiele soll die Erfindung, insbesondere
vorzuziehende Ausführungsformen, erläutert werden.- -Beispilel-I Zu 1000 1 Wasser
werden 41 einer Lösung von Natriumhypochlo:rit vom spezifischen Gewicht 1,176 und
einem aktiven Chlorgehalt von 11,3 und 13,7%, bezogen auf das Gewicht, zugefügt.
Dieser Lösung werden dann 2,251 Salzsäure (15,750/ö.ig) bei einer Temperatur von
6 bis 8° zugesetzt. Es werden drei derartige Bäder hergestellt.
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Bei gut gereinigter `Volle ist ein Netzmittel nicht erforderlich,
gegebenenfalls kann ein Netzmittel, z. B. Natriumalkylarylsulfonat, in einer Menge
von 0,5 bis 1% verwendet werden, wobei der Prozentsatz von dem Fettgehalt der zu
behandelnden Wolle abhängt. Das Netzmittel wird dem ersten der drei Bäder zugegeben.
Man führt die Wollsträhnen nacheinander durch die drei Bäder, wobei sie etwa 15
Sekunden in jedem Bad und etwa 2 Sekunden, an der Luft während des Überganges von
einem Bad zum anderen verbleiben. Der pH-Wert zwischen 2,2 und 3,5 und ein Aktivchlorgehalt
von etwa 0,05'% -werden durch Zusatz von Salzsäure und Natriumhydrochloritlösung
erforderlichenfalls aufrechterhalten. Nach dem Austritt aus dem letzten Behälter
mit Hypochloritlösung führt man die Strähnen etwa 15 Sekunden durch einen Waschbehälter
mit Wasser.
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Gegebenenfalls wird, wenn eine unzureichende Benetzung es erfordert,
ein besonderes Bad mit dem Netzmittel in den oben angegebenen Mengen vorgesehen,
welches die Strähnen unmittelbar vor der Behandlung in den Hypochloritbädern durchlaufen.
Beispiel Il Zu 1000 1 Wasser werden 4 1 einer Lösung von Natriumhypochlor.it vom
spezifischen Gewicht 1,1285 und einem Aktivchlorgehalt von 14,0 bis 15,0% gegeben.
Der Lösung werden 2,251 Salzsäure (15,75%aig) bei 6 bis 8° zugegeben. Es werden
drei solcher Bäder hergestellt. Falls ein Netzmittel erforderlich isst, werden .etwa
0,16% Netzmittel verwendet, wobei der Prozentsatz von dem Fettgehalt der zu behandelnden
Wolle abhängt. Das Netzmittel wird' in das erste der drei Bäder gegeben.
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Wie nach dem ersten Beispiel werden Wollsträhnen durch die drei Bäder
nacheinander mit einer Verweilzeit von 15 Sekunden in jedem Bad und von etwa 2 Sekunden
an der Luft bei dem Übergang geführt. Ein pH-Wert von zwischen 2,2 und 3,5 und ein
Chlorgehalt von 0,07% werden durch Zusatz von Salzsäure und Hypochloritlösung aufrechterhalten.
Nach Austritt aus dem letzten Behälter mit Hypochloritlösung werden die Strähnen
in einem Waschbehälter mit Wasser etwa 15 Sekunden gewaschen.
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Die Wollsträhnen können auch durch gebräuchliche Vorrichtungen, wie
sie in der Wollwäsche üblich sind; gefördert werden. Solche Vorrichtungen bestehen
aus zylindirischen Walzen mit endlosen parallelen Bändern, auf welchen die Strähnen
wellenförmig oder gekrümmt ausgelegt werden. Unter der Oberfläche der Bäder gehen
die Strähnen durch Quetschrollen zur vollständigen Durchdringung mit der Lösung.
Auch beim Austritt aus einem Bad laufen die Strähnen zwischen Quetschrollen hindurch,
bevor sie .in das nächste Bad eintreten.