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Umstimmvorrichtung für Saiteninstrumente Die Stimmung eines Saiteninstrumentes
wird durch die maximale schwingende Länge der Saite, d. h. durch den Abstand des
sogenannten Saitenbundes von. dem Steg bestimmt. Will man ein Saiteninstrument,
z. B. eineGitarre, umstimmen, so muß man einen der beiden an sich festen Schwingungsendpunkte
näher an den anderen verlegen, und zwar eignet sich hierfür nur der Saitenbund.
Bei der Gitarre, deren Griffbrett in bestimmten Abständen Griffbunde in Gestalt
von niedrigen Querrippen trägt, kann der Spieler die Umstimmung während des Spielens
mit der Hand ausführen, indem er sämtliche Saiten mit dem Zeigefinger auf einen
Griffbund niederdrückt. Dieser Griff erfordert aber große Übung und Geschicklichkeit
und legt die Hand des Spielers während des Umstimmens fest; er kann die Saiten nur
in einem engen Bereich des dritten bis fünften Fingers der Griffhand niederdrücken
und hat überdies hierzu lediglich diese drei Finger zur Verfügung.
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Zur Umgehung dieser Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten kann man
eine mechanische Umstimmvorrichtung, einen sogenannten Kapodaster, verwenden, eine
Art Spannbügel, der schraubenzwingenartig am Instrumentenhals angebracht wird und
dessen oberer Arm die oben geschilderte Aufgabe des Zeigefingers übernimmt. Dem
Kapodaster haftet indessen der erhebliche Nachteil an, daß seine Anbringung am Hals
des Instrumentes eine Unterbrechung des Spieles erfordert.
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Neben dem Kapodaster ist auch eine Umstimmvorrichtung in Gestalt eines
im oder am Instrumentenhals gelagerten anhebbaren Saitenbundes bekannt, der durch
Umlegen eines Hebels in seine wirksame, d. h. die Saiten anhebende Stellung gebracht
wird. Ein solcher anhebbarer Bund ist jedoch an einer bestimmten Stelle des Instrumentenhalses
fest eingebaut und gestattet daher die Verlegung des Schwingungsendpunktes der Saiten
nur an eine einzige andere Stelle des Griffbrettes und somit die Umstimmung des
Instruinentes in nur eine andere Tonart. Außerdem erfordert die Bedienung auch dieser
Uinstimmvorrichtung eine zwar kürzere, aber doch wahrnehmbareUnterbrechung des Spieles.
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Die Vorrichtung nach der Erfindung beseitigt die vorstehend beschriebenen
Nachteile und ermöglicht die sofortige und bequeme Umstimmung auf jede gewünschte
Tonart, und zwar grundsätzlich dadurch, daß das Griffbrett aus einzeln gegen die
Saiten druckbaren beweglichen Querabschnitten mit je einem Griffbund besteht und
die Querabschnitte derart untereinander verbunden sind, daß sie dem jeweils gegen
die Saiten gedrückten Querabschnitt in Richtung auf den Saitensteg folgenden Abschnitte
an der Anhebbewegung teilnehmen. Mit der Vorrichtung nach der Erfindung wird das
Instrument dadurch umgestimmt, daß der jeweils angehobene Griffbrettabschnitt mit
einem Griffbund unter die Saiten greift und dadurch ihren Schwingungsnullpunkt entsprechend
verschiebt. Dies vollzieht sich bei sämtlichen Saiten gleichzeitig und quer zum
Griffbrett auf gleicher Höhe, so daß die Sauberkeit der Stimmung des Instrumentes
auch nach Durchführung der Umstimmung gewahrt bleibt.
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Die Beweglichkeit des Griffbrettes und seine An, hebung hat die Wirkung,
daß der angehobene Teil des Griffbrettes im Spielbereich der Saiten diesen so weit
genähert ist, daß jede einzelne Saite mit Leichtigkeit auf die angehobenen Griffbretteile
niederdrückbar und somit das Instrument im umgestimmten Zustand leichter spielbar
ist.
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Nach der Erfindung kann die Verbindung der Querabschnitte des Griffbrettes
untereinander in verschiedener Weise durchgeführt werden. Die eine Möglichkeit hierzu
besteht darin, das Griffbrett in einzelne körperliche _gbschnitte zu zerlegen; die
andere Ausführungsmöglichkeit des Erfindungsgedankens besteht darin, das Griffbrett
einstöckig und biegsam auszubilden, wobei sich seine Querabschnitte gewissermaßen
fließend jeweils aus dem angehobenen Griffbretteil ergeben.
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Beiden Ausführungsmöglichkeiten gemeinsam ist weiterhin gemäß der
Erfindung die Zuordnung mindestens einer Drucktaste als Anh.ebeantrieb zu jedem
Griffbrettabschnitt. Diese Drucktasten können im oder am Instrumentenhals gelagert
sein und ihn insbesondere durchdringen, so daß sie von seiner Unterseite her tastaturartig
bedienbar sind. Zweckmäßig werden die Drucktasten derart geneigt verlaufend angeordnet,
daß sie beim Anheben der Griffbrettabschnitte als Schwenkhebel wirken; durch entsprechende
Längenbemessung der wirksamen Hebelarme. kann hierbei ein Übersetzungsverhältnis
vorgesehen werden, das den
Anhebevorgäng der Griffbrettabschnitte
erleichtert. DieDrucktasten können auch, drehbar an den Schwenkhebeln angreifen
sowie untereinander derart verbunden werden, daß die der jeweils gegen die Saiten
gedrückten Drucktaste in Richtung auf den Saitensteg folgenden Griffbrettabschnitte_
bei der Anhebbewegung mitgenommen werden. Auch -können in die Anhebevorrichtung
Kraftspeicher, vorzugsweise in Gestalt von Federn, zur weiteren Erleichterung des
Anhebens der Griffbrettabschnitte eingebaut werden.
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Die erfindungsgemäße "Gestaltung des Griffbrettes umfaßt auch eine
Ausführung, die zwischen den beiden obenerwähnten Ausfiihrungsmöglichkeiten liegt
und bei der einerseits das Griffbrett noch in getrennte Einzelabschnitte zerlegt
ist, die aber andererseits durch Gelenke zu einem einheitlichen Gebilde verbunden
sind.
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Die Erfindung ist mit weiteren Einzelmerkmalen im nachstehenden an
Hand einiger Ausführungsbeispiele näher erläutert, die in der Zeichnung veranschaulicht
sind. Das erste Beispiel ist in Abb. 1 im senkrechten Längsschnitt durch den Hals
einer Gitarre, in Abb.2 im waagerechten Schnitt nach II-II der Abb. 1 und in Abb.
3 im Querschnitt nach III-III der Abb. 2 dargestellt.
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Ein weiteres Ausführungsbeispiel ist in Abb. 4 und 5 im gleichen Schnitt
wie Abb. 1, jedoch bei zwei verschiedenen Stellungen der Einzelteile und in Abb.
6 im Querschnitt nach VI-VI der Abb. 4 wiedergegeben.
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Abb. 7 veranschaulicht ein drittes Ausführungsbeispiel ebenfalls im
senkrechten Längsschnitt durch einen Gitarrenhals.
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Nach Abb. 1 bis 3 ist in dem Hals 1 einer Gitarre ein Längsschlitz
2 und über ihm eine breite Längsrille 3 vorgesehen. Oberhalb der Rille 3 liegt das
Griffbrett, das aus einer Reihe einzelner Querabschnitte 4 mit je einem Griffbund
5 besteht. Unter jedem Griffbrettabschnitt 4 liegt in der Rille eine Platte 6 von
jeweils der gleichen Breite wie der zugehörige Griffbrettahschnitt 4; entsprechend
der Mensur der Saiten nimmt diese Breite nach dem Steg zu, der in Abb. 1 und 2 rechts
angenommen ist, ab. An den beiden Querseiten jeder Platte 6 ist ein Lenkerpaar 7
angelenkt, das in der Rille 3 liegt; sämtliche Lenkerpaare liegen in ihr in den
aus der Lage der zugehörigen Platten 6 sich ergebenden Längenabstufungen (Abb. 2)
nebeneinander und sind mit ihrem freien Ende auf einer Achse 8 gelagert, die mehr
oder weniger nahe an dem nicht dargestellten Steg des Instrumentes liegt. Von der
Unterseite jeder Platte 6 geht ein abgebogener Hebel 9 aus, der durch den Schlitz
2 des Halses hindurchtritt und am Ende einen Knopf 10 trägt.
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Will man das Instrument ohne Umstimmung spielen, so beläßt man sämtliche
Platten 6 in ihrer Ruhelage (vgl. Abb. 1, links) ; dann liegen die Saiten 11 auf
dem (nicht dargestellten) festen Bund des Instrumentes auf. DerUmstimmvorgang vollzielt
sich selbsttätig, da der den Gegendruck für die Greiffinger ausübende Daumen nicht
mehr wie bisher beim Barregriff gegen den Instrumentenhals, sondern nunmehr auf
den der gewünschten Tonart entsprechenden Knopf 10 drückt (s. Abb. 1, Mitte), so
daß keinerlei zusätzliche Bewegung und Kraft erforderlich ist. Durch den Druck auf
den Knopf 10 schwenkt die zugehörige Platte 6, die dabei in Anlage an ihrer nach
dem Steg zu benachbarten Platte 6 bleibt, in die gezeichnete Abhebstellung, mit
der Wirkung, daß ihr Bund 5 unter die Saiten 11 drückt und deren Schwingungsendpunkt
nunmehr an diesen Bund verlegt wird. An der Schwenkbewegung der Platte 6 nimmt auch
das an ihr mit entsprechendem Spiel angreifende Lenkerpaar 7'-init der Wirkung teil,
daß es unter sämtliche zum Steg hin liegenden Griffbrettabschnitte 4 greift und
diese ebenfalls anhebt (s. Abb. 1, rechts). Damit wird dieser gesamte Teil des Griffbrettes
näher an die Saiten herangebracht, so daß sie von den Spielfingern nur um ein geringes
Maß auf das Griffbrett herabgedrückt zu werden brauchen und sich der Kraftaufwand
beim Greifen entsprechend verringert. Das gleiche wird für den Daumen der Griffhand
durch das Übersetzungsverhältnis erzielt, das sich aus der Länge der wirksamen Hebelarme
der Hebel 9 und der Platte 6 ergibt.
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Von dem soeben beschriebenen unterscheidet sich das Ausführungsbeispiel
nach Abb. 4 und 5 dadurch, daß hier die Platten 6 und ihre Lenkerpaare 7 fortfallen;
vielmehr sind die Hebel 9 unmittelbar an den Griffbrettabschnitten 12 befestigt.
Diese sind untereinander durch Scharniergelenke 13 band- oder kettenartig verbunden
und greifen mit Vorsprüngen 14 bzw. 15 dachziegelartig übereinander. In Querrichtung
sind die Griffbrettabschnitte 12 durch Wangen 16 (Abb. 6) an den Flanken des Instrumentenhalses
geführt. Sämtliche Hebel 9 sind durch ein Zugorgan 17 - z. B. einen biegsamen Draht
oder einen kräftigen Faden - miteinander verbunden. Dies hat die in Abb.5 veranschaulichte
Wirkung, daß der jeweils durch Eindrücken des Hebels 9 angehobene Griffbrettabschnitt
12 die ihm nach dem Steg zu benachbarten Abschnitte mitnimmt und dadurch den im
Spielbereich liegenden Teil des Griffbrettes und seine Bunde 5 den Saiten 11 nähert.
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Abb. 7 zeigt ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes mit
einem einstückig ausgebildeten Griffbrett 18 aus einem biegsamen Werkstoff, für
den Stahl, insbesondere dünner Federbandstahl, Gummi, Kunststoffe, Leder, Gewebe
od. dgl. in Betracht kommen. Das Griffbrett 18 braucht nur an einem Ende, vorzugsweise
am oberen Ende, des Instrumente tenhalses befestigt zu sein; es ist durch Bunde
19 in einzelne Abschnitte unterteilt. Unterhalb des Griff-Brettes 18 sind in einem
Schlitz des Instrumentenhalses Stangen 20, von denen in Abb. 7 der besseren Übersichtlichkeit
halber nur zwei gezeichnet sind, gestaffelt nebeneinander gelenkig gelagert, und
zwar einerseits in dem kürzeren Arm 21 von Winkelhebeln 22, die im Instrumentenhals
schwenkbar gelagert sind und an ihrem freien Ende einen Knopf oder eine Drucktaste
23 tragen, und andererseits in je einem in gleicher Art gelagerten Lenker 24. Jeder
Hebel 22 ist mit seinem Arm 21 unterhalb eines Bundes 19 angeordnet. Der Hebel 22a
ist in seiner gedrückten Stellung gezeichnet, in der sein Arm 21 das biegsame Griffbrett
18 mit dem Bund 19a gegen die Saiten 11 drückt und diese hier anhebt. Die dem Bund
19a nach dem Steg, d. h. nach rechts folgenden Griffbrettabschnitte ruhen auf der
in leichter Schräglage befindlichen Stange 20a, ohne daß jedoch die hier angeordneten
Bunde die Saiten 11 berühren. In der Zeichnung sind die Stangen 20 nur in einer
sich auf drei Griffbrettabschnitte erstreckenden Länge dargestellt; sie können auch
länger bemessen werden und bis in die Nähe des Steges reichen, wo sie gleitend gelagert
sind; auch ihre paarweise parallele Anordnung ist möglich.
Die Stangenanordnung
nach Abb. 7 kann man auch bei den Ausführungsbeispielen nach Abb. 1 bis 3 und 4
bis 6 vorsehen, indem man die Hebelarme 21 (Abb. 7) als Platten ausbildet, die beim
erstgenannten Beispiel an die Stelle der Abhebeplatten 6 und beim zweiten Beispiel
an die Stelle der Griffbrettabschnitte 12 treten.
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Der Instrumentenhals kann zur leichteren Unterbringung und Lagerung
der Teile der Umstimmvorrichtung wie diese selbst in Metall ausgeführt werden, was
auch der Klangwirkung des Instrumentes zugute kommt.