DE10117216A1 - Herstellung von Pimaricin und Pimaricinderivaten sowie dessen Einsatz im Pflanzenschutz - Google Patents
Herstellung von Pimaricin und Pimaricinderivaten sowie dessen Einsatz im PflanzenschutzInfo
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Abstract
Der Gegenstand der Erfindung ist die Herstellung von Pimaricin, seinen Derivaten sowie deren Einsatz im Bereich des Pflanzenschutzes. Durch chemisch-enzymatische Modifizierungen werden die UV- und Lichtbeständigkeit des Pimaricins sowie die Ausbeuten bei der Aufreinigung des Pimaricins erhöht.
Description
Schadorganismen verursachen in der europäischen Landwirtschaft jährlich Schäden
in Milliardenhöhe. Dies führt nach wie vor zu einem massiven Einsatz von
chemischen Pflanzenschutzmitteln, welche allgemein in die drei Hauptgruppen
Herbizide, Insektizide und Fungizide unterteilt sind (letztere nehmen einen Anteil
von rund 40% ein).
Die Anwendung von Pestiziden verursacht eine ganze Reihe von Problemen. So
lassen sich schwer abbaubare Reste der Mittel im Wasser, im Boden sowie in
Pflanzen und Tieren nachweisen. Auch in ansonsten als unbedenklich geltenden
Pestiziden sind gelegentlich toxische Substanzen zu finden. Langlebige Pestizide
sind omnipräsent über die ganze Erde verteilt, wobei die Auswirkungen in ihrer
Weise und Intensität meist unbekannt und unkontrollierbar sind.
Pflanzenschutzmittel können sich, wie bereits seit langem bekannt, in der
Nahrungskette anreichern (siehe DDT). Akkumuliert im Fettgewebe von Tieren,
werden diese unter Streßbedingungen in Konzentrationen freigegeben, die toxisch
wirken können. Auch eine dauerhafte (chronische) Exposition mit niedrigen
Pestizidkonzentrationen ist in der Lage, Lebenszyklen von Organismen zu
beeinflussen. Organochlor- und Cyclodienverbindungen (DDT sowie verwandte
Insektizide) können Fischsterben und signifikante Abnahmen von lokalen
Vogelbeständen verursachen.
Manche Pestizide sind für ihre karzinogene (krebsauslösende) Wirkung bekannt.
Die Aufnahme von Pflanzenschutzmitteln bei Menschen erfolgt je nach Pestizidtyp
durch Einatmung, Verschlucken oder über die Haut. Probleme bei der Anwendung
von gesundheitsgefährdenden Pestiziden entstehen bei der Ausbringung der Mittel
auf die Anbauflächen (Vergiftung des Applikators), bei der Ernte (Vergiftung der
Erntearbeiter), durch fehlerhafte Lagerung, fehlerhafte Entsorgung sowie durch
Unfälle bei Herstellung, Lagerung und Transport.
Letztlich besteht also ein hoher Bedarf für die Entwicklung von biologischen,
umweltverträglichen Mitteln zur Bekämpfung von pflanzenpathogenen Pilzen.
Pimaricin ist ein Fungizid, welches als hochreine Produktformulierung seit Jahren in
verschiedenen Bereichen der Lebensmittelindustrie (Käseherstellung,
Obstkonservierung) und Pharmaindustrie zur Unterdrückung des Schimmelpilz- und
Hefewachstums erfolgreich eingesetzt wird.
Eigene Versuche zeigten, dass Pimaricin schon in Konzentrationen von 1-5 ppm
eine starke Wirkung gegen pflanzenpathogene Pilze ausübt.
Die Vorteile von Pimaricin gegenüber den herkömmlichen im Pflanzenschutz
eingesetzten Fungiziden sind die
- - geringen Einsatzmengen,
- - biologische Abbaubarkeit,
- - hohe Spezifität,
- - damit verbundene Entlastung der Umwelt.
Gegenstand dieser Erfindung ist daher der Einsatz von Pimaricin und
Pimaricinderivaten zur Verhinderung des Wachstums von pflanzenpathogenen
Pilzen sowie die chemisch-enzymatische Herstellung der Pimaricinderivate.
Bezogen auf den jeweiligen Einsatzfall ist es ausreichend, Pimaricin in
teilgereinigter Form oder in Form einer Pimaricin-enthaltenden Fermentationsbrühe
zu applizieren. Auch der Produktionsstamm Streptomyces griseus kann direkt auf
die Pflanzen aufgebracht werden.
Zur Erhöhung der UV- und Lichtbeständigkeit kann das Pimaricin-enthaltende
Präparat oder der Produktionsstamm Streptomyces griseus mit bekannten
Methoden in Alginat oder Polyvinylacetat eingekapselt werden und in dieser Form
verabreicht werden.
Weiterhin ist es möglich, durch chemisch-enzymatische Modifizierung des
Pimaricinmoleküls (s. Abb. 1) Derivate herzustellen und so die UV-Beständigkeit
und die fungizide Wirkung positiv zu beeinflussen.
Dabei kann insbesondere der Zuckerrest im Pimaricin-Molekül ausgetauscht
werden. Daneben kann auch eine Veresterung der Säure- und Alkoholfunktion oder
die Epoxidierung einer oder mehrerer Doppelbindungen durchgeführt werden. Die
Epoxidfunktion kann alternativ auch chemisch erzeugt werden und dann selektiv
chemisch oder enzymatisch hydrolysiert werden.
Da die einzelnen Reaktionsgleichungen in einschlägigen Lehrbüchern der
Mikrobiologie nachlesbar sind, werden sie hier nicht noch einmal dargestellt.
Weiterhin zeigte sich, dass die bei der Aufarbeitung entstehenden Pimaricin-
Artefakte durch Hydrolasen, Esterasen, Lipasen, Glycosyltransferasen und
Oxidoreduktasen enzymatisch wieder zusammengefügt werden können und so die
Pimaricinausbeute verbessert werden kann.
Pimaricin wird derzeit ausschließlich in hochgereinigter Form in den oben
beschriebenen Bereichen der Lebensmittelindustrie eingesetzt.
Es gibt bisher weder ein Beispiel für den Einsatz von Pimaricin im Pflanzenschutz
noch ist in der Patent- oder allgemeinen Literatur eine derartige Anwendung
beschrieben.
Die derzeitigen Patentschriften beschäftigen sich ausschließlich mit Optimierungen
des Produktionsverfahrens.
Die Produktion und Anwendung teilgereinigter Pimaricinprodukte, Pimaricin-
enthaltender Fermentationsbrühe oder der direkte Einsatz des
Produktionsstammes Streptomyces griseus ist in der Literatur nicht beschrieben.
Auch zum Thema "chemisch-enzymatische Modifizierung von Pimaricin" wurde
keine Literatur gefunden.
Claims (18)
1. Verfahren zur Anwendung von Pimaricin oder chemisch und/oder
enzymatisch hergestellten Pimaricinderivaten zur Verhinderung des
Wachstums pflanzenpathogener Pilze, dadurch gekennzeichnet,
dass das Pimaricin- oder das Pimaricinderivat-enthaltende Präparat direkt auf
jedes beliebige Pflanzenteil inklusive des Wurzelraums in fester oder
flüssiger Form aufgebracht werden kann.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass das Pimaricin in teilgereinigter Form oder in Form von Pimaricin-
enthaltender Fermentationsbrühe eingesetzt wird.
3. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Bakterienstamm der Gattung
Streptomyces anstatt der Pimaricin- oder Pimaricinderivat-enthaltenden
Präparate oder in Kombination mit diesen eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der besagte
Bakterienstamm Streptomyces griseus oder Streptomyces gilveosporus sein
kann.
5. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Pimaricinderivate chemisch-enzymatisch
aus den Pimaricin-enthaltenden Präparaten verschiedener Reinheitsstufen
hergestellt werden.
6. Verfahren zur Herstellung von Pimaricin und Pimaricinderivaten, dadurch
gekennzeichnet, dass das fermentativ hergestellte Pimaricin einer
Teilreinigung durch Methanolextraktion unterzogen wird und das so
gewonnene teilgereinigte Pimaricinpräparat nach Abdampfung des
Methanols für die enzymatische Modifizierung oder direkt als Fungizid
eingesetzt werden kann.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das fermentativ
hergestellte Pimaricin mit der Fermentationsbrühe ohne weitere Reinigung
mit einem Konservierungsstoff stabilisiert und in dieser Form für die
enzymatische Modifizierung oder direkt als Fungizid eingesetzt werden kann.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das fermentativ
hergestellte Pimaricin mittels Ultrafiltration und Nanofiltration aus der
Fermentationsbrühe aufgereinigt werden kann.
9. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Pimaricinderivate durch Austausch oder
Hydrolyse des Zuckerrestes und/oder Veresterung der Carboxytgruppe
und/oder Veresterung einer oder mehrerer Alkoholfunktionen und/oder
Epoxidierung einer oder mehrerer der Doppelbindungen im Pimaricin-Molekül
gemäß Abb. 2 durch bekannte chemische und/oder enzymatische
Reaktionen hergestellt werden.
10. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die verwendeten Enzyme aus den
Enzymklassen Hydrolasen, Lipasen, Esterasen, Glycosyltransferasen und
Oxidoreduktasen stammen.
11. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die neuen, in das Pimaricinmolekül
eingebauten Zucker Mono-, Disacharide, Hexosen, Pentosen, Tetraosen
oder Triosen sein können.
12. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Veresterung der Carboxylgruppe mit
allen bekannten aliphatischen und aromatischen Alkoholen durchgeführt
werden kann.
13. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Veresterung der Alkoholfunktionen im
Pimaricinmolekül mit allen aliphatischen und aromatischen Mono-, Di- und
Tricarbonsäuren durchgeführt werden kann.
14. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass zum Austausch der Zucker Hydrolasen und
Glycosyltransferasen eingesetzt werden.
15. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Veresterung der Carboxylgruppe mit Esterasen
und/oder Lipasen durchgeführt wird.
16. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Veresterung der Alkoholfunktionen mit Esterasen
und/oder Lipasen durchgeführt wird.
17. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die bei der Aufarbeitung oder Anwendung
entstehenden Pimaricin-Artefakte durch Hydrolasen, Esterasen, Lipasen,
Glycosyltransferasen und Oxidoreduktasen enzymatisch wieder zu einem
biologisch wirksamen Fungizid zusammengefügt werden können.
18. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Pimaricin- oder Pimaricin-enthaltenden
Präparate mit gelbildenden Substanzen wie z. B. Gelantine oder Alginat oder
anderen Polysacchariden vermischt und die daraus hergestellten Gele oder
Kapseln als Fungizid verwendet werden.
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