DE10058706C1 - Ionenfragmentierung durch Elektroneneinfang in Hochfrequenz-Ionenfallen - Google Patents
Ionenfragmentierung durch Elektroneneinfang in Hochfrequenz-IonenfallenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft Verfahren für die Fragmentierung von großen Molekülen, vorzugsweise Biomolekülen, durch Elektroneneinfang in Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfallenmassenspektrometern nach Wolfgang Paul. Das Ionenfallenmassenspektrometer besteht aus einer Ringelektrode einerseits und zwei Endkappenelektroden andererseits, zwischen denen zum Speichern von Ionen eine Hochfrequenzspannung aufgespannt wird. Durch Öffnungen in der Ring- oder Endkappenelektrode können Elektronen in das Ionenfallenmassenspektrometer eingeschossen werden. Die Fragmentierung durch Elektroneneinfang ist von Fourier-Transform-Massenspektrometern her bekannt. DOLLAR A Die Erfindung besteht darin, die Elektronen als Strahl durch eine Öffnung in der die Hochfrequenzspannung führenden Ionenfallen-Elektrode einzuschießen, wobei sich die Elektronenquelle auf dem höchsten positiven Potential befindet, das vom Zentrum der Ionenfalle während der Hochfrequenzperiode erreicht wird. Nur während einiger weniger Nanosekunden können Elektronen die hier gespeicherten Ionen erreichen; ihre Energie ist dabei sehr gering. Zu allen anderen Zeiten sperrt das Fallenpotential das Eindringen der Elektronen in die Ionenwolke, da deren lokales Potential immer negativer ist als das der Elektronenquelle und daher die negativen Elektronen zurückweist.
Description
Die Erfindung betrifft Verfahren für die Fragmentierung von großen Molekülen, vorzugswei
se Biomolekülen, durch Elektroneneinfang in Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfallenmassen
spektrometern nach Wolfgang Paul. Das Ionenfallenmassenspektrometer besteht aus einer
Ringelektrode einerseits und zwei Endkappenelektroden andererseits, zwischen denen zum
Speichern von Ionen eine Hochfrequenzspannung aufgespannt wird. Durch Öfnnungen in der
Ring- oder Endkappenelektrode können Elektronen in das Ionenfallenmassenspektrometer
eingeschossen werden. Die Fragmentierung durch Elektroneneinfang ist von Fourier-
Transform-Massenspektrometern her bekannt.
Die Erfindung besteht darin, die Elektronen als Strahl durch eine Öffnung in der die Hochfre
quenzspannung führenden Ionenfallen-Elektrode einzuschießen, wobei sich die Elektronen
quelle auf dem höchsten positiven Potential befindet, das vom Zentrum der Ionenfalle wäh
rend der Hochfrequenzperiode erreicht wird. Nur während einiger weniger Nanosekunden
können Elektronen die hier gespeicherten Ionen erreichen; ihre Energie ist dabei sehr gering.
Zu allen anderen Zeiten sperrt das Fallenpotential das Eindringen der Elektronen in die
Ionenwolke, da deren lokales Potential immer negativer ist als das der Elektronenquelle und
daher die negativen Elektronen zurückweist.
Ionenfallen nach Paul bestehen aus einer Ringelektrode und zwei Endkappenelektroden,
wobei in der Regel die Ringelektrode mit der Speicherhochfrequenzspannung versorgt wird,
es sind jedoch auch andere Betriebsarten möglich. Im Inneren der Ionenfalle können Ionen im
quadrupolaren Hochfrequenzfeld gespeichert werden. Die Ionenfallen können als Mas
senspektrometer verwendet werden, indem die gespeicherten Ionen massenselektiv ausgewor
fen und durch Sekundärelektronenvervielfacher gemessen werden. Es sind mehrere verschie
dene Methoden für den Ionenauswurf bekannt geworden, auf die hier nicht näher eingegangen
werden soll.
Die Hochfrequenzspannung an der Ringelektrode ist sehr hoch, sie beträgt bei handelsübli
chen Ionenfallenmassenspektrometern zwischen 15 und 30 Kilovolt (Spitze-Spitze). Die
Frequenz beträgt etwa ein Megahertz. Im Inneren wird ein hauptsächlich quadrupolares Feld
aufgespannt, das mit der Hochfrequenzspannung schwingt und die Ionen oberhalb einer
Schwellenmasse zum Zentrum treibt, wodurch diese Ionen so genannte sekulare Oszillationen
in diesem Feld ausführen. Die rücktreibenden Kräfte in der Ionenfalle werden manchmal
durch ein so genanntes Pseudopotential beschrieben, das über eine zeitliche Mittelung der
Kräfte des realen Potentials bestimmt wird. Im Zentrum befindet sich ein Sattelpunkt des
oszillierenden realen Potentials, dieses fällt, je nach Phase der Hochfrequenzspannung, vom
Sattelpunkt zur Ringelektrode hin quadratisch ab und steigt vom Sattelpunkt aus zu den
Endkappenelektroden hin quadratisch an (oder umgekehrt).
Ionenfallenmassenspektrometer haben Eigenschaften, die ihren Einsatz für viele Arten von
Analysen interessant macht. So können insbesondere ausgewählte Ionensorten (sogenannte
"Elternionen") in der Ionenfalle isoliert und fragmentiert werden. Die Spektren dieser Frag
mentionen werden "Fragmentionenspektren" oder auch "Tochterionenspektren" der betreffen
den Elternionen genannt. Es können auch "Enkelionenspektren" als Fragmentionenspektren
ausgewählter Tochterionen gemessen werden. Die Ionen werden bislang vorwiegend durch
eine Vielzahl von Stößen mit einem Stoßgas fragmentiert, wobei die Oszillationen der zu
fragmentierenden Ionen durch ein Dipolwechselfeld so angeregt werden, dass die Ionen in den
Stößen Energie aufsammeln können, die schließlich zum Zerfall der Ionen führt.
Die Ionen können im Innneren erzeugt, aber auch von außen eingeführt werden. Ein Stoßgas
in der Ionenfalle sorgt dafür, dass die ursprünglich vorhandenen Bewegungsschwingungen
(Oszillationen) der Ionen im quadrupolaren Hochfrequenzfeld abgebremst werden; die Ionen
versammeln sich dann als kleine Wolke im Zentrum der Ionenfalle. Der Durchmesser der
Wolke beträgt in üblichen Ionenfallen etwa ein Millimeter; er bestimmt sich durch ein
Gleichgewicht zwischen der zentrierenden Wirkung des Hochfrequenzfeldes (der rücktreiben
den Kraft des Pseudopotentials) und den abstoßenden Coulombschen Kräften zwischen den
Ionen. Die inneren Abmessungen der Ionenfallen sind meist durch einen Abstand von etwa 14
Millimeter der Endkappen voneinander charakterisiert, der Ringdurchmesser beträgt etwa 14
bis 20 Millimeter.
Bei Ionenfallenmassenspektrometern ist auch der Einschuss von Elektronen bekannt, aller
dings wird er nach dem Stand der Technik für die Ionisierung von Substanzmolekülen im
Inneren der Ionenfalle, also nicht für einen fragmentierenden Elektroneneinfang, benutzt. Im
grundlegenden Patent DE-PS 9 44 900 von W. Paul und H. Steinwedel (US 2,939,952) werden die
Elektronen durch eine Endkappe eingeschossen, eine heute noch gängige Praxis, aber aus der
Offenlegungsschrift DE-OS 16 98 216 von P. H. Dawson und N. R. Whetten ist auch der Ein
schuss durch eine Ringelektrode bekannt.
Eine gängige Art der Ionisierung großer Biomoleküle ist die Elektrosprüh-Methode (ESI =
electro spray ionization), die Ionen bei Atmosphärendruck außerhalb des Massenspektrome
ters ionisiert. Diese Ionen werden dann über Einlaßsysteme bekannter Art in das Vakuum des
Massenspektrometers und von dort in die Ionenfalle eingebracht.
Diese Ionisierung erzeugt praktisch keine Fragmentionen, die Ionen sind im wesentlichen die
des Moleküls. Wohl aber treten bei Elektrosprühen gehäuft vielfach geladene Ionen der
Moleküle auf. Durch das Fehlen fast jeder Fragmention während des Ionisierungsprozesses
beschränkt sich die Information aus dem Massenspektrum auf das Molekulargewicht; es
fehlen Informationen über interne Molekularstrukturen, die zur weiteren Identifizierung der
vorliegenden Substanz benutzt werden können. Diese Informationen können erst über die
Aufnahme von Fragmentionenspektren erhalten werden.
Aus der Ionencyclotronresonanz- oder Fourier-Transform-Massenspektrometrie ist in jüngster
Zeit ein Verfahren zur Fragmentierung von Biomolekülen, hauptsächlich von Peptiden und
Proteinen bekannt geworden, z. B.
J. Axelson et al. "Electron Capture Dissociation of
Substance P Using a Commercially Available Fourier Transform Ion Cyclotron Resonance
Mass Spectrometer" Rapid Commun. Mass Spectrom. 13, 474-477 (1999). Es besteht darin,
Elektronen von den Ionen einfangen zu lassen, wobei die dabei freiwerdende Ionisierungs
energie zum Bruch der in der Regel kettenförmigen Moleküle führt. Das Verfahren wird ECD
genannt (electron capture dissociation). Waren die Moleküle doppelt geladen, so bleibt eines
der beiden entstehenden Fragmente als Ion zurück. Die Fragmentierung folgt dabei sehr
einfachen Regeln. Es gibt im Wesentlichen nur C-Brüche und ganz wenige Y-
Brüche zwischen den Aminosäuren eines Peptids, so dass aus dem Fragmentierungsmuster
sehr einfach auf den Aufbau des Moleküls geschlossen werden kann. Insbesondere wird die
Sequenz von Peptiden oder Proteinen in einfacher Weise aus dem Fragmentierungsspektrum
sichtbar. Die Interpretation dieser ECD-Fragmentspektren ist einfacher als die Interpretation
von stoßerzeugten Fragmentspektren.
Es ist auch möglich, einfach oder dreifach geladene Ionen in dieser Weise zu fragmentieren,
doch zeigt die Methode ihren Glanz besonders an den zweifach geladenen Ionen. Wird eine
Elektrosprüh-Ionisierung auf Peptide angewandt, so sind die zweifach geladenen Ionen in der
Regel auch die häufigsten Ionen. Elektrosprüh-Ionisierung ist eine Methode der Ionisierung,
die für Biomoleküle zum Zwecke der massenspektrometrischen Untersuchung in Ionenfallen
besonders häufig verwendet wird.
Für eine Fragmentierung durch Elektroneneinfang muss die kinetische Energie der Elektronen
sehr gering sein, da sonst kein Einfang stattfinden kann. In der Praxis bietet man Elektronen
mit einer Energie an, die nur wenig über der thermischen Energie der Elektronen liegt. Das
geht in den sehr starken Magnetfeldern der Fourier-Transfom-Massenspektrometer sehr gut,
da die Elektronen einfach längs der magnetischen Feldlinien driften, bis sie die Wolke der
Ionen erreichen.
In elektrischen Hochfrequenz-Ionenfallen nach Paul geht das jedoch nicht. Ionenfallen besit
zen in der Regel Perforationen in den Endkappen, durch die die Ionen eintreten und austreten
können. Im Falle innerer Ionisierung wird auch die ionisierende Strahlung durch diese End
kappenperforation eingeführt. In der Regel verwendet man dazu einen Elektronenstrahl. Das
stark schwingende Hochfrequenzfeld im Inneren der Ionenfalle beschleunigt entweder die
Elektronen so, dass sie durch das Fallenvolumen mit erheblicher Energie hindurchsausen,
oder es werden die Elektronen bereits am Eingangsloch zurückgewiesen. Für den Elektroneneinfang
sind diese Elektronen wenig geeignet. Nur für eine außerordentlich kurze Zeit, für nur
Bruchteile von Nanosekunden im Nulldurchgang der Hochspannung, herrscht kein Feld und
niederenergetische Elektronen können niederenergetisch die Ionenwolke erreichen. Diesen
wenigen niederenergetischen Elektronen stehen jedoch außerordentlich viel mehr Elektronen
gegenüber, die auf erhebliche Energien beschleunigt sind; die Fragmentierung durch hoch
energetischen Elektronenstoß überlagert die Fragmentierung durch Elektroneneinfang um ein
Vielfaches und macht so die Fragmentionenspektren unbrauchbar.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, Elektronen in eine Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfalle so
einzuführen, dass sie in genügender Anzahl eine im Zentrum der Ionenfalle gespeicherte
Wolke von Ionen mit sehr niedriger kinetischer Energie erreichen, ohne dass höherenergeti
sche Elektronen die Ionenwolke erreichen können.
Das Verfahren der Erfindung schießt die Elektronen in seiner einfachsten Ausführungsform
nicht durch eine der Endkappenperforationen, sondern durch eine zusätzlich angebrachte
Öffnung in der Ringelektrode in die Ionenfalle ein, wobei sich die Elektronenquelle auf einem
so hohen positiven Potential befindet, dass es vom oszillierenden Potential des Zentrums der
Ionenfalle nur kurz, nur für wenige Nanosekunden im Maximum der Hochfrequenzspannung,
erreicht oder überschritten wird. Nur in diesen wenigen Nanosekunden erreichen die Elektro
nen die Ionenwolke, aber auf sehr geringe Reste ihrer kinetischen Energie abgebremst, also
ideal für den Elektroneneinfang. Zu allen anderen Zeiten können die Elektronen das Zentrum
der Ionenfalle überhaupt nicht erreichen, weil das Potential des Zentrums negativer ist als das
Potential der Elektronenquelle und die immer negativ geladenen Elektronen zurückweist.
Das Abbremsen der Ionen findet dabei auf dem Weg von der Ringelektrode zum Zentrum
statt, wobei die Elektronen das sattelförmige Potentialgebirge erklimmen müssen (siehe
Abb. 1 und 2). Die Ionenwolke befindet sich Sattelpunkt. Das Sattelpotential fokus
siert dabei die Elektronen auf die Ionenwolke, seitliche abweichende Elektronen werden
wieder auf den richtigen Pfad in der Sattelrinne zurückgetrieben.
Die Fragmentierung in der Ionenfalle findet gewöhnlich bei einer Hochfrequenzspannung
statt, die etwa ein Zehntel bis ein Fünftel der für die Spektrenaufnahme gebrauchten maxima
len Spannung beträgt. Für eine Fragmentierung wird dabei eine Hochfrequenzspannung von
beispielsweise etwa 3 Kilovolt (Spitze zu Spitze) eingestellt, die am Ring im Potentialbereich
von -1,5 bis +1,5 Kilovolt gegen Masse sinusförmig schwingt. Die Endkappenelektroden
werden auf Massepotential gehalten. Das Zentrum der Ionenfalle folgt der Ringspannung mit
etwa der halben Ringelektrodenspannung, wenn der innere Radius der Ringelektroden das
1,4-fache des Abstandes zwischen den Endkappenelektroden beträgt, also von etwa -750 bis
+750 Volt. Befindet sich nun die Elektronenquelle auf einem Gleichspannungspotential von
+750 Volt, so können die Elektronen das Zentrum nur dann erreichen, wenn sich die Ring
spannung im Spannungsmaximum bei +1,5 Kilovolt und das Zentrum demgemäß auf +750 Volt
befindet. Die Elektronen werden dabei außerhalb der Ionenfalle vom Potential der
Elektronenquelle (+750 V) auf das Potential der Ringelektrode beschleunigt (+1,5 kV),
erhalten also eine Energie von 750 Elektronenvolt. Im Inneren der Ionenfalle wird die kineti
sche Energie von 750 Elektronenvolt wieder auf praktisch null Elektronenvolt abgebremst, da
sich das Zentrum auf dem Potential von +750 Volt befindet. Zu allen anderen Zeiten befindet
das Zentrum auf einem negativerem Potential, die negativen Elektronen werden zurückgewie
sen.
Für eine Ionenfalle, bei der Endkappenabstand und Ringelektrodenradius etwa gleich groß
sind, folgt das Potential des Zentrums dem Potential der Ringelektrode mit etwa 2/3 des
Wertes.
Die Bedingungen für den Zugang niederenergetischer Elektronen herrscht nur für kurze Zeit
im Maximum der Hochfrequenzspannung. Die Zeit beträgt nur etwa 1% der Schwingungspe
riode, also etwa zehn Nanosekunden. Es lassen sich mit einer Elektronenquelle sehr leicht Elekt
ronenströme von etwa 100 Mikroampère erreichen, das sind etwa 6 . 106 Elektronen in zehn
Nanosekunden. In der Ionenwolke dürfen sich für ein gutes Spektrum nur etwa 104 Ionen
befinden, da es sonst zu einer Verschlechterung des Massenauflösungsvermögens durch die
Einwirkung der Raumladung kommt. Selbst wenn man zur Kompensation der Fragmentie
rungsausbeuteverluste eine hundertmal größere Anzahl von Ionen speichert, ist die Anzahl der
Elektronen bereits in einer einzigen Hochfrequenzperiode schon vielfach über der Anzahl der
Ionen. Da die Zulieferung von Elektronen aber über 1000 oder mehr Hochfrequenzperioden
anhalten darf, kann leicht ein genügend hohes Angebot an Elektronen erzeugt werden.
Es kann das Verfahren auch mit Einschuss der Elektronen durch eine Öffnung in einer der
Endkappen ausgeführt werden. Dann sind aber (unüblich) die Endkappen gleichphasig mit der
Hochfrequenzspannung zu versorgen, und die Ringelektrode ist auf Massepotential zu halten.
Abb. 1 zeigt den symbolischen Potentialverlauf (1, 2, 3, 4) vom Ort der Elektronen
quelle (1) bis zum Ort der Ionenwolke (4) zur Zeit des Spannungsmaximums der Hochfre
quenzperiode. Die Positionen (5) und (6) zeigen die Ringelektrode an, im Bereich (7) ist die
Ionenwolke angesiedelt. Die Elektronen (9) rollen zunächst den Potentialabhang (2) zwischen
Elektronenquellenpotential (1) und der Ringelektrode (5) hinab und werden dann an der
aufsteigenden Potentialpiste (3) zum Potential (4) der Ionenwolke hin abgebremst. Dieser
Potentialverlauf herrscht nur in den wenigen Nanosekunden des maximalen Potentials der
Hochspannungsperiode. Der Potentialverlauf (8) zeigt einen Verlauf in einer anderen Phase
der Hochfrequenzperiode. Die Richtung zu positiven Potentialen zeigt nach unten, zu negati
ven Potentialen nach oben, um das Abrollen der Elektronen (9) deutlicher zu machen.
Abb. 2 zeigt den Potentialsattel in einer Ionenfalle in einer festen Phase der Hochfre
quenz. Im Punkte (11) werden die Elektronen eingeschossen. Der Potentialanstiegspfad (3) in
der Potentialrinne führt die Elektronen (9) zur Ionenwolke (10), die genau im Sattelpunkt (10)
gespeichert ist.
Abb. 3 stellt eine Ionenfalle mit einer zusätzlichen Elektronenquelle dar. Die Ionenfalle
besteht aus Ringelektrode (20) und aus den beiden Endkappenelektroden (21) und (22), die je
ein Eintritts- und ein Austrittsloch (23) bzw. (24) für die Ionen besitzen. Im Zentrum der
Ionenfalle befindet sich die Ionenwolke (25). Die Ringelektrode ist für den Eintritt des Elek
tronenstrahls durchbohrt, die Elektronen treten durch die Eintrittsöffnung (26) in das Innere
der Inenfalle ein. Die Elektronenquelle besteht aus einem Glühdraht mit Halter (27) und
einigen Linsenblenden (28), die den Elektronenstrahl in seiner Stärke zu regeln gestatten und
den Elektronenstrahl ein- und abschalten können. Zwischen den Linsenblenden und der
Ringelektrode ändert sich der Potentialunterschied mit der Periode der Speicherhochfrequenz
an der Ringelektrode (20). Der Potentialunterschied bewirkt im Zwischenraum (29) eine
Fokussierung oder Defokussierung des Elektronenstrahls. Dieser Effekt kann ausgenutzt
werden, um nur im Spannungsmaximum der Ringelektrode eine Fokussierung des Elektro
nenstrahls durch die Öffnung (26) hindurch zu erhalten, in allen anderen Zeit ist der Elektro
nenstrahl defokussiert und es treten nur wenige Elektronen in die Ionenfalle ein.
Eine beste Ausführungsform ist in Abb. 3 wiedergegeben. Es wird eine Elektrosprüh-
Ionenquelle außerhalb des Massenspektrometers zur Ionisierung von Biomolekülen verwen
det. Es werde hier angenommen, dass eine Mischung von Verdaupeptiden eines größeren
Proteins untersucht werden soll. Die Ionen werden in üblicher Weise durch eine Kapillare und
anschließende Druckstufen mit Ionenleitvorrichtungen in die Ionenfalle geführt und dort
eingefangen. Ein erstes Massenspektrum gibt eine Übersicht über die Verdaupeptide. Sollen
jetzt ein oder mehrere Peptide auf ihre Sequenz aus Aminosäuren hin untersucht werden, so
isoliert man mit üblichen Mitteln die doppelt geladenen Ionen dieses Peptids; das heißt, man
wirft alle Ionen aus der Ionenfalle aus, die nicht doppelt geladene Ionen dieses Peptids sind.
Die doppelte Ladung erkennt man am Abstand der Isotopenlinien voneinander, die für doppelt
geladene Ionen genau ½ atomare Masseneinheit beträgt.
Diese doppelt geladenen Ionen werden durch eine kurze Wartezeit von einigen Millisekunden
durch das immer vorhandene Stoßgas in das Zentrum der Falle hinein abgebremst. Sie bilden
dort eine kleine Wolke von etwa einem Millimeter Durchmesser.
Die Ringelektrode der Ionenfalle ist mit zwei gegenüberliegenden Löchern von etwa je zwei
Millimeter Durchmesser versehen. Vor einem der Löcher ist ein Elektronenemitter mit Elek
troden für den Elektronenabzug und die Elektronenstrahlfokussierung angebracht. Dieser
Elektronenemitter befindet sich auf dem Potential, den der Sattelpunkt des Fallenpotentials
zum Zeitpunkt seines positiven Maximums annimmt.
Wird der Elektronenabzug eingeschaltet, so wird ein Elektronenstrahl auf die Eingangsöff
nung in der Ringelektrode gebildet. Dieser Elektronenstrahl wird von der Ringelektrode so
lange zurückgetrieben, wie das Hochfrequenzpotential der Ringelektrode negativer ist als das
Potential des Elektronenemitters. Wird das Potential der Ringelektrode im Verlaufe der
Hochfrequenzperiode positiver, so werden die Elektronen zunehmend auf die Ringelektrode
zu beschleunigt. Sie treten dann in die Ionenfalle ein und sehen hier einen entgegenstehenden,
abbremsenden Potentialverlauf, den sie nicht voll ersteigen können. Sie werden also wieder
reflektiert. Erst im Maximum des Potentials der Hochfrequenzperiode können die Elektronen
bis zum Sattelpunkt vordringen. Bei der Ankunft in der Ionenwolke sind sie praktisch auf die
kinetische Energie null abgebremst. Sie können jetzt zunächst vom Raumladungspotential der
Ionenwolke und in dieser dann von einzelnen Ionen eingefangen werden.
Da sich die Spannung hier im Maximum der Amplitude befindet, ist die Bewegung der Ionen
durch die eingeprägten elektrischen Kräfte in seinem Minimum. Auch diese minimale Bewe
gung der Ionen hilft für den Elektroneneinfang.
Beim Einfangen der Elektronen durch ein Ion wird die Ladungsstufe des Ions herabgestuft.
Eine Ionisierungsstelle des Ions wird neutralisiert. Aus dem zweifach geladenen Ion wird ein
einfach geladenes Ion. Dabei wird die Ionisierungsenergie frei. (Genauer: bei den Ionen
handelt es sich ganz überwiegend um protonierte Biomoleküle. Es wird also die Anlagerungs
energie des Protons frei). Die freiwerdende Energie wird im Ion absorbiert und führt zu einem
sehr genau definierten Bruch zwischen zwei Aminosäuren. Andere Ionen der gleichen Art
erleben einen Bruch zwischen jeweils zwei anderen Aminosäuren. Statistisch gesehen entsteht
ein Gemisch aus Fragmentionen, die in ihrer Länge die ganze Kette der Aminosäuren wider
spiegeln, oder zumindest einen Teil dieser Kette.
Der Elektronenstrahl wird abgestellt, sobald eine genügende Fragmentierung eingetreten ist.
Die Fragmentionen werden jetzt (nach einer kurzen Beruhigungspause) in üblicher Weise als
Massenspektrum aufgenommen. Die Interpretation dieses Massenspektrums ergibt die Se
quenz oder zumindest eine Teilsequenz der Aminosäuren in diesem Peptid.
Dieses Verfahren kann dann für andere Peptide aus dem Gemisch wiederholt werden. Es
ergibt sich so eine sehr sichere Identifizierung des Eiweißes. Es können sogar Unterschiede
des untersuchten Eiweißes zu solchen aus Proteinsequenzdatenbanken festgestellt werden.
Dieses Verfahren erfordert natürlich zuerst eine Einjustierung der günstigsten Potentiale des
Ionenemitters für jede Einstellung der Hochfrequenzspannung. Es wird hierfür experimentell
eine Kalibrierkurve erstellt. Auch für die Elektronenstromstärke und für die Zeitdauer der
Einwirkung des Elektronenstrahls werden die optimalen Daten experimentell ermittelt.
Das der Eintrittsöffnung für die Elektronen gegenüberliegende Loch hat den Sinn, während
der Potentialeinstellung des Elektronenemitters über den Potentialsattel hinausschießende
Elektronen aus der Ionenfalle hinauszuführen, um keine Einbrennstellen zu bekommen.
Natürlich werden in der Ionenfalle während des Eindringens der Elektronen durch Elektro
nenstoß auch Ionen des Stoßgases erzeugt. Meist wird Helium als Stoßgas benutzt, es können
aber auch andere, leichte Gase verwendet werden. Die Masse der Ionen dieser Gase liegen
regelmäßig unterhalb der Speicherschwelle der Ionenfalle, die Ionen verlassen die Ionenfalle
innerhalb sehr weniger Hochfrequenzzyklen.
Das Verfahren benötigt eine Ionenfalle mit Öffnungen in der Ringelektrode, einen Elektro
nenemitter mit einstellbarem Elektronenemissionsstrom und einstellbarer Dauer für den
Elektronenstrahl, und eine einstellbare Spannungsversorgung für das Emitterpotential. Als
Emitter kann eine einfache Glühkathode dienen. Stromstärke und Strahldauer kann über ein
Potential an einem einfachen Wehnelt-Zylinder eingestellt werden. Der Elektronenstrom
braucht nicht übermäßig groß zu sein. Da die Hochfrequenzspannung für eine handelsübliche
Ionenfalle im Bereich von 10 bis 30 Kilovolt liegt, sollte das Emitterpotential etwa im Bereich
von 100 bis 1000 Volt einstellbar sein.
Die Bedingungen für den Zugang niederenergetischer Elektronen zur Ionenwolke herrschen
nur für die kurze Zeit des Maximums der Hochfrequenzspannung. Die Zeit beträgt nur etwa
1% der Schwingungsperiode, also etwa zehn Nanosekunden. Es lassen sich selbst mit einer
sehr einfachen Elektronenquelle leicht Elektronenströme von etwa 100 Mikroampère errei
chen, das sind etwa 6 . 106 Elektronen in zehn Nanosekunden. In der Ionenwolke dürfen sich
für ein gutes Spektrum nur etwa 104 Ionen befinden, da es sonst zu einer Verschlechterung des
Massenauflösungsvermögens durch die Einwirkung der Raumladung kommt.
Bei der Fragmentierung durch Elektroneneinfang an doppelt geladenen Ionen lässt es sich
nicht vermeiden, dass auch eine Anzahl von bereits gebildeten, einfach geladenen Fragmenti
onen durch einen weiteren Elektroneneinfang vernichtet werden. Glücklicherweise ist jedoch
so, dass die Einfangsquerschnitte für doppelt geladene Ionen etwa viermal höher sind als die
für einfach geladene Ionen. Es lässt sich damit ein guter Kompromiss finden zwischen restli
chen doppelt geladenen Elternionen, einfach geladenen Fragmentionen und durch vollständige
Entladung vernichteten Ionen. Es ist aber notwendig, mit einer wesentlich höheren Anzahl
von Ionen zu beginnen, als für das schlussendlich aufgenommene Fragmentionenspektrum
gebraucht werden. Diese Betrachtung muss bei der Einspeicherung der Ionen und bei ihrer
Isolierung berücksichtigt werden.
Selbst wenn man zur Kompensation der Fragmentierungsausbeuteverluste eine hundertmal
größere Anzahl von Ionen speichern muss, liegt die Anzahl der Elektronen bereits in einer
einzigen Hochfrequenzperiode schon vielfach über der Anzahl der gespeicherten Ionen. Da
die Zulieferung von Elektronen aber über 1000 oder mehr Hochfrequenzperioden (eine
Millisekunde oder länger) angehalten werden kann, ist es einfach, ein genügend hohes Ange
bot an Elektronen zu erzeugen.
Der Elektroneneinschuss kann auch - wie üblich - durch die Endkappenelektroden erfolgen.
Dann muss aber die Ringelektrode geerdet sein; die Speicherhochfrequenzspannung muss
dann gleichphasig an den beiden Endkappen anliegen. Das Potential des Fallenzentrums folgt
dann dem Endkappenpotential in etwa mit einem Abschwächungsfaktor von 3/5.
Es lassen sich durch den Fachmann auch noch kompliziertere Potentialversorgungen ausden
ken, die den gleichen Effekt haben, die Ionenwolke im Zentrum nur mit nullenergetischen
Elektronen zu versorgen, beispielsweise dadurch, dass das Potential des Elektronenemitters
auch auf einer Hochfrequenzspannung liegt. Alle diese Lösungen sind jedoch aufwendiger als
die oben vorgeschlagene Lösung des Problems.
Claims (2)
1. Verfahren zur Fragmentierung von Ionen durch den Einfang niederenergetischer Elektro
nen in einem Hochfrequenz-Ionenfallenmassenspektrometer, das aus einer Ringelektrode
und zwei Endkappenelektroden besteht, bei dem
das Ionenfallenmassenspektrometer durch eine Hochfrequenzspannung an der Ring elektrode mit den Endkappenelektroden auf Massepotential oder durch eine Hochfre quenzspannung an beiden Endkappenelektroden mit der Ringelektrode auf Massepotenti al betrieben wird,
die Elektronen durch eine Öffnung in der mit der Hochfrequenzspannung beaufschlag ten Ringelektrode oder durch eine Öffnung in einer der mit der Hochfrequenz beauf schlagten Endkappenelektroden in das Ionenfallenmassenspektrometer eingeschossen werden, wenn die Hochfrequenzspannung ihr positives Maximum durchläuft, und
die Elektronen auf einem Gleichspannungspotential erzeugt werden, das mit geringen Abweichungen mit dem maximalen positiven Potential im Zentrum des Ionenfallenmas senspektrometers übereinstimmt.
das Ionenfallenmassenspektrometer durch eine Hochfrequenzspannung an der Ring elektrode mit den Endkappenelektroden auf Massepotential oder durch eine Hochfre quenzspannung an beiden Endkappenelektroden mit der Ringelektrode auf Massepotenti al betrieben wird,
die Elektronen durch eine Öffnung in der mit der Hochfrequenzspannung beaufschlag ten Ringelektrode oder durch eine Öffnung in einer der mit der Hochfrequenz beauf schlagten Endkappenelektroden in das Ionenfallenmassenspektrometer eingeschossen werden, wenn die Hochfrequenzspannung ihr positives Maximum durchläuft, und
die Elektronen auf einem Gleichspannungspotential erzeugt werden, das mit geringen Abweichungen mit dem maximalen positiven Potential im Zentrum des Ionenfallenmas senspektrometers übereinstimmt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektronenstrahl durch das
Potential der mit der Hochfrequenzspannung beaufschlagten Elektrode so beinflusst wird,
dass er nur im Maximum des Potentials in das Ionenfallenmassenspektrometer hinein fo
kussiert wird.
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