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Die
Erfindung bezieht sich auf einen Ionenspeicher, der für
Reaktionen zwischen positiven und negativen Ionen geeignet ist,
insbesondere für Fragmentierungsreaktionen durch Elektronentransfer-Dissoziation
(ETD). Der Ionenspeicher soll Ionen beider Polaritäten
gemeinsam einschließen können.
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Die
Erfindung besteht darin, als Ionenspeicher wie häufig üblich
eine lineare Hochfrequenz-Ionenfalle aus einem Multipol-Stabsystem
mit endständigen Abschlusselektroden zu verwenden, aber
für die Speicherung der Reaktionspartner eine neue, vorteilhafte
Betriebsweise durch eine neuartige elektronische Spannungsversorgung
anzuwenden. In dieser Betriebsweise liegen, wie ebenfalls üblich,
die beiden Phasen einer ersten Hochfrequenzspannung reihum abwechselnd
an den Polstäben an und sorgen für ein Einsperren
sowohl positiver wie auch negativer Ionen in radialer Richtung.
Eine zweite, einphasige Hochfrequenzspannung ist aber an alle Polstäbe
gemeinsam angeschlossen und ergibt an den Enden des Ionenspeichers
in der Umgebung der Abschlusselektroden eine axial auf Ionen beider
Polaritäten wirkende Pseudopotentialbarriere. Diese Betriebsweise
bietet gegenüber bisherigen Lösungen viele Vorteile.
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Stand der Technik
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Der
Begriff „Masse” bezieht sich im Folgenden nicht
auf die „physikalische Masse” m, sondern auf die „ladungsbezogene
Masse” m/z, wobei z die Anzahl der nicht kompensierten
Elementarladungen des Ions ist. Wenn hier an vielen Stellen einfach
von „Masse” oder „Masse der Ionen” die
Rede ist, so ist darunter immer, wenn es nicht ausdrücklich
anders angemerkt ist, der ladungsbezogene Massenanteil m/z zu verstehen.
Auch die Begriffe „leichte Ionen” oder „schwere
Ionen” beziehen sich auf den ladungsbezogenen Massenanteil
m/z.
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Die
Erforschung der Strukturen, Eigenschaften und Aktivitäten
von Proteinen, aber auch von anderen Biopolymeren, beruht weitgehend
auf der so genannten Tandem-Massenspektrometrie, die nicht nur Spektren
der Mischungen von Proteinionen liefern, sondern auch einzelne Proteinionen
bestimmten Reaktionen aussetzen und die Reaktionsprodukte untersuchen
kann. Eine besonders interessante und häufig verwendete
Art solcher Reaktionen ist die Fragmentierung, in der zunächst „Elternionen” für eine
Fragmentierung ausgewählt und dann zu „Tochterionen” fragmentiert
werden, so dass die entstehenden Tochterionen in einem Massenspektrum
gemessen werden können. Diese Tochterionen-Massenspektren
enthalten Aussagen über Primär- und Sekundärstrukturen
der Proteine, die nicht nur die genetisch vorgegebene Grundstruktur
ihrer Ami nosäuren (die „Sequenz”), sondern
auch weitergehende wichtige, weil funktionsändernde Veränderungen („posttranslationale
Modifikationen”, PTM) nach Art und Ort erkennen lassen.
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Man
kann die drei einzelnen Schritte der Tandem-Massenspektrometrie
(Auswahl der zu untersuchenden Analytionen; verändernde
Reaktionen; Massenanalyse der Reaktionsprodukte) in speichernden
Massenspektrometern wie Ionenfallen zeitlich nacheinander in derselben
Speichereinheit durchführen („tandem-in-time”),
man kann aber auch die Auswahl der zu untersuchenden Analytionen
in einem ersten Massenanalysator, dem „Massenselektor”,
die Reaktionen in einer besonderen Zelle, und die Massenanalyse
in einem zweiten Massenanalysator durchführen („tandem-in-space”).
Die Erfindung bezieht sich auf die Ionen speichernde Reaktionszelle
in einem solchen Tandem-Massenspektrometer mit räumlich
getrenntem Massenselektor und Massenanalysator.
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Wegen
der hohen Anforderungen an schnellen Messtakt und Massengenauigkeit
ist es besonders günstig, die entstehenden Reaktionsprodukte
in Flugzeitmassenspektrometern mit orthogonalem Einschuss der Ionen
(OTOF-MS) zu messen. In zweiter Linie kommen wegen ihrer hohen Massenauflösung auch
moderne Ausführungen von Kingdon-Ionenfallen oder Ionen-Cyclotron-Resonanz-Massenspektrometer
in Frage, aber nur, wenn die Messgeschwindigkeit eine untergeordnete
Rolle spielt, da diese Fourier-Transform-Massenspektrometer einen
langsamen Messtakt aufweisen.
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Für
Fragmentierungen von Proteinen oder ähnlichen Biopolymeren
gibt es im Wesentlichen nur zwei grundsätzlich verschiedene
Fragmentierungsarten, die „ergodische” und die „elektroneninduzierte” Fragmentierung,
für die es aber jeweils viele verschieden günstige
Ausführungsformen gibt. Zu den ergodischen Fragmentierungen
gehört die Stoßfragmentierung von Ionen durch
Stöße mit den Molekülen eines Dämpfungs-
oder Stoßgases (CD = collision-induced dissociation), die
aber den Mangel eines geringen Massenbereichs aufweist, insbesondere
für schwere Ionen. Ein geeigneteres Verfahren ist die Ionenstoß-Fragmentierung.
Unter den elektroneninduzierten Fragmentierungen ragt die „Elektronentransfer-Dissoziation” (ETD)
heraus, eine fragmentierende Reaktionen zwischen positiven und negativen
Ionen.
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Die
beiden Arten von Fragmentierungen, ergodisch und elektroneninduziert,
führen zu zwei wesentlich verschiedenen Arten von Fragmentionenspektren,
deren Informationsgehalte zueinander komplementär sind
und bei Messung beider Arten von Fragmentionenspektren zu besonders
vertieften Aussagen über die Analytionenstrukturen führen. Wie
dem Fachmann bekannt, gehören die Bruchstückionen
von elektroneninduzierten Fragmentierungen den so genannten c- und
z- Reihen an, und sind somit sehr verschieden von den Bruchstückionen
der b- und y-Reihen, die durch ergodische Fragmentierungen gewonnen
werden. Insbesondere bleiben aber bei der Elektronentransfer-Dissoziation
alle Seitenketten erhalten, die bei ergodischer Fragmentierung verloren
gehen, darunter die wichtigen posttranslationalen Modifikationen
wie Phosphorylierungen, Sulfatisierungen und Glycosilierungen. Aber auch
für andere Untersuchungen, beispielsweise für de-novo-Sequenzierungen,
ist ein Vergleich von ergodisch und elektroneninduziert gewonnenen
Fragmentionenspektren guter Qualität vorteilhaft oder sogar
zwingend notwendig.
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Diese
Erfindung bezieht sich insbesondere auf die Elektronentransfer-Dissoziation
und die für sie notwendige Reaktionszelle, wobei möglichst
sowohl ergodische Fragmentierungen, beispielsweise Stoßfragmentierungen,
wie auch Elektronentransfer-Dissoziation in derselben Reaktionszelle
durchgeführt werden sollen. Beide Arten von Fragmentionenspektren
sollten dabei höchsten Qualitätsansprüchen
genügen. Ein heutiges Tandem-Massenspektrometer für
Bioanalytik muss beide Fragmentierungsarten in möglichst
mängelfreien Verfahren anbieten.
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Die
Elektronentransfer-Dissoziation kann leicht in Ionenfallen durchgeführt
werden, in denen positive wie auch negative Ionen gespeichert werden und
miteinander reagieren können, indem geeignete negative
Ionen zu den gespeicherten positiven Analytionen hinzu eingeführt
werden. Verfahren dieser Art sind in den Offenlegungsschriften
DE 10 2005 004 324.0 (R.
Hartmer und A. Brekenfeld) und
US 2005/0199804 A1 (D. F. Hunt et al.) beschrieben.
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Die
Fragmentierung von Proteinionen durch Elektronentransfer wird in
sehr einfacher Weise durch Reaktionen zwischen mehrfach positiv
geladenen Proteinionen und geeigneten negativen Reaktantionen erzeugt.
Geeignete negative Reaktantionen sind in der Regel besonders ausgesuchte
Radikalanionen, beispielsweise solche von Fluoranthen, Fluorenon,
Anthracen oder anderen polyaromatischen Verbindungen. Diese Radikalanionen
können sehr leicht unter Elektronenabgabe zu einem stabilen neutralen
Molekül mit einer abgeschlossenen Elektronenkonfiguration
reagieren. Sie werden, wie in den beiden oben zitierten Offenlegungsschriften
beschrieben, in NCI-Ionenquellen (NCI = „negative chemical
ionization”) durch einfachen Elektroneneinfang oder durch
Elektronenübertragung erzeugt. NCI-Ionenquellen sind im
Prinzip wie Ionenquellen für chemische Ionisierung (CI-Ionenquellen)
aufgebaut, werden aber anders betrieben, um zu großen Mengen
niederenergetischer Elektronen zu kommen. Die NCI-Ionenquellen werden
auch als Elektronenanlagerungs-Ionenquellen bezeichnet.
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Die
Radikalanionen geeigneter Substanzen können aber auch direkt
oder indirekt in Elektrosprüh-Ionenquellen erzeugt werden,
mit denen Flugzeitmassenspektrometer mit orthogonalem Ioneneinschuss
im Allgemeinen ausgestattet sind. Die indirekte Erzeugung bedeutet,
dass zunächst Anionen bestimmter Substanzen generiert werden,
die dann durch vorsichtige Stoßfragmentierung in die als
Reaktantionen für ETD brauchbaren radikalen Anionen umgewandelt
werden („Electron-Transfer Reagent Anion Formation
via Electrospray Ionization and Collision-Induced Dissociation",
T.-Y. Huang et al., Anal. Chem. 2006, 78, 7387–7391).
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Als
separate ETD-Fragmentierungszellen in Tandem-Massenspektrometern
mit hochauflösenden Massenanalysatoren wurden bisher ausschließlich
lineare Ionenfallen („2D-Ionenfallen”) genutzt.
Es können ETD-Fragmentierungen zwar auch in dreidimensionalen
Ionenfallen („3D-Ionenfallen”) ausgeführt werden,
die kommerziellen Ausführungsformen der so benutzten 3D-Ionenfallen
beschränken sich aber auf solche Massenspektrometer, die
diese 3D-Ionenfalle gleichzeitig und ausschließlich auch
als Massenanalysator für die Messung der Fragmentionenspektren
verwenden. In ihnen ist eine Überführung der Fragmentionen
in einen anderen Massenanalysator nicht vorgesehen und nur mit hohem
Aufwand möglich.
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In
den linearen Ionenfallen werden die frisch eingeführten
Elternionen nach der Dämpfung ihrer kinetischen Energie
durch das Stoßgas in Form einer fadenartigen Wolke kleinen
Durchmessers in der Längsachse des Stabsystems gespeichert.
Es werden für Fragmentierungen durch Elektronentransfer mindestens
zweifach, möglichst drei-vier- oder fünffach oder
noch höher geladene Elternionen ausgesucht; in Grenzfällen
werden 10- oder sogar 15fach geladene Elternionen fragmentiert.
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Die
linearen Ionenfallen sind in der Regel als Multipol-Stabsysteme
ausgeführt, als Quadrupol-, Hexapol- oder Oktopol-Stabsyteme
mit zwei, drei oder vier Polstabpaaren. Ein Hexapol-Stabsystem ist in 1 dargestellt.
An den Polstäben liegen reihum alternierend die beiden
gegenpoligen Phasen einer Hochfrequenzspannung und erzeugen im Inneren ein
jeweils radial rücktreibendes Pseudopotential. Quadrupol-Stabsysteme
zeigen in radialer Richtung einen quadratischen Anstieg des Pseudopotentials, die
radialen Schwingungen der (ungedämpften) Ionen sind harmonisch.
Unter der Wirkung des Dämpfungsgases sammeln sie sich als
fadenförmige Wolke in der Achse des Stabsystems. Als Stoßzellen
für Fragmentierungen werden meist Hexapol-Stabsysteme verwendet,
die einen kubischen Anstieg des Pseudopotentials und somit einen
flacheren Boden der Mulde des Pseudopotentials in der Achse aufweisen.
Die fadenförmige Wolke hat wegen der geringeren rücktreibenden
Kraft einen etwas größeren Durchmesser.
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In
dieser Schrift werden alle Systeme, die Ionen radial einschließen,
insbesondere auch die Multipol-Stabsysteme, als „Ionenführungssysteme” (englisch: „ion
guides”) bezeichnet, da sie in ihrem Inneren Ionen weiterleiten
können. In diesem Sinne gehören die linearen Ionenfallen,
aber auch Quadrupol-Massenfilter oder die so genannten Ionentrichter zu
den Ionenführungssystemen, auch wenn ihrer primärer
Zweck ein anderer ist.
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Ein „Pseudopotential” ist
kein reales Potential, sondern beschreibt nur die zeitlich gemittelte Kraftwirkung
eines inhomogenen Hochfrequenzfeldes auf Ionen beiderlei Polarität.
Eine Hochfrequenzspannung, die an einer Elektrodenspitze, an einem Draht
oder auch an einem Polstab anliegt, erzeugt ein solches inhomogenes
elektrisches Feld. Auch ein hochfrequentes Dipolfeld bildet ein
Pseudopotential aus, das Ionen vom Dipol wegtreibt. Ionen auf der Achse
des Dipols werden zum Zentrum des Dipols getrieben.
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Obwohl
an Verfahren gearbeitet wird, die Analytionen mit einem stetig durchziehenden
Strom von Reaktantionen zur Reaktion zu bringen, erscheint es bislang
zweckmäßig, beide Arten von Ionen zeitgleich in
einer Reaktionszelle einsperren zu können, um die Reaktionen
zwischen positiven und negativen Ionen ungestört und kontrollierbar
ablaufen zu lassen. Das Grundprinzip für diese Speicherung
ist seit langem bekannt. So ist bereits in der
US-Patentschrift 5,572,035 A („Method
and Device for the Reflection of Charged Particles an Surfaces”; J.
Franzen 1995) angemerkt: ”All types of cylindrical or conical
ion guides ... can be used as storage devices if the end openings
are barred for the exit of ions by reflecting rf or dc potentials.
With rf field reflection, ions of both polarities can be stored.
With dc potentials, ion guides store ions of a single polarity only.” (Unterstreichung
hinzugefügt). Diese Patentschrift befasst sich sehr allgemein
mit der Reflektion von Ionen beider Polaritäten an Pseudopotentialen, die
durch inhomogene Hochfrequenzfelder gebildet werden.
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Der
Einschluss von Ionen in linearen Ionenfallen, die im Sinne dieser
Schrift zu den Ionenführungssystemen (ion guides) gehören,
durch eine HF-erzeugte Pseudopotentialbarriere ist also seit langem
bekannt. Es gibt jedoch verschiedenartige Ausführungsformen.
Eine Übersicht bietet der Review-Artikel von Y.
Xia und S. A. McLuckey: „Evolution of Instrumentation for
the Study of Gas-Phase Ion/Ion Chemistry via Mass Spectrometry",
J Am Soc Mass Spectrom 2008, 19, 173–189.
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Eine
Ausführungsform ist in der
US-Patentschrift 7,026,613 B2 (J. Syka, 2004)
beschrieben. Dabei werden periodische Spannungen an einen ersten
Satz von Elektroden angelegt, um ein erstes oszillierendes elektrisches
Potential zu erzeugen, das die Ionen radial in einem Ionenkanal
einschließt, und periodische Spannungen an einen zweiten
Satz von Elektroden, um ein zweites oszillierendes elektrisches
Potential zu erzeugen, das die Ionen axial im Ionenkanal einschließt. (Zitat
aus der Zusammenfassung: „Periodic voltages are applied
to electrodes in the first set of electrodes to generate a first
oscillating electric potential that radially confines the ions in
the ion channel, and Periodic voltages are applied to electrodes
in the second set of electrodes to generate a second oscillating
electric potential that axially confines the ions in the ion channel.”).
Die komplizierte Ausdrucksweise sagt nichts anderes, als dass ein
radial einschließendes Ionenführungssystem (der
erste Satz von Elektroden) mit Hilfe von Hochfrequenzspannungen
an einem zweiten Satz von Elektroden (notwendigerweise in axialer
Richtung getrennt angeordneter Elektroden) durch Errichten einer
Pseudopotentialbarriere in axialer Richtung für Ionen beider
Polaritäten abgeschlossen wird. Kern dieser Erfindung ist
also allein die Einführung von Elektroden für
die axial abschließende Hochfrequenzspannung, die in dem
obigen Zitat aus dem US-Patent von J. Franzen nicht ausdrücklich
erwähnt, aber selbstredend inhärent notwendig
sind.
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Es
soll hier ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass
die beiden Hochfrequenzspannungen der Erfindung von J. Syka sowohl
nach Beschreibung der Offenbarung wie auch nach den Ansprüchen
an zwei verschiedenen Sätzen von Elektroden liegen. Das
führt aber zu nachteilig geformten Pseudopotentialbarrieren.
Liegt die zweite Hochfrequenzspannung an Abschlusselektroden am
Ende der Polstäbe, beispielsweise an Lochblenden, so entsteht
ein Pseudopotential mit zwei Maxima. Eine Lochblende wirkt wie die
Ringelektrode einer dreidimensionalen Ionenfalle und baut einen
Speicherraum in Form einer Pseudopotentialmulde in der Ebene der
Lochblende auf. Die Potentialmulde des Speicherraums wird beidseitig
durch je eine Barriere des Pseudopotentials abgeschlossen. Sind
diese Doppelbarrieren durch die Hochfrequenzspannung an der Lochblende eingeschaltet,
so ist eine Befüllung schwierig, da immer ein Teil der
Ionen in der Potentialmulde des Speicherraums der Lochblende verbleibt.
Daher werden Ionenfallen nach bisheriger Technik immer nur mit ausgeschalteten
Pseudopotentialbarrieren befüllt, was aber anders konstruierte
Ionenfallen zur Lösung der dabei auftretenden Probleme
bedingt.
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In
dem bisher einzigen kommerziell erhältlichen Gerät,
in dem ETD in einer linearen Ionenfalle durchgeführt wird,
wird deswegen mit einer Ionenfalle gearbeitet, die in drei Teilstrecken
segmentiert ist. Die Achsenpotentiale der Teilstrecken lassen sich getrennt
einstellen. Dadurch wird es möglich, positive und negative
Ionen nacheinander einzubringen und zwischenzeitlich in verschiedenen
Teilstrecken der linearen Ionenfalle zu speichern, bevor durch Gleichschalten
der Achsenpotentiale die Ionen gemischt und dadurch die Reaktionen
eingeleitet werden.
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In
der Patentschrift
US
7,227,130 B2 „Method for Providing Barrier Fields
at the Entrance and Exit End of a Mass Spectrometer” (J.
W. Hager und F. A. Londry, 2005) werden eingangs- und ausgangsseitige
Hilfs-Hochfrequenzspannungen an Abschlusselektroden für
eine lineare Ionenfalle aus langen Polstäben angelegt,
um Ionen beider Polaritäten in axialer Richtung einzusperren,
wobei die Hilfs-Hochfrequenzspannungen von der Haupt-Hochfrequenzspannung
an den Polstäben durch Spannungsteiler gewonnen werden.
Es liegt hier eine besondere Ausführungsform der Erfindung
von J. Syka vor.
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Die
Patentschrift
US 7,288,761
B2 (B. A. Collings, 2005) beschreibt erstmals die Möglichkeit, nicht
Elektroden am Ende eines Multipol-Stabsystems mit der axial einsperrenden
Hochfrequenzspannung zu belegen, sondern das Achsenpotential des Stabsystems
hochfrequent gegenüber der Umgebung schwingen zu lassen.
Es entstehen axial wirksame Pseudopotentialbarrieren an den Enden
des Multipol-Stabsystems. Für dieses Verfahren wird nur ein
einziger Hochfrequenzgenerator gebraucht. Das oszillierende Achsenpotential
wird in der Patentschrift entweder durch eine asymmetrische Anordnung
der Polstäbe um die Achse oder durch zwei verschiedene
Amplituden für mindestens eine der beiden Phasen der Hochfrequenzspannung
an den Polstäben erzeugt. Trotz der vorteilhaften Verwendung nur
eines Hochfrequenzgenerators ist hier nachteilig, dass die Amplitude
des oszillierenden Achsenpotentials nicht einfach an den Massenbereich
der einzusperrenden Ionen angepasst werden kann, da dafür entweder
die Abstände der Polstäbe voneinander oder der
Transformator für die Erzeugung der beiden Amplituden für
mindestens eine der beiden Phasen der Hochfrequenzspannung verändert
werden müssen. Außerdem müssen im letzteren
Fall mehr Spannungsdurchführungen als gewöhnlich
verwendet werden, da mindestens zwei Polstäbe einzeln,
nicht mehr paarweise gemeinsam, mit Spannungen versorgt werden müssen.
Die fadenförmige Wolke der Ionen sammelt sich nicht mehr
in der Achse des Polstabsystems. Im ersteren Fall der asymmetrisch
angeordneten Polstäbe kann die axial wirkende Pseudopotentialbarriere überhaupt
nicht abgeschaltet werden. Auch im zweiten Fall der unsymmetrischen Amplituden
der Hochfrequenzspannung ist ein Abschalten schwierig, da die Justierung
des Schwingkreises auf Resonanz und hohe Güte bei der Umschaltung
auf symmetrische Amplituden gestört wird.
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Aufgabe der Erfindung
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Es
ist die Aufgabe der Erfindung, eine Reaktionszelle bereitzustellen,
die sich leicht und mit hoher Effizienz mit positiven und negativen
Ionen befüllen lässt und somit für eine
ETD-Fragmentierung geeignet ist, nach Möglichkeit aber
auch für Stoßfragmentierungen verschiedener Art
verwendet werden kann.
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Die
Erfindung verwendet als Speicher- und Reaktionszelle eine lineare
Hochfrequenz-Ionenfalle, bestehend entweder aus einem Multipol-Stabsystem oder
aus einem System parallel angeordneter Ringelektroden, beide mit
endständigen Abschlusselektroden, in einer bisher nicht
bekannten Betriebsweise mit einer neuartigen elektrischen Beschaltung
der Polstäbe oder Ringelektroden. Die Beschaltung verwendet
zwei einzeln in ihrer Amplitude einstellbare Hochfrequenzspannungen,
die beide sich gegenseitig überlagernd jeweils an alle
Polstäbe oder Ringelektroden der Ionenfalle, also an nur
einen Satz von Elektroden, angelegt werden. Die Ionenfalle kann gleichzeitig
positive und negative Ionen speichern, ohne dass den Abschlusselektroden
eine Hochfrequenzspannung zugeführt werden müsste.
Es entstehen radial und axial wirksame Anstiege der Pseudopotentiale.
Die Höhe der axial einsperrenden Barriere des Pseudopotentials
ist unabhängig vom radial einschließenden Pseudopotential
einstellbar.
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In
dieser Betriebsweise liegen wie üblich die beiden Phasen
einer ersten Hochfrequenzspannung alternierend an den Polstäben
oder Ringelektroden an und sorgen für ein Einsperren sowohl
positiver wie auch negativer Ionen in radialer Richtung. Die zweite, einphasige
Hochfrequenzspannung aber ist an alle Polstäbe oder Ringelektroden
gemeinsam angeschlossen und daher im Inneren der Ionenfalle nicht wirksam,
erzeugt aber an den Enden des Ionenspeichers in der Umgebung der
Abschlusselektroden eine axial wirkende Pseudopotentialbarriere
für Ionen beider Polaritäten.
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Die Überlagerung
der beiden Hochfrequenzspannungen ist leicht herzustellen, indem
die zweite, einphasige Hochfrequenzspannung (eines zweiten Hochfrequenzgenerators)
dem Mittelabgriff der Sekundärspule für die erste,
zweiphasige Hochfrequenzspannung (eines ersten Hochfrequenzgenerators)
zugeführt wird, wie in 2 dargestellt.
Die Frequenz der zweiten Hochfrequenzspannung kann frei, aber bevorzugt
verschieden von der Frequenz der ersten Hochfrequenzspannung gewählt
werden, um die Abstimmung der beiden Schwingkreise zu erleichtern.
Die beiden Schwingkreise sind, wie dem Fachmann bekannt, durch die
Ausgestaltungen der beiden Transformatoren, insbesondere durch die
jeweilige Anzahl der Sekundärwicklungen, getrennt und weitgehend
unabhängig von einander abstimmbar, insbesondere, wenn
die beiden Frequenzen verschieden sind und somit wenig Einfluss
auf die Güte des jeweilig anderen Schwingkreises haben.
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Für
diesen Betrieb ist gegenüber einem Normalbetrieb einer
linearen Ionenfalle, die beispielsweise als Stoßzelle für
ergodische Ionenfragmentierungen eingesetzt wird, keine zusätzliche
Span nungsdurchführung oder sonstige mechanische oder vakuumtechnische Änderung
erforderlich. Das Stabsystem wird wie üblich über
nur zwei Zuleitungen versorgt, die unabhängig von der Anzahl
der Stabpaare des Multipol-Stabsystems reihum alternierend an den
Polstäben angeschlossen sind.
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Als
Abschlusselektrode kann eine Lochblende verwendet werden; es können
aber beispielsweise auch die Polstäbe eines anschließenden
Ionenführungssystems ohne zwischengeschaltete Lochblende
als Abschlusselektroden dienen. An jedem Ende der linearen Ionenfalle
entsteht im Bereich dieser Abschlusselektroden jeweils nur eine
einzige Barriere des Pseudopotentials, nicht eine Doppelbarriere
wie im Falle der Beaufschlagung einer Lochblende mit einer Hochfrequenzspannung.
Die lineare Ionenfalle kann daher auch ohne Verluste an Ionen dann
befüllt werden, wenn die Pseudopotentialbarriere durch
Anlegen der zweiten Hochfrequenzspannung eingeschaltet ist.
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Die
Ionenfalle kann in dieser Betriebsweise prinzipiell leichter befüllt
werden als in bisher bekannten Betriebsweisen. Werden Lochblenden
als Abschlusselektroden verwendet, so liegen sie auf Gleichspannungspotential
und verursachen keine Störungen in den angrenzenden Ionenführungssystemen,
außerdem ist die Form der axial wirksamen Potentialbarriere
mit nur einem einzigen Barrieremaximum besonders günstig
und die Höhe dieser Barriere leicht elektrisch einstellbar.
Die Ionen der beiden Polaritäten können von verschiedenen
Seiten her, aber auch zeitlich nacheinander von derselben Seite her
in die lineare Ionenfalle eingeführt werden.
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Einer
der größten Vorteile dieser Betriebsweise besteht
darin, dass in einem Massenspektrometer, das bereits eine lineare
Ionenfalle als Stoßzelle enthält, keine mechanischen
oder vakuumtechnischen Veränderungen vorgenommen werden
müssen; die Betriebsweise lässt sich allein durch Änderung
der elektronischen Versorgung herstellen. Die negativen Reaktantionen
für ETD lassen in vielen Fallen in der gleichen vakuumexternen
Elektrosprüh-Ionenquelle herstellen, die auch die positiven Analytionen
produziert, so dass ein solches Massenspektrometer allein durch Änderungen
der Elektronik aufrüstbar erscheint.
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Beschreibung der Abbildungen
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1 zeigt
als Beispiel eine einfache Hexapol-Ionenfalle mit zwei Lochblenden
(1, 2) als Abschlusselektroden und sechs zylindrisch
angeordneten Polstäben (3).
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In 2 ist
eine erfindungsgemäße Beschaltung der Polstäbe
(50) bis (55) einer Hexapol-Ionenfalle über
nur zwei Zuleitungen (56) und (57) wiedergegeben.
Der Hochfrequenzgenerator (58) mit Primärspule
(59) und Sekundärspule (60) erzeugt eine
zweiphasige Hochfrequenzspannung, deren beide Phasen den Polstäben
reihum abwechselnd zugeführt werden. Der zweite Hochfrequenzgenerator
(62) mit Primärspule (63) und Sekundärspule
(64) erzeugt eine einphasige Hochfrequenzspannung, die
allen Polstäben (50–55) gleichmäßig über
den Mittelabgriff (61) der Sekundärspule (60) des
ersten Hochfrequenzgenerators (58) zugeleitet wird. Ein
Gleichspannungserzeuger (65) liefert das zeitlich gemittelte
Achsenpotential der Hexapol-Ionenfalle, gemessen gegenüber
dem Massepotential (66).
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In 3 sind
die Polstäbe (12) einer Reaktions-Ionenfalle durch
die Lochblenden (11) und (13) abgeschlossen; in 4 dagegen
dienen die benachbarten Ionenführungssysteme (15)
und (17) ohne eingefügte Lochblenden als Abschlusselektroden
für die Reaktions-Ionenfalle (16).
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Die 5 zeigt
ein Flugzeitmassenspektrometer mit orthogonalem Ioneneinschuss,
das in der Kette der verschiedenartig genutzten Ionenführungssysteme
(23, 26, 28, 30, 32, 34)
eine Reaktions-Ionenfalle (32) mit Zuleitung (35)
eines Dämpfungsgases besitzt. Eine Elektrosprüh-Ionenquelle
mit zwei Sprüheinrichtungen (20) und (21)
kann aus geeigneten Lösungen positive und negative Ionen
erzeugen, ohne dass der Lösungszufluss umgeschaltet werden muss.
Die Ionen werden von der Einlasskapillare (22) zusammen
mit Schutzgas ins Vakuumsystem gesaugt, vom Ionentrichter (23)
gesammelt und durch die Lochblende in der Wand (25) dem
Ionenführungssystem (26) zugeführt. Die
Ionen können im Quadrupolfilter (28) nach Masse
selektiert und über das weitere Ionenführungssystem
(30) der Reaktions-Ionenfalle (32) zugeführt
werden. Als Reaktantionen können Ionen aus einer der Elektrosprüh-Ionenquellen dienen,
oder aber Ionen aus einer Elektronen-Anlagerungs-Ionenquelle (24),
die in das Ionenführungssystem (26) eingefüttert
werden können. Die Reaktionsprodukte werden über
das Ionenführungssystem (34) in bekannter Weise
dem Pulser (36) des Flugzeitmassenspektrometers zugeführt.
Aus dem Ionenstrahl pulst der Pulser (36), wie jedem Fachmann
bekannt, einen Abschnitt des Ionenstrahls senkrecht zur Flugrichtung
aus, formt ihn zum Ionenstrahl (37), der durch den energiefokussierenden
Reflektor (39) hoch nach Massen aufgelöst auf
den Detektor (40) geschickt wird. Die Ionenführungssysteme
dienen unter anderem zur Führung der Ionen durch die verschiedenen
Kammern (25, 27, 29, 31 und 33)
eines differentiellen Pumpsystems mit den Pumpen (41) bis (46).
Das differentielle Pumpsystem stellt in den verschiedenen Kammern
die jeweils notwendigen Drucke her.
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6 gibt
zwei Computer-Simulationen der Pseudopotentialbarrieren wieder:
Im oberen Bild liegt die Hochfrequenzspannung an der endständigen Ringblende
an, es gibt eine Doppel barriere. Unten liegt die Hochfrequenzspannung
gemeinsam an den Polstäben, wie es dieser Erfindung entspricht,
und die endständige Ringblende auf Gleichspannungspotential.
Es tritt daher nur eine einfache Barriere des Pseudopotentials auf.
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Beste Ausführungsformen
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Die
Erfindung besteht darin, für die Speicher- und Reaktionszelle
eine lineare Hochfrequenz-Ionenfalle mit Multipol-Stabsystem und
endständigen Abschlusselektroden zu verwenden, sie jedoch
ohne Hochfrequenzspannungen an den Abschlusselektroden mit einer
neuartigen elektrischen Beschaltung der Polstäbe zu betreiben
und damit eine Reaktionszelle zu schaffen, die nicht nur positive
wie negative Ionen speichern und damit zu Reaktionen bringen kann,
sondern auch weitere Vorteile aufweist. Im Folgenden werden die
Abschlusselektroden einfach als „Lochblenden” bezeichnet,
obwohl auch wesentlich andere Formen von Elektroden in Frage kommen, darunter
beispielsweise auch die Polstäbe eines anschließenden
Ionenführungssystems. Eine Ionenfalle (12) mit
Lochblenden (11) und (13) ist in 3,
eine Ionenfalle (16) ohne Lochblenden, aber mit anschließenden
Ionenführungssystemen (15) und (17) in 4 gezeigt.
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Statt
der linearen Ionenfalle aus Polstäben kann auch eine lineare
Ionenfalle verwendet werden, die aus einer Anzahl parallel angeordneter
Ringelektroden aufgebaut ist. Die beiden Hochfrequenzspannungen
liegen dann an den Ringelektroden an. Die beiden Phasen der ersten
Hochfrequenzspannung liegen jeweils abwechselnd an aufeinanderfolgenden Ringelektroden
an; die zweit Hochfrequenzspannung liegt gemeinsam an allen Ringelektroden.
Im Folgenden wird auf diese Version der linearen Ionenfalle mit Ringelektroden
nicht weiter eingegangen; die Erfindung soll sich aber auch auf
sie beziehen.
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Die
Polstäbe werden durch die neuartige elektrische Beschaltung
mit zwei Hochfrequenzspannungen versorgt, wie in 2 gezeigt.
Die beiden gegenpoligen Phasen einer ersten Hochfrequenzspannung
werden von der Sekundärspule (60) des ersten Hochfrequenzgenerators
(58) aus über nur zwei Zuleitungen (56)
und (57) wie auch sonst üblich reihum abwechselnd
den Polstäben (50–55) zugeführt;
dadurch werden positive wie negative Ionen in radialer Richtung
einschließbar. Eine zweite einphasige Hochfrequenzspannung
aus der Sekundärspule (63) des zweiten Hochfrequenzgenerators
(62) ist jedoch über den Mittelabgriff (61)
der Sekundärspule (60) mit gleichen Amplituden
an alle Polstäbe gemeinsam angeschlossen; dadurch ergibt
sich im Bereich zwischen den Enden der Polstäbe und den Lochblenden
eine axial wirkende Pseudopotentialbarriere. Das Achsenpotential
der Ionenfalle oszilliert mit dieser zweiten Hochfrequenzspannung
gegenüber der Umwelt, wovon aber die eingesperrten Ionen nichts
merken. Sobald die zweite Hochfrequenzspannung eingeschaltet ist,
sind Ionen beider Polaritäten wirksam einschließbar.
Dadurch kann die Ionenfalle gleichzeitig positive und negative Ionen
speichern, ohne dass den Lochblenden oder anderen Abschlusselektroden
eine Hochfrequenzspannung zugeführt werden müsste.
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Die
Frequenz der zweiten Hochfrequenzspannung kann weitgehend frei gewählt
werden, soll aber möglichst von der Frequenz der ersten
Hochfrequenzspannung verschieden sein. Die Überlagerung der
beiden Hochfrequenzspannungen ist leicht herzustellen, indem die
zweite, einphasige Hochfrequenzspannung dem Mittelabgriff (61)
der Sekundärspule (60) des Transformators des
ersten Hochfrequenzgenerators (58) zugeführt wird.
Durch das Durchfließen der beiden Hälften der
Sekundärspule in Gegenrichtung kompensieren sich die Magnetfelder
und es entsteht keinerlei induktiver Widerstand für die
zweite Hochfrequenzspannung. Die beiden Schwingkreise für
die erste und die zweite Hochfrequenzspannung, die jeweils aus den
Induktivitäten der Sekundärspulen und den Kapazitäten
der Zuleitungen und Polstäbe bestehen, können
getrennt auf Resonanz und damit auf eine hohe Güte abgestimmt werden,
insbesondere, wenn die beiden Frequenzen verschieden gewählt
werden und somit wenig Einfluss auf die Güte des jeweils
anderen Schwingkreises haben.
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Weil
nur die beiden Zuleitungen (56) und (57) gebraucht
werden, ist für diesen Betrieb gegenüber einem
Normalbetrieb einer linearen Ionenfalle, die beispielsweise für
Stoßfragmentierungen benutzt wird, keine zusätzliche
Spannungsdurchführung erforderlich. Alle Änderungen
der elektrischen Schaltungen können außerhalb
des Vakuumsystems vorgenommen werden. Gegenüber dem Normalbetrieb einer
linearen Ionenfalle ist aber ein weiterer Hochfrequenzgenerator
mit zugehörigem Transformator erforderlich. Ein solcher
zweiter Hochfrequenzgenerator ist aber auch notwendig für
Reaktionskammern, die mit einer Hochfrequenzspannung an den Lochblenden
arbeiten, so dass diesen gegenüber kein Nachteil entsteht.
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An
jedem Ende der erfindungsgemäßen linearen Reaktions-Ionenfalle
entsteht im Bereich der Lochblende jeweils nur eine einzige Barriere
des Pseudopotentials, nicht zwei Barrieren wie im Falle der Beaufschlagung
der Lochblende mit einer Hochfrequenzspannung. 6 zeigt
Computer-Simulationen der beiden Fälle. Die lineare Reaktions-Ionenfalle
mit einem Betrieb nach dieser Erfindung kann daher auch dann relativ
einfach befüllt werden, wenn die Pseudopotentialbarriere
durch Anlegen der zweiten Hochfrequenzspannung eingeschaltet ist;
die Ionen können dann mit genügend Schwung leicht durch
die Lochblende und über die einzeln stehende Barriere des
Pseudopotentials hinweg geschoben werden. Die Ionenfalle kann daher
in dieser neuen Betriebsweise prinzipiell leichter befüllt
werden als in bisher bekannten Betriebsweisen. Außerdem
verursachen die auf Gleichspannungspotentialen liegenden Lochblenden
keine Störungen in den angrenzenden Ionenführungssystemen;
die Ionen können also wie üblich durch eine Kombination
aus Achsenpotential des Ionenführungssystems und Potential
der Lochblende ihren Schwung erhalten und so eingeschossen werden.
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Die
beiden Einzelbarrieren des Pseudopotentials an beiden Enden des
Stabsystems sind bei symmetrischer Ausführung und Anordnung
der Lochblenden gleich hoch; sie können jedoch durch geometrische
Veränderungen der Lochdurchmesser oder der Abstände
zwischen Lochblenden und Polstäben auf grundsätzlich
verschiedene Höhe gebracht werden; die verschiedenen Höhen
sind aber nicht während des Betriebes auf andere Verhältnisse justierbar.
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Zum
Verständnis der neuen Betriebsweise soll hier angemerkt
werden, dass eine kurze lineare Ionenfalle mit vielen relativ kurzen
Polstäben zwischen zwei Lochblenden großen Durchmessers
im Betrieb nach dieser Erfindung als dreidimensionale Ionenfalle
begriffen werden kann: Die vielen Polstäbe mit der gemeinsam
anliegenden zweiten Hochfrequenzspannung bilden die Ringelektrode,
und die beiden Lochblenden bilden die Endkappenelektroden. Die zusätzliche
erste Hochfrequenzspannung verstärkt die rücktreibenden
Kräfte in der Nähe der Polstäbe. Eine
so geformte Ionenfalle ist aber so schwierig zu befüllen
wie eine normale dreidimensionale Ionenfalle.
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Viel
leichter mit Ionen zu befüllen ist dagegen eine Reaktions-Ionenfalle
mit langen Polstäben, die daher eine bevorzugte Ausführungsform
darstellt. Der Grund dafür ist, dass die axial eingeschossenen Ionen
in der langen Wegstrecke durch das Dämpfungsgas bei günstigem
Druck so weit abgebremst werden können, dass sie nach einer
Reflektion an der rückwärtigen Lochblende die
Potentialbarriere an der vorderen Lochblende nicht mehr übersteigen können.
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Für
die Befüllung werden die Ionen axial über Potentialbarrieren
an den Lochblenden hinweg eingeschossen. Die Potentialbarrieren
können Gleichspannungsbarrieren sein, dann können
Ionen aller Massen, aber nur einer Polarität gleichzeitig
eingeschossen und eingefangen werden. Die Potentialbarrieren können
aber auch aus Pseudopotentialen bestehen, die durch die zweite Hochfrequenzspannung zwischen
Polstäben und Lochblenden erzeugt werden. In diesem Fall
ist es günstig, nur Ionen eines sehr kleinen Massenbereichs
einzuschießen, da die Potentialbarriere für Ionen
verschiedener Massen verschieden hoch erscheint, die Ionen aber
für ein erfolgreiches Einfangen nicht mehr kinetische Energie besitzen
sollen als für das Übersteigen der Barriere gerade
so eben notwendig ist. Für die Reaktionen zwischen positiven
und negativen Ionen werden im Allgemeinen die Ionen vorher nach
Masse so ausgewählt, dass die Produktionen einfach interpre tierbar bleiben.
Es werden somit im Allgemeinen sowohl die positiven Ionen wie auch
die negativen jeweils einem nur kleinen Massenbereich angehören,
der eigentlich nur die jeweilige Isotopengruppe der zu fragmentierenden
Analytionen oder der Reaktantionen umfasst.
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Zum
Speichern der Ionen nach ihrer Thermalisierung durch das Dämpfungsgas
kann die Höhe der axial wirkenden Pseudopotentialbarriere
sehr niedrig sein, da die Ionen nur durch ihre thermische Geschwindigkeit
entweichen können. Hinzu kommt allenfalls eine Kraftkomponente
durch die Raumladung in der Ionenfalle. Während des Prozesses
des Einspeicherns kann es allerdings erforderlich sein, eine etwas
höhere Barriere einzustellen.
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Für
das Einbringen der Ionen beider Polaritäten können
verschiedene Verfahren gewählt werden.
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In
einem bevorzugten ersten Verfahren wird die erste Ionensorte in üblicher
Weise über Gleichspannungsbarrieren hinweg eingebracht,
wobei die Gleichspannungsbarrieren durch Gleichspannungen an den
Lochblenden erzeugt werden. Die Barriere des Pseudopotentials ist
ausgeschaltet. Die Ionen werden mit einer Energie eingeschossen,
die sie gerade so eben über die Gleichspannungsbarriere
hinweg in die Ionenfalle schiebt. Auf dem Wege zur ausgangsseitigen
Lochblende verlieren die Ionen durch Stöße einen
Teil ihrer kinetischen Energie, wodurch sie die hier vorhandene,
in der Regel gleich hohe Potentialbarriere nicht übersteigen
können. Sie werden reflektiert und kehren zur eingangsseitigen
Lochblende zurück, deren Barriere sie aber ebenfalls nicht mehr übersteigen
können. Ist die Dämpfung der Ionenenergie durch
einen zu niedrigen Druck des Dämpfungsgases sehr klein,
so kann in üblicher Weise der Einfang verbessert werden,
indem die ausgangsseitige Barriere etwas höher gewählt
wird als die eingangsseitige, beispielsweise durch eine höhere
Gleichspannung an der Lochblende, oder indem die Höhe beider
Barrieren dynamisch laufend erhöht wird. Die dynamische
Erhöhung muss beendet werden, bevor die gleichfalls zu
erhöhenden Einschussenergien der Ionen zu Stoßfragmentierungen
führen, kann aber nach Dämpfung der Ionen wiederholt
werden.
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In
diesem ersten Verfahren werden nach Thermalisierung der eingebrachten
Ionen der ersten Ionensorte dann die Gleichspannungsbarrieren durch
Pseudopotentialbarrieren ersetzt, um die zweite Ionensorte einzubringen.
Die zweite Ionensorte, die eine andere Polarität hat als
die erste, wird nun über die Pseudopotentialbarriere hinüber
geschoben. Dazu wird ihnen durch die Differenz zwischen dem Achsenpotential
des vorausgehenden Ionenführungssystems und dem Gleichspannungspotential der
Lochblende eine solche Energie gegeben, dass sie die Pseudopotentialbarriere übersteigen
können. Da die Ionen dabei mit der Frequenz der zweiten Hochfrequenzspannung
durchgeschüttelt werden, muss auch hier die Höhe
der Barriere so niedrig wie möglich gewählt werden,
um Stoßfragmentierung zu vermeiden. Da die Höhe
der Barriere für die Ionen massenabhängig ist,
muss für jede Ionensorte ein optimale Höhe gewählt
werden. Beim Abstieg von der Barriere erhalten die Ionen zusätzliche
kinetische Energie. Haben die Ionen den Innenraum der Ionenfalle
erreicht, so werden sie allerdings sehr schnell thermalisiert, weil
die bereits gespeicherten Ionen entgegengesetzter Polarität
mit ihrem großen Wirkungsquerschnitt für richtungsändernde
Vorbeiflüge beträchtlich zu einer schnellen Thermalisierung
beitragen.
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In
einem zweiten Verfahren werden beide Arten von Ionen über
die Pseudopotentialbarriere hinweg eingebracht. Dabei ist es zweckmäßig,
zuerst die leichteren Ionen einzubringen.
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Für
die Bestimmung der Zeiten für eine optimale Befüllung
der Reaktions-Ionenfalle gibt es verschiedene bekannte Verfahren,
auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Die Füllzeiten
bewirken eine Füllung mit einer optimalen Anzahl von Elternionen.
Dabei wird im Wesentlichen die Zahl der Ladungen innerhalb der Ionenfalle
gesteuert; für ein optimales Verhalten bei der Spektrennahme
spielen auch noch andere Parameter eine Rolle, doch soll hier auf
Einzelheiten nicht eingegangen werden. Für die Befüllung
mit negativen Ionen ist dagegen im Allgemeinen nur ein einziges
Mal eine optimale Befüllungszeit zu ermitteln, da immer
etwa die gleiche Menge an negativen Ionen gebraucht wird, um mit
einer feststehenden Anzahl von positiven Elternionen optimal zu
reagieren.
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Die
lineare Reaktions-Ionenfalle, die der Erfindung zugrunde liegt,
kann vielfältig verfeinert werden. So können beispielsweise
gewölbte Lochblenden eingesetzt werden, die die axial wirkende
Barriere verstärken, so dass für die zweite Hochfrequenz eine
geringere Spannung gewählt werden kann. Gewölbte
Lochblenden können dabei der Form von Endkappenelektroden
für dreidimensionale Ionenfallen ähnlich gemacht
werden.
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Es
können jedoch an den Enden der Polstäbe Abschlusselektroden
in Form von Lochblenden auch völlig fehlen; als Abschlusselektroden
können dann, wie in 4 dargestellt,
die Polstäbe von anschließenden Ionenführungssystemen
dienen, also die Polstäbe von anschließenden Multipol-Stabsystemen,
die die Ionen der linearen Reaktions-Ionenfalle zuführen
oder die Produktionen dem Massenanalysator zuleiten.
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Die
Polstäbe der linearen Reaktions-Ionenfalle können
auch mit einer isoliert aufgebrachten Schicht hochohmigen Materials
versehen sein. Es ist dann möglich, durch an sich bekannte
Schaltungen einen Gleichspannungsgradienten längs der Achse der
Ionenfalle zu erzeugen. Es sind dafür Spannungszuführungen
an jeweils beiden Enden der Polstäbe notwenig. Wird nach der
Reaktionsperiode dieser Spannungsgradient eingeschaltet, so werden
die positiven Produktionen und die restlichen negativen Reaktantionen
auseinander getrieben und getrennt den beiden Enden der Ionenfalle
zugeführt; die Reaktionen können damit zu einem
günstigen Zeitpunkt schnell abgebrochen und die Produktionen
beschleunigt dem Massenanalysator zugeführt werden. Ein solcher
Spannungsgradient kann aber auch bei der Befüllung der
Ionenfalle helfen. Mit ihm ist es möglich, die Ionenfalle
ohne Einschalten der axialen Pseudopotentialbarriere mit beiden
Ionensorten zu befüllen, weil die beiden Ionensorten getrennt
voneinander an den beiden Enden der Ionenfalle aufbewahrt werden
können, wenn die abschließenden Lochblenden mit
entsprechend einschließenden gegenpoligen Gleichspannungspotentialen
versorgt werden.
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Wird
statt der Gleichspannung an der hochohmigen Schicht eine Wechselspannung
angelegt, so können mit ihr Ionen zu axialen Schwingungen und
somit zu sachten Stößen mit dem Dämpfungsgas
gezwungen werden. Solche Energiezufuhr durch relativ energiearme
Stöße ist bei der Elektronentransfer-Dissoziation
manchmal notwendig, um nach der Übertragung eines Elektrons
steckengebliebene Dissoziationsreaktionen zu vollenden.
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Es
kann die Ionenfalle aber auch durch segmentierte Polstäbe
in Teilstrecken segmentiert werden, in denen sich jeweils verschiedene
Achsenpotentiale einstellen lassen. Eine segmentierte Ionenfalle
lässt sich mit den Techniken nach dem Stande der Technik
befüllen.
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Ein
elektronisch beschlagener Fachmann kann zusätzlich zu den
beiden Hochfrequenzspannungen, die der Erfindung zugrunde liegen,
weitere Anregungsspannungen an die Polstäbe anlegen, um mit
ihnen Ionen radial anzuregen. Solche radialen Anregungen können
für zusätzliche Stoßprozesse verwendet
werden, wie sie beispielsweise für steckengebliebene Dissoziationsreaktionen
gebraucht werden.
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Mit
solchen radialen Anregungsspannungen können auch gezielt
Ionen ausgewählter Massen durch Anregung in Resonanz aus
der Ionenfalle herausgeworfen werden. Damit wird es beispielsweise möglich,
die zu fragmentierenden Elternionen auszuwählen und zu
isolieren, bevor die Reaktantionen eingeführt werden.
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Die
negativen Reaktantionen (Radikalanionen) für die Elektronentransfer-Dissoziation
werden in einer bevorzugten Ausführungsform in besonderen Elektronen-Anlagerungs-Ionenquellen
(24) erzeugt, die, wie in 5 gezeigt,
in das Vakuumsystem des Massenspektrometers eingebaut werden. Die
Reaktantionen können dann in ein Ionenführungssystem (26)
aus der Kette von Ionenführungssystemen (23, 26, 28, 30)
eingespeist, die auch die positiven Analytionen zur Re aktionszelle
bringen. Die Verwendung einer besonderen Elektronen-Anlagerungs-Ionenquelle
(24) ist besonders bequem, da sie stets vorhanden ist und
betriebsbereit gehalten werden kann. Sie kann optimal auf die Herstellung
von radikalen Anionen einer bevorzugten Substanz eingerichtet werden.
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Es
wurde jedoch auch schon mehrfach gezeigt, dass Radikalanionen von
geeigneten Substanzen in üblichen Elektrosprüh-Ionenquellen
hergestellt werden können. Diese müssen mit Sprühspannungen
für die Erzeugung von negativen Ionen betrieben werden.
Es gibt bereits Elektrosprüh-Ionenquellen mit mehreren
Sprüheinrichtungen, wie beispielsweise (20) und
(22) in 5, so dass kein Umschalten der
Flüssigkeitszufuhr notwendig ist.
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In
einer oben zitierten Arbeit wurde gezeigt, dass es möglich
ist, in einer Elektrosprüh-Ionenquelle nichtradikale Anionen
bestimmter Substanzen herzustellen, die dann erst in einer Stoßzelle
zu radikalen Tochteranionen fragmentiert werden, in der Regel durch
eine Abspaltung von Kohlendioxid aus einer Säuregruppe.
Auch dieses Verfahren lässt sich in einem Massenspektrometer
nach 5 durchführen.
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Die 5 zeigt
ein Flugzeitmassenspektrometer mit orthogonalem Ioneneinschuss,
das in der Kette der Ionenführungssysteme (23, 26, 28, 30, 32, 34)
eine Reaktions-Ionenfalle (32) mit Zuleitung (35) für
ein besonderes Dämpfungsgas besitzt. Die Elektrosprüh-Ionenquelle
ist mit zwei Sprüheinrichtungen (20) und (21)
versehen und kann aus geeigneten Lösungen positive und
negative Ionen erzeugen, ohne dass der Lösungszufluss umgeschaltet
werden muss.
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Die
Ionen werden von der Einlasskapillare (22) zusammen mit
Schutzgas ins Vakuumsystem gesaugt, vom Ionentrichter (23)
gesammelt und durch die Lochblende in der Wand (25) dem
Ionenführungssystem (26) zugeführt. Die
Ionen können im Quadrupolfilter (28) nach Masse
selektiert und über das weitere Ionenführungssystem
(30) der Reaktions-Ionenfalle (32) zugeführt
werden.
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Als
Reaktantionen können Ionen aus einer der beiden Elektrosprüh-Einrichtungen
(20) oder (21) dienen, oder aber Ionen aus der
Elektronen-Anlagerangs-Ionenquelle (24), die in das Ionenführungssystem
(26) eingefüttert werden können.
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Nach
der Reaktionsperiode können die Reaktionsprodukte über
das Ionenführungssystem (34) in bekannter Weise
dem Pulser (36) des Flugzeitmassenspektrometers zugeführt
werden. Der Betrieb von Flugzeitmassenspektrometern mit orthogonalem Ioneneinschuss
ist dem einschlägigen Fachmann gut bekannt. Aus dem Ionenstrahl
pulst der Pulser (36) einen Abschnitt des Ionen strahls
senkrecht zur Flugrichtung aus, formt ihn zum Ionenstrahl (37),
der durch den energiefokussierenden Reflektor (39) nach
Massen hoch aufgelöst auf den Detektor (40) geschickt
wird.
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Die
Ionenführungssysteme dienen zur Führung der Ionen
durch die verschiedenen Kammern (25, 27, 29, 31 und 33)
eines differentiellen Pumpsystems mit den Pumpen (41) bis
(46). Das differentielle Pumpsystem stellt in den verschiedenen
Kammern die jeweils notwendigen Drucke her.
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Ein
Verfahren zur Aufnahme eines Fragmentionenspektrums erfordert es
im Allgemeinen, dass zunächst ein erstes Massenspektrum
der unfragmentierten Analytionen aufgenommen wird und eine Übersicht über
die Verdaupeptide gibt. Soll jetzt ein Peptid auf seine Sequenz
aus Aminosäuren hin untersucht werden, so befüllt
man die Reaktions-Ionenfalle mit dreifach, vierfach oder fünffach
geladenen Ionen dieses Peptids, wobei man die Ionensorte im Massenfilter
(28) aussucht und isoliert. Die Anzahl der Ladungen erkennt
man am Abstand der Isotopenlinien voneinander, der beispielsweise
für dreifach geladene Ionen genau 1/3 atomare Masseneinheit
beträgt.
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Die
mehrfach geladenen Elternionen für die Fragmentierung,
werden durch eine kurze Wartezeit von einigen Millisekunden durch
das Stoß- oder Dämpfungsgas, das über
die Zuleitung (35) eingefüllt wird, wieder in
das Zentrum der Reaktions-Ionenfalle (32) hinein abgebremst.
Als Stoßgas wird in Reaktions-Ionenfallen meist Stickstoff,
manchmal aber auch Helium, mit einem Druck von etwa 10–2 Pascal verwendet;
der Druck kann in Sonderfällen auch bis zu zwei Größenordnungen
höher gewählt werden. Die mehrfach geladenen Elternionen
bilden dort eine kleine fadenförmige Wolke, deren Durchmesser
von der Anzahl der gespeicherten Ionen, aber auch von der Höhe
der Hochfrequenzspannung für den radialen Einschluss abhängt.
Sie kann bei niedriger Hochfrequenzspannung und hoher Anzahl von
20000 bis 50000 eingefüllten Elternionen durchaus etwa
ein bis zwei Millimeter betragen.
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Sodann
werden die negativ geladenen Radikalanionen hinzugefügt.
Diese Ionen werden hier in einer gesonderten Ionenquelle (24)
für negative chemische Ionisierung erzeugt und zu einer
Ionenweiche geführt, wo sie in das Ionenleitsystem (26)
eingefädelt werden. Die Ionenweiche besteht in der hier
gezeigten Ausführung einfach aus einer Verkürzung zweier
Stäbe des stabförmigen Ionenleitsystems (26).
Besonders günstig für diese sehr einfache Art einer
Ionenweiche ist es, wenn das Ionenleitsystem als Hexapol- oder Oktopol-Stabsystem
ausgeführt ist. Diese Ionenweiche kann die Analytionen
der Elektrosprüh-Ionenquelle (20, 21)
bei geeigneten Spannungen an der in der Wand (25) eingefügten Blende
ungehindert durchlassen, mit anderen Spannungen werden die negativen
Radikalanionen aus der Ionenquelle (24) in das Ionenleitsystem
(26) hinein reflektiert. Über dieses Ionenführungssystem
(26) und weitere Ionenführungssysteme (28)
und (30) gelangen sie zur Reaktions-Ionenfalle (32)
und werden dort wie oben beschrieben eingespeichert. Sie reagieren
dabei sofort (innerhalb einiger Zehn Millisekunden) mit den positiven
Elternionen unter meist spontanem Zerfall.
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Die
Reaktions-Ionenfalle mit dem erfindungsgemäßen
Betrieb zum Speichern von Ionen beider Polaritäten lässt
sich aber nicht nur für die Fragmentierung durch Elektrontransfer-Dissoziation verwenden,
sondern auch für ergodische Fragmentierungen. So kann durch
Einschießen mit genügend kinetischer Energie ein
Zerfall durch genügend viele Stöße mit
den Stoßgasmolekülen bewirkt werden, wobei in
jedem Stoß die innere Energie der Ionen ein wenig erhöht
wird. Diese Stoßfragmentierung hat aber auch Nachteile:
so ist insbesondere der Massenbereich für die Fragmentionen
stark eingeschränkt, und es können schwere Ionen
kaum fragmentiert werden, da bei ihnen die Kühlung durch
das Stoßgas überwiegt.
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Es
sind jedoch auch andere Arten von ergodischen Fragmentierungen möglich.
So kann beispielsweise durch den Einbau einer weiteren entsprechenden
Ionenquelle für die Erzeugung von negativen Jodionen in
die Apparatur nach 5 eine ergodische Fragmentierung
von positiv geladenen Protein-Elternionen herbeigeführt
werden. Durch den Einschuss dieser Jodionen in die Reaktions-Ionenfalle
werden die stationär gespeicherten Elternionen so gestoßen,
dass sie in jedem Stoß größere Energiemengen
aufnehmen und so relativ rasch zum ergodischen Zerfall gelangen.
Es kann hiermit ein Fragmentionenspektrum hoher Qualität
mit großem Massenbereich aufgenommen werden. Auch die Fragmentierung
von Proteinionen mit physikalischer Masse über etwa 3000
Dalton ist möglich. Es stehen somit in diesem Tandem-Massenspektrometer
beide Arten der Fragmentierung in jeweils hoher Qualität zur
Verfügung; ideal für die Untersuchung von posttranslationalen
Modifikationen und vielen anderen Struktureinzelheiten.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 102005004324 [0010]
- - US 2005/0199804 A1 [0010]
- - US 5572035 A [0018]
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- - US 7227130 B2 [0023]
- - US 7288761 B2 [0024]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - „Electron-Transfer
Reagent Anion Formation via Electrospray Ionization and Collision-Induced
Dissociation”, T.-Y. Huang et al., Anal. Chem. 2006, 78,
7387–7391 [0012]
- - Review-Artikel von Y. Xia und S. A. McLuckey: „Evolution
of Instrumentation for the Study of Gas-Phase Ion/Ion Chemistry
via Mass Spectrometry”, J Am Soc Mass Spectrom 2008, 19, 173–189 [0019]