DE10034074A1 - Verbesserte Tochterionenspektren mit Flugzeitmassenspektrometern - Google Patents
Verbesserte Tochterionenspektren mit FlugzeitmassenspektrometernInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft Verfahren und Gerät zur Messung von Tochterionenspektren (auch Fragmentionenspektren oder MS/MS-Spektren genannt) in Reflektor-Flugzeitmassenspektrometern mit Nachbeschleunigung selektierter Eltern- und Tochterionen durch Anheben des Potentials eines "Potentialfahrstuhls" während des Durchflugs der Ionen. DOLLAR A Die Erfindung besteht darin, dass der Potentialfahrstuhl mit einer Einrichtung zur Geschwindigkeitsfokussierung durch verzögert einschaltende Beschleunigung ausgestattet ist, wodurch es möglich wird, eine gleichzeitige Geschwindigkeitsfokussierung der Ionen aller Massen eines Spektrums am Detektor zu erreichen. Zusätzlich kann durch eine zeitliche Veränderung der Nachbeschleunigungspotentiale nach dem verzögerten Einschalten die Einstellung des Massenspektrometers für die gleichzeitige Geschwindigkeitsfokussierung der Ionen aller Massen eines Spektrums am Detektor erleichtert werden.
Description
Die Erfindung betrifft Verfahren und Gerät zur Messung von Tochterionenspektren (auch
Fragmentionenspektren oder MS/MS-Spektren genannt) in Reflektor-Flugzeitmassenspek
trometern mit Nachbeschleunigung selektierter Eltern- und Tochterionen durch Anheben des
Potentials eines "Potentialfahrstuhls" während des Durchflugs der Ionen.
Die Erfindung besteht darin, dass der Potentialfahrstuhl mit einer Einrichtung zur Geschwin
digkeitsfokussierung durch verzögert einschaltende Beschleunigung ausgestattet ist, wodurch
es möglich wird, eine gleichzeitige Geschwindigkeitsfokussierung der Ionen aller Massen eines
Spektrums am Detektor zu erreichen. Zusätzlich kann durch eine zeitliche Veränderung der
Nachbeschleunigungspotentiale nach dem verzögerten Einschalten die Einstellung des Mas
senspektrometers für die gleichzeitige Geschwindigkeitsfokussierung der Ionen aller Massen
eines Spektrums am Detektor erleichtert werden.
In einem Flugzeitmassenspektrometer können die Masse-zu-Ladungsverhältnisse m/z der Ionen
aus ihrer Flugzeit bestimmt werden. Auch wenn es sich in der Massenspektrometrie immer nur
um die Messung des Verhältnisses m/z von Masse zu Ladung handelt, wobei z die Anzahl der
Elementarladungen ist, die das Ion trägt, wird im Folgenden der Einfachkeit halber immer nur
von der Masse m und ihrer Bestimmung gesprochen. Da viele Ionisierungsarten, wie zum Bei
spiel MALDI, ganz überwiegend nur einfach geladene Ionen liefern (z = 1), fällt für diese Ioni
sierungsarten der Unterschied praktisch fort.
In einem Flugzeitmassenspektrometer, das mit einem Ionenselektor und einem geschwindig
keitsfokussierendem Reflektor ausgestattet ist, können Tochter- oder Fragmentionenspektren
der durch den Ionenselektor auf Grund ihrer Flugzeit selektierten Elternionen gemessen wer
den. Der Zerfall der Elternionen in Tochter- oder Fragmentionen kann durch den Eintrag von
Überschussenergie bei der Ionisierung (so genannte PSD-Spektren, "Post Source Decay") oder
durch andere Prozesse, beispielsweise durch Stoßfragmentierung (so genannte CID-Spektren,
"Collisionally Induced Decomposition"), bewirkt werden.
Als geschwindigkeitsfokussierender Reflektor hat sich der zweistufige Ionenreflektor nach
Mamyrin weitgehend durchgesetzt. In der ersten Bremsstufe des Reflektors werden die Ionen
stark abgebremst, in der zweiten Bremsstufe nur schwach. In das lineare, relativ schwache
Bremsfeld der zweiten Stufe des Reflektors dringen schnellere Ionen weiter ein als langsamere
und legen daher einen längeren Weg zurück, der bei richtiger Einstellung der beiden Bremsfel
der die schnellere Fluggeschwindigkeit der Ionen aus einem Primärfokus so kompensieren
kann, dass sie genau im Sekundärfokus wieder gleichzeitig eintreffen. Die Fokuslänge der Ge
schwindigkeitsfokussierung ist energieabhängig.
Treten die Elternionen und die aus ihnen durch Zerfall entstandenen Tochterionen gleichzeitig
und mit gleicher Geschwindigkeit, also mit massenabhängig verschiedenen Energien, in den
Reflektor ein, werden sie im Reflektor durch ihre verschiedenen Energien massendispergiert.
Die Methode des Nachweises von Tochter- oder Fragmentionen durch solche Reflektoren hat
aber gravierende Nachteile. Es können mit einigermaßen guter Fokussierung immer nur Ionen
eines relativ kleinen relativen Energiebereiches nachgewiesen werden, in den normalen Ausfüh
rungen kommerziell erhältlicher Geräte etwa 25 bis 30 Prozent des Energiebereichs. Der
Grund hierfür ist, daß die Ionen auf jeden Fall das erste Bremsfeld passieren müssen, um ge
schwindigkeitsfokussiert reflektiert werden zu können. Dieses erste Bremsfeld verbraucht aber
bereits gut 2/3 der originalen Beschleunigungsenergie. Das heißt, von Elternionen einer Aus
gangsmasse von 3200 atomaren Masseneinheiten können in einem ersten Fragmentionen
spektrum nur Fragmentionen von etwa 2400 bis 3200 atomaren Masseneinheiten, in einem
zweiten (bei reduzierter Reflektorspannung) nur Fragmentionen zwischen 1800 bis 2400 Mas
seneinheiten, in einem dritten Spektrum zwischen 1350 bis 1800 Masseneinheiten aufgenom
men werden, und so weiter. Für ein Peptid mittlerer Größe sind so etwa 10 bis 15 Spektren
aufzunehmen, wenn das ganze Fragmentionenspektrum gemessen werden soll. Alle diese
Spektren müssen durch ein kompliziertes Massenkalibrierverfahren aufeinander abgestimmt
werden. Nur dann können diese Teilspektren im Datensystem zu einem künstlich erzeugten
Kompositspektrum zusammengesetzt werden.
In der Offenlegungsschrift DE 198 56 014 A1 sind nun Wege zur Aufzeichnung von Tochter
ionenspektren in einem Flugzeitmassenspektrometer mit zweistufigem Reflektor in einer einzi
gen Spektrenaufnahme vorgeschlagen worden. Don sind auch weitere Erklärungen über PSD,
CID, die Ionisierungsmethode MALDI (Matrix Assisted Laser Desorption and Ionization) und
die Geschwindigkeitsfokussierung durch verzögert einsetzende Beschleunigung zu finden.
Eines der vorgeschlagenen Verfahren besteht darin, die Ionen in einer Ionenquelle mit verzö
gert einsetzender Beschleunigung nur relativ gering zu beschleunigen, sie in einer ersten Drift
strecke zerfallen zu lassen, sie während des Durchflugs durch eine kleine Potentialzelle (einen
"Potentialfahrstuhl" oder "Potentiallift") sehr schnell auf ein zweites Beschleunigungspotential
anzuheben und sie in einer nachfolgenden zweiten Beschleunigungsstrecke zu einer zweiten
Driftstrecke hin zu beschleunigen. Die zweite Driftstrecke kann sich auf demselben Potential
befinden wie die erste Driftsdtrecke, vorzugsweise werden beide Driftstrecken auf Erd- oder
Massepotential betrieben. In der zweiten Driftstrecke haben dann sehr leichte Ionen eine Min
destenergie, die das zweite Beschleunigungspotential liefert; die unzerfallenen Elternionen ha
ben eine Maximalenergie, die der Summe aus zweiter und erster Beschleunigung entspricht.
Kann ein Reflektor Teilchen mit Energieabweichungen reflektieren, die etwa 30% der Maxi
malenergie entsprechen und liefert das zweite Beschleunigungspotential etwa 70% der ge
samten Energie, so kann nunmehr der Reflektor alle Tochterionen gleichzeitig reflektieren; es
ist damit die Aufnahme des gesamten Tochterionenspektrums möglich.
Dabei kann der Potentialfahrstuhl selbst als Selektor für die Auswahl der Elternionen für das
Tochterionenspektrum benutzt werden; es kann aber auch ein zusätzlicher Selektor verwendet
werden, der gewöhnlich eine bessere Zeitauflösung für die Elternionen bietet, also für die Ab
trennung anderer potentieller Elternionen ähnlicher Massen.
Diese sehr einfache Anordnung hat jedoch immer noch Nachteile. Erstens lässt sich die Mas
senauflösung durch die Geschwindigkeitsfokussierung der verzögert einsetzenden Beschleuni
gung in der Ionenquelle nur in einem Punkt des Spektrums einigermaßen gut einstellen; bei
allen anderen Massen ist sie sehr schlecht. Zweitens hat das Tochterionenspektrum insgesamt
keine besonders gute Massenauflösung und damit auch kein gutes Signal-zu-Rausch-Ver
hältnis.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Verbesserung der Aufnahme von Tochter
ionenspektren mit einem "Potentialfahrstuhl" zu finden, wobei sich die Verbesserung auf die
Massenauflösung, das Signal-zu-Rausch-Verhältnis und die Nachweisempfindlichkeit für alle
Massen des Spektrums beziehen soll.
Es ist der Grundgedanke der Erfindung, ein Beschleunigungsfeld zwischen den beiden Gittern
des Potentialfahrstuhls selbst oder in einer anschließenden Beschleunigungsstrecke verzögert
so einzuschalten, dass in Verbindung mit einer willkürlich herzustellenden Korrelation von Ort
und Geschwindigkeit der Ionen jeweils einer Masse nach dem bekannten Prinzip von Wiley und
McLaren eine Geschwindigkeitsfokussierung für diese Ionen erreicht wird. Es können sich
dabei auch mehr als eine Beschleunigungsstrecke an den Potentialfahrstuhl anschließen, um
nicht die gesamte Spannung schalten zu müssen.
Es kann dabei ausgenutzt werden, dass man den Ort der Geschwindigkeitsfokussierung der
Ionen, die durch ein verzögert eingeschaltetes Beschleunigungsfeld in der Ionenquelle erzeugt
wird, nicht genau in den Potentialfahrstuhl legt, sondern im Potentialfahrstuhl eine Ortsvertei
lung der Ionen gleicher Masse, aber verschiedener Geschwindigkeiten, erzeugt.
Dabei ist es besonders günstig, zwischen Ionenquelle und Potentialfahrstuhl einen Ionenselek
tor anzuordnen, auf den die Geschwindigkeitsfokussierung für die Elternionen aus der verzö
gert einsetzenden Beschleunigung der Ionenquelle gerichtet ist. Es muss dabei zwischen Ionen
selektor und Potentialfahrstuhl ein bestimmter Abstand eingehalten werden, damit die Ionen
beim Eintritt in den Potentialfahrstuhl auf Grund ihrer verschiedenen Geschwindigkeiten wie
der auseinandergelaufen sind. Diese Korrelation von Ort und Geschwindigkeit der Ionen ist es
ja, die bei verzögert einschaltender Beschleunigung eine Geschwindigkeitsfokussierung be
wirkt.
Zusammen mit einer entsprechenden Einstellung der Potentiale an einem zweistufigen Reflek
tor kann dabei erreicht werden, dass im selben Spektrum sowohl für die Elternionen wie auch
für die aus ihnen entstehenden Fragmentionen aller Massen eine Geschwindigkeitsfokussierung
beim Aufprall auf den Detektor erreicht wird, wodurch sich eine hohe Massenauflösung über
das gesamte Spektrum hinweg ergibt. Die Fokuslängenverhältnisse für die Geschwindigkeits
fokussierung leichter und schwerer Ionen lassen sich in einem zweistufigen Reflektor durch die
Wahl der Potentiale und die Geometrie des Reflektors in Grenzen beliebig einstellen.
Die günstigste Einstellung kann durch Variation der Abstände der Ionenquelle zu Selektor,
Potentialfahrstuhl, zweistufigem Reflektor und Detektor, durch Variation der Spannungen an
Reflektor und Potentialfahrstuhl, und durch die Variation der Verzögerungszeit der Nachbe
schleunigung durch den Potentialfahrstuhl oder seiner Beschleunigungsfelder gefunden werden.
Die Einstellung verlangt dabei einen hohen experimentellen Aufwand. Die Simulation durch
entsprechende Simulationsprogramme verlangt einen ähnlichen Aufwand.
Es ist daher ein weiterer Gedanke der Erfindung, die schwierig durchzuführenden mechani
schen Abstandsänderungen durch die Einführung weiterer, an sich redundanter, elektronisch
steuerbarer Parameter zu erleichtern. Diese weitere Erfindungsidee besteht darin, die Spannun
gen an den Beschleunigungsstrecken des Potentialfahrstuhls nach dem Einschalten der
Beschleungung zeitlich so veränderlich zu machen, dass die Ionen aller Massen durch den Re
flektor gleichzeitg geschwindigkeitsfokussierend auf den Detektor abgebildet werden.
Normalerweise bewirkt die verzögert einschaltende Beschleunigung immer, dass leichte Ionen
eine kürzere Wegstrecke bis zu ihrer Geschwindigkeitsfokussierung zeigen als schwerere Io
nen. Eine solche Verteilung der Fokusorte für die Geschwindigkeiten der Ionen verschiedener
Masse kann jedoch durch einen nachfolgenden Reflektor nur unter günstigen geometrischen
Verhältnissen aller Abstände im Massenspektrometer geschwindigkeitsfokussierend auf den
Detektor abgebildet werden. Mit normaler Einstellung besitzt der Reflektor ebenfalls für leich
tere Ionen eine kürzere Fokuslänge der Geschwindigkeitsfokussierung. Eine solche Einstellung
des Reflektors verlangt für die leichten Ionen einen Zwischenfokus der Geschwindigkeiten
näher am Reflektor als für schwerere Ionen, um die Ionen aller Massen gleichzeig am Detektor
geschwindigkeitsfokussieren zu können; die verzögert einsetzende Beschleunigung im Potenti
alfahrstuhl liefert aber eine Verteilung der Geschwindigkeitsfokuspunkte, bei der die schwere
ren Ionen näher am Reflektor liegen.
Durch eine zeitliche Veränderung der Beschleunigungsfelder am Potentialfahrstuhl nach dem
verzögerten Enschalten der Beschleunigung kann man jedoch erreichen, dass sich die Vertei
lung der Zwischenfokusorte umkehrt: die leichten Ionen werden nach längerer Wegstrecke
geschwindigkeitsfokussiert, also näher am Reflektor, als die schwereren Ionen.
Dabei kann man ausnutzen, dass sich die Fahrstuhl- und Beschleunigungsspannungen durch
Zuleitungsinduktivitäten und Streukapazitäten nicht im Nanosekundenmaßstab momentan
schalten lassen, sondern immer eine Zeitkonstante besitzen und mehr oder weniger ein expo
nentielles Einkriechen in den Endwert zeigen. Ein gezieltes Zuschneidern dieser Zeitkonstanten
und Einschwingvorgänge reicht bereits aus, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Für noch
bessere Ergebnisse kann die Zeitkonstante auch einstellbar gemacht werden.
Es lässt sich damit erreichen, dass die Eltern- und Fragmentionen im Massenbereich von 60 bis
3000 atomaren Masseneinheiten gleichzeitig isotopenaufgelöst gemessen werden können. Die
ser Massenbereich ist besonders für die Strukturaufklärung von Peptiden interessant. Durch die
gute Massenauflösung werden die nunmehr schlankeren Massensignale gleichzeitig auch we
sentlich höher und zeigen somit ein verbessertes Verhältnis von Signalhöhe zum Rauschen.
Durch die schlanken, hohen Massensignale, die sich besser aus dem Untergrundrauschen he
rausheben, wird gleichzeitig auch eine bessere Nachweisempfindlichkeit erreicht.
Die Abb. 1 zeigt eine Ausführung des Flugzeitmassenspektrometers nach dieser Erfin
dung mit einer Ionenquelle (1) und zwei Beschleunigungsstrecken, die durch die Gitter (2) und
(3) gebildet werden. Ein Ionenselektor (4) erlaubt die Auswahl der gewünschten Ionen. Der
Potentialfahrstuhl besteht zunächst aus den beiden Gittern (5) und (6), die sich in diesem Bei
spiel auf gleichem Potential befinden, das sich beim Durchflug der gewünschten Ionen auf eine
hohe Spannung schalten lässt. Auch hier gibt es zwei Beschleunigungsstrecken, die durch die
Gitter (7) und (8) gebildet werden, und die erfindungsgemäße Geschwindigkeitsfokussierung
der Ionen erzeugen lassen. Im Fall dynamischer Geschwindigkeitsfokussierung lässt sich eine
Reihenfolge der Fokusorte für die Geschwindigkeiten erzeugen, die für schwere Ionen (9) nah
am Fahrstuhl, für mittelschwere Ionen (10, 11) weiter weg, und für leichte Ionen (12) noch
weiter in Richtung Reflektor liegen. Der zweistufige Reflektor wird hier aus den Gittern (13),
(14) und (15) gebildet, er fokussiert die Ionen auf den Detektor (16).
Abb. 2 zeigt ein Spektrum von Tochterionen eines Peptids (Angiotensin II) mit einer
Auflösung aller isotopen Massensignale im Spektrum durch eine Einstellung des Massen
spektrometers nach Anspruch 4.
Die Ionen werden in der Ionenquelle (1, 2, 3) mit einer nur mäßigen Energie, beispielsweise
nur mit 5 Kilovolt, beschleunigt. Dadurch fliegen sie in der ersten feldfreiene Driftstrecke zwi
schen der Ionenquelle (1, 2, 3) und dem Potentialfahrstuhl (S. 6, 7, 8) relativ langsam, viele der
Ionen können durch ihre bei der Ionisierung erhaltene Überschussenergie zerfallen. Wird bei
spielsweise MALDI für die Ionisierung eingesetzt, so kann durch eine geringe Erhöhung der
Laserleistung eine starke Erhöhung dieser Zerfälle erreicht werden.
Die verzögert einsetzende Beschleunigung zwischen den Gittern (1) und (2) der Ionenquelle
wird so eingestellt, dass die auszuwählenden Elternionen genau im Ionenselektor (4) ge
schwindigkeitsfokussiert werden. Damit ergibt sich eine gut zeitaufgelöste Ionenselektion für
Eltern- und Tochterionen.
Die Ionenquelle muss aber nicht mit Gittern aufgebaut werden, es gibt hervorragend arbeitende
Ionenquellen vollkommen ohne Gitter; auch ein Potentiallift ohne Gitter ist möglich.
Die selektierten Elternionen und ihre zerfallenen Fragmentionen treten beim Weiterflug in die
erste Strecke des Potentialfahrstuhls zwischen den Gittern (5) und (6) ein, die in diesem Bei
spiel miteinander kurzgeschlossen sind und sich auf dem Potential der ersten Driftstrecke be
finden. Gitter (7) befindet sich währenddessen auf einem einstellbaren Nachbeschleunigungs
potential von etwa 15 Kilovolt; Gitter (8) befindet sich fest auf Erdpotential, dem Potential der
zweiten Driftstrecke nach dem Potentialfahrstuhl. Die Gitter (5) und (6) des Potentialfahrstuhls
werden im Moment des Durchfluges der Ionen durch ihren Zwischenraum auf das hohe Poten
tial der Nachbeschleunigung von etwa 15 Kilovolt geschaltet.
Die selektierten Ionen fliegen nun nach Abschluss des Potentialschaltens in den hier feldfrei
gewählten Zwischenraum zwischen den Gittern (6) und (7) hinein, dabei sind die schnelleren
Ionen aller Massen vorn, die langsameren kommen nach. Es herrscht eine Korrelation von Ort
und Geschwindigkeit der Ionen, die als Grundlage für eine Geschwindigkeitsfokussierung
durch die nachfolgend einsetzende Beschleunigung durch ein elektrisches Feld dient.
Die durch diese Geschwindigkeitsfokussierung erreichten Zwischenfokuspunkte können unter
günstiger geometrischer Anordnung aller Funktionselemente des Massenspektrometers vom
Reflektor für Ionen aller Massen auf den Detektor geschwindigkeitsfokussiert werden. In
Abb. 2 ist ein so gewonnenes Tochterionenspektrum gezeigt. Dieses Spektrum zeigt eine
Auflösung der isotopen Massensignale über den gesamten Massenbereich des Spektrums. Eine
solche Einstellung des Massenspektrometers ist allerdings schwierig.
Man kann daher durch eine zusätzliche Veränderung der Beschleunigungspotentiale des Po
tentialfahrstuhls nach dem Einschalten der Beschleunigungsfelder eine weitere Einstellung vor
nehmen, die die Anordnung der Geschwindigkeitszwischenfokuspunkte so beeinflusst, dass sie
leichter vom Reflektor auf den Detektor abgebildet werden können.
Dazu wird beispielsweise wird das Potential des Gitters (7) nach dem Eintritt der Ionen aus
dem Potentialfahrstuhl in den Raum zwischen den Gittern (6) und (7) mit vorgegebener Ge
schwindigkeit abgesenkt: die Nachbeschleunigung beginnt zu greifen. Dadurch werden die
leichten Ionen insgesamt sehr schnell beschleunigt, sie verlassen den Raum zwischen den Git
tern (6) und (7) sehr früh. Dadurch ist die Beschleunigungsdifferenz zwischen langsamen und
schnellen leichten Ionen nicht allzu hoch, sie sind erst nach einer längeren Strecke vom Poten
tiallift aus im Zwischenfokus (12) geschwindigkeitsfokussiert.
Die schwereren Ionen bleiben länger in der Beschleunigungsstrecke zwischen den Gittern (6)
und (7), sie erhalten wegen der weiteren Absenkung des Potentials des Gitters (7) eine höhere
Potentialdifferenz zwischen schnellen und langsameren Ionen und sind damit nach einer kürze
ren Strecke in ihrem Zwischenfokus (9) geschwindigkeitsfokussiert. Die Verteilung der Zwi
schenfokuspunkte (9, 10, 11, 12) für die Geschwindigkeitsfokussierung der Ionen kann damit
so eingestellt werden, dass die Ionen nach Reflektion im geschwindigkeitsfokussierenden Re
flektor genau alle am Ort des Detektors (16) wieder geschwindigkeitsfokussiert werden. Das
betrifft natürlich nur die Geschwindigkeitsfokussierung, die leichten Ionen kommen insgesamt
viel früher an als die schweren Ionen. Es kann somit ein gut massenaufgelöstes Massenspekt
rum aufgenommen werden.
Die Geschwindigkeit der Absenkung des Potentials am Gitter (7) kann bereits durch die Zeit
konstante des Schaltens, durch Induktivität der Zuleitung, durch Leitungswiderstände und
durch Streukapazitäten, insbesondere durch die Kapazität des Gitters (7), so eingestellt wer
den, dass der gewünschte Effekt erreicht wird. Auch ein exponentielles Annähern der Nachbe
schleunigungsspannung an den Gittern (5) und (6) an den Sollwert unterstützt diesen Effekt.
Auch die Zeitkonstante für das Schalten des Potentialfahrstuhls hilft, die Anordnung der Ge
schwindigkeitsfokuspunkte in die gewünschte Anordnung zu bringen.
Es kann aber auch, anders in Abb. 1 gezeigt, die Beschleunigung bereits zwischen den
Gittern (5) und (6) des Potentialfahrstuhls verzögert einsetzen, indem die beiden Gitter auf
zwei verschiedene Spannungen hochgeschaltet werden.
Nach Verlassen des Potentialfahrstuhls und seiner Beschleunigungsstrecken haben die leichten
Ionen nunmehr eine Energie von etwas über 15 Kiloelektronenvolt, die unzerfallenen Elternio
nen eine von 20 Kiloelektronenvolt; beides sehr günstig für den Nachweis in einem Sekundä
relektronenvervielfacher (SEV).
Durch einen gitterfreien Reflektor, der im Eingangsbereich auch eine raumfokussierende Kom
ponente hat, können dabei die leichten Ionen wie auch die schweren besser gemeinsam auf
einen kleinflächigeren Detektor gelenkt werden, als das in Abb. 1 mit gitterbesetztem
Reflektor gezeigt ist.
Die Zeit zum Durchfliegen des Fahrstuhls reicht aus, um das Potential zu schalten. Elternionen
der Masse 3000 atomare Masseneinheiten haben bei 5 Kilovolt kinetischer Energie eine Ge
schwindigkeit von etwa 4 Millimetern pro Mikrosekunde, Elternionen einer Masse von 750
atomaren Masseneinheiten legen etwa 8 Millimeter pro Mikrosekunde zurück. Ist der Fahrstuhl
etwa 20 Millimeter lang, so muß das Schalten mit einer Anstiegsgeschwindigkeit von etwa
einer halben Mikrosekunde geschehen. Das ist heute technisch möglich, wenn es auch besonde
rer Maßnahmen bedarf, die aber dem Elektronik-Fachmann bekannt sind. Die erfindungsgemä
ße Veränderung der Potentiale nach dem Einschalten erleichtert diese Aufgabe, da eine Annä
herung der Potentiale an die Sollwerte langsam erfolgen kann.
Die besonderen Vorteile dieses erfindungsgemäßen Verfahrens liegen in den folgenden Punk
ten:
- 1. Der größte Vorteil liegt im Zeitgewinn und in der sparsamen Ausnutzung der zur Verfü gung stehenden Probe, da für das vollständige Fragmentionenspektrum nur eine einzige Spektrenaufnahme erfolgt. Eine Spektrenaufnahme besteht dabei gewöhnlich aus etwa 20 bis 100 addierten Einzelspektren, die mit einer ebensolchen Anzahl von Laserschüssen ge wonnen werden.
- 2. Die Kalibrierkurve für die Massen braucht nur für ein einziges Spektrum aufgenommen zu werden, nicht für die bisherige Vielzahl von Fragmentspektren. Das Zusammenbasteln des Kompositspektrums entfällt.
- 3. Die leichten Fragmentionen erhalten eine größere Energie und lassen sich daher viel besser im Ionendetektor nachweisen. Die hier in der Regel gebrauchten Sekundärionen-Verviel facher können nur Ionen mit relativ hoher kinetischer Energie nachweisen.
- 4. Die Anordnung kann unter Umständen in existierende Massenspektrometer eingebaut wer den, selbst wenn diese Massenspektrometer zwischen Ionenquelle und Flugrohr ein Hoch vakuumventil besitzen und somit auf "potentialfreie" (auf Masse- oder Erdpotential befind liche) Flugstrecken festgelegt sind; dieser nachträgliche Einbau erfordert aber Abstriche an die Qualität der Tochterionenspektren, da die erforderlichen Fokuslängen nicht voll zur Verfügung stehen.
- 5. Die Ionenquelle kann für diesen Betrieb auf sehr viel niedrigerem Potential betrieben wer den.
Die Einrichtung des Fahrstuhls kann auch ausklappbar konstruiert werden. Dann kann der
Fahrstuhl, der immerhin mindestens drei Gitter trägt, für Zwecke hochempfindlicher Messung
der originären Gemischspektren aus dem Ionenstrahl herausgenommen werden.
Es muß aber nicht auf metastabile Ionen, also auf Ionen, die im Ionisierungsprozess eine Über
schussenergie mitbekommen haben, allein abgestellt werden. Es kann auch beispielsweise in die
erste feldfreie Flugstrecke zwischen der Blende (3) und dem Ionenselektor (4) eine Stoßzelle
mit einer Zufuhr von Stoßgas eingebaut werden, die stoßinduzierte Fragmentionen erzeugt.
Eine solche Anordnung ist unabhängig von der Erzeugung metastabiler Ionen in der Ionen
quelle. Auch für die Betriebsweise mit einer Stoßzelle ist die Konstruktion mit einem Fahrstuhl
vorteilhaft, da sich dann die Stoßzelle auf Massepotential befinden kann.
Befindet sich die Stoßzelle nahe an der Ionenquelle, so können auch die in ihr entstehenden
metastabilen Ionen nachgewiesen werden. Eine Stoßzelle nahe am Fahrstuhl dagegen bevor
zugt nur den Nachweis der spontan in der Stoßzelle zerfallenden Ionen.
Ein erfindungsgemäßes Massenspektrometer kann insbesondere für die Proteinidentifizierung
und für die Erkennung mutierter oder anderweitig veränderter Proteine verwendet werden.
Dabei werden die Proteine zunächst durch Enzyme verdaut, beispielsweise durch Trypsin. Eine
Spektrennahme des Gemischs der Verdaupeptide mit einer Ionisierung durch MALDI ergibt
ein so genanntes "Fingerprintspektrum", das zur sofortigen Identifizierung in Proteinsequenz
datenbanken benutzt werden kann. Ergibt sich dabei keine eindeutige Identifizierung, oder
stimmen einige Peptide nicht mit den aus der Datenbank gewonnenen Massen überein, so kön
nen von diesen Peptiden sofort Tochterionenspektren genommen werden. Die Aufnahme eines
Tochterionenspektrums dauert mit dieser Erfindung nicht mehr länger als die Aufnahme eines
Fingerprintspektrums. Die Tochterionenspektren machen die Identifizierung eindeutig oder
zeigen Unterschiede zur Sequenz in den Datenbanken auf, die auf Mutationen oder posttrans
lationale Modifikationen zurückgehen. Alle diese Untersuchungen können durchgeführt wer
den, ohne die Probe aus dem Massenspektrometer zu nehmen. Moderne Massenspektrometer
benutzen Probenträger mit 384 oder sogar 1536 Proben.
Selbstverständlich können auch ganz andere Ausführungsformen von Flugzeitmassenspektro
metern mit einer erfindungsgemäßen zweiten Beschleunigung in einem Fahrstuhl ausgestattet
werden, beispielsweise Flugzeitspektrometer mit mehr als einem Reflektor. Jedem massen
spektrometrisch tätigen Fachmann werden in Kenntnis dieser Erfindung solche Einbauten und
Ausstattungen möglich sein.
Claims (16)
1. Verfahren für die Aufnahme von Spektren metastabil oder stoßinduziert aus Elternionen
entstehender Fragmentionen in Reflektor-Flugzeitmassenspektrometern mit einem Poten
tialfahrstuhl, dessen Potential während des Durchflugs zur Nachbeschleunigung der zu
untersuchenden Eltern- und Fragmentionen angehoben wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich an den Potentialfahrstuhl mindestens eine Beschleunigungsstrecke anschließt und
dass sich ein Beschleunigungsfeld im Potentialfahrstuhl oder in einer der anschließenden Beschleunigungsstrecken zur Geschwindigkeitsfokussierung von Ionen verzögert ein schalten lässt.
dass sich an den Potentialfahrstuhl mindestens eine Beschleunigungsstrecke anschließt und
dass sich ein Beschleunigungsfeld im Potentialfahrstuhl oder in einer der anschließenden Beschleunigungsstrecken zur Geschwindigkeitsfokussierung von Ionen verzögert ein schalten lässt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ionen in einer Ionenquelle
erzeugt werden und dass die Ionenquelle eine Einrichtung zur Geschwindigkeitsfokussie
rung der Ionen durch eine verzögert einschaltbares Beschleunigungsfeld besitzt.
3. Verfahren nach Ansprach 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Elternionen und die aus
ihnen entstehenden Fragmentionen gleicher mittlerer Geschwindigkeit durch einen Ionen
selektor zwischen Ionenquelle und Potentialfahrstuhl selektiert werden und dass die zu
selektierenden Ionen genau im Ionenselektor geschwindigkeitsfokussiert werden.
4. Verfahren nach einem der bisherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ab
stände der Ionenquelle zu Selektor, Potentialfahrstuhl, Reflektor und Detektor, die Span
nungen an Reflektor und Potentialfahrstuhl, und die Verzögerungszeit des Einschaltens
des Beschleunigungsfeldes im Potentialfahrstuhl oder in einer Nachbeschleunigungsstre
cke so gewählt werden, dass eine Geschwindigkeitsfokussierung am Detektor sowohl für
die Elternionen wie auch für alle ihre Fragmentionen im selben Spektrum eintritt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Geschwindigkeitsfo
kussierung des Potentialfahrstuhls eine Verteilung der Geschwindigkeitszwischenfokus
punkte erreicht wird, die vom Reflektor für die Eltern- und alle Fragmentionen jeweils ge
nau am Detektor geschwindigkeitsfokussiert werden.
6. Verfahren nach einem der bisherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Be
schleunigungspotentiale des Potentialfahrstuhls oder seiner Beschleunigungsstrecken nach
dem Einschalten des Beschleunigungsfeldes dynamisch so verändert werden, dass eine
Geschwindigkeitsfokussierung sowohl für die Elternionen wie auch für alle ihre Fragment
ionen am Detektor für dieselbe Spektrenaufnahme eintritt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschleunigungspotentiale
des Potentialfahrstuhls oder seiner Beschleunigungsstrecken nach dem Einschalten des
Beschleunigungsfeldes zeitlich in solcher Weise verändert werden, dass die leichteren Io
nen eine längere Fokuslänge der Geschwindigkeitsfokussierung besitzen als die schwere
ren.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich
die feldfreien Flugstrecken vor und nach dem Potentialfahrstuhl jeweils auf Massepotential
befinden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Gitteranordnung des Po
tentialfahrstuhls und seiner Nachbeschleunigungsstrecken aus der Flugstrecke der Ionen
herausbewegt werden kann.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Ionen durch matrixunterstützte Laserdesorption (MALDI) erzeugt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die im MALDI-Prozeß er
zeugten metastabilen Ionen, die in der Flugstrecke zwischen Ionenquelle und Potential
fahrstuhl zerfallen, als Fragmentionen nachgewiesen werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß sich in der
feldfreien Flugstrecke zwischen Ionenquelle und Potentiallift eine gasgefüllte Stoßkammer
für eine stoßinduzierte Fragmentierung von Elternionen befindet.
13. Flugzeitmassenspektrometer zur Ausführung der Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 12.
14. Flugzeitmassenspektrometer mit einer Ionenquelle einschließlich einer Spannungsversor
gung für die Ionenquelle und einer Versorgungseinheit für eine verzögert einsetzende Be
schleunigungsspannung, mit einem Ionenselektor einschließlich seiner Spannungsversor
gung, mit einem Potentialfahrstuhl einschließlich seiner schaltbaren Spannungsversorgung,
mit einem Reflektor einschließlich seiner Spannungsversorgung und mit einem Detektor
einschließlich seiner Spannungsversorgung,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Potentialfahrstuhl mindestens eine Nachbeschleunigungsstrecke besitzt, und dass
die Spannungversorgungen des Potentialfahrstuhls oder der Nachbeschleunigungsstrecken
eine verzögert einschaltendes Beschleunigungsfeld erzeugen können.
15. Flugzeitmassenspektrometer nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die verzö
gert einsetzende Beschleunigungsspannug für das Beschleunigungsfeld des Potentialfahr
stuhls oder seiner Beschleunigungsstrecken eine Zeitkonstante von einigen hundert Nano
sekunden besitzt.
16. Flugzeitmassenspektrometer nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Zeit
konstante der verzögert einsetzenden Beschleunigungsspannug für den Potentialfahrstuhl
oder seine Nachbeschleunigungsstrecke einstellbar ist.
Priority Applications (3)
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