DE10018244A1 - Verfahren zum Polieren einer Oberfläche eines superleitenden Hohlraums - Google Patents
Verfahren zum Polieren einer Oberfläche eines superleitenden HohlraumsInfo
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Abstract
Angegeben wird ein Verfahren zum Polieren einer Oberfläche eines superleitenden Beschleunigungshohlraums, der in einem metallischen Hohlkörper ausgebildet ist und mindestens an seiner Innenoberfläche aus einem niobhaltigen Material besteht. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die genannte Innenoberfläche zuerst einem chemischen Polieren und dann einem Elektropolieren unterworfen wird. Der erfindungsgemäß behandelte Hohlraum weist hohe Q-Werte und erhöhte Gradienten auf.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Polieren einer Ober
fläche eines Beschleunigungshohlraums. Das Verfahren kann
sehr kostenwirksam die Leistungsfähigkeit von Hochfrequenz-
Beschleunigungshohlräumen verbessern, insbesondere die Lei
stungsfähigkeit von superleitenden Beschleunigungshohlräumen
im superleitenden Zustand (nachfolgend werden solche Hohl
räume als "Beschleunigungshohlräume" bezeichnet), die für den
Einsatz in Beschleunigern zum Beschleunigen von geladenen
Teilchen auf hohe Geschwindigkeiten ausgebildet sind. Die be
schleunigten geladenen Teilchen sind in großem Umfang nicht
nur auf akademischem Gebiet, sondern auch im gewerblichen Be
reich, z. B. in der Medizin, der Ingenieurtechnik und der
Landwirtschaft, wertvoll.
Es war bisher allgemeine Praxis, die Innenoberflächen von su
perleitenden Beschleunigungshohlräumen, die aus Niob beste
hen, zu glätten, um ein höheres Beschleunigungsfeld oder ei
nen höheren "Gradienten" bei hohen "Q-Werten" zu erhalten.
Dies geschah dadurch, daß die Oberflächen der Hohlräume,
insbesondere die Innenoberflächen, entweder einem chemischen
Polieren oder einem Elektropolieren, bei dem der Hohlraum die
Anode und ein Aluminiummaterial die Kathode bildeten,
unterworfen wurden.
Beim chemischen Polieren wird eine Lösung eingesetzt, die (1)
konzentrierte Phosphorsäure oder konzentrierte Schwefelsäure,
(2) konzentrierte Salpetersäure und (3) Fluorwasserstoffsäure
enthält. Das Verfahren hat die Vorteile, daß ein bloßes Ein
tauchen das Polieren bewirkt, daß eine höhere Poliergeschwin
digkeit realisiert wird und daß relativ wenig Wasserstoffgas
in das Niob eingeschlossen wird. Das Verfahren vermindert je
doch den hohen Q-Wert und den hohen Gradienten.
Andererseits wird beim Elektropolieren im Allgemeinen eine
Polierlösung verwendet, die aus einem Gemisch aus konzen
trierter Schwefelsäure und Fluorwasserstoffsäure oder Fluor
wasserstoffsäure mit Butanol oder ähnlichem zusammengesetzt
ist. Dies führt aber ständig zu vielen Schwierigkeiten, z. B.
zu einer Verminderung der Poliergeschwindigkeit, dem
Erfordernis komplizierter Einspannvorrichtungen und einer
erhöhten Neigung zur Verschlechterung der Leistungsfähigkeit
bei starkem Elektropolieren infolge der Erscheinung der Was
serstoffkrankheit. Dadurch ist es nötig, zusätzlich ein
Vakuumglühen zum Ausgasen des eingeschlossenen Wasserstoffs
durchzuführen. Das zusätzliche Vakuumglühen nach dem Elektro
polieren erhöht die Hohlraum-Herstellungskosten und hat es
tatsächlich bisher verhindert, daß das Elektropolieren in der
Industrie praktiziert wurde und eine weite Verbreitung gefun
den hat. Trotzdem hat das Elektropolieren den großen Vorteil,
daß die elektropolierten Hohlräume sogar bei hohen Gradienten
hohe Q-Werte behalten, und übertrifft in diesem
Leistungsmerkmal das chemische Polieren in hohem Maße
("Superiority of electropolishing over chemical polishing on
high gradients", Particle Accelerators, Band 60 (1998),
Seiten 193-217).
Um den erhöhten Anforderungen zur Verminderung und Einschrän
kung der in der letzten Zeit stets zunehmenden Kosten für die
Planung, den Bau und den Betrieb von Beschleunigern zu
genügen und auch um der Nachfrage bezüglich der Herstellung
von Hochleistungsbeschleunigern zu entsprechen, wurde es
unerläßlich, sogenannte Hochleistungsbeschleunigungshohlräume
zu produzieren, welche sogar bei hohen Gradienten konstant
stabilisierte und hohe Q-Werte aufweisen. Für diesen Zweck
ist es jetzt in noch höherem Maße unumgänglich, ein neues
Verfahren zum Polieren von Oberflächen von Beschleuni
gungshohlräumen zu entwickeln, die mit Niob, einem
niobplatierten Material oder einer Nioblegierung gebildet
worden sind.
Obwohl, wie oben erwähnt, das chemische Polieren eine höhere
Poliergeschwindigkeit ergibt und deshalb von praktischem Nut
zen ist, beinhaltet es die Schwierigkeit, daß es den super
leitenden Beschleunigungshohlräumen keine beständig hohen Q-
Werte bei hohen Gradienten verleiht. Andererseits ergibt das
Elektropolieren sowohl hohe Q-Werte als auch hohe Gradienten,
leidet aber unter der Einschränkung, daß nach dem Beenden des
Elektropolierens, insbesondere des starken Elektropolierens,
nachträglich zum Zweck des Ausgasens des eingeschlossenen
Wasserstoffs ein Vakuumglühen durchgeführt werden muß. Ferner
tritt bei den erhaltenen superleitenden Beschleunigungshohl
räumen, die einmal dem Vakuumglühen unterworfen worden sind,
immer das Problem auf, daß ihre Innenoberflächen durch in der
umgebenden Atmosphäre vorhandene Stoffe kontaminiert sind.
Dies erfordert ein Wiederholen des Elektropolierens während
eines kurzen Zeitraums, der für ein Entfernen einer solchen
Oberflächenkontamination ausreicht. Ungeachtet der hohen
Leistungsfähigkeit bezüglich des Beschleunigens erfordert das
Elektropolieren nicht nur die mühsamen, zeitaufwendigen
Schritte des Vakuumglühens und der wiederholten Behandlung
des zweiten Elektropolierens, sondern führt auch zu einer
Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften des Niob
materials nach dem Vakuumglühen. Alle diese Nachteile erwie
sen sich als Faktor bei der Erhöhung der Herstellungskosten
der Beschleunigungshohlräume.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein neues Verfahren
zum Polieren von Oberflächen bei der Herstellung von lei
stungsfähigen superleitenden Beschleunigungshohlräumen, die
bei erhöhten Gradienten hohe und stabile Q-Werte aufweisen,
anzugeben, wobei die genannte Herstellung mit niedrigen Ko
sten möglich sein soll. Das Verbessern der Leistungsfähigkeit
eines Beschleunigungshohlraums befriedigt nicht nur das aka
demische Bedürfnis, die Erforschung des Verhaltens geladener
Teilchen in einem erhöhten Energiezustand zu erleichtern,
sondern ermöglicht es auch, mit einer kleineren Anzahl von
Beschleunigungshohlräumen ein hohes Energieniveau zu errei
chen, wodurch dazu beigetragen wird, den Beschleuniger in
seiner Gesamtabmessung kompakt zu machen. Dies führt zu dem
großen wirtschaftlichen Vorteil, daß hinsichtlich der
Planung, des Baus und des Betriebs von Beschleunigern
beträchtliche Kosteneinsparungen realisierbar sind.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf folgende Gegen
stände:
- a) Ein Verfahren zum Polieren einer Oberfläche eines super leitenden Beschleunigungshohlraums, der in einem metalli schen Hohlkörper ausgebildet ist, welcher an beiden Enden Öffnungen aufweist und mindestens an seiner Innenoberfläche aus einem niobhaltigen metallischen Material besteht, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren eine schrittweise Kombination aus einer ersten Stufe des chemischen Polierens der Innenoberfläche des Hohlraums und einer nachfolgenden zweiten Stufe des Elektropolierens beinhaltet.
- b) Ein Verfahren gemäß dem Punkt a), dadurch gekennzeichnet, daß die Innenoberfläche des superleitenden Beschleuni gungshohlraums aus Niob, aus einer Nioblegierung oder aus mindestens einer Schicht aus Niob oder einem niobhaltigen Material und mindestens einer anderen Schicht aus einem anderen Metall besteht und daß die Dicke der niobhaltigen Schicht allein 0,2 bis 10 mm beträgt.
- c) Ein Verfahren gemäß Punkt a), dadurch gekennzeichnet, daß die Abtragungsdicke des niobhaltigen Materials durch das chemische Polieren im Bereich von etwa 50 bis 300 µm und die Abtragungsdicke durch das nachfolgende Elektropolieren im Bereich von etwa 5 bis 100 µm liegen.
- d) Verfahren zum Polieren einer Oberfläche eines superleiten den Beschleunigungshohlraums, der in einem metallischen Hohlkörper ausgebildet ist, welcher an beiden Enden Öffnungen aufweist und mindestens an seiner Innenoberfläche aus einem niobhaltigen Metall besteht, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren das Polieren der Innenoberfläche des niobhaltigen Materials durch Hindurchströmen einer chemischen Polierlösung von einer Öffnung zur anderen beinhaltet, wobei die Achse des Hohlraums parallel zur Erdoberfläche ausgerichtet ist und sich der Hohlraum um seine Achse dreht, und nachfolgend ein Elektropolieren des Hohlraums mit einer Elektropolierlösung unter Einsatz von daran angeordneten Aluminiumelektroden umfaßt.
Im obigen Punkt b) ist die Nioblegierung eine Niob enthal
tende Legierung, z. B. eine Legierung, die Niob und ein ande
res Metall, wie Zinn, aufweist. Das andere Metall für die
vorgenannten mehreren Schichten ist vorzugsweise Kupfer (Cu)
oder Silber (Ag).
Die Erfindung wird durch die Zeichnung erläutert. Es zeigen:
Fig. 1a eine Schnittansicht des Aufbaus einer ersten
Ausführungsform eines Beschleunigungshohlraums, auf den das
erfindungsgemäße Polierverfahren angewandt werden kann, für
den Fall eines superleitenden 500 MHz-Beschleuni
gungshohlraums (als Fünfzellenhohlraum);
Fig. 1b eine Schnittansicht des Aufbaus einer zweiten
Ausführungsform eines Beschleunigungshohlraums ähnlich Fig.
1b, jedoch für den Fall eines superleitenden 3,1 GHz-
Beschleunigungshohlraums (als Neunzellenhohlraum);
Fig. 2 eine graphische Darstellung, welche den Unter
schied zwischen dem chemischen Polierverfahren und dem
Elektropolierverfahren bezüglich der Menge an eingeschlosse
nem Wasserstoff erläutert;
Fig. 3 eine graphische Darstellung einer typischen Kurve
der Beziehung zwischen dem Q-Wert und dem Gradienten, womit
die Leistungsfähigkeit des Beschleunigungshohlraums gezeigt
wird, der einem mechanischen Polieren und anschließend einem
Elektropolieren unterworfen worden ist, ohne und mit
nachfolgendem Vakuumglühen;
Fig. 4 eine graphische Darstellung einer typischen Kurve
der Beziehung zwischen dem Q-Wert und dem Gradienten, womit
die Leistungsfähigkeit des Beschleunigungshohlraums gezeigt
wird, der einem mechanischen Polieren und anschließend einem
chemischen Polieren unterworfen worden ist, ohne und mit
nachfolgendem Vakuumglühen;
Fig. 5 eine Seitenansicht einer Poliervorrichtung zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Polieren
der Oberfläche.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Herstellen eines Beschleunigungshohlraums anzugeben, das in
kürzerer Zeit durchführbar ist, bei dem der erhaltene
Beschleunigungshohlraum eine hervorragende Leistungsfähigkeit
aufweist, was das Erreichen hoher Q-Werte sogar bei einem
hohen Gradienten bedeutet, und bei dem die Herstellungskosten
vermindert sind.
Diese Aufgabe löst die Erfindung durch Verfahren, die in den
Patentansprüchen 1 und 4 angegeben sind. Die Patentansprüche
2 und 3 beziehen sich auf bevorzugte Ausführungsformen des
Verfahrens gemäß dem Patentanspruch 1.
Im vorliegenden Zusammenhang werden die Q-Werte bei 2°K be
stimmt.
Im Vorfeld der Erfindung wurden ausführliche Untersuchungen
hinsichtlich der möglichen Beziehung zwischen dem Zustand der
Nioboberfläche und der Beschleunigungsleistung des Beschleu
nigungshohlraums durchgeführt. Dabei wurde gefunden, daß eine
mechanische Beanspruchung und verschiedene schadhafte Ober
flächenschichten, welche auf die Metallbearbeitung im Rahmen
der Herstellung der Beschleunigungshohlräume zurückzuführen
sind, die Leistungsfähigkeit des Beschleunigungshohlraums
deutlich beeinträchtigen können.
Ein Beschleunigungshohlraum stellt nämlich einen Aufbau aus
einer Mehrzahl von zylindrischen Körpern dar, von denen jeder
in der Mitte einen erweiterten Abschnitt aufweist, wie Fig. 1
zeigt. Wie aufgrund dieses Aufbaus verständlich ist, treten
darin mechanische Beanspruchungen und verschiedene Fehler in
den Oberflächenschichten auf. Diese reichen von beträchtli
chen Spannungen in der Schicht, verursacht durch die Metall
bearbeitung und entstanden während des Walzens einer Niob
platte, bis zu Oberflächeneinschlüssen und Kratzern sowie
Oberflächenrissen, die durch das nachfolgende Biegen zu Röh
ren und das Tiefziehen zu einer halben Zelle herrühren. Ober
flächenuntersuchungen mittels beispielsweise Elektronen
probenmikroanalyse (Electron Probe Microanalysis, EPMA),
Röntgenphotoelektronenspektroskopie (X-ray Photoelectron
Spectroscopy, ESCA) und optischen Mikroskopen, verbunden mit
einer Röntgenuntersuchung und einer Überprüfung des Auflösens
beim Polieren haben ergeben, daß solche durch die
Metallbearbeitung fehlerhaften Schichten im Innern des
Niobmaterials 30 bis 200 µm tief von der Oberfläche aus
existieren, wobei die Dicke derartiger fehlerhafter Schichten
in Abhängigkeit von der Nachwirkung der Metallbearbeitung 30
bis 200 µm betragen. Es kann nun aus den Untersuchungen
geschlossen werden, daß ein Abtragen solcher fehlerhafter
Oberflächen die Leistungsfähigkeit des Be
schleunigungshohlraums bezüglich des Q-Werts und des hohen
Gradienten entscheidend beeinflußt.
Insbesondere bezüglich des Grundes, warum eine fehlerhafte
Oberflächenschicht zu einer schlechteren Leistung des Be
schleunigungshohlraums führt, der entweder einem chemischen
Polierverfahren oder einem Elektropolierverfahren unterworfen
worden ist, haben verschiedene Prüfungen gezeigt, daß eine
solche Schicht bei dem Phänomen des Einschlusses von Wasser
stoff während solcher Polierverfahren eine große Rolle
spielt. Fig. 2 ist eine graphische Darstellung der einge
schlossenen Wasserstoffmengen in Form der abgegebenen Wasser
stoffgasmenge beim Erhitzen auf verschiedene Temperaturen,
wie sie nach dem chemischen Polieren und dem Elektropolieren
gefunden wurden. Dabei werden klar die Unterschiede in der
Menge des eingeschlossenen Wasserstoffs aufgezeigt, wenn je
weils die Dicke des Niob, die durch Polieren abgetragen wird,
auf einem konstanten Wert von 90 µm gehalten wird.
Aus Fig. 2 ist ersichtlich, daß sich bezüglich der Menge an
eingeschlossenem Wasserstoff das Elektropolieren deutlich vom
chemischen Polieren unterscheidet. Es besteht die Auffassung,
daß dies zum Unterschied in der Zeitdauer beiträgt, während
der das Metall in die Polierlösung eingetaucht wird, d. h. zum
Unterschied in der Poliergeschwindigkeit. Im Allgemeinen
wurde bestätigt, daß das Entfernen von Niob durch chemisches
Polieren um das 10- bis 20-fache oder das 10- bis 100-fache
schneller verläuft als das Elektropolieren. Es wurde
gefunden, daß diese Tatsache einer der Gründe ist, warum es
notwendig ist, nach dem Elektropolieren ein Vakuumglühen
durchzuführen.
Was die Fig. 3 und 4 betrifft, so wurden die folgenden Versu
che durchgeführt. Der aus Niob hergestellte Beschleunigungs
hohlraum wurde durch übliches Elektropolieren poliert, wobei
100 µm der Dicke entfernt wurden, und dann einem Vakuumglühen
bei 700°C unterworfen. Der so vorbereitete Beschleunigungs
hohlraum wurde im voraus überprüft, um seine Hohlraumlei
stungsfähigkeit zu bestimmen, und dann künstlich an der In
nenoberfläche mit Fehlern in der Oberflächenschicht versehen,
und zwar durch mechanisches Polieren der Innenoberfläche des
Hohlraums mit dem Schleifmaterial SiC, während der Hohlraum
gedreht wurde. Der so behandelte Beschleunigungshohlraum
wurde einem Elektropolieren oder einem chemischen Polieren
unterworfen, um seine Oberfläche durch Entfernen von Niob
beim Poliervorgang in der gewünschten Dicke von 20 µm zu
glätten, wobei die restliche Dicke der fehlerhaften
Oberflächenschicht intakt blieb (d. h., durch das Polieren
nicht entfernt wurde). Anschließend wurde die
Leistungsfähigkeit derart behandelter Hohlräume bestimmt. Die
Werte der Leistungsfähigkeit sind in den Fig. 3 und 4
angegeben. Es wurde nun aufgrund der dortigen
Versuchsergebnisse gefunden, daß entweder das chemische
Polieren oder das Elektropolieren zu einer unbefriedigenden
Leistungsfähigkeit des Hohlraums führt, wenn die durch das
Polieren entfernte Menge nicht ausreichend oder angemessen
groß ist (d. h. 20 µm in der Tiefe). Jedoch bewirkt eine
entsprechende Nachbehandlung durch nachfolgendes Vakuum
glühen, daß der Beschleunigungshohlraum die gute Leistungsfä
higkeit erhält. Das bedeutet, daß das Ausgasen des einge
schlossenen Wasserstoffs ein Wiedergewinnen der Leistungsfä
higkeit des Hohlraums zur Folge hat.
Obwohl das vollständige Entfernen der fehlerhaften Oberflä
chenschicht aus dem Niobmaterial die Möglichkeit bieten
könnte, nur durch das Elektropolieren das Problem zu lösen,
das sich aus dem Phänomen des Wasserstoffeinschlusses ergibt,
so ist es doch in jedem Fall eine Tatsache, daß das
Elektropolieren hinsichtlich seiner Geschwindigkeit beim
Polieren und bei der Materialentfernung sehr langsam ist und
den Nachteil mit sich bringt, daß eine verlängerte Polierzeit
ihrerseits höhere Kosten verursacht.
Auf der Grundlage der obigen Erkenntnisse wurden bezüglich
des Verfahrens ausgedehnte Untersuchungen durchgeführt, um
mit verminderten Kosten einen Beschleunigungshohlraum zur
Verfügung zu stellen, der eine verbesserte Beschleunigungs
leistung aufweist. Als Ergebnis wurde dabei gefunden, daß ein
zweistufiges Polierverfahren, bei dem ein chemisches Polieren
und ein Elektropolieren in Kombination angewandt und ihre
jeweiligen Vorteile miteinander kombiniert werden, nicht nur
die Notwendigkeit völlig beseitigt, nach dem Polieren ein
Vakuumglühen durchzuführen, sondern auch die Herstellung von
Beschleunigungshohlräumen mit einem verbesserten Q-Wert und
einem verbesserten Gradienten in einer kürzeren Zeit erlaubt.
Durch das Abtragen der schadhaften Oberflächenschicht durch
chemisches Polieren, gefolgt von einem Elektropolieren, um
dadurch die glatte Oberflächenbeschaffenheit des
Beschleunigungshohlraums aus Niob oder einem mit Niob
plattierten Metall herzustellen, kann nämlich ein
Beschleunigungshohlraum mit hoher Leistungsfähigkeit in einem
kürzeren Zeitraum erhalten werden, ohne ein Vakuumglühen oder
ein zeitraubendes Elektropolieren während eines langen
Zeitraums durchführen zu müssen. Dieses Verfahren kann als
äußerst nützliches Polierverfahren betrachtet werden, und
zwar im Hinblick auf sein Wesen als Herstellungsverfahren,
sein Erfolg bei der Verkürzung der Produktionszeit und die
Vermeidung einer verschlechterten mechanischen Festigkeit
aufgrund des Vakuumglühens. Das neue Verfahren macht es
unnötig, zusätzliches Material einzusetzen oder ergänzende
Verfahrensschritte anzuwenden.
Nachfolgend wird eine bevorzugte Ausführungsform der Durch
führung der vorliegenden Erfindung beschrieben. Zuerst wird
gemäß dem Stand der Technik ein Niobmaterial einem Walzen,
Tiefziehen, Elektronenstrahlschweißen usw. unterworfen, um
dadurch einen Beschleunigungshohlraum zu formen. Die In
nenoberfläche des Hohlraums kann durch mechanische Bearbei
tung zum Glätten entsprechend der bekannten Technik angepaßt
oder vorbereitet werden. Zuerst wird die Oberflächenschicht
durch chemisches Polieren um eine Dicke von etwa 50 bis 300 µ
m abgetragen. Der Hauptgrund, warum die Dicke des Niobabtrags
durch das chemische Polieren in diesem Größenbereich gewählt
wird, liegt darin, daß die Tiefe der Oberflächenschicht auf
grund des Herstellungsverfahrens des Hohlraums etwas vari
iert.
Das chemische Polieren kann entweder durch Eintauchen des ge
samten Hohlraums in eine Polierlösung oder durch Benutzen des
Hohlraums als ein Gefäß und Einfüllen einer Polierlösung in
das Gefäßinnere durchgeführt werden. Bei Untersuchungen mit
der speziellen Zielsetzung, die gleichmäßigste Entfernung
durch Auflösen des Materials an der Innenoberfläche des Hohl
raums mittels der Polierlösung sicherzustellen, wurde gefun
den, daß es am besten ist, das Polieren durch Hindurchströ
menlassen einer temperaturgeregelten Polierlösung von einer
Öffnung zur anderen durchzuführen, wobei die Achse des Hohl
raums parallel zur Erdoberfläche ausgerichtet ist und der
Hohlraum sich in Umfangsrichtung dreht. Dabei ist es
bevorzugt, daß bei Vollständigkeit des Polierens der Hohlraum
unmittelbar von der Polierlösung befreit, dann mit Wasser
gewaschen und einem Elektropolieren unterworfen wird. Das
Letztere geschieht mit einer eingeführten Aluminiumelektrode,
die als Kathode dient, wobei der Hohlraum als Anode benutzt
wird, und durch Hindurchfließenlassen einer Elektropolierlö
sung von einer Öffnung zur anderen, wie es bei dem chemischen
Polieren erfolgt, wodurch das Abtragen von Niob durch
Auflösen bei dem Elektropoliervorgang vorzugsweise auf einen
Bereich von etwa 5 bis 100 µm eingestellt wird.
Die mittlere Stromdichte für das Elektropolieren liegt im
Allgemeinen bei 10 bis 100 mA/cm2, vorzugsweise bei 30 bis 70
mA/cm2.
Der Grund, warum das Elektropolieren im Anschluß an das che
mische Polieren erfolgt, liegt darin, daß durch die geglät
tete Nioboberfläche der restliche Oberflächenwiderstand ver
mindert wird und dadurch ein erhöhter Q-Wert und ein verbes
serter Gradient erreicht werden. Dementsprechend verursacht
eine längere Polierzeit nicht nur eine Verkleinerung des Ab
messung des Niobmaterials, sondern erhöht auch die Polierko
sten. Andererseits ergibt sich bei einem Verkürzen der Po
lierzeit das Problem, daß eine angemessene Verbesserung der
Leistungsfähigkeit des Hohlraums nicht erreicht werden kann.
Das vorgenannte erfindungsgemäße Verfahren ist frei von die
sen Schwierigkeiten.
Ein 1300 MHz-Dreizellenhohlraum mit einer Dicke des Niob von
2,5 mm, einer Gesamtlänge des Hohlraums von 570 mm, einem Ma
ximaldurchmesser des Hohlraums von 210 mm und einem Strahlen
rohrdurchmesser von 80 mm wurde auf einer Plattform angeord
net, die mit den Funktionen des Drehens und Umkehrens ausge
rüstet war. Eine chemische Polierlösung, die jeweils aus 1
Volumenteil 89%ige Phosphorsäure, 67%ige Salpetersäure und
46%ige Fluorwasserstoffsäure bestand sowie auf einer
Temperatur von 30°C gehalten wurde, ließ man kontinuierlich
während 30 Minuten mit einer Strömungsgeschwindigkeit von
120 ml/min durch den Hohlraum fließen (der beabsichtigte Ab
trag der Dicke durch das chemische Polierern betrug 300 µm),
wobei der Hohlraum mit einer Geschwindigkeit von 10 U/min
rotierte. Dann wurde der Hohlraum unter weiterem Drehen von
der Polierlösung rasch befreit sowie unter abwechselndem
Wälzen und Umkehren mit reinem Wasser gewaschen. Nach dem
Anbringen eines Elektrodenrohrs aus Aluminium wurde der
Hohlraum in die horizontale Lage zurückgebracht. Dann folgte
das Elektropolieren während 60 Minuten (der beabsichtigte
Abtrag der Dicke durch Elektropolieren betrug 15 µm) mit
einer mittleren Stromdichte von 50 mA/cm2, während der
Hohlraum mit einer Geschwindigkeit von 0,4 U/min rotierte und
eine Elektropolierlösung mit einer Geschwindigkeit von 4
l/min hindurchströmte. Letztere bestand aus 85 Volumenteilen
98%ige Schwefelsäure und 10 Volumenteilen 46%ige
Fluorwasserstoffsäure und wurde auf einer Temperatur von 30°C
gehalten. Nachfolgend wurde der Hohlraum nacheinander mit
reinem Wasser und ultrareinem Wasser gewaschen, wobei der
Hohlraum abwechselnd gewälzt und umgedreht wurde. Die
entfernte Gesamtdicke des Hohlraums durch Polieren wurde
unter Verwendung einer Ultraschalldickenmeßvorrichtung mit
durchschnittlich 310 µm gemessen. Als Ergebnis wurde ein
Hochleistungsbeschleunigungshohlraum mit einem Q-Wert von
1010 bei 2°K und einem Gradienten von 35 MV/m erhalten.
Im obigen Beispiel hat die Angabe "%" die Bedeutung von
"% Gewicht/Gewicht".
Für Vergleichszwecke wurde zur Herstellung ein Beschleu
nigungshohlraum vorbereitet, und zwar durch Hindurch
fließenlassen der chemischen Polierlösung allein während 32
min (der beabsichtigte Abtrag der Dicke durch Polieren lag
bei 320 µm), gefolgt von einem Waschvorgang und der Messung
der Leistungsfähigkeit des Hohlraums. Das Ergebnis war, daß
der Q-Wert bei 1010 und der Gradient bei 25 MV/m lagen, was
bedeutet, daß eine wesentlich schlechtere Beschleunigungs
leistung erzielt wurde als im Fall der Erfindung.
In Fig. 5 ist die in der japanischen Patentanmeldung Hei 10-
160446 beschriebene Vorrichtung dargestellt, die im Rahmen
der vorliegenden Erfindung eingesetzt wird. Neben dem zu po
lierenden, aus Metall hergestellten Hohlkörper 1 zeigt die
Darstellung eine Plattform 2, einen Motor 3, eine Metallfalt
vorrichtung 4 für den Hohlkörper 1, Hülsen 5a und 5b, eine
Lösungszufuhrleitung 6, Enden 7a und 7b einer Kathode, Koh
lenstoffbürsten 8a und 8b, Lösungsrückführleitungen 9a und
9b, eine Öffnung 10 zur Kontrolle des Innendrucks, eine Aus
gangsöffnung 11, eine Lösungseintrittsöffnung 12, eine Po
lierlösung 13, Stirnräder 14 und 15, eine Lösungsaus
trittsöffnung 16 und einen Hydraulikzylinder 17. Ferner sind
in Fig. 5 das Zentrum c der Drehbewegung der Vorrichtung, die
Richtung R der Drehbewegung der Vorrichtung und die Lösungs
austrittsrichtung d angegeben.
Gemäß der Erfindung, z. B. gemäß den Ausführungsformen der Pa
tentansprüche 1 und 2, kann die durch die Metallverarbeitung
beeinträchtigte Schicht oder die mit Fehlern behaftete Ober
flächenschicht abgetragen und wirksam geglättet werden. Dabei
wird der nachteilige Effekt des Einschlusses von Wasserstoff
auf einem Minimum gehalten und die mechanische Festigkeit des
Niobmaterials selbst nicht verschlechtert. Jedoch wird erfin
dungsgemäß eine deutliche Verbesserung der Hochfrequenzbe
schleunigungsleistung des Hohlraums erreicht. Ferner ist es
durch die Erfindung, z. B. durch die Ausführungsform gemäß dem
Patentanspruch 3, möglich, das Vakuumglühen nach dem Polieren
wegzulassen. Auch führt die Erfindung, insbesondere die Aus
führungsform gemäß dem Patentanspruch 4, zu einer Erleichte
rung beim Polieren eines Beschleunigungshohlraums mit
verbesserter Wirtschaftlichkeit, wobei das Polieren mit
höherer Genauigkeit erfolgen und die Gestalt des
Beschleunigungshohlraums voll genutzt werden kann.
Claims (4)
1. Verfahren zum Polieren einer Oberfläche eines superlei
tenden Beschleunigungshohlraums, der in einem metalli
schen Hohlkörper ausgebildet ist, welcher an beiden En
den Öffnungen aufweist und bei dem mindestens die In
nenoberfläche aus einem niobhaltigen Metall hergestellt
ist, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren die Kom
bination einer ersten Stufe eines chemischen Polierens
der genannten Innenoberfläche und einer nachfolgenden
zweiten Stufe eines Elektropolierens der Innenoberfläche
umfaßt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Beschleunigungshohlraum behandelt wird, dessen In
nenoberfläche aus Niob, aus einer Nioblegierung oder aus
mindestens einer Schicht aus Niob oder einem
niobhaltigen Material und mindestens einer anderen
Schicht aus einem anderen Metall besteht und daß die
Dicke der niobhaltigen Schicht allein etwa 0,2 bis 10 mm
beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß der Dickenabtrag des Niobmaterials durch das
chemische Polieren im Bereich von etwa 50 bis 300 µm und
der Dickenabtrag durch das nachfolgende Elektropolieren
im Bereich von etwa 5 bis 100 µm liegen.
4. Verfahren zum Polieren einer Oberfläche eines superlei
tenden Beschleunigungshohlraums, der in einem metalli
schen Hohlkörper ausgebildet ist sowie an beiden Enden
Öffnungen aufweist und bei dem mindestens die Innenober
fläche aus einem niobhaltigen Metall hergestellt ist,
dadurch gekennzeichnet, daß bei dem Verfahren das Polie
ren der Innenoberfläche des niobhaltigen Metalls durch
Hindurchfließenlassen einer chemischen Polierlösung von
einer Öffnung zur anderen erfolgt, wobei die Achse des
Beschleunigungshohlraums parallel zur Erdoberfläche aus
gerichtet ist und der Beschleunigungshohlraum um seine
Achse rotiert, und nachfolgend unter Einsatz einer Elek
tropolierlösung und von an dem Beschleunigungshohlraum
angebrachten Aluminiumelektroden ein Elektropolieren des
Hohlraums durchgeführt wird.
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