DE2027156B2 - Verfahren zum anodischen Polieren von Niobteilen - Google Patents
Verfahren zum anodischen Polieren von NiobteilenInfo
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Description
60
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum anodischen Polieren von Niobteilen in einem H2SO4, HF und H2O
enthaltenden Elektrolyten.
Zum anodischen Polieren von Niob sind verschiedene Elektrolyte bekannt, die aus konzentrierter
Schwefelsäure und Flußsäure bestehen und also H9SO1, HF und H2O enthalten (»Gmelins Handbuch
der anorganisrhen Chemie«, 8. Auflage, 3d. »Niob«, Teil A, Weinheim/Bergstraße, 1969, S. 286/287). Die
einzelnen Poliervorschriften unterscheiden sich durch mindestens einen wesentlichen Parameter, wie z. B.
Konzentration des Elektrolyten, Badtemperatur, Spannung und Stromdichte. Die Schwefelsäure dient dabei
zur Oxidation des Niobs, die Flußsäure zur chemischen Auflösung der Oxidschicht. Strom und Spannung liegen
vorzugsweise im sogennanten Stromplateau, einem Spannungsbereich, in dem der Strom nahezu
unabhängig von der Spannung, d. h. nahezu konstant, ist.
Die Herstellung sehr glatter spiegelnder Oberflächen mit den bekannten Poliervorschriften bereitet jedoch
gewisse Schwierigkeiten, insbesondere wenn eine hohe Oberflächengüte erforderlich ist. Dies ist beispielsweise
bei supraleitenden Hohlraumresonatoren aus Niob der Fall. Solche Hohlraumresonatoren können
insbesondere für Teilchenbeschleuniger verwendet werden. In der supraleitenden Oberflächenschicht
dieser Hohlraumresonatoren findet beim Betrieb der Resonatoren Hochfrequenzabsorption statt. Um diese
Hochfrequenzabsorption und damit die Verluste klein zu halten, soll die Oberflächenschicht möglichst
homogen zusammengesetzt, möglichst glatt und möglichst frei von Störungen aller Art sein. Die bei der
maschinellen Bearbeitung der Nioboberflächen unvermeidlichen Oberflächenrauhigkeiten müssen daher
durch Polieren beseitigt werden. Ferner ist es in der Regel erforderlich, eine Oberflächenschicht von mehreren
100 μιτι Dicke abzutragen, so weit diese durch
die vorhergehende Bearbeitung hervorgerufene Störungen im Kristallgitter aufweist, die zu Verlusten
führen können.
Die bekannten Verfahren zum anodischen Polieren von Niob haben sich zur Herstellung von spiegelglatten
Oberflächen und insbesondere zur Abtragung ganzer Oberflächenschichten als wenig geeignet erwiesen. Die
Schwierigkeiten bestehen vor allem in der Konstanthaltung der einmal eingestellten Parameter, insbesondere
der Konzentration der Elektrolytbestandteile, die sich während des Polierens ändern kann. Dadurch
werden die Oberflächenrauhigkeiten des zu polierenden Niobteiles nicht ausreichend geglättet. Oft werden
auch die polierten Flächen zu einem späteren Polierzeitpunkt wieder angeätzt, so daß neue Oberflächenstörungen
entstehen, oder es können nur verhältnismäßig dünne Schichten bei gleichzeitiger Polierwirkung
abgetragen werden.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum anodischen Polieren von Niobteilen anzugeben, das
unter Vermeidung der erwähnten Schwierigkeiten die Herstellung sehr glatter Nioboberflächen erlaubt.
Das Verfahren besteht erfindungsgemäß darin, daß mit einem Elektrolyten aus 86 bis 93 Gewichtsprozent
H2SO4, 1,5 bis 4,0 Gewichtsprozent HF und 5,5 bis
10,0 Gewichtsprozent H2O bei einer Temperatur zwischen 15 und 500C gearbeitet wird und eine konstante
Spannung zwischen 9 und 15 V derart eingestellt wird, daß dem Elektrolytstrom überlagerte gedämpfte
Stromschwingungen auftreten, und spätestens nach vollständigem Abklingen der Stromschwingungen die
Spannung so lange abgeschaltet wird, bis die während der Stromschwingungen aufgebaute Oxidschicht aufgelöst
ist, anschließend erneut eine konstante Spannung zwischen 9 und 15 V so eingestellt wird, daß gedämpfte
Stromschwingungen auftreten, und die Folge von
Zuständen mit eingeschalteter und abgeschalteter Spannung noch mehrfach durchlaufen wird.
Die Erfindung beruht auf der überraschenden Feststellung, daß bei Elektrolyten der angegebenen Zusammensetzung
und bei den angegebenen Temperaturen bei konstanten Spannungen ,m Bereich zwischen
9 und 15 V Stromschwingungen auftreten, die dem Elektrolytstrom überlagert sind und n?ch einiger Zeit
abklingen. Während dieser Stromschwingungen tritt an der" Hioboberfläche eine hervorragende Polierwirkung
auf. Gleichzeitig wird eine Oxidschicht aufgebaut, die zum Abklingen der Schwingungen fuhrt. Von der
einaestellten konstanten Spannung sind Abweichungen von etwa +0,1 V zulässig. Bei stärkeren Abweichungen
treten keine Schwingungen mit ausreichender Amplitude
mehr auf. Durch Abschalten der Spannung wird erreicht, daß die Oxidschicht aufgelöst wird, so daß
beim erneuten Einschalten der Spannung wiederum Stromschwingungen ermöglicht werden I)Pe Spannune
muß spätestens nach dem vollständigen Abklinsen der Schwingungen abgeschaltet werden, da andernfalls
die 711 polierende Nioboberfläche angeät/t wird, so daß
neue Oberflächenrauhigkeiten entstehen. Durch die mehrfache Wiederholung der Perioden mit eingeschalteter
und abgeschalteter Spannung werden in kurzer =>5 Zeit spiegelblanke Oberflächen erzielt. Durch zahlreiche
Wiederholungen dieser Perioden können ferner auch verhältnismäßig dicke Schichten ohne störendes
Ätzen der Oberfläche abgetragen werden, so daß ein Endprodukt mit spiegelblanker Oberfläche entsteht.
Die günstigste Spannung zur Herbeiführung der Stromschwingungen hängt etwas von der Zusammen-Setzung
und der Temperatur des Elektrolyten ab und kann in einfacher Weise durch Hochverfahren der Spannung
bis zum Einsetzen der gewünschten Schwingungen experimentell ermittelt werden.
Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, mit einein Elektrolyten aus 89.0 bis 90,5 Gewichtsprozent
H2SO1, 2,2 bis 3.0 Gewichtsprozent HF und den restliehen
Gewichtsanteilen H2O mit einer Temperatur von 20 bis 35'C und mit konstanten Spannungen
zwischen 11 und 13 V zu arbeiten. Unter diesen Bedingungen treten besonders schnelle Stromschwingungen
auf, die eine besonders gute Polierwirkung ergeben.
Mit dem Abschalten der Spannung braucht nicht
gewartet zu werden bis die Stromschwingungen vollständig abgeklungen sind. Um die während der
Stromschwingungen auftretende Polierwirkung nicht zu schlecht auszunutzen, sollte die Spannung jedoch
frühestens jeweils erst dann abgeschaltet werden, wenn die Maximalamplitude der Stromschwingungen überschritten
ist. Noch günstiger ist es, mit dem Abschalten der Spannung wenigstens so lange zu warten, bis die
Amplitude der Stromschwingungen avf weniger als etwa 5 % der Maximalamplitude abgeklungen ist.
Der früheste Zeitpunkt zum Wiedereinschalten der Spannung kann im Einzelfall ebenfalls leicht experimentell
ermittelt werden. Solange nämlich noch eine Oxidschicht vorhanden ist, können beim Einschalten
der Spannung keine erneuten Stromschwingungen auf- *°
treten. Um eine vollständige Auflösung der während der Stromschwingungen aufgebauten Oxidschicht zu
gewährleisten, sollte die Spannung bei ruhendem Elektrolyten
vorzugsweise jeweils wenigstens etwa 4 Minuten abgeschaltet bleiben.
Die Auflösung der Oxidschicht kann beschleunigt werden, wenn der Elektrolyt wenigstens an der zu
polierenden Oberfläche des Niobteils in Bewegung gehalten wird. In diesem Falle sollte die Spannung
vorzugsweise jeweils wenigstens etwa 1,5 Minuten lang abgeschaltet bleiben.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat unter anderem
insbesondere den Vorteil, daß sonst schwer kontrolherbare
Änderungen der Parameter des Polierverfahrens an der Änderung der Form der gedämpften Schwingungen,
beispielsweise an der Änderung der Schwingungsfrequenz, der Stärke der Dämpfung und der Höhe
der "Maximalamplitude während des Zustands mit eingeschalteter Spannung erkannt werden können. Die
Änderungen der Parameter können daher schon beim nächsten Verfahrensschritt durch Änderung des Konzentrationsverhältnissesder
Elektrolytbestandteile oder noch günstiger durch eine Erhöhung der einzustellenden
konstanten Spannung im Bereich von 9 bis 15 V korrigiert werden. Die wesentlichste Änderung der
Parameter besteht in der Regel in einer leichter1 Abnähme
des HF-Anteifs im Eicktrolyten, da die FIuIisäure
zur Auflösung der auf dem Niobteil vorhandenen bzw. gebildeten Oxidschicht \erbraucht wird. Diese
Abnahme des HF-Anteils führt zu einer Verkleinerung der Maximalamplitude der Schwingungen und kann
durch eine geringfügige Spannungserhohung beim nächsten Einschalten einer konstanten_ Spannung
kompensiert werden. Beispielsweise betragt die zur Kompensation erforderliche Spannungserhohung bei
einer Abnahme des HF-Anteils um 0,25 ,„ etwa 0,5 bis 1 V.
Bei einem Elektrolytvolumen, das groJi ist im Vcrgleich
zum zu polierenden N.obte.l sind die Anderungen
der Konzentration der Elektrolytanteile bei nicht übermäßig langer Dauer des Verfahrens so geringtugig,
daß Korrekturen nicht erforderlich sind. Beim w.ederholten
Einschalten der Spannung kann daher in diesem
Falle jeweils die gleiche konstante Spannung eingestellt
werden. Das Verfahren wird dadurch wesentlich vereinfacht. .
An Hand einiger Figuren und Ausfuhrungsbeispiele
sollen das erfindungsgemäße Verfahren und die damit verbundenen Vorteile noch naher erläutert werden.
Fig. 1 zeigt schematisch eine Vorrichtung zur
Durchführung des erf.ndungsgemaßen Verfahrens
F i g. 2 zeigt den für eine bevorzugte Ausfuhrungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens charakteristischen Verlauf der Stromschw.ngungen bei angelegter
Spannung. „uUina ut π3ς
Bei der in Fig. 1 dargestellten Vorrichtung ist das
zu polierende Niobteil 1 in einem Trog 2 aneeonlnet,
der den Elektrolyten 3 enthalt. Außerdem befindet »eh
im Trog 2 die Kathode 4 die vorzugsweise aus Platin oder reinem Alum.n.um bestehen kann. Auch Niod
kommt als Kathodenrnater.al in Frage, 1 st jed_och
weniger geeignet, da durch den kathodisch f regesetzten
Wasserstoff das Niob schnell und stark versprode.und
daher häufig ausgewechselt werden muß_ Eine geringe
Menge Wasserstoff wird.übrigens auch .. derr1 als
Anode geschalteten N.obte.l 1 gelost, kanin jedoch
erforderlichenfalls durch eine Entgasung guhungzw
sehen etwa 600 und 10000C >eicht entf?rnt^J
Als Matenal fur den Trog 2 eignet Aluminium, da dieses s.ch mit einer 8
schicht überzieht. Über Zuleitungen 5 undJj die
beispielsweise eben alls aus Aluminium'bestehen
können, sind das Niobteil 1 und *e Kathode 4 m t
den Ausgängen eines Netzgerätes 7 verbunden Mit
Hilfe des Netzgerätes 7 kann zwischen dem NwbtoM
und der Kathode 4 eine Gleichspannung eingestellt
und auf einem konstanten Wert gehalten werden. In die Zuleitung 6 zur Kathode 4 ist ein Gerät 8 zur Aufzeichnung
des Stromes, beispielsweise ein Blattschreiber, eingeschaltet. Die Stromschwingungen und die
Einhaltung der Parameter des Verfahrens werden mit Hilfe der Aufzeichnungen dieses Blaltschreibers überwacht.
Durch eine in eine Rohrleitung 9 eingeschaltete Pumpe 10 kann der Elektrolyt 3 im Trog 2 umgewälzt
werden, so daß er wenigstens an der Oberfläche des zu polierenden Niobteils in Bewegung gehalten wird.
Die Rohrleitung 9 wird zweckmäßigerweise durch einen Wärmetauscher 11 geführt, in dem der Elektrolyt,
der sich bei Stromdurchgang erwärmt, beispielsweise mittels Wasser gekühlt werden kann. Die folgenden
Beispiele für das erfindungsgemäße Verfahren wurden in der in Fig. 1 schematisch dargestellten Vorrichtung
durchgeführt.
Das zu polierende Niobteil war ein Niobzylinder, dessen Innenseite poliert werden sollte. Der Zylinder
hatte einen Durchmesser von 40 mm und eine Höhe von 40 mm. Die Innenseite war fein abgedre'.it und
mechanisch poliert. Die Pauhtiefe an der Oberfläche der Innenseite betrug etwa 0,5 μΐη. Als Kathode diente
ein Platinrohr mit einem Durchmesser von 10 mm, das konzentrisch im Niobzylinder angeordnet war. Der
Elektrolyt bestand aus 90 Volumprozent 96",',iger Schwefelsäure und 10 Volumprozent 40%iger Flußsäure.
Dies entspricht einer Zusammensetzung von etwa 89,8 Gewichtsprozent H2SO4, 2,6 Gewichtsprozent
HF und 7,6 Gewichtsprozent H2O. Die Badtemperatur betrug25 C. Das Elektrolytvolumen bctrugol und
wurde mit einer Geschwindigkeit von ! l/min durch die Pumpe umgewälzt. Mit Hilfe des Netzgerätes
wurde zwischen dem Niobzylinder und der Kathode zunächst eine Gleichspannung von 12.8 V angelegt.
Nach dem Anlegen dieser Spannung traten dem Elektrolytstrom überlagerte, gedämpfte Stromschwingungen
auf, die mit dem Blattschreiber aufgezeichnet wurden.
Der Verlauf dieser Stromschwingungen ist in Fig. 2 dargestellt. An der Ordinate ist der Strom in Ampere,
an der Abszisse die Zeit in Minuten aufgetragen. Die Abszisse verläuft in Folge der entsprechenden Bewegungsrichtung
des Papiers im Blattschreiber von rechts nach links. Aus Fig. 2 ist deutlich zu erkennen, daß
die Amplitude der Stromschwingungen nach einem Einschwingvorgang rasch auf einen Maximalwert ansteigt
und dann langsam kleiner wird. Während der Schwingungen wurde die Spannung auf 12,8 ; 0,05 V
konstant gehalten. Als nach 4,3 min die Stromschwingungen abgeklungen waren, wurde die Spannung
abgeschaltet, um die Auflösung der während der Schwingungen gebildeten Oxidschicht, die mit größter
Wahrscheinlichkeit aus Nb2O5 besteht, zu ermöglichen.
Nach 3 min wurde erneut die Spannung von 12,8 V eingeschaltet, was wiederum die in Fig. 2 dargestellten
Stromschwingungen zur Folge hatte. Nach 4,3 min wurde die Spannung erneut 3 min lang abgeschaltet.
Die Folge der Zustände mit eingeschalteter und abgeschalteter Spannung wurde noch mehrfach
durchlaufen. Nach insgesamt 80 Polierperioden, also 80 Zuständen mit eingeschalteter Spannung, war von
der Innenseite des Niobzylinders eine 200 μηι dicke 6S
Schicht abgetragen. Die Innenseite des Niobzylinders war spiegelglatt- Ihre restliche Rauhtiefe betrug weniger
als 0,03 μΐη. Die spiegelglatte Oberfläche war bereits
nach wenigen Polierperioden erreicht. Die restlichen Polierperioden dienten lediglich zum Abtragen
der Schicht. Bei dieser Abtragung wurde die einmal erreichte Oberflächengüte nicht mehr beeinträchtigt.
Mit der in diesem Beispiel verwendeten Elektrolytzusammensetzung, Badtemperatur und Spannung
wurden auch bei anderen Versuchen besonders gute Ergebnisse erzielt.
Das zu polierende Niobteil war eine Niobscheibe mit 70 mm Durchmesser, deren eine Seile poliert werden
sollte. Die Niobscheibe war fein abgedreht und hatte eine Rauhtiefe von etwa 5 μηι. Als Kathode
wurde eine Aluminiumscheibe von 70 mm Durchmesser verwendet, die in 40 mm Abstand der zu polierenden
Seite der Niobscheibe gegenübergestellt wurde. Beide Scheiben waren waagerecht im Elektrolyten angeordnet.
Der Elektrolyt bestand aus 89 Volumprozent 96 "„iger Schwefelsäure und 11 Volumprozent 40";,iger
Flußsäure, hatte also eine Zusammensetzung von etwa 89,2 Gewichtsprozent H2SO4, 2,8 Gewichtsprozent
HF und 8 Gewichtsprozent H2O. Die Badtemperatur betrug 32 C. Das Elektrolytvolumen betrug wiederum
6 1 und wurde mit einer Geschwindigkeit von 1 l/min umgewälzt. Zwischen der Niobscheibe und der
Kathode wurde eine Gleichspannung von 12,2 V angelegt und zunächst konstant ( - 0,05 V) gehalten. Bei
den daraufhin einsetzenden Schwingungen im Strombereich zwischen etwa 3 und 6 A wurde die Maximalamplitude etwas langsamer erreicht als bei den in F i g. 2
dargestellten Schwingungen. Die Schwingungen klangen außerdem etwas schneller ab. Nach 1,5 min wurde
die Spannung abgeschaltet, bevor die Schwingungen vollständig abgeklungen waren. Nach 3,5 min wurde
die Spannung erneut eingeschaltet, 1,5 min lang konstant gehalten und dann wiederum für 3,5 min abgeschaltet.
Darauf folgte eine Reihe weiterer Zustände mit eingeschalteter und abgeschalteter Spannung. Nach
insgesamt 180 Polierperioden war von der Niobscheibe eine 220 rxm dicke Schicht abgetragen. Die
polierte Oberfläche war spiegelglatt und hatte eine Rauhtiefe von weniger als 0,03 μπι.
Bei den Beispielen 1 und 2 hatten die Elektrolyten eine Zusammensetzung innerhalb des besonders bevorzugten
Bereichs von 89,0 bis 90,5 Gewichtsprozent H2SO4. 2,2 bis 3,0 Gewichtsprozent HF, Rest H2O.
Ebenso lagen die Elektrolyttemperaturen im besonders bevorzugten Bereich von 20 bis 35 C und die Spannungen
im besonders bevorzugten Bereich von Π bis 13 V. Nachfolgend wird noch ein Beispiel angegeben, bei
dem diese Parameter außerhalb dieses besonders bevorzugten Bereichs lagen.
Das zu polierende Niobteil war ein massiver Niob zylinder mit 72 mm Durchmesser und einer Höhe vor
45 mm, dessen eine Stirnseite poliert werden sollte Diese Stirnseite war geläppt und zeigte eine Rauhtiefi
von etwa 1,5 μΐη. Als Kathode wurde eine Aluminium
scheibe mit 70 mm Durchmesser verwendet, die senk recht im Elektrolyttrog angeordnet und der zu polie
renden Stirnseite des Niobzylinders im Abstand voi 45 mm gegenübergestellt wurde. Der Elektrolyt be
stand aus 93 Volumprozent 96%iger Schwefelsäur und 7 Volumprozent 40"„iger Flußsäure, was eine
Zusammensetzung von etwa 91.7 Gewichtsprozen
H2SO4, 1,8 Gewichtsprozent HF und 6,5 Gewichtsprozent
H2O entspricht. Die Badtemperatur betrug 42°C. Das Elektrolytvolumen betrug wiederum 6 I und
wurde mit einer Geschwindigkeit von 1 l/min umgewälzt. Zwischen dem Niobzylinder und der Kathode
wurde eine Gleichspannung von 14,1 V angelegt, bei weicher gedämpfte Stromschwingungen einsetzten.
Diese Schwingungen im Strombereich zwischen etwa 7,5 und 15 A waren deutlich langsamer als die Schwingungen
bei den Beispielen 1 und 2. Während bei den Beispielen 1 und 2 etwa 18 bis 21 volle Schwingungen
pro Minute auftraten, traten im vorliegenden Beispiel nur etwa 11 volle Schwingungen pro Minute auf. Die
Spannung von 14,1 V wurde 1,7 min lang konstant
(±0,05 V) gehalten und dann, bevor die Schwingungen vollständig abgeklungen waren, abgeschaltet. Weitere
Zustände mit abgeschalteter und eingeschalteter Spannung schlossen sich an. Nach 110 Polierperioden war
von der Stirnseite des Niobzylinders eine 130 μηι
starke Schicht abgetragen. Die Oberfläche der Stirnseite war spiegelglatt und hatte eine Rauhtiefe von
weniger als 0,03 μηι. Gegenüber den Beispielen 1 und 2
war die Abtragungsgeschwindigkeit etwas herabgesetzt. Dennoch wurden auch beim Beispiel 3 Oberflächen
hoher Güte erzielt.
Das erfindungsgemäße Verfahren weist eine Reihe von Vorteilen auf. Es können beliebig dicke Schichten
polierend abgetragen werden, ohne daß zu irgendeinem Zeitpunkt die einmal erreichte Oberflächengüte
beeinträchtigt wird. Bei einem Dauerversuch wurde
z. B. eine 1,5 mm dicke Schicht bei stets gleichbleibend
hoher Oberflächengüte abgetragen. Ein sichtbarer Oberflächenglanz wird bereits nach wenigen Polierperioden
erzielt. Es werden sowohl Mikro- als auch Makrorauhigkeiten, beispielsweise Drehriefen, eingeebnet.
Das Verfahren spricht nur auf Unebenheiten der Oberfläche an und die Oberflächengüte ist unabhängig
von der Orientierung des Kristallkornes der zu polierenden Oberfläche. Chemisch stark geätzte
ίο Körner und Korngrenzen werden eingeebnet. Außerdem
ist das Verfahren weitestgehend unanhängig von der Elektrodengeometrie und vom Elektrodenabstand.
Der Temperatureinfluß ist gering und kann durch geringe Spannlingsänderungen berücksichtigt werden.
Zum Auflösen der Oxidschicht nach Abschalten der Spannung muß das zu polierende Niobteil nicht
unbedingt im Elektrolyten verbleiben. Die Oxidschicht kann beispielsweise auch durch Eintauchen des Niobteils
in ein anderes Bad, beispielsweise in eine wäßrige Wasserstoffperoxidlösung mit mehr als 2 Gewichtsprozent
H2O2, chemisch aufgelöst werden. Nach Auflösung
der Oxidschicht wird das Niobteil dann wieder in den Elektrolyten eingesetzt und erneut Spannung
angelegt. Die Auflösung der Oxidschicht im Elektrolyten selbst ist jedoch besonders einfach und wird
daher bevorzugt.
Das Verfahren eignet sich vorzüglich zum Polieren der Oberflächen von Hohlraumresonatoren aus Niob.
Es kann natürlich auch zum Polieren beliebiger anderer Niobteile verwendet werden.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
Claims (8)
1. Verfahren zum anodischen Polieren von Niobteilen in einem H2SO4, HF und H2O enthaltenden
Elektrolyten, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem Elektrolyten aus
86 bis 93 Gewichtsprozent H2SO4, 1,5 bis 4,0 Gewichtsprozent
HF und 5,5 bis Io,0 Gewichtsprozent HoO bei einer Temperatur zwischen 15 und 50' C
gearbeitet und eine konstante Spannung zwischen 9 und 15 V derart eingestellt wird, daß dem Elektrolytstrom
überlagerte gedämpfte Stromschwingungen auftreten und spätestens nach vollständigem
Abklingen der Stromschwingungen die Spannung so Jange abgeschaltet wird, bis die während der
Stromschwingungen aufgebaute Oxidschicht aufgelöst ist, anschließend erneut eine konstante
Spannung zwischen 9 und 15 V so eingestellt wird, daß gedämpfte Stromschwingungen auftreten, und
die Folge von Zuständen mit eingeschalteter und abgeschalteter Spannung noch mehrfach durchlaufen
wird.
2. Verfahren nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem Elektrolyten aus 89,0 bis
90,5 Gewichtsprozent H2SO4, 2,2 bis 3,0 Gewichtsprozent
HF und den restlichen Gewichtsanteilen H2O mit einer Temperatur von 20 bis 35" C und
mit konstanten Spannungen zwischen 11 und !3 V gearbeitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch i oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die konstante Spannung frühestens
jeweils dann abgeschaltet wird, wenn die Maximalamplitude der Stromschwingungen überschritten
ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die konstante Spannung abgeschaltet
wird, wenn die Amplitude der Stromschwingungen auf weniger als etwa 5% der Maxirnalampütude
abgeklungen ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannung jeweils
wenigstens etwa 4 Minuten lang abgeschaltet bleibt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Elektrolyt wenigstens
an der zu polierenden Oberfläche des Niobteils in Bewegung gehalten wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannung jeweils wenigstens
etwa 1,5 Minuten lang abgeschaltet bleibt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem im Vergleich
zum zu polierenden Niobteil großen Elektrovolumen jeweils die gleiche konstante Spannung
eingestellt wird.
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