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Verfahren zur Herstellung aktivdilorhaltiger Biguanidderivate Das
sich von Guanidin ableitende N, N'-Dichlor-azodicarbonamidin der Formel:
besitzt einen hohen Aktivchlorgehalt; seine praktische Anwendung ist aber durch
die geringe Löslichkeit in Wasser begrenzt.
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Es wurde nun gefunden, daß man leicht lösliche aktivchlorhaltige
Biguanidderivate erhält, wenn man Verbindungen der allgemeinen Formel
worin wenigstens einer der Reste R1 bis R4 einen aliphatischen Rest mit höchstens
vier Kohlenstoffatomen oder einen aromatischen Rest mit höchstens sieben Kohlenstoffatomen
und die übrigen Reste R Wasserstoffatome bedeuten, in saurer wäßriger Lösung oder
Aufschlämmung mit überschüssiger unterchloriger Säure bei Temperaturen unterhalb
300 C umsetzt.
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Enthalten die als Ausgangsmaterialien zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Produkte dienenden Alkyl- oder Arylbiguanide mehrere Reste R, so können diese gleich
oder verschieden sein. Bevorzugt verwendet man di-oder tetrasubstituierte Biguanide.
Im Fall der disubstituierten Biguanide stehen die beiden Substituenten bevorzugt
am gleichen Stickstoffatom.
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Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens bringt man die
substituierten Biguanide in Form ihrer Salze in saurer wäßriger Lösung oder Aufschlämmung
mit unterchloriger Säure zusammen. Geht man von Salzen der substituierten Biguanide
mit starken Säuren, wie z. B. Salzsäure oder Schwefelsäure, aus, so reagieren diese
Salze in wäßriger Lösung schon sauer genug, und man kann ohne weiteres mit der Umsetzung
beginnen.
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Es empfiehlt sich aber auch in diesen Fällen, etwas überschüssige
Säure zuzusetzen. Bildet man die unterchlorige Säure in dem Reaktionsgemisch durch
Einleiten von Chlor, so entsteht durch die Hydrolyse des Chlors Salzsäure. Liegen
die zu verarbeitenden Biguanide jedoch als freie Basen vor, so ist dem Wasser so
viel Säure zuzusetzen, daß die Lösung auch nach vollzogener Salzbildung noch sauer
reagiert. Beispielsweise gibt man der Lösung oder Aufschlämmung der Biguanidbase
die gleiche Gewichtsmenge an Eisessig zu, die in dem Ansatz als Biguanidbase vorhanden
ist. An Stelle von Eisessig kann man auch stärkere Säuren, insbesondere Salz-oder
Schwefelsäure, verwenden.
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Die zur Chlorierung des Biguanids notwendige unterchlorige Säure
wird bevorzugt durch Einleiten von Chlor in die Lösung gebildet. Sie kann aber auch
nach anderen bekannten Verfahren, z. B. durch Umsetzung von Natriumhypochlorit mit
starken Säuren, wie z. B. Salzsäure oder Schwefelsäure, oder durch Einleiten von
gasförmiger, unterchloriger Säure, die z. B. in bekannter Weise aus Chlorkalk und
Kohlensäure erhältlich ist, in die wäßrige Lösung oder Aufschlämmung des substituierten
Biguanids hergestellt werden. In allen Fällen ist darauf zu achten, daß die Reaktion
der Flüssigkeit stets deutlich sauer bleibt. Chloriert man die substituierten Biguanide
durch Einleiten von Chlor in die wäßrige Lösung ihrer Salze, so sinkt der pH Wert
mit fortschreitender Chlorierung allmählich ab, sofern man die Lösung nicht von
vornherein stark sauer eingestellt hat. Eine Kontrolle des p-Wertes ist im allgemeinen
nur dann zu empfehlen, wenn die substituierten Biguanide aromatische Reste enthalten.
In diesem Falle muß ein für die Chlorierung optimaler p-Wert eingehalten werden,
der meist zwischen 3 und 5 liegt. Die Kontrolle des p,-Wertes ist unter Verwendung
von Glaselektroden leicht möglich.
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Der Chlorierungsgrad wird, abgesehen von der Menge der angewandten
unterchlorigen Säure, durch die Arbeitstemperatur beeinflußt. Bei Temperaturen von
0 bis 10°, vorzugsweise 5 bis 10°, wird bevorzugt ein Atom Chlor in das substituierte
Biguanid eingeführt.
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Bei Steigerung der Temperatur geht die Chlorierung weiter, und es
wird mehr und mehr Dichlorderivat gebildet.
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Die Bildung des Dichlorderivats läßt sich auch bei tieferen Temperaturen
nicht ganz vermeiden. Zur vollständigen Chlorierung steigert man die Temperatur
zweckmäßigerweise auf 18 bis 20°; Temperaturen oberhalb von 30° sollen nicht angewandt
werden, weil die Chloraufnahme der Lösung dann zu gering wird bzw. Zersetzung der
gebildeten unterchlorigen Säure eintritt.
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Das Chlorierungsmittel - unterchlorige Säure bzw. deren Bildungskomponenten
- wird im Überschuß angewandt, und zwar ist ein Überschuß von vorzugsweise 10 bis
5001, des zum Erreichen des gewünschten Chlorierungsgrades stöchiometrisch notwendigen
Chlorierungsmittels anzuwenden. Die Höhe des Überschusses hängt zum Teil von der
Konzentration des substituierten Biguanids in der wäßrigen Lösung ab, da das Chlorierungsmittel
erst eine gewisse Konzentration erreichen muß, bevor die Chlorierungsreaktion einsetzt.
Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, in möglichst konzentrierten wäßrigen Lösungen
oder Aufschlämmungen zu arbeiten.
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Man kann etwa 10- bis 600/,ige Lösungen oder Aufschlämmungen verwenden.
Liegt das Biguanid als wasserlösliches Salz vor, so arbeitet man möglichst konzentriert,
vorzugsweise in 40- bis 5001,iger Lösung. Bei weniger löslichen Biguanidsalzen,
die sich nicht mehr vollständig im Wasser lösen bzw. nur als Aufschlämmungen vorliegen,
arbeitet man verdünnt, etwa in 20- bis 250t0iger Lösung bzw. Aufschlämmung. Diese
Zahlenangaben sind allerdings nur Näherungswerte. Beim technischen Arbeiten wird
man im allgemeinen bestrebt sein, auch dann so konzentriert wie möglich zu arbeiten,
wenn schwerlösliche Biguanide verarbeitet werden und kann daher, sofern es in einem
speziellen Fall durchführbar ist, auch über die angegebenen Konzentrationen hinausgehen.
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Das Arbeiten in konzentrierten Lösungen erleichtert auch das Aufarbeiten
der Lösungen; manchmal kristallisieren die gebildeten Chlorbiguanide spontan aus,
manchmal ist Animpfen mit dem kristallisierten Ausgangsmaterial zweckmäßig. In manchen
Fällen kann man auch in etwas verdünnterer Lösung arbeiten, selbst dann, wenn gut
lösliche Biguanide ein Arbeiten in konzentrierteren Lösungen gestatten.
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Die ausgeschiedenen Verfahrensprodukte können von der überstehenden
Mutterlauge abfiltriert und dann getrocknet werden, wobei man Temperaturen bis zu
etwa 75°, vorzugsweise bis zu etwa 60°, anwendet. Wird das rohe Reaktionsprodukt
ohne Abtrennung der Mutterlauge getrocknet, so empfiehlt es sich, das Trocknen bei
Temperaturen bis zu 30° und im Vakuum vorzunehmen.
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Liegen die substituierten Chlorbiguanide einmal als trockene Präparate
vor, so sind sie lagerfähig und haltbar und zeigen auch bei längerem Lagern nur
einen sehr geringen Verlust von aktivem Chlor.
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Beispiel 1 100 g Dimethylaminchlorhydrat und 100 g Dicyandiamid (technisch)
werden innig gemischt und im offenen Kolben unter öfterem Umrühren bei 140° zusammengeschmolzen.
Die Temperatur der Schmelze wird 1 Stunde lang auf 140° gehalten, dann läßt man
erkalten und ver setzt bei 60 bis 70" mit 400 ccm Wasser. Nach kurzem Umrühren ist
alles gelöst. Es wird nun auf 10° abgekühlt und ein starker Chlorgasstrom in die
Lösung eingeleitet.
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Dabei wird die Lösung allmählich saurer; der pE-Wert bewegt sich zwischen
5 und 3. Sobald die Lösung eine schwachgelbe Farbe angenommen hat, wird die Chlorierung
beendet. Es wird auf -5 bis 0° gekühlt und mit Dimethylbiguanid angeimpft. Nach
einiger Zeit kristallisiert das 1, l-Dimethyl-2-chlorbiguanid-chlorhydrat in nadelförmigen
Kristallen aus. Das Produkt wird abfiltriert und bei 60° getrocknet. Sein Aktivchlorgehalt
beträgt 34,9 01,. Das 1, 1-Dimethyl-2-chlor-biguanid-chlorhydrat schmilzt bei 75
bis 78".
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Beispiel 2 Die nach Beispiel 1 hergestellte wäßrige Lösung der Dicyandiamid-Dimethylamin-Schmelze
wird bei Temperaturen von 10 bis 20° so lange chloriert, bis plötzlich
ein dicker
kristalliner Niederschlag ausfällt. Der pB-Wert liegt zwischen 5 und 3. Der Niederschlag
wird wie oben aufgearbeitet. Der Aktivchlorgehalt des Produktes von 42 bis 45 45°/0
ist weder einer Mono- noch einer Dichlor-Verbindung zuzuordnen. Es muß sich demnach
um ein Gemisch beider handeln.
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Beispiel 3 Zur Gewinnung des 1, 1-Dimethyl-2, 4-dichlorbiguanidchlorhydrats
wird die nach Beispiel 2 gewonnene Lösung mit dem ausgefallenen Gemisch auf + 18
bis 20° erwärmt.
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Hierbei gehen die ausgeschiedenen Kristalle ohne Chlorverluste wieder
in Lösung. Es wird nun ohne Kontrolle des pl-Wertes wefterchloriert, bis bei dieser
Temperatur ein mikrokristallines Produkt ausfällt. Dieses wird wie oben weiterverarbeitet.
Der Aktivchlorgehalt beträgt 58 bis 600wo. Das 1, 1-Dimethyl-2, 4-dichlor-biguanidchlorhydrat
schmilzt bei 63" unter Verpuffung.
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Beispiel 4 120 g Diäthylamin-chlorhydrat und 100 g Dicyandiamid werden,
wie im Beispiel 1 beschrieben, umgesetzt.
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Da das erhaltene 1, l-Diäthylbiguanid-chlorhydrat in Wasser etwas
schwerer löslich ist als die entsprechende Dimethyl-Verbindung, erhält man beim
Zusatz von 400 ccm Wasser einen dünnflüssigen Brei. Es wird nun bei 5 bis 10° ohne
Kontrolle des p,-Wertes so lange chloriert, bis der dünnflüssige Brei in eine klare,
schwachgelb gefärbte Lösung übergegangen ist. Nach Abkühlen auf -5 bis 0° und schwachem
Reiben mit einem Glasstab fällt das 1, 1-Diäthyl-2-chlorbiguanid-chlorhydrat als
feinkristallines Pulver an. Der Aktivchlorgehalt des getrockneten Pulvers beträgt
30 bis 320ion was dem Monochlorderivat entspricht. Das 1, 1-Diäthyl-2-chlorbiguanid-chlorhydrat
schmilzt bei 162 bis 167".
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Chloriert man die oben erhaltene klare, schwachgelb gefärbte Lösung
weiter, so fällt nach einiger Zeit schlagartig ein mikrokristalliner Niederschlag
aus. Der Aktivchlorgehalt beträgt nach dem Trocknen 51 bis 530/0, was dem 1, 1 -Diäthyl-2,
4-dichlorbiguanid-chlorhydrat entspricht. Das 1, 1 l-Diäthyl-2, 4-dichlorbiguanid-chlorhydrat
schmilzt bei 103° unter Verpuffung.
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Beispiel 5 170 g p-Chloranilin-chlorhydrat und 84 g Dicyandiamid
werden in 400 ccm Wasser 1 Stunde rückfließend gekocht.
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Nach dem Erkalten wird das ausgefallene p-Chlorphenylbiguanid-chlorhydrat
abfiltriert und chloriert. Hierzu werden 20 g in 100 ccm Wasser suspendiert. Bei
5° leitet man unter gutem Rühren Chlor ein. Der Wert der Lösung wird laufend kontrolliert,
und, sobald er den Wert von 4 zu unterschreiten beginnt, durch tropfenweisen Zusatz
von l-n. Natronlauge etwa bei diesem Wert gehalten. Nach Möglichkeit sollen die
p-Werte von 3 bzw. 5 nicht unter- bzw. überschritten werden.
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Sinkt der Wert über 3 hinaus ins saure Gebiet ab, so tritt leicht
Verharzung und Abscheidung eines öligen Produktes ein. Andererseits ist der Laugezusatz
so zu bemessen, daß sich der p-Wert nicht über 5 hinaus dem Neutralpunkt nähert
oder gar ins alkalische Gebiet umschlägt. Auch ein kurzzeitiges Übersteigen des
p1I-Wertes von 5 ist sorgfältig zu vermeiden. Das Chlorierungsprodukt geht in Lösung.
Die Lösung wird filtriert, das Filtrat auf 10 gekühlt und angeimpft. Das Chlorierungsprodukt
fällt dann langsam in nadelförmigen Kristallen aus. Nach dem Aktivchlorgehalt des
getrockneten Produktes von 390!o handelt es sich um ein Gemisch von annähernd gleichen
Teilen Mono- und Dichlorderivat des 1 -(p-Chlorphenyl)-biguanid-chlorhydrates.
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Beispiel 6 Eine Lösung von 60 g Anisidin-hydrochlorid und 50 g Dicyandiamid
in 11 Wasser wird 8 Stunden am Rückfluß gekocht, dann abkühlen gelassen und im Vakuum
eingeengt. Der schwachrosa gefärbte Rückstand wird aus Wasser umkristallisiert.
Man erhält derbe, gut ausgebildete Prismen, die in Wasser leicht löslich, in Alkohol
und Aceton jedoch unlöslich sind. Das erhaltene l-(p-Methoxyphenyl)-biguanid-chlorhydrat
schmilzt bei 235° unter Zersetzung.
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50 g dieses Produktes werden in 300 ccm Wasser gelöst und die klare
Lösung bei +15° mit Chlorgas behandelt.
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Es scheidet sich ein harzartiges, braun gefärbtes Produkt aus. Dieses
wird abfiltriert und bei 70" getrocknet. Das als braunes, sehr leichtes Pulver erhaltene
l-(p-Methoxyphenyl)-2, 4-dichlor-biguanid-chlorhydrat besitzt einen Aktivchlorgehalt
von 42 0/, und einen Schmelzpunkt von 273° (Zersetzung).
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Eine Kontrolle des pH-Wertes ist hierbei nicht erforderlich; er stellt
sich während der Chlorierung auf einen Wert zwischen 3 und 5 ein.
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Beispiel 7 16 g Kupferdicyandiamid werden mit 30 g Dimethylaminbase
in 100 ccm Wasser 25 Stunden im Bombenrohr auf 120 bis 125° erhitzt. Nach dem Erkalten
wird das rote Kupfersalz abgesaugt, in 400 ccm Wasser eingetragen und das Kupfer
durch Schwefelwasserstoff bei 80 bis 90" gefällt. Das Filtrat wird mit überschüssiger
Schwefelsäure versetzt und im Vakuum eingeengt. Das 1, 1, 5, 5-Tetramethyl-biguanid-sulfat
fällt als kristalliner Rückstand an. Das Produkt schmilzt bei 142" unter Zersetzung.
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10 g dieses Produktes werden in 60 ccm Wasser gelöst und unter gutem
Rühren bei 10° durch einen kräftigen Chlorgasstrom ohne Kontrolle des pH-Wertes
chloriert.
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Nach 10 Minuten ist die Chlorierung beendet. Die schwachgelbe Lösung
wird auf 50 gekühlt, die ausgefallenen farblosen Kristalle abfiltriert und bei 50°
im Vakuum getrocknet. Der Aktivchlorgehalt von 330/, entspricht etwa dem 1, 1, 5,
5-Tetramethyl-2-chlor-biguanidchlorhydrat. Das Präparat schmilzt bei 111 bis 114°
unter Zersetzung. Chloriert man bei 18 bis 20° bis zur Ausfällung eines kristallinen
Niederschlages, so erhält man das 1, 1, 5, 5-Tetramethyl-2, 4-dichlor-biguanid-chlohydrat
mit einem Aktivchlorgehalt von 51 ovo und einem Schmelzpunkt von 97 bis 100" (heftige
Zersetzung).
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Beide Produkte sind in Wasser gut löslich, desgleichen in Alkohol.
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Beispiel 8 In eine Aufschlämmung von 100 g Quecksilberoxyd in 1600
cm3 Wasser wird bei 0 bis 5° unter gutem Rühren so lange Chlorgas eingeleitet, als
der Niederschlag aus nicht umgesetztem Quecksilberoxyd und gebildetem Quecksilberchlorid
noch eben gelb bleibt. Von der Aufschlämmung werden etwa 800 cm3 klare Lösung abfiltriert.
Die so erhaltene 4- bis 50/,ige unterchlorige Säure wird auf +2° gekühlt. Sobald
diese Temperatur erreicht ist, werden im Laufe von 20 Minuten 50 g 1, 1 Die methylbiguanid-chlorhydrat
in kleinen Portionen eingetragen, wobei die Temperatur langsam auf 18° ansteigt.
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Dann wird noch 15 Minuten gerührt und das Reaktionsgefäß zwecks schneller
Abkühlung in eine vorher bereitete Eis-Kochsalz-Mischung eingesetzt. Die Temperatur
des Kühlbades soll möglichst zwischen -12 und -15" liegen. Das Chlor-Additionsprodukt
scheidet sich bald in kristalliner Form ab. Sämtliche Operationen erfolgen unter
Ausschluß von Licht, um Zersetzung der unterchlorigen Säure zu vermeiden. Die Ausbeute
an
Monochlorderivat mit einem Aktivchlorgehalt von 330/dz beträgt 21,5 g. Aus dem
Filtrat können durch vorsichtiges Verdampfen des Wassers im Vakuum bei 35° noch
weitere 17 g Monochlorderivat mit einem Aktivchlorgehalt von 27,3°/o gewonnen werden.
Hierzu wird das Filtrat bis auf ein Volumen von 100 cm3 eingeengt und auf 0° abgekühlt.
Nach Animpfen fallen die Kristalle aus.
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Beispiel 9 Eine nach Beispiel 8 erhaltene rohe unterchlorige Säure
wird, ohne den Niederschlag abzufiltrieren, bei einem Vakuum von 0,1 mm Hg ohne
besondere Heizung bei Zimmertemperatur destilliert; das Destillat wird in einer
auf 200 gekühlten Vorlage aufgefangen. Wenn etwa ein Drittel des Gesamtvolumens
übergegangen ist, wird die Destillation unterbrochen, der Rückstand verworfen. Die
Lösung der unterchlorigen Säure enthält etwa 24°/o HOC1. 500 ccm dieser Lösung werden
bei 0 bis +2° im Laufe von 30 Minuten unter gutem Rühren portionsweise mit 80 g
1, 1 -Diäthylbiguanid-chlorhydrat versetzt, wobei die Temperatur ansteigt und gegen
Ende der Zugabe 24° erreicht. Nach weiteren 30 Minuten wird die Lösung durch Einsetzen
in Kältemischung möglichst schnell auf 0° gekühlt, die dann ausfallenden Kristalle
werden abgesaugt. Die Ausbeute beträgt 72 g Monochlorderivat mit 39,1 01o Aktivchlor.
Aus dem Filtrat können durch vorsichtiges Abdestillieren des Wassers im Vakuum und
Kühlen noch weitere 13 g Monochlorderivat mit 29°/o Aktivchlor gewonnen werden.
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Auch hierbei wird die unterchlorige Säure unter Ausschluß von Licht
verarbeitet.
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Beispiel 10 991 g (10 Mol) Anilin und 841 g (10 Mol) Dicyandiamid
werden in 3 1 10 0/0iger Salzsäure 4 Stunden unter Rückfluß und unter Durchleiten
von Chlorwasserstoff gekocht. Das nach beendeter Reaktion beim Erkalten auskristallisierende
Phenylbiguanid-hydrochlorid wird in der 5 fachen Gewichtsmenge Eisessig suspendiert
und nach Zusatz der dem Phenylbiguanid gleichen Gewichtsmenge an wasserfreiem Natriumacetat
bei 10 bis 15° durch einen kräftigen Chlorstrom chloriert. Sobald die Suspension
eine intensiv gelborange Färbung angenommen hat, unterbricht man die Chlorierung,
saugt das Reaktionsprodukt ab, wäscht mehrmals mit kaltem Alkohol, dann mit wenig
Eiswasser und trocknet an der Luft. Man erhält etwa 1,5 kg am Stickstoff chloriertes
Phenylbiguanid-hydrochlorid in Form farbloser Nadeln, welche nur wenig nach Chlor
riechen. Der Aktivchlorgehalt beträgt etwa 25 Gewichtsprozent. Der für ein Monochlorderivat
theoretisch zu erwartende Aktivchlorgehalt beträgt 28,6 Gewichtsprozent.
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Dispergiert man dies Monochlorderivat in der l Of achen Gewichtsmenge
Wasser und setzt die dem Monochlorderivat gleiche Gewichtsmenge an konzentrierterSchwefelsäure
hinzu, so erhält man bei weiterem Chlorieren bei 0 bis 5° und anschließendem Kühlen
auf 5° etwa 80 Gewichtsprozent des eingesetzten Monochlorderivates an Dichlorverbindung,
die etwa 48 Gewichtsprozent Aktivchlor enthält. Für das Dichlorderivat errechnet
sich ein theoretischer Chlorgehalt von 50,2 Gewichtsprozent.
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Beispiel 11 1070 g p-Toluidin (10 Mol) und 841 g Dicyandiamid (10
Mol) werden in 4 1 150/,Der Salzsäure 5 Stunden unter Rückfluß und unter Durchleiten
von Chlorwasserstoff gekocht. Das beim Erkalten auskristallisierende p-Toluylbiguanid-hydrochlorid
(2,266 kg) wird, wie im Beispiel 10
beschrieben, zunächst in eisessigsaurer
Suspension zum Monochlorderivat (2,05 kg) und dann in schwefelsaurer Lösung zum
Dichlorderivat (1,86kg) chloriert. Der Aktivchlorgehalt des MonochlorderiVates beträgt
24,8 Gewichtsprozent (Theorie = 26,7 Gewichtsprozent) und des Dichlorderivates 46,8
Gewichtsprozent (Theorie = 46,2 Gewichtsprozent).
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PATENTANSPÜCHE: 1. Verfahren zur Herstellung aktivchlorhaltiger Biguanidderivate,
dadurch gekennzeichnet, daß man Verbindungen der allgemeinen Formel
worin wenigstens einer der Reste R1 bis R4 einen aliphatischen Rest mit höchstens
vier Kohlenstoffatomen oder einen aromatischen Rest mit höchstens sieben Kohlenstoffatomen
und die übrigen Reste R Wasserstoffatome bedeuten, in saurer wäßriger Lösung oder
Aufschlämmung mit überschüssiger unterchloriger Säure bei Temperaturen unterhalb
30° umsetzt.