Verfahren zur Herstellung von Ätz- bzw. Luftstickereien Für die Herstellung der Grundgewebe für Ätz- bzw. Luftstickereien kann man Pölyvinylalkoholfa- sern sowohl in der direkt versponnenen Form als auch nachbehandelt durch eine Heissstreckung (ohne Ver lust der Wasserlöslichkeit) und/oder eine Hitzebe handlung verwenden.
Verwendet man jedoch solche Polyvinylalkoholfasern, welche wegen einer geringen Hitzebehandlung eine grosse Feuchtigkeitswiederauf nahme haben, dann ist die Masshaltigkeit der Gewebe ungenügend, wenn man anderseits schärfere Hitze behandlung durchführt, welche zu einer guten Mass haltigkeit führt, dann wird dadurch die Wasserlöslich keit der Fasern reduziert und die Auflösung des Grundgewebes stark erschwert oder gar innerhalb vernünftiger Grenzen verunmöglicht. Es ist somit ausserordentlich schwierig, sowohl eine gute Mass haltigkeit als auch gute Wasserlöslichkeit zu er zielen.
Insbesondere ist es wünschenswert, sowohl gute Wasserlöslichkeit. als auch eine gute Mass haltigkeit bei hohem Feuchtigkeitsgrad zu erhalten; diese beiden Eigenschaften scheinen jedoch unverein bar zu sein, denn sobald man die eine verbesserte, so verschlechterte sich die andere.
Es ist bekannt, ein dünnes Gewebe oder ein Vlies so herzustellen, dass man zusammengesetzte Fäden, erzeugt durch Vermischen von mit Borsäure behandelten Polyvinylalkoholfasern mit Fasern, die sich nicht in einem Lösungsmittel für Polyvinylalko- hol lösen, oder dass man ein Gewebe, erzeugt durch Verwendung der zusammengesetzten Fäden, in einer wässrigen, eine anorganische oder organische Säure oder ein neutrales Salz enthaltenden Lösung behandelt und dabei die Polyvinylalkoholfäden aus genannten zusammengesetzten Fäden herauslöst.
Aus französi scher Patentschrift Nr.<B>1125</B> 287 ist eine Ausfüh rungsform eines solchen Verfahrens zu entnehmen, gemäss welcher die mit Borsäure behandelte Polyvinyl- faserkomponente mittels Seifenlösung herausgelöst wird.
Nach umfangreicher Forschung auf diesem Ge biet wurde nun das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung von Ätz- bzw. Luftstickereien gefunden, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass man wasser lösliche Polyvinylalkoholfasern in solcher Weise mit einer wässrigen Lösung von Borsäure behandelt, dass die Fasern 1 bis 10 % Borsäure absorbieren, worauf man die Fasern trocknet und die so erhaltenen Fasern zum Stickereigrundgewebe verarbeitet, oder dass man 0,1 bis 5 % bezogen auf das Polyvinylalkoholgewicht Borsäure der zu verspinnenden Spinnmasse zusetzt, und die aus dieser Lösung erhaltenen Fasern zur Herstellung des Grundgewebes verwendet.
Man be stickt solche Grundgewebe in herkömmlicher Weise und löst das Grundgewebe hierauf unter Bildung der Ätz- bzw. Luftstickerei in einem alkalischen Bade, das 0,1 bis 10 gA NaOH, KOH, NH40H, Na2C03 oder Na2Si03 enthält, auf.
Dort, wo man die Borsäure aus wässriger Lösung auf die bereits vorliegenden Fasern aufbringt, wird es bevorzugt, die Fasern mit einer 0,5 bis 3 % Bor säure enthaltenden Lösung so zu behandeln, dass sie 1 bis 10 % Borsäure absorbieren. Diese Behand lung kann mit Vorteil in irgendeinem Stadium der Faserherstellung oder später erfolgen, beispielsweise beim Heissstrecken, Hitzebehandeln oder Schlichten der Fasern bzw. Garne.
Durch beide Arten der Borsäurebehandlung, sei es an den fertigen Fasern, sei es durch Zusatz zur Spinnmasse, wird die Masshaltigkeit der Fasern in feuchtem Zustand oder in feuchter Umgebung ver bessert, wobei die aktiven Hydroxylgruppen inakti viert und Querverbindungen geschaffen werden. Die alkalischen Auflösungsbäder haben je nach verwendetem Alkali die folgenden bevorzugten Kon zentrationen:
EMI0002.0002
0,1 <SEP> bis <SEP> 5 <SEP> gA <SEP> NaOH <SEP> oder <SEP> KOH
<tb> 0,5 <SEP> bis <SEP> 10 <SEP> gA <SEP> NH40H <SEP> oder <SEP> Na2C03
<tb> 0,5 <SEP> bis <SEP> 10 <SEP> gA <SEP> Na2Si03.
Durch solche Bäder kann das Auflösen des Grund gewebes bei relativ niedrigen Temperaturen leicht erfolgen, wobei die Hydroxylgruppen reaktiviert, die Querverbindungen gebrochen und die Fasern ge quollen werden.
<I>Beispiel 1</I> Eine 30 % ige wässrige Polyvinylalkohollösung wurde trockengesponnen, die Fäden auf das Dreifache der ursprünglichen Länge heissverstreckt (zwischen Streckwalzen), und das so erhaltene Garn wurde mit einer 3 % igen wässrigen Borsäurelösung bis zu einer Borsäureabsorption von 2,5 % auf der Faser be handelt, worauf man das Garn trocknete und auf wickelte. Man stellte aus diesem Garn ein Grund gewebe für eine Ätzstickerei her.
Dieses Gewebe zeigte gute Stabilität und Masshaltigkeit unter Feuch tigkeitseinwirkung und gute Stabilität gegen Feuchtig keitswiederaufnahme. Vergleichsweise betrug der Schrumpf bis zum Gleichgewicht bei 100 % relativer Luftfeuchtigkeit und 21' C beim unbehandelten Garn 30 % und beim behandelten Garn 15 %. Die Stabili tät in Wasser war ebenfalls erheblich besser. Zu diesem Zwecke wurde die Zeit bis zur 20 % igen Schrumpfung gemessen. Diese Zeit betrug für die unbehandelten Fasern 30 Sekunden, während die behandelten Fasern ausserordentlich stabil waren und erst nach 15 Minuten um 20 % geschrumpft waren.
Man bestickte dieses Gewebe mit Baumwollgarn und löste es dann in einem Bad von 0,5 gA NaOH auf. Wenn man ein Gewebe aus nicht behandelten Fasern in ein Wasserbad tauchte, so betrug die Auflösungs temperatur 85 C, während überraschenderweise im erfindungsgemässen Verfahren die mit Borsäure be handelten Fäden im NaOH-Bad bereits bei 61 C aufgelöst wurden.
Die nach dem Auflösen des Grundgewebes ver bliebene Stickerei wurde mit Wasser gewaschen und getrocknet, wodurch man eine saubere Luftstickerei erhielt.
Beispiel <I>2</I> Man stellt eine 30 % Polyvinylalkohol enthaltende Spinnlösung her, welche bezogen auf das Polyvinyl- alkoholgewicht 5 % Borsäure enthielt. Die wässrige Lösung wurde trockengesponnen und die Fäden auf das 2,5fache verstreckt. Aus diesen Fäden wob man ein Grundgewebe für Ätzstickerei. Das Schrumpfungs gleichgewicht des Gewebes betrug bei 100 % relativer Luftfeuchtigkeit und 20 C 20 %,
und es war gut feuchtigkeitsaufnahmebeständig. Man bestickte das Gewebe mit Baumwollgarn und löste das Gewebe in einem Bade von 5 g/1 NaOH bei 65 C auf, worauf das verbliebene Stickgut mit Wasser gewaschen und getrocknet wurde, so dass man eine saubere Ätz- bzw. Luftstickerei erhielt.
<I>Beispiel 3</I> Man erspann Fäden wie im Beispiel 1 und unter warf diese einer Heissstreckung bei 160 C (Spinnen und Strecken diskontinuierlich).
Diese Fäden wurden mit einer 3 % igen wässrigen Borsäurelösung so behandelt, dass sie 5 % Borsäure absorbierten, worauf man die Fäden trocknete und aufwickelte. Aus diesen Fäden wurde in der her kömmlichen Einstellung ein Stickereigrundgewebe gewoben, dessen Stabilität gegen Feuchtigkeitswieder aufnahme und dessen Schrumpfungsgleichgewicht bei 100 % relativer Luftfeuchtigkeit und 20 C mit 15 % sehr gut waren.
Man bestickte dieses Gewebe mit formalisierten Vinylon -Garnen und löste dann das Grundgewebe in einem 5 g/1 Na2Si03 enthaltendem Bade bei 60 C auf, worauf man die Stickerei mit Wasser wusch und trocknete. Die erhaltene Luftstickerei bzw. Ätzsticke- rei war von ausgezeichneter Qualität und Sauberkeit.