Schädlingsbekämpfungsmittel Die meisten der als Kontaktgifte verwendeten In- sekticide haben den Nachteil, dass die damit be kämpften Insekten gegen die Gifte resistent werden. Nach und nach muss deshalb die Konzentration des anzuwendenden Mittels gesteigert werden, wodurch andere Tiere gefährdet werden. Es gibt zwar Mittel, die weniger zur Resistenzbildung Anlass geben.
Diese Verbindungen sind jedoch für Warmblüter ausseror- dentlich giftig, so dass sie nur beschränkt anwendbar sind.
Es wurde nunmehr gefunden, dass bestimmte iso- prenoide Verbindungen, die für Warmblüter praktisch ungiftig sind, den normalen Entwicklungsablauf bei Arthropoden, z. B. Insekten, Krebse und Krabben, verändern. Diese Stoffe bewirken eine Verzögerung der Metamorphose bzw. der normalen Verpuppung, was zum Auftreten nicht lebensfähiger oder nicht fortpflanzungsfähiger Individuen und d'am'it indirekt zur Vernichtung derartiger Tiere führt. Die Möglich keit der Metamorphoseverzögerung kann auch z. B. zur Aufzucht besonders grosser Larven ausgenützt werden, was beim Seidenspinner von Vorteil sein kann.
'Gegenstand der Erfindung ist ein Schädlingsbe kämpfungsmittel, das als aktive Komponente eine Ver bindung der Formel
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in der die gestrichelt gezeichnete Bindung hydriert sein kann, R1 und R2 Wasserstoff oder eine niedere Alkylgruppe und R die Gruppen -CH2OH, -CH2SH, -CHO, -CH2-CH2-CO-CH3, -CH2-NH2 oder -COOH bedeuten, oder einen Äther, Ester, ein. Säureanhydrid, Säure- amid, Acetal, Halbacetal oder N-alkyliertes Produkt einer solchen Verbindung enthält.
Die Erfindung betrifft anderseits auch die Ver wendung des genannten Mittels zur Verhinderung der Metamorphose und bzw. oder der Fortpflanzung von Arthropoden. Zweckmässig werden hierbei derartige Tiere auf einer beliebigen Stufe ihrer Entwicklung mit dem erfindungsgemässen Mittel behandelt.
Neben der Ungiftigkeit für Vertebraten liegt ein weiterer Vorteil der genannten isoprenoiden Verbin dungen in der leichten Wandelbarkeit ihrer Löslich keitseigenschaften. So kann man beispielsweise durch Veresterung des Farnesols mit Phosphorsäure ein leicht wasserlösliches und durch Veresterung mit Es sigsäure ein fettlösliches Produkt erhalten. Man kann also je nach dem speziellen Verwendungszweck eine besonders zweckmässige Form zur Anwendung brin gen.
Man kann die genannten Verbindungen beispiels weise in Emulsionen, Suspensionen, Stäubemitteln, Lösungen oder Aerosolen einsetzen. In besonderen Fällen können mit ider Aktivsubstanz getränkte oder imprägnierte Gegenstände, Materialien, Nahrungsmit tel, Saatgut und dergl. verwendet werden. In derarti gen Fällen kommt vorzugsweise ein nicht flüchtiges Derivat zur Anwendung. Es ist auch nicht notwendig, dass das entsprechende Derivat selbst direkt wirksam ist; die Aktivkomponente kann auch durch äussere Einflüsse, wie z.
B. durch Feuchtigkeit oder im Tier- körp@er in Freiheit gesetzt werden. Natürlich ist es auch möglich, die erfindungsgemäss vorgeschlagenen Verbindungen im Gemisch mit anderen bekannten Schädlingsbekämpfungsmitteln zu verwenden. Bevorzugte Vertreter der genannten Wirkstoffe sind Farnesol, Farnesal, Farnesensäure, Farnesylmethyl-, -äthyl-, -butyl- und -allyläther, 3,7,11-Trimethyl-tride- catrien-(2,6,10)-ol-(1) und dessen Methyläther, 10,11- Dihydrofarnesol, Farnesylacetat, Farnesylmercaptan, Farnesyltriäthylammoniumbromid,
Farnesylmethylsul- fid, Farnesylmethylamin, Farnesyldiisopropylamin und insbesondere Farnesyldiäthylamin.
Einige der vorstehend durch die allgemeine Formel definierten Verbindungen kommen in der Natur vor, so dass entsprechend angereicherte Extrakte Verwen dung finden können. Die synthetische Herstellung eini ger Verbindungen ist bekannt. Für die neuen Verbin dungen wird nachstehend eine Synthesemöglichkeit angegeben.
Verbindungen der vorstehend allgemeinen Formel, worin R die Gruppe -CH2OH und mindestens einer der Reste R1 und R2 eine niedere Alkylgruppe bedeu tet, können ausgehend vom entsprechend substituier ten Geranylaceton durch Acetylenanlagerung, Partial hydrierung, Halogenierung mit Allylumlagerung, Um wandlung in einen niederaliphatischen Carbonsäure- ester und Hydrolyse hergestellt werden.
Verbindungen der vorstehenden allgemeinen For mel, worin R die Gruppe -CH2SH bedeutet, können aus den entsprechenden Bromiden durch Behandeln mit Schwefelwasserstoff in Gegenwart eines säurebin denden Mittels, wie z. B. Natriumhydroxyd erhalten werden. Äther, Thioäther und Amine können ebenfalls aus den entsprechenden Bromiden durch Behandeln mit einem Alkohol, Thioalkohol, Ammoniak oder einem primären oder sekundären Amin hergestellt werden, wobei in den beiden ersteren Fällen die Reaktion in Gegenwart eines säurebindenden Mittels, wie z. B. Natriumhydroxyd, erfolgen soll.
<I>Beispiel 1</I> 50 Tenebrio molitor Puppen werden einmal mit 2 ml einer 10%igen alkoholischen Farnesollösung besprüht. Nach Ablauf der Puppenruhe entwickeln sich nur 3 Tiere zur Imago, bei denen jedoch Folgen des Entwicklungssstillstandes festzustellen sind. Von 50 Kontrolltieren entwickeln sich nur 3 nicht zum reifen Insekt.
<I>Beispiel 2</I> 150 Calliphora erythrocephala Larven werden mit 150 g gemahlenem Fleisch gefüttert, das mit 15 ml einer 0,1%iger wässriger Emulsion von Farnesal ge tränkt ist. Die Puppenbildung bei fast a11 diesen Tieren ist gegenüber den Kontrollen stark verzögert. Die schlüpfenden Imagines sind, falls sie sich über- hauet aus den Puppentönnchen befreien können, zum Grossteil verkrüppelt und deshalb nicht kopulations fähig.
<I>Beispiel 3</I> 20 Galleria mellonella Larven des letzten Stadiums werden einmal mit 2 ml einer 2%igen alkoholischen Lösung von Famesylacetat besprüht. Ein Grossteil dieser Tiere bildet im Gegensatz zu unbehandelten Kontrolltieren keine Puppenkokons, sondern die losen Gespinste der Larvenstadien als Zeichen der Entwick lungshemmung.
<I>Beispiel 4</I> 150 Tenebrio molitor Larven werden mit 150 g Weizenkleie gefüttert, die mit 5 ml einer 1%igen wässrigen Lösung von Farnesylphosphat getränkt ist. Die Entwicklung dieser Tiere wurde im Vergleich zu Kontrolltieren um einige Monate verzögert.
Analoge Ergebnisse wie in den vorstehenden Bei spielen erhält man, wenn man als Wirksubstanz Far- nesylmethyläther, Farnesyläthyläther, Farnesyl-n-bu- tyläther, Farnesylallyläther, Diäthylfarnesylamin, Far- nesylthioäther, Farnesylmercaptan, Farnesylmethyl- amin, 10,11-Dihydrofarnesol, 10,11-Dihydrofarnesyl- methyläther verwendet.