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Verfahren zur Herstellung eines Sennosid-Komplexes Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Komplexes aus einem Sennosid und einem polymeren Kohlenhydrat und zeichnet sich dadurch aus, dass ein Sennosid mit einem polymeren Kohlenhydrat, welches zur Bildung von stabilen Komplexverbindungen mit den Sennosiden befähigt ist, in Wasser, einem aliphatischen Alkohol mit 1-6 C-Atomen oder in einem Gemisch davon, zur Umsetzung gebracht wird.
Insbesondere betrifft die Erfindung die Herstellung der Molekularkomplexe, welche bei der Reaktion der Sennoside mit Guaranagummi, Polygalakturonsäure oder Alginsäure entstehen.
Es wird im allgemeinen angenommen, dass in cassia acutifolia (Alexandria Senna) und cassia angustifolia (Tinnevelly Senna) hauptsächlich zwei Glukosidarten enthalten sind, welche eine abführende Wirkung aufweisen. Diese Glukoside werden als Sennosid A und Sennosid B bezeichnet, denen die gleiche empirische chemische Formel C42 H38 020 zukommt, welche aber in der Art der Bindung der Glukose an den Aglycon- rest des Moleküls Unterschiede aufweisen.
Die Senno- side ergeben einen therapeutischen Effekt in der Richtung, dass sie den Auerbach-Plexus in der Darmwand direkt reizen. Sie werden zuerst aus dem oberen Magendarmtract vorn Blutstrom absorbiert und dann wieder in dem eigentlichen Darm abgeschieden, wo der erwähnte Effekt zur Wirkung kommt.
Wenn die aktiven Bestandteile von Senna (die beiden Sennoside A und B) z. B. mit Guaranagummi bzw. Alginsäure oder einer Polyglykoseverbindung erfindungsgemäss in wässrigem oder alkoholischem oder wässerig-alkoholischem Medium zur Reaktion gebracht werden, so bildet sich infolge der Wasserstoff brückenbildung ein Molekularkomplex, in welchem die Absorbierbarkeit der Sennoside beträchtlich verändert ist, ohne dass jedoch die pharmakologische Wirk- samkeit im Darm beeinträchtigt wird.
Der Vorteil einer derartigen schlechten Absorbierbarkeit durch das Blut besteht darin, dass die gesamte dem Patienten verabreichte Dosis für den Hauptzweck der peristaltischen Anregung ausgenützt wird und praktisch nicht durch die Nieren zur Ausscheidung kommt. Es ist daher auch nicht mehr erforderlich, vorher die Idiosynkrasien des Patienten bezüglich einer solchen Ausscheidung über die Nieren festzustellen. Die Ausnutzung der vollen Dosis bringt weiterhin den Vorteil mit sich, dass nur eine kleinere Menge des aktiven Materials verabreicht zu werden braucht, wodurch der klinische Arzt es eher in- der Hand hat, die therapeutische Wirksamkeit den besonderen Bedürfnissen des betreffenden Patienten anzupassen.
Es wurde weiterhin gefunden, dass die im vorliegenden Patent beschriebenen colloidalen komplexgebundenen Glykoside im Gegensatz zu den einfachen Senno- siden nicht mehr durch eine Membran dialysieren. Der neue Molekularkomplex ist gegenüber dem pH-Wert sowohl des Mageninhaltes als auch des Darmkanals stabil. Wenn der Komplex den Dickdarm erreicht, so leiten die durch die Darmflora des Magendarmkanals abgeschiedenen Encyme eine Zersetzung des Komplexes ein, so dass die aktiven Komponenten desselben freigesetzt weiden und ihre gewünschte physiologische und therapeutische Wirkung ausüben können.
Die in der beigefügten Zeichnung dargestellten Versuchskurven erläutern diese Tatsachen in quantitativer Weise.
Wenn die neuen Verbindungen menschlichen Patienten verabreicht werden oder in der Tiermedizin zur Anwendung kommen sollen, so werden sie vorzugsweise in Form Non Tabletten oder Kapseln eingesetzt. Beispiel 1 Ein Teil Guaranagummi wird mit gereinigten Glu- kosiden vermischt, welche aus Cassia acutifolia oder
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Cassia angustifolia (Sennosid A und B) extrahiert worden sind, wobei die Sennoside in Mengen zwischen 0,2 und 1,0% bezogen auf die Menge des Guarana- gummis, zur Anwendung kommen.
Die Reaktionskomponenten werden unter Zusatz von 500 Teilen 50%igen Isopropylalkohols zu einer homogenen Mischung verarbeitet. Diese Mischung wird anschliessend 10 Minuten lang bei Zimmertemperatur gerührt und dann unter vermindertem Druck zu einer Paste konzentriert. Diese Paste wird an der Luft getrocknet und bis zu einer Körnchengrösse entsprechend einer Siebweite von 20 Maschen granuliert. Das trockene Pulver wird bis zu einer Teilchengrösse entsprechend 60 Maschen vermahlen und dann im Heizofen bei 45 getrocknet.
Der so erhaltene Sennosid-Guaranagummi-Kom- plex stellt ein homogenes cremeartig weissgefärbtes Pulver dar, welches bezüglich seiner Wirksamkeit in guter Übereinstimmung mit den theoretischen Wetten bezüglich des Sennosidgehaltes steht, was auf die Stabilität des Sennosidgehaltes hinweist. Die üblichen mit Extraktion arbeitenden Analysemethoden zur Bestimmung des Glykosidgehaltes sind jedoch nicht anwendbar, weil der gebildete Molekularkomplex die Abtrennung der normalerweise löslichen Glykose verhindert.
Nach Zusatz von Wasser zu diesem Pulver bildet sich eine viskose Lösung, welche aber nicht den bitteren und zum Brechen reizenden Geschmack der Sennoside aufweist.
Wenn diese Komplexverbindung gegen destilliertes Wasser, künstlich hergestellten Magensaft oder künstlichen Darmsaft dialysiert wird, so zeigt sich sofort, dass der Durchgang der Sennoside durch die Membran verhindert ist. Beispielsweise sind in der beiliegenden Zeichnung die Dialysekurven des Sennosid-Guarana- gummi-Komplexes in künstlichen Magensäften vor und nach Beimpfung mit E.Coli dargestellt.
Kurve A stellt eine Kontrollkurve dar und erläutert die Dialyse der nicht komplexgebundenen Sennoside (Sennagluko- side) in einer wässerigen Lösung mit dem pH-Wert 6. Kurve B erläutert die Dialyse des Sennosid-Guarana- Gummi-Komplexes 2 Stunden nach der Animpfung mit E.Coli. Kurve C erläutert die Dialyse des gleichen Molekularkomplexes in künstlichem Magensaft, während die Kurve D das Dialyseverhalten des betreffenden Komplexes in künstlichem Darmsaft darstellt.
Das hier speziell verwendete Sennosid war in einem festen Extrakt (Konzentrat) aus Cassia acutifolia enthalten, welcher gemäss der im britischen Patent Nr. 683.990 (1056) und im kanadischen Patent Nr. 540.082 (1957) beschriebenen Arbeitsweise hergestellt worden war. Diese Kurven zeigen sehr deutlich, dass das normale Dialyseverhalten der Sennoside durch die Bildung des Molekularkomplexes aus Sennosid und Guarana- gummi wesentlich verändert worden ist.
Wenn jedoch dieser Komplex mit E.Coli, dem vor allem im Dickdarm anzutreffenden mikrobenbildenden Organismus, beimpft wird, so tritt eine Umwandlung dieses Komplexes ein und die Sennoside diffundieren dann sehr schnell durch die Membran. Beispiel 2 Der Guaranagummi wurde ganz oder wenigstens teilweise durch Polygalacturonsäure bzw. Alginsäure ersetzt, wodurch Sennosid-Polygalacturonatkomplexe bzw. Sennosid-Alginatkomplexe erhalten werden konnten. Bei Einsatz von Polygalacturonsäure wird diese vorzugsweise in Mengen von 10 Teilen für jedes Teil des Gemisches der Sennoside A und B verwendet.
Die Alginsäure wird in Mengen entsprechend dem Guarana- gummi angewendet.
Beispiel 3 Anstelle der in Beispiel 1 verwendeten Sennoside A und B wurden feste oder flüsssige Extrakte aus Cassia acutifolia oder Cassia angustifolia verwendet, welche mittels der üblichen Methoden zur Herstellung der allgemeinen Klasse von galenischen Präparaten erhalten werden, welche man als Extrakte bezeichnet. Bei Verwendung eines konzentrierten Festextraktes richtet sich die Menge desselben nach seinem Sennosidgehalt, und es werden entsprechende Anteile der Glykoside angewendet, wie sie in Beispiel 1 beschrieben werden.
Falls ein flüssiger Extrakt zur Anwendung kommt, muss er gleichfalls in äquivalenten Mengen eingesetzt werden, wobei der Gehalt an Sennosiden zu Grunde gelegt wird. Der Alkoholgehalt des flüssigen Extraktes reicht aus, um die Reaktion zwischen den Komponenten unter Bildung des gewünschten Komplexes zu ermöglichen.
Beispiel 4 Anstelle des gemäss Beispiel 1 angewandten Iso- propylalkohols wurden Äthanol-Wassermischungen verwendet, welche 40 bis 70 Teile Alkohol auf je 100 Teile der Alkohol-Wasserlösung enthielten.
Anstelle des gemäss Beispiel 1 eingesetzten Isopro- pylalkohols kann auch Wasser oder ein beliebiger niedrig aliphatischer Alkohol, welcher 1 bis 6 Kohlenstoffatome aufweist, oder eine Mischung eines solchen Alkohols mit Wasser verwendet werden.
Wenn diese Komplexverbindungen in der klinischen Medizin zur Anwendung kommen sollen, so können sie in Form von Tabletten, Kapseln oder Granulaten oral verabreicht werden oder man kann sie mit geeigneten Trägerstoffen kombinieren und in geschmolzener Form als Zäpfchen rectal anwenden.
Wenn aus den Komplexverbindungen Tabletten hergestellt werden sollen, so braucht kein Bindemittel zugesetzt zu werden, und man muss nur ein Dispergie- rungsmittel beimischen, um auch eine vom pharmazeutischen Standpunkt aus vorteilhafte Tablettenform zu erhalten. Kapseln lassen sich herstellen, indem man die Komplexverbindung direkt in eine Gelatinekapsel einer geeigneten Grösse einfüllt, welche der zu verabreichenden Dosis angepasst ist. Für die Herstellung von Granulaten werden die Komplexverbindungen mit geeigneten Verdünnungsmitteln, Farbstoffen und Ge- schmackstoffen vermischt und dann unter Zusatz einer Granulierungslösung z.
B. aus Alkohol und Wasser durch ein Sieb mit einer Maschenweite von 8 bis 20
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Maschen abgesiebt. Auf diese Weise kann ein homogenes Granulat erhalten werden, welches sich in einer wässerigen Flüssigkeit, wie Wasser, Fruchtsaft oder Milch, gut dispergieren lässt. Zäpfchen können hergestellt werden, indem man eine angemessene Menge des Komplexes mit Kakaobutter oder einem anderen Grundstoff für Zäpfchen vermischt. Diese Masse wird üblicherweise zu Zäpfchen im Gewicht von 2 Gramm verarbeitet.
Bei der Anwendung der neuen Komplexverbindung empfiehlt sich je nach Alter und Bedürfnis des Patienten 5 bis 20 Milligramm an Sennosid zu verabreichen. Vorzugsweise wird das Präparat zur Schlafenszeit eingenommen, damit der volle pharmakologische Effekt morgens beim Aufstehen eintritt. Es ist daher wichtig, dass die verabfolgte Dosis des Präparates (sei es in Tablettenform, als Kapsel, als Granulat oder als Zäpfchen) bezüglich des Gehaltes an den Sennosiden so eingestellt wird, dass die angegebenen Dosen bequem erreicht werden.
Vorzugsweise enthält jede Tablette das Äquivalent von 10 Milligramm Sennosid, jede Kapsel 1 Äquivalent von 5 oder 10 Milligramm Senno- sid, jeder Teelöffel voll Granulat 10 Milligramm Senno- sid und jedes Zäpfchen gleichfalls 10 Milligramm Sennosid.