Verfahren und Anlage zur Herstellung von Baukörpern Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Baukörpern aus zu filzartiger Ver klammerung neigenden Stoffen, wie z. B. Fasern aller Art, und mineralischen, Kalziumsulfat enthaltenden Bindemitteln.
Es sind Verfahren zur Herstellung von Baukör pern, z. B. Platten, aus Faserstoffen und hydrau lischen Bindemitteln wie Zement bekannt, bei denen fortlaufend eine wässrige Aufschlämmung von Faser stoffen und Zement hergestellt, verteilt, geformt und gepresst wird, und zwar auf einer sich fortbewegen den endlosen Saugunterlage. Das überschüssige Was ser wird aus der Faserzementmasse durch Absaugen entfernt. Dabei ist es auch bekannt, das sich bildende Faserzementvlies mittels einer sich drehenden Walze zusammenzupressen, die gegebenenfalls in der Ebene des Vlieses hin- und herbewegt wird.
Es ist dabei ferner bekannt, die endlose Unter lage als wasserdurchlässiges Band, z. B. als Baum.- wollband, aber auch als metallenes Siebband auszu bilden und unter diesem Band Vakuumsaugköpfe anzuordnen. Weiter ist es bekannt, das Band mit Klopfern und durch Abbrausen mit Wasser zu rei nigen und das abgepresste und sonstige Überschuss- wasser in einen Mischer für die Herstellung weiteren Speisebreies zurücklaufen zu lassen.
Mit nichthydraulischen Bindemitteln, z. B. Gips, liess sich in dieser Weise bisher nicht arbeiten. Gips baukörper wurden bisher meist in Formen herge stellt. Es sind z. B. Wandbauplatten aus Gips ge normt. Weiter kennt man Gipsdielen, Gipsbretter und Wandbekleidungsplatten, die aus Gips mit ge eigneten Zuschlag- und Füllstoffen hergestellt sind und sich von den Wandbauplatten in der Hauptsache nur durch ihre Abmessungen unterscheiden. Weiter sind aus hochwertigem Gips hergestellte Schau- schluckplatten, Füllplatten, Heizplatten und ähnliche Baukörper bekannt.
Schliesslich gibt es auch Gips- Kartonplatten, die in Deutschland unter dem Namen <B> </B> Rigips-Platten <B> </B> bekannt sind.
Bei der bekannten Herstellung von Gipsbaukör- pem in Formen wird der Gipsbrei in mehr oder weniger flüssigem Zustand in die Holz- oder Metall formen eingegossen. Nach dem Erhärten der Masse wird die Form entfernt und der entstandene Gips baukörper natürlich oder künstlich getrocknet. Es ist auch bereits bekannt, sich bei der Herstellung von Gipsbaukörpem in Formen maschineller Hilfsmittel zu bedienen.
Bei der bekannten Herstellung von Gipsbaukör pern in Formen verwendete man Stuckgips. Man musste dabei den Wasserzusatz möglichst niedrig halten, um ausreichende Festigkeiten zu erzielen, weil bei grösserem Wasserüberschuss weniger wider standsfähige Kristalle und grössere Poren entstehen. Die Festigkeit genügt dann nicht den Beanspruchun gen, die besonders beim Transport der Gipsbaukör per auftreten. Das Verhältnis Wassergewicht zu Gips gewicht bewegte sich bei brauchbaren Mischungen um<B>0,75.</B> Auch bei einem solchen Verhältnis ent hält der Brei schon das<B>3-</B> bis 4fache der zum<B>Ab-</B> binden des Gipses theoretisch notwendigen, als Kri stallwasser zu bindenden Wassermenge.
Solchen Gipsbrei hat man auch bereits auf Wal zenstrassen zu Gips-Kartonplatten verarbeitet. Dabei lässt man den Gipsbrei in den zu einer flachen Mulde geformten hochwertigen Karton einfliessen. Der als Form dienende Karton bleibt mit dem Gipskern fest verbunden und verleiht ihm seine Elastizität. Eine andere Möglichkeit zur Massenherstellung dünner elastischer Baukörper unter Verwendung von Gips gab es bisher nicht.
Das Verfahren gemäss der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass aus den zur Verklammerung neigenden Stoffen und den mineralischen, Kalzium sulfat enthaltenden Bindemitteln. eine Aufschläm- mung mit grossem Wasserüberschuss hergestellt, die Aufschlämmung zu einem Vlies vorgeformt und der Überschuss des Wassers vor Eintritt des Ab bindevorgangs entfernt wird.
Bei einer Ausführungsform des erfindungsge- mässen Verfahrens werden feste mineralische Binde mittel, die mindestens 10 % Kalziumsulfat enthal ten, in gemahlener Form verwendet.
Eine Ausführungsmöglichkeit besteht darin, als mineralische Bindemittel kalziumsulfathaltige Luft bindemittel, z. B. Gips, zu verwenden, eine andere darin, neben kalziumsulfathaltigen Luftbindemitteln ein hydraulisches kalziumsulfathaltiges Bindemittel, nämlich Gipsschlackenzement, zu verwenden.
Eine der Schwierigkeiten, an denen die fort laufende Herstellung von Gipsfaserplatten in konti nuierlichen Verfahren bisher scheiterte, liegt darin, dass das überschusswasser als Kristallisationskeime wirkende, abgebundene Gipsteile enthält, die es nicht gestatten, dieses Wasser wieder zu verwenden, weil diese Keime die Abbindung von Gipsbrei, dem sie mit diesem Wasser zugesetzt werden, stark be schleunigen.
Halbhydrat ist in Wasser stärker löslich als Di- hydrat. Hierauf beruht das Abbinden des Gipses. Das Halbhydrat geht in gelöstem Zustande in das Dihydrat über, von dem nur ein kleinerer Teil ge löst bleiben kann, als vorher als Halbhydrat gelöst war, so dass der Überschuss in festem Zustande aus fallen muss. Da damit wieder Wasser zur Verfügung steht, um Halbhydrat auflösen zu können, kann sich der Vorgang fortsetzen.
Eine der weiteren Ausbildung der Erfindung zu grundeliegende Teilaufgabe bestand darin, die Be schleunigung des Abbindens des Gipses durch keim- haltiges Wasser zu beherrschen.
Nach dem vorstehend erläuterten bestand ein hierfür möglicher Weg darin, die Löslichkeit des Halbhydrats, und ein zweiter darin, die Lösungsge schwindigkeit des Halbhydrats herabzusetzen. Ver schiedene Stoffe, die mit Gips Niederschläge bilden können, setzen Löslichkeit und Lösungsgeschwindig keit des Halbhydrats herab, so dass durch Zusatz solcher Stoffe der Abbindevorgang verzögert werden kann. Solche Stoffe sind z. B. Ammonium-Karbonat, Natriumphosphat, Tannin, Keratin u. a.
Die Wir kung dieser Stoffe mag dadurch zustandekommen, dass sie die einzelnen Gipskörnchen mit einer Nie derschlagshaut überziehen ; je dichter und undurch lässiger diese Haut ist, umso stärker wird die Lö sungsgeschwindigkeit herabgesetzt werden. Als be sonders wirksam hat sich Keratin erwiesen. Die Lös lichkeit des Halbhydrats in Wasser geht bei 2 % Keratinzusatz von 0,885 g/100 cm3 auf 0,678g/ 100 cm3 zurück und die Lösungsgeschwindigkeit wird so stark herabgesetzt, dass der Abbindevor- gang von 32 Minuten auf 48 Tage verlängert wird.
Die weitere Ausbildung der Erfindung beruht ferner auf der Erkenntnis, dass die das Abbinden beschleunigende Wirkung der Gipskeime im Wasser bei Verwendung von Verzögerern nur bis zum Er reichen eines Höchstwertes zunimmt, dass also ein Gleichgewichtszustand eintritt, nach dessen Errei chen eine Vermehrung abgebundener Gipsteile im Wasser das Abbinden der Gipsmasse nicht mehr beschleunigt.
Die in Lösung gehenden Gipsmengen sind nor malerweise sehr gross. Sie betragen etwa 15 % des Gipsbedarfs, die, wenn das abgeschiedene Wasser ungenutzt bleibt, einen erheblichen Materialverlust bedeuten und ferner durch Auskristallisieren an un geeigneten Stellen Betriebsstörungen verursachen. Wird dagegen das abgetrennte Wasser wieder ver wendet, dann beschleunigen die daraus ausfallenden Kristalle abgebundenen Gipses in immer zunehmen dem Masse das Abbinden der Rohmasse so, dass sie nach einiger Zeit nicht mehr verarbeitbar ist und ihre Bindekraft einbüsst.
Es wurde nun gefunden, dass durch Zusatz keratinhaltiger Stoffe in unten ge nannten Mengen in flüssiger oder löslicher Form zum Anmachwasser die Löslichkeit des Gipses so stark verringert wird, dass die Menge des in Lösung ge henden und bei Wiederverwendung des Wassers aus kristallisierenden Gipses sehr klein ist. Dadurch kommt es zwischen der beschleunigenden Wirkung des auskristallisierenden Gipses und der verzögern den Wirkung der Keratinanteile zu einem Gleichge wicht, welches das Einstellen einer geeigneten Ver steifungszeit ermöglicht, die im Dauerbetrieb gleich bleibt.
Beispielsweise werden deshalb die kalziumsulfat- haltigen Bindemittel, vorzugsweise Gips, mit einem dem Anmachwasser beizufügenden Zusatz von Ver zögerungsmitteln, z. B. Keratinprodukten, in einer Menge von 0,1 % bis 1 % des Bindemittelgewichtes verwendet. Die starke Löslichkeit des Kalziumsulfats, die seiner Verwendung für den Erfindungszweck bis her entgegenstand, lässt sich durch Zusatz eines Ver- zögerers, z.
B. von Keratinprodukten in Mengen von 0,1 bis 1,0 %, bezogen auf die zuzusetzende Gipsmenge, ausreichend verringern. Dabei stellt sich auch eine für die Herstellung der Baukörper günstige Versteifungszeit ein. Danach hat der Verzögerer-Zu- satz die doppelte Aufgabe, durch Membranbildung um die einzelnen Gipskörnchen deren Löslichkeit herabzusetzen und für eine geeignete Versteifungs zeit zu sorgen. Die Wirkung wird dann am besten erreicht, wenn der Verzögerer im Anmachwasser vor dem Zusammenkommen mit dem Gips aufgelöst wird.
Als zu filzartiger Verklammerung neigende Stoffe kommen pflanzliche, tierische, mineralische und künstliche Faserstoffe aller Art, sowie Mischungen verschiedenartiger Faserstoffe in Betracht. Als pflanzliche Faserstoffe sind z. B. Baumwolle, Torf, Sisal, Jute geeignet ; vorzugsweise sollen aber Ab fallfasern aus der Spinnerei oder Weberei verwendet werden. An tierischen Faserstoffen eignen sich z. B. Wolle oder Tierhaare, verwendet werden vorzugs weise Lederabfälle. Als mineralischer Faserstoff kommt z. B. Schlackenwolle in Betracht, an Kunst stoff-Faser z. B. Perlon.
Zu filzartiger Verklamme rung neigen aber nicht nur Faserstoffe, sondern auch andere scharfkantige oder bartartige Kanten aufwei sende oder verwundene Teilchen, wie sie bei der Zer kleinerung wasserunlöslicher fester Stoffe entstehen, z. B. bei spanabhebender Bearbeitung entstehender Abfall wie Kunststoffdrehspäne, Metallfeilspäne oder Teilchen, wie sie durch Zerkleinerung von Erzeug nissen erhalten werden, die selbst aus Faserstoffen bestehen oder Faserstoffe enthalten ; es können z. B. die aufgeweichten Teile zerkleinerter gebrauchter Papiersäcke verwendet werden. Weiter eignen sich Holzfasern, auch Gemische mit Holzwolle und Holz spänen.
Das überschusswasser wird zweckmässig ausser durch Abfliessenlassen aus der hierfür eingerichteten Unterlage ausserdem in ebenfalls an sich bekannter Weise durch Abpressen, vorzugsweise mittels Wal zen, entfernt.
Zweckmässig wird an Wasser die 8fache bis 16- fache Gewichtsmenge des Bindemittels verwendet. Die besten Wirkungen werden erzielt, wenn die 10- bis 12fache Gewichtsmenge verwendet wird. Die Abbindegeschwindigkeit wird zweckmässig so einge stellt, dass das Abbinden im Sinne einer merklichen Versteifung nach mehr als 10 bis 500, z. B. nach 120 bis 300 Minuten, vorzugsweise nach 120 bis 180 Minuten beginnt.
Das Bindemittel lässt sich durch Ton in einer Menge bis ein Drittel des Bindemittelgewichts er setzen.
Die Vorteile des erfindungsgemässen Verfahrens sind folgende Nach dem neuen Verfahren lassen sich Plat ten aller Art, aber auch Rohre herstellen, Platten z. B. zur Herstellung leichter Zwischenwände, aber auch zur Verkleidung von Massivwänden und Decken und solche, die anstelle von Putz als Trok- kenputz s> verwendet werden, ferner Schallschluck- platten. Ein wesentlicher Vorteil liegt darin, dass sich das erfindungsgemässe Verfahren kontinuierlich durchführen lässt.
Mit dem abgepressten Wasser geht dabei nahezu kein Bindemittel verloren, weil das Wasser immer wieder verwendet wird. Vorzugsweise arbeitet das erfindungsgemässe Verfahren gegenüber den bekannten Verfahren zur Herstellung von Gips platten in Formen ohne Abfälle.
Da für die Gipsbindung Fasern aller Art ohne Vormineralisierung verwendbar sind, wird die Ver wendung auch solcher Faser- und Abfallstoffe mög lich, die für die Herstellung von mit Zement gebun denen Platten unbrauchbar sind. Da durch die erfin dungsgemässen Massnahmen die Gefahr des vorzei tigen Abbindens beseitigt ist, lässt sich mit einfachen Misch- und Fördermitteln auskommen, die sich leicht sauber halten lassen. Die Verwendung eines Wasser- überschusses in dem erfindungsgemässen Ausmass gibt der Aufschlämmung eine ihre Bereitung und Weiterförderung erleichternde Beschaffenheit.
Aus allen diesen Gründen ermöglicht das erfindungsge- mässe Verfahren die billige Massenherstellung hoch wertiger Gipsbaukörper, besonders Platten. Dadurch, dass der vor dem Beginn des Abbindens weit höhere als der bei der Verwendung von Gips bisher übliche Wassergehalt vor der endgültigen Formung der Bau körper auf weniger als den bisher üblichen Gehalt herabgesetzt wird, werden die Erzeugnisse besonders hart und fest. Ausser durch die Verminderung des Wassergehalts trägt das Abpressen auch mechanisch zur Verdichtung bei, z. B. durch das Auspressen von Luft- und Gaseinschlüssen. Wegen des geringen Wassergehalts lässt sich der erzeugte Rohling auch schnell trocknen.
Nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellte Gipsplatten sind nach einer Trocknung von wenigen Stunden versandfertig, wäh rend Zementplatten vor dem Versand etwa 28 Tage abbinden müssen.
Die nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellten Gipsbaukörper sind im Gegensatz zu den in bisher bekannter Weise in Formen hergestell ten Gipsplatten nahezu unzerbrechlich. Sie weisen hohe, mechanische Festigkeit auf ; bei einer beispiels weisen Ausführungsform ergab sich eine Biegezug festigkeit von 104 kg/cm' parallel zur Herstellungs richtung und von 117 kg/cm2 quer zur Herstellungs richtung, ferner eine Kugeldruckhärte von 130kg/cm2. Wegen ihrer grösseren Festigkeit können die nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellten Baukörper auch als belastbare Baukörper verwendet werden.
In Plattenform sind sie so hart, dass sie grossflächig freitragend aufgehängt werden können.
Die Vorteile, die den auch bisher bekannten Gipsbaukörpern eigen sind, bleiben erhalten, so die geringe Wärmeleitfähigkeit und damit grosse Wärme dämmung, die Unbrennbarkeit, ihre bessere Wider standsfähigkeit gegen Feuereinwirkung infolge Ab gabe von Wasserdampf, sowie die Unabhängigkeit der Herstellung von der Einfuhr ausländischer Roh stoffe. Gegenüber Zementplatten ist bei Gipsfaser platten wegen ihrer geringeren spezifischen Wärme die Gefahr des Schwitzwasserniederschlages in In nenräumen kleiner.
Die Haftfähigkeit für Gips-, Wand- oder Deckenputz ist bei Gipsfaserplatten besser als bei zementgebundenen oder Gips-Karton- platten. Die Fasergipsplatte ist elastischer als eine zementgebundene Platte. Die erfindungsgemäss her gestellten Erzeugnisse weisen keine spröden Gips schichten zwischen den Fasern oder den faserähn lichen Bestandteilen auf, sondern die filzartig mitein ander verklammerten Bestandteile sind durch feinste Gipskristalle elastisch miteinander verbunden, und zwar über die ganze Plattendicke.
Die gemäss der Erfindung hergestellten Gipsplat ten schrumpfen im Gegensatz zu Zementplatten nicht ; sie wachsen so wenig, dass sich hieraus keine Schwierigkeiten ergeben. Nach allem sind sie im In- nenbau weit vielseitiger verwendbar, als Zementfaser platten.
Diejenige Ausführungsform des erfindungs- gemässen Verfahrens, welche die Verwendung eines hydraulischen sulfatischen Bindemittels, nämlich von Gipsschlackenzement (Sulfathüttenzement) neben Luftbindemitteln wie Gips vorsieht, hat den beson deren Vorteil, die Vorzüge des Luftbindemittels und des hydraulischen Bindemittels miteinander zu ver binden und die Möglichkeit zu bieten, die Eigen schaften des Erzeugnisses durch Änderung der Bin demittelmischung zu variieren.
Die Bindemittel, das Wasser und die zur filzartigen Verklammerung neigenden Stoffe sowie etwaige Füll stoffe können in beliebiger Reihenfolge vermischt werden. So können die Bindemittel zunächst unter sich und die Bindemittelmischung dann mit den Fa serstoffen oder faserstoffähnlichen Stoffen vermischt werden, und diese Mischung kann in Wasser, welches die als geeignet ermittelte Verzögerer-Menge enthält, eingerührt werden.
Es kann aber auch Faserstoff und Füllstoff zunächst mit dem verzögererhaltigen Was ser verrührt und dem Gemisch dann das Bindemittel oder das Bindemittelgemisch zugesetzt werden, oder es kann dem mit verzögererhaltigem Wasser ange rührten Bindemittelgemisch der Faserstoff zugeführt werden, und schliesslich können alle zu mischenden Stoffe einem Mischbehälter gleichzeitig zugeführt und gemischt werden, nur muss dem Wasser die nö tige Verzögerermenge vorher zugegeben werden.
Eine Anlage zur Durchführung des erfindungs- gemässen Verfahrens umfasst einen Mischer, eine Dosierungsvorrichtung, ein poröses Förderband, eine oder mehrere am Band angreifende Absauge vorrichtungen, eine Aufwickeltrommel für das auf dem Band gebildete Vlies, mindestens eine Pressvor- richtung, z.
B. ein Walzenpaar in der Art, wie es bei Kartonmaschinen verwendet wird oder bestehend aus einem Tisch und einer gegen diesen drückenden Walze, ggf. eine zweite Pressvorrichtung, die vor zugsweise als Nachwalzvorrichtung ausgebildet ist, sowie ggf. eine Stapel- und Trockenvorrichtung. Die Anlage ist so ausgebildet, dass alles ablaufende und abgepresste Wasser in die Mischvorrichtung zurück geführt wird, bis eine Betriebsperiode beendet ist.
Bei einer beispielsweisen Ausführungform des Ver fahrens wird das erzeugte Vlies vor dem Beginn des Abbindens einer besonderen Oberflächenbehandlung unterworfen, z. B. mit besonderen Oberflächen schichten versehen. Die Oberflächenbehandlung kann im Tränken mit Farbe oder im sonstigen Aufbringen von Farbschichten bestehen. Besondere Oberflächen schichten können aber auch in Gestalt blattförmiger Stoffe auf das Vlies aufgebracht werden. Die blatt- förmigen Stoffe können bedruckt und nicht nur Kunststoffolien, sondern auch Metallfolien oder Fur niere sein.
Die Vliesoberfläche kann auch nur teil weise oder in verschiedenen Musterungen mit der artigen Stoffen bedeckt werden, die dann Einlagen in der Oberfläche bilden. Schliesslich können auch andere flüssige oder halbflüssige Stoffe als Farben auf ein Vlies aufgebracht werden.
Wenn die Anlage zwei Presstellen, z. B. zwei in einem Abstand voneinander angeordnete Walzen stühle, aufweist, lässt sich eine Oberflächenbehand lung des erzeugten Vlieses vorteilhaft in dem Be reich zwischen den beiden Presstellen durchführen.
Schon in einer ersten mit Walzen arbeitenden Presstelle lässt sich das durchlaufende Vlies in be liebiger gewünschter Art profilieren. Die Profilierung kann auch an der zweiten Walzstelle erfolgen oder fortgesetzt werden. Eine zweite Walzstelle hat auch den Vorteil, dass durch noch besseres Auspressen des Wassers und durch zusätzliche Verdichtung des durchlaufenden Vlieses die Festigkeit des Erzeugnis ses erhöht und das Fertigtrocknen erleichtert wird.
Die Oberflächenbehandlung kann auch eine feine Profilierung sein : Die Oberflächen können glatt oder gemustert gewalzt werden.
Es kann zweckmässig sein, mehr als ein Misch- gefäss in ein und derselben Anlage zu verwenden, so dass jeweils eines gereinigt werden kann, während der Betrieb mit einem anderen weiterläuft.
Die Verwendung einer Aufwickeltrommel, wie sie von der Herstellung von Asbest-Zementplatten und von Kartonmaschinen her bekannt ist, macht den Spielraum, der für die Wandstärke der Erzeug nisse zur Verfügung steht, besonders gross. Schon das Vlies auf dem die Abführung des überschuss- wassers gestattenden Transportband kann in sehr verschiedener Stärke erzeugt werden, ohne dass die Gleichmässigkeit seiner Beschaffenheit über den Querschnitt Schaden litte. Durch das bekannte Auf wickeln des Vlieses auf der Aufwickeltrommel lässt sich diese Stärke dann beliebig vervielfachen.
Zweckmässig ist die Trommel mit einer ihren Umfang bearbeitenden Bürste ausgerüstet, die dazu dient, den vom Vlies freibleibenden Teil des Trom melumfanges oder den nach dem Abnehmen des Vlieses freigewordenen Trommelumfang laufend zu reinigen.
Hierdurch wird erreicht, dass die Oberfläche der nachfolgend erzeugten Platte glatt bleibt, während sonst ein sich auf dem Trommelmantel immer stärker ansetzender Bindemittelfilm unsaubere Plattenober flächen ergeben würde. Dieses Ansetzen lässt sich auch dadurch verhindern, dass der Mantel der Auf wickeltrommel mit aufzupudernden oder mit in flüs siger Form aufzubringenden Mitteln behandelt wird, z. B. mit Siliconölen. Dabei kann die erwähnte Bür ste zugleich als Auftragevorrichtung benutzt werden, gegebenenfalls unter zusätzlicher Verwendung von Spritzdüsen.
Man kann auf der Trommel auch einen Dauer überzug aus Kunstharz, z. B. Polyvinylchlorid, fest aufbringen, vorzugsweise aufschrumpfen, der auch eine sich quer über den Trommelmantel erstreckende Nut auskleidet. Hierdurch wird erreicht, dass die Oberfläche der von der Trommel abgenommenen Gipsfaserplatte stets so glatt ist, wie die Oberfläche des Kunstharz-Überzuges, die sich ihrerseits leicht sauber und unbeschädigt halten lässt. Sollte die Oberfläche des Kunstharzüberzuges aber doch ein mal beschädigt werden, so lässt sich der Überzug leicht und ohne grosse Kosten auswechseln.
Statt durch einen Dauerüberzug auf der Aufwik- keltrommel lässt sich die Erzeugung glatter Platten oberflächen auch dadurch sichern, dass der Mantel der Aufwickeltrommel vor jedem Aufbringen eines Vlieses mit einem leicht entfernbaren, gegebenenfalls nur einmal verwendbaren Überzug aus blattförmigem Stoff wie Seidenpapier oder Kunstharzfolie versehen wird.
Die Zeichnung zeigt in Fig. 1 in schematischer Darstellung ein Ausführungsbeispiel einer zur Durch führung des beschriebenen Verfahrens geeigneten Anlage.
Fig. 2 ist ein Längsschnitt durch die Aufwickel- trommel, Fig. 3 eine zugehörige Stirnansicht, und Fig. 4 zeigt eine Einzelheit der Aufwickeltrom- mel in grösserem Masstabe.
Einem Mischbottich 1 wird durch einen Trichter 2 in Richtung des Pfeiles 3 Faserstoff und durch einen Trichter 4 in Richtung des Pfeiles 5 Binde mittel zugeführt. An den Mischbottich ist eine Pumpe 6 angeschlossen, die über den Stutzen 6' einen kräf tigen Wasserstrahl in den Mischbottich liefert. Die dem Wasserstrahl innewohnende Energie sorgt dafür, dass sich das Wasser mit den Faserstoffen und den Bindemitteln innig vermischt, so dass eine viel über schusswasser enthaltende Aufschlämmung gebildet wird, in der die festen Teilchen im überschusswasser gleichmässig verteilt sind, so dass die Mischungs bestandteile zusammen eine dünnflüssige, leicht zu handhabende Aufschlämmung bilden. Die Pumpe 6 saugt das Wasser aus einem Vorratsbehälter 7 über eine Leitung 8 an.
In dem Mischbottich 1 befindet sich ein Rührwerk 29 und eine Abstreifwalze 9.
Durch den Bottich 1 ist das endlose Band 11 hindurchgeführt, mit dem die Abstreifwalze 9 zu sammenwirkt. Der Eintrittsspalt für das Band ist mit Dichtungslippen versehen.
Die im Mischbottich 1 erzeugte wässrige Auf- schlämmung 10 wird durch einen Saugkopf 17, über den das endlose Band 11 läuft, auf dessen Oberfläche gesaugt. Der Saugkopf 17 schliesst an die Unterseite des Bandes 11 mit Dichtungslippen an. Das Band <B>11</B> läuft über die Rollen 12, 13, 14, 15, 16 und 16' und ist in Richtung des Pfeiles 11' angetrieben. Es besteht aus wasserdurchlässigem Gewebe. Unter demjenigen Abschnitt des Bandes 11, der mit der aufgegossenen Faserstoff-Bindemittelaufschlämmung 10 beladen ist, ist ein Saugkopf 17' angeordnet, der mit Dichtungslippen 18, 19 an das Band anschliesst.
In den Saugköpfen 17 und 17' wird mittels einer Luftpumpe 20, die durch eine Leitung 21 an den Saugkopf angeschlossen ist, ein Unterdruck erzeugt. Das aus dem auf dem Band befindlichen Brei her ausgesaugte Wasser wird von den Saugköpfen 17 und 17' über Leitungen 22 und 22' sowie die Sammellei- tung 23 dem Vorratsbehälter 7 oder der Saugleitung der Pumpe 6 unmittelbar zugeführt.
Aus dem ent wässerten Brei bildet sich auf dem Band 11 ein Vlies 10', das über die Umlenkrolle 13 an eine Aufwickel- trommel, die Formatwalze 30, mittels einer Gegen druckwalze 31 angedrückt und auf der Trommel oder Formatwalze 30 mehrfach übereinander aufge wickelt wird. Die Trommel 30 besteht aus einem zylindrischen Mantel 56 (Fig. 2), der an den Stirnseiten durch in ihm befestigte, z. B. eingeschweisste Kreisscheiben 57, 50 geschlossen ist. In diesen Scheiben sind La gernaben 51, 52 zentrisch befestigt, z. B. ebenfalls eingeschweisst.
An einer Stelle des Umfangs weist der Mantel 56 eine parallel zur Zylinderachse ver laufende Nut 53 auf. An dieser Stelle ist der Mantel auf seiner Innenseite durch eine Leiste 54 verstärkt. Auf dem Mantel 56 sitzt ein Überzug 55 aus Kunst harz, der zweckmässig durch Aufschrumpfen auf dem Mantel befestigt ist und auch die Nut 53 aus kleidet.
Das Band 11 wird von anhaftenden Mischungs resten mittels eines in Richtung des Pfeiles 24 um laufenden Klopfers 25 gereinigt und anschliessend aus Spritzdüsen 26, 27 mit durch die Leitung 28 zu geführtem Druckwasser abgespritzt, so dass es ge reinigt in den Mischbottich 1 weiterläuft, wo es er neut mit einer Faserstoff-Bindemittelaufschwemmung beladen wird.
Das auf die Trommel 30 aufgewickelte Vlies wird, wenn die Wicklung die gewünschte Stärke er reicht hat, in an sich bekannter Weise mittels eines dabei in die Nut 53 (Fig. 4) eingreifenden Trenn messers aufgeschlitzt und von der Trommel abge nommen. Es gelangt dann als biegsame Platte 10" auf ein Förderband 49. Die biegsame Platte oder das weitergeförderte Vlies gelangen schliesslich zwi schen die Walzen 33, 34, die in Richtung der Pfeile 35, 36 gegeneinandergedrückt sind und in dem Vlies oder der biegsamen Platte noch enthaltenes über schusswasser abpressen.
Im Anschluss an die durch die Walzen 33, 34 gebildete Presstelle ist bei dem gezeichneten Beispiel noch eine zweite Presstelle vor gesehen, die aus dem Tisch 37 und der in Richtung des Pfeiles 39 gegen den Tisch gedrückten Walze 38 besteht. Statt dessen könnte auch die zweite Presstelle als zwei Walzen enthaltender Walzenstuhl ausge bildet sein oder es könnte umgekehrt die erste Press- stelle ebenfalls aus einem Tisch und einer Gegen druckwalze bestehen. Schliesslich könnte auch nur eine Presstelle angeordnet sein.
Sowohl die Walzen 33, 34 als auch die Walze 38 können Profilwalzen sein, die dem durchlaufenden Vlies oder Platten rohling ein Längsprofil verleihen, das später die Trocknung eines Stapels erleichtert. Wie oben er wähnt, können die Platten mittels der Walzen auch gemusterte Oberflächen erhalten, und zwischen den Presstellen kann die Plattenoberfläche in anderer Weise, z. B. durch Auftragen besonderer Oberflä chenschichten, zusätzlich behandelt werden.
An die zweite Presstelle schliesst sich eine Schneideinrichtung an, die durch die Pfeile 40, 41 angedeutet ist. Sie wird dann verwendet, wenn das Vlies fortlaufend zugeschnitten wird oder wenn die zu erzeugenden Platten kleiner sein sollen, als dem Um fang derTromme130 entspricht.DiePlattenwerden an schliessend an die Schneidstelle zu einem Stapel 42 aufeinandergelegt, zweckmässig auf einem absenk- baren Tisch 43. An den Stapel schliessen sich nach giebige Balgen 44, 45, z.
B. aus Gummi oder Gummiersatzstoffen an, die den Stapelquerschnitt mit einem Trockenraum 46 verbinden. Wenn die Platten profiliert sind, so dass sie im Stapel Zwi schenräume bilden oder wenn sie unter Zwischenlage von Leisten gestapelt werden, lässt sich ein ge gebenenfalls erhitzter Luftstrom zur Beschleunigung des Trocknens durch den Stapel hindurchsaugen oder -blasen. In dem Trockentunnel 46 ist ein Wagen 47 angeordnet, der derart unter den Stapel 42 ge fahren werden kann, dass dieser von dem dann ab zusenkenden Tisch 43 weggefahren werden kann.
Durch die Linie 48 ist in der Zeichnung ange deutet, dass das gesamte aus der Anlage abfliessende Wasser, sei es über den Sammelbehälter 7, sei es unmittelbar in die Ansaugleitung 8 der Pumpe 6 zurückgelangt. <I>Beispiel 1</I> 10 bis 25 % Faserstoffe, z. B. aufgeweichte, zer teilte, gebrauchte Papiersäcke, werden mit 90 bis 75 % Stuckgips und der zehnfachen Gipsgewichts menge an Wasser aufgeschwemmt, wobei dem Was ser als Verzögerer so viel Keratin zugesetzt wurde, dass die vom Überschusswasser befreite Aufschwem- mung nach etwa zwei Stunden abbindet.
<I>Beispiel 2</I> Wie Beispiel 1, jedoch mit Ersatz eines Drittels der Stuckgipsgewichtsmenge durch Ton. <I>Beispiel 3</I> Das Verfahren nach Beispiel 1 wird dahin ab gewandelt, dass 15 % Fasergewicht und 85 % Cal- ziumsulfat-Dihydrat-Gewicht gewählt werden ; bei Auswahl von Fasern geeigneten spezifischen Ge wichts lässt sich so eine Platte vom Raumgewicht 1 erhalten.
Mit einer erfindungsgemäss hergestellten Gips- faseraufschwemmung lassen sich nach sonst bekann ten Verfahren auch Rohre herstellen, die dieselben vorteilhaften Eigenschaften haben, wie sie für die er- findungsgemäss hergestellten Platten beschrieben wurden.
Das erfindungsgemässe Verfahren schliesst die Möglichkeit der Anwendung bekannter sonstiger Zu sätze zu den beschriebenen nichthydraulischen und hydraulischen Bindemitteln nicht aus. So können dem Werkstoffbrei an sich bekannte Härtemittel oder umgekehrt porös machende Zusätze hinzugefügt werden, das letztere z. B. dann, wenn Schallschluck platten erzeugt werden sollen. Ein für diesen Fall ge eigneter Zusatzstoff ist Kieselgur. Weitere Zusätze können der Verbesserung der Oberflächenbeschaf fenheit, z. B. zur Erhöhung der Oberflächenglätte, dienen. Schliesslich lässt sich auch die chemische Widerstandsfähigkeit der erzeugten Körper durch bekannte Zusätze verbessern, so z.
B. durch Zusatz von Bariumhydroxyd die Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und damit die Wetterfestigkeit.