Kunststoff aus Zellulose-Fettsäure-Triestern. Von den verschiedenen Zellulose-Fett- säure-Triestern ist das Zellulosetriazetat am längsten bekannt. Es besitzt ebenso wie andere Zellulose-Fettsäure-Triester sehr gute elektrische Eigenschaften besonders auch über einen breiten Temperaturbereich hinweg, so dass es an und für sich die Verwendung für elektrotechnische Zwecke, z. B. als Iso- lierfolie und Schutzhülle für elektrische Kabel und Leitungen, sehr geeignet ist.
Trotzdem ist seine Verwendung in der elek trischen Industrie bisher nicht in dem Masse möglich, wie es auf Grund seiner guten iso lierenden Eigenschaften zu wünschen wäre. Es liegt dies daran, dass Folien aus reinem Zellulosetriazetat nicht genügende Dehnung und Geschmeidigkeit besitzen, um ein gutes Anschmiegen an den Leiter sowie eine störungsfreie Verarbeitung auf den einschlä gigen Maschinen zu gewährleisten.
Um das Zellulosetriazetat den gestellten Anforderungen anzupassen, hat man daher Weichmacher zugesetzt und zahlreiche Vor schläge in dieser Hinsicht gemacht. Die bisher vorgeschlagenen Weichmacher sind entweder nicht ausreichend verträglich mit Zellulosetriazetat, so dass sie schon bei gerin gen Zusätzen beim Trocknen oder Lagern oder bei der Wärmealterung auskristallisieren oder ausschwitzen, oder sie verschlechtern die elektrischen Eigenschaften oder verringern die chemische Stabilität bei höheren Tempe raturen oder sie verflüchtigen sich langsam bei länger andauernder erhöhter Betriebs temperatur.
Bei der Auswahl dieser verschiedenen Weichmacher ist man bisher rein empirisch vorgegangen. Die vorliegende Erfindung hat diesen Weg verlassen. Sie geht davon aus, dass zum Aufbau eines Kunststoffes aus Zellulose-Fettsäure-Triestern mit guten elektrischen und mechanischen Eigenschaften die zu verwendenden Weichmacher der Struktur der Zellulose-Fettsäure-Triester an gepasst sein müssen.
Von dieser Überlegung ausgehend, sollen Weichmacher für Kunststoffe aus Zellulose- Fettsäure-Triestern aller Art - wie Zellu- lose-Triacetat, -Tripropionat, -Tributyrat, -Acetobutyrat, -Acetopropionat und Propio- nylbutyrat - im einzelnen folgenden An forderungen genügen: 1. Der Weichmacher soll zweckmässig ein Ester sein, der aus einer einbasischen Säure und mehrwertigen Alkoholen, vorzugsweise deren innern Äthern besteht.
Durch die darin vorhandenen Sauerstoff - Brückenbindungen entsprechen diese Ester der Pyranstruktur der Zellulose-Fettsäure-Triester.
Erfahrungsgemäss wird derselbe Effekt auch umgekehrt durch Kombination eines einwertigen Alkohols mit einer mehrbasischen Säure erreicht.
2. Der verwendete Ester soll möglichst lange Kohlenwasserstoffketten enthalten, um eine möglichst geringe Flüchtigkeit zu erzie len und um seine elektrische Polarität. zu er niedrigen. Dem letztgenannten Zweck kann auch ein Austausch von Sauerstoff durch Schwefel dienlich sein, indem statt der innern Äther die Schwefeläther verwendet. werden.
Gemäss der Erfindung werden daher zur Herstellung von Kunststoffen aus Zellulose- Fettsäure-Triestern, insbesondere Zellulose- Triazetat, als Weichmacher solche Ester vor geschlagen, welche dem Aufbau der Zellulose- Fettsäure-Triester entsprechend Ester aus einer einwertigen und einer mehrwertigen Komponente darstellen, wobei jedoch die ein wertige Komponente 6 bis 12 Kohlenstoff- atome enthält.
Insbesondere kommen solche Ester als Weichmacher in Betracht, die ent weder a) aus aliphatischen Karbonsäuren mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen und Äthern mit mindestens zwei reaktionsfähigen Hydroxyl- gruppen, insbesondere Schwefeläthern mehr wertiger Alkohole, oder b) aus aliphatischen Alkoholen mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen und den von mehr- w ertigen Alkoholen abgeleiteten Säuren,
wie Diglykolsäure, insbesondere Thiodiglykol- säure oder den entsprechend höheren Äther säuren, insbesondere Sehwefeläthersäuren be stehen.
Besonders gute Weichmacher sind von den genannten Estern solche, die als Kompo nente aliphatische Karbonsäuren mit 7-9 CAtomen, gegebenenfalls ihre Mischungen oder Alkohole mit 7-9 C-Atomen, gegebe nenfalls ihre Mischungen enthalten. Ausser dem können den Gemischen Harze, Füllstoffe sowie andere Weichmacher zugefügt. werden. Beispiele: 1.<B>100</B> Teile eines hochviskosen Zellulose triazeta.tes (mit. etwa 61 % Essigsäuregehalt) werden mit 0,2 Teilen Farbstoff (z. B.
Sudan blau G) unter Verwendung eines emaillierten Porzellan- oder Glasgefässes in Methylen- ehlorid-Methanol (9 :1) zu einer 20%igen Lösung unter Rühren gelöst, 30 Teile Thio- Di - Glykolester der C,-C" - Karbonsäuren hinzugefügt und die Mischung notfalls fil triert oder abgeschleudert. Mit diesem Lack lässt sich z.
B. durch 4- bis 6maliges Auftragen auf Drähte (im Durchziehverfahren am Ver tikalofen) eine elektrisch sehr hochwertige Isolierung (tg 8 bei 25 und 50 und bei 30 bis 80% rel. Luftfeuchtigkeit: zirka 10 bis 15 .10-3) von ausserordentlicher Härte, Dehn barkeit und Geschmeidigkeit (zirka 40 kg Durchdrückfestigkeit, Dehnbarkeit um 20 bis 25 % und _Vickelbarkeit um Dorne des fünf fachen Leitungsdurchmessers nach 100 Std. Alterung bei l20 ) erreichen, die gegen die verschiedensten Imprägnier- und Lösungs mittel gut beständig ist.
2. Zu 100 Teilen eines hochviskosen Zellu- losetriazetates (mit etwa 61 % Essigsäure gehalt) werden 30 Teile Dodezylxylenyl- carbonat oder Di-Äthylenglykolester der C,-C;,-Karbonsäuren und etwa<B>30%</B> Quarz mehl gegeben und in Methylenchlorid- Methanol (9 : 1) gelöst.
Aus der entstehenden Paste Iässt sich ein besonders wärmebestän diger und harter isolierender Überzug bezw. Imprägniermittel für Isolierkörper aus Press- span, Glasgewebe oder dergleichen herstellen. <B>3</B>.
Zu 100 Teilen eines hochviskosen Zellulosetriazetats (mit etwa 61 % Essig säuregehalt) werden 45 Teile Thio-Di-Gly- kolsäureester des Heptyl- bis Nonylalkohols (entstanden durch Reduktion einer Fraktion der sogenannten Vorlauffettsäuren) gegeben und in Methylenchlorid-Methanol (9 : 1) zu einer 12-15 % igen Lösung gelöst, - die sich als geschmeidiger und wärmebeständiger Gewebe- und Papier-Imprägnierlack sowie als Überzug für feuchtigkeitsempfindliche Isolierfolien verwenden lässt.
4. 100 Teile eines hochviskosen Zellulose- Tripropionats werden mit 0,2 Teilen Farb stoff (z. B. Sudanblau G) in Äthylazetat- Propylazetat-Benzol (2 : 1 : 1) zu einer 20 % igen Lösung unter Rühren gelöst und je nach der gewünschten Viskosität 25-40 Teile Thio-Diglykolester der C,-C,-]Karbonsäuren hinzugefügt. Durch 4- bis 8maliges Auf tragen dieses Lackes auf Drähte (z.
B. im Durchziehverfahren am Vertikalofen mit Gummischläuchen als Abstreifer) wird eine elektrisch hochwertige, zähe, geschmeidige und haftfeste Isolierschicht erzeugt, welche die entsprechende Zellulosetriazetat-Isolie- rung im dielektrischen Verhalten noch, über trifft. Die Lösungen lassen sich infolge der bei den genannten Estern zur Verfügung stehenden grossen Auswahl an Lösungsmit teln noch besser als die sehr rasch trocknen den Triazetatlösungen verarbeiten.
Diese gemäss der Erfindung hergestellten Massen zeichnen sich aus durch hohe Wärme- und Lösungsmittelbeständigkeit, hohe mecha nische Festigkeit und ausgezeichnete elek trische Eigenschaften.
Sie sind daher als Überzüge für elek trische Kabel oder Leitungen in Lack-, Folien- oder Fadenform ganz besonders ge eignet." Gegenüber den bisher vielfach zur Draht isolierung verwendeten Einbrennlacken auf Öl- oder Kunstharzbasis haben derartige Lacke den Vorteil, dass die Trocknung bei Raumtemperatur oder bei höchstens 50 er folgen kann, um die Reste von Lösungsmit teln vollständig zu entfernen.