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Verfahren zur Herstellung haltbarer organischer Düngemittel.
Die gebräuchlichsten organischen Stickstoffdüngemittel sind Stallmist und Jauche. Beide sind aber sehr wenig haltbar und verlieren während der Aufbewahrung und auch auf den Feldern dadurch, dass aus ihnen Ammoniak in die Luft entweicht, bedeutend an Düngewert. Man hat den Wert des alljährlich aiss dem Stalldünger als Ammoniak bzw. kohlensaures Ammoniak in die Luft entweichenden Stickstoffes für Deutschland auf 500 Millionen Mark und darüber geschätzt.
Diese Verluste werden in der Hauptsache durch den Zerfall der leicht zersetzbaren Stickstoffverbindungen des Harns der Tiere in der Jauche bedingt. Der feste Anteil des Stalldüngers, der Stallmist, ist im trockenen Zustande der Zersetzung in geringerem Grade unterworfen. Man schränkt daher in gut geleiteten landwirtschaftlichen Betrieben die Stickstoffverluste dadurch sehr wesentlich ein, dass man die festen und flüssigen Bestandteile des Stalldüngers nicht gemeinsam auf der Dungstätte aufbewahrt, sondern getrennt. Man hat auch besondere Stalleinrichtungen erdacht, die einen schnelleren Abfluss der Jauche aus dem Stalle unter möglichstem Fernhalten der Luft gewährleisten. Bei genauer Einhaltung der Vorschriften ist es auf diese Weise möglich, sich während der Aufbewahrung der Jauche und des Stallmistes einigermassen vor Stickstoffverlusten zu schützen.
Auf dem Felde aber hört dieser Schutz auf. Der Stallmist muss, sobald er auf die Felder kommt, sofort ausgebreitet und untergepflügt werden. Ist das aus
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Einfluss des Regens und der Luft doch noch einen beträchtlichen Teil seines Stickstoffgehaltes.
Nicht besser ergeht es der Jauche. Diese kommt bei der üblichen Art der Verteilung auf die Felder durch Aussprengung mit grossen Mengen meist in Bewegung befindlicher Luft in Berührung. Hierbei sind Stickstoffverluste, ebenso wie während des längeren Verweilens der Jauche in den obersten Schichten des Bodens unvermeidlich, wenn man nicht vorher die leicht flüchtigen Ammoniakverbindungen durch Zusatz irgendwelcher chemisch wirksamer Stoffe, ohne den Wert des Pflanzennährstoffes dadurch zu verringern, in nicht flüchtige Verbindungen umgewandelt hat.
Man hat zu diesem Zwecke eine ganze Reihe von Zusatzmitteln vorgeschlagen, wie z. B. Gips, Superphosphatgips, Superphosphat, Kalirohsalze, Formalin, Schwefelsäure, Natriumbisulfat und besonders Torf. Letzterem kam hier bei seiner Mischung mit Jauche u. dgl. einerseits die Aufgabe zu, die flüssigen Bestandteile physikalisch zu adsorbieren und vor dem Verdunsten zu schützen, andrerseits vermochte er infolge seines wenn auch geringes Gehaltes an freier Humussäure den Ammoniakgehalt des Düngers zu binden. Eine grössere Wirkung erzielte man jedoch, wenn man den Torf mit Schwefelsäure oder Natriumbisulfat vorbehandelte. Hierdurch wurde die faserige Substanz besonders geeignet zur Aufnahme der Jauche-u. dgl. und ferner wurde die Humussäure freigelegt.
Es wurde nun die überraschende Beobachtung gemacht, dass man ein im ganz besonderen Masse haltbares organisches Düngemittel, das allen Anforderungen genügt, durch Vermischen von tierischem Dünger, Jauche und ähnlichen Abfällen mit solchen Stoffen erhält, welche, wie Humusbraunkohle, einen hinreichend grossen Gehalt an freier Humussäure enthalten.
Eine humusartige Braunkohle kommt an vielen Stellen in ziemlich gleicher Beschaffenheit vor. Sie weist einen hohen Gehalt an wirksamer Humussäure auf uhd reagiert mehr oder weniger
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sauer. Die zur Verwendung am besten geeignete Humusbraunkohle besitzt einen Gehalt von 60 und mehr v. H. aktiver Humussäure. Die Humussäure lässt sich nicht nur durch Lackmuspapier nachweisen, sondern tritt auch zutage beim Vermischen der Humuskohle mit Flüssigkeiten, die kohlensaure Salze, wie z. B. kohlensaures Ammoniak, enthalten. Unter Temperatursteigerung tritt bei der Einwirkung dieser Stoffe aufeinander ein lebhaftes Aufschäumen, d. h. eine Entbindung von Kohlensäure ein, während die Base des kohlensauren Salzes sich mit der Humussäure verbindet.
In Kalilauge, Natronlauge sowie in Lösungen von Soda, Ammoniak, kohlensaurem Ammoniak usw. löst sich die Humussäurekohle mit tiefbrauner Farbe auf, wobei die entsprechenden humussauren Salze entstehen. Die Bildung grosser Mengen von humussauren Salzen, insbesondere des Ammoniumhumates, ist aber ein wesentlicher Punkt des vorbesehriebenen Verfahrens.
Stoffe, die wie die Humusbraunkohle, an freier Humussäure reich sind und sich deshalb zur Herstellung haltbarer organischer Düngemittel eignen, finden sich nun zwar hier und da gebrauchsfertig in der Natur, viel häufiger kommt aber die Humussäure in den Humusstoffen chemisch gebunden und daher nicht unmittelbar verwertbar vor.
Wie schon oben erwähnt, gibt es Mittel, mit deren Hilfe man die Humusstoffe einem Aufschliessungsverfahren unterwerfen kann, ehe man sie zur Bindung von Ammoniak und zur Herstellung haltbarer organischer Düngemittel verwendet. So wurden im Torf, Moor oder anderen, wenig Humussäure enthaltenden Humusstoffen, durch eine zweckmässige Vorbehandlung mit Säuren und Bisulfaten die Humussäure aufgeschlossen und erst dann der Torf zur Herstellung der haltbaren organischen Düngemittel verwendet.
Benutzt man nach der vorliegenden Erfindung an Humussäure reiche Braunkohlen zur Herstellung von Düngemitteln, so erwies es sich, dass die beim Torf zum Ziele führende Behandlung mit Säuren und Bisulfaten nicht in jedem Falle genügte, um die Humussäuren aufzuschliessen. Der
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überhaupt, nur eine sehr schwache saure Reaktion bemerkbar ist.
Hier weist nun eine Sonderform der Erfindung den Weg, bei Braunkohle die Humussäure aufzuschliessen und auch diesen Stoff für die Düngemittelherstellung nutzbar zu machen.
Man verfährt in der Art, dass man bei der Behandlung von Braunkohle mit Säuren und sauren Salzen Sauerstoff abgebende Stoffe, beispielsweise Persalze oder Persäuren beigibt. Diese befördern die Aufschliessung der Humussäure in überaus günstigem Sinne und wirken auch be- schleunigend ein. Ausserdem bilden die Sauerstoff abgebenden Salze aus Stoffen, deren Über- führung in Humusstoff noch nicht vollendet war, geradezu neue Humussäure und vermehren so deren Ausbeute.
Um die Humussäurebildung weiterhin noch zu unterstützen, und hierin besteht ein weiterer
Sonderfall der Erfindung, ist es zweckmässig ; durch die Mischung Luft zu leiten und gegebenen- falls während des Durchleiten eine Erwärmung vorzunehmen. Auch hierdurch wird sowohl ein vollkommenerer Aufschluss der Humussubstanz als auch eine Beschleunigung der Arbeitsweise erreicht.
Der durch Beimengung von freie Humussäure enthaltenden Stoffen zu tierischem Dünger erhaltene Dünger hat den Vorteil, dass er leicht löslich ist und infolgedessen den Boden gleich- mässig durchtränkt. Besonders tritt dies in Erscheinung, wenn die Humusstoffe bei einer sauren
Vorbehandlung mit Sauerstoff abgebenden Körpern gemischt wurden, oder wenn durch Durch- leiten von Luft eine stärkere Oxydation bewirkt wurde.
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i. Verfahren zur Herstellung haltbarer organischer Düngemittel durch Vermischen von, freie Humussäure enthaltenden Stoffen mit frischem tierischem Dünger, Jauche und ähnlichen organischen Abfällen, dadurch gekennzeichnet, dass als Humusstoff an Humussäure reiche Braunkohle verwendet wird.