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Die Erfindung betrifft ein Schaal- un Verbissschutzmittel für Bäume, wobei das Mittel eine Trägerkomponente und eine mechanisch wirkende Abwehrkomponente enthält, die Trägerkomponente einen bei Verarbeitung wasserlöslichen, nach dem Abbinden aber wasserunlöslichen, witterungsbeständigen, als Wundverschluss wirkenden Kleber enthält und die mechanisch wirkende Abwehrkomponente körnige Mineralstoffe mit einer Härte gleich oder grösser der Härte des Zahnmaterials sind.
Solche Mittel dienen dazu, die Schäden im forstlichen Bereich durch Tiere, insbesondere Rotwild, zu vermindern oder zu verhindern. Schälschäden entstehen durch das Ablösen der Baumrinde vom Stamm. Bei kleinflächiger Schäle kann die Wunde vom Baum wieder geschlossen werden, es kommt aber in den meisten Fällen vorher zu einem Pilzbefall und damit zu Holzfäule. Dies bringt einerseits eine Wertminderung des Holzes und andererseits eine Absenkung der Widerstandskraft der befallenen Bäume gegen Schneedruck und Sturm mit sich.
Zur Vegetationszeit, wenn also die Pflanzen in Saft stehen, kommt es meist zu einem gossflächigen Abziehen der Rinde, was für den betroffenen Baum zumeist das Absterben bedeutet.
Verbissschäden, die zumeist vom Reh, aber auch vom Rotwild verursacht werden, entstehen durch das Abäsen von Baumtrieben. Aus der Sicht der Forstwirtschaft wirkt sich insbesondere das Abbeissen des Terminaltriebes schädigend aus, dessen Folgen verringertes Wachstum, Missbildungen des Stammes und die Ausbildung mehrerer Wipfel sind.
Bisher gab es auf dem Markt kein Schaal- un Verbissschutzmittel, welches den Praktiker bezüglich Abwehrwirkung und dauerhaftem Schutz zufriedenstellt. Die bekannten Produkte haben mehr oder weniger den Effekt des Abschreckens und Vergrämens des Wildes und keine ausreichende Wildabweisung.
Der Haftschutz ist zumeist ungenügend und nachwachsende Triebe müssen einer zweiten Behandlung zugeführt werden. Die bekannten Mittel für den Schälschutz enthalten zumeist Stearinpech und Vergällungsstoffe, wobei die Abwehrwirkung auf Geschmacks- und Geruchsbasis beruht. Diese bekannten Mittel werden als Konzentrat geliefert und müssen in aufwendiger Arbeitsweise mit Wasser verdünnt und zu einer cremeartigen Lösung verrührt werden. Diese Lösung wird dann in einem zweiten Arbeitsgang durch ein Sieb in eine entsprechende Baumspritze gefüllt, um schlussendlich auf den jeweiligen Baum aufgetragen werden zu können.
Weiters weisen die bekannten Mittel zumeist den Nachteil auf, dass sie die behandelten Pflanzen anfärben, was als störend angesehen wird. Eine gute Sichtbarkeit des Mittels beim Verarbeiten oder Auftragen ist aber anzustreben.
Die GB-PS 330 736 beschreibt ein Verfahren, die Oberflächen von Gegenständen aus Holz oder anderen Materialien mit einem harten Überzug zu versehen, der einerseits das Aussehen des Gegenstandes verbessern und andererseits die Oberfläche widerstandsfähiger machen soll. Die Offenbarung dieser Patentschrift liegt somit auf dem Gebiet der Oberflächenveredelung, Beschichtung von Gegenständen, Malerei und Anstrich etc. Die genannte Druckschrift gibt jedoch keinerlei Anregung, ein Schaal- un Verbissschutzmittel für Bäume vorzusehen. Würde man einen Überzug gemäss GB-PS 330 736 tatsächlich auf junge Bäume auftragen, so würden diese Bäume stark geschädigt werden.
Das erfindungsgemässe Schaal- un Verbissschutzmittel ist dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerkomponente (Kleber) eine die Aufschlämmung der Abwehrkomponente über den Anwendungszeitraum gewährleistende Viskosität und in nicht abgebundenem Zustand lichtbrechende Eigenschaften aufweist oder gefärbt ist und im abgebundenen Zustand im wesentlichen transparent ist. Erfindungsgemäss sind als körnige Mineralstoffe Quarzsandmischungen mit einer überwiegenden Körnung von 0, 2 mm bis 3 mm oder grösser als 3 mm enthalten.
Nach einem weiteren Kennzeichen der Erfindung ist der Kleber eine wässrige Dispersion eines durch einpolymerisierte Ester-Komponenten plastifizierten Styrol-Copolymerisates mit zusätzlich vernetzbaren Gruppen und folgenden Kennzahlen :
EMI1.1
<tb>
<tb> Festkörpergehalt <SEP> (DIN <SEP> 53 <SEP> 189) <SEP> 50, <SEP> 0 <SEP> bis <SEP> 50, <SEP> 5 <SEP> %
<tb> pH-Wert <SEP> (DIN <SEP> 53785) <SEP> 8 <SEP> bis <SEP> 9
<tb> Dichte <SEP> (+ <SEP> 23'C) <SEP> 1, <SEP> 04 <SEP>
<tb> Teilchendurchmesser <SEP> ca.
<SEP> 0, <SEP> 1 <SEP> jam <SEP>
<tb> Viskosität <SEP> (Rheometer <SEP> C/ni) <SEP> 700-1200 <SEP> mPa <SEP> s
<tb> Wasseraufnahme <SEP> (DIN <SEP> 53 <SEP> 472) <SEP> 4-5% <SEP>
<tb>
Das erfindungsgemässe Schaal- un Verbissschutzmittel ist ein hochwirksames Langzeitschutzmittel zur Vermeidung von Schäden an Laub- und Nadelhölzern. Das Mittel kann mit Pinseln oder mit entsprechenden Spritzvorrichtungen auf die Baumstämme aufgetragen werden. In bevorzugter Weise werden die Stämme bis auf eine Höhe von 2, 50 m behandelt.
Das Mittel kann entweder flächendeckend oder als Tupfung in etwa faustgrossen Flächen rund um den Stamm aufgetragen werden. Die Zwischenräume sollten in letzterem Fall abe 3 bis 4 cm nicht überschreiten. Die so behandelten Laub- oder Nadelbäume sind durch einmaliges Auftragen für viele Jahre geschützt. Die je Baum aufzutragende Menge beträgt je nach Stammdurchmesser etwa 1 bis 2 kg des Mittels.
Das erfindungsgemässe Mittel weist absolute Pflanzenverträglichkeit auf, ist unschädlich für Mensch, Pflanzen und Tiere und ist biologisch unbedenklich. Während des Auftragens ist das erfindungsgemässe Mittel durch
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milchigweisse Farbe gut sichtbar, wird nach dem Abbinden aber transparent und kaum sichtbar, was für das Landschaftsbild von Vorteil ist. Die wildabweisende Wirkung erfolgt durch mechanische Mittel und es tritt kein Nachlassen der Schutzwirkung durch Gewöhnung des Wildes auf. Das Mittel ist äusserst beständig gegen Hitze, Frost und Feuchtigkeit und daher dauerhaft wirksam. Weiters bildet das Mittel in vorteilhafter Weise einen Wundverschluss und verhindert damit Rot- und Weissfäule, sodass auch durch Aufastung beschädigte Pflanzen mit dem Mittel behandelt werden können.
Das Mittel kann auch auf feuchte Stämme aufgetragen werden. Beim Verarbeiten ist der Kleber wasserlöslich, sodass die Reinigung von Geräten mit Wasser leicht möglich ist. Nach dem Abbinden wird das Mittel jedoch wasserunlöslich, sodass es durch Regen nicht abgewaschen werden kann.
Die Abbindezeit des Mittels beträgt je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit in bevorzugter Weise 1 bis 3 Stunden.
Der Zusammensetzung nach besteht das Mittel vor allem aus einer Trägerkomponente, die als Haftmittel dient, und einer mechanisch wirkenden Abwehrkomponente.
Die Trägerkomponente bzw. das Haftmittel ist nicht wildabweisend. Sie verleiht dem Mittel die haftende Wirkung auf den zu behandelnden Bäumen und bestimmt die chemisch-physikalischen Eigenschaften des Mittels bei Verarbeitung und im aufgetragenen, abgebundenen Zustand.
Als bevorzugtes Haftmittel hat sich in überraschender Weise ein Kleber der Firma Chemische Werke Hüls Aktiengesellschaft mit dem Produktnamen LITEX BL 106 herausgestellt. Es handelt sich dabei um eine wässrige Dispersion eines durch einpolymerisierte Ester-Komponenten plastifizierten Styrol-Copolymerisates mit zusätzlich vemetzbaren Gruppen.
Der Kleber weist folgende Kennzahlen auf :
EMI2.1
<tb>
<tb> Festkörpergehalt <SEP> (DIN <SEP> 53 <SEP> 189) <SEP> 50, <SEP> 0 <SEP> bis <SEP> 50, <SEP> 5 <SEP> %
<tb> pH-Wert <SEP> (DIN <SEP> 53 <SEP> 785) <SEP> 8 <SEP> bis <SEP> 9
<tb> Dichte <SEP> (+23'C) <SEP> 1, <SEP> 04 <SEP>
<tb> Teilchendurchmesser <SEP> ca. <SEP> 0, <SEP> 1 <SEP> tun <SEP>
<tb> Viskosität <SEP> (Rheometer <SEP> C/M) <SEP> 700 <SEP> - <SEP> 1200 <SEP> mPa <SEP> s
<tb> Wasseraufnahme <SEP> (DIN <SEP> 53 <SEP> 472) <SEP> 4-5%
<tb>
Dieser Kleber vereinigt in vorteilhafter Weise die Eigenschaften, ungiftig, luftdurchlässig, somit atmungsaktiv und durch Lebensmittelschutzgesetze nicht eingeschränkt zu sein. Weiters ist er wasserlöslich, sodass Arbeitsgeräte leicht gereinigt werden können.
Durch seine milchigweisse Farbe ist der Kleber bei der Verarbeitung leicht zu sehen und wird erst nach dem Abbinden transparent. Die Viskosität des genannten Klebers ist einerseits so hoch, dass ein zu schnelles Absinken des beigemischten Quarzsandes als mechanische Abwehrkomponente verhindert wird, andererseits aber noch ein gutes Anbringen (Streichen oder Spritzen) zulässt Nach einmaligem gründlichen Durchmischen des Mittels ist während des Arbeitsvorganges kein weiteres Aufrühren mehr erforderlich. Es ist bisher kein anderes Mittel bekannt geworden, das in Verbindung mit Pflanzenverträglichkeit und guter Anbringungsmöglichkeit eine derartige Haftfähigkeit sowie Haftdauer aufweist wie das erfmdungsgemässe Mittel.
Hinsichtlich der mechanisch wirkenden Abwehrkomponente des erfindungsgemässen Mittels war es bekannt, dass Tiere gerne und häufig Sand und Erde aufnehmen und abschlucken. Quarzsand wird aber von den Tieren gemieden, da dieses Material die Härte des Zahnmaterials erreicht und übertrifft. Es wurde gefunden, dass Tiere beim Kauvorgang im Rahmen der Aufnahme von Mineralien Körnungen von 0, 2 mm und darunter nicht als unangenehm empfinden. Für die Abwehr günstige Körnungen von etwa 3 mm sind jedoch äusserst schwierig in einem Mittel zu verarbeiten und aufzutragen. In bevorzugter Weise wird deshalb bei dem erfindungsgemässen Mittel Quarzsand in einer Mischkörnung verwendet, wobei die Körnung zwischen 0, 2 mm und 3 mm oder grösser als 3 mm liegt.
Eine solche Mischkömung wird beispielsweise zur Gebäudereinigung mit Sandstrahlgebläse eingesetzt. Bei dieser Mischkörnung stützen die kleineren Körner die groben Körner in der Dispersion, sodass das Mittel über die notwendige Zeit gut auftragbar bleibt. Die groben Körner verleihen dem Mittel die eigentliche Abwehrwirkung.
Dem erfindungsgemässen Mittel können gegebenenfalls noch weitere Mittel zugesetzt werden, wie z. B.
Methylzellulose oder Carboxymethylzellulose als Verdickungsmittel, Konservierungsmittel, Pigmentstoffe etc.
Beispiel :
Bei Versuchen hat sich die folgende Zusammensetzung des erfindungsgemässen Mittels als vorteilhaft herausgestellt :
5 kg des Klebers wie oben beschrieben,
5 kg Quarzsand mit der Körnung 0, 5 bis 3 mm
Dieses Mittel kann mit Pinseln aufgetragen werden. Bei Mitteln zum Auftragen mittels Spritzvorrichtung werden noch 5 kg Quarzsand mit der Körnung 2 bis 3 mm hinzugefügt.
Das erfindungsgemässe Mittel wurde von mehreren forstlichen Versuchsanstalten erfolgreich an Versuchsflächen getestet, wobei sich die gute wildabweisende Wirkung und eine gute Dauerhaftigkeit der Präparate in Verbindung mit guter Pflanzenverträglichkeit herausstellte.