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Herbizide haben häufig den Nachteil, dass sie nur kurze Zeit wirksam sind. Wenn aber ihre
Wirkung nachlässt, kann Unkraut gedeihen und dieses entzieht den Kulturpflanzen wertvolle Nähr- stoffe und auch Feuchtigkeit. Eine danach erfolgende Unkrautbekämpfung ist oft problematisch und meist, wie z. B. beim Mais, mit einfachen Mitteln nicht durchführbar. Dieses Problem kann, wie die Erfindung zeigt, durch Verwendung von Herbiziden mit verzögerter Wirkstoffabgabe gelöst wer- den.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass durch die gemeinsame Verwendung von Humin- säuren und/oder Humaten mit Herbiziden die Freigabe letzterer Wirkstoffe verzögert werden kann.
Bekannt ist das grosse Adsorptionsvermögen sowie die Neigung der bekanntlich funktionellen Grup- pen aufweisenden Huminsäuren und Humate, sich mit andern Stoffen zu vereinigen und z. B. Metall- ionen oder stickstoffhaltige Verbindungen zu binden.
Überraschend war jedoch die Feststellung, dass die an sich stabile physikalische und/oder chemische Bindung von Huminsäuren oder Humaten an Herbizide, insbesondere an stickstoffhaltige
Herbizide, im Erdboden derart gelöst wird, dass die Herbizidabgabe sukzessiv erfolgt.
Ferner wurde festgestellt, dass bei gleichzeitiger Verwendung von Herbiziden und Huminsäuren und/oder Humaten mit die Entwicklung der jeweiligen Kulturpflanzen fördernden Spurenelementen letztere gleichfalls sukzessiv freigegeben werden. Bemerkt sei, dass durch die Mitverwendung solcher Spurenelemente die Affinität der Huminsäure oder der Humate zu Herbiziden und hiedurch auch die verzögerte Herbizidfreisetzung verbessert werden kann.
Die Erfindung betrifft demnach die Verwendung von Huminsäuren und/oder Humaten als Zusatz zu Herbiziden, insbesondere von stickstoffhaltigen Herbiziden, gewünschtenfalls im Verein mit die Entwicklung der zu behandelnden Kulturpflanzen fördernden Spurenelementen, zur verzögerten Freigabe der Herbizide und allenfalls auch der Spurenelemente.
Vorteilhafterweise kann die erfindungsgemässe Verwendung von Huminsäure und/oder Humaten z. B. mit S-Äthyldipropylthiocarbamat (EPTC), 1, l'-Dimethyl-4, 4'-bipyridiniumdichlorid (Paraquat) und Herbiziden der Triazinreihe erfolgen.
Im allgemeinen wird das Herbizid erfindungsgemäss mit einem Zusatz von 10 bis 50 Gew.-% Huminsäure oder Humaten eingesetzt.
Auf diese Weise wird einerseits eine vollständige Sofortwirkung des Herbizids und anderseits die nachfolgende allmähliche Freisetzung weiterer Herbizidmengen sichergestellt.
Die Vorteile der erfindungsgemässen Verwendung von Huminsäuren und/oder Humaten sind demnach :
1. Verzögerte und dadurch länger andauernde Wirkung der Herbizide ;
2. Anreicherung des Bodens mit Humusstoff ;
3. Gezielte Dosiermöglichkeit der Abgabe von Spurenelementen in der Erde, und hiedurch Un- terstützung der Entwicklung der Kulturpflanzen.
Diese Vorteile stellen einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz dar, da einerseits auf Grund der länger andauernden Herbizidwirkung geringere Herbizidmengen eingesetzt werden können und anderseits die Verwendung von Huminsäuren und Humaten sowie die dosierte Abgabe von Spurenelementen sich vorteilhaft auf das Gedeihen der Kulturpflanzen auswirkt.
Die Herstellung von Huminsäuren und Humaten ist bekannt. Die folgenden Vorschriften geben die Herstellung von solchen Huminstoffen an. Diesen Vorschriften folgen der Erläuterung der Erfindung dienende Versuche, bei denen als Herbizid S-Äthyldipropylthiocarbamat (EPTC) der Formel
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verwendet wurde.
Vorschrift 1 : 30 kg Kohlenstaub werden mit 3 kg KOH in körniger Form vermischt. Die so erhaltene trockene Mischung kann in Kunststoffbehältern 1 bis 2 Jahre lang gelagert werden, wobei darauf zu achten ist, dass diese Mischung trocken bleibt. Zur Weiterverwendung wird diese Mi-
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schung in einen Mischbehälter geleert, mit 200 1 Wasser aufgegossen und 90 min lang kräftig gemischt, bis der PH-Wert 12 bis 13 erreicht. Sodann werden 100 l Leitungswasser dazugegossen und die Mischung 1 h lang intensiv gemischt, wobei der PH-Wert nicht unter 8 sinken soll.
Nachher wird die Mischung mit Salzsäure oder einer andern Säure angesäuert, bis der PH-Wert 4 erreicht ist, wonach die Mischung etwa 2 h lang stehengelassen wird.
Anschliessend wird die obere durchsichtige, hellgelbe Sol-Schicht abgezogen. Danach wird die mittlere dunkelbraune Gelschicht abgezogen. Diese gelförmig Schicht kann erfindungsgemäss als Retardant verwendet werden.
Die im Mischbehälter zurückbleibende Kohle kann zu Heizzwecken oder zur Bodenverbesserung eingesetzt werden.
Vorschrift 2 : 2, 5 kg Braunkohlestaub werden mit 0, 13 kg KOH in körniger Form vermischt.
Die Mischung wird mit 20 l destilliertem Wasser intensiv 2 h lang gemischt. Dann wird die Mischung mit z. B. einer in destilliertem Wasser verdünnten Salzsäure bis zum PH-Wert 4 angesäuert.
Nach etwa 12stündigem Stehenlassen wird die mittlere Gelschicht abdekantiert und bei maximal 65 C getrocknet.
Der so erhaltene Huminstaub kann erfindungsgemäss als Retardant verwendet werden.
Vorschrift 3 : Es wird wie in Vorschrift 2 verfahren, wobei jedoch vor der Trocknung des huminsäurehältigen Gels dieses gereinigt wird, indem das Gel mit destilliertem Wasser im Verhältnis 1 : 1 vermischt wird, wonach absetzen gelassen und sodann abdekantiert, mit 0, 06 kg KOH in 15 l destilliertem Wasser gemischt, nachher mit Salzsäure bis zum PH-Wert 4 angesäuert, absitzen gelassen, dekantiert, mit destilliertem Wasser im Verhältnis 1 : 1 gemischt, absitzen gelassen, dekantiert mit 0, 06 kg KOH und 15 l destilliertem Wasser gemischt, nachher mit Salzsäure bis zum PH- - Wert von 4 angesäuert, absitzen gelassen und abdekantiert wird.
Der nach dem Trocknen des so gereinigten Gels erhaltene Huminstaub kann erfindungsgemäss als Retardant verwendet werden.
Vorschrift 4 : In einem Mischbehälter werden 15 l destilliertes Wasser und 0, 15 kg KOH vermischt. Nach Zusatz von 3 kg Braunkohlestaub wird das Mischen fortgesetzt, wonach 7 l destilliertes Wasser hinzugefügt werden und diese Mischung intensiv etwa 1, 5 h gerührt wird.
Der nach etwa 30 min gebildete Satz (Restkohle und Schmutz) wird entfernt.
Jetzt können der Mischung in destilliertem Wasser gelöste Mikroelemente (z. B. 15 g Cu, 150 g Mn, 35 g Fe, 100 g Zn) beigemischt werden.
Dann wird die Mischung mit Salzsäure auf pH-Wert von 4 eingestellt. Nach etwa 12stündigem Absitzen lassen, wird die obere wässerige Solschicht abgegossen. Hierauf wird die mittlere Gelschicht abdekantiert und anschliessend bei maximal 65 C getrocknet.
Der so erhaltene Huminstaub kann erfindungsgemäss als Retardant verwendet werden.
Versuch Nr. 1 : Der Versuch wurde in 12 Pflanzkübeln (40 cm Durchmesser) durchgeführt.
Substrat : Sandiger Anbauboden
Aufbringung des Herbizides : mittels Handsprüher und anschliessender mechanischer Einarbeitung.
Kübel Nr. 1., EPTC
Kübel Nr. 2., EPTC + 10% Huminsäure
Kübel Nr. 3., EPTC + 15% Huminsäure
Kübel Nr. 4., EPTC + 20% Huminsäure
Kübel Nr. 5., EPTC + 25% Huminsäure
Kübel Nr. 6., EPTC + 30% Huminsäure
Kübel Nr. 7., EPTC + 35% Huminsäure
Kübel Nr. 8., EPTC + 40% Huminsäure
Kübel Nr. 9., EPTC + 50% Huminsäure
Kübel Nr. 10., EPTC + 60% Huminsäure
Kübel Nr. 11., EPTC + 70% Huminsäure
Kübel Nr. 12., EPTC + 80% Huminsäure
Aussaat : nach Ausbringung des Herbizides erfolgte die Aussaat der Unkrautsamenmischung.
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Versuchsergebnis : Kübel Nr. 1 bis 8 kein Unkraut
Kübel Nr. 9 etwa 4% Unkraut
Kübel Nr. 10 etwa 7% Unkraut
Kübel Nr. 11 etwa 10% Unkraut
Kübel Nr. 12 etwa 15% Unkraut
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - Sofortwirkung von EPTC ist sehr gut und vollständig.
EPTC mit Huminsäure retardiert - Bei diesem Versuch ist nur die Sofortwirkung von EPTC prüfbar, da die Retardwirkung noch nicht zu tragen kommt. Bei Mischungsverhältnissen über 50% bindet die Huminsäure soviel EPTC, dass für eine sofortige, vollständige Unkrautvernichtung der
Wirkstoff in ungenügender Menge zur Verfügung steht.
Versuch 2 : Bis auf Aussaat mit 1. Versuch identisch.
Aussaat : l Woche nach Ausbringung des Herbizides erfolgte die Aussaat der Unkrautsamen- mischung.
Versuchsergebnisse : Kübel Nr. 1 etwa 60% Unkraut
Kübel Nr. 2 bis 9 kein Unkraut
Kübel Nr. 10 etwa 5% Unkraut
Kübel Nr. 11 etwa 11% Unkraut
Kübel Nr. 12 etwa 14% Unkraut
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - Das EPTC ist in einer Woche schon stark abgebaut (relativ viel Unkraut)
EPTC mit Huminsäure retardiert - Bei jedem Mischungsverhältnis von EPTC und Huminsäure ist das EPTC wirksam.
Versuch 3 : Bis auf Aussaat mit 1. Versuch identisch.
Aussaat : 2 Wochen nach Ausbringung des Herbizides erfolgte die Aussaat der Unkrautsamenmischung.
Versuchsergebnisse : Kübel Nr. 1 etwa 90% Unkraut
Kübel Nr. 2 etwa 10% Unkraut
Kübel Nr. 3 bis 9 kein Unkraut
Kübel Nr. 10 etwa 8% Unkraut
Kübel Nr. 11 etwa 12% Unkraut
Kübel Nr. 12 etwa 12% Unkraut
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - 2 Wochen nach Ausbringung kaum mehr wirksam.
EPTC mit Huminsäure retardiert - Bei Zugabe von 10% Huminsäure ist die Wirkung des Herbizides nur unwesentlich geringer. - Bei Zugabe zwischen 15 bis 50% Huminsäure ist EPTC voll wirksam. - Bei Zugabe von mehr als 60% Huminsäure wird zuviel EPTC gebunden, so dass für Sofortwirkung ungenügend Wirkstoff vorhanden ist, weshalb etwas Unkraut unvernichtet bleibt.
Versuch 4 : Bis auf Aussaat mit 1. Versuch identisch.
Aussaat : 3 Wochen nach Aufbringung des Herbizides erfolgte die Aussaat der Unkrautsamenmischung.
Versuchsergebnisse : Kübel Nr. 1 Unkraut
Kübel Nr. 2 etwa 80% Unkraut
Kübel Nr. 3 etwa 15% Unkraut
Kübel Nr. 4 bis 10 kein Unkraut
Kübel Nr. 11 etwa 10% Unkraut
Kübel Nr. 12 etwa 20% Unkraut
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - 3 Wochen nach Ausbringung bereits unwirksam.
EPTC mit Huminsäure retardiert - Bei Zugabe von 10% Huminsäure ist EPTC kaum mehr wirksam.
- Bei Zugabe von 15% Huminsäure ist EPTC noch relativ gut wirksam. - Bei Zugabe von über 20% Huminsäure wurde sehr gute Retardwirkung erzielt.
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Versuch 5 : Bis auf Aussaat mit 1. Versuch identisch.
Aussaat : 4 Wochen nach Ausbringung des Herbizides erfolgte die Aussaat der Unkrautsamen- mischung.
Versuchsergebnisse : Kübel Nr. 1 und 2 Unkraut
Kübel Nr. 3 etwa 50% Unkraut
Kübel Nr. 4 etwa 20% Unkraut
Kübel Nr. 5 bis 9 kein Unkraut
Kübel Nr. 10 etwa 2% Unkraut
Kübel Nr. 11 etwa 6% Unkraut
Kübel Nr. 12 etwa 15% Unkraut
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - Unwirksam
EPTC mit Huminsäure retaridert-Bei Zugabe von 25% und mehr Huminsäure wurde eine sehr gute Retardwirkung erzielt.
Versuch 6 : Bis auf Aussaat mit 1. Versuch identisch.
Aussaat : 5 Wochen nach Aufbringung des Herbizides erfolgte die Aussaat der Unkrautsamen- mischung.
Versuchsergebnisse : Kübel Nr. 1 bis 4 Unkraut
Kübel Nr. 5 etwa 60% Unkraut
Kübel Nr. 6 bis 9 kein Unkraut
Kübel Nr. 10 etwa 5% Unkraut
Kübel Nr. 11 etwa 10% Unkraut
Kübel Nr. 12 etwa 14% Unkraut
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - Unwirksam
EPTC mit Huminsäure retardiert - Ab Zugabe von 30% Huminsäure ist EPTC in 5 Wochen noch immer wirksam. Retardwirkung ist gut.
Versuch 7 : Bis auf Aussaat mit l. Versuch identisch.
Aussaat : 6 Wochen nach Ausbringung des Herbizides erfolgte die Aussaat der Unkrautsamenmischung.
Versuchsergebnisse : Kübel Nr. 1 bis 6 Unkraut
Kübel Nr. 7 etwa 80% Unkraut
Kübel Nr. 8 etwa 50% Unkraut
Kübel Nr. 9 bis 11 etwa 4% Unkraut
Kübel Nr. 12 etwa 12% Unkraut
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - Unwirksam
EPTC mit Huminsäure retardiert - Ab Zugabe von über 50% Huminsäure ist die Retardwirkung noch gut.
Versuch 8 : Bis auf Aussaat mit l. Versuch identisch.
Aussaat : 8 Wochen nach Aufbringung des Herbizides erfolgte die Aussaat der Unkrautsamenmischung.
Versuchsergebnisse : Kübel Nr. 1 bis 9 Unkraut
Kübel Nr. 10 etwa 80% Unkraut
Kübel Nr. 11 etwa 70% Unkraut
Kübel Nr. 12 etwa 20% Unkraut
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - Keine Wirkung
EPTC mit Huminsäure retardiert - Bei Zugabe von 80% Huminsäure zum EPTC ist nach 8 Wochen noch immer Retardwirkung gegeben.
Versuch 9 : Der Versuch wurde in 5 Pflanzenkübeln (Durchmesser 40 cm) durchgeführt :
Substrat : Sandiger Anbauboden
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Ausbringung des Herbizides : mittels Handsprüher und anschliessender mechanischer Einarbeitung.
Kübel Nr. 1., EPTC
Kübel Nr. 2., EPTC
Kübel Nr. 3., EPTC + 30% Huminsäure
Kübel Nr. 4., EPTC + 30% Huminsäure
Kübel Nr. 5., EPTC + 30% Huminsäure
Auswertung : mittels Gaschromatographie
Versuchsergebnisse : 6 Wochen nach Ausbringung des Herbizides wurden von allen Kübeln Proben im Labor ausgewertet.
Kübel Nr. 1., 10, 4% EPTC im Boden
Kübel Nr. 2., 8, 9% EPTC im Boden
Kübel Nr. 3., 46, 3% EPTC im Boden
Kübel Nr. 4., 44, 1% EPTC im Boden
Kübel Nr. 5., 48, 1% EPTC im Boden
Auswertung des Versuches :
Reines EPTC - Nicht retardiertes EPTC wurde im Boden relativ schnell abgebaut, nach 6 Wochen war es kaum mehr im Boden vorhanden.
EPTC mit Huminsäure retardiert - bei dem mit Huminsäure retardierten EPTC konnte nach 6 Wochen noch fast die Hälfte des Wirkstoffes nachgewiesen werden.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verwendung von Huminsäuren und/oder Humaten als Zusatz zu Herbiziden, insbesondere von stickstoffhaltigen Herbiziden, gewünschtenfalls im Verein mit die Entwicklung der zu behandelnden Kulturpflanzen fördernden Spurenelementen, zur verzögerten Freigabe der Herbizide und allenfalls auch der Spurenelemente.
2. Verwendung von Huminsäuren und/oder Humaten als Zusatz zu dem Herbizid S-Äthyldipropylthiocarbamat (EPTC), gewünschtenfalls im Verein mit die Entwicklung der zu behandelnden Kulturpflanzen fördernden Spurenelementen, für den im Anspruch 1 angegebenen Zweck.
3. Verwendung von Huminsäuren und/oder Humaten als Zusatz zu Herbiziden der Triazinreihe, gewünschtenfalls im Verein mit die Entwicklung der zu behandelnden Kulturpflanzen fördernden Spurenelementen, für den im Anspruch 1 angegebenen Zweck.
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