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Verfahren zur Herstellung des neuen Antibiotikums Ussamycin
Gegenstand der Erfindung ist ein neues wasserlösliches Antibiotikum, das im folgenden mit Ussamycin bezeichnet wird, und seine Salze.
Das Antibiotikum Ussamycin entsteht bei der Kultur eines neuen Stammes von Streptomyces lavendulae, der durch Bestrahlung von Streptomyces lavendulae 7K1 mit ultraviolettem Licht erhalten wurde und als Streptomyces lavendulae 7K1 Mutante UV-9 bezeichnet wird. Der neue Stamm wird unter dieser Bezeichnung in Universidade de Recife, Instituto de Antibioticos, Recife (Brasilien) und unter der Bezeichnung NRRL 3119 im United States Department of Agriculture, Peoria, Illinois, aufbewahrt. Der Stamm S. lavendulae 7K1 und seine Mutante UV-9 unterscheiden sich morphologisch : nach der Klassifikation von Pridham et al.
(1958) gehört S. lavendulae 7K1 zur Sektion Rectus-flexibilis (Sporenketten gerade, monopodial verzweigt, Durchmesser 0, 3-1, 1 ), die Mutante UV-9 jedoch zur Sektion Spira (Sporenketten in offenen Spiralen von 10 bis 20 zo Länge und 4 bis 6 Durchmesser). S. lavendulae 7K1 bildet runde Sporen von 0, 8 bis 1, 1 Durchmesser, Mutante UV-9 ovale Sporen mit zu Durchmesser. Tabelle I zeigt einen Vergleich der Wachstumscharakteristiken von S. lavendulae 7K1 und seiner Mutante UV-9 auf verschiedenen Nährböden.
Tabelle I :
EMI1.1
<tb>
<tb> Kulturmedium <SEP> UV-9 <SEP> 7K1 <SEP>
<tb> Stärke-Agar <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> lösliches <SEP> Pig- <SEP> rosafarbiges <SEP> Luftmycel. <SEP> Kein <SEP> lösment, <SEP> verwelkt-braun <SEP> liches <SEP> Pigment
<tb> Glycerin-Asparagin-Agar <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> welches <SEP> später <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> welches <SEP> sich
<tb> grau <SEP> wird. <SEP> Kein <SEP> lösliches <SEP> Pigment <SEP> rosa <SEP> färbt. <SEP> Kein <SEP> lösliches <SEP> Pigment
<tb> Glycerin-Pepton-Agar <SEP> Weisses <SEP> Lutmycel <SEP> ist <SEP> später <SEP> grau. <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel. <SEP> Kein <SEP> lösliches
<tb> Lösliches <SEP> Pigment <SEP> Pigment
<tb> Glycerin-Ammonium-Agar <SEP> Vegetatives <SEP> crèmefarbiges <SEP> Wachs-Weisses <SEP> Luftmycel. <SEP> Kein <SEP> lösliches
<tb> turn.
<SEP> Luftmycel <SEP> fehlt. <SEP> Kein <SEP> Pigment
<tb> lösliches <SEP> Pigment
<tb> Gelatine-Agar <SEP> Farbloses <SEP> brillantes <SEP> vegetatives <SEP> Farbloses <SEP> brillantes <SEP> vegetatives
<tb> Wachstum, <SEP> das <SEP> sich <SEP> in <SEP> der <SEP> Wachstum, <SEP> ohne <SEP> sich <SEP> in <SEP> der
<tb> Mitte <SEP> vertieft. <SEP> Fehlen <SEP> des <SEP> Luft- <SEP> Mitte <SEP> zu <SEP> vertiefen
<tb> mycels
<tb> Glucose-Asparagin-Agar <SEP> Farbloses <SEP> vegetatives <SEP> Wachstum. <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> das <SEP> sich <SEP> rosaSpärliches <SEP> Luftmycel, <SEP> welches <SEP> artig <SEP> färbt. <SEP> Kein <SEP> lösliches <SEP> Piggrau <SEP> wird. <SEP> Kein <SEP> Pigment <SEP> ment
<tb> Nährboden <SEP> zur <SEP> Kein <SEP> Melanin.
<SEP> Lösliches <SEP> Pigment, <SEP> Melaninbildung
<tb> Melaninbildung <SEP> das <SEP> braun <SEP> wird
<tb>
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EMI2.1
<tb>
<tb> Kulturmedium <SEP> UV-9 <SEP> 7K1 <SEP>
<tb> Glucose-Agar <SEP> C1èmefarbiges <SEP> vegetatives <SEP> Wachs-Hellgraues <SEP> Luftmycel. <SEP> Pigment
<tb> turn. <SEP> Kein <SEP> lösliches <SEP> Pigment <SEP> färbt <SEP> den <SEP> Nährboden
<tb> Stärke-Casein-Agar <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> das <SEP> später <SEP> grau <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> das <SEP> sich <SEP> später
<tb> wird <SEP> rosa <SEP> färbt
<tb> Kartoffelscheiben <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> das <SEP> graue <SEP> Farbe <SEP> Tanninfarbiges <SEP> vegetatives <SEP> Wachsannimmt. <SEP> Kein <SEP> lösliches <SEP> Pigment <SEP> turn. <SEP> Fehlen <SEP> des <SEP> Luftmycels.
<tb>
Lösliches <SEP> Pigment <SEP> fehlt
<tb> Nähr-Agar <SEP> Farbloses <SEP> vegetatives <SEP> Wachstum. <SEP> Hellbraunes <SEP> vegetatives <SEP> Wachstum.
<tb>
Luftmycel <SEP> fehlt. <SEP> Lösliches <SEP> Pig-Luftmycel <SEP> fehlt. <SEP> Lösliches <SEP> braument, <SEP> das <SEP> den <SEP> Nährboden <SEP> gelb <SEP> nes <SEP> Pigment
<tb> färbt
<tb> Czapek <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> das <SEP> später <SEP> rat-Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> welches <SEP> später
<tb> tengrau <SEP> wird. <SEP> Grünliches <SEP> lös- <SEP> rosafarbig <SEP> wird
<tb> liches <SEP> Pigment
<tb> Glycerin-Kalcium-Agar <SEP> Spärliches <SEP> weisses <SEP> Luftmycel. <SEP> Kein <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> das <SEP> sich <SEP> rosa
<tb> lösliches <SEP> Pigment <SEP> färbt
<tb> Kartoffel-Glukose-Agar <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> das <SEP> dann <SEP> grau <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> welches <SEP> hellwird. <SEP> Kein <SEP> lösliches <SEP> Pigment <SEP> cyclamenartig <SEP> wird.
<SEP> Pigment
<tb> fehlt
<tb> Kartoffel-Glycerin-Agar <SEP> Weisses <SEP> Luftmycel, <SEP> das <SEP> später <SEP> grau <SEP> Luftmycel <SEP> anfangs <SEP> grau, <SEP> dann <SEP> rosawird. <SEP> Lösliches <SEP> bräunliches <SEP> Pig- <SEP> farbig. <SEP> Pigment <SEP> hellbraun
<tb> ment
<tb>
Tabelle II zeigt das chemische Verhalten der beiden Kulturen, Tabelle III die Verwertung verschiedener Kohlenstoffquellen.
Tabelle II :
EMI2.2
<tb>
<tb> Substrat <SEP> Mutante <SEP> UV-9 <SEP> S. <SEP> lavendulae <SEP> 7K1 <SEP>
<tb> Nitrat <SEP> Starke <SEP> Reduktion <SEP> Mässige <SEP> Reduktion
<tb> Gelatine <SEP> Oberflächliches <SEP> häutchenartiges <SEP> Entwicklung <SEP> in <SEP> Form <SEP> eines <SEP> braunen
<tb> Wachstum. <SEP> Kein <SEP> Luftmycel. <SEP> Ringes. <SEP> Kein <SEP> Luftmycel. <SEP> LösKeine <SEP> Pigmentbildung. <SEP> Totale <SEP> liches <SEP> braunes <SEP> Pigment. <SEP> Totale
<tb> Verflüssigung <SEP> am <SEP> 15. <SEP> Tag <SEP> Verflüssigung <SEP> am <SEP> 15. <SEP> Tag
<tb> Lackmusmilch <SEP> Entwicklung <SEP> an <SEP> der <SEP> Oberfläche <SEP> Entwicklung <SEP> in <SEP> Form <SEP> eines <SEP> braunen
<tb> mit <SEP> weisser <SEP> Luftmycelbildung. <SEP> Ringes, <SEP> ohne <SEP> Luftmycel. <SEP> Totale
<tb> Totale <SEP> Peptonisation <SEP> am <SEP> 20.
<SEP> Tag. <SEP> Peptonisation <SEP> zwischen <SEP> dem
<tb> Alkalinisation <SEP> 6, <SEP> 4-8, <SEP> 0. <SEP> Keine <SEP> 15.-20. <SEP> Tag. <SEP> Braunes <SEP> lösliches
<tb> Pigmentbildung <SEP> und <SEP> keine <SEP> Ko-Pigment. <SEP> Leichte <SEP> Alkalinisation.
<tb> agulation <SEP> Koagulation <SEP> fehlt
<tb> Stärke <SEP> Starke <SEP> Hydrolyse <SEP> schon <SEP> ab <SEP> dem <SEP> Starke <SEP> Hydrolyse, <SEP> aber <SEP> langsam
<tb> 10. <SEP> Tag <SEP> (schwach <SEP> 10. <SEP> Tag <SEP> ; <SEP> stark <SEP> 20. <SEP> Tag)
<tb>
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Tabelle III :
EMI3.1
<tb>
<tb> Wachstum
<tb> Kohlenstoffquelle
<tb> Mutante <SEP> UV-9 <SEP> S. <SEP> tavendulae <SEP> 7K1 <SEP>
<tb> Saccharose <SEP> + <SEP> + <SEP>
<tb> Lactose.................... <SEP> +- <SEP>
<tb> Lactose
<tb> Ramnose................... <SEP> +
<tb> Xylose..................... <SEP> + <SEP> Salicin.................... <SEP> + <SEP> +
<tb> Mannit <SEP> .................... <SEP> + <SEP> +
<tb> Calciummalat
<tb>
Es ist bekannt, dass der ursprüngliche Stamm Streptomyces lavendulae 7KI ein zunächst als Eurymycin bezeichnetes Antibioticum produziert, das sich aber als identisch mit Neomycin etwies. Das vom Stamm
S. lavendulae 7K1, Mutante UV-9 gebildete Antibiotikum Ussamycin ist hinsichtlich seiner biologischen und physikalisch-chemischen Eigenschaften von Neomycin, bzw. dessen Komponenten, verschieden.
So liefert es bei der sauren Hydrolyse Aminosäuren, ist also vermutlich ein Polypeptid. Im aufsteigenden
Papierchromatogramm im System n-Butanol-Pyridin-Essigsäure-Wasser (15 : 10 : 3 : 12) zeigt es einen
Rf-Wert von 0, 74, während Neomycin Flecken mit Rf-Werten < 0, 1 und einen weiteren mit Rf = 0, 13 bis
0, 14 aufweist. Bei absteigender Chromatographie im System Wasser-gesättigtes n-Butanol mit Zusatz von 2% Toluolsulfonsäure findet man für Ussamycin einen Rf-Wert von 0, 75 und für Neomycin einen solchen von 0, 25-0, 27.
Ussamycin ist eine organische Base und bildet demzufolge Salze. In der Form des Hydrochlorids ist es sehr gut wasserlöslich. Auch in Methanol ist es löslich. In Aceton und andern organischen Lösungs- mitteln, wie Äther, Benzol, Chloroform, Petroläther, ist es praktisch unlöslich. Es kann mit Sulfosäure- gruppen enthaltenden Azofarbstoffen, wie Helianthin, gefällt werden. Auch bildet es ein Reineckat.
Das Antibiotikum Ussamycin besitzt in der Reinheit, wie es bisher erhalten werden konnte, eine hellgelbe
Farbe, die zwischen PH 3-8 unverändert bleibt. Folgende Farbteste sind negativ : Maltol, Glucosamin,
Molisch, Millon. Der Ninhydrin- und der Sakaguchitest sind positiv. Das Antibiotikum ist relativ stabil : eine stark saure Lösung kann 10 min auf dem Wasserbad erwärmt werden und alkalische Lösungen bleiben bei Zimmertemperatur während 30 min stabil.
Werden hingegen neutrale Lösungen oder Lösungen in 5%iger Natronlauge 30 min auf dem Wasserbad erwärmt, so tritt Zersetzung ein. Bei der sauren Hydrolyse (6-n. Salzsäure, 20 Stunden, 100 ) eines Rohproduktes des Ussamycins entsteht ein Gemisch von Aminosäuren, von denen ein Teil auf papierchromatographischem Wege vorläufig wie folgt identifiziert werden konnte : Glycin, Analin, Leucin, Serin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Arginin, Lysin.
Zur Erzeugung des Antibiotikums Ussamycin wird der Stamm S. lanvendulae 7K1, Mutante UV-9 in wässeriger, eine Kohlenstoff- und Stickstoffquelle sowie anorganische Salze enthaltender Nährlösung gezüchtet, bis diese eine wesentliche antibakterielle Wirkung aufweist, und das Ussamycin hierauf isoliert.
Als Kohlenstoff- und Stickstoff quelle kommen z. B. Kohlenhydrate, wie Glucose, Saccharose, Lactose, Stärke, Alkohole, wie Mannit, Glycerin, Aminosäuren, z. B. Glycin, Peptide, Proteine und deren Abbauprodukte, wie Pepton oder Trypton, Fleischextrakte, wasserlösliche Anteile von Getreidekörnern, wie Mais oder Weizen, Destillationsrückstände der Alkoholherstellung, Cornsteep-liquor, Hefe, Samen, insbesondere der Raps- und Soyapflanze, der Baumwollpflanze, Ammoniumsalze, Nitrate, in Frage. An anorganischen Salzen enthält die Nährlösung beispielsweise Chloride, Carbonate, Sulfate, Nitrate, Phosphate von Alkaliund Erdalkalimetallen, von Magnesium, Zink, Mangan, Eisen.
Die Züchtung erfolgt aerob, also beispielsweise in ruhender Oberflächenkultur, oder vorzugsweise submers unter Schütteln oder Rühren mit Luft oder Sauerstoff in Schüttelflaschen oder den bekannten Fermentern. Als Temperatur eignet sich eine solche zwischen 18 und 40 C, vorzugsweise 270. Vorzugweise kultiviert man in mehreren Stufen, d. h. man stellt zunächst eine Kultur in flüssigem Nährmedium her, die dann im Verhältnis von ca. 1 : 20 in das eigentliche Produktionsmedium überimpft wird. Die erste flüssige Kultur erhält man beispielsweise, indem man eine auf Kartoffelnährmedium gewachsene Kultur von 8 bis 10 Tagen Alter in das flüssige Nährmedium überimpft, sie während 48 Stunden wachsen lässt und dann zum Produktionsmedium gibt.
Die Isolierung des Antibiotikums aus dem Kulturfiltrat erfolgt nach an sich bekannten Methoden.
Man kann Adsorptionsmittel verwenden, z. B. Aktivkohlen, wie Norit, aktivierte Erden, wie Fullererde oder Floridin, oder Harzadsorber, wie Asmit. Die Elution der Adsorbate erfolgt zweckmässig mit Gemischen von mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmitteln mit Wasser oder wässerigen Säuren, z. B. mit Wasser-Methanol, verdünnter Salzsäure-Methanol (PH 2, 0), verdünnter Essigsäure-Methanol,
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Wasser-Methanol-Eisessig-Butanol. Man kann das Antibiotikum auch an Ionenaustauscherharzen ad- sorbieren, insbesondere an Säuregruppen enthaltenden Harzen, wie Amberlite IRC-50.
Die Elution erfolgt beispielsweise mit verdünnten Säuren oder Gemischen von Methanol und verdünnten
Säuren.
Weiter kann das Antibiotikum auch direkt aus dem Kulturfiltrat ausgefällt werden, z. B. in Form des Reinnecktates. Die Überführung der schwerlöslichen Salze in leichtlösliche Salze des Antibiotikums wird entweder mit Mineralsäuren oder an Ionenaustauscherharzen, z. B. an Amberlite IRA-400, durchgeführt.
Diese Methode kann auch zur Anreicherung des Antibiotikums verwendet werden.
Eine Anreicherung des Antibiotikums wird auch dadurch erzielt, dass man wässerige oder alkoholischwässerige Lösungen der Salze mit einem Überschuss von organischen, mit Wasser mischbaren Lösungsmitteln, wie Aceton, Dioxan, versetzt, wobei anorganischen Salze und andere Begleitstoffe ausgefällt und beseitigt werden.
Eine weitere Anreicherungs- und Reinigungsmethode stellt die Chromatographie dar, z. B. Adsorptionschromatographie an verschiedenen Materialien, wie Norit, Aluminiumoxyd, Magnesiumsilikaten sowie Verteilungschromatographie mit Cellulose, Stärke, Silicagel als Trägersubstanzen oder aber Chromatographie an Ionenaustauscherharzen, z. B. an Dowex-50, Amberlite IRC-50.
Ferner kann das Antibiotikum durch Gegenstromverteilung nach Craig zwischen zwei nicht mischbaren Lösungsmittelphasen angereichert werden.
Die Salze des Antibiotikums und seiner Komponenten leiten sich von anorganischen oder organischen Säuren ab, beispielsweise von der Salzsäure, den Schwefelsäuren, Phosphorsäuren, Salpetersäure, Essigsäure, Propionsäure, Valerian-, Palmitin- oder Ölsäure, Bernsteinsäure, Zitronensäure oder Mandelsäure.
Ihre Herstellung erfolgt durch Einwirkung der entsprechenden Säuren auf die freie Base oder durch doppelte Umsetzung von Salzen.
Das Antibiotikum Ussamycin und seine Salze besitzen eine hohe antibiotische Wirksamkeit gegenüber grampositiven Mikroorganismen, eine geringere gegenüber gramnegativen Mikroorganismen und keine Wirkung gegenüber säureresistenten Mikroorganismen in einer Konzentration bis zu 100 y/ml, vgl. Tabelle I.
Tabelle I :
Antimikrobielles Spektrum des Antibiotikums UV-9 :
EMI4.1
<tb>
<tb> Mikroorganismen <SEP> i <SEP> Aktivität <SEP> (y/ml) <SEP>
<tb> B. <SEP> subtilis <SEP> 9 <SEP> 0, <SEP> 1- <SEP> 0, <SEP> 2 <SEP>
<tb> B. <SEP> subtilis <SEP> 27............ <SEP> 5,0- <SEP> 10,0
<tb> B. <SEP> anthracis................. <SEP> > <SEP> 100, <SEP> 0 <SEP>
<tb> B. <SEP> mycoides................ <SEP> > <SEP> 100, <SEP> 0 <SEP>
<tb> B. <SEP> cereus <SEP> > <SEP> 100, <SEP> 0 <SEP>
<tb> S. <SEP> aureusW................ <SEP> 0, <SEP> 2- <SEP> 0, <SEP> 4 <SEP>
<tb> S. <SEP> aureus <SEP> ATCC............ <SEP> 0,2- <SEP> 0,4
<tb> M. <SEP> citreus <SEP> """""""'" <SEP> 2, <SEP> 0- <SEP> 4, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Sarcina <SEP> lutea............... <SEP> 0, <SEP> 2- <SEP> 0, <SEP> 4 <SEP>
<tb> Str. <SEP> haemoliticus............ <SEP> 6, <SEP> 0- <SEP> 8, <SEP> 0 <SEP>
<tb> K.
<SEP> pneumoniae.............. <SEP> 20, <SEP> 0- <SEP> 40, <SEP> 0 <SEP>
<tb> S. <SEP> typhosa.................. <SEP> 15, <SEP> 0- <SEP> 20, <SEP> 0 <SEP>
<tb> E. <SEP> coli <SEP> N <SEP> ................ <SEP> 20,0- <SEP> 40,0
<tb> Sh. <SEP> paradysenteriae.......... <SEP> 15, <SEP> 0- <SEP> 20, <SEP> 0 <SEP>
<tb> A. <SEP> aerogenes <SEP> 60, <SEP> 0- <SEP> 80, <SEP> 0 <SEP>
<tb> N. <SEP> catarrhalis <SEP> 8, <SEP> 0- <SEP> 10, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Pr. <SEP> morganii.............. <SEP> 60,0- <SEP> 80,0
<tb> Pr. <SEP> mirabilis <SEP> 80, <SEP> 0- <SEP> 100, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Pr. <SEP> vulgaris................ <SEP> 60, <SEP> 0- <SEP> 80, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Br. <SEP> suis.................... <SEP> 4, <SEP> 0- <SEP> 6, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Br. <SEP> melitensis............... <SEP> 4, <SEP> 0- <SEP> 6, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Br.
<SEP> abortus <SEP> 4, <SEP> 0- <SEP> 6, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Mycobacterium607......... <SEP> > <SEP> 100, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Mycobacterium <SEP> phlei....... <SEP> > <SEP> 100, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Mycobacterium <SEP> smegmatis.... <SEP> > <SEP> 100, <SEP> 0 <SEP>
<tb> N. <SEP> asteroides................ <SEP> 40, <SEP> 0- <SEP> 60, <SEP> 0 <SEP>
<tb> C. <SEP> albicans <SEP> IBB-50.......... <SEP> > <SEP> 100, <SEP> 0 <SEP>
<tb> Cr. <SEP> neoformans <SEP> ENCB....... <SEP> 40, <SEP> 0- <SEP> 60, <SEP> 0 <SEP>
<tb>
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In vivo weist das Antibiotikum eine antitumorale Wirkung gegenüber dem Karzino-Sarkom Walker 256 bei der Prüfung an weissen Ratten (Sprague Dawley) auf. Die Toxizität des neuen Antibiotikums ist gering.
An weissen Ratten, denen während 10 Tagen täglich 50 mg/kg des Antibiotikums intraperitoreal verabreicht wurden, wurde keinerlei Abnormität bemerkt.
Das Antibiotikum Ussamycin und seine Salze können als Heilmittel in der Veterinär- und Humanmedizin, z. B. in Form pharmazeutischer Präparate, Verwendung finden. Diese enthalten die genannten Verbindungen in Mischung mit einem für die enterale oder parenterale Applikation geeigneten pharmazeutischen organischen oder anorganischen Trägermaterial. Für dasselbe kommen solche Stoffe in Betracht, die mit den neuen Verbindungen nicht reagieren, wie z. B. Gelatine, Milchzucker, Stärke, Magnesiumstearat, pflanzliche Öle, Benzylalkohole oder andere bekannte Arzneimittelträger. Die pharmazeutischen Präparate können z. B. als Tabletten, Dragées, Pulver, Suppositorien oder in flüssiger Form als Lösungen,
EMI5.1
mittel sowie als Beifuttermittel verwendet werden.
Die Erfindung wird im nachfolgenden Beispiel beschrieben. Die Temperaturen sind in Celsiusgraden angegeben.
Beispiel : a) Streptomyces lavendulae UV-9 wird nach der Methode der zwei Stufen unter aeroben Bedingungen in einer Nährlösung gezüchtet, die pro Liter Leitungswasser 30 g Glucose, 12, 5 g Cornsteep liquor (50%),
5 g trockene Bierhefe, 5 g Ammoniumnitrat und 4 g Calciumcarbonat enthält. Die sterilisierte Nährlösung zeigt ein PH von 6, 5 bis 6, 8. Die Animpfung erfolgt mit einer Kultur, die in Kartoffelnährmedium in
Erlenmeyerkolben von 125 ml aufbewahrt wurde und 8-10 Tage alt ist. Ein Achtel dieser Kultur wird jeweils in Fernbachflaschen von 2000 ml Inhalt mit 300 ml Nährlösung übertragen.
Nach 48 Stunden
Inkubation unter Schütteln (zirka 200U/min) weiden die flüssigen Kulturen im Verhältnis 1 : 20 in das Produktionsmedium überimpft. b) In gleicher Weise, wie unter a) beschrieben, wird S. lavendulae UV-9 in einer Nährlösung gezüchtet, die pro Liter Leitungswasser 20 g Sojamehl, 20 g Glucose, 5 g Natriumchlorid und 2 g Calciumcarbonat enthält. Nach der Sterilisation ist das PH 6, 7-6, 9.
Das nach a) oder b) erhaltene Kulturfiltrat wird an Aktivkohle adsorbiert und mit Methanol, das mit
Salzsäure bis zum PH 2, 0 angesäuert wurde, eluiert. Das Eluat wird auf PH 6 gebracht, im Vakuum bis zur
Sirupdicke eingeengt, filtriert und dann mit Methanol auf das dreifache verdünnt. Dann wird Aceton im Überschuss dazugegeben. Man filtriert vom Niederschlag ab, säuert das Filtrat an (PH 2, 0) und dampft zur Sirupdicke ein. Es fällt ein aktives Rohprodukt aus, das mit Aceton gewaschen, in Wasser gelöst und mit Reineckesalz als Reineckat gefällt wird. Dieses wird abfiltriert und mehrmals mit Wasser von 60-70 gewaschen, wobei das Reineckat in Lösung geht. Man filtriert vom unlöslichen Rückstand ab und kühlt das Filtrat auf 00 ab. Nach mehrstündigem Stehen bei 0'fällt das Reineckat als gelförmiger Niederschlag aus.
Dieser wird in bekannter Weise in das Hydrochlorid übergeführt. Dieses ist eine cremefarbene Substanz, die in wässeriger Lösung bei einem PH von 3 bis 8 keine Veränderungen erleidet. Beim Erhitzen einer neutralen Lösung auf 100'während 30 min verliert die Substanz ihre Aktivität grossenteils ; fast völlig inaktiv wird sie, wenn man sie in 5% niger Natronlaugelösung 30 min auf 1000 erhitzt.
Die Maltol-, Glucosamin-, Molisch- und Millon-Reaktion sind negativ, die Reaktion nach Sakaguchi und mit Ninhydrin positiv.
Im Papierchromatogramm im System n-Butanol-Pyridin-Essigsäure-Wasser (15 : 10 : 3 : 12), aufsteigende Entwicklung, 20 Stunden auf Whatman Nr. 1 Papier, ist der Rf-Wert 0, 74. Bei absteigender Entwicklung im System Wasser-gesättigtes n-Butanol+2% Toluolsulfonsäure ist der Rf-Wert 0, 75.
Bei der sauren Hydrolyse (n/6 Salzsäure, 20 Stunden bei 100 ) werden Aminosäuren erhalten. Im zweidimensionalen System sek.-Butanol-Ameisensäure-Wasser (75 : 15 : 10) = I und Phenol-Wasser 80 : 20 = II lassen sich durch Anfärben mit Ninhydrin folgende Aminosäuren nachweisen : Glycin, Alanin, Leucin, Serin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Arginin und Lysin.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung des neuen Antibiotikums Ussamycin und seiner Salze, dadurch gekennzeichnet, dass man den Stamm Streptomyces lavendulae 7KI, Mutante UV-9, der unter der Bezeichnung NRRL 3119 im United States Department of Agriculture, Peoria, Illinois, hinterlegt ist, unter aeroben Bedingungen in wässeriger, eine Kohlenstoff- und Stickstoff quelle sowie anorganische Salze enthaltender Nährlösung züchtet, bis diese eine wesentliche antibakterielle Wirkung aufweist, und hierauf das Antibiotikum Ussamycin in Form der Base oder ihrer Salze isoliert.