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Zahn- und Mundpflegemittel
Die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass dem Element Fluor am Aufbau der Zahnhartsubstanz eine massgebende Bedeutung zukommt und dass ein Mangel dieses Elementes zu erhöhter Lösungbereitschaft des Zahnes gegenüber Säuren und damit zu verminderter Cariesresistenz führt. Es ist auch bekannt, dass die zur langsamen Auflösung der Zahnsubstanz verantwortlichen Säuren durch bakteriellen bzw. enzymatischen Abbau von Nahrungsbestandteilen gebildet werden.
Durch Zufuhr des Elementes Fluor lässt sich nun die Säurelöslichkeit des Zahnschmelzes signifikant vermindern, wobei in bekannter Weise der Einbau des Fluors von dem Durchbruch der Zähne durch die Blutbahn und nach deren Durchbruch von aussen, d. h. auf exogenem Weg, erfolgen kann. Für letzteres Verfahren gelangte das Fluor vornehmlich als anorganische Verbindung zur Anwendung, z. B. als Fluorid der Alkalimetalle, als Zinnfluorid, als Silicofluorid und als komplexes Fluorid der Gruppe IV des periodischen Systems, (brit. Patentschrift NI. 644,339).
Es wurden nun neuartige Zahn-und Mundpflegemittel, wie Zahnpasten, Mundwasser, Pinsellösungen, Zahnpulver, Kaugummi u. dgl. gefunden, welche dadurch gekennzeichnet sind, dass sie neben den geeigneten Verdünnungsmitteln als Wirksubstanzen oberflächenaktive Fluoride der allgemeinen Formel
EMI1.1
worin R einen 8 - 20 C-Atome enthaltenden Alkyl-, Cycloalkyl-, Alkenyl-, Aryl-, Aralkyl-, Alkylamino-, Alkyldiamino-, Hydroxyalkyl- oder Acylrest einer gesättigten oder ungesättigten aliphatischen Carbonsäure, R, Wasserstoff, einen Alkylrest mit 1 - 20 Kohlenstoffatomen, einen Alkenylrest mit 12 bis 20 Kohlenstoffatomen, einen niederen Hydroxyalkylrest, einen Arylrest oder einen Aralkylrest und n die Zahlen 1 oder 2 bedeuten, enthalten.
Die erfindungsgemässen Hydrofluoride sind in Wasser und grösstenteils auch in Methanol und Äthanol löslich. Die wässerigen Lösungen schäumen und reagieren schwach sauer. In Mischung mit anionenaktiven Verbindungen, z. B. Alkylsulfaten oder Alkyl-Arylsulfaten, kann gegenseitige Ausfällung bei gleichzeitiger Verminderung des Schaumvermögens eintreten.
Die erfindungsgemäss zur Anwendung gelangenden Wirkstoffe lassen sich dadurch herstellen, dass man die Basen trocken oder aber in geeigneten Medien, z. B. Methanol, Äthanol usw., gelöst oder suspendiert, mit wässeriger Fluorwasserstoffsäure oder gasförmigem HF zur Salzbildung bringt, worauf man das Lösungsmittel gegebenenfalls vorsichtig abdampft. Fällt das Hydrofluorid in Suspension an, so wird ersteres durch Filtration abgetrennt. Bei Verbindungen mit geringer Neigung zur HF-Addition werden erstere ohne Lösungsmittel mit der stöchiometrischen Menge an wässeriger Fluorwasserstoffsäure kurz erwärmt und die Substanz ohne weiteren Wasserentzug nach dem Erkalten als wasserhaltiges Endprodukt gewonnen.
Die Herstellung der Fluoride der obigen allgemeinen Formel sei an Hand der folgenden Beispiele erläutert, ohne indessen darauf beschränkt zu sein :
Beispiel 1 : 37, 8 g 1-Äthanol-2-01eylimidazolin (1/10 Mol) werden mit 10 cms Wasser versetzt.
Dazu gibt man sukzessiv 10,0 g Fluorwasserstoffsäure 40"Mg (2/10 Mol).
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Die anfänglich ölige Base versteift sich mit zunehmender Salzbildung unter Erwärmung. Die krümelige Masse wird homogen geknetet. Die Trocknung kann im Schwefelsäure-Exsiccator. oder an der Luft erfolgen.
Das Hydrofluorid der Formel
EMI2.1
EMI2.2
EMI2.3
<tb>
<tb> analoger <SEP> Weisein <SEP> % <SEP> in <SEP> 0/0 <SEP>
<tb> für <SEP> Calcium <SEP> für <SEP> Phosphor
<tb> NaCl <SEP> 0 <SEP> 0
<tb> Substanz <SEP> gemäss <SEP> obigem <SEP> Beispiel <SEP> 74 <SEP> 83
<tb>
EMI2.4
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Ferner können die erfindungsgemässen Zahnpflegemittel zusätzliche oberflächenaktive Stoffe, die als Schaum- und Netzmittel wirken, sowie Aromata und Geschmackstoffe enthalten. Bei der ersteren Gruppe ist zu beachten, dass in Kombination mit anionenaktiven Stoffen die Wirkung der kationenaktiven, er- findungsgemässen Substanzen stark beeinträchtigt wird. Es gelangen daher vorzugsweise Netz- und Schaummittel mit nichtionogenem Charakter zur Anwendung.
In pastenförmigen Zubereitungen lassen sich noch Schleim-und Quellstoffe organischer oder anorganischer Natur, sowie zur Weichhaltung Glycerin, Sorbitsirup, Glucosesirup einverleiben. Bei der Auswahl derSchleimstoffe hat es sich gezeigt, dass eine grosse Anzahl kationenaktiver Wirkstoffe mit den üblichen schleimbildenden Ingredienzen, wie Traganth, Alginat, Carboxymethylcellulosen, Caragheen, in mehr oder weniger ausgeprägtem Masse incompatibel sind. Bevorzugt lassen sich Schleime von Fruchtkernzubereitungen, sowie Celluloseäthern verwenden.
Die flüssigen Zahnpflegemittel einschliesslich Pinsellösungen bestehen in einer wässerigen oder vorzugsweise wässerig-alkoholischen Lösung der Hydrofluoride der obigen allgemeinen Formel unter Verwendung der üblichen Zusätze, wie Geschmacks-und Aromastoffe, nichtionogenen Emulgatoren- und Netzmitteln, Glycerin, Sorbitsirup und Drogenauszüge compatibler Art.
Nachstehend seien zu Erläuterungszwecken einige Beispiele für Zahnpasten, Mundwasser, Pinsellösungen und Zahnpulver wiedergegeben ; diesen Beispielen soll indessen keine einschränkende Bedeutung zukommen.
Beispiel 2 : Eine Zahnpaste kann folgende Zusammensetzung aufweisen :
EMI3.1
<tb>
<tb> Zinkphosphat <SEP> 35,0 <SEP> %
<tb> Sorbitsirup <SEP> 15, <SEP> 0 <SEP> % <SEP>
<tb> Fruchtkernmehl <SEP> 1, <SEP> 0 <SEP> %
<tb> Aromastoffe <SEP> 1, <SEP> 0 <SEP> 0/0
<tb> 1-Äthanol-2-oleylimidazolin- <SEP> 1,65%
<tb> dihydrofluorid <SEP> entsprechend <SEP> 0,15% <SEP> F
<tb> Wasser <SEP> 46, <SEP> 35%
<tb>
EMI3.2
EMI3.3
<tb>
<tb> spi <SEP> el <SEP> 3 <SEP> : <SEP> EineZinn <SEP> (IV)-Oxyd <SEP> 40, <SEP> 0%
<tb> Glycerin <SEP> 12, <SEP> 0%
<tb> Methylcellulose <SEP> 1,0%
<tb> Aromastoffe <SEP> 1, <SEP> 0%
<tb> 1-Äthoxy-2-oleylimidazolin- <SEP> 1,1%
<tb> dihydrofluorid <SEP> entsprechend <SEP> 0, <SEP> 1% <SEP> F
<tb> Wasser <SEP> 44, <SEP> 9%
<tb>
Bei s pie 1 4 :
Schleimzubereitung aus
EMI3.4
<tb>
<tb> Fruchtkernmehl <SEP> 6% <SEP> ig <SEP> 60,0 <SEP> %
<tb> Titandioxyd <SEP> 1, <SEP> 0 <SEP> 0/0 <SEP>
<tb> Glycerin <SEP> 12, <SEP> 0 <SEP> %
<tb> Süssstoff <SEP> (Saccharin) <SEP> 0, <SEP> 1 <SEP> % <SEP>
<tb> Aroma <SEP> 1, <SEP> 5%
<tb> 1-Acetyl-2-dodecylimidazolin- <SEP> 1,68%
<tb> dihydrofluorid <SEP> entsprechend <SEP> 0. <SEP> 21o <SEP> F
<tb> Wasser <SEP> 23, <SEP> 72%
<tb>
Die pH-Werte der vorgenannten Pasten werden im Bereich von 3, 5 - 7, vorzugsweise von 3,8 bis 5,5 liegen.
Der Anteil an Wirksubstanz, auf Fluor berechnet, beträgt 0, 01-4%, vorzugsweise 0, 05 bis
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10/0. Die Fruchtkernmehle oderCelluloseäther werden in einem Teil des Wassers zu einem Schleim gelöst, dazu gibt man die Wirksubstanz, gelöst in der restlichen Wassermenge. Anschliessend werden das Glyce- rin, das Aroma, der Schleifkörper und gegebenenfalls das Netz- bzw. Schaummittel eingearbeitet. Die
Masse wird in einem geeigneten Mischwerk gründlich vermischt und, wenn notwendig, in einem Walzwerk oder einer Kolloidmühle homogenisiert.
Beispiel 5 : Es wird z. B. ein Mundwasser folgender Zusammensetzung hergestellt :
EMI4.1
<tb>
<tb> Äthylalkohol <SEP> 71, <SEP> 87%
<tb> Glycerin <SEP> 15, <SEP> 0 <SEP> % <SEP>
<tb> Aroma <SEP> 5, <SEP> 0 <SEP> 0/0 <SEP>
<tb> l-Äthyl-2-undecoxyimidazolin-8, <SEP> 13'% <SEP>
<tb> dihydrofluorid <SEP> entspr. <SEP> 1. <SEP> 0% <SEP> F
<tb>
Das Präparat wird für den Gebrauch stark verdünnt, z. B. 2 cm auf 50 cm3 Wasser, so dass eine Gebrauchskonzentration von 0, 04% F entsteht.
Die Wirksubstanz wird im Äthylalkohol unter Erwärmen gelöst. Der abgekühlten Lösung wird das Aro-. ma und das Glycerin zugemischt.
Beispiel 6 : Eine Pinsellösung zur Touchierung der Zahnoberfläche lässt sich wie folgt zubereiten :
EMI4.2
<tb>
<tb> 1-Isopropanol-2-octadecylimidazolin <SEP> - <SEP> 11, <SEP> 10/0 <SEP>
<tb> dihydrofluorid <SEP> entspr. <SEP> 1, <SEP> 0% <SEP> F <SEP>
<tb> Aroma <SEP> 1, <SEP> 810
<tb> Wasser <SEP> 87, <SEP> 1%
<tb>
Die Wirksubstanz wird in der Hälfte der obigen Wassermenge gelöst, das Aroma hinzugefügt und nach dessen Auflösung die restliche Wassermenge unter gutem Rühren zugemischt.
Beispiel 7 :
Ein Zahnpulver wird wie folgt hergestellt :
EMI4.3
<tb>
<tb> Zinkpyrophosphat <SEP> 95, <SEP> 54 <SEP> ? <SEP> o <SEP>
<tb> l-Dodecyl-2-octylimidazolin-0, <SEP> 96 <SEP> o
<tb> dihydrofluorid <SEP> entspr. <SEP> zo <SEP> F
<tb> Aroma <SEP> 1, <SEP> 0%
<tb> nichtionogener <SEP> Emulgator, <SEP> nämlich
<tb> Polyoxyäthylen-sorbitan-monostearat <SEP> 2,5%
<tb>
Die fein pulverisierten, trockenen Bestandteile werden in einem geeigneten Mischwerk gut vermengt und während der Mischoperation die Aromakomponente langsam zugefügt.
Selbstverständlich lassen sich an Stelle der in den obigen Beispielen 2 - 7 verwendeten Wirkstoffe auch andere Imidazolinverbindungen verwenden ; ebenso kann man die Füll-und Trägerstoffe, Schleifmittel, Emulgiermittel, Lösungsmittel usw. in beliebiger Weise variieren und an Stelle der in den obigen Beispielen erwähnten Verbindungen beliebige andere, geeignete Stoffe den erfindungsgemässen, neuen, kariesprophylaktischen Mitteln zusetzen, um solche anderer Zusammensetzungen zu erzielen.
Die erfindungsgemässen Mittel lassen sich auch in der Weise herstellen, indem man die Reaktion des Fluorwasserstoffes mit der Basenkomponente im Zuge der Herstellung der Zahnpflegemittel, vorzugsweise der flüssigen und pastösen Zubereitungen, durchführt. Die Basenkomponente wird dabei in einem Teil der flüssigen Ingredienzen gelöst oder suspendiert, wenn nötig erwärmt, und durch vorsichtige Zugabe wässe- riger Fluorwasserstoffsäure zur kationenaktiven Verbindung umgesetzt. Anschliessend werden die übrigen Bestandteile zugemischt.
Das Verfahren sei durch folgende Beispiele erläutert, ohne indessen darauf beschränkt zu sein.
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Beispiel 8 : Zahnpaste.
EMI5.1
<tb>
<tb>
Zinkphosphat <SEP> 40, <SEP> 0%
<tb> Glycerin <SEP> 15, <SEP> 00/0
<tb> Fruchtkernmehl <SEP> 1, <SEP> 00/0
<tb> Aromastoffe <SEP> 1, <SEP> 5%
<tb> 1- <SEP> Äthanol-2 <SEP> -oleylimidazolin <SEP> 1, <SEP> 49%
<tb> Fluorwasserstoffsäure <SEP> 20%ig <SEP> 0,8% <SEP> entspr. <SEP> 0,15% <SEP> F
<tb> Wasser <SEP> 40, <SEP> 21%
<tb>
Die Base wird in der Hälfte der vorgeschriebenen Wassermenge suspendiert und die Fluorwasserstoffsäure langsam und unter Rühren zugegeben. Zur Vervollständigung der Reaktion wird anschliessend auf zirka 600C erwärmt. Nach Wiederabkühlung der Lösung erfolgt die Einverleibung des Schleims. Letzterer wird hergestellt durch Auflösung des Fruchtkernmehles in der verbleibenden Wassermenge. Anschliessend werden das Glycerin und das Aroma zugemischt und schliesslich das Zinkphosphat unter ständigem Rühren inkorporiert.
Es ist vorteilhaft, die Paste auf einem Walzwerk zu homogenisieren.
Beispiel 9 : Mundwasser.
EMI5.2
<tb>
<tb> l-Äthanol-2-oleylimidazolin <SEP> 14, <SEP> 901o
<tb> Äthylalkohol <SEP> 69, <SEP> 89%
<tb> Fluorwasserstoffsäure <SEP> 40%ig <SEP> 4, <SEP> ooth <SEP> entspr. <SEP> l, <SEP> 5% <SEP> F
<tb> Aroma <SEP> 1, <SEP> 20%
<tb> Süssstoff <SEP> (Saccharin) <SEP> 0, <SEP> 01%
<tb> Wasser <SEP> 10, <SEP> 000/0
<tb>
Das Amin wird im Äthylalkohol unter leichtem Erwärmen gelöst. Zur abgekühlten Lösung gibt man langsam und unter Rühren die Fluorwasserstoffsäure, wobei sich das Gemisch wieder erwärmt. Nach erneuter Abkühlung löst man das Aroma und gibt anschliessend das Wasser und den Süssstoff dazu.
Die Wirkstoffkonzentration des Präparates ist äquivalent derjenigen von 1, 50/0 Fluor. Ersteres wird für den Gebrauch stark verdünnt, z. B. 1 cm auf 50 cm* Wasser, so dass eine Gebrauchskonzentration von 0, 03% F entsteht.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Zahn-und Mundpflegemittel, wie Zahnpasten, Mundwasser, Pinsellösungen, Zahnpulver, Kaugummi u. dgl., dadurch gekennzeichnet, dass sie neben den geeigneten Verdünnungsmitteln als Wirksubstanzen oberflächenaktive Fluoride der allgemeinen Formel
EMI5.3
worin R einen 8-20 C-Atome enthaltenden Alkyl-, Cycloalkyl-, Alkenyl-, Aryl-, Aralkyl-, Alkylamino-, Alkyldiamino-, Hydroxyalkyl- oder Acylrest einer gesättigten oder ungesättigten aliphatischen Carbonsäure, R Wasserstoff, einen Alkylrest mit 1-20 Kohlenstoffatomen, einen Alkenylrest mit 12 bis 20 Kohlenstoffatomen, einen niederen Hydroxyalkylrest, einen Acylrest oder einen Aralkylrest und n die Zahlen 1 oder 2 bedeuten, enthalten.