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Verfahren zum Appretieren von Textilgut aus nativen oder regenerierten cellulosehaltigen
Fasern mit Cellulosehydrat
Zur Erzeugung von seidenähnlichem Glanz auf aus Pflanzenfasern hergestellten Garnen ist vor- geschlagen worden, die Rohfäden zu pergamen- tieren, dann mittels mechanischer Ziehösen oder - haken zu glätten und durch Aufbringen einer
Viskoselösung und Regenerierung der Viskose mit einem Kunstseideüberzug zu versehen. Nach einem anderen bekannten Verfahren wird Textilgut aus Cellulosederivaten vorzugsweise mit einem
Quellungsmittel gequollen und nachfolgend mit einer Viskoselösung behandelt, worauf die Cellulose aus der aufgebrachten Viskoselösung re- generiert wird.
Als Quellungsmittel wurden sowohl organische Flüssigkeiten, wie insbesondere Alkohol, die auf die nachträglich aufgebrachte Viskose fällend wirken, als auch wässerige Lösungen von Thiocyanat, Zinkchlorid und sonstigen anorganischen Stoffen, die auf Cellulose- derivate lösend oder quellend wirken, vorgeschlagen. Weiter ist bekannt, die Oberfläche von
Fasern vegetabilischen Ursprungs bzw. von daraus hergestellten Verarbeitungsprodukten, wie Garnen,
Geweben, Gewirken u. dgl., zum Zwecke der Veredelung teilweise durch Kupferoxydammoniak aufzulösen und zu gelatinieren und sonach die Fasern oder Textilprodukte nach Entfernung des Kupfers zu merzerisieren.
Ferner ist vorgeschlagen worden, das Gut mit einer Lösung von Cellulose in Kupferoxydammoniak zu behandeln und nach Fixierung der niedergeschlagenen Cellulose, vor oder nach der Entkupferung, einer Merzerisation oder einer Behandlung mit Säure zu unterwerfen. Die zur Anwendung gelangenden Celluloselösungen, deren Gehalt an Cellulose je nach dem angestrebten Ziel zwischen etwa 2 und 4% beträgt, sollten durch Aufklotzen, Drucken, Schablonieren usw. aufgebracht werden ; durch Regelung der Spannung während der Arbeitsvorgänge sollten Transparenteffekte oder dauernd hochglänzende, seidenähnliche Ausrüstungen erzielt werden.
Neben diesen Textilveredelungsverfahren, die auf einer Kombination der Kupferoxydammoniakbehandlung mit einer nachfolgenden Alkali-oder Säurebehandlung beruhen, sind auch Verfahren zum Appretieren von Textilgut mit Cellulosehydrat in Vorschlag gebracht worden, gemäss welchen das Textilgut mit Lösungen von Cellulose in Kupferoxydammoniak behandelt, das Cellulose- hydrat ausgefällt und die Entkupferung bewirkt wurde. Nach einen früheren Vorschlag des Er- finders erzielt man besonders waschbeständige
Cellulosehydratappreturen auf Garnen und Ge- weben aus natürlichen Cellulosefasern, indem die
Ware zunächst mit Alkalilauge von Merzerisierstärke gequollen, dann angetrocknet und danach auf dieselbe eine pastenförmige Kupferoxydammoniakcelluloselösung, z. B. von 8% Cellulose, gebracht wird. Hierauf wird die Ware abge- quetscht, abgesäuert, neutral gewaschen und getrocknet.
Bei Durchführung dieses und anderer Verfahren, bei welchen Lösungen von Cellulose in Kupferoxydammoniak als Appreturmittel verwendet werden, kann man die Entkupferung nach einem früheren Vorschlag des Erfinders unter Wiedergewinnung des Kupfers bewirken, indem man das mit Kupferoxydammoniak-Celluloselösung getränkte Textilgut zunächst vom Ammoniak, beispielsweise durch Abtreibung mittels heisser Gase oder über beheizte Oberflächen oder durch Unterdruck befreit, das Textilgut alsdann durch Behandeln mit sauren Bädern entkupfert und schliesslich aus diesen Bädern das Kupfer durch alkalische Mittel in ohne weiteres zum Ansetzen der Celluloselösung wieder verwendbarer Form als basisches Kupfersalz oder Kupferhydroxyd ausfällt und so in das Verfahren wieder einführt.
Das erfindungsgemässe Verfahren zum Appretieren von Textilgut, das aus nativen oder regenerierten cellulosehaltigen Fasern besteht oder solche enthält, mit Cellulosehydrat besteht im wesentlichen darin, dass das Textilgut erst mit cellulosefreien Lösungen von Kupferoxydammoniak bei niedriger Temperatur angelöst und erweicht, zweckmässig anschliessend so weit angetrocknet wird, bis es die Klebrigkeit verloren hat und dass es hernach mit einer Lösung von Cellulose in Kupferoxydammoniak appretiert wird.
Das Verfahren gemäss der Erfindung bietet den besonderen Vorteil, dass für die Appretur hochprozentige Celluloselösungen, z. B. Lösungen von Cellulose in Kupferoxydammoniak, deren Gehalt
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an Cellulose 8% oder selbst 10% überschreitet, verwendet werden können ; die durch die Vorbehandlung mit gekühlter Kupferoxydammoniaklösung etwa von 0 0 C oder darunter angelösten, gelatinierten und erweichten Fasern nehmen die hochkonzentrierte Celluloselösung in hohem und gleichmässigem Masse auf und bilden mit dem aufgetragenen Film von Cellulosehydrat eine untrennbare Einheit. Eine gleichartig innige Verbindung ist weder bei der unmittelbaren Aufbringung einer Celluloselösung auf das Textilgut, noch beim Aufbringen auf ein mit Merzerisierlauge gequollenes Cellulosegut möglich.
Dieses erfindungsgemäss hervorgerufene Zusammenwachsen der vorhergehend mit der cellulosefreien Lösung von Kupferoxydammoniak angelösten, gelatinierten und erweichten Faser mit dem angelagerten Cellulosefilm wirkt sich in verschiedener Hinsicht auf die Erzeugnisse günstig aus. Vor allem wird durch den Überschuss an Kupferoxydammoniak, das in beiden Phasen des Verfahrens, nämlich sowohl bei der Anlösung und Erweichung der
Faser, als auch bei der Anlagerung des Cellulose- hydratfilms zur Wirkung gelangt, eine bisher unerreichte Weichheit und Geschmeidigkeit der
Faser, z. B. im Gewebe erzielt und dies selbst dann, wenn die Beschwerung mit Cellulosehydrat bei weitem höher ist, als dies früher möglich war.
So gelingt es im Rahmen des Verfahrens gemäss der Erfindung Gewebeappreturen, beispielsweise mit 16% Cellulose, auf das ursprüngliche Gewebe- gewicht gerechnet, zu erhalten, wobei die Appretur unauswaschbar und kochfest ist. Das Gewicht so behandelter Textilwaren wird bedeutend erhöht, wobei die Textilwaren ihren hydrophilen Charakter voll beibehalten. Der in der Literatur angegebene
Bleichverlust von 15 bis 16% bei der Kaltbleiche von Baumwollgeweben wird dadurch völlig ver- mieden, da die gemäss der Erfindung appretierten
Textilwaren bei den der Appretur folgenden Verfahrensgängen, wie Kochung, Bleiche und Fär- bung, keinen Verlust an Gewicht erleiden.
Hervorzuheben ist ferner, dass Anfärbungen völlige Farbegalität ergeben.
Ein besonderer Vorteil des Verfahrens gemäss der Erfindung liegt darin, dass ein Sengen und Entschlichten des Textilgutes vor der Behandlung mit dem Cellulose1ösungsmittel nicht erforderlich sind.
Zur Durchführung des Verfahrens gemäss der Erfindung kann man z. B. das vom Webstuhl kommende Gewebe, welches die übliche Stärkeschlichte enthält, unmittelbar, gegebenenfalls selbst ohne vorhergehende Senge, mit der cellulosefreien, gekühlten Lösung von Kupferoxydammoniak auf einer Apparatur nach Art eines Entlaugers durch mehrfache Tauchpassagen unter Flottenumwälzung imprägnieren und nachfolgend zwischen Quetschwalzen abquetschen. Im Zuge der Imprägnierung wird die den Kettfäden anhaftende Stärkeschlichte zu einem erheblichen Teil aufgeschlossen und reemulgiert. Wird in der ersten Verfahrensstufe die Textilfaser angelöst, gelatiniert und erweicht, so kann in einer zweiten Stufe des Verfahrens das überschüssige Ammoniak z. B. durch gelindes Erwärmen entfernt werden, wodurch ein Kleben des erweichten Stoffes vermieden wird.
Die leicht und einfach zu bewirkende Entfernung des Ammoniaks vor dem Auftragen der cellulosehaltigen Cuoxamlösung bildet einen weiteren Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens, da bei keinem anderen Anlösungsmittel für Cellulose eine so weitgehende Beseitigung der Klebrigkeit des erweichten Cellulosegutes möglich ist. Auch die ausserordentliche Weichheit des Fertiggewebes hat in der Vorbehandlung mit cellulosefreier Cuoxamlösung ihre Ursache.
Nach dem Verflüchtigen des Ammoniaks wird das zähe, leicht feuchte Textilgut in der nachfolgenden Verfahrensstufe durch Streichen bzw.
Rakeln mit einer Lösung von Cellulose in Kupferoxydammoniak appretiert. Das Gewebe kann einseitig oder auch beidseitig appretiert werden, ohne dass eine Änderung in der Weichheit bzw. Geschmeidigkeit des Gewebes (oder sonstigen Textilgutes) im Fertigausfall wahrnehmbar wäre. Bei an sich dickeren Geweben oder bei feineren Garnen kann das Appretieren unter Einhaltung der gleichen Arbeitsweise auch mit Lösungen von geringerem Cellulosegehalt auf üblichen Walzenquetschfoulards durchgeführt werden.
Nach der an sich bekannten Entfernung des Ammoniaks durch Erwärmen aus dem Cellulosehydratfilm und einer Trocknung folgt die Entkupferung mit erwärmter, schwacher wässeriger Säure, wobei das Kupfer und der Rest der Schlichte, soweit diese nicht schon bei der Anlösung mit cellulosefreier Kupferoxydammoniaklösung gelöst worden war, in Lösung gebracht und bei der folgenden Neutralisationswäsche entfernt wird. Es können die üblichen Nachbehandlungen, wie z. B. Bäuche unter 21/Z bis 3 Atm. Druck sowie eine Bleiche folgen, ohne dass ein Celluloseverlust eintritt.
Da sowohl für die Anlösung und Erweichung des Textilgutes, als auch als Lösungsmittel für die aufzubringende Cellulose Kupferoxydammoniak im Rahmen der Erfindung benutzt wird, ist das Verfahren gemäss der Erfindung auch deshalb besonders zweckmässig, da hiebei Kupfer und Ammoniak in an sich bekannter Weise wieder gewónnen werden können. Das Verfahren ist daher auch überaus wirtschaftlich.
Das Verfahren gemäss der Erfindung ist vor allem für das Appretieren von Baumwollgeweben oder Baumwolle enthaltenden Mischgeweben oder Baumwollgarnen bestimmt. Doch kann es auch zur Appretur von Textilgut aus anderen nativen Pflanzenfasern, aber auch von Zellwolle bzw.
Zellwolle enthaltenden Mischgeweben, benutzt werden. Das Textilgut kann dabei sowohl in Form von Geweben, Gewirken, als auch von Garnen und sonstigen Einzelgebilden vorliegen.
Beispiel : Ein textiles Gewebe, z. B. aus Baumwolle, wird vom Webstuhl weg (allenfalls nach vorangegangener Senge) mit einer cellulosefreien Kupferoxydammoniaklösung imprägniert, welcher ein Netzmittel beigesetzt sein kann, das metallbeständig ist und umgekehrt das Kupfer
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nicht ausfällt. Die Zusammensetzung der Lösung ist beispielsweise
EMI3.1
<tb>
<tb> 9-1 <SEP> CuSO4
<tb> 3 <SEP> g <SEP> NaOH <SEP> 380 <SEP> Bé
<tb> 22-3g <SEP> Ammoniak <SEP> 18% <SEP> ig
<tb> Rest <SEP> Wasser
<tb> 100 <SEP> g <SEP> Kupferoxydammoniaklösung
<tb>
Das Gewebe wird mit der oben angegebenen Lösung, die etwa auf 0'oder darunter gekühlt wird, imprägniert, wobei man für eine Entfernung des Ammoniakgases durch einen Exhaustor Sorge trägt.
Nach dem Abquetschen des Überschusses der Lösung wird das restliche Ammoniak durch gelindes Erwärmen entfernt, so dass das Gewebe an Klebrigkeit verliert. Unmittelbar darauf wird z. B. mit einer 8 % igen KupferoxydammoniakCelluloselösung das Gewebe entweder einseitig oder beidseitig gestrichen (gerakelt). Die Aufbringung der Appretur geht so vor sich, dass nach dem ersten Strich die Appretur auf einem leicht angeheizten Heizzylinder fixiert wird, wodurch ihr die Klebrigkeit genommen wird. Im selben Zuge kann unter Einhaltung des gleichen Vorganges gewünschtenfalls verkehrtseitig gestrichen (gerakelt) werden. Anschliessend kann zwecks restloser Fällung der Cellulose am Gewebe und zwecks Rückgewinnung des Ammoniaks vollkommen getrocknet werden.
Es folgt das Entkupfern mittels wässeriger Säure und die Neutralwäsche, wobei das Kupfer wiedergewonnen werden kann. Falls eine Wiedergewinnung von
Kupfer und Ammoniak nicht gewünscht wird, folgt nach dem Rakeln unmittelbar das Ent- kupfern mittels verdünnter Säure und damit die Fällung der Cellulose am Gewebe und deren
Fixierung. Die appretierte Ware wird dann aus dem breiten Gewebezustand in Strangform übergeführt, unter 21/Z bis 3 Atm. Druck gekocht und gebleicht. Nach eventuellem Anbläuen oder
Färben oder Bedrucken ist das Gewebe nach der üblichen Finishbehandlung marktfertig.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Appretieren von Textilgut aus nativen oder regenerierten cellulosehaltigen
Fasern mit Cellulosehydrat, wobei das Textilgut zunächst vorimprägniert und dann mit einer Lösung von Cellulose behandelt wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Textilgut zunächst mit einer cellulosefreien Lösung von Kupferoxydammoniak bei niedriger Temperatur, vorzugsweise bei 00 C oder darunter, angelöst, gelatiniert und erweicht wird und sodann (allenfalls nach einer Entfernung des Ammoniaks, z. B. durch gelinde Wärmebehandlung) mit einer Kupferoxydammoniakcelluloselösung appretiert wird, worauf die übliche Fällung der Cellulose erfolgt.