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Verfahren zum künstlichen Altern von keimfreien Flüssigkeiten mit verhältnismässig hohem
Alkoholgehalt.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum künstlichen Altern von keimfreien Flüssigkeiten mit verhältnismässig hohem Alkoholgehalt, z. B. Branntweinen, Likören, Weinen, Spirituosen aller Art und Parfüms, die unmittelbar nach ihrer Herstellung bekanntlich scharf schmeckend und riechende Stoffe enthalten und ein volles, reines und abgerundetes Aroma erst nach längerer Lagerzeit annehmen.
Gemäss der Erfindung werden derartige Flüssigkeiten kurzzeitig mit oligodynamisch wirksamen Metallen oder deren Verbindungen behandelt, wobei sie ohne weiteres einen abgerundeten und milden Geschmack und Geruch annehmen.
Als wirksame Metalle können Silber, Kupfer, Gold, Platin, Iridium. Cadmium, Kobalt, Nickel usw. genannt werden. Als sehr wirksam erweist sich Silber, besonders wenn man es in einer Beschaffenheit verwendet, wie sie sich bei der oligodynamischen Flüssigkeitsbehandlung bereits bewährt hat, nämlich mit einer mikroskopisch rauhen, einschichtigen Oberfläche. Ausser den genannten Metallen oder ihren schwerlöslichen Salzen kommen auch ihre Legierungen sowie sonstige anorganische bzw. organische schwerlösliche Verbindungen in Betracht.
Die künstliche Alterung der Flüssigkeiten gemäss der Erfindung kann in verschiedener Weise vorgenommen werden, wobei man sich vorteilhaft der aus der oligodynamischen Sterilisation bekannten Verfahren bedient. Die Behandlungszeit wird hiebei je nach der Art des Verfahrens zwischen einigen Stunden und wenigen Sekunden schwanken.
Die künstliche Alterung alkoholischer Flüssigkeiten ist bekannt. Man hat insbesondere schon vorgeschlagen, die Flüssigkeiten einer elektrischen Behandlung, gegebenenfalls unter Hinzuziehung schwach katalytischer Stoffe, zu unterwerfen. Anderseits ist es auch bekannt, saure Weine od. dgl. zu entsäuern oder zu schönen, indem man sie mit Sesquioxyden behandelt.
Bei der Ausführung des erfindungsgemässen Verfahrens kann die zu behandelnde Flüssigkeit beispielsweise während einer geeigneten Zeitspanne mit dem wirksamen Metall in Berührung gebracht werden, indem man sie in ein Gefäss einfüllt, das mit dem wirksamen Stoff, z. B. Silber, ausgerüstet ist. Es ist vorteilhaft, hiebei nicht nur die Wände des Gefässes mit dem wirksamen Stoff zu überziehen, sondern das ganze Gefäss mit Einsätzen oder Füllkörpern auszurüsten, die aus dem wirksamen Stoff bestehen oder mit ihm überzogen sind. Beispielsweise kann man das Gefäss mit kleinen Porzellanringen oder mit Sand von 2 bis 4 mm Korngrösse, der mit feinschichtigem Silber überzogen ist, füllen. Man kann die Flüssigkeit entweder kurze Zeit lang in dem Behandlungsgefäss ruhen lassen oder sie kontinuierlich durch das Gefäss hindurchlaufen lassen.
Je nach dem gewünschten Aktivierungsgrad kann man die Durehflussgeschwindigkeit und die Höhe der wirksamen Schicht in bekannter Weise gegenseitig so abstimmen, dass eine ganz bestimmte Berührungsdauer zwischen der Flüssigkeit und der wirksamen Substanz gewährleistet ist. Man kann die wirksame Schicht auch als Filter ausbilden, so dass dann in einer einzigen Operation die Flüssigkeit geklärt und gealtert wird.
Zu dem geschilderten Kontaktverfahren eignen sich ausser den erwähnten Metallen auch ihre schwerlöslichen Verbindungen ; so kann man z. B. die Füllkörper anstatt mit Silber mit Silberphosphat überziehen.
Man kann auch entsprechend einer bekannten Ausführungsform der oligodynamischen Sterilisation die Flüssigkeit mit einer bestimmten Menge einer kolloidalen Metall-oder Metallsalzlösung
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versetzen. Überhaupt ist die Erfindung nicht auf die geschilderten Behandlungsarten beschränkt, sondern es ist jede Methode, nach welcher man die wirksamen Stoffe auf die Flüssigkeit in geregelter Weise einwirken lassen kann, zur Durchführung des Verfahrens geeignet.
Sehr günstige Resultate wurden mit verschiedenen Branntweinarten, z. B. Enzian, Kirschwasser, Nordhäuser u. dgl. erzielt ; ebenso konnte man mit Erfolg süsse Liköre und Weine behandeln. Bei den Weinen tritt noch eine weitere günstige Wirkung ein. Die erfindungsgemässe Behandlung verhindert das sogenannte Kahmigwerden und Entstehen von Essigbildnern. Man kann z. B. einen Weisswein nach der erfindungsgemässen Behandlung tagelang offen an der Luft stehen lassen, ohne dass er kahmig wird oder einen Essigsäurestieh bekommt, was sonst stets eintritt.
In vielen Fällen ist es vorzuziehen, nicht das fertige Produkt, sondern bereits die Ausgangsoder Zwischenprodukte vor Zusatz der Aroma-und Typisierungsstoffe zu behandeln, weil sonst die Aromastoffe geschädigt werden. So ist es z. B. vorteilhaft, bei Weinbrand zunächst das junge und rohe Weindestillat nach entsprechender Verdünnung mit Metallen zu behandeln und ihm dann erst die Aromastoffe hinzuzusetzen. Ebenso wird man häufig bei der Herstellung von Branntwein aller Art nicht die fertigen Produkte, sondern den zunächst passend verdünnten Sprit oder das zur Verdünnung dienende Wasser behandeln und dann erst die Geschmacksstoffe hinzusetzen.
Die Erfindung lässt sich mit grossem Vorteil auch zur Bereitung von reinem, 96% igen Alkohol aus rohem Kartoffelsprit anwenden. Um rohen Kartoffelsprit auf den erforderlichen Alkoholgehalt zu bringen und ihn gleichzeitig von übelschmeckenden und-riechenden Bestandteilen zu befreien. unterwirft man ihn gewöhnlich einer umständlichen Rektifikation, Filtration und Reinigung mit Aktivkohle. Das gleiche Ergebnis kann man schneller und mit geringerem Aufwand erzielen, wenn man an irgendeiner Stelle des Veredlungsverfahrens eine Behandlung mit wirksamem Metall entsprechend der Erfindung einschaltet.
Besondere Sorgfalt ist bei der Behandlung von Parfüms zu beobachten. Die Behandlung des fertigen Parfüms verbietet sich meist, weil die empfindlichen Duftstoffe unter der direkten Einwirkung der wirksamen Substanz leiden. Man wird also bei Parfüms in der Regel die Ausgangsflüssigkeit vor Zusatz der Duftstoffe behandeln. Im wesentlichen kommt also für die Behandlung der Alkohol selbst, unter Umständen auch destilliertes Wasser oder die Mischung beider Flüssigkeiten in Betracht. Fügt man nach der Behandlung die Riechstoffe hinzu, so tritt in dem Parfüm sofort das gewünschte Aroma voll und abgerundet in Erscheinung, während die scharfen und kratzenden Geruehsbestandteile, die ohne die erfindungsgemässe Behandlung den Riechstoff stark überdecken, ganz verschwunden sind.
Die bei dem Verfahren nach der Erfindung in die Flüssigkeit übergehenden Metallmengen sind äusserst gering und meist mit den üblichen analytischen Mitteln kaum nachweisbar. Man kann natürlich auch durch mehrfache Behandlung oder durch Regelung der Behandlungsbedingungen die in die Flüssigkeit übergehenden Metallmengen nach Belieben steigern. Soweit der so erzielte Metallgehalt der Flüssigkeit bei der späteren Verwendung stört, lässt er sich nach irgendeiner der bekannten chemischen, elektrochemischen oder physikalischen Methoden wieder entfernen.
Erwähnt sei, dass das Verfahren nach der Erfindung ohne jede äussere Energiezufuhr, insbesondere ohne Erwärmung durchgeführt werden kann, wodurch es sich vorteilhaft von andern künstlichen Alterungsverfahren unterscheidet. Ein weiterer grosser Vorzug dieses Schnellalterungsverfahrens liegt darin, dass die Produkte ihr volles, weiches Aroma nicht nur sofort nach der Herstellung entfalten, sondern dass auch bei längerem Lagern kein Rückschlag auftritt, wie es bei andern Schnellalterungsverfahren vorkommt. Insbesondere braucht man den nach der Erfindung hergestellten Parfüms keine
Geruchsfixierungsmittel wie Moschus und Ambra zuzusetzen. Schliesslich ist darauf hinzuweisen, dass die Parfüms bei Behandlung mit dem oligodynamisch wirksamen Metall, z.
B. mit Silber, je nach dem Aktivierungsgrad eine mehr oder weniger starke Sterilisierungswirkung haben ; man gewinnt also auf diese Weise ein Parfüm, das gleichzeitig als Desinfektionsmittel wirkt.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum künstlichen Altern von keimfreien Flüssigkeiten mit verhältnismässig hohem
Alkoholgehalt, z. B. von Branntweinen, Likören, Weinen und Spirituosen aller Art, durch Behandeln mit oligodynamisch wirksamen Metallen, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeiten ausschliesslich einer "kurzen" (zeitlich beispielsweise der oligodynamischen Sterilisation entsprechenden) Berührung mit derart wirksamen Metallen oder deren Verbindungen ausgesetzt werden.