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Verfahren zur Herstellung von geformten Gebilden, wie Fäden, Folien, Filmen u. dgl., mit ge- steigerter Affinität für Behandlungsmittel.
Es sind schon zahlreiche Vorschläge bekannt geworden, welche darauf abzielen, die physikalischen Eigenschaften von geformten Gebilden aus organophilen, d. h. in organischen Lösungmitteln löslichen, filmbildenden Hochpolymeren durch Zusätze verschiedener Art zu den zu verformenden Lösungen zu beeinflussen. So hat man schon Polyacrylsäureester (österr. Patentschrift Nr. 123798), Polyvinylformale (österr. Patentschrift Nr. 129301), Arylsulfonamidharze und ähnliche Weichmacher (brit. Patentschriften Nr. 317456, Nr. 317457, Nr. 342340) mit Cellulose derivaten zusammen verarbeitet. Alle diese Stoffe sind praktisch neutrale Körper oder nur so sehwach sauer, dass sie keinen wesentlichen Einfluss auf die Farbaffinität der Gebilde ausüben können.
Die Sulfamidformaldehydharze sind nur an den Endgruppen schwach sauer, während die zur Verkettung dienenden Amidreste zweifach substituiert und damit völlig neutral sind. Die einfachen Phenolformaldehydkondensationsprodukte sind gleichfalls in den Gebilden gemäss der Erfindung färberisch so gut wie unwirksame Körper, da die Hydroxylgruppen nur eine sehr schwache Säurenatur besitzen. Es ist ferner bekannt, Azofarbstoffkomponenten den Spinnlösungen zuzusetzen, welche man nachträglich auf der Faser zu Farbstoffen kuppeln kann (brit. Patentschrift Nr. 375393). Weiterhin hat man (brit.
Patentschrift Nr. 404940) den Spinnlösungen bestimmte basische Stoffe zugefügt, welche die Echtheit von Färbungen, insbesondere von unlöslichen Farbstoffen der Aminoanthraehinonreihe erhöhen sollen.
Schliesslich ist es bekannt, dass das Aufnahmevermögen von Acetatkunstseide für basisehe Farbstoffe mit dem Gehalt der Acetylcellulose an gebundener Schwefelsäure ansteigt. Die Möglichkeit der Affinitätssteigerung durch Vermehrung der Sulfoestergruppen kann aber praktisch nicht ausgenutzt werden, da Celluloseacetate schon bei einem Sehwefelsäuregehalt von mehr als 0. 1-0. 2% nicht mehr stabil sind. Dementsprechend sind auch keine Vorschläge in dieser Richtung gemacht worden.
Es wurde nun gefunden, dass man aus organophilen, d. h. in organischen Lösungsmitteln löslichen Hochpolymeren geformte Produkte, wie Fasern, Bändchen, Folien, Filme, erhalten kann, welche für viele Behandlungsmittel, wie Farbstoffe, Farbstoffderivate, Farbstoffzwischenprodukte, Beizenmetalle, Mattierungsmittel und andere Textilhilfsmittel, insbesondere solche basischer Natur bzw. mit positiver Ladung, ein wesentlich gesteigertes Aufnahmevermögen besitzen, wenn man von Formmassen ausgeht, welche hochmolekulare oder relativ hochmolekulare durch Wasser nicht oder nur schwer wieder auswaschbar, in den Lösungsmitteln lösliche Körper enthalten, die entweder schon vorgebildete, freie oder salzartig gebundene stabile Carboxyl-oder Sulfogruppen, saure Estergruppen oder andere relativ stark saure Reste, z. B.
Cyanamidgruppen oder im Sulfamidrest negativ substituierte Sulfamidgruppen, jedoch nicht in wesentlicher Menge an Celluloserest gebundene Schwefelsäure, enthalten oder Körper, die durch einfache, gegebenenfalls in Textilwaren auch örtlich vorzunehmende chemische Behandlung, wie Hydrolyse, Verseifung oder Oxydation, solche stabilen sauren Gruppen bilden. Eine solche Nachbehandlung, die einen Bestandteil der Erfindung bildet, kann bereits während der Herstellung der Gebilde oder unmittelbar nachher oder auch zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt vorgenommen werden.
Hochpolymere in organischen Lösungsmitteln lösliche filmbildende Kolloide, die für das Verfahren in Betracht kommen, sind vor allen Dingen die Cellulosederivate, insbesondere Celluloseacetat, ferner aber auch synthetische Hochpolymere, wie Polyvinylchloride, insbesondere die durch Nachchlorieren acetonlöslich gemachten Produkte, Polyvinylacetate, Polyvinylketone und andere Homooder Heteropolymerisate oder Mischungen von solchen unter sich oder mit Cellulosederivaten.
In Frage kommen als Zusatz relativ hochmolekulare Polycarbonsäuren oder-sulfonsäuren oder Ester von solchen, Polyestersäuren, Polysäureanhydride,-amide,-imide und beliebige in der Amid-oder Imidgruppe substituierte-auch basieh substituierte-Derivate, ferner Körper mit oxydablen Resten, z. B. mit Mereapto-, Rhodanid-, Disulfid-oder Isothioharnstoffgruppen, sowie
Körper mit Hydroxyl-oder Carbonylverbindungen, soweit sie sich ohne oder ohne wesentlichen molekularen Abbau zu Carbonsäuren oxydieren lassen, z. B. oxäthylierte Celluloseäther oder-ester oder Acetyl-Y-ketovaleroyl-cellulose.
Die wirksamen Körper können neben den freien, latenten sauren oder durch Oxydation sauerwerdenden Gruppen auch noch basische oder durch Alkylierung, Aminierung oder Hydrolyse basisch werdende Gruppen enthalten. Die Gruppen mit entgegengesetzten Funktionen bzw. die zur Aus- bildung entgegengesetzter Funktionen befähigten Gruppen können an die gleichen Moleküle gebunden sein oder verschiedenen Individuen angehören. Es können auch beliebige Mischungen von Körpern mit gleichartig oder entgegengesetzt wirksamen bzw. wirksam werdenden Gruppen verwendet werden.
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Mitunter sind solche Mischungen für die Verformung, z. B. für die Verspinnung und für die Verarbeitung günstiger, als wenn nur einheitliche Komponenten den Massen oder Lösungen zugesetzt sind.
Es fallen aber schliesslich auch vollkommen einheitliche Massen oder Lösungen in den Rahmen der Erfindung, sofern das zugrundeliegende Rohmaterial saure oder durch Nachbehandlung im Sinne der Erfindung sauerwerdende Gruppen enthält, die eine starke positive färberisehe Wirkung im Vergleich zu analogen Produkten ohne die aktiven Gruppen aufweisen, z.
B. die Additionsprodukte von Glycidsäureäthylester an niedrigäthylierte Äthylcellulose. Wegen der starken Quellbarkeit eventuell Löslichkeit in Gegenwart von Basen kommen solche Produkte weniger in Frage als Gebilde, bei welchen die aktive Substanz in eine inaktive eingebettet und somit fixiert ist. Überraschenderweise werden so selbst mässig hochmolekulare saure Verbindungen, die besonders in Gegenwart von Basen wasser- löslich sind, eventuell auch in ausgesprochen alkalischem Mediuni nicht oder nur sehr schwer herausgelöst, während ähnliche Stoffe in hydrophiles Cellulosematerial eingebettet, selten nach verhältnismässig kurzer Einwirkung in erheblichem Ausmasse ausgelaugt werden.
Produkte. die wie Acetylcellulose selbst bei einer Oxydation nur eine schwache färberische Wirkung zeigen oder bei stärkerer Einwirkung einem weitgehenden Molekularabbau unterliegen, werden von der Erfindung nicht umfasst, soweit sie als vorherrschende Komponente eines Systems vorliegen.
Im einzelnen sollen-lediglich beispielsweise-folgende Körper bzw. Körperklassen aufgeführt sein : a) in organischen Lösungsmitteln, z. B. in Aceton oder Methylglykol, lösliche Polycarbonsäuren, wie die zu polymeren substituierten Bernsteinsäure aufgespaltenen Mischpolymerisationsprodukte aus Vinylverbindungen, wie Vinylalkyläthern, Vinylhalogeniden, Vinylfettsäureestern, Vinylhalogenfettsäureestern, Acrylsäureestern, Acrylsäurenitril, Styrol und Maleinsäureanhydrid, ferner in organischen Lösungsmitteln lösliche homopolymere Carbonsäuren, wie Polysorbinsäure oder in organischen Lösungsmitteln lösliche Salze von solchen, z. B.
Salze mit schwachen Basen, wie Harnstoff, Thioharnstoff oder Pyridin. b) Mischpolymerisate von Vinylverbindungen und Maleinsäureanhydrid, welche noch Säure- anhydridgruppen enthalten. c) Stoffe mit verseifbaren Estergruppen, wie Polyacrylsäureester, Methacrylsäureester, lösliche Glyptale und deren relativ stark sauren Vorprodukte, auch solche, welche einen Teil ihrer Carboxylgruppe an niedrigmolekulare einwertige Alkohole gebunden enthalten. d) Umsetzungsprodukte von halogenierten Kondensationsprodukten aus Xylol und Formaldehyd mit Kaliumsulfhydrat, Umsetzungsprodukte von Polyvinylchloracetat und anderen harzartigen Stoffen mit austauschbaren Estergruppen mit Mereaptoalkylaminen.
e) Basische Kondensationsprodukte mit Mercaptoalkylgruppen, entstanden durch Einwirkung von Alkylensulfiden auf Polyamine oder durch Umsetzung von Polyhalogenalkylpolyaminen mit Alkalisulfhydrat. f) Harzartige Kondensationsprodukte, welche an aromatische Reste gebundene, der Oxydation zugängliche Methylolgruppen enthalten.
Besonders wichtig sind die unter n) und b) erwähnten Polycarbonsäuren und Derivate von solchen, die sich durch besondere Beständigkeit und relativ hohes Molekulargewicht auszeichnen.
Soweit verseifbare Körper verwendet werden, kann die Nachbehandlung mit beliebigen Verseifungsmitteln bewirkt werden, so z. B. mit Ätzalkalien, Kalziumhydroxyd, Natriumsilikat, Trinatriumphosphat, Natriumearbonat, Ammoniak, Methylamin, Trimethylamin. Äthylendiamin, asymmetrisches Dimethyläthylendiamin, Cyklohexylamin, Triäthanolamin, alkalischen Seifenlösungen.
Neben den die Verseifung bewirkenden Lösungen oder Druckpasten, den unter Umständen auch schon Farbstoffe zugesetzt sein können, kann man verseifungsbeschleunigende Stoffe, wie Alkalisalze oder entsprechend früheren Vorschlägen Oniumsalze organischer Basen, insbesondere solche mit kapillaraktivem Kation, z. B. Dodecyltrimethylammoniumcl1lorid, zusetzen. Namentlich im letzteren Fall kann eine erhebliche Beschleunigung der Verseifung erzielt werden.
Flüchtige Verseifungsmittel können mit besonderem Vorteil gas-oder dampfförmig auf die Gebilde zur Einwirkung gebracht werden, zweckmässig in Gegenwart einer bestimmten Feuchtigkeitsmenge. Die Verseifung mit Ammoniak oder Aminen ist besonders dann am Platze, wenn auf eine mehr oder weniger weitgehende Erhaltung der ursprÜnglichen färberischen Eigenschaften eines an sich gegen Verseifung empfindlichen Materiales Wert gelegt wird, also bei Celluloseacetatkunstseide z. B. eine starke Affinität für direktziehende Cellulosefarbstoffe nicht gewünscht wird.
Bei Körpern, die Anhydrid-oder Imidgruppen enthalten, kann die Verseifung unter Umständen schon mit Wasser allein oder mit schwach sauren oder schwach alkalisch-wässrigen Flüssigkeiten gelingen. Erfolgt die Aufspaltung in Gegenwart mehrwertiger Amine, so können basische Amidgruppen
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geringe Mengen von Harnstoff, Urethanen, Bhodansalzen, tetrahydronaphthalinsulfosaurem Natrium u. a. m. unterstützt werden.
Zur Oxydation von Schwefelverbindungen sind verschiedene Oxydationsmittel geeignet, vor allem unterchlorige Säure und deren organische Derivate, z. B. p-Toluolsulfoehloramid oder-dichlor- amid, ferner aber auch Wasserstoffsuperoxyd, Permangante, Perchlorate, Chlordioxyd. Die Auswahl der Oxydationsmittel muss sich nach der Reaktionsfähigkeit der zu oxydierenden Substanzen und der Widerstandsfähigkeit anderer Komponenten der Gebilde richten. Die gleichen Oxydationsmittel, vor allem wieder die Abkömmlinge der unterchlorigen Säure kommen auch in Frage, wenn es sich darum handelt, polymere Carbonylverbindungen oder Methylolverbindungen zu Säuren zu oxydieren.
Die Wirksamkeit der Oxydationsmittel kann auch durch Zugabe von Stabilisierungsmitteln oder Beschleunigern abgestimmt werden.
Die zur Bildung saurer Gruppen führende Nachbehandlung kann mit der Herstellung oder Aufarbeitung der Gebilde, insbesondere Kunstfasern, verbunden sein. Sie kann aber auch zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt, z. B. nach einer Textilverarbeitung vorgenommen werden. Die Behandlung kann ferner, wie schon angedeutet, örtlich erfolgen, wobei die Möglichkeit zur Erzielung verschiedenartiger Effekte besteht. Beispielsweise kann Hydrolyse bzw. Verseifung und Färbung mit basischen Farbstoffen in einem Arbeitsgang durchgeführt werden, speziell im Falle der unter b) erwähnten polymeren Anhydridverbindungen, welche im allgemeinen schon durch Wasser allmählich hydrolisiert werden.
Sofern eine Grundfärbung, die durch Zusatz von Farbstoffen oder Pigmenten zur Formmasse erzielt sein kann, die nötigen Echtheitseigenschaften besitzt, ist die Nachbehandlung einheitlich oder nur örtlich auch an gefärbter Ware durchführbar, worauf man mit geeigneten Farbstoffen überfärben oder überdrucken kann. Weitere Möglichkeiten der Effektgebung bieten sich beim Garndruck oder durch absatzweise Behandlung laufender Fäden. Auch hier kann Färbung und örtliche chemische Beeinflussung der Faser gleichzeitig oder in zwei beliebig getrennten Arbeitsgängen erfolgen. Bei Stückfärbung können die Effekte z. B. dadurch gesteigert werden, dass man den Färbebädern Stoffe zusetzt, welche das Aufziehen basischer Farbstoffe auf nicht saure oder nur schwach saure Komponenten verzögern oder verhindern, z. B.
Säuren, Salze hochmolekularer Basen der Fettreihe oder quaternäre Salze solcher Basen. Man kann hiedurch erreichen, dass die Gebilde mit den sauren Gruppen kräftig angefärbt werden, während analoge Gebilde ohne Zusatzstoffe oder mit Zusatzstoffen ohne Zwischenbehandlung zur Freilegung saurer Gruppen praktisch reserviert bleiben. Durch Zusätze dieser Art wird auch die Egalität der Färbungen günstig beeinflusst.
Zum Färben der Gebilde nach der Erfindung eignen sieh, abgesehen von den bekannten Dispersionsfarbstoffen für Cellulosederivate, die zum Teil beim Färben und vor allem beim Druck ein verbessertes Ziehvermögen zeigen, besonders die wasserlöslichen basisehen Farbstoffe. Da die Gebilde auch Beizenmetalle verhältnismässig stark aufnehmen, so kommen auch viele Beizenfarbstoffe, in erster Linie Beizenfarbstoffe aus der Reihe der basischen Farbstoffe, Alizarine u. a. in Betracht. Schliesslich werden auch Diazoniumverbindungen, insbesondere die komplizierteren, z. B. diazotierte Eehtblau B-Base von den sauren Gebilden gut aufgenommen und lassen sich dann mit einer grossen Zahl von
Kupplungskomponenten, z. B. ss-Naphtol, Phenylmethylpyrazolon, zu Azofarbstoffen entwickeln.
Mischgewebe, Mischgarne, Fasergemische mit tierischen Fasern (Naturseide, Wolle, acetyliert Wolle) und Cellulosefasern nach Vorbeize können mit basischen Farbstoffen unter Einhaltung bestimmter, von Fall zu Fall zu ermittelnder Bedingungen einbadig tongleich gefärbt werden. Das relative Ziehvermögen der einzelnen Komponenten kann, abgesehen von der Vorbehandlung, durch
Temperaturführung und/oder durch Änderung des pH-Wertes der Flotte, sowie durch Zusätze be- stimmter Textilhilfsmittel, insbesondere der kationaktiven Produkte auf Aminbasis weitgehend beeinflusst und abgestimmt werden. Solche Produkte sind beispielsweise Amine, Aminsalze oder quaternäre Ammoniumsalze mit einer Kohlenstoffkette von 8-18 C-Atomen.
Sofern es darauf ankommt, nur eine oberflächliche Wirkung zu erzielen, so verwendet man zweckmässig Produkte mit verzweigter Kette oder Produkte, die an einem Stickstoffatom neben einem Rest mit mehr als acht Kohlenstoffatomen noch Reste mit mehr als vier Kohlenstoffatomen besitzen, z. B. Didodeeylamin, Methyldidodecyl- ammoniumbromid, Benzyloctadecenylaminacetat, Benzyloctadecyltrimethylammoniummethosulfat.
Quellungsmittel oder andere, die Aufnahme von Farbstoffen ohne wesentliche Quellung erhöhende
Stoffe, z. B. tetrahydronaphtalinsulfosaures Natrium, toluolthiosulfosaures Natrium, können vor oder während des Färbens oder Bedruckens mit beliebigen Farbstoffen zugesetzt sein.
Die Echtheit der Färbungen lässt sich in manchen Fällen durch Nachbehandlung mit Fällung- mitteln für basische Farbstoffe, wie farbigen und farblosen organischen Carbonsäuren oder Sulfon- säuren oder Kondensationsprodukten von solchen, Tannin u. a. m., noch verbessern.
Neben oder an Stelle von Effekten färberischer Art lassen sich mit den neuen Produkten wert- volle Matt-Glanzeffekte erzielen, bei Acetatkunstseide z. B. auf Grund des Umstandes, dass sich die
Seide mit sauren Gruppen von gewöhnlichem Material durch abweichende Kochbeständigkeit unter- scheidet, Unters hiede, die noch durch den bekannten Zusatz von Quellungsmitteln zu den Mattie- rungsbädern modifiziert werden können. Verhältnismässig kräftige Mattierungen erhält man auch,
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wenn man die Gebilde mit Metallverbindungen, insbesondere Aluminium, Zinn und Titanverbindungen behandelt, während diese Mittel bekanntlich bei gewöhnlicher Acetatkunstseide wenigstens in Abwesenheit von Quellungsmitteln nur geringe Wirkung zeigen.
Gleichzeitig wird eine sehr erwünschte Erhöhung der Bügelbeständigkeit erreicht. Auch positiv geladene dispergierte Pigmente, z. B. Zinksulfid oder Harze oder dispergierte Harze bzw. Zwischenprodukte von solchen, werden kräftig aufgenommen und haltbar fixiert. So erzielt man gute Mattierungen durch Bedrucken von Textilmaterial gemäss der Erfindung mit Dimethylolharnstoff in Gegenwart von Säure abspaltenden Mitteln, wie Diäthyltartrat oder mit wässrigen Flotten, die die primären Kondensationsprodukte aus Formaldehyd und Harnstoff, Harnstoffderivaten, Cyanursäure u. dgl. enthalten, gegebenenfalls in Gegenwart von
Stabilisierungsmitteln.
Die durch den sauren Charakter der Gebilde gesteigerte Hydrophilie kann, soweit erforderlich, durch eine Nachbehandlung mit höhermolekularen Aminsalzen oder quaternären Ammoniumsalzen, z. B. Dodecyltrimethylammoniumbromid, mit Kokosalkoholaeetat-M-pyridiniumchlorid und ähnlichen
Stoffen, oder durch eine Nachbehandlung mit Metallsalzen, insbesondere Aluminiumsalzen und solche enthaltendem Avivage-oder Imprägniermittel vermindert oder aufgehoben werden.
Um einer etwaigen Materialsehädigung durch Abspaltung von Säuren, insbesondere von Halogenwasserstoff im Falle einer Verwendung halogenhaltige Zusätze vorzubeugen, kann man den Gebilden bekannte Stabilisierungsmittel zusetzen, z. B. Calziumnaphtenat, Phenoxypropenoxyd oder Naphtoxypropenoxyd.
Beispiele : l. Zu einer Celluloseacetatspinnlösung in Aceton wird das Polymerisationsprodukt aus 1 Mol Maleinsäureanhydrid und 1 Mol Vinylehlorid, hergestellt nach dem Verfahren der deutschen Patentschrift Nr. 540101, in einer Menge von 10% vom Acetat zugesetzt. Die nach dem Trockenspinnver- fahren erhaltene Seide wird zwei Stunden bei 750 C mit Wasser behandelt und dann mit 2-5% Methylen- blau in Gegenwart von 2 g Natriumaretat bei 75 C gefärbt. Man erhält eine ausserordentlich intensive, relativ gut wasserechte Färbung, während eine gewöhnliche Aeetatkunstseide ohne den Zusatz nur ganz schwach und wasserunecht gefärbt wird.
Die Seide hat auch eine gegenüber gewöhnlicher Acetatkunstseide erheblich gesteigerte Affinität zu vielen wasserlöslichen, sauren Farbstoffen, z. B. Alizarindirektblau A.
2. Ein Gemisch aus 90 Teilen Äthylcellulose und 10 Teilen Aerylsäureäthylester wird nach dem Troekenspinnverfahren versponnen. Die erhaltene Kunstseide wird zur partiellen Verseifung des Esters mit konzentriertem Ammoniak in geschlossenem Apparat bei 30-40 C behandelt.
3. Zu einer Lösung von 90 Teilen Aeetyleellulose von 53. 3% Essigsäuregehalt in Aeeton werden 10 Teile der durch Aufspaltung des Polymerisationsproduktes aus 1 Mol Maleinsäureanhydrid und 1 Mol Vinylehlorid mit der gleichen Menge Wasser in der Wärme erhaltene Polycarbonsäure in Aceton zugesetzt. Der aus dieser Lösung erhaltene klare Film lässt sich mit basischen Farbstoffen, wie Methylenblau, Tannocyanin, Auramin ausserordentlich tief anfärben.
4. Die nach Beispiel 1 erhaltene Kunstseide wird nach Vorbehandlung mit einem Chromsalz mit 2% Chromblau BMI gefärbt. Man erhält eine tiefe rötlich blaue Färbung.
5. Eine Acetatkunstseide die 10% des Polymerisationsproduktes aus 4 Mol Vinylehloraeetat und 1 Mol Maleinsäureanhydrid enthält, welches nach dem Verfahren der deutschen Patentschrift Nr. 540101 hergestellt ist, wird acht Stunden lang bei 800 C und 80% relativer Luftfeuchtigkeit in Gegenwart von Trimethylamindampf verhängt. Die erhaltene Kunstseide hat eine starke Affinität zu den üblichen basisehen Farbstoffen und zu vielen sauren Farbstoffen, z. B. Orange II.
6. Pentaerythrit wird mit 4 Mol Phthalsäureanhydrid erhitzt zur Bildung der Tetraestersäure.
Diese wird dann mit 1 Mol 1.-3-Butylenglykol unter solchen Bedingungen weiter kondensiert, dass das Produkt in Aceton löslich bleibt. Das entstehende saure Alkydharz wird einer Celluloseacetatlösung
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starke Affinität zu basischen Farbstoffen. An Stelle von Phthalsäureanhydrid können auch andere Dicarbonsäureanhydride verwendet werden, z. B. Thiodiglykolsäureal1hydrid. Die mit der letzteren hergestellten sauren Alkydharze lassen sieh nachträglich, eventuell innerhalb eines geformten Gebildes zu Sulfoniumverbindungen alkylieren.
7. Ein Acetatgewebe, hergestellt aus einer Acetatkunstseide, bestehend aus 90 Teilen einer Acetylcellulose mit 54-5% Essigsäure und 10 Teilen eines Mischpolymerisates aus 1 Mol Vinylmethyl- äther und 1 Mol Maleinsäureanhydrid wird mit einer Dispersion, die 3 g Zinksulfid und die erforderliche Menge Oktadecenylpyridiniumsulfat als Dispergiermittel im I enthält, eine halbe Stunde bei Zimmertemperatur behandelt und anschliessend gründlich bei 80 C gespült. Man erhält eine sehr kräftige gleichmässige Mattierung mit ziemlich guter Waschbeständigkeit. Ein gleichartiges Gewebe mit Acetatkunstseide aus derselben Acetylcellulose ohne Zusatz des Mischpolymerisates nimmt das Mattierungsmittel bedeutend weniger an.
8. Eine Webkette aus gewöhnlicher Acetatkunstseide mit 54. 8% Essigsäure wird mit einer Acetatkunstseide, die 10% der durch Erwärmen des Mischpolymerisats aus 1 Mol Methylvinyläther und 1 Mol Maleinsäureanhydrid mit Äthylenchlorhydrin erhaltenen Estersäure enthält, in der Weise
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abgeschossen, dass rapportmässige Figuren, das eine Mal aus Schussfäden, das andere Mal aus Kettfäden auf dem Gewebe entstehen. Wird die entschlichtete Ware mit Wasser eine Viertelstunde gekocht, so bleibt das Kettmaterial ziemlich glänzend, während die Schussfiguren ein stumpfes Matt zeigen.
Färbt man dieses Gewebe einbadig mit einem gelben Dispersionsfarbstoff, z. B. Cellitonechtgelb 5 G, dispergiert mit Oktadecenylpolyglykol und mit einem blauen basischen Farbstoff, z. B. Nilblau BX, so erhält man matte grüne Effekte auf glänzendem gelben Grund.
9. Es wird ein gleichartiges Gewebe hergestellt wie in Beispiel 8, wobei aber an Stelle des dort benutzten Schussmaterials eine Acetatkunstseide verwendet wird, in welcher die Polyestersäure durch 10% des nicht aufgespaltenen Polymerisationsproduktes aus 1 Mol Vinylmethyläther und 1 Mol Maleinsäureanhydrid ersetzt ist. Die entschlichtete Rohware wird eine Stunde mit einer Lösung, enthaltend 4 g Seife und 1 g Oleylmethyltaurinnatrium im !, gekocht. In diesem Falle behält das Schussmaterial nahezu seinen vollen Glanz, während die Kettfäden matt werden. Dementsprechend erhält man hier beim Färben in der in Beispiel 8 angegebenen Weise einen glänzenden grünen Effekt auf mattem gelben Grund.
Färbt man die in Beispiel 7 und 8 beschriebenen Gewebe mit einem einheitlichen basischen Farbstoff oder einem einheitlichen Dispersionsfarbstoff, so erhält man mattglänzende Ton-in-TonEffekte, die besonders beim Färben mit basischen Farbstoffen ausserordentlich kontrastierend wirken können. Ohne vorausgehende Mattierung entstehen glänzende Ton-in-Ton-Effekte.
10. Eine Lösung von 22% eines Gemisches aus 87-5 Teilen hochviskose Acetylcellulose mit 54-4% gebundener Essigsäure, 7. 5% Polyvinylchloracetat, 5% des Mischpolymerisates aus 1 Mol Maleinsäureanhydrid und 1 Mol Vinylmethyläther in trockenem Aceton wird nach dem Trockenspinn- verfahren versponnen. Die erhaltene Seide, die eine Reissfestigkeit von 1. 25 g pro 100 Deniers aufweist, wird drei Stunden lang bei 60-70 C gewässert und nach dem Trocknen mit 3 Mol Pyridin, bezogen auf das vorhandene Halogen, bei 60% relativer Luftfeuchtigkeit zehn Stunden lang auf 650 C erwärmt. Die Seide zeigt kräftige Affinität zu sauren und basischen Farbstoffen.
11. Eine Spinnlösung, bestehend aus 19. 8 Teilen Acetylcellulose mit 54-4% gebundener Essigsäure, 2-2% des Mischpolymerisates aus 1 Mol Vinylmethyläther und 1 Mol Maleinsäureanhydrid in 78 Teilen Aceton wird nach dem Trockenspinnverfahren versponnen und der frisch gesponnene, noch
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3-Aminopropan in Trichloräthylen zirkuliert. Hiebei reagiert das Amin mit den Anhydridgruppen unter Bildung basischer Amidgruppen. Demzufolge hat die erhaltene Faser gleichzeitig Affinität zu sauren und zu basischen Farbstoffen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von geformten Gebilden, wie Fäden, Folien, Filmen u. dgl., mit gesteigerter Affinität für Behandlungsmittel, insbesondere für solche basischer Natur, aus in organischen Lösungsmitteln löslichen filmbildenden Hochpolymeren, dadurch gekennzeichnet, dass den zu formenden Hochpolymeren relativ hochmolekulare Körper zugesetzt werden, die freie, spontan freiwerdende bzw. salzartig abgesättigte stark saure, d. h. gegen Phenolphthalein titrierbare saure Reste aufweisen, und darauf die Gebilde in an sich bekannter Weise geformt werden oder dass diesen Hochpolymeren relativ hochmolekulare Körper zugesetzt werden, die Komponenten aufweisen, welche durch Hydrolyse, Oxydation usw.
zur Bildung solcher stark saurer Gruppen befähigt sind und darauf in den in an sich bekannter Weise hergestellten Gebilden die Bildung der sauren Reste vorgenommen wird.