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Verfahren zur Gewinnung von Textilfasern aus pflanzlichen Materialien und insbesondere aus Ginster.
Die Erfindung bezieht sich auf die Gewinnung von Textilfasern aus pflanzlichen Stoffen, insbesondere aus spanische Ginster oder Pfriemkraut (Spartium unceum) bzw. auf ein Verfahren, durch welches die die Fasern enthaltende Rinde aufgeweicht und entlmustet wird, um die Verbindung zwischen dem holzigen Kern und den daran festhaftenden Fasern sowie zwischen diesen selbst zu lösen, worauf die Fasern vom holzigen Stengel abgezogen werden.
Das Verfahren besteht im wesentlichen darin, dass das Pflanzenmaterial durch einige Zeit in einem geschlossenen Behälter der Einwirkung eines heissen Entkrustungsbades ausgesetzt wird, wobei ausser einer kontinuierlichen, von oben nach unten gerichteten Bewegung der Flüssigkeit von Zeit zu Zeit eine Bewegung derselben in der Richtung von unten nach oben hervorgerufen wird, so dass entgegengesetzt gerichtete Kräfte entstehen, die das Loslösen der Schalen vom holzigen Kern bewirken.
Nach der Behandlung im Bade werden die Pflanzenstengel zweckmässig in an sich bekannter Weise der Wirkung eines Flüssigkeits-oder Dampfstrahles oder eines Strahles komprimierter Luft ausgesetzt welcher, auf das eine Ende der Stengel einwirkend, einen Teil des Kernes blosslegt, indem er die Faserhülle zurücktreibt, so dass diese dann leicht vom Kern abgezogen werden kann.
Von dem in der Zeichnung veranschaulichten Ausführungsbeispiel einer Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäss der Erfindung zeigen Fig. l im aufrechten Schnitt den Behälter, in welchem die Behandlung des Pflanzenmaterials mit heisser Flüssigkeit erfolgt, Fig. 2 und 3 in Vorderansicht und Grundriss einen Apparat zur Einleitung der Loslösung der Fasern mit Hilfe eines Dampfstrahles, die Fig. 4 und 5 in Seitenansicht und Vorderansicht eine Einrichtung zur Einleitung der Loslösung der Fasern mittels eines Strahles komprimierter Luft.
In Fig. 1 ist mit 1 der Behälter bezeichnet, mit 2 ein käfigartiger Einsatz, der herausgenommen werden kann und dazu bestimmt ist, das Pflanzematerial aufzunehmen, und mit 3 der Deckel des Behälters.
Der Behälter 1 ist auf allen Seiten doppelwandig. Der Zwischenraum 4 zwischen den beiden Wänden ist nach innen zu, d. h. dem Behälterraum gegenüber, offen und kommuniziert oben mit dem letzteren durch Löcher 5. Im Behälter ist eine Heizschlange 6 untergebracht, welche an eine Dampfspeiseleitung angeschlossen ist. Vom Boden des Behälters führt ein Ablaufrohr 7 weg. Der Boden des Behälters wird ausserdem von Dampfspeiserohren 8, 8'durchsetzt, die mit Hähnen 9 und 9'versehen sind und in der Form von Düsen 10, 10'in den Behälterraum münden. Jede Düse ist von einem zweckmässig konischen, oben und unten offenen Rohrstutzen 11, 11'derart umgeben, dass Düse und Stutzen zusammen einen Injektor bilden. Oben ist an den Behälter eine Leitung 12 angeschlossen, durch welche der im Behälter entwickelte Dampf entweichen kann.
Für die Durchführung des Verfahrens wird der mit dem Behandlungsgut gefüllte Käfig 2 in den Behälter eingesetzt und das Entkrustungsbad in den Behälter hineingeschüttet, worauf dieser durch den Deckel geschlossen und Dampf in die Heizschlange 6 eingelassen wird.
Das Bad kann aus einer beliebigen Flüssigkeit bestehen, z. B. aus Wasser mit einem Zusatz von Soda oder einer sonstigen die Kruste der Stengel angreifenden bzw. aufweichenden Substanz. Die Flüssigkeit steigt, wenn sie unten erhitzt wird, durch die Zwischenräume 4 auf, dringt durch die Löcher 5 und strömt in der Form eines Regens auf das im Käfig befindliche Gut, wird also in dieser Weise in ständiger rascher Zirkulation erhalten.
Um diese Zirkulation noch zu beschleunigen, kann man von Zeit zu Zeit durch Öffnen der Hähne 9,9'Dampfstrahlen aus den Düsen 10, 10'austreten lassen, welche durch die
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konischen-Rohrstutzen 11, 11'Flüssigkeit mitreissen, die derart hervorgerufene, sehr lebhafte, inter- mittierende Dureheinanderwirblung der Flüssigkeit ist äusserst wirksam für die Loslösung der Fasern.
In dieser Weise wird innerhalb eines Zeitraumes, welcher von der Temperatur und der Zusammensetzung des Bades abhängig ist, eine so weitgehende Erweichung der bindenden und krustenbildenden Substanzen erzielt, dass die Fasern nicht mehr stark aneinander haften, noch auch an dem holzigen Stengel festhaften.
Das Gut wird hierauf gewaschen und in kleine Bündel aufgeteilt, welche einer speziellen Behandlung unterworfen werden, um das völlige Loslösen der Fasern einzuleiten. Diese Behandlung kann beispielsweise vermittels des in Fig. 2 und 3 dargestellten Apparates durchgeführt werden. Dieser besteht im wesentlichen aus einem Ständer 14, welcher einen vom Wasserbehälter 15 aus gespeisten Dampfkessel umschliesst. Auf der oberen Wand des Ständers 14 sind die am hinteren Ende abgeschlossenen Rohrstutzen 16 angebracht. Über ihrem vorderen, offenen Ende sind Bügel 17 befestigt und in diesen die mit halbkreisförmigen Ausnehmungen versehenen Backen 18 so verschiebbar, dass ein in den betreffenden Stutzen eingeschobenes Bündel von Stengeln durch die Backen festgeklemmt werden kann.
Vor den Bügeln ist am Ständer ein Rost 19 angebracht, auf welchem die freiliegenden Enden der Bündel aufruhen.
Der im Kessel erzeugte Dampf strömt durch ein flexibles Rohr 20 ab, an dessen Ende eine nicht dargestellte Düse sitzt. Vermittels dieser Düse wird der aus ihr austretende Dampfstrahl so gegen das äussere Ende der Bündel gerichtet, dass der Dampf in der Längsrichtung der das Bündel bildenden Stengel auftrifft. Dadurch wird die den holzigen Kern umgebende, die Fasern enthaltende Hülle von diesem auf eine kurze Strecke abgeschält, das Ende des Kerns daher blossgelegt. Wenn man nun das blossgelegte Ende des holzigen Stengels erfasst, gelingt es, unter Eintauchen in Wasser die Fasern vollständig vom Holze abzuziehen.
Das gleiche Resultat kann auch erzielt werden, wenn man anstatt des Dampfstrahles einen Strahl komprimierter Luft anwendet. Zu diesem Zweck kann man einen einfachen Bock 21 (Fig. 4 und 5) verwenden, an welchem ein Rohr 22 zur Aufnahme eines Stengelbündels befestigt ist. Der Luftstrahl wird gegen die freien Enden der Stengel durch eine Düse 23 gerichtet, welche an einem die komprimierte Luft zuführenden Schlauch sitzt.
Durch die beschriebene Behandlung erhält man die Fasern frei von den krustenbildenden Substanzen in einemZustand, welcher es ermöglicht, dieselben ohne weiteres der weiteren Behandlung zwecks Reinigung zuzuführen.
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1. Verfahren zur Gewinnung von Textilfasern aus pflanzlichen Materialien und insbesondere aus Ginster durch eine Behandlung in einem heissen, in Bewegung befindlichen Bad, dadurch gekennzeichnet, dass ausser einer kontinuierlichen, von oben nach unten gerichteten Bewegung der Flüssigkeit von Zeit zu Zeit eine Bewegung derselben in der Richtung von unten nach oben hervorgerufen wird, so dass entgegengesetzt gerichtete Kräfte entstehen, die das Loslösen der Schalen vom holzigen Kern bewirken.