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Verfahren und Vorrichtung zur Gewinnung von Fasern aus Pflanzen, insbesondere
aus Ginster Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Gewinnung
von Fasern aus Pflanzen, insbesondere aus spanischem Ginster, unter Verwendung einer
warmen, in Bewegung befindlichen Flüssigkeit.
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Es ist bekannt, hierbei die zu behandelnde Masse auch der Wirkung
eines Druckmittelstrahles auszusetzen, um die Fasern von dem holzigen Kern, an dem
sie haften, zu lösen.
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Bei den bekannten Verfahren wird die Behandlung in dem Entkrustungsbad
derart durchgeführt, daß die Badflüssigkeit stets in gleichbleibender Richtung in
mehr oder weniger starken Kreislauf versetzt wird. Diese Behandlungsweise bringt
den Nachteil mit sich, daß ein für das Loslösen der Schalen schädliches Absetzen
der Stengel bewirkt wird.
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Nach der Erfindung wird die Badflüssigkeit in bezug auf das zu behandelnde
Gut wechselweise in entgegengesetzten Richtungen in Bewegung versetzt, worauf die
Stengel der Wirkung eines an einem Ende der Stengel in deren Richtung auftreffenden
Strahles ausgesetzt werden.
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Zur Ausführung dieses Verfahrens dient eine Vorrichtung, bei der zum
Zwecke einer unabhängigen Bewegung der Flüssigkeit in zwei entgegengesetzten Richtungen
der Behälter innerhalb des Raumes, in dem sich das zu behandelnde Gut befindet,
Öffnungen hat, die die Flüssigkeit über das Gut verteilen, während auf dem Boden
des Gefäßes Düsen oder ähnliche Mittel vorgesehen sind, die eine Flüssigkeitsströmung
von unten nach oben bewirken.
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Infolge der in entgegengesetzter Richtung verlaufenden Bewegungen
des Entlu-ustungsbades wird das in Behandlung befindliche Pflanzengut fortgesetzt
mehr oder weniger verlagert, wodurch gegenseitige Verschiebungen zwischen der Schale
und dem Kern jedes Stengels auftreten, so daß man schon nach kurzer Behandlung dem
Bad Stengel entnehmen kann, die zwar den holzigen Kern noch vollkommen umkleiden,
jedoch praktisch von dem Kern losgelöst sind.
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Die nachfolgende Behandlung mit Hilfe eines am Ende der Stengel auftreffenden
Druckstrahles ermöglicht das Abstoßen der Schale am Ende des Kerns. Durch Erfassen
des freigelegten Kernes und Schütteln der Stengel wird dann ein vollkommenes Entfernen
der Schalen bewirkt.
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In der Zeichnung ist die Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens
nach der Erfindung beispielsweise dargestellt.
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Abb. z zeigt im Längsschnitt das Gefäß, in dem die Warmbehandlung
der Pflanzen stattfindet. Die Abb. a und 3 zeigen im Aufriß und im Grundriß eine
Vorrichtung zum Loslösen der Fasern mit Hilfe eines Dampfstrahles; die Abb. 4 und
5 zeigen eine Seitenansicht und eine
Vorderansicht einer Vorrichtung
zur Ablösung der Fasern durch einen Preßluftstrahl. Die Abb. 6 ist ein Schnitt x-x
-der Abb. 3.
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In Abb. i ist i der Behälter, der das herausnehmbare Gestell 2 enthält,
in das das zu behandelnde Pflanzengut eingebracht wird. 3 bezeichnet den Deckel,
der den Behälter schließt. Der Behälter i hat doppelte Seitenwände, die den Raum
q. bilden, der nach unten in den Behälter mündet und oben mit dem Behälter durch
Löcher 5 in Verbindung steht. Der Behälter i enthält eine Heizschlange 6, welche
mit einer Dampfleitung verbunden ist. Am Boden des Behälters i ist eine Abzugsleitung
7 angeordnet. Durch den Boden des Behälters i gehen außerdem mit Hähnen g, g' versehene
Dampfleitungen 8, 8' hindurch, deren jede im Innern des Behälters in eine Düse =o,
=o' endet. Die Düsen sind von einer an beiden Enden offenen Hülse =i, =i' umgeben.
Oben an dem Behälter i führt eine Leitung i2 den in dem Behälter i frei gewordenen
Dampf ab.
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Um die Stengel in diesem Apparat zu behandeln, bringt man das mit
den Stengeln gefüllte Gestell 2 ein und gießt das entkrustende Bad in den Behälter,
wonach man den Deckel 3 schließt und mit der Heizung beginnt, indem man den Dampf
in die Heizschlange 6 einläßt.
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Das entkrustende Bad kann jede geeignete Zusammensetzung haben, z.
B. Wasser mit Zusatz von beispielsweise Soda oder anderen Stoffen. Die geheizte
Badflüssigkeit steigt im Innern des Zwischenraumes q. hoch und quillt durch die
Löcher 5, so daß sie wie Regen auf das in dem Gestell e befindliche Pflanzengut
fällt. Auf diese Weise wird die Badflüssigkeit in dem Behälter in einen dauernden
Kreislauf versetzt, und zwar in Richtung von oben nach unten durch das Gestell 2
und durch das in diesem Gestell befindliche Pflanzengut hindurch.
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Von Zeit zu Zeit werden die Hähne g, g' geöffnet, so daß aus den Düsen
=o, =o' Dampf ausströmt. Der ausströmende Dampf reißt die umgebende Flüssigkeit
durch die Hülsen =i, =i' mit, wodurch eine kräftige Strömung in Richtung von unten
nach oben durch das in dem Gestell e liegende Pflanzengut hindurch bewirkt wird.
Auf diese Weise wird das Pflanzengut, das sich durch die Einwirkung einer dauernd
nur abwärts gerichteten Strömung absetzen würde, kräftig aufgelockert, wodurch innerhalb
des Gutes gegenseitige Verschiebungen entstehen, die die Loslösung der Schalen unterstützen.
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Verfährt man in der angegebenen Weise, so erhält man in einem von
der Temperatur und Zusammensetzung des Bades abhängigen Zeitabschnitt eine Aufweichung
der bindenden und umhüllenden Stoffe, derart, daß die Fasern nicht mehr stark weder
aneinander noch an dem Holzstengel anhaften.
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Die so behandelten Stengel werden. dann einer Waschung unterzogen,
wonach sie in kleine Bündel geteilt werden, die sodann einer besonderen Behandlung
zur Gewinnung der Faser ausgesetzt werden.
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Diese Behandlung kann beispielsweise in dem in den Abb. 2 und 3 gezeigten
Apparat stattfinden, welcher im. wesentlichen aus einem Gestell 14. besteht, das
einen Dampferzeugungskessel mit Wasserspeisung aus dem Behälter 15 aufweist.
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Auf der oberen Wand des Gestelles 14 sind Becken 16 vorgesehen, von
denen jedes an einem Ende von einem Bügel 17 überragt wird, in welchem eine Brille
18 beweglich angebracht ist, die zum Festhalten eines Pflanzenstengelbündels dient.
An dem Bügel 17 kann, wie beispielsweise in Abb. 6 dargestellt, noch eine Schutzglocke
gegen den Dampf- bzw. Preßluftstrahl befestigt sein.
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Vorn besitzt die Wand des Gestelles 14 ein Gitter =g, auf dem das
eine Ende der durch die Brillen 18 festgehaltenen Bündel liegt.
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Der in dem Kessel erzeugte Dampf wird mittels eines beweglichen Rohres
2o abgeleitet, an dessen Ende eine nicht dargestellte Düse sitzt.
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Nachdem die Pflanzenstengelbündel unter den Brillen i8 eingespannt
sind, lenkt man in das Innere dieser Bündel und in Längsrichtung der Stengel den
Dampfstrahl, der durch die Düse am Ende des Rohres 2o austritt. Dabei wird die Schale
der Fasern, die den Holzkern jedes Stengels umgibt, durch den Dampfstrahl abgerissen
und gibt das Ende des Kerns frei.
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Wenn man dann diese freien Enden der Stengel anfaßt, kann man durch
Eintauchen in Wasser die Holzteile vollends loslösen.
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Dasselbe Ergebnis kann erreicht werden, wenn man statt des Dampfstrahles
einen Preßluftstrahl anwendet.
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Zu diesem Zweck kann man ein einfaches Gestell 21 (Abb. q. und 5)
benutzen, auf dem eine Mulde 22 angebracht ist, um die Stengelbündel zur Behandlung
aufzunehmen. Für die Zuführung der Preßluft benutzt man eine Düse 23, die am Ende
einer starren oder beweglichen Rohrleitung sitzt, die mit einer Preßluftleitung
verbunden ist.
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Wenn man in der beschriebenen Weise verfährt, erhält man schon schalenfreie
Fasern, die unmittelbar den abschließenden Verfeinerungsbehandlungen unterzogen
werden können.