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Verfahren zur Herstellung von Düngemitteln.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verarbeitung von Fäkalien und anderen Abfallstoffen tierischer und pflanzlicher Herkunft zu Düngemitteln.
Es ist bekannt, Fäkalien zu Düngemitteln zu verarbeiten und zu diesem Zwecke den durch Absitzen oder auf mechanischem Wege vorher konzentrierten Fäkalflüssigkeiten pulveriges Material beizumischen und damit die notwendige trockene Beschaffenheit zu erzielen. Man hat aber bisher die chemische Zusammensetzung solcher pulveriger Beimengungen und durch sie verursachte Reaktionen in den Fäkaltlüssigkeiten entweder überhaupt nicht beachtet oder aber eine Auswahl der Zusatzstoffe in der Richtung getroffen, die bei Fäkalien zu beobachtende Vergärung damit in bestimmter, angeblich nützlicher Weise zu fördern, also Zusätze gegeben, welche die Gärung und Zersetzung beschleunigen.
Es wurde nun im scharfen Gegensatze zur bisher üblichen Fäkalienverarbeitung gefunden, dass die wertvollsten Produkte nicht durch Reschleunigung, sondern durch möglichste Hemmung jener Gährungsund Zersetzungsvorgänge erhalten werden, d. h. diese Hemmung soll von der ersten Aufsammelstelle bis zum Zeitpunkt der Überführung der Fakalienflüssigkeiten in die trockenen Fertigprodukte bewirkt werden.
Solche Hemmung der Gälungs-und Zersetzungsvorgänge erfolgt erfindungsgemäss durch geeignete Zusätze saurer Natur, welche in solchen Mengen und so oft gegeben werden, dass eine stets saure Reaktion der Fäkalilüssigkeiten aufrechterhalten wird ; ferner wird zweckmässig jegliche Temperaturerhöhung der
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Die sauer reagierenden Zusätze erfolgen in bekannten Mengen, so dass die Flüssigkeitsmassen einen jeweils genau bekannten Aziditätsgrad aufweisen ; es wurde gefunden, dass die Gärung der flüssigen Massen am besten gehemmt wird, wenn der durch Zusatz von Säure oder sauren Salzen hervorgerufene Säuregehalt etwa Y2-1'2 Gewiehtsprozente SO2 beträgt auf die Flüssigkeitsmassen gereclmet, Die Hemmung der Gärungsvorgänge ist so lange notwendig und muss so lange aufrechterhalten werden, bis die Umwandlung der wasserreichen Massen in die lockeren trockenen Fertigprodukte erfolgt ist, in welchem Zustand ein Feuchtigkeitsgehalt von 15-25% normal vorhanden ist.
Diese Umwandlung erfolgt erfindungsgemäss durch Mischung abgewogener Mengen der sauren Flüssigkeit mit entsprechenden Mengen pulveriger Substanz. Diese muss hohes Aufsaugungsvermögen und bekannte Basizität haben. Gleichzeitig kann man. um die vorhandene Feuchtigkeitsmenge weiter zu vermindern, eventuell noch weitere adsorbierende und wasserbindende Stoffe, wie beispielsweise Gips,
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Austrocknung der Massen geführt.
Die Endprodukte der Mischung sollen praktisch neutral sein ; ihre Zersetzung findet dann erst im Boden statt, woselbst durch die Gegenwart der Absorptionsstoffe des Bodens keine Verluste eintreten.
Die zur Mischung verwendeten festen Stoffe müssen zur Erzielung eines guten Trockenproduktes ausser hohem Aufsaugungsvermögen noch eine möglichst feinkörnige pulverige Beschaffenheit besitzen, während ihr Gehalt an kohlensaurem Kalk oder andern basisch wirkenden Substanzen möglichst gering sein soll. Besonders eignen sich hiezu humose Sande oder moorige Sandböden, welche Humussubstanzen in stärker zersetztem Zustande, ferner feinkörnigen Sand, aber wenig staubfeinen Sand und wenig kohlensauren Kalk enthalten.
Ein gewisser, nicht zu geringer Anteil an feinkörnigem Sand ist notwendig, um eine gründliche mechanische Zerteilung aller kolloidalen Massen während des Abmischens und damit ein homogenes
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Endprodukt zu erhalten. Den jeweils gewünschten Humusgehalt erzielt man durch entsprechende Beimischung verschiedener Humussandsorten und sonstiger natürlich vorkommender oder künstlich gewonnener Stoffe. Der Phosphor-, Stickstoff-und Kaligehalt kann durch entsprechende Zusätze, wie hochwertige künstliche Düngemittel, angereichert werden.
Das beschriebene Verfahren kann auch in einer Modifikation ausgeführt werden, bei welcher zum Ansäuern der Fäkalflüssigkeiten an Stelle der Schwefelsäure stickstoffreiche saure Brühen verwendet werden,
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wodurch eine starke Anreicherung des Produktes an für die Düngung wertvollen Stoffen eintritt.
Hiezu werden Tierkadaver sowie Schlachtabfälle verschiedenster Art, verdorbene pflanzliche Futtermittel und Nahrungsmittel Leder, Haut, Wolle, Haare usw. durch Schwefelsäure in teilweise flüssige Form gebracht und so den flüssigen Fäkalmassen zugeführt, wodurch diese mit wertvollen, löslich gemachten Stickstoffverbindungen bereichert werden. Auch erhebliche Mengen an Phosphorsäure - diese namentlich bei der Aufschliessung von knoehenhaltigen Abfällen -, Kali und Kalk, letzterer in Form von Gips, wenden soleherart zugeführt, wodurch eine weitere Werterhöhung des Produktes für Düngezwecke erzielt wird.
Tierkadaver waren bisher nur schwierig in eine für Düngungszwecke verwertbare Form zu bringen.
Es war eine weitgehende kostspielige Zerkleinerung der Stücke und anderes notwendig. an deren Stelle nunmehr eine einfache, länger dauernde Mazeration mit konzentrierter Schwefelsäure tritt. Hiebei können auch kontinuierlich wirkende Extraktionsapparate verwendet werden.
Solche saure Brühen weisen naturgemäss eine relativ hohe Azidität auf. Verarbeitet man hingegen verdorbene Futter-und Nahrungsmittel, so säuert man zweckmässig schwach an und dekantiert die Flüssigkeit, da hiebei bereits die Hauptmengen der gewinnbaren Pflanzennährstoffe erhalten werden ; so erhält man Brühen mit geringem Säuregehalt. Die verschiedene Azidität aller Brühen muss bei der Verwendung zum Säuern der Fäkalienmassen entsprechend berücksichtigt werden.
Ausführungsbeispiele :
1. 80 kg Sandhumus von 180% Aufsaugungsvermögen und einem Gehalt von 0#52% kohlensaurem Kalk (0'416 kg CaC03) werden mit 20 kg Gips und 60 kg angesäuerter Fäkalflüssigkeit, deren Azidität einem Säuregehalt von 0#555 Gewichtsprozent SO3 entspricht (0#333 kg SO3), in einem Mischapparat zwei Minuten lang bewegt. Man erhält beim Entleeren des Apparates ein trockenes, feinkrümmeliges lockeres Produkt von neutraler Reaktion, welches ohne weitere Behandlung streufähig und bei loser Verladung im Wagen sowie in Papiersäcken gut transportabel ist. Dabei wird das Aufsaugnngsvermogen nur zu einem Drittel ausgenutzt.
Bei mehrtägigem Lagern am Lagerhaufen findet eine weitere Abtrocknung statt.
2. Unter Einhaltung sonst obiger Mischungsverhältnisse werden statt der angesäuerten Fäkalflüssigkeiten Gemische von solchen mit sauren Pflanzennährstoffbrühen animalischer und vegetabilischer
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ist (z. B. 1'11% S03 entsprechend), muss die Menge des kohlensauren Kalkes in den zugesetzten festen Stoffen entsprechend erhöht sein (beispielsweise werden 80 kg Sandhumus mit 1#04 ., kohlensaurem Kalk auf 60 kg Flüssigkeit verwendet).
3. Den nach obigen Beispielen erhaltenen Produkten werden im Mischapparat, zweckmässig gegen Ende des Ahmischens, konzentrierte Pflanzennährsalze oder andere hochwertige Düngemittel zur Aufwertung beigegeben. Hiebei darf das Reaktionsgleichgewicht aber nicht gestört werden : wenn die beabsichtigten Beimengungen basischen Charakter haben, muss eine entsprechende Neutralisation vor oder während des Zusetzens vorgenommen werden.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von Düngemitteln aus menschlichen oder tierischen Auswurfstoffen und sonstigen Abfallstoffen, insbesondere Fäkalien durch Zusatz von Säuren, sauren Salzen. sauren Brühen, dadurch gekennzeichnet, dass die sauren Zusätze in solchen Mengen und so oft gegeben werden. dass die Massen andauernd saure Reaktion aufweisen, deren Stärke zweckmässig 0'5-1'2 Gewichtsprozent S03 entspricht, so dass die Gärungs-und Zersetzungsvorgänge gehemmt bzw. verhindert, nicht aber vollkommen aufgehoben werden, worauf die sauren Massen durch Zusatz von aufsaugungsfähigen bzw.
wasseradsorbierenden Stoffen oder Stoffgemengen zweckmässig in Pulverform, die einzeln oder alle basische Reaktion aufweisen, gegebenenfalls unter Zusatz von hochwertigen Düngemitteln in Trockenprodukte überführt werden.