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Bekannt ist die Verwendung von Magnesia- oder Sorelzementen als breiige, mörtelartige Masse, die verstrichen, gestampft oder gepresst wird. Die Verwendung von Magnesiazementen, welche Verbindungen von kaustisch gebranntem Magnesit mit Chlormagnesium oder Magnesiumsulfat darstellen, gestattet die Zugabe von Füllstoffen, die oft das drei- bis zehnfache des Magnesites betragen. Infolge des dadurch eintretenden geringen prozentualen Gehaltes an Magnesit ist die Zugabe von z. B. Chlor- magnesiumlösung bis höchstens 22 Bé notwendig. Anderseits sind reine Magnesiazementmassen bekannt.
Diese besitzen den Nachteil, dass sie niemals raumbeständig sind und immer zum Treiben und Reissen neigen, das umso stärker eintritt, je höher die Be-Stärke der Chlormagnesiumlösung ist und e mehr Magnesit die Mischung enthält.
Weiterhin ist von der grösseren Stärke der Chlormagnesiumlösung und von der grösseren Menge des Magnesits gegenüber den Füllstoffen die Festigkeit und Härte des Magnesia-
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erhalten, verwendet man bekanntermassen eine Mehrheit von Filllstoffen mit wenig Magnesit, wozu unter 22 Bé liegende Chlormagnesiumlösung in solcher Menge zugegeben wird, dass man eine höchstens breiige Masse erhält, die durch nachheriges Stampfen oder Pressen eine gewisse notwendige Härte und
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durch ähnlichen Zusatz von auch niedriger Chlormagnesiumlauge, so zeigt die Masse einen mehr oder weniger starken Schwund. Für gewisse technische Zwecke, z.
B. für Modelle und Formen aller Art benötigt man Magnesiazemente, bei denen der Magnesiaanteil grösser ist, als der Anteil an Füllstoffen, weil man nur auf diese Weise äusserst harte und widerstandsfähige Massen erhalten kann. Damit man die Gegenstände schnell und so herstellen kann, dass sie alle Konturen des Originalgegenstandes ohne irgendwelche Druckausübungen auf das Genaueste wiedergeben und als Negative auch sogenannte verlorene Formen (Formen aus Sand oder andern lockeren, wenig festen Stoffen) Verwendung finden können, muss man giessfähigen Magnesiazemente verwenden.
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magnesiumlösung mit mehr als 22 Bé verwenden, da alle grösseren Stücke mit niedrigerer Be-Stärke der Chlormagnesiumlösung schon beim Abbindeprozess reissen und zum Teil explosionsartig zersplingcn.
Dies hat seinen Grund darin, dass infolge der hohen Abbindehitze (bis 160 C) das in der Mischung enthaltene Wasser sich in Dampf verwandelt und im Innern des Gussstückes Dampfspannung entsteht, und anderseits die Festigkeit dieser gegossenen Massen bei bis höchstens 22 Bé Chlormagnesiumlösung nicht hinreicht, um die Dampfspannung aufzuhalten. Verwendet man höhere Stätken von Chlor- magnesiumlösung, so fällt das Reissen beim Abbinden weg, auch werden die Massen härter und fester, sind aber desto weniger raumbeständig und zeigen ein täglich zunehmendes Wachsen, das nach 14 Tagen bis 4 Wochen zu einem Auseinandertreiben der Massen fühlt.
Gleichzeitig sind Massen mit hoher Chlormagnesiumslösungstärke (30-33 Bé) wegen der hygroskopischen Eigenschaft des Chlormagnesiums sehr empfindlich gegen die Witterungseinflüsse.
Ein neues Mittel zur Verhütung obiger Übelstände giessfähiger magnesiareicher Magnesiazemente ist die reichliche Verwendung von kolloidaler Kieselsäure, die z. B. in Form von Si-Stoff zugesetzt werden kann.
Da die kolloidale Kieselsäure sich gegenüber allen bisherigen Füllstoffen nicht nur physikalisch, sondern chemisch mit überflüssige Chlormagnesiumlösung verbindet, (Si-Stoff enthält z. B. etwa bis
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lösungsstärken angesetzten Magnesiten das überschüssige Chlormagnesium durch die 30% aufsehluss- fähige Kieselsäure gebunden. Damit sind die Ursachen des Wachsen beseitigt.
Weiterhin hat die kolloidale Kieselsäure die Eigenschaft, die Abbindehitze giessfähiger Magnesiazementmassen um etwa 1600 C herabzusetzen, wodurch sie unter die Siedetemperatur des Wassers gebracht wird, so dass schon dieser Umstand zur Erhaltung der Raumbeständigkeit beiträgt im Gegensatz zu den hohen Abbindehitzen bei. aus giessfähigem Magnesiazemente verformten grösseren Stücken ohne kolloidale Kieselsäure.
Weil die kolloidale Kieselsäure chemisch mit dem Magnesit in Reaktion tritt, wird auch eine grössere Dichte durch Ausbildung von Magnesiumsilikat und Hydrosilikat solcher Magnesiazemente erlangt. Derartige Zemente werden aber gegen äussere Einflüsse unempfindlich.
Ebenso erreicht man mit Zusatz von kolloidaler Kieselsäure eine grössere Festigkeit der Magnesiazementmasse bei Verwendung niedriger Be-Stärke der Chlormagnesiumlösung gegenüber sonst zur Erreihung der Festigkeit notwendigen höheren Be-Stärken. Man hat also bei Verwendung von kolloidaler Kieselsäure ein Mittel, um bei giessfähigen, magnesitreichen Magnesiazementmassen infolge chemischer Bindung der 30% aufschlussfähigen Kieselsäure eine bisher nie erreichte Raumbeständigkeit, verbunden mit grösserer Dichte und Festigkeit zu erreichen.
Als Mischungsverhältnis verwendet man etwa 3 Volumteile Magnesia, etwa 3 Volumteile Chlormagnesiumlösung und etwa 2 Volumteile Füllmaterial (z. B. Si-Stoff oder Abfallprodukte aus der Aluminiumgewinnung).