WO2017054920A1

WO2017054920A1 - PRÜFKÖRPER FÜR EINE VERSCHLEIßPRÜFUNG VON TEXTILEN STOFFEN

Info

Publication number: WO2017054920A1
Application number: PCT/EP2016/001604
Authority: WO
Inventors: Hans-Peter Schlegelmilch
Original assignee: Hans-Peter Schlegelmilch
Priority date: 2015-09-28
Filing date: 2016-09-27
Publication date: 2017-04-06
Also published as: DE202015006724U1

Abstract

Die Erfindung betrifft einen Prüfkörper (1) für eine Verschleißprüfung von textilen Stoffen, insbesondere Polsterstoffen oder Sitzbezügen, wobei der Prüfkörper eine durch eine Mehrzahl von Erhebungen (3) gebildete raue Scheueroberfläche zum Aufscheuern einer in mechanischen Kontakt mit der Scheueroberfläche gebrachten Textilstoffprobe aufweist, wobei der Prüfkörper (1), insbesondere dessen Scheueroberfläche, klettbandfrei und einteilig ausgebildet ist.

Description

Prüfkörper für eine Verschleißprüfung von textilen Stoffen

GEBIET DER ERFINDUNG

Die Erfindung betrifft einen Prüfkörper nach Gattung des unabhängigen Anspruchs 1. TECHNISCHER HINTERGRUND

Um die Beständigkeit von textilen Stoffen, insbesondere von Polsterstoffen wie Sitzbezüge beispielsweise von Kraftfahrzeugen, gegenüber Materialbeanspruchungen zu bestimmen und nachzuweisen, sind standardisierte Prüfverfahren etabliert worden. Bei einem dieser Prüfverfahren, auch als Velcro-Test oder unter der Bezeichnung VDA230-210 bekannt, scheuert eine Prüfvorrichtung gemäß einem vorgegebenen Bewegungszyklus einen durch einen kreisförmigen Flächenabschnitt eines Klettbandes gebildeten Prüfkörper bzw. Probenkörper auf einem hinsichtlich seiner Verschleißeigenschaften zu prüfendem textilen Stoff bzw. Polsterstoff. Die Prüfung der Verschleißeigenschaften des Polsterstoffs basiert darauf, dass aus dem Klettband hervorstehende Widerhaken oder Enden aufgetrennter Klettschlaufen bei der Scheuerbewegung in den Polsterstoff eindringen bzw. einhaken und die Fäden des Polsterstoffs auf Zug beanspruchen. Dabei können Fäden irreversibel aus dem Polsterstoff herausgezogen werden, so dass die Stoffoberfläche dauerhaft beschädigt wird. Bei einer derartigen Verschleißprüfung wirkt der Klettband-Flächenabschnitt als Scheueroberfläche auf der zu prüfenden Textilstoffprobe. Die Widerhaken oder Enden aufgetrennter Klettschlaufen sind biegsam ausgebildet und ihre Ausrichtung ist zufällig und insbesondere während der Scheuerbewegung veränderlich. Die Klettschlaufen sind üblicherweise durch Einweben eines Fadens in ein Trägergewebe und Herausziehen des Fadens zur Bildung einer jeweiligen Schlaufe hergestellt worden. Ein derartiges Klettband wird deshalb auch als textiles Klettband bezeichnet und ist mehrteilig ausgebildet.

Für standardisierte Prüfverfahren ist eine gute Reproduzierbarkeit von Testergebnissen von besonderer Wichtigkeit. Die obige Scheuerprüfung mit einem Klettband- Flächenabschnitt erfüllt diese Anforderungen nur bedingt. So ist jeder Klettband- Flächenabschnitt nur einmal verwendbar, da sich dieser während der Scheuerprüfung irreversibel verformt. Der kreisförmige Flächenabschnitt wird üblicherweise mittels Ausstanzen aus einer größeren Klettbandfläche präpariert. Bei dem Stanzvorgang können an den Stanzrändern des Flächenabschnitts zufällig scharfkantige Haken entstehen, die den zu prüfenden Polsterstoff übermäßig aggressiv angreifen. Bei dem Auswechseln eines in der Prüfvorrichtung aufgenommenen Klettband- Flächenabschnitt kann es außerdem vorkommen, dass die in Randabschnitten angeordneten Haken eingeklemmt werden, oder dass der neue, unbenutzte Klettband- Flächenabschnitt gewölbt oder schief in die Prüfvorrichtung eingelegt wird, was sich auf die Reproduzierbarkeit der Scheuerprüfungsergebnisse negativ auswirkt. DARSTELLUNG DER ERFINDUNG

Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher in der Bereitstellung eines Prüfkörpers für eine Verschleißprüfung von textilen Stoffen, der die oben aufgeführten Nachteile überwindet und insbesondere die Reproduzierbarkeit der Messergebnisse verbessert. Zugleich sollen die mit dem erfindungsgemäßen Prüfkörper erzeugten Schadensbilder möglichst identisch zu den mit standardisierten, klettband- basierten Prüfverfahren erzeugten Schadensbildern sein.

Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird durch einen Prüfkörper gemäß Anspruch 1 gelöst. Weitere Merkmale vorteilhafter Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen sowie aus der Beschreibung.

Die Aufgabe der Erfindung wird dadurch gelöst, dass der Prüfkörper, insbesondere dessen Scheueroberfläche, klettbandfrei und einteilig ausgebildet ist.

Durch die einteilige Ausbildung des Prüfkörpers bzw. dessen Scheueroberfläche kann wirksam verhindert werden, dass sich die die raue Scheueroberfläche bildenden Erhebungen während eines Scheuervorgangs in ihrer Ausrichtung verändern. Somit ermöglicht der einteilig ausgebildete Prüfkörper eine sehr gute Reproduzierbarkeit von Messungen. Da der erfindungsgemäße Prüfkörper sich während einer Verschleißprüfung nicht irreversibel hinsichtlich einer Ausrichtung seiner Erhebungen verändert, kann der Prüfkörper nicht nur für eine einzige sondern für eine Mehrzahl von Verschleißprüfungen eingesetzt werden. Dadurch entfällt auch die Gefahr einer Verfälschung der Messergebnisse durch einen fehlerhaft in die Prüfvorrichtung eingelegten individuellen Klettband-Flächenabschnitt, der zudem je nach Klettbandcharge unterschiedliche Eigenschaften aufweisen kann, die zu unterschiedlichen Schadensbildern führen. Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist der Prüfkörper aus einem Polyamid- Material hergestellt. Für die Herstellung wird ein additives Herstellungsverfahren bevorzugt. Als besonders vorteilhaft hat sich die Herstellung des einteiligen Prüfkörpers mit einem Laser-Sinterverfahren herausgestellt. Die Erhebungen können damit auch in einer komplexen Formgebung realisiert werden. Zudem können mit Hinterschneidungen versehene Erhebungen ohne Stützstrukturen gefertigt werden. Beim Laser-Sinterverfahren trägt eine Walze auf eine Bauplattform vollflächig eine Pulverschicht auf. Die Pulverschicht wird dann zur Bildung eines Teilabschnitts des Prüfkörpers an geeignet ermittelten Positionen durch Erhitzung mit einem Laser gesintert bzw. verfestigt. Diese Schritte werden für jeweils zu bildende Schichten des Prüfkörpers wiederholt ausgeführt. Als Pulver kommt dabei bevorzugt Polyamid- Pulver mit der Bezeichnung PA2200, PA2201 oder PA2202 für die additive Herstellung des Prüfkörpers zum Einsatz. Im Rahmen der Entwicklung der Erfindung stellte sich von den bekannten 3D-Druck-Verfahren das Laser-Sinterverfahren als am besten geeignet zur Herstellung eines Prüfkörpers für eine Verschleißprüfung von texti- len Stoffen heraus.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Erhebungen jeweils ein Profil einer Kralle, einer Welle, eines Hakens oder eines Dreiecks aufweisen. Dabei weisen bevorzugt sämtliche der Erhebungen dasselbe Profil auf. Es wird auch bevorzugt, dass sämtliche der Erhebungen identische geometrische Abmessungen aufweisen. Indem die Erhebungen jeweils im Stil einer Kralle, Welle, eines Hakens oder Dreiecks ausgebildet sind, können sehr gute, weder zu aggressive noch zu defensive Verschleißprüfungseigenschaften des Prüfkörpers realisiert werden.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist zudem vorgesehen, dass die Erhebungen jeweils ein durch Linienabschnitte definiertes Profil aufweisen, wobei ein erster und ein zweiter Linienabschnitt sich in einem oberen Abschluss der Erhebung treffen, der erste Linienabschnitt durch eine einfach gekrümmte Linie gebildet ist, und der zweite Linienabschnitt durch eine Linie mit zwei zueinander entgegengesetzten Krümmungen gebildet ist. Dies steigert die Formbeständigkeit der Erhebungen und verhindert, dass die Erhebungen bei dem Scheuervorgang abbrechen.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Erhebungen einzeln und/oder als Gruppierung von aneinander angrenzend und/oder ineinander übergehend angeordneten Erhebungen als Inseln auf einer Fußoberfläche des Prüfkörpers ausgebildet sind. Aufgrund der inselartigen Anordnung können die Erhebungen gut in den zu prüfenden Stoff eingreifen und brauchen zugleich nur eine geringe Höhe aufzuweisen, was die Gefahr eines Abbrechens der Erhebungen verringert. Die Gruppierung von aneinander angrenzend oder ineinander übergehend angeordneten Erhebungen als Inseln im Sinne von Doppel-Erhebungen, Tripel-Erhebungen, Quadrupel-Erhebungen usw. ermöglicht die Ausbildung einer besonders stabilen und zugleich scheuerstarken Scheueroberfläche.

Gemäß einer Fortbildung der obigen Weiterbildung ist vorgesehen, dass die jeweiligen Inseln jeweils durch genau zwei Erhebungen mit identischem, zueinander spiegelsymmetrisch ausgerichtetem Profil gebildet sind. Derartige Erhebungen können leicht hergestellt werden, liefern gute Scheuerergebnisse, und sind zugleich sehr stabil, so dass auch bei lang andauernder und wiederholter Verwendung des Prüfkörpers keine Erhebungen abbrechen.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Erhebungen auf oder neben zueinander parallelen Richtungslinien angeordnet sind. Für den Fall inselartig angeordneter Gruppierungen von Erhebungen ist für jede Gruppierung in dieser Betrachtung eine gemeinsame Richtungslinie vorgesehen. Bevorzugt sind die Erhebungen mit ihrem Profil längs ihrer zugeordneten Richtungslinie ausgerichtet, wobei besonders bevorzugt für asymmetrische Profile beide durch die Asymmetrie bedingten Ausrichtungsmöglichkeiten längs einer jeweiligen Richtungslinie genutzt werden. Gemäß einer ersten Alternative dieser Weiterbildung sind die Richtungslinien gleich beabstandet sind, und zudem sind für alle Richtungslinien die entlang einer jeweiligen Richtungslinie angeordneten Erhebungen gleich beabstandet. Ein derartiger Prüfkörper ist leicht herstellbar, weist gute Scheuereigenschaften auf und ist zudem über viele Scheuervorgänge formstabil. Gemäß einer zweiten Alternative dieser Wei- terbilduhg weisen die Richtungslinien unterschiedliche Abstände zueinander auf. Ferner sind einer jeweiligen Richtungslinie zugeordnete Erhebungen gleich beabstandet, aber unterschiedlich zu einer anderen Richtungslinie zugeordneten Erhebungen beabstandet. Dies gewährleistet eine gleichmäßige Verteilung der Erhebungen pro Flächeneinheit, so dass die Randbereiche des Prüfkörpers gleichwertig zu dem Zentrum des Prüfkörpers zu dem Scheuerergebnis beitragen.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass am Außenrandbe- reich der Scheueroberfläche angeordnete Erhebungen näherungsweise in einer Kreisform und bevorzugt mit identischer Ausrichtung angeordnet sind. Dies gewährleistet ebenfalls eine gleichmäßige Verteilung der Erhebungen pro Flächeneinheit, so dass die Randbereiche des Prüfkörpers gleichwertig zu dem Zentrum des Prüfkörpers zu dem Scheuerergebnis beitragen.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass jede der Erhebungen genau eine, einen einzigen oberen Abschluss der Erhebung ausbildende Kante aufweist, die sich über die gesamte Dickenrichtung der Erhebung erstreckt. Die resultierende Scheueroberfläche ist formstabil, leicht erstellbar und liefert sehr gute Scheuerergebnisse.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass jede Erhebung eine Höhe im Bereich von 1 ,4 bis 2,1 mm, bevorzugt von 1 ,5 bis 2,0 mm, besonders bevorzugt von 1 ,60 oder 1 ,88 mm, und eine Sockelbreite im Bereich von 1 ,5 mm bis 1 ,9 mm, bevorzugt von 1 ,6 bis 1 ,8 mm, besonders bevorzugt von 1,73 mm, aufweist. Bevorzugt hat jede Erhebung ein einheitliches Höhe/Sockelbreite-Verhältnis im Bereich von 0,92 bis 1 ,09. Eine derartige Scheueroberfläche liefert sehr gute Scheuerergebnisse, greift die Oberfläche der Textilstoffprobe nicht zu aggressiv an, und ist leicht und stabil herstellbar.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass der Prüfkörper als Austauschmittel für einen textilen, insbesondere eine durch ein Klettband gebildete Scheueroberfläche aufweisenden Prüfkörper ausgebildet ist. Dies ermöglicht die di- rekte Verwendung des erfindungsgemäßen Prüfkörpers ohne Veränderung einer bereits für Klettband-basierte Verschleißprüfungen bereitstehenden Prüfvorrichtung.

Außerdem stellt die Erfindung ein Verfahren bereit zum Durchführen einer Verschleißprüfung von textilen Stoffen, insbesondere von Polsterstoffen oder Sitzbezügen, mit einem der oben vorgestellten erfindungsgemäßen Prüfkörper, wobei die Scheueroberfläche des Prüfkörpers relativ zu einer die Scheueroberfläche des Prüfkörpers berührenden Textilstoffprobe entlang einer vorgegebenen Ortskurve für eine vorgegebene Scheuertourenanzahl versetzt wird. Die Scheuertourenanzahl legt dabei fest, wie oft die vorgegebene Ortskurve durchlaufen werden muss. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die Ortskurve von dem Prüfkörper oder der Textilstoffprobe durchlaufen werden, während der andere Scheuerpartner stillsteht.

Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Scheuertourenanzahl und/oder eine auf den Prüfkörper oder die Textilstoffprobe aufzubringende Gewichtsbelastung so vorgegeben sind, dass die mit dem erfindungsgemäßen Prüfkörper durchgeführte Verschleißprüfung eine zu einem standardisierten Verschleißprüfungsverfahren, insbesondere VDA230-210 oder einem seiner Nachfolger, für Polsterstoffe äquivalente Beschädigung des textilen Stoffes ergibt. Als Polsterstoffe werden inbesondere für Kraftfahrzeuge vorgesehene Sitzbezüge betrachtet. Dadurch kann der Prüfkörper wiederholt ähnliche oder im optimalen Fall identische Verschleißprüfungsergebnisse wie bei der klettband-basierten Verschleißprüfung liefern.

Die oben aufgeführten Weiterbildungen können beliebig kombiniert werden, und die daraus resultierenden Fortbildungen sind ebenfalls von der beanspruchten Erfindung umfasst.

KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN

Zur Verdeutlichung des oben dargestellten Prüfkörpers und des Prüfverfahrens werden nun Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung mit Verweis auf beispiel- hafte Figuren vorgestellt. Identische Bezugszeichen bezeichnen dabei identische oder ähnliche Einrichtungen.

Fig. 1 und Fig. 2A bis Fig. 2C veranschaulichen eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Prüfkörpers.

Fig. 3 und Fig. 4A bis Fig. 4C veranschaulichen eine zweite Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Prüfkörpers.

Fig. 5 und Fig. 6A bis Fig. 6C veranschaulichen eine dritte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Prüfkörpers.

Fig. 7 und Fig. 8A bis Fig. 8C veranschaulichen eine vierte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Prüfkörpers.

Fig. 9 und Fig. 10A bis Fig. 10C veranschaulichen eine fünfte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Prüfkörpers.

Fig. 11A und Fig. 11 B veranschaulichen jeweils ein Profil einer Erhebung eines erfindungsgemäßen Prüfkörpers.

Fig. 12 und Fig. 13A bis 13D veranschaulichen eine weitere Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Prüfkörpers.

Fig. 14 und Fig. 15A bis 15E veranschaulichen eine weitere Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Prüfkörpers.

DETAILLIERTE BESCHREIBUNG VON AUSFÜHRUNGSBEISPIELEN

In Fig. 1 und Fig. 2A bis Fig. 2C ist eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Prüfkörpers veranschaulicht. Der Prüfkörper 1 weist eine von einem Führungskranz 5 eingefasste Fußoberfläche 2 (diese legt das Flächenausmaß der Scheueroberfläche des Prüfkörpers fest) auf, von der sich mehrere Erhebungen 3 inselartig abheben. Jeweils zwei aneinander angrenzend und ineinander übergehende Erhebungen 3 bilden eine inselartige Gruppierung 4 auf der Fußoberfläche 2. Jede Gruppierung 4 ist jeweils durch genau zwei Erhebungen mit identischem, zueinander spiegelsymmetrisch ausgerichtetem Profil gebildet.

Fig. 2A veranschaulicht eine Draufsicht auf die in Fig. 1 perspektivisch veranschaulichte erste Ausführungsform des Prüfkörpers. Fig. 2B stellt die Ansicht des Prüfkörpers von Fig. 1 aus der in Fig. 2A mit Pfeil B eingetragenen Sichtrichtung dar. Entsprechendes gilt für Fig. 2C und Pfeil C.

Wie aus Fig. 2A und Fig. 2B ersichtlich, ist jeder der inselartig angeordneten Gruppierungen 4 von Erhebungen 3 für jede Gruppierung in dieser Betrachtung eine gemeinsame Richtungslinie 8 zugeordnet. Alle Erhebungen 3 sind mit ihrem Profil einer Kralle längs ihrer zugeordneten Richtungslinie 8 ausgerichtet. Alle Richtungslinien 8 sind mit Abstand d gleich beabstandet. Zudem sind für alle Richtungslinien 8 die entlang einer jeweiligen Richtungslinie 8 angeordneten Erhebungen 3 mit Abstand e gleich beabstandet. Der Prüfkörper 1 gemäß der ersten Ausführungsform stellt im Vergleich zu den im Anschluss erläuterten zweiten bis fünften Ausführungsformen den besten Prüfkörper dar. Mit einer im Vergleich zur nachzubildenden, als VDA230-210 standardisierten Klettband-basierten Verschleißprüfung erhöhten Schleudertourenanzahl kann mit diesem Prüfkörper ein zur Klettband-basierten Verschleißprüfung vergleichbares Schadensbild, beispielsweise hinsichtlich der Fusselbildung der Textilstoffprobe oder einer partiellen Textilprobenzerstörung, erzeugt werden.

In Fig. 3 und Fig. 4A bis Fig. 4C ist eine zweite Ausführungsform des erfindungsgemäßen Prüfkörpers 1 veranschaulicht. Der Unterschied zwischen der ersten und zweiten Ausführungsform besteht darin, dass in der zweiten Ausführungsform die eine Gruppierung 4 bildenden Erhebungen 3 mit krallenartigem Profil nur aneinan- dergrenzen, aber nicht wie bei der ersten Ausführungsform ineinander übergehen bzw. sich aneinander anlehnen. Verschleißprüfungen ergaben für die zweite Ausführungsform eine geringere Fusselbildung als bei der ersten Ausführungsform. In Fig. 5 und Fig. 6A bis Fig. 6C ist eine dritte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Prüfkörpers 1 veranschaulicht. Ein deutlicher Unterschied zwischen der dritten Ausführungsform und den ersten und zweiten Ausführungsformen besteht darin, dass in der dritten Ausführungsform zwei eine Gruppierung 4 bildende Erhebungen 3 mit wellenartigem Profil nicht parallel zueinander versetzt sind, sondern beide Erhebungen 3 der Gruppierung 4 auf einer Richtungslinie angeordnet sind. Verschleißprüfungen ergaben für die dritte Ausführungsform eine geringere Fusselbildung als bei der zweiten Ausführungsform.

In Fig. 7 und Fig. 8A bis Fig. 8C ist eine vierte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Prüfkörpers 1 veranschaulicht. Im Gegensatz zu den ersten drei Ausführungsformen sind jeweils zwei Erhebungen 3 mit wellenartigem Profil zwar dicht benachbart zueinander angeordnet, bilden aber keine Gruppierung aneinander angrenzender oder ineinander übergehender Erhebungen. Der Prüfkörper 3 gemäß der vierten Ausführungsform erzeugte zwar bei Versuchen ein gutes Schadensbild, zeigte aber hinsichtlich der Stabilität der Erhebungen Schwächen.

In Fig. 9 und Fig. 10A bis Fig. 10C ist eine fünfte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Prüfkörpers 1 veranschaulicht. Am Außenrandbereich der Fußoberfläche 2 angeordnete Erhebungen mit dem Profil eines Hakens sind näherungsweise in einer Kreisform und bevorzugt mit identischer Ausrichtung angeordnet sind. Die Erhebungen sind auf zueinander parallelen Richtungslinien angeordnet. Die fünfte Ausführungsform lieferte ähnliche Scheuerergebnisse wie die erste Ausführungsform. Allerdings brachen bei der Verschleißprüfung alle hakenartigen Erhebungen ab, so dass die fünfte Ausführungsform ein mangelhafte Formstabilität der Scheueroberfläche aufweist.

In Fig. 11A und Fig. 11 B ist jeweils ein Profil 14 einer Erhebung 3 veranschaulicht, mit der eine jeweilige erfindungsgemäße Ausführungsform einheitlich ausgestattet ist. Beide Erhebungen 3 weisen jeweils ein durch Linienabschnitte 10, 11 und 13 definiertes Profil 14 auf, wobei ein erster Linienabschnitt 10 und ein zweiter Linienabschnitt 11 sich in einem oberen Abschluss 12 der Erhebung 3 treffen. Die Linie 13 entspricht einer eben ausgebildeten Fußoberfläche 2. Dabei ist der erste Linienabschnitt 10 durch eine einfach gekrümmte Linie gebildet, und der zweite Linienabschnitt 11 ist durch eine Linie mit zwei aufeinander folgenden zueinander entgegengesetzten Krümmungen 1 A und 11B gebildet, die im Übergang zum oberen Ab- schluss 12 einen geraden Linienabschnitt 11C aufweist. Bei dem in Fig. 11A gezeigten Profil 14 bildet der gerade Linienabschnitt 11C mit der Linie 13 bzw. der Fußoberfläche 2 einen Winkel im Bereich von 50 bis 60 Grad, bevorzugt im Bereich von 55 bis 58 Grad, und besonders bevorzugt von 56 Grad. Bei dem in Fig. 11 B gezeigten Profil 14 bildet der gerade Linienabschnitt 11C mit der Linie 13 bzw. der Fußoberfläche 2 einen Winkel 16 im Bereich von 80 bis 90 Grad, bevorzugt im Bereich von 82 bis 86 Grad, und besonders bevorzugt von 84 Grad. Jede in Fig. 11A und Fig. 11 B veranschaulichte Erhebung 3 hat eine Höhe 19 im Bereich von 1 ,4 bis 2,1 mm, bevorzugt von 1 ,5 bis 2,0 mm, besonders bevorzugt von 1 ,60 oder 1 ,88 mm, wobei ganz besonders bevorzugt die in Fig. 11A gezeigte Erhebung eine Höhe von 1 ,88 mm hat, wohingegen ganz bevorzugt die in Fig. 11B gezeigte Erhebung eine Höhe von 1 ,60 mm hat. Jede in Fig. 11A und Fig. 1 B veranschaulichte Erhebung 3 hat eine Sockelbreite 18 im Bereich von 1 ,5 mm bis 1 ,9 mm, bevorzugt von 1 ,6 bis 1 ,8 mm, besonders bevorzugt von 1 ,73 mm.

Bei der in Fig. 12, 13 dargestellten Ausführungsform weisen bevorzugt regelmäßig angeordnete inselartige Gruppierungen 4 jeweils vier hier hakenförmige Erhebungen 3 auf, die kreuzartig angeordnet sind, vgl. die Draufsicht der Fig. 13A. Die Haken können sich wie dargestellt nach außen erstrecken, vgl. die Seitenansicht der Fig. 13B und den in Fig. 13D dargestellten Querschnitt A-A der Draufsicht gemäß Fig. 13C. Gegebenenfalls sind alle Haken nach innen gerichtet. Auch können die Haken paarweise, insbesondere die jeweils gegenüber angeordneten, aber auch die benachbarten, Haken gleich gerichtet und entgegengesetzt zu den jeweils verbleibenden Haken ausgebildet sein. Der Abstand zwischen den Gruppierungen 4 ist vorzugsweise kleinstmöglich und insbesondere dergestalt, dass die Spitzen 12 benachbarter Erhebungen 3 im wesentlichen gleichbeabstandet sind.

Wie in Fig. 13A dargestellt können benachbarte Gruppierungen 4, 4' dergestalt miteinander verchmelzen, dass eine Erhebung 3' sowohl ein Kreuzelement der ersten Gruppierung 4 alsauch ein Kreuzelement der zweiten Gruppierung 4' bildet. Die Haken sind dann abwechselnd zum Kreuzmittelpunkt hin oder von diesem weg geöffnet.

In Fig. 14, 15 sind die Erhebungen 3 bahnartig entlang in Fig. 15A horizontalen Richtungslinien 8 angeordnet, von denen nur eine dargestellt ist. Zweckmäßigerweise sind die Haken der oberhalb der Richtungslinie 8 verlaufenden Bahn entgegengesetzt zu den Haken der unterhalb der Richtungslinie 8 verlaufenden Bahn ausgerichtet und zueinander insbesondere dergestalt versetzt, dass die Spitzen 12', 12" in Blickrichtung quer zur Richtungslinie 8 einander im wesentlichen berühren.

BEZUGSZEICHENLISTE

1 Prüfkörper

2 Fußoberfläche

3 Erhebung

4 Gruppierung

5 Führungskranz

8 Richtungslinie

10 Linienabschnitt

11 Linienabschnitt

11A Krümmung

11 B Krümmung

11C Linienabschnitt

12 oberer Abschluss

13 Linienabschnitt

14 Profil

16 Winkel

18 Sockelbreite

19 Höhe

Claims

Ansprüche

1. Prüfkörper (1) für eine Verschleißprüfung von textilen Stoffen, insbesondere Polsterstoffen oder Sitzbezügen, wobei der Prüfkörper eine durch eine Mehrzahl von Erhebungen (3) gebildete raue Scheueroberfläche zum Aufscheuern einer in mechanischen Kontakt mit der Scheueroberfläche gebrachten Textilstoffpro- be aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der Prüfkörper (1), insbesondere dessen Scheueroberfläche, klettbandfrei und einteilig ausgebildet ist.

2. Prüfkörper gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Prüfkörper (1) aus einem Polyamid-Material und bevorzugt durch ein additives Herstellungsverfahren, insbesondere durch ein Laser- Sinterverfahren, hergestellt worden ist.

3. Prüfkörper gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Erhebungen (3) jeweils ein Profil (14) einer Kralle, einer Welle, eines Hakens oder eines Dreiecks aufweisen, bevorzugt sämtliche der Erhebungen dasselbe Profil aufweisen, und bevorzugt sämtliche der Erhebungen identische geometrische Abmessungen (16, 18, 19) aufweisen.

4. Prüfkörper gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Erhebungen (3) jeweils ein durch Linienabschnitte definiertes Profil (14) aufweisen, wobei ein erster und ein zweiter Linienabschnitt sich in einem oberen Abschluss (12) der Erhebung treffen, der erste Linienabschnitt (10) durch eine einfach gekrümmte Linie gebildet ist, und der zweite Linienabschnitt (11) durch eine Linie mit zwei zueinander entgegengesetzten Krümmungen (11A, 11 B) gebildet ist.

5. Prüfkörper gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Erhebungen (3) einzeln und/oder als Gruppierung (4) von aneinander angrenzend und/oder ineinander übergehend angeordneten Erhe- bungen (3) als Inseln auf einer Fußoberfläche (2) des Prüfkörpers (1) ausgebildet sind.

6. Prüfkörper gemäß dem vorherigen Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die jeweiligen Inseln jeweils durch genau zwei Erhebungen (3) mit identischem, zueinander spiegelsymmetrisch ausgerichtetem Profil (14) gebildet sind.

7. Prüfkörper gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Erhebungen (3) auf oder neben zueinander parallelen Richtungslinien (8) angeordnet sind, und dass gemäß einer ersten Alternative die Richtungslinien (8) gleich beabstandet (d) sind und bevorzugt für alle Richtungslinien (8) die entlang einer jeweiligen Richtungslinie angeordneten Erhebungen (3) gleich beabstandet (e) sind, oder gemäß einer zweiten Alternative die Richtungslinien unterschiedliche Abstände zueinander aufweisen und bevorzugt einer jeweiligen Richtungslinie zugeordnete Erhebungen gleich beabstandet, aber unterschiedlich zu einer anderen Richtungslinie zugeordneten Erhebungen beabstandet sind.

8. Prüfkörper gemäß einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass am Außenrandbereich der Scheueroberfläche angeordnete Erhebungen (3) näherungsweise in einer Kreisform und bevorzugt mit identischer Ausrichtung angeordnet sind.

9. Prüfkörper gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass jede der Erhebungen (3) genau eine, einen einzigen oberen Ab- schluss der Erhebung ausbildende Kante aufweist, die sich über die gesamte Dickenrichtung der Erhebung erstreckt.

10. Prüfkörper gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass jede Erhebung eine Höhe (19) im Bereich von 1 ,4 bis 2,1 mm, bevorzugt von 1 ,5 bis 2,0 mm, besonders bevorzugt von 1 ,60 oder 1 ,88 mm, und eine Sockelbreite (18) im Bereich von 1 ,5 mm bis 1 ,9 mm, bevorzugt von 1 ,6 bis 1 ,8 mm, besonders bevorzugt von 1 ,73 mm, aufweist, und/oder dass je- de Erhebung ein einheitliches Höhe/Sockelbreite- Verhältnis im Bereich von 0,92 bis 1 ,09 hat.

11. Prüfkörper gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Prüfkörper (1) als Austauschmittel für einen textilen, insbesondere eine durch ein Klettband gebildete Scheueroberfläche aufweisenden Prüfkörper ausgebildet ist.

12. System zum Durchführen einer Verschleißprüfung von textilen Stoffen, insbesondere von Polsterstoffen oder Sitzbezügen, mit einem Prüfkörper gemäß einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Scheueroberfläche des Prüfkörpers relativ zu einer die Scheueroberfläche des Prüfkörpers berührenden Textilstoff- probe entlang einer vorgegebenen Ortskurve für eine vorgegebene Scheuertourenanzahl versetzbar ist.

13. System nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Scheuertourenanzahl und/oder eine auf den Prüfkörper oder die Textilstoffprobe aufzubringende Gewichtsbelastung so vorgebbar sind, dass die mit dem Prüfkörper durchgeführte Verschleißprüfung eine zu einem standardisierten Verschleißprüfungsverfahren, insbesondere VDA230-210 oder einem seiner Nachfolger, für Polsterstoffe, insbesondere für Kraftfahrzeuge vorgesehene Sitzbezüge, äquivalente Beschädigung des textilen Stoffes ergibt.