PLASMAGENERIERTES GAS-STERILISATIONSVERFAHREN
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur schnellen
Dekontamination und Sterilisation von vorzugsweise thermo labilen Gütern unter Benutzung eines vorzugsweise aus Luft als Prozessgas generierten Plasmagases und dessen
anschließender Befeuchtung mit Wasser.
[0002] Bekannte Sterilisationsverfahren sind die Autoklavierung, das heißt die Anwendung feuchter Hitze, die Bestrahlung mit ionisierenden Strahlen, die Gassterilisation mit
Ethylenoxid (ETO), die Plasmasterilisation und die Wasserstoffperoxidsterilisation.
[0003] Das Autoklavieren erzielt eine sehr gute Sterilisationswirkung, kann jedoch für thermolabile Güter nicht eingesetzt werden.
[0004] Ethylenoxid (ETO) ist ein hochtoxisches Gas, das zur Sterilisation thermo labiler Materialien eingesetzt wird, dessen Nachteil allerdings auf den relativ langen
Ausgasungszeiten der zu sterilisierenden Güter beruht, wobei die Ausgasungszeiten um ein Vielfaches höher liegen können als die eigentliche Behandlungszeit. Aufgrund der Toxizität ist der Umgang mit ETO kritisch.
[0005] Nachteile der Wasserstoffperoxidsterilisation sind in erster Linie darin zu sehen, dass es sich bei Wasserstoffperoxid bei Raumtemperatur um eine Flüssigkeit handelt. Die bekannten Verfahren basieren auf einer Verdampfung des Wasserstoffperoxides, wobei allerdings eine Kondensation im Bereich der zu sterilisierenden Gegenstände vermieden werden muss, um die Dampfphase vollständig abziehen zu können. Die Entfernung des Wasserstoffperoxides gelingt nur schlecht, wenn sich größere Flüssigkeitsmengen angesammelt haben. Die Verdampfung ist in diesem Fall ungleichmäßig und dauert lange.
[0006] Die Behandlung mit ionisierender Strahlung setzt einen großen apparativen und sicherheitstechnischen Aufwand voraus. Zum anderen kann ionisierende Strahlung das Material der sterilisierenden Gegenstände gegebenenfalls beschädigen. Die bekannten Plasmasterilisationsverfahren weisen diese Nachteile nicht oder nur in geringem Maße auf. Die sterilisierende Wirkung eines Plasmas beruht unter anderem auf einer Zerstörung der Keime und Biomoleküle durch die Kombination von UV- und VUV-Strahlung, welches die
DNA zerstört. Nachteilig ist, dass eine Sterilisation von temperaturempfindlichen Gütern in der Regel erst bei zunehmendem Unterdruck möglich ist.
[0007] Es hat sich jedoch gezeigt, dass bisher bekannte Plasmaverfahren nur bedingt zur Behandlung bzw. Dekontamination und Sterilisation komplexer Strukturen geeignet sind, da z.B. das Eindringvermögen der Plasmen in enge Spalten und Lumen, selbst unter
Hochvakuum, nicht sehr gut ist.
[0008] Problematisch ist auch die Behandlung mit sterilisierenden Gasen und Stoffen (z.B. Ethylenoxid und Wasserstoffperoxid), die in höheren Konzentrationen zum Teil hochexplosiv sind. Auch erfordern diese Verfahren längere Nachbehandlungsphasen zur Beseitigung von Resten der hochtoxischen Stoffe. Somit sind die Lagerung und der Umgang mit diesen Stoffen für den Anwender kompliziert und teuer.
[0009] In US 2008/0317626 AI ist ein Verfahren und eine Vorrichtung beschrieben, in dem eine Sterilgas generierende Verbindung (C-basierte diazeniumdiolate Verbindung und eine pulverförmige Säure) genutzt wird, welche als Sterilgas vorzugsweise NO oder eine
Mischung aus NO und N02 generiert.
[0010] In US 2010/0166603 AI ist ein Sterilisationsverfahren für Pulver unter Verwendung von N02 und Feuchtigkeit als sterilisierendes Gas beschrieben. Als Quelle für gasförmiges N02 wird flüssiges N02 verwendet.
[0011] Nachteilig für diese Verfahren ist, dass auch hier chemische Substanzen gelagert und für die Bildung der erforderlichen Wirkgase eingesetzt werden. Erforderliche Wirkzeiten liegen bei einer Stunde und darüber.
[0012] In WO 2010/022871 ist ein nichtthermisches Plasmasterilisationsverfahren
beschrieben, welches u.a. Luft als Trägergas und die Verwendung verschiedener Zusatzstoffe beschreibt. Als wirksame Spezies werden z.B. NOx und H202 genannt. Die Verwendung eines nichtthermischen Plasmas ermöglicht zwar grundsätzlich die Generierung von antimikrobiell wirkenden Spezies und damit auch eine gewisse Abtötungskinetik von einigen log-Stufen, eine sterilisierende Wirkung für die wichtigsten Referenzkeime und Sporen kann jedoch nicht durch die geringe Produktion der keimtötenden Spezies erreicht werden. Eine sichere und reproduzierbare Sterilisation, insbesondere auch bei größeren Durchsätzen von zu
sterilisierenden Gütern, ist mit diesem Verfahren nicht umsetzbar.
[0013] Bekannt ist die sterlisierende Wirkung von plasmageneriertem Gas, wie auch in der Patentanmeldung US 2010/0254853 AI beschrieben. Die Wirkung von plasmageneriertem Gas beruht im Wesentlichen auf der Generierung von NOx und freien Radikale mit den damit verbundenen langen Wirkzeiten von einer Stunde und darüber.
[0014] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nachteile der im Stand der Technik beschriebenen Lösungen zu beseitigen.
[0015] Die Aufgabe wurde gemäß den Merkmalen der Patentansprüche gelöst.
Erfindungsgemäß wurde sowohl ein schnelles und kostengünstiges Verfahren, als auch eine Vorrichtung zur Sterilisation von Gütern bereitgestellt, mit denen: a) die zur Sterilisation wirksamen Spezies in ausreichender Menge vorzugsweise unter Verwendung von Luft erzeugt werden, sowie b) eine effiziente und schonende Behandlung auch von strukturierten Gütern mit engen Spalten und Kapillaren ermöglicht wird und c) eine Sterilisation von Gütern und Stoffen in wenigen Sekunden erfolgen kann.
[0016] Überraschenderweise hat sich herausgestellt, dass insbesondere dieses Verfahren auch für eine kostengünstige und effiziente Sterilisation von preiswerten medizinischen
Massenprodukten und Verpackungsmitteln geeignet ist.
[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren besteht darin, dass der Ionisationsprozess des Prozessgases Luft, von dem eigentlichen Sterilisationsprozess räumlich getrennt erfolgt, indem für die Sterilisation wirksame Spezies sowohl in der Ionisationsphase als auch in der sich anschließenden Rekombinations- und Abkühlphase erzeugt werden und nur das sich hieraus bildende plasmaaktivierte Gasgemisch für die Sterilisation genutzt wird, eine direkte Plasmabehandlung somit nicht erfolgt.
[0018] Das Verfahren zur Dekontamination und Sterilisation von Gegenständen und Gütern ist durch folgende Schritte gekennzeichnet: a) Erzeugung eines Plasmas vorzugsweise aus Luft als Prozessgas, welches reaktive Stickstoff- und Sauerstoffspezies bildet b) Oxidation von NO zu N02, bei Temperaturen unterhalb von 400 °C, so dass sich ein plasmaaktiviertes Gasgemisch mit mindestens 0,3% N02-Anteil bildet
c) Inkontaktbringen dieses plasmaaktivierten Gasgemischs mit Wasser in einem oder mehreren seiner Aggregatzustände d) Inkontaktbringen des unter Punkt c) erzeugten Gasgemischs mit den zu
dekontaminierenden bzw. zu sterilisierenden Gegenständen und Gütern
[0019] Hierzu wird vorzugsweise trockene Luft als Prozessgas durch eine, vorzugsweise ein Volumenplasma bildende Plasmaquelle (z.B. Mikrowellenplasma) geführt und teilweise ionisiert, wobei üblicherweise unter Atmosphärendruck bei der Erzeugung ein heißes Luftplasma mit einer Gastemperatur von mindestens 1200 °C erzeugt wird. Nach Austreten des Plasmas aus dem Anregungsbereich der Plasmaquelle wird durch eine spezifizierte Abkühlung des Luftplasmas die Bildung eines aktivierten Plasmagases veranlasst, welches gegenüber dem Ausgangsgas Luft, nach einer gewissen Reaktionszeit einen Anteil von mindestens 0,3 % N02 enthält.
[0020] Es entspricht dem heutigen Stand der Technik durch numerische Simulation den Abkühlprozess in Abhängigkeit der erforderlichen Ausgangsspezies zu spezifizieren. Durch geeignete und bekannte Kühlmechanismen wird das Plasmagas je nach Erfordernis, mindestens jedoch unter 400 °C abgekühlt und ein plasmaaktiviertes Gasgemisch mit. N02- Konzentrationen von typischerweise zwischen 0,3 und 5% gebildet. Durch eine Befeuchtung des plasmaaktivierten Gasgemischs mit Wasser in einem oder mehreren seiner
Aggregatzustände in einem Temperaturbereich von -40 °C bis 400 °C wird eine teilweise Reaktion von Wasser mit Bestandteilen des Gasgemischs ermöglicht. Die Kontaktzeit des plasmaaktivierten Gasgemischs mit Wasser kann von Millisekunden bis zu Stunden betragen. Dieses sich durch die Reaktion mit Wasser gebildete Gasgemisch (sterilisierendes
Gasgemisch) als auch die aus der Reaktion des plasmaaktivierten Gasgemischs mit dem Wasser sich bildende Lösung (sterilisierende Lösung) können als sterilisierende Agens verwendet werden. Die Befeuchtung des plasmaaktivierten Gasgemischs mit Wasser kann bis zur Sättigung erfolgen.
[0021] Die zu sterilisierenden Güter werden nun dem mit Wasser befeuchteten Gasgemisch in einer vorgegeben Zeit zur Wirkung ausgesetzt. Das mit Wasser befeuchtete sterilisierende Gasgemisch wird hierzu entweder über die zu sterilisierenden Güter geleitet oder die Güter befinden sich in einer Prozesskammer, in die das mit Wasser befeuchtete sterilisierende Gasgemisch eingeleitet wird. Durch Veranlassung einer Mikrokondensation von gasförmigen Verbindungen auf der kühleren Substratoberfläche kann eine wesentliche Verkürzung der
Behandlungszeit und Erhöhung der Wirksamkeit erreicht werden. Durch Verwendung einer Düse am Ausgang der Plasmaquelle kann die schlagartige Expansion des Plasmagases nach Austritt aus der Düse zur Abkühlung und durch Unterschreitung der Taupunkttemperatur zur Mikrokondensation genutzt werden. Das zu sterilisierende Gut kann auch teilweise oder ganz zur Abkühlung des Plasmagases oder zur Mikrokondensation genutzt werden.
[0022] In Abhängigkeit von dem gewünschten Grad der Dekontamination ist eine Wirkzeit (Verweilzeit der zu sterilisierenden Güter im sterilisierenden Gasgemisch) von ca. 2
Sekunden bis zu 60 Min. je nach Applikation einzustellen.
[0023] Die Einstellung der gewünschten Befeuchtung mit Wasser kann durch bekannte Vorrichtungen wie z.B. Verdampfer, Bubbler, Ultraschallnebler, Eindüsung von Wasser oder Wasserdampf sowie mittels Eisdosierer oder Vereiser erfolgen. Die Reaktion des
plasmaaktivierten Gasgemischs mit Wasser kann auch in einem Puffergefäß erfolgen, welches teilweise mit Wasser gefüllt ist, auch kann das plasmaaktivierte Gasgemisch durch das Wasser durchgeleitet werden.
[0024] Nach Beendigung der vorgegebenen Wirkzeit wird die Prozesskammer mit Sterilluft so lange gespült bis die zulässigen MAK-Werte unterschritten sind. Eine Entsorgung des sterilisierenden Gases kann durch bekannte geeignete Maßnahmen, wie z.B. durch Einsatz eines Gaswäschers oder Absorbermaterials realisiert werden.
[0025] Zur Verbesserung der Wirkung in engen Lumen und Spalten kann die Prozesskammer vor Einleiten des sterilisierenden Gasgemisches evakuiert werden. Durch Einleiten des sterilisierenden Gasgemisches bis zum Erreichen des Atmosphärendrucks und darüber werden auch enge Lumen und Spalten sicher von dem bioziden Gasgemisch erreicht. Durch mehrfaches Anwenden einer Druckänderung während des Wirkprozesses des sterilisierenden Gases (Druckwechseltechnologie) kann der Sterilisationsprozess beschleunigt und die Funktionssicherheit insbesondere in Kavitäten erhöht werden. Durch eine höhere Anzahl von Druckzyklen kann die Druckdifferenz der Zyklen reduziert werden. Somit können auch druckempfindliche Güter behandelt werden.
[0026] Weiterhin kann das sterilisierende Gas durch die Prozesskammer geführt und anschließend wieder der Plasmaquelle zugeführt werden, so dass im Kreislaufprozess die Konzentration der bioziden Bestandteile des Plasmagases bis zur erforderlichen
Konzentration kontinuierlich erhöht werden kann.
[0027] Zur Behandlung von Gütern, die ganz oder teilweise aus Hohlräumen bestehen, kann das sterilisierende Gas direkt in oder durch die Hohlräume geleitet werden.
[0028] Eine sterilisierende Gasmischung kann auch dadurch erzeugt werden, indem Luft durch die bereits vorher hergestellte sterilisierende Lösung (15), hergestellt aus der Reaktion von plasmaaktiviertem Gasgemisch mit Wasser, geleitet wird und das sich daraus bildende befeuchtete Gasgemisch zur Sterilisation genutzt wird.
[0029] Es ist prinzipiell auch möglich das plasmaaktivierte Gasgemisch durch eine entsprechende synthetische Gasmischung zu ersetzen.
[0030] Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens besteht aus einer
Zuführeinrichtung für Luft, einer Plasmaquelle zur Erzeugung eines Plasmas, einer
Vorrichtung zur Oxidierung für das aus der Plasmaquelle austretende Luftplasma, einer Befeuchtungsvorrichtung mit Wasser und einer Prozesskammer für die Aufnahme der zu dekontaminierenden oder sterilisierenden Güter. Durch zusätzliche Anordnung einer
Vakuumpumpe bzw. einer Umluftfördereinheit oder eines Kompressors für das sterilisierende Gas kann die Vorrichtung zweckmäßig ergänzt werden.
[0031] Unter plasmaaktiviertes Gasgemisch ist im Sinne der Erfindung das sich nach einer Ionisation und anschließender Rekombination sowie Abkühlung bildende Gasgemisch zu verstehen, welches gegenüber dem Ausgangsgas neue Molekülverbindungen und Radikale beinhaltet.
[0032] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens und Vorrichtung gegenüber dem Stand der Technik liegen insbesondere darin begründet, dass eine sehr schnelle Inaktivierung der Mikroorganismen bis hin zur Sterilisation in wenigen Sekunden ermöglicht wird sowie eine direkte Plasmakontaktierung der zu behandelnden Stoffe und Gegenstände nicht erfolgt resp. erfolgen muss und für die Erzeugung der für die Dekontamination wichtigen Spezies vorzugsweise nur Raumluft resp. Umgebungsluft als Arbeitsgas und Wasser verwendet wird. Somit können selbst temperaturlabile Stoffe problemlos behandelt werden. Durch die zusätzliche kombinierte Wirkung von gasförmigen und flüssigen (Kondensat) Spezies werden extrem kurze und hochwirksame Behandlungszeiten der zu dekontaminierenden oder zu sterilisierenden Güter ermöglicht. Eine Materialschädigung kann somit weitestgehend vermieden werden. Durch die Trennung des Plasmaprozesses von dem Sterilisationsprozess ist eine direkte Wirkung des Plasmas auf die Materialeigenschaften der zu sterilisierenden
Güter und somit auch eine Rückkopplung auf den Plasmaprozess ausgeschlossen, welches zu einer wesentlichen Erhöhung der Prozesssicherheit führt.
[0033] Eine extreme Abkühlung des sterilisierenden Gasgemisches auf ca. 40 °C und tiefer ermöglicht somit auch eine zeitlich länger andauernde Humananwendung, z.B. zur
Desinfektion von Wunden und eine Behandlung von Lebensmitteln.
[0034] Mit der Umsetzung dieses Verfahrens ist es erstmalig möglich, ein sehr heißes Luftplasma mit seinem hohen Wirkungsgrad bezüglich der Erzeugung von antimikrobiellen Spezies für die Sterilisation, auch von temperaturempfindlichen und strukturierten Gütern, zu nutzen, indem die Erzeugungs- von der Wirkphase durch den zwischengelagerten
Kühlprozess voneinander getrennt wurde.
[0035] Dieses Verfahren arbeitet äußerst wirtschaftlich und effizient, da z.B. mit dem kostenlosen Arbeitsgas Luft sowie den geringen Mengen Wasser und nur einer Plasmaquelle mit einer Mikrowellenleistung von ca. 2kW bis zu ca. 4 m3 /h hochwirksames sterilisierendes Gasgemisch erzeugt werden kann. Dies ermöglicht beispielsweise eine
Flaschendekontamination bei Zykluszeiten von ca. 2s pro Flasche. Da der Plasmaprozess und der Sterilisationsprozess voneinander getrennt sind, können mit einer Plasmaquelle nacheinander mehrere Prozesskammern mit dem sterilisierenden Gasgemisch gefüllt werden. Somit ergibt sich z.B. für Preforms die Möglichkeit, diese entweder in einem
Hochratenprozess einzeln oder in einem Batchprozess in einer oder mehreren Kammern in großer Stückzahl zu desinfizieren.
[0036] Durch das hohe Diffusionsvermögen des sterilisierenden Gasgemisches, selbst durch gasdurchlässige Verpackungen (Tyvek), können strukturierte Güter mit engen Kapillaren und Spalten problemlos sterilisiert werden.
[0037] Das Verfahren kann durch Skalierung der eingespeisten Leistung und Anordnung mehrerer Plasmaquellen in einem großen Leistungsspektrum eingesetzt werden und eignet sich somit für kleine bis große Sterilisationsvolumen.
[0038] Dadurch, dass eine Gefahrgutlagerung von hochgiftigen Substanzen nicht erforderlich ist und prozessbedingt immer nur eine geringe Menge sterilisierendes Gasgemisch produziert wird, ist das Gefährdungspotenzial gegenüber Mensch und Umwelt auch im Falle einer Havarie der Anlage äußerst gering. Eine Anlagenüberwachung kann zum System gehören.
[0039] Die schnelle und hocheffiziente Wirksamkeit des Verfahrens konnte in mehreren mikrobiologischen Experimenten nachgewiesen werden.
[0040] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen erläutert.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1 : Experiment zum Nachweis der antimikrobiellen Wirkung des plasmaaktivierten Gasgemisches
[0041] Nachfolgend ist ein Experiment beschrieben. Verschiedene Variationen sind möglich und für einige die mikrobizide Effektivität des Verfahrens in Tabelle 1 angegeben.
[0042] Dekontamination von verschiedenen vegetativen und sporolierten Mikroorganismen durch ein sterilisierendes Gasgemisch, erzeugt durch Verwendung von trockener oder angefeuchteter Luft (NO, N02) und Mikrowellenplasma.
[0043] Als Reaktionskammer, somit als Prüfkörper, wurden 250 ml Laborglasflaschen verwendet. Die Kontamination der Prüfkörper erfolgte im Sprühverfahren. Nach Trocknung der Prüfkörper erfolgte die Behandlung. Die Ausgangskonzentration lag jeweils bei 108 KBE/ ml. Die Auswertung erfolgte mit standardisierten Methoden nach variierten Einwirkzeiten, 10 Sekunden bis 60 Minuten.
[0044] Die in der Tabelle 1 gezeigten Reduktionsfaktoren in log-Stufen (KBE/ ml) wurden nach den verschiedenen Nachwirkzeiten detektiert. Reduktionsfaktoren sind die Differenz zwischen dem Logarithmus der Kontrolle (log KBE) und dem Logarithmus der Anzahl der koloniebildenden Einheiten der Probe nach Einwirkung des plasmaaktivierten Gases. Die Nachweisgrenze lag bei 10"1.
Tab. 1 : Reduktionsfaktoren vegetativer/ sporolierter Mikroorganismen nach verschiedenen Nachwirkzeiten des plasmaaktivierten Gasgemisches
[0045] Die Experimente zeigen eine Beschleunigung der mikrobiellen Inaktivierung um einen Faktor > 10 unter Verwendung von Wasser. Zudem ist die Bedeutung von N02 deutlich zu sehen. Für die zu erzielende Inaktivierung kann das antimikrobiell wirkende Gasgemisch mittels Plasma oder synthetisch hergestellt werden. Diffusionsbarrieren wie zum Beispiel Tyvek verlangsamen die Inaktivierung, aber inhibieren sie nicht. Eine Variation der
Prüfkörper hat nur bei zunehmender Komplexität einen verzögernden Einfluss.
Erläuterung der Vorrichtung anhand der Figuren
[0046] Fig. 1 zeigt eine Vorrichtung, mittels der aus dem Prozessgas Luft (11) ein biozides sterilisierendes Gasgemisch (14) erzeugt wird und das zu sterilisierende Gut (9) von dem sterilisierendes Gasgemisch (14) umströmt wird.
[0047] Die Vorrichtung besteht aus einem Mikrowellengenerator (1), der die Plasmaquelle (2) mit Mikrowellenenergie versorgt, der Plasmaquelle (2), die unter Atmosphärendruck ein voluminöses heißes Plasma (5) erzeugt, einem Kompressor (4), der die Luft (11) durch die Plasmaquelle (2) führt und einer Vorrichtung (Kühlvorrichtung) zur Oxidation von NO (6), mittels der das aus der Plasmaquelle (2) austretende heiße Plasmagas (5) soweit gekühlt wird, dass eine Oxidation des NO zu N02 erfolgt und ein plasmaaktiviertes Gasgemisch (7) entsteht, welches im Befeuchter (3) mit Wasser (12) befeuchtet wird, wodurch das
sterilisierende Gasgemisch (14) entsteht, welches dem zu sterilisierenden Gut (9) zur Wirkung ausgesetzt wird, indem es von dem sterilisierenden Gasgemisch (14) umströmt wird.
[0048] Fig. 2 zeigt eine Vorrichtung, mittels der aus dem Prozessgas Luft (11) ein biozides sterilisierendes Gasgemisch (14) erzeugt wird und das zu sterilisierende Gut (9) in einer Prozesskammer (8) dem sterilisierenden Gasgemisch (14) zur Wirkung ausgesetzt wird.
[0049] Die Vorrichtung besteht aus einem Mikrowellengenerator (1), einer Plasmaquelle (2), einem Kompressor (4), einem Befeuchter (3), einer Vorrichtung zur Oxidation von NO (6), einer Prozesskammer (8), einer Vakuumpumpe (10) sowie einer Stell- und Regeleinheit (13).
[0050] Der Mikrowellengenerator (1) versorgt die Plasmaquelle (2) mit Mikrowellenenergie, so dass aus der zugeführten Luft (11) vorzugsweise unter Atmosphärendruck ein heißes Plasma (5) generiert wird.
[0051] Mittels Vorrichtung zur Oxidation von NO (6) wird das aus der Plasmaquelle (2) austretende Plasmagas (5) in einer vorbestimmten Zeit soweit gekühlt, dass ein
plasmaaktiviertes Gasgemisch (7) mit einem N02-Anteil von mindestens 0,5% gebildet wird. Dieses plasmaaktivierte Gasgemisch (7) wird in einem Befeuchter (3) mit Wasser (12) befeuchtet, so dass sich ein sterilisierendes Gasgemisch (14) bildet, welches in eine
Prozesskammer (8) geleitet wird, in der sich das zu sterilisierende Gut (9) befindet. Die Prozesskammer (8) kann ganz oder teilweise mittels Vakuumpumpe (10) evakuiert und mit dem sterilisierenden Gasgemisch (14) gefüllt werden, so dass das zu sterilisierende Gut (9) in einer vordefinierten Zeit dem sterilisierenden Gasgemisch (14) zur Wirkung ausgesetzt werden kann. Dieser Vorgang kann mehrfach wiederholt werden, um insbesondere Güter mit engen Kapillaren und Spalten sicher zu sterilisieren. Auch kann das zu sterilisierende Gut (9) in einer Sterilverpackung mit einer gasdurchlässigen Membran (Tyvek) dem sterilisierenden Gasgemisch (14) zur Wirkung ausgesetzt werden. Auch ist es möglich das sterilisierende Gasgemisch (14) durch die Prozesskammer (8) durchströmen zu lassen und dann zu
Entsorgen bzw. das sterilisierende Gasgemisch (14) über eine Stell- und Regeleinheit (13) im Kreislauf wiederum durch die Plasmaquelle (2) zu führen, so dass eine höhere Konzentration an bioziden Spezies im sterilisierenden Gasgemisch (14) erzielt werden kann.
[0052] Fig. 3 zeigt eine Vorrichtung, die mittels einer Plasmaquelle (2) biozides,
sterilisierendes Gasgemisch (14) und eine sterilisierende Lösung (15) erzeugt und eine Prozesskammer (8), die aus dem zu sterilisierenden Gut (9) selbst besteht.
[0053] Die Vorrichtung besteht aus einem Mikrowellengenerator (1), einer Plasmaquelle (2), einem Kompressor (4), einem Befeuchter (3), einer Vorrichtung zur Oxidation von NO (6) und einer Prozesskammer (8).
[0054] Die Prozesskammer (8) kann somit auch teilweise oder ganz aus dem zu
sterilisierenden Gut (9) selbst gebildet werden, wie z.B. bei Behältnissen und Schläuchen. Solche Behältnisse und Schläuche können z.B. Kanister, Becher, Flaschen sowie Rohre und Medizinprodukte, wie Endoskope und Katheter, sein.
Bezugszeichenliste
1 Mikrowellengenerator
2 Plasmaquelle
3 Befeuchter
4 Kompressor
5 heißes Plasma
6 Kühlvorrichtung
7 plasmaaktiviertes Gasgemisch
8 Prozesskammer
9 zu sterilisierendes Gut
10 Vakuumpumpe
11 Luft
12 Wasser
13 Steuer- und Regeleinrichtung
14 sterilisierendes Gasgemisch
15 sterilisierende Lösung