Vernetzbare Polyamidformmassen und damit hergestellte Formteile
Die Erfindung betrifft gemass dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs 1 vernetzbare, thermoplastische Polyamidformmassen, wobei die Polyamide aus- gewählt sind aus einer Gruppe, die aus amorphen oder mikrokristallinen Polyamiden, aus Copolyamiden derselben und deren Blends sowie aus Blends aus solchen Polyamiden mit teilkπstallmen Polyamiden besteht. Die Erfindung betrifft zudem entsprechende vernetzte Polyamidformteile gemass dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs 13.
Das Bereitstellen von Polyamidformmassen zum Herstellen von transparenten Polyamidformteilen mit guter Transparenz, chemischer Resistenz und hoher dynamischer Belastbarkeit ist aus der deutschen Offenlegungsschπft DE 102 24 947 Al bekannt. Mit solchen Polyamidformmassen hergestellte Polyamidformteile weisen einen Schmelzpunkt von 233-239 0C auf. Für den Einsatz bei Temperaturen von über 250 0C sind solche Polyamidformteile schon wegen dieses Schmelz¬ punktes nicht geeignet.
Durch Vernetzen der Polyamide mittels hochenergetischer Elektronen-Strahlung gelang es erstmals, die Loshchkeit eines vorgeformten Polyamidbauteils in heis- sem Paracresol und dessen temperaturbedingte Anfälligkeit auf plastische Deformation („plastic flow") bei Temperaturen von über 250 0C zu senken (vgl. US 2,858,259).
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Aus der internationalen Patenanmeldung WO 03 /037968 Al ist bekannt, dass aus kristallinen Thermoplasten mittels Strahlenvernetzen hergestellte Formteile eine Wärmeformbeständigkeit aufweisen, die kurzzeitig Temperaturen wiederstehen können, welche bei Lötprozessen entstehen. Diese thermische Widerstands- fähigkeit wurde erreicht, indem mittels Elektronenstrahlbeschuss an der Oberfläche der Bauteile ein wesentlich höherer Vernetzungsgrad als im Inneren dieser Bauteile erzielt wurde. Als Vernetzungsmittel wurde unter anderem TAIC (Trially- lisocyanurat) verwendet.
Die Verwendung von TAIC (Triallylisocyanurat) ist ebenfalls aus EP 0 007 114 Bl bekannt. Dort wird für die Herstellung von Polyamidfolien offenbart, wie die Vernetzungsreaktion mit den zweiwertigen, aromatische Resten des aromatischen Polyamid abläuft, dessen Polymere stets wiederkehrende Einheiten mit solchen zweiwertigen, aromatische Resten aufweist. Das Dokument offenbart sowohl eine erhöhte Temperaturresistenz als auch verbesserte elektrische Eigenschaften.
Aus der japanischen Patentanmeldung JP 2003/327726 A2 ist ebenfalls bekannt, dass aus strahlenvernetzten Polyamiden hergestellte Formteile eine Wärmeformbeständigkeit aufweisen, die während 60 Sekunden Temperaturen von 260 0C wiederstehen können, welche bei Lötprozessen entstehen. Diese thermische Widerstandsfähigkeit wurde erreicht, indem das Vernetzen mittels Ionenstrahlbe- schuss erzielt wurde. Allerdings mussten ein bromhaltiges Flammschutzmittel, ein Antimon-basiertes Flammschutz-Hilfsmittel und als weiteres Hilfsmittel eine Tonerde (Hydrotalzit) der Schmelze beigemischt werden.
Keines der zitierten Dokumente gibt dem Fachmann Hinweise über die Farbe bzw. die Transparenz der hergestellten Polyamidformteile.
Aus US 5,411,663 sind vernetzbare, alkohol-unlösliche und transparente Polya- midzusammensetzungen bekannt, die aus amorphen, linearen und alkohollöslichen Polyamidpolymeren (Typ 8 Nylon) mittels einem Vernetzungsadditiv hergestellt werden. Dabei vernetzen die Polymere untereinander durch säurekatalysierte Molekülinteraktion.
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Aus EP 1 465 308 ist eine weitere vernetzbare, transparente Polyamidzusammensetzung bekannt, die wenigstens ein amorphes lineares Polyamid und ein Vernetzungsadditiv enthält. Die Materialzusammensetzung umfasst mindestens eine Abriebkomponente und eine Weich- und/oder Rückschrumpfkomponente. Dabei weist die Abriebkomponente in Form eines Thermoplasts einen Schmelzpunkt oder Tg auf, der grösser ist als 130 0C, Die Weich- und/oder Rückschrumpfkomponente dagegen ist ein Thermoplast mit einem Schmelzpunkt oder Tg < 130 0C.
Aus EP 0 046 954 sind weitere transparente Polyamidzusammensetzungen bekannt, die ein Polyamid und ein Vernetzungsadditiv enthalten. Das aromatische Polyamid enthält jeweils eine organische Siliziumverbindung, welche bevorzugt in der Form X'Si(OR')3 als Silankopplungsmittel zugegeben wird. Dabei stellt X' eine organische funktionelle Gruppe und R' einen Alkylrest dar. Die Herstellung von Formteilen erfolgt stets aus einer Lösung der aromatischen Polyamide in einem geeigneten Lösungsmittel; diese Formulierungen sind deshalb nicht thermoplastisch verarbeitbar. Eine Hitzebehandlung bei über 200 0C erhöht die Transparenz der Produkte durch eine Reaktion zwischen den aromatischen Polyamiden und der Siliziumverbindung.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, alternative vernetzbare Polyamidformmassen vorzuschlagen, welche die Produktion von vernetzten Formteilen erlauben, die auf Grund der Vernetzung deutlich verbesserte mechanische, chemische und thermische Eigenschaften besitzen.
Diese Aufgabe wird gemäss einem ersten Aspekt erfüllt, indem eine vernetzbare Polyamidformmasse gemäss den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 1 vorgeschlagen wird. Dabei sind die Polyamide aus einer Gruppe ausgewählt, die aus amorphen oder mikrokristallinen Polyamiden, aus Copolyamiden derselben und deren Blends sowie Blends aus solchen Polyamiden mit teilkristallinen Polyamiden, besteht. Die erfindungsgemässe Polyamidformmasse ist dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Vernetzungsadditiv umfasst, das unter energiereicher Bestrahlung das Erzeugen von vernetzten, aus dieser Polyamidformmasse geform-
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ten Formteilen mit einem Tg-Wert von > 140 0C und bei Temperaturen von > 180 0C eine Formbeständigkeit von mindestens 90 % bewirkt, wobei diese Polyamide einen im wesentlichen linearen Aufbau und deren Monomere keine olefinischen C=C - Doppelbindungen aufweisen.
Diese Aufgabe wird gemäss einem zweiten Aspekt erfüllt, indem vernetzte, aus einer entsprechenden Polyamidformmasse hergestellte Polyamidformteile gemäss den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 13 vorgeschlagen werden. Dabei sind die Polyamide aus einer Gruppe ausgewählt, die aus amorphen oder mikro- kristallinen Polyamiden, aus Copolyamiden derselben und deren Blends sowie Blends aus solchen Polyamiden mit teilkristallinen Polyamiden, besteht.
Diese Aufgabe wird gemäss einem dritten Aspekt erfüllt, indem die Verwendung einer erfindungsgemässen Polyamidformmasse zum Herstellen von vernetzten Polyamidformteilen gemäss den Merkmalen des Anspruchs 24 vorgeschlagen wird.
Weitere bevorzugte Polyamidformmassen, vernetzte Polyamidformteile bzw. Verwendungen solcher Polyamidformmassen oder Polyamidformteile ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen,
Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung bezeichnet der Begriff „Transparente Polyamide" (Co)Polyamide bzw. (Co)Polyamidformmassen, deren Lichttransmission mindestens 70 % beträgt, wenn das Polyamid in Form eines Plättchens mit einer Dicke von 2 mm vorliegt. Rundplatten von 70 x 2 mm werden auf einer Arburg Spritzgussmaschine im polierten Werkzeug hergestellt, wobei die Zylindertemperatur zwischen 240 und 340 0C und die Werkzeugtemperatur zwischen 20 und 140 0C liegt. Die Messung der Lichttransmission wird stan- dardmässig auf einem UV/VIS-Spektrometer der Firma Perkin-Elmer im Bereich von 200 bis 800 nm an solchen Rundplatten der Dimension 70 x 2 mm ausgeführt. Der Transmissionswert wird jeweils für eine Wellenlänge von 540 nm angegeben.
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Ein erstes Anwendungsgebiet der vorliegenden Erfindung betrifft das Herstellen von opto-elektronischen Bauteilen. Der Forderung nach einer effizienteren Produktionsweise von elektronischen Schaltungen kann nämlich insbesondere dann nachgekommen werden, wenn die einer Leuchtdiode (LED) zugeordnete optische Linse vor dem Kontaktieren dieser LED auf der Leiterplatte montiert werden kann. Ein solches Vorgehen bedingt jedoch, dass die Linse während dem Löten einer Temperatur von ca. 260 0C ausgesetzt ist. Zum Kern der vorliegenden Erfindung gehören somit optische Bauteile aus vernetztem Polyamid. Hierbei ist es von hoher Bedeutung, dass die guten optischen Eigenschaften der transparenten Polyamide auch in vernetztem Zustand weitgehend erhalten bleiben.
Eine besonders interessante Anwendung für transparente Kunststoffe stellt beispielsweise die Aufsatzlinse für LED dar, die zur Zeit aus Polycarbonat gefertigt wird. Diese Linse sorgt für eine verbesserte Lichtabgabe bzw. eine erhöhte Licht- auswertung der LED. Weil Polycarbonate Temperaturen, die zum Löten notwendig sind, nicht ertragen, führt diese Temperatureinwirkung während des Lötens unweigerlich zu einem Verzug der Polycarbonatlinse. Deshalb müssen diese LED samt Linse mit Leitkleber an den Leiterplatten befestigt werden. Einerseits wird dieser Prozessschritt nicht von allen Herstellern wirklich beherrscht und anderer- seits verteuert dieser Prozessschritt die Herstellung von LED-bestückten Leiterplatten mit optischen Linsen für diese LED. Beide Umstände behindern die Verbreitung dieser an sich gewünschten und in ihrer technischen Anwendung stark wachsenden Technologie.
Die Glasübergangstemperatur (Tg) der im Handel erhältlichen, transparenten Polyamide, welche für den genannten optischen Verwendungszweck geeignet wären, wurde gemäss EP 0 837 087 Bl mit 157 0C ermittelt und liegt heute bei maximal 215 0C. Deshalb können herkömmliche Polyamide trotz der sehr guten optischen Eigenschaften der Linsen mit einer Dichte von < 1.1 g/cm3, mit einem Brechungskoeffizienten von nD 20 > 1.50 und mit einer Abbe-Zahl von > 40 (vgl. EP 0 837 087 Bl) nicht verwendet werden.
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Solche LEDs, ausgestattet mit einer Aufsatzlinse werden für die Herstellung der Hintergrundbeleuchtung bei Flach- oder „Fiat-Panel-" Bildschirmen eingesetzt.
Die erfindungsgemässe Polyamidformmasse von spritzgegossenen Linsen aus ei- ner Mischung von transparentem Polyamid und 1-10 % TAIC wurden unter Elektronenbestrahlung vernetzt. Derart hergestellte Linsen für LED überstehen den bleifreien Lötprozess, der bei Temperaturen von bis über 250 0C ausgeführt wird, im wesentlichen ohne bzw. mit nur wenig Verzug und ohne Blasenbildung. Es hat sich herausgestellt, dass durch den Zusatz von Vernetzungsagenzien, insbeson- dere TAIC, die Verarbeitungstemperatur im Spritzguss (abhängig von Konzentration und Typ) um bis zu 30 0C gegenüber dem reinen Polyamid reduziert werden kann. Daraus resultiert eine durchaus wünschbare Verminderung bzw. ein Unterbinden der Vergilbung solcher Linsen. Vorzugsweise wird der gesamte Zyklus von der Spritzgussverarbeitung, über das Bestrahlen bis zum Reflow-Löten in einer inerten, sauerstofffreien Atmosphäre durchgeführt, so dass eine Vergilbung zumindest weitgehend vermieden werden kann.
Ein weiteres Anwendungsgebiet der vorliegenden Erfindung betrifft das Herstellen von strukturellen Bauteilen, wie z.B. Behälter, Schalen und/oder Deckel zur Auf- nähme bzw. zum Abdecken von medizinischen Instrumenten während und allenfalls nach der Sterilisation. Insbesondere für die Heissluftsterilisation in Autoklaven, wird gemäss eine Mindesttemperaturverträglichkeit von 200 0C vorausgesetzt (vgl. Wissenschaftliche Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in der Version 2.0 vom Mai 2000). Ebenso können mit den erfindungsgemäss vernetzten, transparenten Polyamiden unzerbrechliches Essgeschirr aber auch transparente Tellerdeckel für die Verwendung in Mikrowellenkochgeräten hergestellt werden.
Wie beschrieben, sind erfindungsgemäss hergestellte Polyamidformteile optische Bauteile z.B. optische Linsen für LED, welche vor dem Kontaktieren der LED und/oder anderer elektronischen Bauteile mittels bleifreiem Löten an einer Leiterplatte befestigt werden. Damit die optische Funktion dieser Linsen aufrecht erhalten bleibt, müssen diese zu mindestens 90 %, vorzugsweise aber zu mindes-
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tens 95 % ihre Transparenz und ihre Formbeständigkeit behalten. Solche Linsen müssen den Vorgang des bleifreien Lötens also im wesentlichen ohne Verzug und ohne Blasenbildung überstehen. Auch das für optische Bauteile bedeutende Haze wird durch die Bestrahlung, Konditionierung oder das Reflow-Löten nur wenig oder gar nicht beeinflusst, so dass reflowgelötete Formteile einen kleinen Haze von bevorzugt < 1.0 aufweisen. Erfindungsgemäss hergestellte Polyamidformteile können aber auch andere optische Linsen bzw. Frontscheiben und weitere transparente Bauteile, wie z.B. optische Elemente oder Beleuchtungseinsätze von medizinischen Endoskopen sein, die thermisch resistent für die Anwendung von wie- derholten Sterilisierungen, vorzugsweise für die Anwendung der Heissluftsterilisa- tion bei mindestens 200 0C sein müssen.
Als weiteres Anwendungsgebiet ist die Fahrzeugherstellung zu nennen, bei der eine thermoplastische Polymer-Formmasse zum Herstellen von für Betriebstem- peraturen von mindestens 180 0C geeigneten, metallisch beschichteten Lichtreflektierbauteilen auf der Basis von Thermoplasten verwendet wird. Solche Formmassen umfassen Polyamide, die ausgewählt sind aus einer Gruppe, welche aus Homopolyamiden, Copolyamiden sowie Mischungen (Blends) aus Homopolyami- den und Copolyamiden und Mischungen aus Homopolyamiden oder Copolyamiden besteht, wobei diese Polyamide ausgewählt sind aus einer Gruppe, die amorphe und transparente Polyamide umfasst, und wobei diese Polyamide eine Glasübergangstemperatur (Tg) von mindestens 180 0C aufweisen. Dabei kann die erfindungsgemäss vernetzte, transparente Polyamidformmasse zum Herstellen der hochtemperaturbeständigen Tragschicht solcher Lichtreflektierbauteile verwendet werden. Es können dabei kostengünstige Polyamide eingesetzt werden, die beispielsweise eine Glasübergangstemperatur von nur 140 0C (im trockenen Zustand) aufweisen, die sich aber dank ihrer niedrigen Viskosität speziell gut zum Spritzgiessen eignen. Durch den Zusatz von Vernetzungsagenzien, insbesondere TAIC, können die Spritzgussbauteile anschliessend vernetzt und damit deren kurzfristige Gebrauchstemperatur bis auf Werte von über 250 0C erhöht werden. Als Schutzschicht für die Reflexionsschicht (die normalerweise aus Aluminium besteht) in solchen Lichtreflektierbauteilen kann eine dünne Schicht der erfindungs-
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gemässen, vernetzten Polyamidformmasse aufgespritzt oder als Folie auflaminiert werden.
Vorteilhaft ist zudem, dass die vernetzten transparenten Formteile eine im Ver- gleich zu unvernetzten Formteilen deutlich bessere Beständigkeit gegenüber Chemikalien und Lösungsmitteln aufweisen.
Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung werden „olefinische Monomere" so definiert, dass diese isolierte bzw. konjugierte C=C - Doppelbindungen enthalten, welche radikalisch oder ionisch polymerisierbar sind. Es ist allgemein bekannt, dass C=C - Doppelbindungen in Olefinen (d.h. in Alkenen und Cycloal- kenen) eine deutlich höhere Reaktivität gegenüber aromatischen Systemen aufweisen und daher unter den Bedingungen einer energiereichen Bestrahlung, wie z.B. einer Elektronenbestrahlung Anlass für spontane Vernetzungsreaktionen ge- ben.
Aromatische Verbindungen haben eine deutlich höhere chemische Beständigkeit und gehen vor allem bevorzugt solche Reaktionen ein, bei der die aromatische Struktur erhalten bleibt. Aromaten gelten unter anderem auch als besonders strahlungsstabil. Die Vernetzungswirkung ist bei gleicher Strahlendosis und Zeit deutlich geringer als z.B. bei Aliphaten.
Daher werden für die erfindungsgemässen vernetzbaren und thermoplastisch verarbeitbaren Polyamidformmassen ausschliesslich Polyamide mit aliphatischem und/oder cycloaliphatischem und/oder teilaromatischem Charakter verwendet. Vollaromatische Polyamide gehen damit nicht in die erfindungsgemässen Formmassen ein.
Vernetzungsmittel sind polyfunktionelle, zumeist niedermolekulare Verbindungen. Diese Vernetzungsadditive fördern Vernetzungsreaktionen und weisen mindestens einen Rest mit der Formel (I), (II), (III) und/oder (IV) auf:
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(I) (H)
(III) und (IV)
wobei R1, R2, bzw. R3 unabhängig voneinander Wasserstoff oder einen Alkylrest darstellen, welcher 1 bis 6 Kohlenstoffatome besitzt, oder die folgende Struktur- formel (V) oder (VI) aufweist:
(V) oder (VI)
wobei R
4, R
5 bzw. R
6 unabhängig voneinander Wasserstoff, einen Alkylrest mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen, einen Hydroxylalkylrest mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen, einen Carboxyalkylrest mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen oder einen haloge- nisierten Alkylrest mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen darstellen. Bevorzugte Beispiele solcher Vernetzungsmittel umfassen Triallylcyanurat, Triallylisocyanurat, Dial- Iy Icya nursäure, Tris(2-hydroxyethyl)-cya nursäure, Tris(2-carboxyethyl)cyanur- säure, Diallylisophthalat, Diallylcarbonate (z.B. Diethylenglykol-bis(allylcarbonat), Diallylmaleat, Trimethylolpropantrimethacrylat, Ethylenglykoldimethacrylat und Divinylbenzen.
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Die Vernetzer werden üblicherweise in Konzentrationen bis zu 10 Gew.-%, bevorzugt bis zu 7 Gew.-% und speziell bevorzugt bis zu 4 Gew.-%, eingesetzt. Be¬ vor die formgebende Verarbeitung (z.B. Spritzguss oder Extrusion) durchgeführt wird, werden die Vernetzer auf das Granulat der verwendeten Polyamide aufge- tragen, d.h. bevorzugt in Flüssigkeiten auf das Polyamid-Granulat aufgetrommelt oder im Trockenverfahren aufgepudert. Eine Möglichkeit speziell hohe Flüssigkeitsmengen zu dosieren ergibt sich auf der Basis sogenannter mikrogeschäum- ter Granulate (vgl. z.B. das im Markt erhältliche Produkt ACCUREL® der Firma Membrana GmbH, 63784 Obernburg, Deutschland). Bei diesem Vorgehen wird der Vernetzer in die Kavitäten des Hohlkammergranulats aufgenommen und haf¬ tet nicht wie im Fall von üblichem Granulat nur an der Oberfläche desselben. Es kommt allerdings vor, dass der Vernetzer nach einiger Zeit ins Innere der konventionellen Granulate diffundiert.
Als Transparente Polyamide kommen beispielsweise folgende Polyamid-Zusammensetzungen in Frage;
1. Ein Polyamid, das aufgebaut ist aus verzweigten oder unverzweigten, a- liphatischen oder cycloaliphatischen Diaminen, bevorzugt aus PACM und/oder MACM und aus aliphatischen Dicarbonsäuren mit 8 bis 36 C-
Atomen, wobei ClO, C12, C13, C14 und C18 Dicarbonsäuren speziell bevorzugt sind. Solche Polyamide sind z.B. die Homopolyamide MACM 12, MACM 18, oder PACM 12 oder die Copolyamide MACM 12/PACM12, MACM18/PACM 18.
2a. Polyamide mit aromatischen Dicarbonsäuren mit 8 bis 18 C-Atomen, wobei Terephthalsäure (TPS) und Isophthalsäure (IPS) bevorzugt sind. Die Diamine sind in diesem Fall bevorzugt aliphatisch oder cycloaliphatisch. Beispielhafte Polyamide sind 6I/6T, TMDT, 6I/MACMI/MACMT, 6I/PACMI/PACMT, 6I/6T/MACMI, MACMI/MACM36 und 61.
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2b. Polyamide mit Lactamen und/oder Aminocarbonsäuren als Monomeren. Beispielhafte Lactam haltige Polyamide sind 12/PACMI, 12/MACMI, 12/MACMT, 6/MACMT, 6/61 und 6/IPDT.
3. Polyamide mit Diamin, das einen aromatischen Kern besitzt, wie z.B. MXDA. Die Dicarbonsäuren haben eine aromatische und/oder aliphatische Struktur. Ein beispielhaftes Polyamid ist das Copolyamid 6I/MXDI.
Die Erfindung umfasst auch transparente Blends von transparenten (also amor- phen oder mikrokristallinen) Polyamiden sowie transparente Blends von solchen transparenten Polyamiden mit teilkristallinen Polyamiden. Bevorzugte transparente Blends von transparenten Polyamiden mit teilkristallinen Polyamiden weisen eine Transmission von über 70 % auf und umfassen GRILAMID TR 90 (in der IUPAC-Nomenklatur als PA MACM12 bekannt) sowie bis zu 40 Gew.-% Polyamid 12 (PA 12). Besonders bevorzugte Blends umfassen GRILAMID TR 90 (bzw. PA MACM12) und bis zu 20 Gew.-% PA 12.
In einer besonderen Ausführungsform besitzen die erfindungsgemäss hergestellten und vernetzten Formteile eine Transmission von über 70%, bevorzugt von über 80% und insbesondere von über 85%. Solche transparenten Formteile weisen einen Haze von unter 7%, bevorzugt unter 5% und insbesondere unter 3% auf.
Wie Beispiel 1 (siehe Tabelle 2) zeigt, lassen sich auf Basis hochreiner Rohstoffe auch qualitativ hochwertige optische Formkörper, wie z.B. Linsen herstellen, die nach erfolgter Vernetzung eine Transmission von über 88% und einen Haze von unter 1.5% aufweisen.
Linsen aus vernetzten Polyamiden des eben definierten Typs 1 weisen eine Dichte von < 1.1 g/cm3, einen Brechungskoeffizienten von nD 20 > 1.50 und eine Abbe- Zahl von > 40 auf. Linsen aus vernetzten Polyamiden des eben definierten Typs 3 weisen eine Dichte von < 1.3 g/cm3, einen Brechungskoeffizienten von nD 20 > 1.59 und eine Abbe-Zahl von > 25 auf. Linsen aus vernetzten Polyamiden der
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eben definierten Typen 2a und 2b weisen charakteristische Werte auf, welche zwischen den Extremwerten der Typen 1 und 3 liegen.
Bevorzugt werden Polyamidformmassen verwendet, mit welchen Polyamidform- teile hergestellt werden können, die eine Glasüberganstemperatur (Tg) von mindestens 140 0C aufweisen. Bevorzugt wird ein Tg > 150 0C, speziell bevorzugt ein Tg > 170 0C.
Im folgenden wird die Erfindung an Hand von Beispielen näher erläutert.
Beispiel 1:
Auf das vorgetrocknete Granulat der ausgewählten Polyamide wurden jeweils 0, 2 oder 3 Gew.-% TAIC (TAICROSS® der Firma Degussa) aufgetragen und in ei- nem Mischer während 60 Minuten aufgetaumelt. Mittels einer Arburg 305-
210/210-700 Spritzgussmaschine wurden Probenkörper mit einer Grosse von 60 x 10 x 1 mm und Rundplatten mit einem Durchmesser von 70 mm und einer Dicke von 2 mm hergestellt. Für GRIL-AMID TR 90 (PA MACM12) lagen die Zylindertemperaturen im Bereich von 240 0C bis 280 0C und für TR FE5577 (PA 6I/MXDI) im Bereich von 260 0C bis 300 0C. An Hand der Prüfstäbe wurde die Vergilbung, die Blasenbildung und der Verzug qualitative beurteilt. Die Rundplatten, die mit Hilfe eines polierten Werkzeugs gefertigt wurden, dienten der Bestimmung der Transmission und des Haze.
Die Probekörper wurden spritztrocken in Aluminiumbeutel eingeschweisst und in dieser Form mit Elektronen bestrahlt. Die Bestrahlung mit Elektronen erfolgte bei der Firma Beta-Gamma-Service in Bruchsal (Deutschland) auf einer 10 MEV- Elektronenbeschleunigeranlage mit einer Strahlendosis von 33 kGy pro Durchlauf. Die höheren Dosen wurden durch mehrmaligen Durchlauf der Proben durch den Bestrahlungsbereich realisiert.
Nach dem Bestrahlen wurde die Probekörper direkt (trocken) oder nach Konditionierung (Joint Industry Standard : IPC/JEDEC J-STD-020C, Moisture Sensitive Le-
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vel 2, JuIy 2004) einem Reflow-Lötprozess unterworfen. Hierzu durchliefen die Probekörper in einem Vollkonvektions-Reflow-Lötofen ESSEMTEC 300 FC ein Temperatur/Zeit-Profil entsprechend der Norm IPC/JEDEC J-STD-020C. Dabei wurde die Peaktemperatur von 260 0C für mehr als 40 Sekunden aufrecht erhal- ten. Die Transmission wurde an Hand der Rundplatten bei einer Wellenlänge von 540 nm mittels eines PERKIN ELMER UV/VIS Spektrometers bestimmt. Die Haze- Werte wurden mit dem Gerät HAZE-GARD PLUS der Firma Byk-Gardener nach ASTM D1003 bestimmt.
Die Tabelle 1 fasst die Ergebnisse mit den trockenen und die Tabelle 2 diejenigen mit den konditionierten Prüfkörpern zusammen.
Tabelle 1 : Ergebnisse nach Reflowprozess (trocken, ohne Konditionierung)
Tabelle 2: Ergebnisse nach Reflowprozess (nach Konditionierung gemäss Standard IPC/JEDEC J-STD-020C MSL2)
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Legende zu den Tabellen 1 und 2;
Vergilbung ; + + sehr gering (Δ Yellow-Index < 2), + (Δ Yellow-Index = 2-4) o (Δ Yellow-Index = 4-7)
- (Δ Yellow-Index = 8-10), - hoch (Δ Yellow-Index > 10) Verzug; ++ sehr geringer Verzug, -- starker Verzug
Blasenbildung : ++ keine Blasen, + einzelne kleine Blasen, o wenige kleine Blasen, - deutliche Blasenbildung,
-- gesamtes Formteil mit Blasen überzogen nb: nicht bestimmt
Der Yellow-Index (Gelbindex) wurde mit dem Dr. Lange Color-Pen LMG 159 nach DIN 6167 bestimmt.
GRILAMID TR 90 hat vor dem Reflow-Löten einen Yellow-Index von 1.5, einen Haze von 0.8 % und eine standardmässig bei 540 nm bestimmte Transmission von 91 %. Der Yellow-Index von TR FE5577 ist 10.
Die Bestimmung des Gelanteiles erfolgte an Hand der Löslichkeit der bestrahlten Proben in für Polyamide geeigneten Lösungsmitteln. Der Gelanteil entspricht dem im Lösungsmittel unlöslichen Anteil der Probe und wird in Gew.-% angegeben. Als Referenz wurde jeweils das unbestrahlte Material überprüft, wobei der Gelanteil < 1 % ist. Der Gelanteil wurde für Proben aus GRILAMID TR 90 mit einem Gemisch aus Trifluorethanol und Chloroform im Verhältnis 3 :2 bei 23 0C und für Proben aus GRILAMID TR FE5577 mit Benzylalkohol bei 180 0C (während jeweils 8 Stunden) bestimmt.
Tabelle 3 : Gelanteil der mit Elektronen bestrahlten Proben
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Beispiel 2:
GRILAMID TR 90 wurde auf einem an sich bekannten Werkzeug zum Spritzgies- sen von optischen Linsen für LED, auf einer Spritzgussmaschine DEMAG Ergotech 35-120 mit einer 25 mm Schnecke verarbeitet. Das Werkzeug war ein elektrisch beheiztes 4-fach Werkzeug mit Kaltkanal und Punktanschnitten. Die Zylindertemperaturen betrugen zwischen 240 und 280 0C. Es standen folgende zwei Materialvarianten zur Verfügung :
A) GRILAMID TR 90 natur mit 3 Gew.-% TAIC (flüssig aufgetrommelt);
B) GRILAMID TR 90 natur mit 12 Gew.-% Masterbatch, bestehend aus 75 % GRILAMID TR 90 natur und 25 % TAIC
GRILAMID TR 90 (PA MACM12) mit flüssig aufgetrommeltem TAIC (Variante A) hat unmittelbar nach der Additivierung eine feucht-klebrige Konsistenz, lässt sich jedoch gut einziehen und verarbeiten. Variante B, bei der TAIC in Form eines Masterbatches zudosiert wird, zeigt ebenfalls ein unproblematisches Dosier- und Verarbeitungsverhalten.
Die LED-Linsen wurden auf ihre 3D-Abbildungsgenauigkeit im Verhältnis zum Formnest vermessen. Dabei stellten sich für beide GRILAMID TR 90 - Varianten extrem gute Werte heraus, wie sie bisher bei Kunststoff-Linsen noch nicht beobachtet werden konnten.
Die LED-Linsen wurden spritztrocken in Aluminiumbeutel eingeschweisst und in dieser Form mit Elektronen bestrahlt. Die Elektronenbestrahlung wurde, wie bereits in Beispiel 1 beschrieben, durchgeführt. Die Dosis betrug 99 kGy.
Die Varianten A und B wurde nach dem Bestrahlen entweder vorgetrocknet oder konditioniert (IPC/JEDEC J-STD-020C, Moisture Sensitive Level 2) dem Reflow- Lötprozess nach Standard IPC/JEDEC J-STD-020C in einem ESSEMTC 300FC - Lötofen unterzogen. Vergilbung, Blasenbildung und Verzug wurden wiederum qualitativ beurteilt und die Ergebnisse in Tabelle 4 aufgeführt.
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Tabelle 4: Qualitative Beurteilung der LED-Linsen nach dem Reflow-Löten
Zur Erläuterung dieser Resultate wird auf die Legende zu den Tabellen 1 und 2 verwiesen.
Die vernetzten transparenten Probekörper und LED-Vorsatzlinsen aus GRILAMID TR 90 zeigen bereits ab einer Konzentration von 2 % TAIC und einer Strahlendosis von 66 kGy eine sehr gute Lötfestigkeit. Das heisst, es wurden keine Blasen im oder auf der Oberfläche des Formteils während dem Reflow-Löten festgestellt, welches gemäss dem Joint Industry Standard IPC/JEDEC J-STD-020C durchgeführt wurde. Dazu ist der Verzug des Formteils sehr gering. Um die gleiche Löstfestigkeit beim teilaromatischen FE5577 zu erreichen, bedarf es einer höheren Strahlendosis (99 kGy) und einer TAIC-Konzentration von mindestens 3 %. Insbesondere tritt auch dann keine Blasenbildung beim bleifreien Löten auf, wenn die bestrahlten Formteile gemäss Joint Industry Standard IPC/JEDEC J-STD- 020C, MSL2 konditioniert wurden. Die erfindungsgemäss verwendete Strahlendosis ist grösser als 50 kGy, bevorzugt wird mit einer Dosis im Bereich zwischen 60 und 100 kGy gearbeitet.
Die Vorsatzlinsen wurden wie üblich separat in eigenen Werkzeugen gespritzt und nach dem Bestrahlen auf die LED-Gehäuse aufgesteckt bzw. aufgeklipst. An- schliessend wurden die Vorsatzlinsen verstemmt bzw. vernietet. Alternativ kann die vollständig aufgebaute LED als Einlegeteil in ein Spritzgusswerkzeug einge- setzt werden und dieser LED (ähnlich dem 2-Komponentenspritzgussverfahren) eine Linse, z.B. aus TR 90 oder TR FE5577, im sogenannten „Montagespritzguss" anspritzen. Dies hat den Vorteil, dass die Linse kleiner hergestellt werden kann. Dadurch wird die Massabweichung geringer ausfallen, die optische Ein-/Aus- kopplung von Licht effizienter sein und es werden keine Wackel- oder Dichtig- keitsprobleme auftreten. Im Allgemeinen wird GRILAMID TR bei niedrigeren
Temperaturen verarbeitet als das LED-Reflektorgehäuse aus GRIVORY HT. Reicht
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je nach Materialwahl die dabei erreichbare Verbundhaftung nicht für eine gute Verbindung aus, dann kann eine Haftschicht und/oder ein Formschluss vorgesehen werden. Hinsichtlich der Verbundhaftung zu GRIVORY HT weist FE5577 Vorteile gegenüber GRILAMID TR 90 auf.
Trotz des Anteils von bis zu 5 % TAIC in der Polyamidformmasse weisen die Linsen mit einer Dichte von < 1.1 g/cm3, mit einem Brechungskoeffizienten von nD 20 > 1.50 und mit einer Abbe-Zahl von > 40 sehr gute optische Eigenschaften auf, wie sie sonst nur in unvernetzten Polyamiden erreichbar sind (vgl. EP 0 837 087 Bl). Die vorliegende Erfindung ermöglicht somit das Herstellen von optischen Linsen für LED, die den Vorgang des bleifreien Lötens praktisch ohne Verzug und Blasenbildung überstehen.
Beispiele 3, 4, 5 und 6:
Die transparenten Polyamide MACM12 (Grilamid TR 90) und PA MACMI/12 (Molverhältnis; 81 : 19) wurden in den in der Tabelle 5 angegebenen Zusammensetzungen mit TAIC angerollt und auf einer ENGEL Spritzgussmaschine ES 330/80 bei Zylindertemperaturen im Bereich von 2400C bis 3000C zu Bechern verarbeitet. Diese Becher wiesen eine Höhe von 90 mm, einen oberen Durchmesser von 70 mm, einen unteren Durchmesser von 55 mm und eine Wandstärke von 1.5 mm auf. Anschliessend wurden die Becher spritztrocken in Aluminiumbeutel ein- geschweisst und in dieser Form, wie bereits im Beispiel 1 beschrieben, mit Elekt- ronen bestrahlt. Die Gesamtdosis betrug 99 kGy.
Tabelle 5 : Zusammensetzungen und Resultate der Beispiele 3 bis 6
Für die nach der Bestrahlung durchgeführte Dauertemperaturprüfung wurde ein Testaufbau, bestehend aus einer Becherfixierung, einer zentralen Lampenaufnahme mit einer Halogenlampe (HIl), einem Temperaturfühler und einem Trans- formator verwendet. Damit die transparenten Becher über die Lampe in die HaI- terung eingeführt werden konnten, musste der Becherboden jeweils entfernt werden. Die transparenten Becher wurden dann im Testaufbau horizontal so an einer frontseitigen, senkrecht stehenden Platte fixiert, dass der Becherinnenraum einen abgeschlossenen Raum darstellte. Dabei ragte der Leuchtkörper der HaIo- genlampe durch den offenen Boden des Bechers hindurch vollständig in den Innenraum des Bechers, der mit seinem kleineren Querschnitt zur Lampenfassung hin orientiert war. Durch Einstellen der Lampenspannung konnte deren Leuchtstärke und damit die an der Becherinnenseite wirkende Temperatur eingestellt werden. Bei den hier beschriebenen Versuchen wurde die Transformatorspan- nung - ausgehend von einer Startspannung von 11.0 Volt - in regelmässigen Intervallen innerhalb von 4 bis 6 Stunden bis auf die Spannung gesteigert, bei der resultierend aus der damit verursachten Temperatursteigerung erste Deformationen am Becher aufgetreten sind. Diese Spannung betrug maximal 19.5 Volt. Die Temperatur wurde über einen Fühler, welcher über eine Bohrung (Durchmesser: 3 mm) im Becher an der Innenseite, senkrecht zur Halogenlampe angebracht war, aufgenommen. Das angegebene Spannungsintervall entsprach einem Temperaturbereich von 125°C bis 26O0C am Ort der Messung. Der Versuch wurde jeweils dann abgebrochen, wenn erste Verformungen des Bechers zu beobachten waren. In der Tabelle 5 sind diese Temperaturwerte jeweils für den Becher mit unvernetzter und vernetzter Zusammensetzung eingetragen.
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Die Beispiele 3 bis 6 zeigen deutlich, dass die Wärmeformbeständigkeit im mechanisch unbelasteten Zustand durch Vernetzen um ca. 300C bis 5O0C gesteigert werden kann.
Die erfindungsgemässen Formteile aus transparenten vernetzten Polyamidformmassen können nachträglich mit Hilfe von sogenannten Färbe- oder Funktionsbädern und darin enthaltenen Funktionsadditiven getönt bzw. gefärbt oder dotiert werden. Die Temperatur der dafür verwendeten Tauchbäder bzw. Funktionsbäder liegt unterhalb oder aber auch oberhalb der Glasübergangs- bzw. Glasumwand- lungstemperatur (Tg) der (Co)Polyamide. Letzteres ist möglich, da die Formteile auf Grund ihrer Vernetzung ihre Form auch bei über dem Tg-Wert liegenden Temperaturen beibehalten. Falls gemäss einer besonderen Ausführungsform der Erfindung die Formteile getönt bzw. angefärbt werden sollen, kann die Färbung als homogene Färbung oder als Gradientenfärbung ausgeführt werden.
Mit Hilfe von Tauchbad-Zusätzen, die eine geeignete Kombination von Glykolen umfassen und mittels einem speziellen Tauchverfahren werden gemäss der deutschen Patentanmeldung DE 102005017321.7 des aktuellen Anmelders homogene Farbverteilungen in einem Formteil oder in einem ein solches Formteil umfassen- den Werkstoffverbund erhalten. Dabei können tiefe Haze-Werte (Trübungswerte) von < 1 % bei Farbtiefen mit einer Lichttransmission von 10 bis 93 %, bevorzugt von 10 bis 80 %, besonders bevorzugt von 10 - 60 % erreicht werden, wobei jeweils eine hochglänzende, einwandfreie Oberfläche des Formteils erhalten bleibt. Mit Hilfe von geeigneten Grundfarben können so alle Farbtöne bis grau eingestellt werden.
Die eingefärbten Formteile oder Werkstoffverbunde können ohne Ausbluten der Farbe in üblichen Tauchbädern mit Primern und Hartlack überzogen werden, die thermisch oder mit UV-Strahlung ausgehärtet werden. Ebenso können Schichten zur Antireflexausrüstung oder Antibeschlagausrüstung aufgetragen werden. Die Haftung dieser Schichten wird nicht beeinträchtigt. Es können nach der Tauchfärbung auch Polarisationsfolien aufgeklebt werden, die danach mit Hardcoat- und Antireflex-Schichten und oder Antibeschlagschichten veredelt werden.
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Mit diesem Verfahren ist es ebenfalls möglich, in Formkörper, wie z. B. in Folien oder in Platten, Funktionsadditive einzudotieren. Solche Funktionsadditive umfassen UV-Additive, fotochrome oder thermochrome Additive, kontrastverstärkende Additive und Additive, die den Brechungsindex beeinflussen.
Für transparente Werkstoffe in Aussenanwendungen wird zunehmend eine Undurchlässigkeit für schädigende UV-Strahlung verlangt. Dies betrifft vor allem UV-Strahlung mit einer Wellenlänge, die unterhalb von 430 nm, insbesondere unterhalb von 400 nm oder gar unterhalb von 385 nm liegt. Eine solche Undurch- lässigkeit kann bei transparenten Polyamidformteilen dadurch erreicht werden, dass übliche UV-Absorber, insbesondere in Form von mit Chlor aktivierten Benztriazolen, wie beispielsweise Tinuvin 326, Tinuvin 327 oder Derivaten davon, in die Polyamidformmasse eingearbeitet werden. Bewährt haben sich auch Mischungen mit sogenannten „Hindered Amine Light Stabilizers" (HALS)-Additiven.
Die Kombination von optischen Aufhellern und UV-Absorbern führt zu verbessertem Aussehen der Polyamidformteile mit gleichzeitiger Schutzwirkung gegen schädigende UV-Strahlung. Da verschiedene UV-Schutzklassen am Markt gefordert werden, ist es vorteilhaft, den UV-Schutz über einen geeigneten Masterbatch direkt vor der Formteilherstellung dazugeben. Je nach Menge und Art des UV- Masterbatches kann die Lichttransmission für ein Schutzklasse direkt eingestellt werden die Wellenlängen von 385 nm, von 400 nm oder höher entspricht.
Weitere Additive können der erfindungsgemäss zu vernetzenden Polyamidform- masse zugesetzt werden. Solche Zusatzstoffe umfassen:
• Weitere Polymere, wie z.B. polymere Fliesshilfsmittel (vgl. z.B. EP 1 120 443 A2), polymere Flammschutzmittel oder Schlagzähmodifikatoren, etwa isore- fraktiv gepfropfte Kern-Schale-Polymere;
• Füllstoffe bzw. Verstärkungsstoffe, wie z.B. isorefraktive Glasfasern oder Glaskugeln sowie nanoskalige anorganische Materialien, wie z.B. ultrafeine Kreide mit einer mittleren Partikelgrösse von maximal 100 nm und bevorzugt
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von maximal 80 nm oder organisch modifizierte Schichtsilikate mit einer mittleren Partikelgrösse von maximal 100 nm (vgl. die europäische Patentanmeldung EP 1 416 010 A2 des gleichen Anmelders) sowie nanoskalige Metalloxide, insbesondere nanoskaliges TiO2.
• Pigmente, andere Farbmittel, Weichmacher, Antistatika, Entformungshilfen, Fliessmittel, Flammschutzmittel und dergleichen.
Die Formteile werden beispielsweise zur Herstellung optischer Körper verwendet. Optische Körper sind solche, durch die Licht hindurchtritt, die Licht reflektieren oder absorbieren. Dieses Licht kann z.B. gebündelt, konvergierend oder divergierend durchtreten, reflektiert oder absorbiert werden und auf der Austrittseite des Formteils von Auge wahrgenommen werden oder einen von Auge wahrnehmbaren Effekt bewirken. Beispielsweise sind solche Formteile optische Linsen für BrM- len, insbesondere Sonnenbrillen, Kameras, Ferngläser, Lupen, Mikroskope, elekt- rooptische Mess- und Prüfgeräte, optische Filter, Scheinwerferlinsen, insbesondere Linsen in den Abdeckungen für die Fahrbeleuchtung von Automobilen und anderen Fahrzeugen, Lampenlinsen, Linsen für Projektoren und Beamer, Sichtfenster, Schaugläser, Schutzscheiben und -visiere sowie Sonnenschutzdächer und Verglasungen im Bau- oder Automobilsektor. Daneben können transparente
Formteile, Fasern oder Folien für vielfältige Anwendungen hergestellt werden, wie Lebensmittel-, Arzneimittel- und Kosmetikverpackungen oder Folien für die Landwirtschaft bzw. den Gartenbau. Ausserdem können Schutzschichten auf den meisten der erwähnten Formteile aus der erfindungsgemäss vernetzten, transpa- renten Polyamidformmasse, beispielsweise durch Laminieren oder Hinterspritzen hergestellt werden.
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