Membran-Osmometer und Verfahren zur selektiven Bestimmung spezifischer
Analyte
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Membran-Osmometer und ein osmotisches Messverfahren, insbesondere ein biosensorisches Membran-Osmometer.
Membran-Osmometer, bei denen eine osmotisch bedingte Druckdifferenz über eine semipermeable Membran gemessen wird, sind in verschiedenen Ausführungsformen bekannt. Üblicherweise werden sie eingesetzt, um eine Konzentration osmotisch aktiver Analyte durch eine Veränderung des osmotischen Drucks zu messen. Obwohl Osmometer reproduzierbare und genaue Messwerte liefern, werden sie für eine analytische Erfassung einzelner Stoffe selten eingesetzt, denn sie messen meist nicht selektiv einen bestimmten Stoff, sondern reagieren mit vergleichbarer Empfindlichkeit auf eine große Klasse unterschiedlicher Moleküle, die an der semipermeablen Membran aufgrund ihrer Größe einen Volumenfluss ihres Lösungsmittels, bzw. eine Druckdifferenz generieren.
Aus der US 6,475,750 ist beispielsweise ein Biosensor bekannt, bei dem zur Messung der Konzentration eines freien Moleküls ein Hydrogel in einer Messzelle verwendet wird. Das Hydrogel umfasst ein bestimmtes Bindungsmolekül, das chemisch oder physikalisch an dem Hydrogel immobilisiert ist, und ein gebundenes Molekül, das ebenfalls an dem Hydrogel immobilisiert ist. Das Hydrogel ändert seine Schwell-Neigung und seinen Druck in Abhängigkeit der Konzentration eines freien Moleküls. Das freie Molekül konkurriert mit dem gebundenen Molekül um eine Bindung an dem Bindungsmolekül. Dadurch wird die Anzahl der Hydrogelbindungen reduziert und das Hydrogel schwillt an und erhöht den Druck in der Messzelle. Eine Messvorrichtung misst den Druck oder den Schwellumfang des Hydrogels und ermittelt aufgrund der Messung die Konzentration des freien Moleküls.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein sensorisches Membran- Osmometer und ein osmotisches Messverfahren bereitzustellen, das zur selektiven Bestimmung von Analyten, insbesondere von niedermolekularen Analyten, geeignet ist, die Konzentration eines spezifischen Analyten messen kann und eine hohe Stereospezifität und Selektivität aufweist.
Die Aufgäbe der Erfindung wird durch die Patentansprüche 1 und 19 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen gehen aus den Unteransprüchen hervor.
Nach der vorliegenden Erfindung umfasst ein Membran-Osmometer eine semipermeable Membran. An eine Seite der semipermeablen Membran grenzt eine Messlösung in einer Messzelle und an die andere Seite der Membran grenzt eine Untersuchungslösung. Ferner umfasst das Membran-Osmometer eine Messvorrichtung zur Messung einer Druckdifferenz in der Messzelle, bzw. an der semipermeablen Membran, oder eines Volumenflusses durch die semipermeable Membran. Erfindungsgemäß weist die Messlösung Liganden mit Bindungsstellen und Rezeptoren mit Bindungsgegenstellen auf. Die Liganden und Rezeptoren können durch eine Bindung der Bindungsstellen an die Bindungsgegenstellen Ligandenkomplexe bilden und können daher als Bindungspartner bezeichnet werden. Die Liganden und Rezeptoren weisen eine ausreichende Affinität zueinander auf, sodass sie auch als Affinitätsliganden und Affinitätsrezeptoren bezeichnet werden. Sie liegen in der Messlösung als gelöste Stoffe vor, können aber auch an unlöslichen Partikeln oder porösen Festkörpern gebunden sein oder in Form eines Gels vorliegen. Innerhalb der Messlösung stellt sich ohne Einwirkung von außen ein Gleichgewicht zwischen Affinitätsrezeptoren, Affinitätsliganden und Ligandenkomplexen ein. Es ist auch möglich, in der Messlösung verschiedene Arten von Affmitätsliganden mit Bindungsstellen, die zu den Bindungsgegenstellen der Affinitätsrezeptoren passen, vorzusehen. Auch ist es denkbar, an einem Affinitätsrezeptor mehrere Bindungsgegenstellen für eine Sorte von Affinitätsliganden oder verschiedenartige Bindungsgegenstellen für verschiedene Bindungsstellen unterschiedlicher Affinitätsliganden vorzusehen. Nach der Erfindung ist das Membran-Osmometer für eine Untersuchungslösung vorgesehen, die Analyten mit einer Bindungsstelle zur Bindung an
die Bindungsgegenstellen der Affinitätsrezeptoren aufweist. Auch die Analyten und die Affinitätsrezeptoren sind daher Bindungspartner. Es kann daher entweder ein Aifinitätsligand oder ein Analyt über deren jeweilige Bindungsstellen an eine Bindungsgegenstelle eines Affinitätsrezeptors binden, wobei entweder Ligandenkomplexe oder Analytkomplexe entstehen. Die semipermeable Membran des Membran-Osmometers ist für die Analyten durchlässig, für die Affinitätsrezeptoren und für die Affmitätsliganden jedoch undurchlässig. Die Ursache dafür, dass ein Affinitätsrezeptor oder ein Affmitätsligand nicht durch die semipermeable Membran durchdringen, liegt vorzugsweise darin, dass eine bestimmte Teilchengröße überschritten wird. Es ist jedoch auch möglich den Affinitätsrezeptor und/oder den -liganden an einem Feststoff zu immobilisieren. Für die Funktion des erfindungsgemäßen Membranosmometers ist es ausreichend, wenn einer der nichtpermeablen Bindungspartner nach der Auflösung eines Komplexes in der Messlösung diffusibel ist und damit osmotisch an der semipermeablen Membran, d. h. in der Messzelle wirksam wird.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur selektiven Bestimmung eines spezifischen Analyten in einer Untersuchungslösung, vorzugsweise auch zur Messung der Konzentration des spezifischen Analyten in der Untersuchungslösung mit einem vorher beschriebenen Membran-Osmometer diffundieren die Analyten zumindest teilweise aus der Untersuchungslösung durch die semipermeable Membran in die Messlösung der Messzelle. Dadurch wird das Gleichgewicht innerhalb der Messlösung aus Affmitätsliganden, Affinitätsrezeptoren und Ligandenkomplexen verändert, sodass eine von der Messvorrichtung messbare Druckänderung innerhalb der Messzelle oder ein messbarer Volumenfluss durch die Membran erzeugt wird. Es können auch in der Messlösung bereits Analyte vorhanden sein. Dann stellt sich zwischen den Liganden, den Rezeptoren und den Ligandenkomplexen sowie den Analyten ein entsprechendes Gleichgewicht ein. Das Verfahren beruht im Allgemeinen auf dem Prinzip eines kompetitiven Affinitätsassays.
Das Gleichgewicht der Messlösung kann sich z. B. durch Dissoziation oder Assoziation der Ligandenkomplexe ändern, sobald Analyten durch die semipermeable Membran in die Messzelle diffundieren. Es ist auch möglich, dass sich das Gleichgewicht dadurch ändert,
dass anstelle der Affmitätsliganden die Analyten mit ihren Bindungsstellen an die Bindungsgegenstellen der Affinitätsrezeptoren binden und auf diese Weise Analytkomplexe ausbilden. Bei der Gleichgewichtsänderung erfolgt auch eine Druckänderung in der Messlösung in der Messzelle und ein Volumenstrom durch die semipermeable Membran. Für das erfindungsgemäße Verfahren ist es deshalb notwendig, dass die Affinitätsliganden und -rezeptoren in einer osmotisch wirksamen Konzentration vorliegen, die mit der Messvorrichtung erfasst werden kann. Die Dissoziation der Ligandenkomplexe durch die Analyte verändert die hydraulische Wirkung der Messlösung an der semipermeablen Membran. Das heißt, die durch die Analyte beeinflusste Dissoziation oder Assoziation der Ligandenkomplexe ist mit einer Veränderung des osmotischen.Partialdrucks der unpermeablen Affinitätspartner oder mit einer Vergrößerung des hydraulischen Effekts in der Messlösung verbunden. Die Druckänderung oder Volumenänderung kann durch die Messvorrichtung des Membran-Osmometers gemessen werden.
Mit der vorliegenden Erfindung werden vorzugsweise biologische Stoffe analysiert und quantitativ bestimmt, sodass ein solches Membran-Osmometer als biosensorisches Membran-Osmometer bezeichnet werden kann.
Zusammengefasst besteht das Wesen der Erfindung in einem Membran-Osmometer mit einer Messzelle und einer semipermeablen Membran, wobei die Messzelle unpermeäble Affmitätsliganden und Affinitätsrezeptoren enthält, sodass diese nicht durch die Membran diffundieren. Die Affinitätsliganden weisen eine mit einem vorzugsweise niedermolekularen Analyten sterisch ähnliche Bindungsstelle auf und konkurrieren mit den Analyten an den Affmitätsrezeptoren mit deren Bindungsgegenstellen hinsichtlich der Bildung eines Affinitätskomplexes, d.h. eines Ligandenkomplexes oder eines Analytkomplexes. Geeignete Affinitätsrezeptoren sind z. B. Immunglobuline, Lektine, Avidin, oder Enzyme sowie Polynukleotide, z. B. DNA oder RNA. Außerdem kann der Affinitätsrezeptor eine polymergebundene oder immobilisierte biogene oder synthetisch hergestellte Affinitätsbindungsdomände darstellen, z. B. ein Oligonukleotid, ein Oligo- oder Polypeptid, ein Oligosaccharid, Cibachromglu oder ein anderer komplexer organischer Stoff. Die Affmitätsrezeptoren und Affmitätsliganden sind vorzugsweise
Polymere und auch einzeln, d.h. in nicht aneinander gebundenem Zustand aufgrund ihrer Größe nicht permeäbel durch die Membran und bleiben daher in der Messzelle eingeschlossen, während der Analyt permeäbel ist und durch die semipermeable Membran der Messzelle leicht diffundiert.
Niedermolekulare Stoffe, wie z. B. Zucker, Salze, Aminosäuren und Ähnliches, ohne Affinität zum Affinitätsrezeptor tragen zwar nicht oder nur mit einem geringen, vorübergehenden Effekt zur Druckdifferenz an der semipermeablen Membran bei. Der Diffusionsaustausch des Analyten mit der Messzelle führt jedoch zur Dissoziation oder Assoziation der Ligandenkomplexe und dies ist bei ausreichender Konzentration an Rezeptoren und Liganden, bzw. Ligandenkomplexen, als Drackänderung detektierbar. Für niedermolekulare Stoffe mit einer Affinität zum Affinitätsrezeptor, für die jedoch noch kein konkurrierender Affinitätsligand verfügbar ist, ist es möglich, durch Konjugation mit einem Biogen oder künstlichen Polymer den niedermolekularen Stoff zu vergrößern, ohne dabei die Affinität zum Affinitätsrezeptor zu verlieren.
Für ein Messverfahren gemäß der Erfindung mit einem biosensorischen Membran- Osmometer ist eine ausreichend hohe Konzentration an Bindungsstellen in der Messzelle wesentlich. Da die Empfindlichkeit einer Messvorrichtung, wie etwa eines elektronischen Druckwandlers mit einer Biegeplatte, technisch begrenzt ist, sollte die Konzentration der Bindungsstellen in der Messzelle vorzugsweise 0,2 mM überschreiten, um entsprechend dem Vant-Hoffschen-Gesetz (24 mbar/mM) eine ausreichend hohe Modulation der Druckdifferenz in der Messzelle durch eine Ablösung der polymeren Affinitätsliganden zu ermöglichen. Für die Auswahl geeigneter Affmitätsrezeptoren sind daher die Löslichkeit des Affinitätsrezeptors und das Verhältnis zwischen seiner Molekülgröße und der Zahl der gebundenen Bindungsgegenstellen wichtig. Eine Konzentration von 1 mM für die Bindungsgegenstellen am Rezeptor erfordert bei Lektinen und Immunglobulinen Proteinmassekonzentrationen von 25 bzw. 50 g/1. Bei diesen Konzentrationen bildet nur ein Teil der in Frage kommenden Rezeptorproteine stabile wässrige Lösungen. Jedoch kann die Löslichkeit und die Lösungsstabilität von Rezeptorproteinen im Bedarfsfall durch Modifikation oder Maskierung aggregationsfördernder Domänen verbessert werden, wie z.
B. bei Kim, JJ. und Parker, J. „Glukose-Binding-Property of Pegylated Concanavalin A", Pharmaceutical Research, 2001, Vol. 18, S 794-799 beschrieben ist.
Es ist auch möglich, als Affinitätsrezeptor oder als Affinitätsliganden einen diffusiblen unpermeablen Polyelektrolyten mit hoher Ladungsdichte zu verwenden, wenn die Ionenstärke in der Untersuchungslösung gering ist. In diesem Fall wirken nicht nur die unpermeablen Polyelektrolyte, sondern auch die an ihnen adsorbierten Gegenionen hydraulisch auf die semipermeable Membran. Dadurch kann die Empfindlichkeit eines erfindungsgemäßen Membranosmometers weiter gesteigert werden, da der Partialdruck der durch den Ligandenaustausch freigesetzten Polyelektrolyte den Wert, der sich aus einer molaren Konzentrationsänderung der Polyelektrolyte ergibt, übersteigt.
Nur wenn die Massekonzentration der in der Messzelle eingeschlossenen Polymere unter ihrer Überlappungskonzentration liegt, wird bekanntlich die osmotische Druckdifferenz an der Dialysemembran annähernd durch das Vant-Hoffsche-Gesetz beschrieben. Bei höheren Polymerkonzentrationen wird der osmotische Druck einer Lösung relativ unabhängig von der Teilchenkonzentration und hängt vor allem von der Massekonzentration ab. Die molare Überlappungskonzentration, bei deren Überschreitung sich die hydratisierten knäuelförmigen Polymermoleküle gegenseitig durchdringen, sinkt mit zunehmender Molekülgröße, bzw. zunehmendem Viskositätsradius. Die polymeren Affinitätsbindungsparten sollten andererseits einen kritischen Stokes' sehen Radius von 1,5 nm überschreiten, um die Permeation durch die handelsüblichen Dialysemembranen zu verhindern. Vorzugsweise wird ein Stokes 'scher Radius zwischen 2 nm und 4 nm gewählt. Dies ist bei den meisten Proteinen der Fall. Bei Polysacchariden, Polyolen oder Polyethylenoxid mit einem Stokes 'sehen Radius von 2 bis 4 nm, die als polymere Liganden geeignet sind, bleibt die Abhängigkeit des osmotischen Drucks von der molaren Konzentration bis zu einem Wert von 2 mM annähernd linear. Polymere Affmitätsliganden dieser Größe lassen sich z. B. durch Konjugation des Analyten oder eines sterisch analogen niedermolekularen Stoffes mit den genannten neutralen Hydrokolloiden herstellen.
Erfindungsgemäß können fein disperse, partikuläre Affmitätsrezeptoren, bzw. -liganden, d.h. z. B. an unlöslichen Partikeln gebundene Bindungspartner, oder an einen porösen
Festkörper gebundene Bindungspartner eingesetzt werden, wenn hiermit eine ausreichende Volumenkonzentration von Bindungsstellen und Bindungsgegenstellen für das biosensorische Messverfahren erreicht werden kann. Befinden sich die für den polymeren Affinitätsliganden zugänglichen Bindungsgegenstellen in einer für den Messvorgang ausreichenden Konzentration in einer porösen Feststoffmatrix innerhalb der Messzelle, z. B. in porösem Glas, ist der Affinitätskomplex mit dem polymeren Affinitätsliganden osmotisch bzw. hydraulisch unwirksam. In diesem Fall tragen die Affmitätsliganden erst nach ihrer Ablösung von dem Affinitätsrezeptor durch den Austausch gegen einen Analyten zur Druckdifferenz oder zum Volumenfluss an der semipermeablen Membran bei.
Erfindungsgemäß kann die Messzelle als Messlösung auch ein gelartiges System oder eine Netzwerkflüssigkeit von polymeren Rezeptoren und Liganden enthalten, dessen Quellungsdruck von der Analytkonzentration abhängt. Werden polyvalente oder divalente polymere Affinitätsrezeptoren mit polyvalenten oder divalenten Affinitätsliganden in einem geeigneten Konzentrationsverhältnis versetzt, entstehen Präzipitate, in denen die Polymere in hoher Konzentration quer vernetzt vorliegen und so z. B. das gelartige System bilden, jedoch keinen Beitrag zum osmotischen Druck der Dispersion leisten. Bei Zugang z. B. eines mono alenten niedermolekularen Analyten, der in Konkurrenz zu dem Liganden steht, quellen die Präzipitate, da die Zahl der quer vernetzenden Affinitätsbindungen abnimmt. Dieser Vorgang kann in dem erfindungsgemäßen Membran- Osmometer zur Messung der Konzentration niedermolekularer Analyte genutzt werden. Wird beispielsweise eine Lösung von D-Glucose (100 mM), Concanavalin A (40 mg/ml) und verzweigten Dextranmolekülen mit einem Molekulargewicht von 20 kDa (40 mg/ml) in die Messzelle gefüllt und letztere in einen Puffer bei pH 7,4 überführt, entsteht in der Messzelle nach dem Austritt der Glucose ein Gel, in dem die terminalen nicht reduzierenden Glucosereste mit dem tetravalenten Lektin durch Affinitätsbindungen vernetzt sind. Wird der so gefüllten Messzelle Glucose in unterschiedlichen Konzentrationen zugesetzt, steigt der Quellungsdruck entsprechend der Konzentration, weil die normalerweise bei der Umwandlung des Gels in ein Sol stattfindende Volumenzunahme der Polymerdispersion durch die Begrenzung der Messzelle verhindert wird. Bei einer sättigenden Glucosekonzentration wird der maximale Quellungsdruck
gemessen. Er ist mit dem kolloidosmotischen Druck der eingeschlossenen Netzwerkflüssigkeit identisch.
Um eine Netzwerkflüssigkeit in der Messzelle zu erhalten, ist es z. B. möglich, den Ligandenaustausch in der Messzelle des Membran-Osmometers auszunützen. Ein konzentriertes Sol mit vernetzungsfähigen nichtpermeäblen polymeren Affinitätsbindungspartnern, die mehrere Bindungsstellen haben, lässt sich z. B. mit Hilfe eines Lösungsmittels herstellen, das eine für die Affinitätsbindung ungünstige Ionenzusammensetzung aufweist oder einen monovalenten niedermolekularen Affmitätsliganden enthält. Ein niedermolekularer Analyt besitzt im Allgemeinen nur eine Bindungsstelle pro Teilchen. Er kann daher im Allgemeinen bei ausreichender Konzentration eine Vernetzung verhindern, indem er den Affinitätsliganden aus einer Bindung mit dem Rezeptor verdrängt. Wird das Sol mit den vernetzungsfähigen unpermeablen Bindungspartnern in eine Messzelle mit einer semipermeablen Membran gefüllt und bringt diese mit einer Untersuchungslösung in Kontakt, entsteht in der Messzelle eine Netzwerkflüssigkeit, deren Druck an der semipermeablen Membran wirksam ist. Wird der Messlösung ein Analyt in unterschiedlichen Konzentrationen zugesetzt, steigt der hydraulische Effekt an der Membran.
Bei dem Messverfahren mit dem erfindungsgemäßen Membran-Osmometer ist es vorteilhaft, wenn der Ligandenaustausch mit dem Analyten am Affinitätsrezeptor schnell erfolgt. Hierzu darf bekanntlich die Affinität des polymeren Affinitätsliganden am Affinitätsrezeptor nicht sehr hoch sein, d.h. die Dissoziationskonstante sollte mehr als 10 mM betragen. Ist die Affinität des Affinitätsrezeptors für den Analyten ebenfalls vergleichsweise gering, stellt sich das Bindungsgleichgewicht zwischen den Affmitätsliganden, den Analyten und den Affinitätsrezeptoren auch nach Reduktion der Analytkonzentration schnell ein. Daher ist das Membran-Osmometer bei schwachen Affinitätsbindungen für kontinuierliche Messvorgänge einsetzbar. Vorzugsweise werden Analytkonzentrationen von circa 0,1 mM oder mehr verwendet.
Ein wichtiger Anwendungsfall für ein kompetitives Affinitätsassay mit schnellem Ligandenaustausch an einem erfindungsgemäß stereospezifischen Rezeptor ist die
Messung der Glucosekonzentration mit dem pflanzlichen Rezeptorprotein Concanavalin. Diese Anwendung wird in den viskosimetrischen und optischen Affinitätssensoren für Glucose im Blut und in der interstitiellen Flüssigkeit realisiert, wie z. B. in der DE 197 14 087 beschrieben ist. Dieses Rezeptorprotein ist auch für den Einsatz bei dem erfindungsgemäßen Membran-Osmometer zur Glucosebestimmung geeignet, weil z. B. Concanavalin A in wässrigen Pufferlösungen langzeitstabil und in Konzentrationen bis zu 4 mM löslich ist, wie von Kim J J. und Park K. in der bereits zitierten Veröffentlichung beschrieben wird. Außerdem stehen verschiedene monovalente polymere Affinitätsbindungspartner für Concanavalin A, z. B. Glycoside des Polyethylenoxids und Insulin, sowie polyvalente Affinitätsbindungspartner wie Dextran mit einer optimalen Molekülgröße zur Verfügung. Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Membran-Osmometers gegenüber den bisher bekannten Affinitätssensoren auf der Basis von Concanavalin A besteht darin, dass mit der Messung von Druckdifferenzen ein einfaches Signalwandlungsprinzip ausgenützt werden kann.
Bei einer hohen Affinität des Affinitätsrezeptors für den Analyten und einer vergleichsweise geringen Affinität für den eingeschlossenen polymeren Affinitätsliganden können sehr geringe Analytkonzentrationen mit dem biosensorischen Membran- Osmometer erfasst werden. In diesem Fall ist jedoch die Diffusion des Analyten geschwindigkeitsbestimmend für die Gleichgewichtseinstellung. Sie erfordert bei hohen Akkumulationsraten in der Messzelle einen längeren Zeitraum. Ferner ist bei einer hohen Affinität für den Analyten dessen Bindung an den Affinitätsrezeptor nicht in kurzer Zeit reversibel. Um eine Trennung des Analyten vom Affinitätsrezeptor zu beschleunigen, kann z. B. im Fall von Immunglobulinen und Lektinen die Affinität z. B. durch Veränderung des pH-Wertes, der Ionenstärke oder durch organische Zusätze im Vergleich zu der Untersuchungslösung reversibel um mehrere Größenordnungen verändert werden. Vor jeder neuen Nutzung kann die Messzelle in ein solches geeignetes Elutionsmedium eingeführt werden, um die Analyten abzulösen.
Günstig für eine schnelle Einstellung des Diffusionsgleichgewichts des Analyten in der Messzelle ist die Verwendung des Aufbaus eines Membran-Osmometers nach der DE 197 14 586, wonach die semipermeable Membran durch ein Segment einer Mikrodialyse-
Hohlfaser gebildet werden kann. Dadurch wird eine für die Messung vorteilhafte Ausgestaltung der Messzelle erreicht, die eine große Oberfläche und im Vergleich dazu ein geringes Volumen aufweist. Es wird besonders bevorzugt, wenn die Messzelle in Bezug auf die Ausdehnungsrichtung der Messlösung im Bereich der Membran auf 1 mm begrenzt ist. Hierdurch kann das Verhältnis zu dem Volumen der Messzelle und der Membranoberfläche auf einen Wert unter 200 mM herabgesetzt werden. Als Drackmessvorrichtung sind z. B. Druckwandler mit einer Biegeplatte oder einer deformierbaren Membran, vorzugsweise einer Halbleitermembran, geeignet. Wenn ein an die Membran angrenzendes Fluid unter Atmosphärendruck steht, d.h. ein mit der Atmosphäre isobares Fluid vorliegt, misst der Druckwandler beispielsweise die Druckdifferenz zur Atmosphäre und erfasst damit die Drackdifferenz über der semipermeablen Membran. Bei der Erfindung kann das Fluid von der Untersuchungs- oder Messlösung gebildet werden.
In einer bevorzugten Ausfuhrungsform weist das erfindungsgemäße Membran-Osmometer eine Messzelle und wenigstens eine Referenzzelle mit einer semipermeablen Membran auf, wobei die semipermeablen Membranen der Messzelle und der Referenzzelle in Qualität und Fläche übereinstimmen. Die Biegeplatte des Druckwandlers liegt zwischen der Messzelle und der Referenzzelle. Die Referenzzelle unterscheidet sich von der Messzelle darin, dass sie eine Referenzlösung beinhaltet, in der mindestens einer der polymeren Affinitätsbindungspartner, d.h. eine Art eines Liganden oder eines Rezeptors fehlt. Dabei enthalten vorzugsweise die Messzelle und die Referenzzelle die Affinitätsbindungspartner in gleichen Konzentrationen. Diese Ausführungsform hat den Vorteil, dass die unspezifischen osmotischen Effekte des Fluids, wie der Untersuchungs- oder Messlösung, auf die semipermeable Membran der Messzelle und damit unerwünschte Einflüsse auf die Druckänderung durch Vergleich zwischen Mess- und Referenzzelle kompensiert werden können. Mit dieser Anordnung können z. B. kolloidosmotische Effekte von Proteinen und Polyanionen ausgeglichen werden, welche die Druckdifferenz an einer semipermeablen Membran von der Ionenkonzentration des Mediums abhängig machen.
Die Messzelle und die Referenzzelle können als parallel angeordnete und am Ende verschlossene Hohlfasersegmente ausgebildet werden, die an einem Träger befestigt sind.
Die Halbleitermembran des Drackwandlers ist als eine Art Trennwand zwischen der Messzelle und der Referenzzelle angebracht, sodass die Zellen mit den beiden Flächen der Drackwandlermembran kommunizieren. Hierdurch können z. B. mögliche Drackgradienten in der Untersuchungslösung kompensiert werden, die z. B. durch die Schwerkraft oder Strömungen entstehen können. Die so gestaltete Messzelle und Referenzzelle können mit einer Einfüllvorrichtung für die Messlösung und die Referenzlösung versehen werden. Die Parallelanordnung der beiden Hohlfasersegmente bietet den Vorteil, dass die gesamte Membranfläche auf einer nadelähnlichen Sonde untergebracht werden kann. Letztere ist in ein sehr kleines Flüssigkeitsvolumen oder in lebendes Gewebe emführbar. Grundsätzlich ist aber auch eine andere zur Messung geeignete Anordnung der Messzelle und der Referenzzelle denkbar.
Erfindungsgemäß kann das Membran-Osmometer mit einer Messvorrichtung versehen werden, bei der die osmotisch bedingten Spannungsänderangen an der deformierbaren Biegeplatte des Druckwandlers kompensiert werden. In diesem Fall werden die zur Aufrechterhaltung einer konstanten Spannung an der Biegeplatte des Drackwandlers erforderlichen Gegenkräfte gemessen. Diese Ausführung des biosensorischen Membran- Osmometers hat den Vorteil einer geringen zeitlichen Verzögerung bei der Einstellung des osmotischen Gleichgewichts, da der Druckwandler für den eigentlichen Messprozess keinen Volumenfluss erfordert.
Eine Ausführungsform eines erfmdungsgemäßen Membran-Osmometers ist beispielhaft anhand der Zeichnung erklärt. In Figur 1 der Zeichnung ist ein schematischer Längsschnitt durch einen Aufbau eines Membran-Osmometers gemäß der Erfindung gezeigt.
Das in Figur 1 gezeigte Membran-Osmometer besteht aus einer Messzelle 1, einer Referenzzelle 2 und einem Dracksensor mit einer Biegeplatte 3, die zwischen den beiden Zellen 1 und 2 liegt. Als Messzelle 1 und als Referenzzelle 2 dienen gleich lange Segmente einer Dialyse-Hohlfaser 4 aus regenerierter Zellulose mit hoher hydraulischer Leitfähigkeit, hohem Volumen-Elastizitätsmodul und einem scharfen Cut-Off bei einem Stokes' sehen Radius von 2 bis 3 nm. Die Dialyse-Hohlfaser bildet gleichzeitig eine semipermeable Membran der Messzelle 1 und der Referenzzelle 2. Die Segmente 4 sind
auf einem Stahlträger aufgeklebt und an einem Ende 5 verschlossen. Sie werden am anderen Ende jeweils über Ventile 6 und Füllstutzen 7 mit verschiedenen Lösungsflüssigkeiten gefüllt. Das Membran-Osmometer bildet in dieser Ausgestaltung eine nadelähnliche Sonde, die wie erwähnt z. B. in ein Körpergewebe eingeführt werden kann. In der Messzelle 1 befindet sich eine Messlösung von Concanavalin A (1 mM, bezogen auf das Monomer) und einseitig glycosiliertem Polyethylenoxid mit einem Molekulargewicht von 10 kDa (40 g/1). In der Referenzzelle 2 befindet sich eine Referenzlösung von Concanavalin A (1 mM) und unmodifiziertem Polyethylenoxid mit dem gleichen Molekulargewicht und der gleichen Konzentration wie das einseitig glycosilierte Polyethylenoxid der Lösung der Messzelle 1, d.h. 10 kDa (40 g/1).
Wird die Sonde mit der Messzelle 1 und der Referenzzelle 2 z. B. in zuckerfreie Lösung gebracht, entsteht zwischen der Messzelle 1 und der Referenzzelle 2 eine Druckdifferenz von circa 60 mbar, die sich aus der Bindung des glycosilierten Polyethylenoxids an das Concanavalin A ergibt. Diese Druckdifferenz verkleinert sich bei der Erhöhung der Glucosekonzentration und verschwindet vollständig, wenn eine sättigende Glucosekonzentration von z. B. 50 mM vorliegt.
Die daxgestellte Ausführungsform hat den Vorteil, dass alle osmotischen Wirkungen auf die Drackdifferenz an der Biegeplatte 3, die nicht auf dem Austausch der Affmitätsliganden am Concanavalin A beruhen, kompensiert werden. Ein weiterer Vorteil der dargestellten Ausführangsform besteht darin, dass die Sonde so klein ist, dass sie in das Unterhautfettgewebe implantiert werden kann. Allerdings erhöht sich mit der Verkleinerung der Membranfläche der Zeitbedarf für die Deformation der Drackwanderbiegeplatte 3. Um diesen Nachteil zu vermeiden, ist eine kompensatorische Draclαnessvorrichtung, bei welcher die Spannung der deformierbaren Biegeplatte 3 konstant gehalten wird, vorteilhaft.
Bezugszeichen
Messzelle
Referenzzelle
Biegeplatte
Hohlfaser-Segment
Segmentende
Ventil
Füllstutzen