Oligomere Vinylalkohol-Copolymere
Die Erfindung betrifft oligomere Copolymere aus Ninylalkohol, Ninylestem und gegebenenfalls mit Ninylestem copolymerisierbaren Monomeren, Verfahren zu ihrer
Herstellung und deren Verwendung zur Herstellung von Polyurethanen.
Flüssige Oligomere mit Hydroxylgruppen sind interessante Polyole oder Polyol- Zwischenstufen für Polyurethan-Formulierungen. Polyole auf Basis von Ninylmono- meren, besonders von Ninylacetat, sind bislang nur vereinzelt bekannt geworden.
Aus Macromol. Symp. 102 (1996) 91 geht die Herstellung von α,ω-funktionali- sierten oligomeren Methylmethacrylatdiolen durch radikalische Polymerisation in Gegenwart von 2-Thioethanol als Kettenüberträger hervor. Die bei der Polymeri- sation erhaltenen einfach funktionalisierten oligo-Methylmethacrylate werden durch selektive Umesterung der endständigen Estergruppe in Diole überfuhrt.
Die bekannten Synthesewege sind für die Darstellung von flüssigem, hydroxy- funktionalisiertem oligo-Ninylacetat ungeeignet. Untersuchungen zur radikalischen Polymerisation von Ninylacetat in Gegenwart verschiedener Kettenüberträger wie
Tetrachlorkohlenstoff (Kogyo Kagaku Zahsshi 64 (1961) 1691), Alkoholen (Kobunshi Kagaku 17 (1960) 120), Alkylhaliden (Kobunshi Kagaku 7 (1950) 269), Aldehyden (Kobunshi Kagaku 12 (1955) 453) und Thiolen (Kogyo Kagaku Zahsshi 62 (1959) 1274) zeigen eine schlechte Kontrolle des Molekulargewichts, oft verbunden mit einer starken Verringerung der Polymerisationsgeschwindigkeit und des Monomerumsatzes. In allen bisherigen Untersuchungen wurden Produkte mit einem Polymerisationsgrad größer 30 erhalten, deren Glasübergangstemperatur sich nicht von der von hochmolekularem Polyvinylacetat unterscheidet.
Die teilweise Hydrolyse von hochmolekularem Polyvinylacetat, z.B. durch basenkatalysierte Hydrolyse oder Umesterung mit Methanol, ist bekannt. Die erhaltenen
hochmolekularen Polyvinylacetat/Polyvinylalkohol-Copolymere zeigen sehr hohe Viskositäten und eine schlechte Mischbarkeit mit anderen Polyolen. Darüber hinaus haben sie einen Vinylakohol-Anteil von über 70%.
Es wurde nun gefunden, dass sich durch radikalische Polymerisation unter
Verwendung von 2-Propanol als Kettenüberträger und anschließende polymeranaloge Umsetzung oligomere Copolymere des Vinylalkohols mit Vinylestem und gegebenenfalls mit Vinylestem copolymerisierbaren Monomeren herstellen lassen, die eine niedrige Viskosität bei Raumtemperatur, eine genau einstellbare OH-Funk- tionalität, eine niedrige Glasübergangstemperatur und gute Mischbarkeit mit anderen
Polyolen zeigen. Diese Oligomere können in Polyolkomponenten für Polyurethanformulierungen eingesetzt werden.
Gegenstand der Erfindung sind oligomere Copolymere des Vinylalkohols mit Vinylestem und gegebenenfalls mit Vinylestem copolymerisierbaren Monomeren mit einem Polymerisationsgrad <30, bevorzugt 2 bis 15, besonders bevorzugt 6 bis 12 und einer OH-Funktionalität von 1 bis 10, bevorzugt 2 bis 8, besonders bevorzugt 2 bis 6.
Als Vinylester werden Carbonsäureester des Vinylalkohols eingesetzt. Neben dem bevorzugt verwendeten Vinylacetat werden insbesondere Vinylpropionat oder Vinylester langkettiger Carbonsäuren, z.B. Vinylstearat, Vinyllaurat oder Vinylester verzweigter Fettsäuren, aber auch Vinylester der Maleinsäure oder Fumarsäure eingesetzt. Auch Vinylester der Acrylsäure oder Methacrylsäure können Verwen- düng finden. In der Regel wird man Vinylester langkettiger oder ungesättigter
Carbonsäuren im Gemisch mit Vinylacetat oder Vinylpropionat einsetzen, da meist schon geringe Anteile von Monomereinheiten, die sich von man Vinylestem langkettiger oder ungesättigter Carbonsäuren ableiten, genügen, um die Eigenschaften des Copolymers in der gewünschten Weise zu modifizieren. Werden erfindungsgemäße OH-funktionelle Copolymere, die von Vinylestem langkettiger
Fettsäuren abgeleitete Monomereinheiten enthalten, in Polyurethanformulierungen
eingesetzt, können sie im Polyurethan beispielsweise als innere Weichmacher oder Trennmittel fungieren.
Beispiele für mit Vinylestem copolymerisierbare Monomere sind Ethylen, Vinyl- chlorid, Crotonsäure, Maleinsäureanhydrid, Maleinsäureester wie Dibutylmaleat und
Dioctylmaleat sowie Acrylate wie Butylacrylat oder 2-Ethylhexylacrylat.
Gegenstand der Erfindung sind auch Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Copolymeren. Hierbei werden in einem ersten Schritt Vinylester, z.B. Vinylacetat, und gegebenenfalls mit Vinylestem copolymerisierbare Monomere in
Gegenwart eines Initiators und eines Kettenüberträgers oligomerisiert, um ein Polymer des gewünschten Polymerisationsgrads zu erhalten. Beispielsweise sind oligomere Polyvinylacetate farblose, hochviskose Flüssigkeiten.
Der Polymerisationsgrad des erhaltenen Polymeren wird hierbei durch das Verhältnis von Monomer zu Kettenüberträger bestimmt. Bei Einstellung eines großen Überschusses an Kettenüberträger wächst die Polymer-Kette nur wenige Monomereinheiten lang, bevor es wieder zur Übertragungsreaktion zum Kettenüberträger kommt und eine neue Kette zu wachsen beginnt. Der für den gewünschten Polymerisationsgrad erforderliche Überschuss an Kettenüberträger lässt sich leicht experimentell ermitteln.
Als Initiatoren sind alle gängigen Initiatoren für radikalische Polymerisationen prinzipiell geeignet, z.B. Dibenzoylperoxid oder 2,2'-Azo-bis-isobutyronitril (AIBN). Bevorzugt wird jedoch Di-tert.-butylperoxid (DTBP) eingesetzt, da das bei der Initiierung entstehende tert.-Butanol sich leicht destillativ aus der Reaktionsmischung entfernen lässt. Die erforderliche Konzentration des Initiators ist abhängig von der Reaktionstemperatur und der Zerfallsrate des eingesetzten Initiators. In der Regel sind Konzentrationen von 0,5 bis 4 mol%, bezogen auf die eingesetzte Menge an Vinylmonomeren, geeignet. Der Polymerisationsgrad des Oligomeren wird durch die Initiatorkonzentration nur wenig beeinflusst.
Als Kettenüberträger wird bevorzugt Isopropanol eingesetzt, es sind aber auch andere Kettenüberträger verwendbar, beispielsweise Alkohole wie Isobutanol, Aldehyde oder Ketone. Der Kettenüberträger fungiert bei der Reaktion auch als Lösungsmittel. Überschüssiger Kettenüberträger bzw. überschüssiges Lösungsmittel können nach der Reaktion leicht destillativ entfernt werden.
Es ist eine Reaktionstemperatur ist zu wählen, bei der die Zerfallsrate des Initiators hoch genug ist, um eine ausreichende Radikalkonzentration zu erzeugen. Häufig wird als Reaktionstemperatur die Siedetemperatur des verwendeten Kettenüberträgers bzw. Lösungsmittels gewählt.
Das erhaltene Polymer wird in einem zweiten Schritt gezielt zu einem Vinylalkohol- Copolymer mit der gewünschten Zahl von OH-Gruppen verseift. Die Verseifung erfolgt in einem inerten Lösungsmittel basenkatalysiert unter Zugabe definierter
Mengen eines Solvolyseagens, z.B. von Wasser oder primären Alkoholen.
Die Verseifung von Polyvinylacetat wird nach dem Stand der Technik meist unter basischen Bedingungen unter Zuhilfenahme eines Überschusses von Wasser oder Alkohol durchgeführt, wobei die Kontrolle des Verseifungsgrades über die Reaktionszeit erfolgt. Ein Hauptproblem dieser Methode ist, dass sie zu Blockcopolymer- strukturen aus Polyvinylacetat und Polyvinylalkohol führt. Dies ist am opaken Aussehen der Materialien erkennbar, das durch Phasenseparation hervorgerufen wird.
Um diesen Effekt zu verhindern, und um nur wenige OH-Gruppen in das Polymer einzuführen, wird die Solvolysereaktion des im ersten Schritt erhaltenen Polymeren erfindungsgemäß unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt.
Die Reaktion wird in einem inerten Lösungsmittel durchgeführt. Inerte Lösungs- mittel sind solche, die unter den Reaktionsbedingungen nicht oder nicht in signifikantem Umfang mit dem Polymer reagieren und durch die als Katalysator eingesetzte
Base nicht deprotoniert werden. Beispiele sind aprotische Lösungsmittel wie Tetra- hydrofuran (THF), aber auch protische Lösungsmittel, z.B. Isopropanol, sind geeignet, wenn sie eine wesentlich geringere Acidität aufweisen als das Solvolyse-
Als Solvolyseagens kommen alle Verbindungen in Betracht, die in der Lage sind, die Esterbindung der Vinylestereinheiten zu spalten. Bevorzugt werden Wasser oder primäre Alkohole eingesetzt, insbesondere Methanol. Die Menge an Solvolyseagens, die zugegeben wird, ist abhängig von der Zahl der OH-Gruppen, die das Endprodukt aufweisen soll. Es hat sich bei der Bestimmung der Funktionalität der erhaltenen
Vinylalkohol-Copolymeren mittels Endgruppentitration gezeigt, dass bei Zugabe stöchiometrischer Mengen an Solvolyseagens ca. 70% der theoretisch zu erwartenden OH-Gmppen gebildet werden, d.h. beispielsweise bei Zugabe von 2 Mol Solvolyseagens pro Mol Polymer wird ein Vinylalkohol-Copolymer mit im Mittel 1 ,4 OFI-Gruppen pro Molekül erhalten.
Die Reaktion wird in Gegenwart katalytischer Mengen Base durchgeführt. Geeignete Basen sind beispielsweise Alkoholate wie Kaliummethylat.
Soll eine gleichmäßige Verteilung der OH-Gruppen in den erhaltenen Vinylalkohol-
Copolymeren erreicht werden, ist es vorteilhaft, die Verseifung bei niedrigen Reaktionstemperaturen durchzuführen. Bevorzugt ist die Reaktionstemperatur nicht höher als Raumtemperatur, besonders bevorzugt nicht höher als 0°C. Eine gleichmäßige Verteilung der eingeführten OH-Gmppen entlang der Polymerkette führt zu transparenten Produkten.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden beide Schritte des Verfahrens als Eintopfreaktion in 2-Propanol als Lösungsmittel durchgeführt, das im ersten Schritt auch als Kettenüberträger fungiert. Auf die Isolierung des im ersten Schritt gebildeten Polymeren wird hierbei verzichtet, da die im ersten Schritt gebildeten Nebenprodukte die nachfolgende Verseifung nicht stören.
Soll nach der Verseifung die Base aus dem Produkt entfernt werden, wird das Reaktionsgemisch neutralisiert. Vorteilhaft geschieht dies, indem das Reaktionsgemisch über ein saures Kationenaustauscherharz geleitet wird.
Das Lösungsmittel kann nach Abschluss der Reaktion bzw. nach gegebenenfalls erfolgter Neutralisation destillativ entfernt werden.
Die erhaltenen Polyetherpolyole sind mit handelsüblichen Polyolen, z.B. Polyoxy- alkylenpolyolen, mischbar und können zur Herstellung von Polyurethanen (z.B.
Elastomeren, Schäumen, Beschichtungen) eingesetzt werden. Die mechanischen Eigenschaften der aus Vinylalkohol-Copolymeren hergestellten Polyurethane sind mit denen kommerzieller Polyurethane vergleichbar.
Beispiele
Vinylacetat (VAc) wurde direkt vor der Verwendung destilliert. THF wurde über Natrium getrocknet, 2-Propanol ('PrOH) wurde ohne weitere Reinigung verwendet. Die verwendete Kaliummethylat-Lösung wurde durch die Reaktion von 2,45 g
Kalium mit 250 ml Methanol hergestellt. Baygal® K55 (Bayer AG), ein trifunktio- nelles Propylenoxid/Ethylenoxid-Blockcopolymer, wurde in einem Vakuummischer bei 80°C für 5 h getrocknet.
Charakterisierung der Proben
Für die Bestimmung des Molekulargewichts und die Bestimmung der Endgruppen der PVAc-Proben wurden Η-NMR Spektren verwendet. Im Spektrum sind drei verschiedene Protonen-Signale des PVAc zu erkennen: zwischen 1.6 - 2.0 ppm die Signale der Methylen H-2 und der Methyl-Gruppe H-3 und zwischen 5.0 - 5.2 ppm die Signale der Methin-Gruppe H-4. Die zwei Methyl- Gruppen des 2-
Propanol-2-yl initiators H-l ergeben ein Signal bei 1.2 ppm. Unter der Voraussetzung, dass die Initiierung der Reaktion durch 2-Propanol-2-yl-Radikale erfolgt, weisen alle PVAc-Ketten die Isopropanoleinheit als Kettenanfang auf. Unter dieser Voraussetzung kann der zahlenmittlere Polymerisationsgrad DP„ aus den Verhältnissen der Intensitäten der Signale der Monomereinheiten (H-2, H-3, H-4; 6
H) und den Intensitäten der Signale des Initiators (H-l, 6 H) berechnet werden. Um die aus den Η-NMR Spektren berechneten Polymerisationsgrade bzw. Molekulargewichte zu bestätigen wurde das Molekulargewicht auch mittels Dampfdruckosmose (VPO) bestimmt.
Η-NMR Spektren wurden mit einem Bruker ARX300 Spektrometer in d5-Pyridin aufgenommen. GPC Messungen wurden in DMF bei 45 °C durchgeführt. VPO (Dampfdruckosmose) wurde mit einem Knauer Dampfdruckosmometer K7000 in CHC1 gemessen. DSC Messungen wurden auf einem Perkin Eimer DSC-7 durchgeführt. Die Glasübergangstemperaturen (Tg) wurden vom 2. Heizzyklus bei einer Heizrate von 1 OK/min gemessen. Die Messungen wurden in einem
Temperaturbereich von -100°C bis 120°C durchgeführt. Dynamisch mechanische Analyse (DMA) wurde an einem Rheometrics Solids Analyzer RSAII bei 1 Hz und einer Heizrate von 2k/min mit „dual cantilever" Geometrie (50 x 4 x 2,5 mm) und einer Dehnung von 0,2% gemessen. Der Speichermodul (E'), der Verlustmodul(E ") und der Verlusttangens (tan δ) wurden im Temperaturbereich von 30°C - 100°C gemessen. Zur genauen Bestimmung der Glastemperatur durch DMA wurde jede Probe 5 mal vem essen, das Maximum des Verlusttangens wurde jeweils als Tg gewertet.
Die Anzahl der OH-Gmppen wurde mittels Titration und Η-NMR bestimmt. Als
Veresterungsreagenz für die Titration wurde eine Mischung bestehend aus 0,45 L trockenem Pyridin, 64,25 g Phthalsäureanhydrid und 10 mL N-Methylimidazol verwendet. Tertiäre OH-Gruppen werden in dieser Reaktion nicht verestert und daher auch nicht detektiert. Diese Gruppen zeigen auch eine vemachlässigbare Reaktivität gegenüber Isocyanaten.
Zur Bestimmung des Blindwertes Vbγmd wurden 25 mL dieses Reagenz mit 25 mL Pyridin und 50 mL Wasser 15 min gerührt und anschließend mit 1 N NaOH titriert.
Eine Polymerprobe mit der Masse msampie g wurde mit 25 ml des Veresterungsreagenz 15 min unter Rückfluss erhitzt. Anschließend wurden 25 ml Pyridin und 50 ml Wasser zugegeben um das Überschüssige Anhydrid zu hydrolysieren. Aus der Titration dieser Lösung mit 1 N NaOH ergibt sich Vsampιe. Jedes Polymer wurde zweimal vermessen. Die Anzahl der OH-Gmppen pro Polymer (OHF) ergibt sich dann aus folgender Formel: OHE = (( Kbimd- Sample) • Mn) I (1000- msampie) wobei M„ das Molekulargewicht des Polymers ist (bestimmt durch VPΟ oder 1H-NMR).
Die Anzahl der OΗ-Gruppen pro Polymerkette (OΗF) lässt sich durch Vergleich der
Η-NMR Spektren der verseiften Probe mit dem des eingesetzten PVAc ermitteln. Da bei der Methanolyse die Methyl-Gmppe mit dem Acetat entfernt wird, wird auch das Signal der Methyl-Gmppe zwischen 1.7 und 2.3 ppm (Η-2, H-3) kleiner. Durch
Vergleich der Verhältnisse der Signalintensitäten (H-2+H-3VH-1 der verseiften Probe mit dem des eingesetzten PVAc, kann die OHF nach der Formel
OHF = 2-([(H-2+H-3)/H-l]Substrat - [(H-2+H-3)/H-l]Produkt)
berechnet werden.
Beispiel 1 (PVAc6)
Eine Lösung von 100 ml (1,08 mol) VAc in 1900 ml 'PrOH, entsprechend einer
Monomerkonzentration von 4,2 mol%, wurde in einen 41 Dreihalskolben mit KPG- Rührer und Rückflusskühler gegeben und 60 min mit Stockstoff entgast. 2 ml (10,9 mmol) di-tert-Butylperoxid (DTBP) wurden zugegeben und der Ansatz 18 h lang unter Rückfluss gerührt. Das Lösungsmittel wurde im Vakuum entfernt und das Polymer für 60 min bei 100°C an einem Rotationsverdampfer im Vakuum getrocknet. 65 g PVAcό wurden als farbloses hochviskoses Öl erhalten.
Beispiel 2 (PVAclO
Beispiel 1 wurde mit einer Monomerkonzentration von 8,3 mol% wiederholt.
Beispiel 3 (PVAc 11)
Beispiel 1 wurde mit einer Monomerkonzentration von 12,5 mol% wiederholt.
Die in den Beispielen 1 bis 3 hergestellten Proben wurden mittels Η-NMR Spektroskopie, Dampdmckosmose (VPO), GPC und DSC untersucht. Tabelle 1 fasst die erhaltenen Ergebnisse zusammen.
Tab. l
Probe Η-NMR VPOa) GPCb) DSC
[VAc]c) DPn Mn DPn Mn Mn Mw/Mn Tg
[mol%] [g/mol] [g/mol] [g/mol] [K]
PVAc6 4,2 6,2 590 6,4 610 18770 1,07 248
PVAc 10 8,3 10,1 930 9,8 900 27390 1,07 276
PVAcl 1 12,5 11,5 1050 11,3 1030 33050 1,08 283 a) gemessen in CHC13 bei 40°C. b) gemessen in DMF bei 45°C mit Polystyrol Standards c) molares Verhältnis von VAc/(VAc+.'PrOH)
Für VAc Konzentrationen von 4 bis 12 mol% in 2-Propanol wurden Molekulargewichte zwischen 600 und 1000 g/mol erreicht. Die aus den Η-NMR Spektren berechneten Molekulargewichte stimmen sehr gut mit den aus der Dampfdruckosmose erhaltenen Werte überein, was darauf hindeutet, dass alle Ketten eine 2-Pro- ρanol-2-yl G ppe am einen und ein Wasserstoffatom am anderen Kettenende besitzen. Die scheinbaren Molekulargewichte Mn aus der GPC korrelieren gut mit den absoluten Werten der VPO. Aus der Steigung der Auftragung Mn(GPC) gegen Mn(VPO) ergibt sich, dass das Molekulargewicht der oligomeren PVAc in der GPC ungefähr um den Faktor 30 überschätzt wird.
Beispiel 4 (PVAc6/3)
0,39 ml (9,6 mmol) 2 %ige Kaliummethanolatlösung wurden zu einer Lösung von 2,0 g (3,2 mmol) PVAcό in 40 ml trockenem THF gegeben. Der Ansatz wurde 60 min bei 0°C und weitere 60 min bei RT gerührt. 3 g saurer lonentauscher Amberlite® IR 120 (Fluka) wurden zur Neutralisation der Reaktionsmischung zugegeben und nach 15 min abfiltriert. Das Lösungsmittel wurde unter vermindertem Druck abdestilliert und das Polymer für 18 h bei 60°C am Vakuum getrocknet. PVAc6/3 wurde als hochviskoses, farbloses Öl erhalten.
Beispiel 5 (PVAc6/l)
Beispiel 4 wurde wiederholt, es wurden jedoch nur 0,13 ml (3,2 mmol) Kaliummethanolatlösung eingesetzt.
Beispiel 6 (PVAc6/2)
Beispiel 4 wurde wiederholt, es wurden jedoch nur 0,26 ml (6,4 mmol) Kaliummethanolatlösung eingesetzt.
Beispiel 7 (PVAc 10/2)
Analog Beispiel 4 wurde PVAc 10 mit der doppelten molaren Menge Kaliummethanolatlösung umgesetzt.
Beispiel 8 (PVAc 10/4)
Analog Beispiel 4 wurde PVAc 10 mit der vierfachen molaren Menge Kaliummethanolatlösung umgesetzt.
Beispiel 9 (PVAc 10/6)
Analog Beispiel 4 wurde PVAc 10 mit der sechsfachen molaren Menge Kaliummethanolatlösung umgesetzt.
Beispiel 10 (PNAcl 1/2)
Analog Beispiel 4 wurde PNAcl 1 mit der doppelten molaren Menge Kaliummethanolatlösung umgesetzt.
Beispiel ll (PVAcl l/4)
Analog Beispiel 4 wurde PVAcl l mit der vierfachen molaren Menge Kaliummethanolatlösung umgesetzt.
Beispiel 12 (PVAc 11/6)
Analog Beispiel 4 wurde PVAcl l mit der sechsfachen molaren Menge Kaliummethanolatlösung umgesetzt.
Beispiel 13 (PVAc6/3)
0.39 ml (9,6 mmol) 2 %ige Kaliummethanolatlösung wurden zu einer Lösung von 2.0 g (3.2 mmol) PVAcό in 40 ml 'PrOH gegeben. Der Ansatz wurde 60 min bei 0°C und weitere 60 min bei RT gerührt. 3g saurer lonentauscher Amberlite® IR 120
(Fluka) wurden zur Neutralisation der Reaktionsmischung zugegeben und nach 15 min abfiltriert. Das Lösungsmittel wurde unter vermindertem Dmck abdestilliert und das Polymer für 18 h bei 60°C am Vakuum getrocknet.
Beispiel 14 (PVAc6/l)
Beispiel 13 wurde wiederholt, es wurden jedoch nur 0,13 ml (3,2 mmol) Kaliummethanolatlösung eingesetzt.
Beispiel 15 (PVAc6/2)
Beispiel 13 wurde wiederholt, es wurden jedoch nur 0,26 ml (6,4 mmol) Kaliummethanolatlösung eingesetzt.
In allen Fällen waren die erhaltenen Proben transparent, was auf eine gleichmäßige
Verteilung der eingeführten OH-Gmppen entlang der Polymerkette hindeutet. Die an
den in Beipielen 4-15 hergestellten Produkten ermittelten experimentellen Daten sind in Tabelle 2 zusammengefasst; die Proben sind als PVAc x/y bezeichnet wobei x auf den Polymerisationsgrad DPn des eingesetzten PVAc und y auf die Anzahl der eingeführten OH Gmppen pro Kette (ohne die tertiäre OH-Gruppe am Kettenanfang) verweisen.
Tab. 2
Probe Substrat OHFa)
Mn (VPO) DPn (VPO) berechnet Titration Η-NMR DS b) [%]
PVAc6/l 610 6,4 1 0,7 1,0 13,3 PVAc6/2 2 1,5 1,9 26,6 PVAc6/3 3 2,3 2,6 38,3 PVAc 10/2 900 9,8 2 1,2 1,6 14,3 PVAc 10/4 4 2,8 3,2 30,6 PVAc 10/6 6 3,9 4,8 44,4 PVAc 11/2 1030 11,3 2 1,4 1,8 14,2 PVAc 11/4 4 3,0 3,3 27,9 PVAc 11/6 6 4,3 4,6 39,4
PVAc6/lc) 610 6,4 1 n. d.* 0,85 13,3
PVAc6/2c) 2 n. d. 1,8 28,1
PVAc6/3c) 3 n. d. 2,8 43,8 a) mittlere OH-Funktionalität pro Oligomermolekül (tertiäre Endgmppe ist hierbei nicht berücksichtigt) b) Verseifungsgrad: [OH]/([OH]+[Ac]) c) Methanolyse in 'PrOH; Beispiele 13-15 * nicht bestimmt
In Tabelle 2 wird deutlich, dass in allen Fällen die experimentell beobachtete Anzahl OH-Gmppen pro Molekül (OHF) kleiner ist als der aus der Stöchiometrie erwartete
Wert. Es zeigt sich jedoch, dass der Verseifungsgrad nur von der eingesetzten Menge
Methanol kontrolliert wird. Bei allen Proben steigt die Abweichung zwischen
theoretisch zu erwartender und tatsächlich eingeführter Anzahl OH-Gmppen mit steigendem Verseifungsgrad, z.B. werden für die Probe PVAc 10/6, 6 OH-Gmppen erwartet aber im NMR-Spektrum nur 3,6 OH-Gmppen gefunden. Die festgestellten Abweichungen des Verseifungsgrades hängen jedoch nicht vom Polymerisationsgrad der verwendeten Proben ab. Daher ist es möglich, die Zahl der bei Einsatz einer bestimmten Menge Methanol tatsächlich eingeführten OH-Gmppen vorherzusagen. Die Methanolyse wird bei der Verwendung von 'PrOH anstatt THF als inertes Lösungsmittel nicht beeinflusst. Die unterschiedlichen pKs- Werte von Methanol und 'PrOH führen dazu, dass nur die Methanolyse beobachtet wird.
In Fig. 1 wurde die experimentell beobachtete Anzahl OH-Gmppen (Ordinate) gegen den theoretisch erwarteten Wert (Abszisse) aufgetragen. Fig. la zeigt die durch NMR-Spektren erhaltenen und Fig. lb die aus der Titration erhaltenen experimentellen Daten. Die Diagonale entspricht jeweils den bei komplettem Umsatz erwarte- ten Werten.
Beispiel 16 (Synthese eines Polyurethan-Elastomers)
50 g (82 mmol) PVAc6/3 und 50 g (114 mmol) eines trifunktionellen Propylenoxid- Ethylenoxid-Blockcopolymers mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht von
440 g/mol (Baygal® K55, Bayer AG) wurde in einem Vakuummischer 2 h bei 120°C im Olvakuum getrocknet. Die homogene Mischung wurde auf 30°C gekühlt und 68.4 g (274 mmol) Methylendiphenylendiisocyanat (MDI, Baymidur® KL 3-500, Bayer AG) wurden in der Polyolmischung dispergiert. Nach 10 min Rühren wurde die transparente Mischung in eine Form gegossen (200 mm x 200 mm x 4 mm) und für 12 h bei 30°C und weitere 24 h bei 80°C gehärtet.
Beispiel 17 (Vergleich)
Beispiel 16 wurde wiederholt, jedoch wurde PVAc6/3 durch eine äquimolare Menge eines trifunktionellen Propylenoxid/Ethylenoxid-Blockcopolymers mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht von 440 g/mol (Baygal® K55, Bayer AG) ersetzt.
Die erhaltenen Polyurethanplatten waren gelb und transparent. Die mechanischen Eigenschaften der Proben aus Beispiel 16 und 17 sind in Tabelle 3 zusammengefasst.
Tab. 3
Young's Dehnung bei Härte Glasübergangs-
Modul Bruch Temperatur
Probe [MPa] [%] [Shore D] [°C]
Bsp. 17 (Vergleich) 2950 5,81 83 79,2
Bsp. 17 3490 2,94 85,7 81,5
Der Young's Modul, ein Maß für die Steifigkeit des Polymers, ist in der mit PVAc hergestellten Polyurethanprobe größer. Die Glasübergangstemperatur, bestimmt mit dynamischer mechanischer Analyse (DMA), steigt nur leicht von 79,2 auf 81,5°C. Die DMA-Kurven in Fig. 2 zeigen, dass keine Phasenseperation im Polyurethan stattfindet (Bsp. 16: ausgefüllte Quadrate, Bsp. 17: Kreise).