Verfahren zur Herstellung von Holocellulose durch Deligmfizieren von lignocellulosehaltiger Biomasse
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Holocellulose, mit den wesentlichen Bestandteilen Cellulose und Hemicellulose, durch Deligmfizieren von lignocellulosehaltiger Biomasse, insbesondere von Holz.
Holz stellt einen natürlichen Nerbundstoff da, in dem die langen und festen Cellulo- seketten, zu Fibrillen verdrillt, als Gerüstsubstanz dienen und das hydrophobe Lignin als schützende Ummantelung wirkt. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Holzes sind die Hemicellulosen (Polyosen). Für die industrielle Verwertung von Holz muss dieser Verbundstoff zerstört werden, damit die Bestandteile getrennt werden können (Holzauf schluss). Meist wird dabei die Gewinnung von mehr oder weniger reiner Cellulose angestrebt, wobei die anderen Bestandteile Lignin und Hemicellulosen, meist in abgebauter Form, als Nebenprodukte anfallen, die heute noch weitgehend ungenutzt ein Problem der Abfallbeseitigung darstellen. Hiermit müssen sich vor al- lern Zellstoffhersteller und -weiterverarbeiter auseinandersetzen.
Weitere Nachteile klassischer Zellstoffprozesse sind der hohe Wasserbedarf, der hohe Gehalt an organischen Stoffen im Abwasser und die relativ hohen Betriebskosten. Die konventionellen Holzaufschlussverfahren (Sulfat, Sulfit) benötigen den Einsatz schwe- felhaltiger Verbindungen, was zur Geruchsbelästigung führt. Die Aufarbeitung der Lauge und der Abwasser- bzw. Abfallströme sind ebenfalls mit großem Aufwand verbunden.
Gegenüber diesen konventionellen Verfahren wurde durch die technische Lehre einer noch nicht veröffentlichten Patentanmeldung der Anmelderin eine deutliche Verbesserung erzielt. Diese technische Lehre betrifft ein mehrstufiges Verfahren zum Auftrennen lignocellulosehaltiger Biomasse, insbesondere von Holz, in die Bestandteile
Lignin, Hemicellulose und Cellulose. Hierbei wird die lignocellulosehaltige Biomasse zunächst einer Vorhydrolyse durch Behandeln mit Wasser oder Wasserdampf unterworfen. Anschließend erfolgt die Extraktion der durch die Vorhydrolyse hydrolysier- ten Hemicellulosen mit einem wäßrigen Medium. Das im Rückstand verbliebene Lignin wird durch Extraktion mit einem Alkanolamin vom zurückbleibenden Cellulo- serohstoff abgetrennt. Im Gegensatz zu den konventionellen Verfahren kommt dieses Verfahren ohne den Einsatz von Natronlauge oder schwefel- und/oder chlorhaltigen Chemikalien aus, so dass auf eine aufwendige Rückgewinnung der Ablaugen sowie auf eine Abluft- und Abwasseraufreinigung verzichtet werden kann. Dadurch sinkt auch der Energieverbrauch. Dennoch wird auch bei diesem Verfahren zum Einstellen der notwendigen Reaktionstemperaturen und zur Rückgewinnung des Alkanolamins, insbesondere durch Destillation, noch erhebliche Energie verbraucht. Durch Verringern der benötigten Menge an Alkanolamin ließe sich der Energieverbrauch weiter senken, da dann weniger Heizenergie aufgewendet werden müßte.
Ein weiterer Nachteil des zuletzt beschriebenen Verfahrens besteht darin, dass die Hemicellulosen durch die Vorhydrolyse einem Abbau zu Zuckern unterliegen und daher keine hochmolekularen Hemicellulosen gewonnen werden können. Hochmolekulare Hemicellulosen haben jedoch ihren Wert, so z.B. in der Medizin, und stellen somit ein nützliches Produkt dar. Auch andere Einsatzgebiete kommen in Frage. Dies geht aus dem EU-Projekt CARBOPOL hervor, in dem die Verwendung von Kohlenhydraten als Rohstoff für die chemische Industrie untersucht wurde. Im Verlauf dieses Po- jektes wurde gefunden, dass als Einsatzgebiete für Kohlenhydrate, wie z. B. hochmolekulare Hemicellulosen, Beschichtungen in der Papier- und Farbenindustrie, biolo- gisch abbaubare Detergenzien (Co-Builder), biologisch abbaubare Superabsorber, biologisch abbaubare Thermoplasten für landwirtschaftliche Anwendungen sowie Klebstoffe und Polyesterharze ein erhebliches Potential darstellen.
Vor diesem Hintergrund lag der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Holocellulose bereitzustellen, das mit weniger spezifischer Energie auskommt und bei dem weniger aufzuarbeitende Abfallprodukte anfallen. Eine weitere
Aufgabe bestand darin, die Abtrennung des Lignins von der Biomasse ohne Abbau der
hochmolekularen Hemicellulosen zu ermöglichen, um diese nützlichen Verwendungen zuzuführen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von Holocellulose, die als wesentliche Bestandteile Cellulose und Hemicellulose enthält, durch Deligmfizieren lignocellulosehaltiger Biomasse, insbesondere von Holz, das als Schritte a) das Entwässern der lignocellulosehaltigen Biomasse, b) das Imprägnieren der entwässerten lignocellulosehaligen Biomasse mit einem Alkanolamin, c) des thermische Behandeln der imprägnierten Biomasse zum Abbau des Lignins und d) das Abtrennen der die Abbauprodukte des Lignin enthaltenden Alkanolamin-Phase von der delignifizierten Biomasse umfaßt.
Das Verfahren gemäß der Erfindung ermöglicht die weitgehende Abtrennung des Lignins von der lignocellulosehaligen Biomasse. Die hochmolekularen Hemicellulosen unterliegen keinem Abbau zu niedermolekularen Spaltprodukten und verbleiben in der prozessmodifizierten Biomasse. Es wird daher eine Holocellulose gewonnen, aus der Hemicellulosen in üblicher Weise gewonnen werden können.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können beliebige lignocellulosehaltige Bio- massen als Rohstoff herangezogen werden. Besonders geeignet sind Pflanzenwachstumsmaterialien unterschiedlichster Art, wie Holz, Haferhülsen, Mais- oder Kornstengel, Bagasse, Weizenstroh, Reis, Stroh und Haferstroh. Bei Holz ist es üblich, Rundhölzer oder Schwachhölzer, vorzugsweise in zerkleinerter Form, z. B. in Form von Hackschnitzeln zu verwenden. Bei faserigen Rohstoffen, wie Einjahrespflanzen, sind durch Schneiden zerkleinerte Fasern geeignet. Bevorzugt wird zerkleinertes, insbesondere geschreddertes Holz eingesetzt. Besonders bevorzugt ist die Verwendung von Laub- oder Nadelholz, insbesondere Buchenholz und Fichtenholz.
Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, das Entwässern der lignocellulosehalti- gen Biomasse in einer Pressschnecke durchzuführen, da so neben dem Entwässern auch noch ein Zerfasern als weiterer gewünschter Effekte eintritt. Besonders bevorzugt ist ein Entwässern auf einen Wassergehalt von etwa 20 bis 30%, vorzugsweise
etwa 0,25 bis 0,45 Gew. -Teile, insbesondere etwa 0,35 bis 0,45 Gew. -Teile, Wasser auf 1 Gew. -Teil lignocellulosehaltige Biomasse (bezogen auf Trockenmasse). Ein Entwässern auf einen Wassergehalt, der wesentlich unter etwa 0,35 Gew. -Teile Wasser auf 1 Gew. -Teil Biomasse liegt, wäre mit einem überproportional steigenden Energieaufwand verbunden. Liegt hingegen der Wassergehalt der Biomasse vor der Imprägnierung bei wesentlich mehr als 1,5 Gew. -Teilen Wasser, so steigt die Menge an Alkanolamin, die zum späteren Ligninabbau eingesetzt werden muß, stark an.
Die so vorbehandelte Biomasse weist eine sehr hohe Saugfähigkeit auf. Bei dem an- schließenden Imprägnieren der entwässerten Biomasse mit Alkanolamin wird dieses schnell aufgesaugt und tritt sofort in der wünschenswert großen Menge mit der lignocellulosehaltigen Biomasse in innigen Kontakt. Die entwässerte Biomasse nimmt im Falle von Holz typischerweise etwa das Fünfache des nach dem Entwässern noch enthaltenen Wassers an Alkanolamin auf. Es hat sich gezeigt, dass gegenüber den bis- her angewendeten Verfahren zum Deligmfizieren mit Alkanolaminen, die eine Vorhydrolyse der Biomasse unter Abbau der Hemicellulosen einschließen, bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eine wesentlich geringere Menge an Alkanolamin benötigt wird. Dies ist bedingt durch den wesentlich geringeren Wassergehalt der aufgearbeiteten Biomasse vor dem Imprägnieren mit Alkanolamin, der zu einem geringeren Ver- dünnen des Alkanolamins führt. Ein weiterer Grund liegt vermutlich darin, dass bei dem älteren Verfahren das Lignin unter den bei der Vorhydrolyse herrschenden Bedingungen einer Kondensationsreaktion unterliegt, die dessen Abbau und Extraktion durch das Alkanolamin erschwert. Aus der nicht vorhydrolysierten Alkanolamin- imprägnierten lignocellulosehaltigen Biomasse läßt sich das Lignin nun in sehr guter Ausbeute herauslösen. Vorzugsweise erfolgt das Imprägnieren der entwässerten Biomasse mit einem Alkanolamin in einer solchen Menge, dass etwa 0,3 bis 2,5, insbesondere etwa 0,5 bis 1,5 Gew. -Teile Alkanolamin auf 1 Gew. -Teil lignocellulosehaltiger Biomasse (Trockenmasse) entfallen.
Der verringerte Einsatz an Alkanolamin führt gegenüber dem älteren Verfahren zu einer erheblichen Energieeinsparung, da bei dem nachfolgenden thermischen Behandeln weniger Energie benötigt wird. Auch bei der Rückgewinnung des reinen Alka-
nolamins aus der die Abbauprodukte des Lignins enthaltenden Alkanolamin-Phase wird durch den geringeren Einsatz an Alkanolamin Energie eingespart. Vorzugsweise erfolgt die Rückgewinnung des Alkanolamins durch Destillation.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform kommen als Alkanolamin insbesondere in Frage: Monoethanolamin, Diethanolamin, Triethanolamin und/oder Diglykolamin. Besonders bevorzugt wird Monoethanolamin eingesetzt. Das sich dem Imprägnieren anschließende thermisches Behandeln zum Abbau des Lignins erfolgt vorteilhaft unter einem Druck von etwa 1 bis 10, insbesondere etwa 2 bis 8 bar und bei einer Tempe- ratur von etwa 100 bis 170°C, insbesondere etwa 120 bis 160°C.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass das Deligmfizieren durch thermisches Behandeln der Alkanolamin-imprägnierten lignocellulosehaltigen gegenüber bisherigen Verfahren innerhalb einer wesentlich kürzeren Zeit abgeschlossen ist. Dies führt zu einer weiteren Energieeinsparung. Nach einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt das thermische Behandeln der imprägnierten lignocellulosehaltigen Biomasse während etwa 5 bis 60, insbesondere etwa 10 bis 30 Minuten. Als Reaktionsgefäß für den Ligninabbau dient vorzugsweise ein mit Dampf beaufschlagter, kontinuierlich betriebener Reaktor. Vorzugsweise wird die imprägnierte lignocellulosehaltige Biomasse zunächst zu einem Faserbrei verarbeitet. Die thermische Behandlung zum Abbau des Lignins erfolgt anschließend in einem von außen beheizten Verweilzeitrohr. Alternativ kann der Abbau des Lignins in einem mit externer Heizung und statischen Mischern ausgestatteten Reaktionsrohr vorgenommen werden, in das die Alkanolamin- imprägnierte entwässerte lignocellulosehaltige Biomasse durch eine Monopumpe ge- fördert wird. Vorzugsweise erfolgt der Ligninabbau bis auf eine Kappa-Zahl von etwa 50 bis 5, insbesondere etwa 40 bis 10 (bestimmt nach der in den Beispielen beschriebenen Methode nach Zellcheming Merkblatt IV/37/80).
Es ist ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens, daß der Ligninabbau durch thermische Behandlung (hierfür ist nur wenig Alkanolamin erforderlich) und
Abtrennen der Lignin-Abbauprodukte in der Alkanolamin-Phase getrennt erfolgen.
Vorzugsweise wird die die Lignin-Abbauprodukte enthaltende Alkanolamin-Phase von
der delignifizierten Biomasse nach der thermischen Behandlung durch Abpressen abgetrennt. Dabei haben sich Doppelspindelpressen, wie sie in der Zuckerindustrie und für das Entwässern von Papierschlämmen eingesetzt werden, als besonders geeignet erwiesen, da hierbei Investitionskosten und Energieverbrauch gering sind. Die deligni- fizierte Biomasse wird dabei sehr schonend entfeuchtet, da die Doppelspindelpressen nur langsam laufen und der Druck über eine lange Zeitspanne ausgeübt wird. Das Aufnahmevermögen von Holz für Monoethanolamin beträgt typischerweise etwa 40 Gew.-% . Das Monoethanolamin befindet sich dabei im kapillaren System des Holzes. In diesem Fall kann typischerweise bis auf eine Monoethanolamingehalt im Holz von mindestens etwa 40 Gew.-% abgepreßt werden. Vorzugsweise erfolgt das Abpressen der Alkanolamin-Phase von der delignifizierten Biomasse so weitgehend, dass in der abgepreßten Biomasse etwa 0,3 bis 0,6, insbesondere etwa 0,35 bis 0,45 Gew. -Teile Flüssigkeit (Wasser und Alkanolamin) auf 1 Gew. -Teil delignifizierte Biomasse entfallen. Hierdurch kann eine die Abbauprodukte des Lignins enthaltende, hoch kon- zentrierte Alkanolamin-Phase erhalten werden, aus der das Alkanolamin mit geringerem Aufwand zurückgewonnen werden kann.
Zum Abtrennen der nach dem Abpressen der delignifizierten Biomasse darin noch enthaltenen Reste der Alkanolamin-Phase wird die abgepreßte Biomasse vorzugsweise mit frischen Alkanolamin und/oder Wasser gewaschen. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird zunächst mit vorgeheiztem frischen Alkanolamin gewaschen. Die so erhaltene und bezüglich ihres Gehaltes an Lignin- Abbauprodukten verdünnte Alkanolamin-Phase kann zum Imprägnieren der entwässerten lignocellulosehaltigen Biomasse in Verfahrensschritt b) verwendet werden. Letzte Reste der Lignin- Abbauprodukte in der Alkanolamin-Phase können dann mit heißem Wasser von den hemincellulosehaltigen Zellstoff-Fasern abgewaschen werden, wobei dies besonders vorteilhaft im Gegenstrom erfolgt. Das abschließende Waschen mit heißem Wasser kann auch den Übergang zur Herstellung von gebleichtem Papierzellstoff bilden. Wenn durch das Waschen viel Wasser im Rohzellstoff verbleibt, dann ist dies kein Nachteil. Bei der Verwendung der anfallenden Holocellulose zur Herstellung von Papierzellstoff ist der Wegfall der bei den üblichen Verfahren erforderlichen NaOH- Recovery ein weiterer Vorteil. Auch nach dem Sulfitverfahren arbeitende Anlagen
werden zukünftig eine Möglichkeit zur Rückgewinnung der Ablaugen brauchen. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren, bei dem das Lignin durch ein Alkanolamin abgebaut und extrahiert wird, ist hingegen nur eine destillative Trennung möglich, die einen relativ geringen Energieaufwand erfordert. Zudem kann das abgebaute Lignin aus der Alkanolamin-Phase ausgefällt und als solches genutzt werden. Da einige Verfahren zur Extraktion von Hemicellulosen aus Holocellulosen in wässriger Phase ablaufen, ist das Wasser in diesem Fall nicht störend.
Die nach den erfindungsgemäßen Verfahren gewonnene Holocellulose stellt einen Zellstoff dar, in dem die Hemicellulosen noch in unhydrolysierter Form vorliegen. Es ist daher ein besonderer Vorteil, dass daraus hochmolekulare Hemicellulosen gewonnen werden können, insbesondere durch Extraktion. Da diese ein wertvolles Produkt darstellen, kann die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens durch Isolierung aus der hergestellten Holocellulose weiter gesteigert werden. Geeignete Verfahren zur Extraktion von Hemicellulose aus delignifiziertem Holz sind z. B. in der US 3 248 382 (erteilt am 26. April 1966) mit dem Titel "Method of isolating acetylated Polysaccharides" (R.H. Marchessault, Syracuse and Patricia D. Cafferty) beschrieben. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform können die Hemicellulosen aus der gewonnenen Holocellulose mit flüssigem Ammoniak extrahiert werden. Besonders zweckmäßig ist es dabei, die Extraktion mit einer anschließenden Wasser-Wäsche zu kombinieren.
Neben den bereits genannten Verwendungen der erfindungs gemäß gewonnenen bzw. hergestellten Produkte sind auch die Herstellung von Chemiezellstoffen aus Nadelhölzern, Papierzellstoffen aus Nadel- und Laubhölzern sowie die Verwendung von He- micellulosen in den im Projekt CARBOPOL getesteten Einsatzgebieten zu nennen. Des weiteren können die isolierten Hemicellulosen zu Zuckern abgebaut und diese weiterverwendet werden.
Die Möglichkeit, hochmolekulare Hemicellulosen aus den nach dem erfindungsgemä- ßen Verfahren hergestellten Holocellulosen zu isolieren, trägt zu dessen überlegener
Wirtschaftlichkeit bei, insbesondere aufgrund des gegenüber bisherigen Verfahren deutlich verminderten Energieverbrauchs. Dies führt nicht nur zu einem Kostenvor-
teil, sondern erleichtert auch das Einhalten der bei der Zellstoffgewinnung an Bedeutung gewinnenden Umweltschutzauflagen. Der Verzicht auf schwefel- und/oder chlorhaltige Chemikalien begünstigt die Umweltfreundlichkeit. Ferner fallen keine problematischen Abfallaugen an. Das zum Deligmfizieren eingesetzte Alkanolamin kann, insbesondere durch Destillation, zurückgewonnen und im Kreislauf geführt werden.
Die Erfindung soll durch die nachfolgenden Beispiele weiter erläutert werden.
Die in den Beispielen angegebene Kappa-Zahl (Ligningehalt) wurde aufgrund der fol- genden Analysemethode ermittelt: Die Bestimmung wurde nach Zellcheming Merkblatt IV/37/80 vorgenommen. Dabei wird mit 0,1 n Kaliumpermanganatlösung (3,161g/l) titriert. Die bei der Titration pro Gramm Zellstoff verbrauchten Milliliter der 0,1 n Kaliumpermanganatlösung entsprechen der Kappa-Zahl. Der Ligningehalt (in g pro kg Zellstoff) läßt sich aus der Kappa-Zahl durch Multiplikation mit 0,15 ab- schätzen.
Beispiel 1: (Deligmfizieren von Fichtenholz im Autoklaven)
a) Entwässern
Frische Fichtenholzschnitzel wurden durch eine Pressschnecke (Typ MSD der Firma Antritz) auf einen Wassergehalt von 0,33 Gew. -Teilen Wasser auf 1 Gew. -Teil Holz (trocken) entwässert und zerfasert.
b) Imprägnieren mit Monoethanolamin
Die entwässerten und zerfaserten Fichtenholzschnitzel wurden mit 1,17 Gew. -Teilen Monoethanolamin auf 1 Gew. -Teil Holz (trocken) imprägniert. Das Imprägnieren von Hand erfolgte unter kräftigem Durchmischen in einer Plastikwanne.
c) Thermisches Behandeln des imprägnierten Fichtenholz zum Abbau des Lignins
Das imprägnierte Fichtenholz wurde in einem Laborautoklaven der Firma Roth/Karlsruhe, während 60 min einer Temperatur von 170°C ausgesetzt, wobei sich aufgrund des noch enthaltenen Wassers ein Druck von 2 bar aufbaute.
d) Abtrennen der die Abbauprodukte des Lignins enthaltenden Alkanolamin-Phase
Die in Schritt c) gewonnene prozessmodifizierte Masse wurde in einer Doppelspindel- presse bearbeitet. Dabei wurde ein Abpressgrad von 0,65 Gew. -Teilen Flüssigkeit auf 1 Gew. -Teil Holz (trocken) erreicht (prozentuale Feuchtigkeit 40%). Da vor dem Abpressen auf 1 Gew. -Teil Holz (trocken) 0,33 Gew.-Teile Wasser und 1,17 Gew. -Teile Monoethanolamin entfielen, wurde eine Entfeuchtung von 1,5 Teilen Flüssigkeit auf 0,65 Teile Flüssigkeit erreicht. Dies entspricht einem Entfeuchtungsgrad von 57 % durch die Doppelspindelpresse.
Die so behandelte Biomasse wurden durch Waschen zunächst mit vorgeheiztem frischen Alkanolamin und anschließend mit Wasser im Gegenstrom von noch vorhandenen Resten der Alkanolamin-Phase befreit.
Die Bestimmung des Ligningehaltes nach dem oben beschriebenen Analyseverfahren ergab für die so erhaltene Holocellulose eine Kappa-Zahl von 12.
Beispiel 2: (Deligmfizieren von Fichtenholz in Andritzdigester)
Frische Fichtenholzschnitzel wurden analog zu Beispiel 1 den Verfahrensschritten a) und b) unterworfen.
Im Unterschied zu Beispiel 1 erfolgte nach dem Imprägnieren der Hacksclmitzel (Verfahrensschritt b)) zunächst ein Plastifizieren zu einem Faserbrei (schlammartige Konsistenz). Dieser Faserbrei wurde durch eine Förderschnecke in einen Antrittsdigester
eingespeist. Der so beschickte Antrittsdigester wurde mit Dampf auf eine Temperatur von 160 °C und einem Druck von 5 bar aufgeheizt und für 20 min bei diesen Bedingungen belassen.
Das Abtrennen der Monoethanolamin-Phase erfolgte anschließend durch langsame Förderung der so verarbeiteten Masse durch eine Archimedische Schraube auf einen Flüssigkeitsgehalt von 0,4 Gew. -Teilen Flüssigkeit auf 1 Gew. -Teil delignifizierte Biomasse (trocken). Die abgepreßte Biomasse wurde wie in Beispiel 1 gewaschen.
Die Bestimmung des Ligningehalts der so gewonnenen Holocellulose erfolgte nach dem oben beschriebenen Analyseverfahren, wobei eine Kappa-Zahl von 30 ermittelt wurde.
Extraktionsversuche haben gezeigt, dass aus der nach den Beispielen 1 und 2 gewon- nen Holocellulose hochmolekulare Hemicellulosen mit üblichen Extraktionsverfahren in hoher Ausbeute (etwa 75%) gewonnen werden können.