Verfahren zur Herstellung substituierter Pyrimidinderivate
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zu Herstellung von 3-(5-Cycloal- kyl-4-amino-l,3-pyrimidin-2-yl)-l-(2-fluorbenzyl)-lH-pyrazolo[3,4-b]pyridinderi- vaten, bei welchem Amidinderivate mit Enolcarboxylaten in Gegenwart einer Base umgesetzt werden.
Cyclisches Guano sinmonophosphat (cGMP) ist ein in praktisch allen Säugetieren vorkommender „Second Messenger"-Botenstoff. cGMP aktiviert bestimmte, insbesondere in glatten Muskelzellen, Thrombozyten und im Kleinhirn vorkommende Proteinkinasen sowie bestimmte Ionenkanäle und Phosphodiesterasen. Aufgrund dieser aktivierenden Wirkung spielt das cGMP eine wichtige Rolle in Vorgängen wie der Vasodilatation, Antiaggregation, Antiproliferation und der neuronalen Signalübertragung sowie bei Erkrankungen, welche auf einer Störung der vorstehend genannten Vorgänge beruhen. Unter diesen Erkrankungen besitzen Herz-Kreislauf- Erkrankungen eine besondere Bedeutung, da sie eine der bedeutensten Todesursachen in Industrieländern darstellen. Eine auf die Beeinflussung des cGMP-Signal- weges in Organismen abzielende Behandlungsmöglichkeit für derartige Erkrankun- gen ist aufgrund der zu erwartenden hohen Effizienz und geringen Nebenwirkungen ein vielversprechender Ansatz.
cGMP wird in Lebewesen aus Guanosintriphosphat (GTP) freigesetzt. Diese Reaktion wird von dem Enzym Guanylatcyclase katalysiert, welches in membrangebun- dener und löslicher Form vorkommt. Die lösliche Guanylatcyclase ist ein in verschiedenen Isoformen vorkommendes Dimer, das mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Häm-Gruppe pro Dimer enthält.
Die lösliche Guanylatcyclase kann in hohem Maße durch NO oder NO freisetzende Verbindungen wie beispielsweise Natriumnitroprussid (SNP) stimuliert werden, was zu einem Anstieg des cGMP-Spiegels im Organismus führt (vgl. z.B. Murad et al.,
Proc. Natl. Acad. Sei. USA 74(1977), 3203). In den letzten Jahren wurden einige Substanzen beschrieben, welche in der Lage sind, die lösliche Guanylatcyclase direkt, d.h. ohne vorherige Freisetzung von NO zu stimulieren, beispielsweise Kohlenmonoxid (Ullrich et al., Eur. J. Biochem. 192(1990), 683), 3-(5'- Hydroxymethyl-2'-furyl)-l-benzylindazol (YC-1, Wu et al, Blood 84(1994), 4226),
Fettsäuren (Goldberg et al, J. Biol. Chem. 252 (1977), 1279), verschiedene Naturstoffe wie Hormone, Pflanzenhormone, Vitamine oder Echsengifte (Vesely, Eur. J. Clin. Invest. 15 (1985), 258, Biochem. Biophys. Res. Commun. 88 (1979), 1244), Diphenyliodoniumhexafluorophosphat (Pettibone et al., Eur. J. Pharmacol. 1 16(1985), 307), Isoliquiritiginin (Yu et al, Brit. J. Pharmacol. 114(1995), 1587), sowie verschiedene substituierte Pyrazolderivate (WO 98/16223, WO 98/16507 und WO 98/23619).
In der WO 98/16223, WO 98/16507 und WO 98/23619 sind verschiedene Synthesen für substituierte Pyrazolderivate beschrieben. Es ist jedoch kein Darstellungsweg beschrieben, bei welchem man substituierte Pyrazolderivate durch Umsetzung von entsprechenden Amidinderivaten erhält.
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung der Verbindungen der allgemeinen Formel (I)
in welcher
R
1 für gesättigtes oder teilweise ungesättigtes C
3-C
8-Cycloalkyl steht,
das gegebenenfalls ein- oder mehrfach substituiert sein kann durch Amino, Azido, Formyl, Mercaptyl, Carboxyl, Hydroxyl, Morpholino, Piperidino, Pyrrolidino, Sulfonamino, geradkettiges, cyclisches oder verzweigtes Acyl, Acylamino, Alkoxy, Benzyloxy, Alkylamino, Dialkylamino, Alkylsulfonyl, Alkylsulfonamino, Alkylthio, Alkoxycarbonyl mit jeweils bis zu 6 Kohlenstoffatomen, Nitro, Cyano, Halogen, Phenyl
und/oder gegebenenfalls durch geradkettiges oder verzweigtes oder cyclisches Alkyl mit bis zu 6 Kohlenstoffatomen substituiert ist, das seinerseits durch Amino, Mercaptyl, Carboxyl, Hydroxy, Morpholino, Piperidino, Pyrrolidino, geradkettiges, cyclisches oder verzweigtes Acyl, Acylamino, Alkoxy, Alkylamino, Dialkylamino, Alkylsulfonyl, Alkylthio, Phenyl, Alkylsulfonamino, Alkoxycarbonyl mit jeweils bis zu 6 Kohlenstoffatomen, Nitro, Cyano, Halogen substituiert sein kann,
und deren isomere Formen und Salze,
umfassend die Umsetzung der Verbindung der allgemeinen Formel (II)
mit Verbindungen der allgemeinen Formel (III)
in welcher
R1 die oben angegebene Bedeutung hat;
R10 für geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit bis zu 4 Kohlenstoffatomen steht;
in einem organischen Lösungsmittel in Gegenwart einer Base,
und gegebenenfalls die Variation oder Einführung von unter R aufgeführten Substi- tuenten nach üblichen Methoden, vorzugsweise durch Acylierung und Derivatisierung freier Aminogruppen, Chlorierung, katalytische Hydrierung, Reduktion, Oxidation, Abspaltung von Schutzgruppen und/oder nucleophile Substitution.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform haben hierbei bei den Verbindungen der Formel (I), (II) und (III) die Reste R1 und R10 folgende Bedeutung:
R steht für gesättigtes C -C6-Cycloalkyl, und
R , 10 υ steht für Methyl oder Ethyl.
Insbesondere bevorzugt ist die Herstellung von 3-(4-Amino-5-cyclopropylpyrimidin- 2-yl)-l-(2-fluorbenzyl)/H-pyrazolo[3,4-b]pyridin aus l-(2-Fluorbenzyl)7H-pyra- zolo[3,4-b]pyridin-3-carboxamidinhydrochlorid und 2-Cyano2-cyclopropylethenyl- acetat gemäß dem vorstehend beschriebenen Verfahren.
Die Verwendung des Amidins der Formel (II) beim erfindungsgemäßen Verfahren in Form des entsprechenden Ηydrochlorids führt zu einer erheblichen Verbesserung
gegenüber dem Einsatz des entsprechenden freien Amidins. Das freie Amidin ist relativ instabil und damit schwer zu handhaben, was insbesondere bei Durchführung des vorstehend beschriebenen Verfahrens im größeren Maßstab von Nachteil ist und zu Ausbeuteverlusten führt.
Die Verwendung von Enolacarboxylaten der Formel (III) zur Darstellung der Verbindungen der Formel (I) anstelle von Enaminen, Enolethern oder Aldehyden, welche in der Literatur zur Herstellung von Pyrimidinsystemen eingesetzt werden, führt erfindungsgemäß zu einer erheblichen Steigerung der Ausbeute, was insbesondere bei der Durchführung der Reaktion im großtechnischen Maßstab von erheblicher ökonomischer und ökologischer Bedeutung ist.
Weiterhin wurde gemäß der vorliegenden Erfindung gefunden, daß die Enolcarboxylate der Formel (III) auf einfache Weise in einem Eintopfverfahren aus den entsprechenden Cycloalkylacetonitrilen zugänglich sind. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform stellt die vorliegende Erfindung somit ein Verfahren zur Herstellung der Verbindungen der Formel (I) bereit, bei welchem Enolcarboxylate der Formel (III) in einem Einstufenprozeß aus Cycloalkylacetonitrilen hergestellt und anschließend mit Amidinhydrochloriden der Formel (II) umgesetzt werden. Dieser Gesamtprozeß stellt im Vergleich zur
Verwendung von Enaminen, Enolethern oder Aldehyden anstatt der Enolcarboxylate der Formel (III) sowie im Vergleich zur Verwendung des freien Amidins anstatt des Amidinhydrochlorids der Formel (II) eine erhebliche Verfahrensverbesserung sowohl im Hinblick auf die technische Durchführung als auch auf das Ergebnis, d.h. der Ausbeute, dar.
Das vorstehend beschriebene Verfahren wird in einem organischen Lösungsmittel durchgeführt. Hierfür können gängige organische Lösungsmittel wie Ether wie Diethylether, Butylmethylether, Dioxan, Tetrahydrofuran, Glykoldimethylether oder Diethylenglykoldimethylether, oder Kohlenwasserstoffe wie Benzol, Toluol, Xylol oder Petrolether, oder Amide wie Dimethylformamid oder Hexamethylphosphor-
triamid, oder l,3-Dimethyl-imidazolidin-2-on, l,3-Dimethyl-tetrahydropyrimidin-2- on oder Dimethylsulfoxid verwendet werden. Es ist selbstverständlich auch möglich, Gemische der vorstehend genannten Lösungsmittel zu verwenden. Besonders bevorzugt kann das erfindungsgemäße Verfahren in Toluol durchgeführt werden.
Für das erfindungsgemäße Verfahren bevorzugte Basen umfassen herkömmlicherweise für basische Reaktionen eingesetzte basische Verbindungen. Beispielsweise können Alkalimetallhydride wie beispielsweise Natriumhydrid oder Kaliumhydrid, oder Alkalimetallalkoholate wie Natriummethanolat, Natriumethanolat, Kalium- methanolat, Kaliumethanolat oder Kalium-t.-butylat, oder Amide wie Natriumamid oder Lithiumdiisopropylamid oder Natriumhexamethyldisilazan, oder Amine wie Triethylamin oder Diethylisoproylamin verwendet werden. Bevorzugt ist die Verwendung eines Amins, insbesondere von Triethylamin.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird in einem Temperaturbereich von 80°C bis
120°C, vorzugsweise bei 100°C bis 1 10°C oder unter Rückfluß durchgeführt.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann bei normalen, erhöhtem oder bei erniedrigtem Druck durchgeführt werden (z.B. 0,5 bis 5 bar). Im allgemeinen arbeitet man bei Normaldruck.
Die Verbindung der Formel (II) ist in einer mehrstufigen Synthese aus dem literaturbekannten Natriumsalz des Cyanobrenztraubensäureethylesters (Borsche und Man- teuffel, Liebigs. Ann. Chem. 1934, 512, 97) erhältlich. Durch dessen Umsetzung mit 2-Fluorbenzylhydrazin unter Erhitzen und Schutzgasatmosphäre in einem inerten
Lösungsmittel wie einem Ether, vorzugsweise Dioxan, in Gegenwart einer Säure wie Trifluoressigsäure erhält man den 5-Amino-l-(2-fluorbenzyl)-pyτazol-3-carbonsäu- reethylester, der durch Umsetzung mit Dimethylaminoacrolein im sauren Medium in inerten Lösemitteln, vorzugsweise Dioxan, unter Schutzgasatmosphäre und Erhitzen zum entsprechenden Pyridinderivat cyclisiert. Dieser l-(2-Fluorbenzyl)-lH-pyra- zolo[3,4-b]pyridin-3-carbonsäureethylester wird durch eine mehrstufige Sequenz,
bestehend aus Überführung des Esters mit Ammoniak in einem organischen Lösungsmittel wie einem Alkohol, vorzugsweise Methanol, in das entsprechende Amid, Dehydratisierung in Ethern und in Anwesenheit von Basen mit einem wasserentziehenden Mittel wie Trifluoressigsäureanhydrid zum entsprechenden Nitrilderi- vat, Umsetzung des Nitrilderivats mit Natriummethylat und abschließende Reaktion mit Ammoniumchlorid und Eisessig in die Verbindung der Formel (II) überführt. Die Herstellung läßt sich durch folgendes Schema veranschaulichen:
HCI
Als Lösemittel für die Umsetzung des Amids zum entsprechenden Nitril eignen sich Ether, wie Diethylether oder Tetrahydrofuran, Dimethylformamid und Dioxan; bevorzugt ist Tetrahydrofuran. Als Basen können hierbei organische Amine (Trialkyl- (Cι-C6)-amine) wie Triethylamin, oder Heterocyclen wie l,4-Diazabicyclo[2.2.2]octan (DABCO), l,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7-en (DBU), Pyridin, Dimethylaminopyridin,
Methylpiperidin oder Morpholin eingesetzt werden. Bevorzugt ist Pyridin. Die Umsetzung erfolgt in einem Temperaturbereich von 0°C bis 40°C, vorzugsweise bei Raumtemperatur. Die Umsetzung kann bei normalen, erhöhtem oder bei erniedrigtem Druck durchgeführt werden (z.B. 0,5 bis 5 bar). Im allgemeinen arbeitet man bei Normaldruck. Die Eliminierung von Wasser aus dem Amid zum Nitril kann mit allen üblichen wasserentziehenden Mitteln durchgeführt werden. Erfindungsgemäß bevorzugt ist Trifluoressigsäureanhydrid (TFAA).
Die Überführung des Nitrils in den Iminoether kann im Basischen wie z.B. mit Methanol/ Natriummethanolat erfolgen. Sie erfolgt üblicherweise bei 0°C bis 40°C, beispielsweise bei Raumtemperatur.
Als Lösemittel für Umsetzung des Iminoethers zum Amidinhydrochlorid eignen sich Alkohole wie Methanol oder Ethanol. Bevorzugt ist Methanol. Die Umsetzung erfolgt in einem Temperaturbereich von 0°C bis 40°C, vorzugsweise bei Raumtemperatur.
Die Umsetzung kann bei normalem, erhöhtem oder bei erniedrigtem Druck durchgeführt werden (z.B. 0,5 bis 5 bar). Im allgemeinen arbeitet man bei Normaldruck.
Das als Zwischenstufe beim erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Enolcarboxylat der Formel (III)
in welcher
R
1 die oben angegebene Bedeutung hat;
R1 für geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit bis zu 4 Kohlenstoffatomen steht;
ist ebenfalls neu und somit ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung. Besonders bevorzugt sind erfindungsgemäß Enolcarboxylate, bei denen R1 für C3-6-
Cycloalkyl und R10 für Methyl oder Ethyl steht.
Es wurde gefunden, daß sich Enolcarboxylate der Formel (III) auf einfache Weise in einem Einstufenverfahren aus einem Acetonitril der Formel (IV)
R1
L (iv), CN woπn
R die oben angegebene Bedeutung hat,
durch Umsetzung mit einem Ameisensäureester und einem Carbonsäureanhydrid der Formel (V)
(R10CO)2O (V) worin
R die oben angegebene Bedeutung hat,
in Gegenwart einer Base erhalten lassen.
Die Reaktion wird vorzugsweise in einer Inertgasatmosphäre, beispielsweise unter Stickstoff oder Argon, vorzugsweise unter Stickstoff, in einem Ether wie beispielsweise Tetrahydrofuran durchgeführt.
Zunächst werden hierbei das Acetonitril der Formel (IV) und das Ameisensäureesterderivat in einem molaren Verhältnis von 1:1 bis 1: 3, vorzugsweise von etwa 1:2 bei einer Temperatur, die 40 bis 50°C, vorzugsweise 40°C, nicht übersteigen sollte, mit einer Base versetzt und für mehrere Stunden, vorzugsweise 2 bis 3 Stunden gerührt. Anschließend kühlt man ab, vorzugsweise auf 0 bis 10°C, und gibt unter Kühlung eine vorzugsweise äquimolare Mischung aus einem Carbonsäureanhydrid der Formel (V) und der entsprechenden Carbonsäure hinzu. Hierbei darf die Temperatur nicht über 30-40°C, vorzugsweise 30°C, ansteigen. Man rührt für wenige Minuten, beispielsweise 10 Minuten, nach und beendet die Reaktion anschließend durch Zugabe von Wasser.
Hierfür bevorzugte Basen umfassen herkömmlicherweise für basische Reaktionen eingesetzte basische Verbindungen. Beispielsweise können Alkalimetallhydride wie beispielsweise Natriumhydrid oder Kaliumhydrid, oder Alkalimetallalkoholate wie Natriummethanolat, Natriumethanolat, Kaliummethanolat, Kaliumethanolat oder
Kalium-t.-butylat, oder Amide wie Natriumamid oder Lithiumdiisopropylamid oder Natriumhexamethyldisilazan, verwendet werden. Bevorzugt ist die Verwendung eines Alkalimetallalkoholats, insbesondere von Kalium-t.-butylat.
Die aus der Umsetzung der Verbindung der Formel (II) mit den Verbindungen der
Formel (III) erhaltenen Produkte können anschließend noch weiteren Reaktionen unterworfen werden, beispielsweise einer Acylierung oder Derivatisierung freier Aminogruppen, Chlorierung, katalytischen Hydrierung, Reduktion, Oxidation, Abspaltung von Schutzgruppen und oder nukleophilen Substitution.
Die gegebenenfalls innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführenden katalytischen Hydrierungsreaktionen können im allgemeinen durch Wasserstoff in Wasser oder in inerten organischen Lösemitteln wie Alkoholen, Ethern oder Halogenkohlenwasserstoffen, oder deren Gemischen, mit Katalysatoren wie Raney- Nickel, Palladium, Palladium auf Tierkohle oder Platin, oder mit Hydriden oder
Boranen in inerten Lösemitteln, gegebenenfalls in Anwesenheit eines Katalysators durchgeführt werden.
Die gegebenenfalls innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführenden Chlorierungsreaktionen erfolgen im allgemeinen mit den üblichen Chlorierungsmitteln wie beispielsweise PC13, PC15, POCl3 oder elementarem Chlor. Bevorzugt ist im Rahmen der Erfindung POCl3.
Die gegebenenfalls innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführenden Acylierungen und Derivatisierungen freier Aminogruppen können nach üblichen, dem Fachmann geläufigen Methoden durchgeführt werden. Beispielsweise können entsprechende freie Aminogruppen durch Umsetzung mit einem Säurehalogenid, vorzugsweise einem Säurechlorid, oder mit einem Säureanhydrid in Gegenwart einer Base wie beispielsweise Natriumhydrid, Pyridin oder Dimethylaminopyridin in einem Lösungsmittel wie Tetrahydrofuran oder Dichlormethan in die jeweiligen
Amide, durch Reaktion mit einem entsprechenden Aldehyd in einem Lösungsmittel wie Ethanol oder Acetonitril in die jeweiligen N,O-Halbacetale oder N,O-Vollace- tale, durch Umsetzung mit einem Sulfonylhalogenid, vorzugsweise einem Sul- fonylchlorid, in die jeweiligen Sulfonamide, durch Reaktion mit einem Chloramei- sensäureester in die jeweiligen Urethane oder durch Umsetzung mit einem Isocyanat in einem Lösungsmittel wie Dichlormethan in die jeweiligen Harnstoffderivate überführt werden.
Die gegebenenfalls innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführenden nukleophilen Substitutionen werden nach üblichen, dem Fachmann geläufigen
Methoden durchgeführt.
Die gegebenenfalls innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführenden Reduktionen werden im allgemeinen mit Reduktionsmitteln durchgeführt. Besonders geeignet ist hierbei die Reduktion mit Metallhydriden oder komplexen Metallhydriden in inerten Lösemitteln, gegebenenfalls in Anwesenheit eines Trialkylborans.
Bevorzugt wird die Reduktion mit komplexen Metallhydriden wie beispielsweise Lithiumboranat, Natriumboranat, Kaliumboranat, Zinkboranat, Lithium-trialkylhy- drido-boranat, Diisobutylaluminiumhydrid oder Lithiumaluminiumhydrid durchgeführt. Ganz besonders bevorzugt wird die Reduktion mit Diisobutylaluminiumhydrid und Natriumborhydrid durchgeführt.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel (I) können auch in Form ihrer Salze vorliegen. Im allgemeinen seien hier Salze mit organischen oder anorganischen Basen oder Säuren genannt.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden physiologisch unbedenkliche Salze bevorzugt. Physiologisch unbedenkliche Salze der erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel (I) können Salze mit Mineralsäuren, Carbonsäuren oder Sulfonsäuren sein. Besonders bevorzugt sind z.B. Salze mit Chlorwasserstoffsäure, Bromwasser- stoffsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Methansulfonsäure, Ethansulfonsäure, p-
Toluolsulfonsäure, Benzolsulfonsäure, Naphthalindisulfonsäure, Essigsäure, Propi- onsäure, Milchsäure, Weinsäure, Zitronensäure, Fumarsäure, Maleinsäure oder Ben- zoesäure.
Physiologisch unbedenkliche Salze können ebenso Metall- oder Ammoniumsalze der erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel (I) sein. Besonders bevorzugt sind z.B. Natrium-, Kalium-, Magnesium- oder Calciumsalze, sowie Ammoniumsalze, die abgeleitet sind von Ammoniak, oder organischen Aminen wie beispielsweise Ethylamin, Di- bzw. Triethylamin, Di- bzw. Triethanolamin, Dicyclohexylamin, Dimethylaminoethanol, Arginin, Lysin oder Ethylendiamin.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel (I) können in stereoisomeren Formen (Enantiomere) existieren. Die Erfindung betrifft sowohl die Herstellung der Enantiomeren als auch deren Gemische. Die Racemformen lassen sich in bekannter Weise in die stereoisomer einheitlichen Bestandteile trennen.
Die Erfindung wird nachstehend durch bevorzugte Ausführungsbeispiele näher erläutert, auf weiche sie jedoch nicht eingeschränkt ist. Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich nachstehend alle Mengenangaben auf Gewichtsprozente. Beispiele
1. Herstellung des Amidins der Formel (II)
i) Herstellung von 5-Amino-l-(2-fluorbenzyl)-pyrazol-3-carbonsäureethylester
100 g (0.613 mol) Natriumsalz des Cyanobrenztraubensäureethylester (Darstellung analog Borsche und Manteuffel, Liebigs Ann. 1934, 512, 97) werden unter gutem Rühren unter Argon in 2.5 1 Dioxan bei Raumtemperatur mit 111.75 g (75 ml, 0.98 mol) Trifluoressigsäure versetzt und 10 min gerührt, wobei ein großer Teil des
Eduktes in Lösung geht. Dann gibt man 85.93 g (0.613 mol) 2-Fluorbenzylhydrazin hinzu und kocht über Nacht. Nach Abkühlen werden die ausgefallenen Kristalle des Natriumtrifluoracetats abgesaugt, mit Dioxan gewaschen und die Lösung roh weiter umgesetzt.
i) Herstellung von l-(2-Fluorbenzyl)-lH-pyrazolo[3,4-b]pyridin-3-carbonsäure- ethylester
Die aus i) erhaltene Lösung wird mit 61.25 ml (60.77 g, 0.613 mol) Dimethylami- noacrolein und 56.28 ml (83.88 g, 0.736 mol) Trifluoressigsäure versetzt und unter
Argon 3 Tage lang gekocht. Anschließend wird das Lösungsmittel im Vakuum verdampft, der Rückstand in 2 1 Wasser gegeben und dreimal mit je 1 1 Essigester extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden mit Magnesiumsulfat getrocknet und einrotiert. Man chromatographiert auf 2.5 kg Kieselgel und eluiert mit einem Toluol / Toluol-Essigester=4:l -Gradienten. Ausbeute: 91.6 g (49.9 % d.Th. über zwei Stufen). Smp. 85 °C Rf (SiO2, T1E1): 0.83
iii) Herstellung von l-(2-Fluorbenzyl)-lH-pyrazolo[3,4-b]pyridin-3-carboxamid
10.18 g (34 mmol) des in Beispiel ii) erhaltenen Esters werden in 150 ml mit Ammoniak bei 0 - 10°C gesättigtem Methanol vorgelegt. Man rührt zwei Tage bei Raumtemperatur und engt anschließend im Vakuum ein. R
f (SiO
2, TlEl): 0.33
iv) Herstellung von 3-Cyano-l-(2-fluorbenzyl)-lH-pyrazolo [3, 4-b] pyridin
36.1 g (133 mmol) l-(2-Fluorbenzyl)-lH-pyrazolo[3,4-b]pyridin-3-carboxamid aus
Beispiel iii) werden in 330 ml THF gelöst und mit 27 g (341 mmol) Pyridin versetzt. Anschließend gibt man innerhalb von 10 min 47.76 ml (71.66 g, 341 mmol) Trifluor- essigsäureanhydrid hinzu, wobei die Temperatur bis auf 40 °C ansteigt. Man rührt über Nacht bei Raumtemperatur. Anschließend wird der Ansatz in 11 Wasser gegeben und dreimal mit je 0.5 1 Essigester extrahiert. Die organische Phase wird mit gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung und mit 1 N HC1 gewaschen, mit MgSO4 getrocknet und einrotiert. Ausbeute: 33.7 g (100% d.Th.) Smp: 81 °C Rr (SiO2, T1E1): 0.74
v) Herstellung von (2-Fluorbenzyl)-lH-pyrazolo[3,4-b]pyridin-3-carboximidsäure- methylester
Man löst 30.37 g (562 mmol) Natriummethylat in 1.5 1 Methanol und gibt 36.45 g (144.5 mmol) 3-Cyano-l-(2-fluorbenzyl)-lH-pyrazolo[3,4-b]pyridin (aus Beispiel iv) hinzu. Man rührt 2 Stunden bei Raumtemperatur und setzt die erhaltene Lösung direkt für die nächste Stufe ein.
vi) Herstellung von 1 -(2-Fluorbenzyl) 1 H-pyrazolo [3 ,4-b] pyridin-3-carboxamidin
HCI
Die aus Beispiel v erhaltene Lösung von (2-Fluorbenzyl)-lH-pyrazolo[3,4-b]pyridin-
3-carboximidsäuremethylester in Methanol wird mit 33.76 g (32.19 ml, 562 mmol) Eisessig und 9.28 g (173 mmol) Ammoniumchlorid versetzt und über Nacht unter Rückfluß gerührt. Man verdampft das Lösungsmittel im Vakuum, verreibt den Rückstand gut mit Aceton und saugt den ausgefallenen Feststoff ab.
1H-NMR (d6-DMSO, 200 MHz): δ= 5,93 (s, 2H); 7,1-7,5 (m, 4 H); 7,55 (dd, 1H); 8,12 (dd, 1H); 8,30 (dd, 1H); 9,5 (bs, 4H-austauschbar) ppm. MS (EI): m/z = 270,2 (M-HC1)
2. Herstellung der Enolcarboxylate der Formel (III)
2-Cyano-2-cyclopropylethenylacetat
Zu 16,8 L einer 20%igen Lösung von Kahumtertiärbutylat in THF (entsprechend 2,2 eq. KOtBu) wird unter Stickstoff eine Lösung von 2,2 L Ameisensäureethylester (2,2 eq.) und 1000 g Cyclopropylacetonitril (1 eq.) in 1,15 L THF langsam und bei einer Temperatur unter 40°C zugetropft. Die entstehende Suspension wird 2 Stunden bei Raumtemperatur nachgerührt, dann auf 5-10°C abgekühlt und eine Mischung aus 1,43 L Essigsäure und 1,63 L Essigsäureanhydrid unter weiterer Kühlung so zugetropft, daß die Innentemperatur 30°C nicht überschreitet. Die Suspension wird 10 Minuten nachgerührt und anschließend mit 3,75 L Wasser versetzt. Die Phasen werden getrennt, die organische Phase wird mit 20%iger NaCl-Lösung für 20 Minuten ausgerührt und eingeengt. Das Rohprodukt wird in 3,75 L Diisopropylether aufge- nommen und mit 1,5 kg Kieselgel für eine Stunde verrührt. Anschließend wird abgesaugt, eingeengt und das Rohprodukt am Dünnschichtverdampfer bei 100°C Manteltemperatur und 1,3 mbar Druck destilliert.
Ausbeute: 1584 g (85,0 %, E/Z-Gemisch ca. 61:39) Gehalt (GC-ISTD): 85,3 %
Η-NMR (200 MHz, d6-DMSO, E/Z-Gemisch):
= 0,5-1 ,0 (2 x m, 4 H, CH2-Cyclopropyl); 1,7-2,0 (2 x m, 1 H, -CH-Cyclopropyl);
2,22 und 2,25 (2 x s, 3 H, H-OAc); 7,9 und 7,95 (s, 1H, H-Olefin).
Massenspektrum: M+ = 151
Synthesebeispiele
Synthese von 3-(4-Amino-5-cyclopropylpyrimidin-2-yl)-l -(2-fluorbenzyl) 1 H-pyrazolo [3, 4-b] pyridin
Unter Stickstoff werden zu einer Suspension von 1,1 kg Amidinhydrochlorid aus Bsp. 1 in 3,3 L Toluol 0,598 kg (1,1 eq.) E/Z-Enolacetat aus Bsp. 2 und 0,99 L (2 eq.) Triethylamin bei Raumtemperatur zugesetzt. Das Gemisch wird zum Rückfluß erwärmt und bei dieser Temperatur für 9 Stunden gerührt. Es wird anschließend auf
Raumtemperatur abgekühlt mit 3 L Toluol verdünnt und abgesaugt. Das Rohprodukt wird in 16 L 10% wäßrigem n-Butanol aufgenommen, in der Siedehitze klar gelöst, filtriert und kristallisiert. Das Kristallisat wird abgesaugt, mit wenig n-Butanol gewaschen und bei 60°C im Vakuum getrocknet. Ausbeute 1 ,094 kg (84,3 %)
Gehalt (ESTD): 99,9 %
1H-NMR (300 MHz, d6-DMSO): 0.61 (m, 2H, 2-Cyclopropyl), 0.9 (m, 2H, 2-Cyclo- propyl), 1.65 (m, 1H, 1-Cyclopropyl), 5.7 (s, 2H, Benzyl-CH2), 6.98 (breites s, 2H, NH ), 7.1-7.3 (peak cluster, 3H, aromatische Benzylische H3,5,6), 7.3-7.4 (peak cluster, 2H, H5, Benzylische H4), 8.0 (1H, Ppyrimidinyl-H6), 8.6 (d, 1H, H6), 8.95
(d, 1H, H4) MS (ESI-POS): 361 (100%, M+H)