Ausstelleinrichtung für kipp- und schwenkbare Fenster
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Ausstell¬ einrichtung für kipp- und schwenkbare Fenster nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Eine Ausstelleinrichtung der gattungsgemäßen Art ist aus der DE-PS 23 30 115 bekannt. Hierbei ist das Oberlichtfen¬ ster über sogenannte Kämpferprofile vom Stockrahmen abge¬ teilt. Die gesamte Bewegungs- beziehungsweise Betätigungs¬ kinematik für das Oberlichtfenster, d.h. für dessen Kippbe¬ wegung, ist dabei relativ aufwendig und kompliziert und es ist insbesondere von Nachteil, daß der maximale Öffnungs¬ winkel relativ klein bleibt und zwar in erster Linie wegen des am oberen Querholm montierten Betätigungshebels.
Des weiteren ist eine ähnlich wirkende Ausstelleinrichtung aus der DE-PS 28 27 047 bekannt. Diese Vorrichtung weist der vorgenannten Schwenkmimik gegenüber zwar den Vorteil auf, daß mit zunehmendem Öffnungswinkel auch zwischen dem Stockrahmen und der Unterkante des Fensterflügels ein Spalt entsteht. Diesem Vorzug steht der Nachteil gegenüber, daß die Flügelrahmen nur nach einer manuellen Entriegelung eines Handgriffs gekippt werden können. Darüberhinaus basiert der hier vorbeschriebene Schwenkmechanismus auf im Stockrahmen längsbeweglichen, an über Rollen geführten Seilen aufgehängten Führungsstücken für die Tragschere.
Auch die hier offenbarte Ausstelleinrichtung ist relativ komplex und kompliziert.
Aus der DE-PS 24 37 741 ist ferner eine Ausstellvorrichtung für Kippfenster bekannt, bei der - ähnlich wie bei der vor¬ genannten Ausstelleinrichtung - das Kippfenster sich beim Öffnen hebt. Auch diese Ausstelleinrichtung läßt sich je¬ doch nur aktivieren, wenn ein Fensterbetätigungsgriff betä¬ tigt wird. Insgesamt gesehen ist auch der hier erreichbare Öffnungswinkel aufgrund der konstruktiven Länge des Aus¬ stellarms begrenzt.
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht darin, eine Ausstelleinrichtung für kipp- und schwenkbare Fenster anzugeben, mittels derer ein den vorstehend gewürdigten und diskutierten Ausstellvorrichtungen gegenüber wesentlich größerer Lüftungsquerschnitt, insbesondere ein solcher von ca. 70 ... 90 % des Flügelquerschnitts erreichbar ist, und wobei die Ausstellvorrichtung über einen üblichen Antrieb, wie zum Beispiel ein Kurbelgetriebe, ein elektromotorisch angetriebenen Antrieb oder auch ein Hydraulikzylinder betä¬ tigt werden kann.
Die vorstehend angegebene Aufgabe wird durch die im kenn¬ zeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst.
Mit anderen als im Anspruch 1 gebrauchten Worten besteht der Kern der vorliegenden Erfindung darin, eine Ausstell¬ vorrichtung für einen Fensterflügel, d.h. ein Kipp-Schwing- Fenster vorzuschlagen, bei dem funktional betrachtet ein zum Beispiel elektromotorisch oder hydraulisch betriebenes Getriebe als Antrieb einer in an sich bekannter Weise zwischen dem Flügelfenster und dem Stockrahmen montierten, beide Fensterelemente funktioneil miteinander koppelnde
Tragschere so betätigt beziehungsweise bewegt wird, daß das Flügelfenster sich gleichzeitig hebt und kippt. Die beiden Scherenarme der Tragschere sind dabei so miteinander und mit dem Fensterflügel, sowie dem Stockrahmen gekoppelt und über eine Kulissenführung so aufeinander abgestimmt ausge¬ bildet, daß der angestrebte große Lüftungsquerschnitt er¬ reichbar ist.
Das vorstehend umschriebene Kipp-Schwing-Fenster ermöglicht somit eine sehr gute Ent- beziehungsweise Belüftung eines Raums und ist insbesondere zur Konditionierung von Innen- raumzonen sogenannter Gebäudehüllen-Systeme geeignet. Auf der Grundlage des vorgeschlagenen Antriebskonzepts läßt sich insbesondere eine automatisierte Raumklimatisierung realisieren, da sämtliche Fensterflügel und zwar je für sich einzeln und programm- oder sensorgesteuert betätigt werden können, und zwar ohne jeglichen manuellen Eingriff wie es bei allen vorbekannten Konstruktionen a priori er¬ forderlich ist. Die Einfachheit der erfindungsgemäßen Kon¬ struktion zeichnet sich insbesondere noch dadurch aus, daß abgesehen von dem im allgemeinen sichtbar montierten An¬ trieb sämtliche Elemente der Ausstellvorrichtung verdeckt montierbar sind. Bei entsprechend seitlicher Rahmenprofil¬ ausbildung und geeigneter Wahl und Ansteuerung des An¬ triebsprinzips kann auch der Antrieb selbst verdeckt mon¬ tiert werden.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Ausstellvorrichtung kann auch ein zum Beispiel aus der DE-PS 24 37 741 bekanntes, das Fenster umspannendes flexib¬ les Betätigungsband oder auch ein über eine Schubstange mit einer Eckumlenkung bewegter Betätigungsmechanismus bewegt werden, die quasi an beliebigen Positionen Verriegelungs¬ elemente aufweisen, die beim Schließen des Fensters einen optimalen und sicheren Verschluß des Fensters gewährlei¬ sten. Diese vorstehend mit anderen als im Anspruch 2 ver-
wandten Worten gekennzeichnete Weiterbildung der Ausstell¬ vorrichtung basiert ebenfalls darauf, daß das Betätigungs¬ band über den Antrieb verschoben wird.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung näher erläutert. Diese zeigt in
Fig. 1 eine perspektivische Schemadarstellung eines einem Stockrahmen gegenüber gekippten (Flügel-) Fensters mit der Prinzipdarstellung der Ausstellvorrichtung;
Fig. 2 eine Seitenansicht gemäß der Ansicht A nach Fig. 1 auf die Ausstellvorrichtung;
Fig. 3 eine Einzelheit B zur Darstellung der Kulissenfüh¬ rung zwischen den beiden Scherenarmen der Trag¬ schere;
Fig. 4 eine vergrößerte Darstellung der die Kinematik der Tragschere bestimmenden Bauelemente in zwei An¬ sichten.
In Fig. 1 ist ein (Kipp-) Fenster 1 dargestellt, das. einem Stockrahmen 2 gegenüber ausgeschwenkt (gekippt) ist. Das Fenster 1 sitzt über zu beiden Seiten des Unterholms 3 an¬ geordnete Bolzen (Zapfenlager) 4 in einem im Stockrahmen 2 verschiebbar (Pfeil X) gelagerten Gleitstück 5 und kann so bezüglich seines Unterholms 3 parallel zur unteren Rahmen¬ seite 6 des Stockrahmens 2 angehoben werden, und zwar in der Ebene des Stockrahmens 2. Zwischen dem Unterholm 3 des Fensters 1 und der unteren Rahmenseite 6 des Stockrahmens 2 entsteht so ein freier Lüftungsquerschnitt QA.
Die genannte Verschiebung des Unterholms 3 erfolgt mittels eines seitlich am Stockrahmen 2 montierten Antriebs 7, der über eine aus einem mit dem Antrieb 7 in Wirkverbindung stehenden ersten Scherenarm 8 und einem am Stockrahmen 2 und am Fenster 1 drehbeweglich gelagerten (eingehängten) zweiten Scherenarm 9 bestehende Tragschere das Fenster 1
über die Gleitstücke 5 hochzieht und gleichzeitig kippt (Pfeil Y) . Der Antrieb 7 kann wie bereits erwähnt durch einen an sich bekannten Antrieb realisiert werden, bei¬ spielsweise durch ein Kurbelgetriebe (wie zeichnerisch zu¬ sammen mit einer Kurbel 7' dargestellt), durch einen Elek¬ tromotor, durch einen Hydraulikzylinder oder dergleichen. Die genannte Kippbewegung wird dem Fenster 1 über eine zwischen den beiden Scherenarmen 8, 9 der Tragschere als Zwangsführung wirkende Kulissenkopplung beziehungsweise Kulissenführung 10 vermittelt, die einerseits die relative Schwenkbewegung und andererseits die gezielte Kippbewegung (und damit letztlich eine Kipp-Schwingbewegung) erzwingt.
Anhand von Fig. 1 soll noch die bereits genannte Verriege¬ lung des Fensters 1 im geschlossenen Zustand erläutert wer¬ den. Diese Verriegelung besteht aus dem Zusammenwirken eines das Fenster 1 umspannenden Betätigungsbandes 11 und zueinander komplementären Verriegelungselementen 12 am Be¬ tätigungsband 11 und am Stockrahmen 2. Das genannte Betäti¬ gungsband 11 besteht zum Beispiel aus einem gelochten Stahlband, das über den Antrieb 7 um das Fenster 1 ver- / geschoben wird. Beim Öffnen wird dabei das Fenster 1 zu¬ nächst entriegelt - um gehoben und gekippt werden zu kön¬ nen; beim Schließen wird das Betätigungsband 11 kurz vor der Schließstellung wieder erfaßt und die komplementären Verriegelungselemente 12 werden form- und kraftschlüssig zusammengeführt.
Der Vollständigkeit halber soll noch angemerkt werden, daß der Tragschere (8, 9) bezogen auf die Querrichtung des Fen¬ sters 1 eine zweite (starre) Tragschere 13 gegenüberliegt, die am Stockrahmen 2 und am Fenster 1 schwenkbeweglich eingehängt ist und das Fenster 1 beim Kippen stützt.
Fig. 2 zeigt die in Fig. 1 dargestellte Ausstellvorrichtung mit dem Fenster 1 und dem Stockrahmen 2 in Seitenansicht gemäß der Blickrichtung A nach Fig. 1.
Das Fenster 1 ist einerseits über die Bolzen 4 und das Gleitstück 5 schwenkbeweglich am Stockrahmen abgestützt und andererseits über ein Flügellager 14 mit dem zweiten Scherenarm 9 der Tragschere gekoppelt. Dieser zweite Scherenarm 9 hängt über ein Rahmenlager 15 am Stockrahmen 2 und ist etwa mittig über die Kulissenführung 10 mit dem ersten Scherenarm 8 der Tragschere gekoppelt. Dieser erste Scherenarm 8 ist mit seinem zweiten Ende schwenkbeweglich an einem ersten Schiebegestänge 16 eingehängt, das starr mit einer Mitnehmerlasche 17 gekoppelt ist. Diese Mitneh¬ merlasche 17 ist ihrerseits mit dem Antrieb 7 gekoppelt, so daß über diesen Kraftschluß das erste Schiebegestänge 16 und damit der erste Scherenarm 8 der Tragschere relativ zum Stockrahmen 2 verschoben werden. Über die Wirkverbindung Antrieb 7 - Mitnehmerlasche 17 - erstes Schiebegestänge 16 - erster Scherenarm 8 - wird so der zweite Scherenarm 9 der Tragschere ausgeschwenkt und das Fenster 1 gehoben (Pfeil X) und gekippt (Pfeil Y) .
In Fig. 2 ist darüberhinaus ein zweites Schiebegestänge 18 dargestellt, das gleichermaßen über die Mitnehmerlasche 17 mit dem Antrieb 7 gekoppelt ist. Über dieses zweite Schie¬ begestänge 18 wird das Betätigungsband 11 bewegt und letzt¬ lich die Ver- beziehungsweise Entriegelung der komplementä¬ ren Verriegelungselemente 12 bewirkt.
Anhand von Fig. 3 ist die zwischen den beiden Scherenarmen 8, 9 der Tragschere wirkende beziehungsweise diese funktio¬ nal verbindende Kulissenführung 10 in Detail B dargestellt. Gemäß dem zeichnerischen Ausführungsbeispiel weist der erste Scherenarm 8 zwei Führungsbolzen 19 auf, die in zwei konjugierte Schlitze 20 des zweiten Scherenarms 9 eintau-
chen. Beim endseitigen Heben des ersten Scherenarms 8 wird diese Longitudinalbewegung über die Führungsbolzen 19 den zweiten Scherenarm 9 übertragen, der der Form der Schlitze 20 beziehungsweise der Kontur der Kulissenführung 10 ent¬ sprechend (zwangsgeführt) verschwenkt wird.
Fig. 4 zeigt die Kinematik der Tragschere 8, 9 nochmals in vergrößertem Maßstab, und zwar in zwei Ansichten. Aus der Aufsicht ist zunächst das Profil des Stockrahmens 2 zu er¬ kennen. In dieses Profil ist die Mitnehmerlasche 17 einge¬ fügt, die mit dem Antrieb 7 (und der Kurbel 7') fest gekop¬ pelt ist. Die Mitnehmerlasche 17 ist über eine Zapfen¬ schraube 21 funktional mit dem ersten Schiebegestänge 16 für den ersten Scherenarm 8 der Tragschere verbunden, so daß die Längsbewegung der Mitnehmerlasche 17 relativ zum Stockrahmen 2 (und zwar innerhalb des Profils) zu einer Schiebebewegung dieses ersten Scherenarms 8 führt. Die Mitnehmerlasche 17 ist ferner über eine Senkschraube 22 mit dem zweiten Schiebegestänge 18 gekoppelt, so daß über einen koaxial zur Senkschraube 22 vorstehenden Mitnehmerbolzen 23 das Betätigungsband 11 bewegt werden kann.
Die im Vorstehenden anhand der Fig. 1 ... 4 beschriebene Konstruktion und Konzeption soll im folgenden nochmals funktional umschrieben werden.
Auszugehen ist dabei davon, daß der Flügel (das Fenster) an zwei in den senkrechten Profilrahmen des Stockrahmens ange¬ ordneten Scheren aufgehängt ist. Die unteren Ecken sind über Zapfenlager mit einem im Rahmenlager lagernden Gleit¬ stück verbunden und die Scherenaufhängung und Länge sind so gewählt, daß mit nur geringem Kraftaufwand der Flügel ge¬ öffnet werden kann. Das Schließen seinerseits wird dann durch das Flügelgewicht selbst unterstützt.
Beim Öffnen des Flügels werden nun mittels des Antriebs die beiden Schiebegestänge nach oben geschoben. Durch den Mitnehmerbolzen am zweiten Schiebeteil und das Betätigungs¬ band wird zuerst der Flügel entriegelt. Nach dem Entriege¬ lungsvorgang knickt der erste Scherenarm der Tragschere den Flügel nach innen. Der Flügel wird zugleich bis zur maxima¬ len Kippstellung nach oben geschoben. Die Kulissenführung der Tragschere (erster und zweiter Scherenarm) , d.h. die Kurven der Tragschere sind dem Bewegungsmechanismus, d.h. der Kinematik, entsprechend aufeinander abgestimmt.
Beim Schließen des Flügels kippt der Flügel quasi automa¬ tisch in Richtung Schließstellung. Kurz vor Erreichen der (Schließ- beziehungsweise) Endstellung greift der Mitneh¬ merbolzen des zweiten Schiebegestänges wieder in das Be¬ tätigungsband ein und vermittelt damit den Verriegelungs¬ vorgang.