Unterkalibrige Patrone für rückstoßfreie Übungswaffen
Die Erfindung bezieht sich auf eine Patrone für rückstoßfreie Übungswaffen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Eine solche Übungspatrone ist aus der DE-OS 34 21 841 bekannt. Die Übungspatrone wird aus einer ansonsten zur Panzerabwehr dienenden modifizierten Übungswaffe verschossen und besteht aus einem in einer Patronenhülse untergebrachten unterkalibrigen Übungsgeschoß und einer sich an die Patronenhülse anschließenden, im Durchmesser größeren Ladungshülse, in der eine Ladung, die sog. Deutladung, zum Austreiben einer Gegenmasse gelagert ist, wobei die Deutladung beim Abschuß des Übungsgeschosses gezündet wird. Als Gegenmasse wird in der Praxis vorzugsweise Quarzsand, verwendet, ggf. mit einem geringen Anteil eines Gleitmittels, z.B. Zinkstearat.
Die Ladungshülse . ist am hinteren Ende durch einen Deckel, den sog. Abschlußkümpel, abgeschlossen. Dieser Kumpel ist z.B. aus dünnem Aluminiumblech geformt und weist einen umlaufenden Rand auf, der unter Zwischenschaltung von 'z. B. Bitumenlack als Abdichtung mit dem hinteren Ende der Ladungshülse verbördelt ist.
Ein Problem beim Abschuß derartiger Übungsgeschosse liegt darin, daß der Abschlußkümpel durch die Stoßwelle der Deutladung verformt wird, bevor Kumpel und Gegenmasse nach hinten aus der Ladungshülse geschleudert werden. Hierbei kann es vorkommen, daß zumindest ein Teil der Gegenmasse an dem verformten, quasi einen Napf
bildenden Deckel anklumpt und gemeinsam mit diesem praktisch wie ein Geschoß nach hinten aus der Ubungswaffe ins Freie geschleudert wird. Diese Verklumpung der Gegenmasse erfolgt zum einen in einem relativ breiten Streuwinkelbereich bis zu 120° und dazu noch mit einer solchen Wucht, daß teilweise eine 1 mm starke Graupappe noch in einer Entfernung von über 20 m durchschlagen wird. Dies kann aus "Sicherheitsgründen und . wegen der damit erhöhten Verletzungsgefahr für hinter der Ubungswaffe in Abstand stehende Personen nicht hingenommen werden.
Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde vorgeschlagen, den Abschlußkümpel mit Sollbruchstellen, z.B. in Form einer vom Mittelpunkt strahlen- bzw. sternförmig ausgehenden Materialverdünnung zu versehen. Es ist jedoch
_ fertigungstechnisch bei den dünnen Materialstärken des Abschlußkümpels schwierig, ein Aufreißen der Sollbruchstelle mit definierter Kraft zu gewährleisten. Außerdem ist die Aufreißkraft der Sollbruchstelle temperaturabhängig, und zwar um so geringer, je höher die Temperatur ist. Dies hat mehrere Konsequenzen:
Reißt die Sollbruchstelle beim Schuß z. B. wegen vorhandener Fertigungsungenauigkeiten nicht gleichmäßig auf, so kommt es zu Rückwirkungen auf die Stoßwelle der Deutladung innerhalb der Ladungshülse und ein gewisser Anteil der Druckkräfte wird dabei auf die Wand der Ladungshülse gerichtet, so daß Teile der Gegenmasse verstärkt gegen die Wand gedrückt werden. Durch die dadurch verstärkte Reibung zwischen Wand und Gegenmasse kommt es zu einem erhöhten Wandabrieb und zu unerwünscht unterschiedlichen Rückstoßkräften.
Wird die Sollbruchstelle so ausgelegt, daß die Ubungspatrone auch bei Temperaturen bis +60°C einen Falltest besteht, bei dem die Übungspatrone aus 2 m H he auf einen harten Boden fallengelassen und dabei nicht beschädigt werden, insbesondere die Sollbruchstelle des Abschlußkümpels nicht aufreißen darf, so ist die Gefahr gegeben, daß die Sollbruchstelle während eines Schusses bei Kälte, z. B. bei -40°C, nicht oder nicht rechtzeitig aufreißt, so daß es zu unerwünscht hohen Rückstoßkräften kommt. Wird die Sollbruchstelle hingegen so ausgelegt, daß sie bei einem Schuß bei Kälte sicher aufreißt, so besteht die Gefahr, daß der Falltest bei Wärme nicht bestanden wird.
Abgesehen davon kann auch bei dieser Ausbildung des Abschlußkümpels mit Sollbruchstellen eine gewisse Napfbildung des Kumpels oder Teilen davon und damit eine Klumpenbildung der Gegenmasse nicht vollständig verhindert werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Übungspatrone der in Rede stehenden Art im Bereich des Abschlußkümpels so zu modifizieren, daß der Abschlußkümpel beim Schuß stets aufreißt, eine Napfbildung und damit eine Klumpenbildung der Gegenmasse verhindert, der Rückstoß vergleichmäßigt und die Sicherheitszone hinter der Übungswaffe verkleinert wird, andererseits der vorgeschriebene Falltest im gesamten Temperaturbereich bestanden wird.
Diese Aufgabe ist gemäß der Erfindung durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 angegebenen Merkmale gelöst.
Der überraschend einfache Gedanke der Erfindung besteht somit darin, den Boden des Abschlußkümpels bzw. einen erheblichen Teil dieses Bodens im wesentlichen als Folie auszubilden. Hierzu können handelsübliche Metallfolien, z.B. 50 um dicke Aluminiumfolien verwendet werden, die bereits mit einer Kleberschicht versehen sind. Vorzugsweise werden zwei derartige Aluminiumfolien auf beide Seiten einer Stützkonstruktion des Abschlußkümpels aufgeklebt, z.B. auf beide Seiten eines einfachen Ringflansches mit L-förmigem Profil, so daß die Folien im Bereich der Öffnungen der Stützkonstruktion bzw. der Öffnung des Ringflansches aneinander kleben.
Die verwendete Folie muß neben einer gewissen Reißfestigkeit auch eine gewisse Elastizität aufweisen, so daß über den gesamten Temperaturbereich beim Einsatz der Ubungswaffe der oben erwähnte Falltest sicher bestanden wird und beim Schuß die Folie zuverlässig aufreißt.
Durch die Verwendung einer Folie oder einer Doppelfolie aus zwei miteinander verklebten Folien wird beim Schuß eine Napfbildung des Abschlußkümpels und damit eine Klumpenbildung der Gegenmasse sicher verhindert. Außerdem erfolgen durch das schnelle Aufreißen der Folie beim Abschuß kaum Rückwirkungen auf die Form der Stoßfront in der Ladungshülse. In dieser treten nur geringe, auf die Wand der Ladungshülse gerichtete Kräfte auf, so daß die Reibung zwischen Ladungshülse und Gegenmasse klein ist und die Gegenmasse nur in einem ganz geringen reproduzierbaren Winkelbereich von knapp 10° nach hinten ausgestoßen wird.
Durch die Maßnahme gemäß der Erfindung ist der Rückstoß praktisch bei jedem Schuß gleich.
Außerdem wird die Zone hinter der Übungswaffe wesentlich kleiner, in der Materialbeschädigungen oder Verletzungen von Personen befürchtet, werden müssen Bei Testschüssen wurden auf einer 1 mm dicken Graupappe, die etwa 4 hinter der Übungswaffe aufgestellt war, keine Beschädigungen in einem Abstand von mehr als 60 cm von der Seelenachse der Ubungswaffe festgestellt.
Ein weiterer Vorteil der Erfindung liegt darin, daß der Abschlußkümpel selbst so leicht ist, daß er, falls er durch die Gegenmasse nach hinten fortgeschleudert wird, selbst nicht als "Geschoß" wirkt. In einem solchen Falle fällt der Abschlußkümpel durch die Luftverwirbelungen bereits nach wenigen Metern zu Boden.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor.
Die Erfindung ist in Ausf hrungsbeispielen anhand der Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung stellen dar:
Fig. 1 eine Ansicht einer Übungspatrone, teilweise im Längsschnitt, gemäß der Erfindung;
fig. 2 einen Querschnitt durch einen Abschlußkümpel durch die Ladungshülse der Übungspatrone;
Fig. 3 eine Aufsicht auf den Abschlußkümpel gemäß Fig. 2;
Fig. 4 eine Stützkonstruktion für einen Abschlußkümpel gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung.
In Fig. 1 ist eine Übungspatrone 1 aus einer Patronenhülse 2, einem darin eingesetzten Übungsgeschoß 3 sowie einer auf das Ende der Patronenhülse aufgeschraubten Ladungshülse 4 dargestellt. In dieser Ladungshülse 4 sind eine vordere und eine hintere Deutlädung 5 bzw. 6 vorgesehen, wobei die hintere Deutladüng 6 durch einen Deckel bzw. Kumpel abgeschlossen ist. Im Bereich der vorderen Deutladung 5 ist eine zündkerbe 8 vorgesehen, die beim Abschuß der Übungspatrone aus einer Ubungswaffe durch einen Schlagkörper, z.B. eine Kugel, durchschlagen wird, wodurch die vordere Deutladung 5 gezündet wird. Die heißen Gase dieser Deutladung zünden zum einen eine Treibladung 8, durch die das Übungsgeschoß aus der Patronenhülse ausgetrieben wird, zum anderen die hintere Deutladung, die auf eine Gegenmasse 10 aus Quarzsand wirkt . Der Quarz-sand 10 füllt den Rest der Ladungshülse 4 aus, die am hinteren Ende mit einem Abschlußkümpel 11 abgeschlossen ist. Dieser Abschlußkümpel 11 weist einen seitlich umlaufenden, nach hinten weisenden Rand 12 auf, der mit dem hinteren Ende der Ladungshülse 4 verbördelt ist.
Wie aus den Figuren 2 und 3 hervorgeht, ist der Abschlußkümpel 11 ein Ringflansch mit .einem im Querschnitt L-förmigen Profil 13 und einer zentrischen Öffnung 14 . Die Profilstege des Ringflansches 13 sind einmal der oben erwähnte Rand 12, zum anderen ein
umlaufender, nach innen weisender Steg 15, dessen Innenrand die. zentrische Öffnung 14 begrenzt. Auf die Ober- und Unterseite dieses umlaufenden Steges 15 ist jeweils eine Aluminiumfolie 16 bzw. 17 geklebt, die beide die zentrische Öffnung 14 abdecken und in diesem Bereich ebenfalls miteinander verklebt sind.
Nach Zünden der Deutladung 6 v/erden durch die Stoßwelle innerhalb der Gegenmasse 10 die Folien 16 und 17 des Abschlußkümpels aufgerissen, wonach die Gegenmasse 10 auch durch den vorgetriebenen Kumpel 7 nach hinten aus der Ladungshülse' ausgestoßen wird. Durch die Verwendung des zusätzlichen Kumpels 7 wird im übrigen noch eine Vergleichmäßigung des Rückstoßes erreicht.
In Fig. 4 ist eine modifizierte Konstruktion eines Abschlußkümpels 11 dargestellt. Der Abschlußkümpel weist wiederum einen im Querschnitt L-f rmigen Ringflansch 13 auf, wobei in der Ebene des nach innen weisenden Profilsteges 15 Querstreben 18 vorgesehen sind, so daß die zentrische Öffnung 14 des Ringflansches in diesem Falle in vier Quadrantenöffnungen unterteilt wird. Diese Konstruktion wird, wie zu den Figuren 2 und 3 beschrieben, zu beiden Seiten des Profilsteges 15 mit einer Aluminiumfolie beklebt.
Als Aluminiumfolie kann eine sog. selbstklebende Folie verwendet werden, die bereits mit einer Kleberschicht und einer diese abdeckende, vor der Anwendung zu entfernende Schutzfolie versehen ist. Die Dicke dieser Folien liegt im Bereich zwischen 50 um und 150 μ .