Sitzvorrichtung in Form eines Stuhles, einer Bank od.dgl.
Be s chre ibung
Die Erfindung betrifft eine Sitzvorrichtung in Form eines Stuhles, einer Bank od.dgl. mit einer Sitzfläche, einem Sitzkissen od.dgl.
Eine Vorrichtung dieser Art mit schüsselartig ausgebildeter Oberfläche ist der Schrift zum DE-U 19 35 147 zu entnehmen; dort ist ein Sitzpolster in der Art eines Sattels ausgebildet mit einem an der Frontseite vorgesehenen Sattelhorn. Dieses SatteIhorn bildet mit der Oberkante des Rückenteils eine Sitzmulde, deren tiefster Punkt sich etwa in Oberflächenmitte befindet.
In der Praxis hat sich gezeigt, daß eine derartige sattelförmige Ausbildung einer Sitzfläche für Personen mit längerer Veweildauer auf dem Sitz unzuträglich ist und die Wirbelsäule stark beansprucht; im Vergleich zum aufrechten Stehen belastet das Sitzen— je nach Sitzhaltung — die Wirbelsäule um 40 bis 90 % starker. Der Leistungsverlust allein durch ungünstige Sitzhaltung liegt bei 40 %. Die Blutzirkulation eines statisch beanspruchten Muskels beginnt durch den Kentraktionsdruck schon bei etwa 5 % der möglichen Kraft. Bei 20 % wird die Endstrombahn in den kleinsten Blutgefäßen derart koprimiert, daß der erforderliche Sauerstoffaustausch nicht mehr bewältigt wird. Bei ca. 60 % ist die Blutzirkulation praktisch unterbunden.
In Kenntnis dieser Gegebenheiten hat sich der Erfinder das Ziel gesetzt, eine Sitzvorrichtung der eingangs erwähnten Art zu verbessern sowie die Beanspruchung der Wirbelsäule zu vermindern.
Zur Lösung dieser Aufgabe führt eine Vorrichtung nach dem Anspruch 1; ein Wulst bestimmt eine bis zum Rücken des Sitzkissens durchgehende Kammlinie, die mit den sich frontwärts verjüngenden Seitenwänden beidseits dieser Kammlinie eine obere Sitzschüssel und eine anschließende, zur Frontseite geneigte Haltemulde bildet. Dadurch entsteht eine der Gesäßpartie des Benutzers besser angepaßte Oberfläche, welche ein unerwünschtes Pressen durch das Sattelhorn der bekannten Sitzfläche vermeidet.
Die beschriebene — i.w. horizontale — Kammlinie ist eine Symmetrieeberie, beidseits deren im hinteren bzw. oberen Sitzbereich Sitzschüsseln entstehen, an welche — wie gesagt: beidseitig — Haltemulden für die oberen Beinansätze des Benutzers anschließen.
Um eine solche Form zu erreichen, ist erffüidungsgemäß die Oberkante der Seitenwand von der Frontseite aus in einem Winkel von etwa 45° ansteigend ausgebildet, nach einem derartigen Frontbereich folgt ein nahezu horizontal verlaufender Abschnitt der Oberkante, an den sich eine Steigung in einem flachen Winkel anschließt.
Der wesentliche Unterschied zum Stande der Technik besteht also in der geteilten Führung der Gesäßhälften des Benutzers beidseits der beschriebenen horizontalen Kammlinie, die einen festen Sitz gewährleistet.
Zur Erhaltung des Gleichgewichtes eines menschlichen Körpers ist dessen Wirbelsäule mit zwei natürlichen Krümmungen— ventral vom fünften Brustwirbel bis zum Kreuzbein und vom Hinterhaupt bis zum fünften Brustwirbel— versehen. Voraussetzung für das Aufrichten der Wirbelsäule sind das Aufrichten des Beckens und des Thorax einerseits sowie die Neigung der Halswirbelsäule anderseits. Nur wenn alle drei Abschnitte nicht behindert sind, funktioniert diese Kette.
Da die Muskulatur mit der Funktionseinheit der Wirbelsäule gekoppelt ist, kann die Störung eines einzelnen Wirbelabschnittes die harmonische Zusammenarbeit der Muskelschlingen stören und Schrerzsymptome an entfernteren Körperteilen auslösen.
Das Becken muß — wie auch beim Stehen — im Sitzen frei kippen können, die natürliche Hüftbewegung frei beweglich sein; nur dann ist der Brustkorb aufgerichtet und die Halswirbelsäule funktioniert in ihrer natürlichen Haltung.
Das Sitzen auf einer waagrechten Sitzflache verhindert ein Kippen des Beckens und beeinträchtigt die Funktionen der Wirbelsäule, weshalb sich die meisten Menschen bereits nach kurzer Zeit auf die Vorderkante eines Stuhles setzen und nicht selten dabei zu schaukeln beginnen, oder sich gar fast auf den Stuhl legen, um unbewußt eine Schonhaltung einzunehmen. Der Körper fällt letztendlich in sich zusammen, was zu massiven Belastungen aller Rückenabschnitte führt. Der Gallertkern der Bandscheiben wird keilförmig verformt und durch Druck in Richtung Wirbelkanal geschoben, wodurch eine Diskushernie entstehen kann.
Francillion ermittelte den Zusammenhang zwischen Biegespannungen im Krochen durch mechanische Verformung (wie sie durch falsches Sitzen entsteht) und muskuläre Verspannungen. Diese sind wiederum der auslösende Faktor für weitreichende Probleme und können je nach individueller Belastung zu Migräne, Durchblutungsstörungen der Hände, Schwindel, Schmerzen im Schulter-, Nackentereich, Verdauungsstörungen u.v.m. fuhren. Derartige Sitzhaltungen bedingen zur Senkung des Brustkorbes, wodurch Brust - und Bauchraum eingeengt sowie Lunge und Herz ebenso wie die Orange des Bauchraumes erheblich beeinträchtigt werden. Insuffizienz der Lunge durch die Flachatmung und chronische Verdauungsprobleme bis zu Herzbeschwerden und Venenrückflußstorungen sind die Folgen.
Mit der erfindungsgemäßen Sitzvorrichtung wird eine entlastete Sitzhaltung erzielt; durch die schräge, keilförmige Polsterform kann sich das Becken aufrichten und eine Stellung annähernd dem Stehen einnehmen. Nur dadurch hält sich die Wirbelsäule in ihrem dynamischen Gleichgewicht und bedarf keiner dauernder und letztendlich schmerzlich ermüdenden Haltearbeit. Ein Abrutschen nach vorne wird durch den etwa horizontalen Wulst oder Sitzsteg verhindert. Die beiden Sitzbeinhöcker bilden die Drehachse, so daß sich der Körper spielend sein Gleichgewicht halten kann. Die schräge Sitzfläche verhindert ein übermäßiges Eindrüσken der hinteren Oberschenkel - der Venenrückfluß wird verbessert und Stauungen sowie Schwellungen der Beine werden verhindert.
Dank einer eingebauten individuellen Neigungsverstellung vermag jeder Benutzer die Sitzneigung auf seine Wirbelsäule einzustellen. Dadurch wird gewährleistet, daß sich die Sitzfläche den automatischen Gegebenheiten des Benutzers anpaßt. Oberschenkel und Hüftgelenk bilden einen Winkel von 60 - 70 Grad. Die restlichen 20 - 30 Grad werden durch die entsprechende Sitzneigung erzielt.
Bei der Sitzfläche nach der Erfindung wird die Rückenlehne — im Gegensatz zur herkömmlichen — nicht synchron zur Sitzfläche bewegt. Man will auch hier eine individuelle, auf den Benutzer genauest abgestimmte Sitzhaltung gewährleisten.
Die Wirbelsäule behält durch die Gestaltung des Stuhles ihre natürliche Form, wodurch die Muskulatur weitgehend entlastet wird.
Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung; diese zeigt in
Fig. 1: eine Seitenansicht eines Drehεtuhles;
Fig. 2: eine Schrägsicht auf die Sitzfläche des
Drehstuhles;
Fig. 3 : den Längsschnitt durch Fig. 2 nach deren Linie
III - III;
Fig. 4: den Querschnitt durch Fig. 2 nach deren Linie
IV - IV.
Ein Drehstuhl 10 weist auf einem Fahrgestell - 12 eine heb- und senkbare Tragplatte 14 für ein Sitzpolster 20 auf. Vom locken der — in einem Winkel q zu einer Horizontalen H einstellbaren — Tragplatte 14 ragt ein Lager 16 für eine schwenkbare Rückenlehne 18 ab.
Das Sitzpolster 20 ist in seiner Längsachse M mit einer wulstartigen Erhöhung 22 versehen, die sich von einem schüsselrandartig aufragenden Polsterrücken 24 bis zu einer Frontseite 26 erstreckt. Insbesondere an dieser ist erkennbar, daß die wulstartige Erhöhung 22 beidseits einer vertikalen Syraretrieebene E nach unten gerundet ist - Tangenten F eines in Fig. 4 gezeigten Profilquerschnittes begrenzen einen Firstwinkel w von beispielsweise 80°.
Durch die Katmmlinie 23 der wulstartigen Erhöhung 22 und sich zur Frontseite 26 hin verjüngende Seitenwände 28 ergibt sich an jeder Seite des beschriebenen Wulstes 22 eine Aufnahmemulde 30 für ein Gesäßteil eines in der Zeichnung nicht dargestellten Benutzers, die sich frontwarts in einem Winkel t von i.w. 15° neigt.
Die Fig. 3, 4 lassen die Kontur der Seitenwandkante 29 erkennen, die in einem vorderen Bereich a zur Frontseite 26 abwärts gekrümmt ist, in einem mittleren Bereich b nahezu horizontal verläuft, um in einem dritten Bereich c in jenem Winkel t aufwärts bis zur Oberkante 25 des Polsterrückens 24 zu führen. Hierdurch entsteht an jeder Wulstseite eine hintere Sitzschüssel 22 sowie eine dazu nach vorn geneigte frontwärtige Haltemulde 34.