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Die Erfindung betrifft einen Beckenstützstuhl mit einer Sitzfläche und mit einer im Wesentlichen senkrecht zur Sitzfläche angeordneten Lehne, wobei die Lehne eine Kreuzbeinanlagefläche aufweist zur Anlage an einen Kreuzbeinbereich eines Nutzers.
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Aus der
EP 2 502 520 B1 ist ein Bürostuhl mit einer Sitzfläche und einer Lehne bekannt, wobei die Sitzfläche zur unterstützenden Wirkung hinsichtlich einer aufrechten Sitzhaltung eines Nutzers eine keilförmige Beckenstütze aufweist, auf die der Nutzer mit seinen Sitzbeinhöckern aufsitzt. Die Lehne weist in einem Kreuzbeinbereich eine Ausformung auf, so dass ein Abkippen des Beckens nach hinten vermieden wird. Die bekannte Beckenstütze bewirkt, dass der Nutzer das Gefühl eines erhöhten Sitzens verspürt. Zudem wird auf das Gesäß des Nutzers von unten stets eine Druckkraft ausgeübt, die als störend empfunden wird.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Beckenstützstuhl derart weiterzubilden, dass die aufrechte Sitzhaltung eines sitzenden Nutzers auf einer alternativen Weise unterstützt wird, ohne dass es beim Nutzer zu Komfortbeeinträchtigungen kommt.
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Zur Lösung dieser Aufgabe ist die Erfindung in Verbindung mit dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Lehne ausschließlich eine solche Kreuzbeinanlagefläche aufweist, dass eine bandförmige, quer zu einer Hochachse des Stuhls verlaufende und in einem spitzen Winkelbereich zu einer Horizontalebene gerichtete Stützkraft auf den Kreuzbeinbereich des Nutzers einwirkt.
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Nach der Erfindung beschränkt sich die Anlage der Lehne an den Körper des Nutzers auf den Kreuzbeinbereich. Oberhalb des Kreuzbeinbereiches gibt es für den Nutzer keine Möglichkeit der Abstützung. Es hat sich in überraschender Weise gezeigt, dass ausschließlich durch Ausüben einer Stützkraft im Kreuzbeinbereich des Nutzers eine wirksame Aufrichtung des sitzenden Nutzers hervorgerufen wird.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist ein Kreuzbeinabschnitt der Lehne derart ausgebildet, dass die Stützkraft in einem Winkelbereich zwischen 1° und 10° bezogen auf eine Horizontalebene nach unten gerichtet ausgeübt wird. Die Stützkraft wirkt somit leicht nach unten geneigt und befindet sich somit im Wesentlichen senkrecht zu dem Verlauf der Wirbelsäule im Kreuzbeinbereich des Nutzers.
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Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist eine Kreuzbeinanlagefläche der Lehne als eine ebene Stützfläche ausgebildet, die von oben schräg nach hinten verläuft. Die ebene Stützfläche verläuft im Wesentlichen streifen- oder bandförmig in horizontaler Richtung, wobei sie eine Anlagefläche für den Körper des Nutzers bereitstellt. Wenn der Kreuzbeinanlagefläche bzw. die Stützfläche zusätzlich nachgiebig ausgebildet ist, kann die Komfortwirkung bzw. die Anpassung an unterschiedliche Körpermaße verbessert werden.
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Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist die Kreuzbeinanlagefläche der Lehne stummelförmig ausgebildet, wobei eine Breite der Kreuzbeinanlagefläche kleiner ist als eine Breite der Sitzfläche. Die Anlage der Kreuzbeinanlagefläche an dem Körper des Nutzers erfolgt somit in einem wirbelsäulennahen Bereich, um eine entsprechende Abstützung bzw. Einhaltung eines Doppel-S-förmigen Verlaufes der Wirbelsäule zu garantieren.
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Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist die Kreuzbeinanlagefläche der Lehne in vertikaler und/oder horizontaler Richtung verstellbar zu der Sitzfläche ausgebildet, so dass eine Anpassung an unterschiedliche Körperdimensionen des Nutzers gewährleistet ist.
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Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist die Kreuzbeinanlagefläche der Lehne über ein Kugelgelenk an einem Lehnenträger gehalten. Auf diese Weise kann eine Anpassung an Sitzgewohnheiten des Nutzers auch in Lateralrichtung, also quer zur Hochachse erfolgen.
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Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Unteransprüchen.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen näher erläutert.
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Es zeigen:
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1a eine Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Beckenstützstuhls,
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1b eine Draufsicht auf den Beckenstützstuhl gemäß 1a,
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2 eine Seitenansicht eines Beckenstützstuhls nach einer weiteren Ausführungsform mit Darstellung einer sitzenden Person und
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3 eine Seitenansicht eines herkömmlichen Stuhls mit sitzendem Nutzer.
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Ein erfindungsgemäßer Beckenstützstuhl 1 nach einer ersten Ausführungsform der Erfindung gemäß den 1a und 1b weist eine im Wesentlichen in einer Horizontalebene H verlaufende Sitzfläche 2 und eine oberhalb der Sitzfläche 2 angeordnete Lehne 3 (Rückenlehne) auf. Ferner weist der Beckenstützstuhl 1 Füße 4 auf, die sich von der Sitzfläche 2 nach unten hin erstrecken, so dass ein Nutzer 5 in einem Abstand zu einem Boden 6 sitzen kann.
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Die Lehne 3 ist einstückig mit der Sitzfläche 2 verbunden. Vorzugsweise bestehen die Sitzfläche 2 sowie die Lehne 3 und ein die Lehne 3 mit der Sitzfläche 2 verbindender Verbindungsschenkel 7 aus einem Holzmaterial. Die Lehne 3 bildet ein freies Ende des Verbindungsschenkels 7, wobei eine ebene Stützfläche gebildet wird, die von einer oberen Kante 8 der Lehne 3 zu einer Rückseite 9 der Sitzfläche 2 hin geneigt verläuft bis zu einer unteren Kante 10 der Lehne 3. Die vorzugsweise ebene Stützfläche wird somit von der oberen Kante 8 und der unteren Kante 10 der Lehne 3 begrenzt. Senkrecht zu der durch die Lehne 3 gebildeten Stützfläche wirkt eine Stützkraft S, die in einem spitzen Winkel φ bezüglich der Horizontalebene H nach unten gerichtet ist. Auf diese Weise wird eine leicht nach unten hin gerichtete Stützkraft S auf einen Kreuzbeinbereich 11 des Nutzers 5 ausgeübt, wie besser aus 2 ersichtlich ist. Die Stützfläche 3 bildet hierbei eine Kreuzbeinanlagefläche für den Kreuzbeinbereich 11 des Nutzers 5.
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Wie besser aus 1b ersichtlich ist, bewirkt die Lehne 3 die Ausbildung einer linienförmigen bzw. bandförmigen, quer zu einer Hochachse A gerichteten Stützkraft S, die auf den Kreuzbeinbereich 11 des Nutzers 5 wirkt.
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Vorzugsweise ist die Lehne 3 derart geneigt angeordnet, dass die Lehne 3 mit der Hochachse A bzw. einer Vertikalebene V, die quer zu einer die Rückseite 9 der Sitzfläche 2 mit einer Vorderseite 12 derselben verbindenden Verbindungsachse B verläuft, einen Winkel φ in einem Bereich von 1° bis 10°, vorzugsweise 4° bis 6°, einschließt. Die Stützkraft S ist somit leicht geneigt nach unten gerichtet und verläuft im Wesentlichen senkrecht zu einer Achse K, die angenähert den Verlauf der Wirbel im Kreuzbeinbereich des Nutzers 5 entspricht. Die Lehne 3 bildet somit eine Anlagefläche für insbesondere einen oberen Bereich des Kreuzbeinbereichs des Nutzers Die Lehne ist somit aus schließlich durch eine Kreuzbeinanlagefläche gebildet, an der der Kreuzbeinbereich 11 des Nutzers 5 zur Anlage kommt und mittels derer die leicht nach unten gerichtete Stützkraft S zum Aufrichten des sitzenden Nutzers 5 in eine aufrechte Sitzhaltung dient. Oberhalb der durch die Lehne 3 gebildeten Kreuzbeinanlagefläche ist keine weitere Anlagefläche für den Nutzer 5 vorgesehen Dies bedeutet, dass der oberhalb des Kreuzbeinbereichs des Nutzers 5 verlaufende Lendenwirbel-, Brustwirbel bzw. Halswirbelbereich durch den Stuhl 1 nicht abgestützt wird. Der Nutzer 5 wird rückseitig somit nur durch die Lehne 3 abgestützt bzw. es wird auf den Kreuzbeinbereich 11 des Nutzers 5 derart eingewirkt, dass der Nutzer 5 sich in eine aufrechte Lage unter Bildung einer Doppel-S-förmigen Wirbelsäule selbsttätig bewegt.
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Wie aus 1b ersichtlich ist, ist die Lehne 3 stummelförmig ausgebildet, wobei eine Breite bL der Lehne 3 kleiner ist als eine Breite bS der Sitzfläche 2. Die Lehne 3 ist mittig zwischen zwei Randseiten 13 der Sitzfläche 2 und vorzugsweise in einem Höhenabstand a von 15 cm bis 25 cm, vorzugsweise 20 cm, zu der Sitzfläche 2 angeordnet. Die Sitzfläche 2 kann beispielsweise eine Tiefe, d. h. einen Abstand zwischen Vorderseite 12 und Rückseite 9 derselben, in einem Bereich zwischen 25 cm und 30 cm, aufweisen.
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Die durch die Lehne 3 gebildete Stützfläche, die vorzugsweise eben ausgebildet ist, ist kleiner als ein Viertel der Sitzfläche 2.
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Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung gemäß 2 kann ein Beckenstützstuhl 1' vorgesehen sein, der im Unterschied zu der vorgenannten Ausführungsform eine gepolsterte Sitzfläche 2' und eine gepolsterte Lehne 3' aufweist. Die Dimensionen der Sitzfläche 2' und der Lehne 3' sind im Wesentlichen gleich zu der Sitzfläche 2 und der Lehne 3. Im Unterschied zu der ersten Ausführungsform verbindet ein Lehnenträger 15 die Lehne 3' mit der Sitzfläche 2' des Beckenstützstuhls 1'. An den Enden des Lehnenträgers 15 sind zum einen die Lehne 3' und zum anderen die Sitzfläche 2' befestigt ist. Der Beckenstützstuhl 1' kann so ausgebildet sein, dass die Lehne 3' in vertikaler und/oder horizontaler Richtung verstellbar zu der Sitzfläche 2' ausgebildet ist. Aufgrund der Polsterung ist die Lehne 3' hin horizontaler Richtung nachgiebig angeordnet. Der Beckenstützstuhl 1' weist aufgrund der Polsterung einen erhöhten Komfortwert für den Nutzer 5 auf.
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Im Vergleich zu einem in 3 dargestellten bekannten Stuhl 14 stellt der erfindungsgemäße Beckenstützstuhl 1, 1' keine Abstützung im Brustwirbelbe reich des Nutzers 5 bereit. Durch die auf den Kreuzbeinbereich 11 des Nutzers 5 wirkende Stützkraft S erfolgt eine quasi selbsttätige Aufrichtung des Nutzers 5, so dass ein ermüdungsfreies und angenehmes Sitzen des Nutzers 5 gewährleistet ist. Insbesondere führt der Beckenstützstuhl 1, 1' zu einer Entlastung des Oberkörpers des Nutzers 5, obwohl eine Abstützung desselben nicht erfolgt.
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Nach einer nicht dargestellten alternativen Ausführungsform der Erfindung kann die Lehne 3' des Beckenstützstuhls 1' auch über ein Kugelgelenk mit dem so gebildeten Lehnenträger 15 gehalten sein. Auf diese Weise ist auch ein Verdrehen der Lehne 3' in lateraler Richtung gewährleistet.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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