Spinnyliese und Fäden aus ligninhaltigen faserbildenden Polymeren und Verfahren zu dessen Herstellung
Die Erfindung betrifft Spinnvliese bzw. Garne , hergestellt aus Spinnlösungen oder Schmelzen nach dem Nanoval-Spleißspinnverfahren, denen vor dem Ausspinnen Lignin zugeführt wird .Die Spinnlösungen, bevorzugt in
Aminoxiden gelöster Cellulose , oder die Schmelzen, bevorzugt aus synthetischen faserbildenden Polymeren, werden aus mindestens einer Spinnbohrung ausgesponnen und der ausgesponnene Faden wird durch mittels einer Lavaldüse auf hohe Geschwindigkeit stetig beschleunigter Gasströme in feinere Fäden gespleißt und verzogen unter Schlaufen- und Schlingenbildung, wobei die Gasströmung im Bereich der Fadenbildung im Wesentlichen laminar ist. Die Erfindung betrifft weiterhin Verfahren zur Herstellung derartiger Spinnvliese und Garne aus den Fasern oder Fäden.
Dieses Spinnverfahren, kurz Spleißspinnverfahren genannt, ist beschrieben in der EP 1 192 301 Bl für schmelzgesponnene Fäden und Vliesen daraus und in
der EP 1 358 369 Bl für lösungsgesponnene Fäden und Vliesen daraus.
Im Stand der Stand der Technik ist die Herstellung von Cellulosefasern be- kannt. So beschreibt die EP 1 379 713 Bl ein Verfahren zur Herstellung von
Cellulosefasern oder Elementen aus Zellstoff nach einem Trocken-Nass- Extrusionsverfahren mit wässrigen Aminoxiden, heute auch als Lyocellfäden bezeichnet. Es hat sich aber gezeigt, dass derartige Verfahren nicht über eine ausreichende Spinnsicherheit verfügen. Der Nachteil besteht insbesondere darin, dass ungelöste Teilchen oder ungleich mit Cellulose angereicherte Massen zu Fadenabrissen führen. Weiterhin ist aus der EP 1 358 369 Bl ein Verfahren bekannt geworden, bei dem Fäden der aus Spinndüsen ausgesponnen Lösungen faserbildender Spinnmassen durch Verziehen und Spleißen in endlose oder auch endlich lange Fäden verformt werden durch Abspleißen oder gar Aufplatzen und Verziehen in wesentlich feinere Fäden als das Ausgangsmonofil. Dieses Spleißspinnverfahren steht im Gegensatz zu allen anderen bekannt gewordenen Spinnverfahren aus Schmelzen oder Lösungen. In anderen Spinnverfahren wird der Längsverzug entweder durch mechanische Zugkräfte mittels Wickler oder sonstige die Vorwärtsbewegung des Fadens erzeugende Einrichtungen bewirkt, oder durch begleitende Gasströme, im allgemeinen Luftströme, wie bei den Spinnvliesverfahren.
Beim Spleißspinnverfahren, inzwischen auch häufig Nanoval-Verfahren genannt, tritt ein Aufspleißen bis hin zum plötzlichen Aufplatzen des flüssigen Fadenmonofils ein, indem die begleitende, beschleunigte Gasströmung, deren Geschwindigkeit höher als die Geschwindigkeit des Monofils ist, Schubspannungen am Monofil erzeugt. Die Gasströmung ist dabei bevorzugt im Bereich der Fadenbildung im wesentlichen laminar. Durch einen besonderen strömungsmechanischen Effekt werden in dem flüssigen Faden durch das Einwirken der äußeren Gasströmung Kräfte erzeugt, so dass Teile des Monofils abspleißen oder es insgesamt aufplatzt. Die ersponnenen Fäden werden durch die Gas-/Luftströmung von außen abgekühlt oder auch durch Entzug
von flüchtigen Bestandteilen außen fester, so dass sich eine Rohrstruktur ausbildet. Es kommt im Wesentlichen zu endlosen Fäden bei diesem besonderen Verfahren.
Kennzeichen sind immer die die Fadenmasse ausspinnenden Spinndüsen und die den Faden umgebende beschleunigte Gasströmung, häufig als Lavaldüsen ausgebildet oder in deren Abwandlung geformter Kanäle in Strömungsrichtung hinter den Spinndüsen.
Da in diesem Verfahren aus einer Öffnung für den zu spinnenden Faserstrom mehrere Fäden gebildet werden, können die Spinnöffnungen größer als im Vergleich zu anderen Spinnverfahren sein, und trotzdem können feine Fäden erzeugt werden, was sonst beim Linearverzug nur bei geringerem Durchsatz möglich ist. Es können feste, nicht geschmolzene oder gelöste Additive der Fadenmasse beigefügt werden, ohne dass bei den Spinnbohrungen die Gefahr der Verstopfung besteht.
Durch die begleitende Gasströmung, hier Luftströmung , kommt es nach einem Fadenabriss zum selbsttätigen Wiederanspinnen. Das ist im Unterschied zu allen bekannt gewordenen Cellulosespinnverfahren, ob nun aus der Spinndüse über einen Luftspalt und dann durch ein Fällbad wie beim Trocken-Nass- Lyocellspinnen oder beim Viskosespinnverfahren mit der Spinndüse direkt im Fällbad, ein deutlicher Vorteil des Spleißspinnens, und wirkt sich insbesondere aus, wenn die Spinnmassen nicht homogen sind, sondern weitere Stoffe als Additive enthalten. Entsprechendes gilt für das Spinnen synthetischer Polymere.
Es hat sich dabei aber gezeigt, dass die Verfahren des Standes der Technik, wenn Fasern zu Spinnvliesen verarbeitet werden sollen, aufwendig und kostenintensiv sind.
Ausgehend hiervon ist es deshalb die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, neuartige Spinnvliese bzw. Garne zur Verfügung zu stellen, die einfach und kostengünstig aus Fasern und Fäden aus faserbildenden Polymeren herstellbar sind und ein entsprechendes Verfahren anzugeben.
Die Erfindung wird im Bezug auf das Verfahren durch die Merkmale des Patentanspruches 1 und bezüglich der Spinnvliese durch die Merkmale des Patentanspruches 11 gelöst. Gegenstand der vorliegenden Erfindung (Anspruch 1) ist die Beimengung von
Lignin als Additiv zur Spinnmasse von faserbildenden Polymeren, das besondere Eigenschaften der erzeugten Fäden später in Garnen oder Vliesen bewirkt. Die Grundmasse besteht bei cellulosischen Fasern und Fäden für Vliese und
Garne aus Cellulose, allgemein auch Zellstoff (pulp) genannt, gesponnen aus Lösungen in NMMO (N-Methylmorpholin-N-oxid); es können aber auch andere wie ionische Lösungsmittel oder anderen organischen Ursprungs eingesetzt werden. So können auch die Spinnlösungen für Viskosefäden (Rayon) einge- setzt werden. Die erfindungsgemäßen Spinnvliese bzw. Garne werden nach dem Spleißspinnverfahren (Nanoval-Verfahren) hergestellt, wobei die begleitenden Luftströme die Fäden zu einem Vlies ablegen mit den durch Lignin zugefügten besonderen Eigenschaften gegenüber der reinen Spinnmasse aus den faserbildenden Polymeren. Die Fäden können auch zu Garnen unterhalb der Spleißeinrichtung, bestehend jeweils aus Spinn- und Gas-(Laval-)düse, aufgefangen werden.
Entsprechendes gilt für die Ausführungsform der Erfindung wenn nicht mit einer Spinnlösung sondern mit Schmelzen von faserbildenden Polymeren ge- arbeitet wird.
Führt man Lignin in die Spinnmasse d.h. entweder in die Spinnlösung oder in die Schmelze vor dem Ausspinnen ein, so hat man einen Binder im Vlies. Das Gleiche gilt auch, wenn man Garne erzeugt. In den Vliesen wird im Falle von hinzugefügtem Lignin durch Druck- und Temperatureinwirkung auf das erzeugte Vlies das Binden der Fäden untereinander erzeugt. Es kann also unterbleiben, dass zusätzliche Bindemittel später dem Vlies hinzugefügt werden oder dass Bindefäden mit ausgesponnen werden, aus getrennten Spinnsystemen oder als Bikomponenten wie Kern-/Mantel-Fäden aus besonderen Spinn- apparaturen aus zwei Faserstoffen ausgesponnen werden, deren Mantel eine tiefere Erweichungstemperatur als das Fadeninnere, die Matrix, hat. Chemi-
sehe Bindemittel oder eine mechanische Vernadelung der Vliesstoffe sind für die reine Vliesbindung im Allgemeinen nicht mehr erforderlich. Erfindungsgemäß werden somit die Spinnmassen mit Lignin beladen. Ähnlich wie beim Holz wird beim Vlies durch Lignin ein Kräfte aufnehmender Verband hergestellt.
Als faserbildendes Polymer wird gemäß der Erfindung bevorzugt Cellulose eingesetzt. Im Falle von Cellulose als faserbildendem Polymer konnte gezeigt werden, dass man statt des für cellulosische Viskose-/Rayon-Fäden erforderlichen teuren Chemiezellstoffs (vorwiegend Alphacellulose) auch Papierzellstoff mit hohen Anteilen von Hemicellulose verspinnen kann. Es konnte auch gezeigt werden, dass man Papier, beispielsweise Altpapier einer Cellulose- NMMO-Lösung zufügen kann oder diese Spinnlösung sogar zu 100% aus Altpapier herstellen kann und in dem in hohem Maße unempfindlich gegen Verunreinigungen Spleißspinnverfahren Vliesstoffe herstellen kann, wiederum mit feinen Einzelfäden aus größeren als bei den anderen Verfahren nötigen engeren Spinnbohrungen. Bezüglich der Ausgestaltung des Verfahrens wird auf die EP 1 358 369 Bl verwiesen.
Als Lösungsmittel für Cellulosefäden dient bevorzugt NMMO bzw. ionische Lösungsmittel. Ein ionisches Lösungsmittel ist ein Salz, in dem die Ionen so schlecht koordiniert sind, dass die Lösungsmittel unter 100°C Flüssigkeiten darstellen oder sogar bei Raumtemperaturen flüssig sind. Hierzu sind delokalisierte Ladungen nötig und mindestens ein Ion basierend auf einem organischen Molekül um die Bildung eines stabilen Kristallgitters zu unterbin- den. Methylimidazolium und Pyrithinium-Ionen haben sich dabei als gute
Startpunkte für die Entwicklung von ionischen Flüssigkeiten erwiesen. Beispiele hierfür sind, EMIMac, BMIMac, EMIMCI, BMIMCI, EDMIMCI, BDMIMCI, EMIMTfO", BMIMBF4, BMIMNTf. Bezüglich der Nomenklatur wird z.um Beispiel verwiesen auf: URL: http://www.organische- chemie. ch/OC/themen/ionische-fluessigkeiten. htm. Gemäß der Erfindung wird dabei 3-20 %, besonders bevorzugt 4-15 % Lignin bezogen auf das faserbildende Polymer eingesetzt. Als günstig hat sich weiterhin erwiesen, wenn in der Spinnlösung 5-20 % faserbildende Polymere bevorzugt 5-15 %, besonders bevorzugt 8-13 % faserbildende Polymere enthalten sind.
Bei Spinnvliesen bzw. Garnen (Anspruch 11), die aus der Schmelze von faser-
bildenden Polymeren gebildet werden, können grundsätzlich alle faserbildenden Polymere wie Polyethylen (PE), Polyethylenterephthalat (PET), Polyamide (PA), Polyolefine wie Polypropylen (PP) eingesetzt werden. Betreffend die Herstellung von Fasern aus Schmelzen wird auf die EP 1 192 301 Bl verwiesen. Die Anteile von Lignin an der Spinnmasse sind identisch mit dem Verfahren aus der Lösung und betragen 3-20 %, bevorzugt 4-15 % bezogen auf die faserbildenden Polymere.
Bei den erfindungsgemäßen Spinnvliesen bzw. Garnen ist es besonders bevorzugt, wenn diese gemahlenes Holz oder Holzschleifstaub enthalten. Bei den faserbildenden Polymeren ist Polypropylen bevorzugt.
Bezüglich der Spinnvliese bzw. Garne ist im Bezug auf die stoffliche Auswahl auf das vorstehend beschriebene Verfahren und die dort genannten Edukte zu verweisen.
Es hat sich gezeigt, dass man mit solchen, ggfs. etwas modifizierten Spinnmassen bei entsprechender Verfahrensführung des Spleißspinnprozesses endlich lange Fasern im Produkt, dem Spinnvlies, erzeugen kann, welches sich dazu eignet, in Wasserströmungen aufgelöst zu werden, was gewünscht ist, um diese beispielsweise als Wischtücher mit dem Abwasser fortzuführen, ohne dass es in den Leitungssystemen wie sonst üblich zu Verstopfungen kommt. Normal entstehen nach dem Spleißspinnverfahren überwiegend bis ausschließlich endlose Fäden zum Beispiel aus Cellulose und den Hemicellulosen, was auf die starke Wirkung der Wasserstoffbrücken in der Lyocelllösung zurückgeführt wird.
Der Spinnmasse können auch weitere Additive außer Lignin zugesetzt werden: Bei den Additiven handelt es sich insbesondere um Aktivkohle, Superabsor- ber, lonentauscherharze, PCM, Metalle und Metalloxide, Flammschutzmittel, Abrasiva, Zeolithe, Schichtsilikate, wie Betonite, oder modifizierte Schichtsilikate, Kosmetika oder Mischungen daraus. Als Schutz gegen Röntgenstrahlen kann Bariumsulfat, auch Blei in Pulverform dienen. Auch flüssige lipophile Substanzen, wie Paraffine, Wachse oder Öle, können eine oder weitere Kom- ponente(n) in geringeren Konzentrationen eingebracht werden, beispielsweise Nanosilber oder Farbstoffe oder auch Wirkstoffe, z.B. pharmazeutische
Substanzen oder Insektizide. Die Additive sind den Spinnlösungen und - schmelzen jeweils in Teilchengrößen kleiner als der Öffnungsweite der Spinndüsen hinzuzufügen. Weitere Beispiele können der WO 2012/034679 AI entnommen werden.
Bei Verwendung von Papier als starkem Additiv, also ein Additiv mit hohem Anteil in der Spinnlösung oder gar ausschließlich, gelingt es besonders gut, sich in Flüssigkeitsströme auflösende Vliesstoffe herzustellen und damit der Forderung nach Spülbarkeit (engl, flushability) nachzukommen. Das gelingt besonders gut mit Altpapier.
Die Erfindung wird an folgenden Beispielen im Einzelnen erläutert.
(Alle folgenden %-Angaben sind immer Gew.-%)
Es wurde eine Lyocell-Spinnlösung hergestellt, mit NMMO als Lösungsmittel, 11% an Zellstoff von Baumwoll-Linters, den Härchen an den Baumwollsamen, mit einem Durchschnittspolymerisationsgrad von DP = 465. Der Lösung wurde 1,0 % Lignin in Form von Lignosulphonat der Firma
Borregaard hinzugefügt und unter Druck einer Einzeldüsenöffnung von 0,8 mm Durchmesser zugeführt, der austretende Lösungsfaden wurde von einer Luftströmung, die der Spleißspinneinrichtung unter 1.800 mbar zugeführt wurde, zum Aufspleißen gebracht. Der Durchsatz betrug 2,4 g/min. Es ergaben sich Fäden zwischen 3,1 und 9,5 μιη Durchmesser, im Mittel 5,3 μιη. Die Luftmenge betrug 13,7 m3/h. Wurde diese Blasluftmenge verringert auf 10 m3/h durch Senken des Zufuhrdrucks auf 1000 mbar, so ergaben sich bei dem gleichen Spinndurchsatz von 2,4 g/min zwischen 3,7 und 14.4 μιη, im Mittel 7.7 μιη.
Zum Vergleich wurde eine Lyocellspinnlösung ohne Lignin hergestellt und bei 800 mbar Luftdruck mit 2,4 g/min pro Spinnbohrung ausgesponnen, und es ergaben sich durch das Spleißen der Monofile Fäden zwischen 1,7 und 3,5 μιη, also deutlich feiner, was zeigte, dass das Lignin eine höhere Viskosität der Spinnlösung erzeugt und Spleißen und Längsverzug verringert. Die Fäden waren endlos (siehe Tabelle 1, Versuch lh).
Weitere Versuche mit anderen Bedingungen des Durchsatzes
Cellulosespinnlösung mit Lignin durch Zufügung von Lignosulphonat und
terschiedlichen Blasluftdrücken gibt die folgende Tabelle 1 wieder.
Tabelle 1: Lyocell mit Lignin als Lignosulfonat
Versuch Lignin Lignin/ Cellulose Durchsatz Prozessluft Fadenfeinheit
Cellulose g/min m3/h mbar dmin dso dmax
(μηι (μηι) (μηι) )
Baumwoll- Linters
DP 465
la) 1,00% 9,1% 11% 2,4 13,7 1800 3,1 5,3 9,5 lb) 1,00% 9,1% 11% 2,4 10 1000 3,7 7,7 14,4 lc) 1,00% 9,1% 11% 1,6 14 4000 0,9 2,6 5,4 ld) 1,50% 13,6% 11% 2,4 10 1000 3,4 8,1 12,4 le) 0,50% 4,5% 11% 2,4 10 1000 2,8 4,4 6,4 lf) 0,50% 4,5% 11% 5,1 7,5 600 2,1 3,7 5,4 lh) 0% 0,0% 11% 2,4 8,9 800 1,7 2,5 3,5
Die ersponnenen Spleißfäden wurden auf einem Siebband aufgefangen, so dass sich aus dem einen Spinnloch kleine Vliesmuster herstellen ließen. Sie zeichneten sich im Unterschied zu den aus Baumwoll-Linters ohne Lignin ersponnenen durch einen höheren Zusammenhalt aus, waren aber auch etwas härter im Griff. Ebenso wurde Viskoselösung (Rayon) mit 9-10 % Cellulose mit 1 % Lignosulphonat der Firma Borregaard versetzt.
Tabelle 2: Viskose (Rayon) mit Lignin als Lignosulfonat
Versuch Cellulose Durchsatz Prozessluft Fadenfeinheit dmin dso dmax Typ Mo e g/min m3/h mbar (pm) (pm) (pm)
Lignin Viskose
2 a) 1,0% 9-10% 4 5,4 300 1,6 4,6 8,2
2 b) 1,0% 9-10% 5,6 4,3 250 3 10,8 21,7
2 c) 1,0% 9-10% 5 7,5 600 2,1 7,2 17,0
Die Bindung der Fäden zu einem Vlies war vergleichbar mit dem Lyocellvlies mit Lignin. Die Werte sind in Tabelle 2 angegeben.
Es konnte weiterhin gezeigt werden, dass direkt mit dem Lignin des Holzes eine Spinnlösung auf der Basis sonst dafür genommenen Zellstoffs für lö- sungsgesponnene Fäden erzeugt werden konnte. Dazu wurde Holzschleif- staub mit einer Teilchengröße von unter 130 pm einer Lyocell-
Chemiezellstoffspinnlösung mit 6 % Cellulosegehalt zugefügt, und zwar in einer Menge von 25 %, bezogen auf die ursprünglich eingesetzte Cellulose von 6 % in der Lösung, d. h. in der Spinnlösung waren dann 6 % Cellulose und 1,5 % Holz. Das ergab nach Abschätzung des Ligningehaltes des Holzes mit etwa 20 % einen Ligningehalt in der Spinnlösung von 20 % · 1,5 % = 0,3 % Lignin und im fertigen Vlies einen Anteil von 0,3 / (6 + 1,5) = 0,3 / 7,5 = 0,04 = 4 %.
Die Verspinnung zu Spleißfäden der Holz- und Chemiezellstoff enthaltenden Lösung erforderte einige Änderungen der Spinnparameter, weil insbesondere die Spinnlösung mit Holz viskoser ist. Es konnte aber gezeigt werden, dass ein „Holzverspinnen" möglich ist. Damit lassen sich selbstbindende Zel Istoff spinn- vliese (hier Lyocell) herstellen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man einen Teil Zellstoff einspart, nämlich den, der vom Holz in die Spinnlösung direkt einge- bracht wird: In den Beispielen stammen etwa 20 % des Vlieses aus dem zugegebenen Holz, so zu sagen unter Umgehung der Zellstofffabrikation.
Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse der aus„Holzcellulose" im Spleißspinnverfahren ersponnenen Fäden. Tabelle 3: Lyocell mit Chemiezellstoff (Modo) und Holzmehl
Versuch Holz Lignin/Cell Cellulose Durchsatz Prozessluft Fadenfeinheit dmin d50 dmax
20% g/min m3/h mbar (μηΐ) (μηΐ) (μηΐ) Ligninanteil
im Holz
Holz- Chemiezellstoff
Anteil DP 650
3 a) 1,5% 5,0% 6% 4 7,5 600 12 43 104
3 b) 1,5% 5,0% 6% 6 7,9 650 8 36 105
3 c) 1,5% 5,0% 6% 8 7,9 650 9 35 107
3 d) 1,5% 5,0% 6% 1,8 8,9 800 10 30 77
3 e) 1,5% 5,0% 6% 2 8,9 800 6 34 93
Beim Spleißspinnverfahren nach Nanoval kann die Spinnlösung sowohl aus Chemie- als auch Papierzellstoff hergestellt werden, aber auch „gestreckt" durch Papier, auch ligninhaltige Papiere, z.B. K-Liner mit etwa 3 % Lignin, oder Holz. Bei Holz gelangt ein bestimmter Teil Lignin in die Fäden und dient vorteilhaft zur Bindung und Verfestigung der Spinnvliese. Bei Garnen ist dieses in der Regel nicht von Bedeutung, da die Bindung kraftschlüssig durch das Verdrehen bis hin zum Zwirnen hinreichend erfolgt.
Je nach Ligningehalt waren die Spinnvliese weich bis etwa 0,5 % Lignin und härter, steifer darüber, wo hohe Festigkeiten und Biegesteifheiten bei über 1,5 % sich einstellten. Letztere Produkte ließen sich beispielsweise als die Außenhaut bei Automobilen verwenden mit dem Vorteil des geringen Gewichts, verglichen mit Stahl und selbst Aluminium. Die im Wesentlichen endlosen Fäden wirken als Armierung, einer Verstärkung also der Flächenstruktur dieser„cellulosischen Bleche". Da die ligningesponnenen Spinnvliese nass abgelegt werden, kann dieses in Formen erfolgen und so nach späterem Auftren-
nen eines solchen Bandes von aufeinander folgenden geformten Vlieskörpern die einzelnen Konstruktionselemente aus cellulosischem Vlies erzeugt werden. Es wurden auch Versuche gefahren mit Polypropylen (PP) und Polylactid
(PLA), die ebenfalls mit Lignosulfonat der Firma Borregaard versetzt wurden, siehe Tabelle 4 und 5.
Tabelle 4: Polylactid (PLA) mit Lignin als Lignosulfonat
Versuch Ligninsulfonat Polylactid Durchsatz Prozessluft Fadenfeinheit dmin dso dmax
(Borretan 103) g/min m3/h mbar (μηι) (μηι) (μι-η)
Lignin Polylactid
0,0% 100% 1 7,1 550 0,4 1 2,4
4 a) 5,0% 95% 0,2 3,6 200 3 4,4 7
4 b) 5,0% 95% 0,4 3,6 200 1,7 2,5 3,7
Tabelle 5: Polypropylen (PP) mit Lignin als Lignosulfonat
Die Vliese zeichneten sich auch dadurch aus, dass sie durch kurze thermische Behandlung von rund 30 - 60 Sekunden mittels Bügeleisen mit anderen Vliesen, Pappen oder Papieren einfach verklebt werden konnten.
Außerdem waren manche ligninhaltigen Vliese, insbesondere PP-Vliese thermisch nicht so empfindlich. So wurden zwei Streifen von einmal reinem spleißgesponnenem PP und dann ligninhaltigem, spleißgesponnenem PP gleichzeitig für rund 1-2 Minuten auf höherer aber nicht höchster Heizstufe eines Bügeleisens zwischen zwei Pappen auf einer Aluminiumplatte gebügelt, wobei das reine PP zerschmolz und das ligninhaltige nur anschmolz aber seine Struktur, seine Filamente behielt.