VERFAHREN ZUR HERSTELLUNG EINES VERBUNDWERKSTOFFES
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines diamanthaltigen Verbundwerkstoffes.
Diamanthaltige Verbundwerkstoffe werden seit langer Zeit als
Schneidwerkstoffe eingesetzt. Daneben sind diese auf Grund der hohen Wärmeleitfähigkeit und der geringen Wärmedehnung von Diamant auch potentiell interessante Werkstoffe für Wärmesenken. So liegt die Wärmeleitfähigkeit von Diamant bei 1.000 bis 2.000 W/(m.K), wobei speziell der Gehalt an Stickstoff- und Boratomen auf Gitterplätzen qualitätsbestimmend ist. Eine breite Anwendung finden Wärmesenken bei der Herstellung von elektronischen Komponenten. Neben der Wärmesenke sind die Halbleiterkomponente und eine mechanisch stabile Umhüllung die wesentlichen Bestandteile eines elektronischen Package. Für die Wärmesenke werden auch des öfteren die Bezeichnungen Substrat, Wärmespreizer oder Trägerplatte verwendet. Die Halbleiterkomponente besteht beispielsweise aus einkristallinem Silizium oder Galliumarsenid. Diese ist mit der Wärmesenke verbunden, wobei als Fügetechnik üblicherweise Lötverfahren zum Einsatz kommen. Die Wärmesenke hat die Funktion, die beim Betrieb der Halbleiterkomponente entstehende Wärme abzuleiten. Halbleiterkomponenten mit besonders hoher Wärmeentwicklung sind beispielsweise LDMOS (laterally diffused metal oxide semi-conductor), Laserdioden, CPU (central processing unit), MPU (microprocessor unit) oder HFAD (high frequency amplify device). Die geometrischen Ausführungen der Wärmesenke sind anwendungsspezifisch und vielfältig. Einfache Formen sind flache Plättchen. Es werden jedoch auch komplex gestaltete Substrate mit Ausnehmungen und Stufen eingesetzt. Die Wärmesenke selbst wiederum ist mit einer mechanisch stabilen Umhüllung verbunden. Die Wärmeausdehnungskoeffizienten der zum Einsatz kommenden
Halbleiterwerkstoffe sind im Vergleich zu anderen Werkstoffen niedrig und werden in der Literatur für Silizium mit 2,1 x 10"6 K"1 bis 4,1 x 10"6 K"1 und für Galliumarsenid mit 5, 6 x 10"6 K"1 bis 5,8 x 10"6 K"1 angegeben.
Auch andere Halbleiterwerkstoffe, die großtechnisch noch nicht breit eingesetzt werden, wie z.B. Ge, In, Ga, As, P oder Siliziumkarbid weisen ähnlich niedere Ausdehnungskoeffizienten auf. Für die Umhüllung werden üblicherweise keramische Werkstoffe, Werkstoffverbunde oder auch Kunststoffe eingesetzt. Beispiele für keramische Werkstoffe sind Al203 mit einem Ausdehnungskoeffizienten von 6,5 x 10"6 K"1 oder Aluminiumnitrid mit einem Ausdehnungskoeffizienten von 4,5 x 10"6 K"1.
Ist das Ausdehnungsverhalten der beteiligten Komponenten unterschiedlich, werden Spannungen im Verbund eingebaut, die zu Verwerfungen, zu Ablösungen oder zum Bruch der Komponenten führen können. Spannungen können dabei bereits bei der Herstellung des Package entstehen und zwar während der Abkühlphase von der Löttemperatur auf Raumtemperatur. Jedoch auch beim Betrieb des Package treten Temperaturschwankungen auf, die beispielsweise von -50°C bis 200°C reichen und zu thermomechanischen Spannungen im Package führen können.
In den letzten Jahren sind die Prozessgeschwindigkeit und der Integrationsgrad der Halbleiterkomponenten stark angestiegen, was auch zu einer Zunahme der Wärmeentwicklung im Package geführt hat. Daraus ergeben sich die Anforderungen für diamanthaltige Verbundwerkstoffe für Wärmesenken. Zum einen sollen diese eine möglichst hohe Wärmeleitfähigkeit aufweisen, um den Temperaturanstieg der Halbleiterkomponente während des Betriebes möglichst gering zu halten. Zum anderen ist es erforderlich, dass der Wärmeausdehnungskoeffizient möglichst gut sowohl an den der Halbleiterkomponente, als auch an den der Hülle angepasst ist.
In der EP 0 521 405 ist eine Wärmesenke beschrieben, die auf der dem Halbleiterchip zugewandten Seite eine polykristalline Diamantschicht aufweist. Durch das Fehlen einer plastischen Verformbarkeit der Diamantschicht kann es bereits beim Abkühlen von der Beschichtungstemperatur zu Rissen in der Diamantschicht kommen.
Die US 5 273790 beschreibt einen Diamantverbundwerkstoff mit einer thermischen Leitfähigkeit > 1.700 W/(m.K), bei dem lose, in Form gebrachte Diamantteilchen mittels nachfolgender Diamantabscheidung aus der Gasphase in einen stabilen Formkörper übergeführt werden. Der so gefertigte Diamantverbund ist für die kommerzielle Anwendung in Massenteilen zu teuer.
In der WO 99/12866 ist ein Verfahren zur Herstellung eines Diamant-Siliziumkarbid-Verbundwerkstoffes beschrieben. Die Herstellung erfolgt durch Infiltration eines Diamantskelettes mit Silizium oder einer Siliziumlegierung. Auf Grund des hohen Schmelzpunktes von Silizium und der dadurch bedingten hohen Infiltrationstemperatur wird Diamant teilweise in Kohlenstoff bzw. in weiterer Folge in Siliziumkarbid umgewandelt. Auf Grund der hohen Sprödigkeit ist die mechanische Bearbeitbarkeit dieses Werkstoffes höchst problematisch und aufwendig, so dass dieser Verbundwerkstoff bisher noch nicht für Wärmesenken zum Einsatz kommt.
Die US 4 902 652 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines gesinterten Diamantwerkstoffes. Auf Diamantpulver wird dabei mittels physikalischer Beschichtungsverfahren ein Element aus der Gruppe Übergangsmetalle der Gruppen 4a, 5a und 6a, Bor und Silizium abgeschieden. Anschließend werden die beschichteten Diamantkörner mittels eines Festphasensinterprozesses miteinander verbunden. Nachteilig ist, dass das entstehende Produkt eine hohe Porosität und einen für viele Anwendungen zu niedrigen Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweist.
Die US 5 045 972 beschreibt einen Verbundwerkstoff, in dem neben
Diamantkörnern mit einer Größe von 1 bis 50 μm eine metallische Matrix vorliegt, die aus Aluminium, Magnesium, Kupfer, Silber oder deren Legierungen besteht. Nachteilig dabei ist, dass die metallische Matrix nur mangelhaft an die Diamantkörner angebunden ist, so dass dadurch die Wärmeleitfähigkeit und mechanische Integrität in nicht ausreichendem Maße gegeben ist.
Auch die Verwendung von feinerem Diamantpulver, beispielsweise mit einer Korngröße < 3 μm, wie dies aus der US 5 008 737 hervorgeht, verbessert die Diamant / Metall Haftung nicht.
Die US 5783316 beschreibt ein Verfahren, bei dem Diamantkörner mit W, Zr, Re, Cr oder Titan beschichtet, die beschichteten Körner in weiter Folge kompaktiert werden und der poröse Körper z.B. mit Cu, Ag oder Cu-Ag Schmelzen infiltriert wird. Die hohen Beschichtungskosten begrenzen das Einsatzgebiet derartig hergestellter Verbundwerkstoffe. Die EP 0859408 beschreibt einen Werkstoff für Wärmesenken, dessen Matrix aus Diamantkörnern und Metallkarbiden gebildet ist, wobei die Zwischenräume der Matrix durch ein Metall gefüllt sind. Die Metallkarbide umschließen dabei die Diamantkörner. Als Metallkarbide werden die Karbide der Metalle der 4a bis 6a Gruppen des Periodensystems bezeichnet. Besonders hervorgehoben werden dabei TiC, ZrC und HfC. Als besonders vorteilhafte Füllmetalle sind Ag, Cu, Au und AI angeführt. Nachteilig ist, dass die Metallkarbide eine niedrige Wärmeleitfähigkeit aufweisen, die für TiC, ZrC, HfC, VC, NbC und TaC im Bereich von 10 bis 65 W/(m.K) liegt. Weiters ist nachteilig, dass die Metalle der 4a bis 6a Gruppen des Periodensystems eine Löslichkeit im Füllmetall, wie beispielsweise Silber aufweisen, wodurch die Wärmeleitfähigkeit der Metallphase stark reduziert wird.
Die EP 0898 310 beschreibt eine Wärmesenke, die aus Diamantkörnern, einem Metall oder einer Metall legierung hoher Wärmeleitfähigkeit aus der Gruppe Cu, Ag, Au, AI, Mg und Zn und einem Metallkarbid der Metalle der Gruppen 4a, 5a und Cr besteht, wobei die Metallkarbide zu zumindest 25% die Oberfläche der Diamantkörner bedecken. In der EP 0 898 310 sind des weiteren Verfahrenstechniken, beispielsweise ein Infiltrationsprozess, zur Herstellung einer Wärmesenke beschrieben. Dabei kommen Legierungen zum Einsatz, die aus einem Metall hoher Wärmeleitfähigkeit und einem karbidbildenden Metall aus der Gruppe der Elemente der Gruppen 5a, 6a und Cr bestehen. Für Zweistofflegierungen aus diesen Komponenten sind jedoch Infiltrationstemperaturen von über 1000°C erforderlich, wodurch es zu einer unzulässig hohen Umsetzung von Diamant in Graphit kommt. In den Beispielen der EP 0 898 310 sind daher Dreistoff legierungen beschrieben, bestehend aus Cu-Ag-Ti. Auch bei einer vollständigen Umsetzung von Ti mit Diamant zu TiC besteht der die Diamant- bzw. Karbidbereiche umgebende metallische Bereich aus einer Ag-Cu Legierung und weist daher im Vergleich zu Rein-Ag eine
deutlich verringerte Wärmeleitfähigkeit auf. Zudem kommt es im
Dreistoffsystem Ag-Cu-Ti, bzw. in Systemen, wo Ti durch Zr, Hf, Mo, W, V oder Cr ersetzt ist, im Vergleich zur eutektischen Temperatur einer Ag-Cu Legierung zu einer Erhöhung der Solidus- bzw. Liquidustemperatur. So liegt die Liquidustemperatur einer eutektischen Ag-Cu Legierung (Ag-30Gew.%Cu) bei 780°C, während die in der EP 0 898 310 erwähnten Cu-Ag-Ti Legierungen eine Liquidustemperatur von 830 bis 870°C aufweisen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist somit, ein Verfahren bereitzustellen, das eine kostengünstige, prozesssichere Herstellung diamanthaltiger Verbundwerkstoffe mit hoher Wärmeleitfähigkeit und niedrigem Ausdehnungskoeffizienten ermöglicht.
Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 oder Anspruch 2 der vorliegenden Erfindung.
Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst einen drucklos oder druckunterstützt durchgeführten Formgebungsschritt eines Zwischenstoffes. Der Zwischenstoff besteht aus Diamantpulver mit einer mittleren Korngröße der Diamantkörner von 5 bis 300 μm. Ein bevorzugter Korngrößenbereich liegt dabei bei 60 bis 250 μm. Feine Diamantkörner und damit eine große Grenzfläche zu benachbarten Phasen erniedrigen die Wärmeleitfähigkeit. Drucklose Verfahren sind beispielsweise Schüttverfahren, Einrüttelverfahren oder Schlickerguss. Bei druckunterstützten Verfahrenstechniken sind beispielsweise das Matrizenpressen, das isostatische Pressen und der Pulverspritzguss zu nennen. In Abhängigkeit von der gewählten Verfahrenstechnik beträgt nach dem Formgebungsprozess der Diamantanteil bezogen auf das Gesamtvolumen 40 bis 90 %. Der restliche Anteil besteht aus Poren und/oder Binder und/oder metallische Anteile hoher thermischer Leitfähigkeit. Ein beigemischter Binder ermöglicht eine Erhöhung der Grünlingsdichte bzw. reduziert die Matrizenreibung. Diamantpulver und Binder werden dazu in üblichen Mischern oder Mühlen vermengt. Als Binder eignen sich beispielsweise solche auf Polymer- und Wachsbasis. Günstige Binderanteile liegen bei 1 bis 20 Gew.%. Es ist vorteilhaft, den Binder vor dem Infiltrationsschritt durch einen chemischen
oder thermischen Prozess zumindest teilweise zu entfernen. Bei einem thermischen Prozess kann es dabei vorteilhaft sein, den Prozess so zu führen, das Restanteile des pyrolisierten Kohlenstoffes auf der Diamantoberfläche verbleiben, die sich mit Anteilen des Infiltrats in ein Karbid umsetzen. Das thermische Entbindern kann auch in den Infiltrationsprozess integriert sein. Als metallische Anteile hoher thermischer Leitfähigkeit sind Cu, AI, Au und deren Legierungen zu nennen.
Der Infiltrationsprozess kann drucklos oder druckunterstützt erfolgen. Letzteres wird üblicherweise als Squezze-Casting bezeichnet. Die Infiltratlegierung weist dabei eine eutektische oder nahe-eutektische Zusammensetzung auf. Nahe-eutektische Legierungen umfassen Zusammensetzungen, die eine Liquidustemperatur unter 950°C aufweisen. Die Infiltratlegierung umfasst zumindest einen metallischen Anteil mit hoher Wärmeleitfähigkeit, bestehend aus einem Element oder einer Legierung aus der Gruppe Cu, Ag, Au und zumindest einem Element aus der Gruppe Si, Y, Sc, Seltenerdmetalle. Es hat sich gezeigt', dass die Verwendung erfindungsgemäßer Infiltratlegierungen zu einer sehr guten Benetzung der Diamantkörner und zu einer hohen Grenzflächenfestigkeit zwischen den Diamantkörnern und den umgebenden Phasenbereichen führt. Zudem haben die erfindungsgemäßen Infiltratlegierungen den Vorteil, dass deren Solidustemperaturen deutlich niedriger liegen, als die von Cu, Au oder Ag Legierungen mit den Metallen der 4a / 5a Gruppen des Periodensystems bzw. Cr, wie dies auch die Tabelle 1 wiedergibt. Dies ermöglicht die Verwendung von Zweistofflegierungen anstelle von Mehrstofflegierungen, was sich günstig auf die Wärmeleitfähigkeit auswirkt. Die Solidustemperaturen der erfindungsgemäßen Infiltratlegierungen liegen unter 870°C. Damit ist gewährleistet, dass es während des
Infiltrationsprozesses nicht zu einer unzulässig hohen Umsetzung des Diamants kommt.
Tabelle 1
Diese Umsetzung kann durch die Verwendung von Mehrstofflegierungen entsprechend der im Anspruch angegebenen Zusammensetzungsbereiche noch weiter reduziert werden. Diese Mehrstofflegierungen sind besonders dann vorteilhaft, wenn die Infiltrationszeiten prozessbedingt lang sind. Die Verwendung von Mehrstofflegierungen führt jedoch zu einer reduzierten Wärmeleitfähigkeit.
Tabelle 1 zeigt zudem auch, dass die erfindungsgemäßen Infiltratlegierungen eine sehr geringe Löslichkeit bei der eutektischen Temperatur bzw. bei 400°C für Y, Si und Seltenerdmetalle aufweisen. Dies hat den Vorteil, dass die durch die eutektische Umsetzung entstehende Cu-, Ag-, oder Au-reiche Phase eine sehr hohe Reinheit und damit thermische Leitfähigkeit aufweist. Legierungen von Ag oder Au mit Cu oder bis zu 3 At.% Ni weisen ebenfalls eine ausreichend hohe Wärmeleitfähigkeit auf, die durch geringe, nicht gelöste Si, Y, Sc oder Selterdmetall-Anteile in einem nicht unzulässig hohen Maße verschlechtert werden. Auch Anteile von Graphit verschlechtern die Wärmeleitfähigkeit in einem nicht unzulässig hohen Ausmaß.
Neben der Herabsetzung der Solidustemperatur von Cu, Au und Ag bewirken Y, Sc, Si und die Seltenerdmetalle auch eine gute Benetzung und Anbindung der Cu-, Au- bzw. Ag-reichen Phase an die Diamantkörner. Im Falle von Ag-Si konnte dabei eine Si-C Verbindung mit einer Stärke im Nanometerbereich festgestellt werden. Auf Grund des geringen Anteils bewirken diese Phasenanteile keine signifikante Verschlechterung der Wärmeleitfähigkeit. Zu erwähnen ist auch die, im Vergleich zu den Metallkarbiden der Elemente der 4a und 5a Gruppen des Periodensystems bzw. Chromkarbid, sehr hohe Wärmeleitfähigkeit von SiC, die etwa 250 W/(m.K) beträgt. Durch das gute Benetzungsverhalten ist sichergestellt, dass die Porenräume des Zwischenstoffes zu zumindest 97% gefüllt werden. Das Benetzungsverhalten kann durch Zugabe von Ni, Cr, Ti, V, Mo, W, Nb, Ta, Co und / oder Fe noch weiter verbessert werden, jedoch darf der Summengehalt dieser Elemente 3 At.% nicht übersteigen, da damit ansonsten eine unzulässig hohe Verringerung der Wärmeleitfähigkeit verbunden ist. Die Vorteile der erfindungsgemäßen Infiltratlegierung kommen auch zum Tragen, wenn als Verdichtungsprozess Heißpressen verwendet wird. Dabei
wird ein Zwischenstoff, der 40 bis 90 Vol.% Diamantkörner mit einer mittleren Korngröße von 5 bis 300 μm und 10 bis 60 Vol.% einer eutektischen oder nahe-eutektischen Infiltratlegierung, die eine Solidustemperatur < 900°C aufweist und zumindest aus einem metallischen Anteil hoher Wärmeleitfähigkeit, bestehend aus einem Element oder einer Legierung aus der Gruppe Cu, Ag, Au und zumindest einem Element aus der Gruppe Si, Y, Sc, Seltenerdmetalle und optional aus < 3 At.% eines oder mehrerer die Benetzung fördernder Elemente aus der Gruppe Ni, Cr, Ti, V, Mo, W, Nb, Ta, Co, Fe besteht, wobei nahe-eutektische Legierungen Zusammensetzungen umfassen, die eine Liquidustemperatur < 950°C aufweisen, durch Mischen oder Mahlen homogenisiert. Eine Matrize einer Heißpresse, die z.B. aus Graphit besteht, wird mit dem Zwischenstoff gefüllt. Der Zwischenstoff wird in weiterer Folge, beispielsweise durch conduktives Erwärmen der Matrize auf eine Temperatur über der Solidustemperatur der Infiltratlegierung jedoch unter 1000°C gebracht und verdichtet, wobei der Druck mittels Stempelbewegung aufgebracht wird. Die erfindungsgemäßen Vorteile können sowohl erzielt werden, wenn sich die Infiltratlegierung im flüssigen oder teilflüssigen Bereich, also zwischen Solidus- und Liquidustemperatur, befindet.
In Abhängigkeit von den verwendeten Infiltrations- bzw. Heißpressanlagen kann es günstig sein, insbesondere dann, wenn eine hohe Abkühlgeschwindigkeit beim Erstarren der Infiltratlegierung auftritt, den infiltrierten Zwischenstoff einer Wärmebehandlung zu unterziehen, damit in Zwangslösung befindliche Bestandteile ausgeschieden werden, wodurch die thermische Leitfähigkeit verbessert wird. Diese Wärmebehandlung kann sich auch günstig auf die Grenzflächenfestigkeit zwischen den Diamantpartikeln und den umgebenden Bestandteilen auswirken. Dieser Wärmebehandlungsschritt kann auch in den Abkühlprozess des Infiltrationsschrittes integriert sein.
Erfindungsgemäß hergestellte diamanthaltige Verbundwerkstoffe weisen auf Grund der sehr duktilen Ag-, Au- oder Cu-Gefügebestandteile eine ausreichend gute mechanische Bearbeitbarkeit auf. Für eine kostengünstige Darstellung ist es weiters vorteilhaft, dass durch die hohe Wärmeleitfähigkeit der Ag-, Au- oder Cu-reichen Gefügebestandteile der Diamantgehalt reduziert werden kann.
Durch Variation des Diamant- und Metallphasengehaltes ist es möglich, in Hinblick auf Wärmeleitfähigkeit und Wärmedehnung maßgeschneiderte Wärmesenken für unterschiedlichste Anforderungen herzustellen. Weitere Gefügebestanteile verschlechtern die Eigenschaften nicht in einem unzulässigen Ausmaß, solange deren Gehalt 5 Vol.% nicht übersteigt. Dabei zu nennen sind nichtgebundene Anteile von Si, C, Y, Sc und Seltenerdmetalle. Diese Gefügebestandteile verschlechtern zwar geringfügig die Wärmeleitfähigkeit, wirken sich jedoch im Falle von C und Si günstig auf den Wärmeausdehnungskoeffizienten aus, indem sie diesen verringern. Zudem können sie teilweise herstelltechnisch nur mit relativ großem Aufwand vollständig vermieden werden.
Besonders vorteilhafte Gehalte an Ag-, Au- oder Cu-reicher Phase liegen bei 7 bis 30 Vol.%. Versuche haben gezeigt, dass Diamantpulver in einem breiten Korngrößenspektrum verarbeitet werden können. Neben Naturdiamanten lassen sich auch preisgünstigere synthetische Diamanten verarbeiten. Auch mit den gängigen beschichteten Diamantsorten wurden ausgezeichnete Verarbeitungsergebnisse erzielt. Daraus ergibt sich, dass auf die jeweils kostengünstigste Sorte zurückgegriffen werden kann. Für kostenunkritische Anwendungen mit extrem hohen Anforderungen an die Wärmeleitfähigkeit ist es günstig, eine Diamantfraktion mit einer mittleren Korngröße im Bereich von 50 bis 250 μm zu verwenden. Weiteres lassen sich die höchsten
Wärmeleitfähigkeitswerte durch die Verwendung von Ag bei Gehalten von 7 bis 30 Vol.% erzielen.
Neben der besonders vorteilhaften Verwendung der Bauteile für die Wärmeableitung bei Halbleiterkomponenten kann der erfindungsgemäße Verbundwerkstoff auch als Wärmesenke in anderen Anwendungsbereichen wie beispielsweise im Bereich der Luft- und Raumfahrt oder Motorenbau eingesetzt werden. Im Folgenden wird die Erfindung durch Herstellbeispiele näher erläutert.
Beispiel 1
Naturdiamantpulver der Qualität IIA (Micron+ SND der Element Six GmbH) mit einer mittleren Kornfraktion von 80 - 150 μm wurde in eine Graphitform mit den Abmaßen von 35 mm x 35 mm x 5 mm eingefüllt. Die Schüttdichte wurde durch
mechanisches Rütteln bei 65 Vol.%. eingestellt. In weiterer Folge wurde das Diamantpulver mit einer Folie aus einer eutektischen Ag-Si-Legierung bedeckt, wobei der Si-Gehalt 11 At.% betrug und zur Infiltration in einem Ofen unter Vakuum auf eine Temperatur von 860°C erhitzt, wobei die Haltezeit 15 Minuten betrug. Die anschließende Gasdruckinfiltration unter Verwendung von Helium erfolgte bei 1 bar für 15 Minuten. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur mit einem Haltepunkt bei 400°C für ca. 10 Minuten, wurde mittels quantitativer Metallografie die Volumengehalte der vorhandenen Phasen ermittelt. Der Wert für Siliziumkarbid lag dabei bei ca. 1 Vol.%, wobei das Siliziumkarbid großteils die Diamantkörner gleichmäßig umhüllt. Auf Grund der geringen Schichtstärke dieser Siliziumkarbidumhüllung konnte die Modifikation der
Siliziumkarbidphase nicht ermittelt werden. Neben Diamant und Siliziumkarbid besteht das Gefüge aus einer Ag-reichen Phase mit eingelagerten Si- Ausscheidungen, die sich durch die eutektische Umsetzung gebildet haben. Der Volumenanteil der Ag-reichen Phase betrug ca. 12 %, der von Si ca. 1 %. Mittels EDX konnten in der Ag-reichen Phase neben Ag keine weiteren Bestandteile nachgewiesen werden, sodass auf Grund der gegebenen Detektionsgrenze davon ausgegangen werden kann, dass der Ag-Anteil bei größer 99 At.% liegt. Zur Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit und des Wärmeausdehnungskoeffizienten wurde die Platte mittels Laser und Erodieren bearbeitet. Für die Wärmeleitfähigkeit bei Raumtemperatur wurde ein mittlerer Wert von 500 W/(m.K) gemessen. Die Bestimmung des Wärmeausdehnungskoeffizienten erbrachte einen mittleren Wert von 8,5 10"6 K"1.
Beispiel 2
In einem weiteren Versuch wurde synthetisches Diamantpulver αer Qualität Micron+ MDA der Element Six GmbH und einer mittleren Kornfraktion von 40 - 80 μm verarbeit. Die Verarbeitung erfolgte wie in Beispiel 1 beschrieben. Die mittlere Wärmeleitfähigkeit bei Raumtemperatur des so hergestellten Verbundwerkstoffes betrug 410 W/(m.K), der mittlere Wärmeausdehnungskoeffizient 9,0 10"6 K"1.
Beispiel 3
In einem weiteren Versuch wurde synthetisches Diamantpulver der Qualität
Micron+ MDA der Element Six GmbH mit einer mittleren Kornfraktion von
40 - 80 μm verarbeit. Die Die Herstellung erfolgte wie in Beispiel 1 beschrieben.
Die Infiltration der Diamantschüttung mit einer eutektischen Ag-Si-Schmelze wurde in einer üblichen Squeeze-Casting Vorrichtung, deren Form aus
Warmarbeitsstahl auf 150°C vorgeheizt wurde, bei einem Gasdruck von ca.
40 MPa durchgeführt. Die Temperatur der Ag-Si-Schmelze betrug ca. 880°C.
Die folgende, langsame Abkühlung bis Raumtemperatur wurde mit einem
Haltepunkt bei 400°C für ca. 15 Minuten durchgeführt. Die mittlere Wärmeleitfähigkeit bei Raumtemperatur des so hergestellten
Verbundwerkstoffes betrug 480 W/(m.K), der mittlere
Wärmeausdehnungskoeffizient.
Beispiel 4 Synthetisches Diamantpulver der Qualität Micron+ MDA der Element Six GmbH mit einer mittleren Kornfraktion von 40 - 80 μm wurde gemäß Beispiel 3 verarbeitet, jedoch ohne dass bei der Abkühlung von der Infiltrationstemperatur eine Haltephase bei ca. 400°C für 15 Minuten durchgeführt wurde. Die mittlere Wärmeleitfähigkeit bei Raumtemperatur des so hergestellten Verbundwerkstoffes betrug 440 W/(m.K), der mittlere Wärmeausdehnungskoeffizient 8,5 10"6 K"1.
Beispiel 5
Naturdiamantpulver der Qualität IIA (Micron+ SND der Element Six GmbH) mit einer mittleren Kornfraktion von 40 - 80 μm wurde mit 7 Vol.% eines Binders auf Epoxydharz-Basis vermengt. Der so hergestellte Precursor oder Zwischenstoff wurde mittels Matrizenpressen bei einem Druck von 200 MPa zu einer Platte der Dimension 35 mm x 35 mm x 5 mm gepresst. Der Porenanteil der Platte betrug ca. 15 Vol.%. In weiterer Folge wurde diese Platte mit einer Folie aus einer eutektischen
Cu-Y-Legierung bedeckt, wobei der Y-Gehalt 9,3 At.% betrug und zur Infiltration in einem Ofen unter Vakuum auf eine Temperatur von 900°C erhitzt, wobei die Haltezeit 15 Minuten betrug. Zur Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit und des
Wärmeausdehnungskoeffizienten wurde die Platte mittels Laser und Erodieren bearbeitet. Für die Wärmeleitfähigkeit bei Raumtemperatur wurde ein mittlerer Wert von 410 W/(m.K) gemessen. Die Bestimmung des Wärmeausdehnungskoeffizienten erbrachte einen mittleren Wert von 7,7 10"6 K"1.