Die vorliegende Erfindung betrifft einen variablen, modular aufgebauten Sattel
für Pferde. Ein hochwertiger Sattel zeichnet sich dadurch aus, dass er sowohl
dem Reiter als auch dem Pferd bestmöglich angepasst ist, wobei das Gewicht
des Reiters gleichmäßig auf die Sattelauflagefläche am Pferderücken verteilt ist
und der Reiter darüber hinaus die Möglichkeit hat, durch Gewichts- und
Kreuzhilfen gezielt auf das Pferd einwirken zu können.
Die Auflagefläche muss bei genügender Kammerhöhe genügend groß sein, um
eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit des Pferdes zu gewährleisten und
muss darüber hinaus dem Reiter die Voraussetzung geben, korrekt über dem
Schwerpunkt des Pferdes sitzen zu können. Hierbei ist schließlich zu
berücksichtigen, dass die individuelle Maßfertigung von Sätteln hohe Kosten mit
sich bringt, insbesondere dann, wenn der Sattel eines Reiters - der also auf
den Reiter angepasst ist - bei mehreren Pferden mit unterschiedlichem
Körperbau Verwendung findet.
Um hier den optimalen Sattel benützen zu können, muss der Reiter für jedes
Pferd den passenden Sattel besitzen. Verschärft wird dieses Problem durch das
Wachstum eines Pferdes. Da die Bereitung bereits zu einem möglichst frühen
Zeitpunkt innerhalb des Wachstums des Pferdes einsetzen soll, und
Wachstumsschäden durch falsch sitzende Sättel ausgeschlossen werden
sollen, sind auch für jedes Pferd während der Wachstumsphase zumindest zwei
Sättel erforderlich.
Zur Lösung dieses Problems wurden verstellbare Sättel vorgeschlagen, bei
denen an einem Sattelbaum verstellbar befestigte Trachten vorgesehen sind,
wobei beispielsweise die Trachten jeweils in ihren Vorderbereichen über
einstellbare Vorderbefestigungen zur Einstellung des Abstandes zwischen
Sattelbaum und Trachten mit Ortenden des Sattelbaums im wesentlichen fest
und an einem hinteren Befestigungspunkt mit dem Sattelbaum über ein Gelenk
verbunden sind, sodass in den Befestigungspunkten ein Kippen und damit
Tordieren der elastisch ausgebildeten Trachten um ihre Längsachse ermöglicht
wird. Diese Lösung hat sich jedoch in der Praxis nicht durchgesetzt, da sie
aufwendig in der Herstellung und in der Handhabung ist und dem Reiter ein
unzureichendes Sicherheitsgefühl vermittelt.
Ein wesentlicher Punkt für die vorliegende Erfindung liegt auch darin, dass für
jeden Anwendungsfall spezielle Sättel benötigt werden. So gibt es sowohl
Geländesättel, als auch Springsättel und Dressursättel, aber auch Mehrzweck-
oder Vielseitigkeitssättel, wobei letztere jedoch einen Kompromiss aus den
erstgenannten Sattelformen bilden. Um gute Leistungen bringen zu können,
wird der Reiter für jede Reitdisziplin zu einem anderen, speziell dafür
ausgebildeten Sattel greifen.
In der Praxis ist es daher erforderlich, für jedes Pferd und für jede Reitdisziplin
mindestens einen eigenen Sattel anzuschaffen. Eine bekannte Lösung für
dieses Problem wird in der DE 84 17 407 beschrieben, welche einen aus zwei
auswechselbaren Teilen zusammengesetzten Sattel beschreibt, wobei unter
Beibehaltung des in der Herstellung am aufwendigsten Teiles, nämlich des
Sattelsitzes, das am Widerrist des Pferdes entsprechend zu bemessende
Kopfeisen wie auch die Sattelblätter mitsamt dem am meisten individuellen
Bedürfnissen unterworfenen vorderen Kissenabschnitt ausgewechselt werden
können.
Der Sattelsitz selbst wird in dieser Lösung wie üblich über einen Sattelbaum
gearbeitet, welcher in den Sattelsitz fix integriert ist. Er weist lediglich in seinem
rückwärtigen Abschnitt zwei symmetrische Teile des Sattelkissens auf, während
bei herkömmlichen Sätteln die Sattelkissen bis zum Vorderzwiesel reichen. Das
üblicherweise eingearbeitete Kopfeisen ist hier jedoch freiliegend angebracht
und wird an den Ortspitzen auswechselbar gehalten. Auf diese Weise kann das
Kopfeisen dem jeweiligen Pferd angepasst werden.
Die Sattelblätter hängen im Bereich des Vorderzwiesels über einen aus
gefüttertem Leder bestehenden Brückenabschnitt zusammen, der zugleich eine
untere Abdeckung des Kopfeisens in dessen Mittelabschnitt bildet. Die
Ortspitzen mitsamt den Enden des Kopfeisens werden in entsprechende
Taschen der Sattelblätter eingesteckt, die darüber hinaus an ihrem oberen und
vorderen Rand Fortsetzungen der Kissenteile aufweisen.
Diese beiden Teile werden mittels Ösen und Haken miteinander verbunden.
Zusätzlich ist der Brückenteil über Druckknöpfe vor dem Kopfeisen am
Sattelsitz anknöpfbar. Eine weitere Verbindung erfolgt über die Sattelgurte,
welche am Sattelsitz angenäht sind und von oben her durch entsprechende
Schlitze am oberen Ende der Sattelblätter geführt werden.
Um auch noch eine Anpassung an den Körperbau des Pferdes zu ermöglichen,
befinden sich im Bodenteil der Kissenteile Schlitzöffnungen, durch welche die
Polsterung verändert werden kann.
Nachteilig bei dieser bekannten Lösung ist, dass der Sattelsitz nach wie vor
sehr aufwendig in der Herstellung ist, da er normal zusammengenäht und dann
das Leder mit Zangenhilfe über den Sattelbaum gespannt wird. Der Sattelbaum
selbst ist nicht auswechselbar, was jedoch beim Wechsel bei Pferden mit
unterschiedlicher Rückenbreite erforderlich wäre.
Ein weiterer Nachteil liegt darin, dass für jede Reitdisziplin ein separater Teil mit
entsprechenden Sattelblättern erforderlich ist. Auch die Ausführung von
geteilten Sattelkissen ist für das Pferd von Nachteil. Der wesentlichste Nachteil
aber, der letztendlich auch schuld daran ist, dass sich dieser Satteltyp am Markt
nicht durchgesetzt hat, liegt darin, dass die Verbindung der beiden Teile über
Ösen und Haken sehr filigran ist und wegen der latenten Bruchgefahr ein
hohes Sicherheitsrisiko darstellt. Daran ändern auch die weiteren
Verbindungsstellen durch Druckknöpfe und Sattelgurte nicht viel.
Da die Idee des zusammengesetzten Sattels jedoch prinzipiell das Problem der
Anschaffung einer Mehrzahl von Sätteln löst, stellt sich die vorliegende
Erfindung die Aufgabe, einen aus aufeinander abgestimmten Modulen
zusammengesetzten Sattel zu schaffen, der jedoch die aufgezeigten Mängel,
insbesondere das Sicherheitsrisiko der bekannten Lösung zuverlässig
vermeidet. Darüber hinaus soll der erfindungsgemäße Sattel auch zu einer
erheblichen Kostenreduktion durch einfachere Herstellung beitragen.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der
abhängigen Ansprüche.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der Figuren näher erläutert. Darin
zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht des vollständig zusammengesetzten Sattels; Fig. 2 den bevorzugt aus Carbonfaster-Verbundwerkstoff gefertigten,
gegebenenfalls zweiteiligen Sattelbaum mit Sturzfeder und Schraubeninsert
und den Befestigungslöchern; Fig. 3 das Sattelkissen mit integrierter Befestigungsschiene, welche ebenfalls
bevorzugt aus Carbonfast-Verbundwerkstoff besteht. Diese Schiene kann im
ganzen, geteilt oder in zwei Teilen gefertigt sein; Fig. 4 den Sattelbaum mit daran montiertem großem Sattelblatt; Fig. 5 denselben Sattelbaum aus Fig. 4 mit zusätzlich daran befestigten
Strippen und Sattelkissen; Fig. 6 den Sattelsitz mit kleinen Satteltaschen, so wie er in den Sattelbaum
eingeschoben und darin festgeklemmt wird; Fig. 7 den zur Klemmenden Befestigung des Sattelsitzes am Sattelbaum
vorgesehenen Fixierungsbügel, wobei eine der Schraubbohrungen durch ein
Logobutton abgedeckt ist.
Der erfindungsgemäße Sattel setzt sich aus einzelnen Modulen zusammen,
welcher je nach Anwendungsfall und je nach verwendetem Pferd aus den
aufeinander abgestimmten Einzelteilen zusammen gesetzt wird. Der Sattel
selbst besteht, wie aus Fig. 1 ersichtlich, aus sechs Einzelteilen, dem
Sattelbaum 1, dem Sattelkissen 2, den beiden Sattelblättern 3, dem Sattelsitz 4
und einem Fixierungsbügel 5.
Der in Fig. 2 separat dargestellte Sattelbaum 1 ist einteilig oder aus zwei lösbar
miteinander verbundenen Teilen 6 und 7 zusammen gesetzt, wobei der
schalenförmige Teil 6 in zwei langgestreckten Teilen 8, 8' ausläuft, welche
entlang des Pferderückens verlaufen. Zwischen den langgestreckten Teilen 8
und 8' befindet sich eine offene Fläche 9. Die freien Endbereiche der
langgestreckten Teile 8, 8' werden von einem bügelförmigen Teil 7 in ihrer Lage
fixiert. An diesem bügelförmigen Teil 7 ist zusätzlich eine Sturzfeder 10
angebracht.
Bei der zweiteiligen Ausführungsform kann über den bügelförmigen Teil 7 der
Abstand zwischen den freien Enden der langgestreckten Teile 8 und 8'
innerhalb relativ enger Grenzen stufenlos verändert werden, um eine möglichst
optimale Anpassung an die Breite des Pferderückens zu ermöglichen. Dieser
Bereich reicht jedoch üblicherweise nicht aus, um das Wachstum des Pferdes
vom Zeitpunkt der ersten Bereitung bis zum ausgewachsenen Stadium
begleiten zu können. Je nach Pferd wird es daher in diesem Zeitraum zwei bis
drei verschiedene Sattelbäume benötigen, wenn eine optimale Breite zu jedem
Zeitpunkt gewährleistet sein soll.
Der Sattelbaum 1 wird an einem Ende von einer schalenförmigen Erhebung 11
gesäumt, welche an ihrem Rand 12 nach Innen vorgewölbt ist zur Aufnahme
des äußeren Randes des hier nicht dargestellten Sattelsitzes 4. Der äußere
Rand des Sattelsitzes 4 wird dabei unter diese Vorwölbung 12 geschoben und
mit seinem gegenüberliegenden Ende mittels der Kante 13 des bügelförmigen
Teiles 7 festgeklemmt. Zur endgültigen Befestigung des Sattelsitzes dient der in
Fig. 7 dargestellte Fixierungsbügel 5, welcher über die Bohrungen 14 am
bügelförmigen Teil 7 angeschraubt oder sonst in geeigneter lösbarer Weise
befestigt wird.
Unterhalb des Sattelbaumes 1 ist das Sattelkissen 2 angeordnet, welches in
Fig. 3 separat dargestellt ist. Darin integriert ist eine Befestigungsschiene 15,
welche hier strichliert dargestellt ist. Die Befestigungsschiene ist aus
Gewichtsgründen ebenfalls bevorzugt aus Carbonfaser-Verbundwerkstoff
hergestellt und kann sowohl einteilig, als auch geteilt oder in zwei Teilen
gefertigt sein.
In Fig. 4 ist der Sattelbaum 1 mit daran befestigten Sattelblättern 3, 3' zu
sehen. Die Sattelblätter 3, 3' sind seitlich am Sattelbaum 1 angeschraubt oder
sonst in geeigneter lösbarer Weise befestigt. Je nach Reitdisziplin sind die
Sattelblätter 3, 3' mit oder ohne Kniebauschen ausgestattet. Will ein Reiter
seinen Sattel in unterschiedlichen Reitdisziplinen verwenden, so benötigt er
nicht für jede Disziplin einen eigenen Sattel, sondern wechselt nur die
entsprechenden Sattelblätter 3, 3' und unter Umständen das Sattelkissen 2
aus.
In Fig. 5 ist dieses Sattelkissen 2 bereits am Sattelbaum 1 montiert. Ebenfalls
dargestellt sind kurze Stücke der Strippen 16, welche in nicht dargestellten
Bauchgurten münden. In diesem Stadium des Zusammenbaues ist es nun
erstmals möglich, den am Pferd mittels der Gurte befestigten Sattel
genauestens auf seine Passfähigkeit überprüfen zu können. Besonders hilfreich
ist dabei insbesondere die freie Fläche 9. Eine derart genaue Inspektion war
mit den Sätteln aus dem Stand der Technik nicht möglich.
Ein großer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht auch darin, dass die
Herstellung des Sattelsitzes 4 im Vergleich zum bisherigen Stand der Technik
wesentlich vereinfacht ist. Für den in Fig. 6 separat dargestellten Sattelsitz 4
wird lediglich das Sitzleder 18 über den gepolsterten Sattelsitz 4 gespannt und
die kleonen Satteltaschen 17 am gepolsterten Sattelsitz 4 befestigt.
Es entfällt das bisher übliche, sehr kraftraubende und nur mit Zangenhilfe zu
bewältigende Spannen über den Sattelbaum. Dieser Vorteil trägt entscheidend
dazu bei, das die gesamte Herstellungszeit eines durchschnittlichen Sattels
erheblich reduziert werden kann. Nachdem die Herstellung eines Sattels im
wesentlichen reine Handarbeit ist, wirkt sich diese Zeitreduktion spürbar auch
auf den Herstellungspreis des Sattels aus.
Der erfindungsgemäße Sattel reduziert damit sowohl die laufenden
Anschaffungskosten des Reiters als auch den Herstellungsaufwand und sichert
zugleich einen sowohl dem Reiter, als auch dem Pferd und der Reitdisziplin
optimal angepassten Sattel.
Sollte nach einiger Zeit der Benutzung ein Nachpolstern einzelner Teile des
Sattels erforderlich sein, so kann dies aufgrund des leicht zerlegbaren Aufbaues
des Sattels mit erheblich geringerem Arbeitsaufwand durchgeführt werden. Ein
weiterer Vorteil liegt darin, dass der Sattelsitz bei Abnutzung in einfachster
Weise und sehr kostengünstig ausgetauscht werden kann. Auch können
mehrere Reiter mit erheblich unterschiedlichem Gewicht, etwa Kinder,
Jugendliche und Erwachsene ein und dasselbe Pferd mit demselben Sattel
bereiten, es ist nur der Sattelsitz auszutauschen und jeder reitet mit seinem auf
ihn optimierten Sattel.
Auch wenn eine beschädigte Strippe ausgetauscht werden soll, kann dies durch
einfaches aufschrauben, Wechseln der Strippe und wieder zusammen
schrauben des Sattels vom Reiter selbst bewerkstelligt werden. Kostspielige
Reparaturen in Spezialwerkstätten sind dafür nicht mehr nötig.
Aufgrund der modularen Bauweise bietet der erfindungsgemäße Sattel erstmals
die Möglichkeit mit geringem Aufwand einen sowohl auf das Pferd im jeweiligen
Wachstumsstadium als auch im Fall von wechselnden Reitern optimal
angefertigten Sattel zu schaffen, der darüber hinaus auch für jede Reitdisziplin
optimal ausgestattet ist, wobei der Austausch emeuerungsbedürftiger
Komponenten nun in einfachster Weise von Jedermann zu bewerkstelligen ist.
Damit ist die Idee des zusammengesetzten Sattels in bestmöglicher Weise
realisiert. Darüber hinaus trägt der erfindungsgemäße Sattel auch zu einer
erheblichen Kostenreduktion durch einfachere Herstellung bei und bietet
dieselbe Sicherheit wie herkömmliche Sättel.